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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kalibrierung eines analog regelnden Hydraulikventils gemäß Oberbegriff von Anspruch 1 und ein hydraulisches oder elektrohydraulisches Bremssystem gemäß Anspruch 19.
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Im Stand der Technik sind bereits unterschiedliche Verfahren zur analogen Ansteuerung und Regelung von analogisierten Digitalventilen in hydraulischen oder elektrohydraulischen Bremsanlagen von Kraftfahrzeugen bekannt. Diesen Verfahren ist gemein, dass zur exakten Analogregelung eines analogisierten Digitalventils die Ventilansteuerkennlinie bekannt sein muss. Im Hinblick auf sicherheitskritische Vorgänge ist eine exakte analoge Regelung in der Regel nicht notwendig. Im Zusammenhang mit Komfortfunktionen, wie beispielsweise einer intelligenten Geschwindigkeitsregelung, ist eine ungenaue Regelung jedoch mit Komforteinußen verbunden. Dies stellt eine Einbuße an Fahrkomfort dar und wird vom Fahrer nicht akzeptiert. Aufgrund der durch die Herstellung bedingten statistischen Streuung der Eigenschaften weist jedes Ventil individuelle Eigenschaften auf. Dadurch werden teilweise aufwändige Kalibrierungsverfahren notwendig. Eine andere Möglichkeit besteht in der Verwendung eines mit vergleichsweise hohen Zusatzkosten verbundenen Drucksensors im jedem Raddruckkreis, der über eine Regelschleife an die Ventilsteuerung der Bremsanlage gekoppelt ist. Außerdem können sich während des Betriebs Veränderungen der Ventileigenschaften ergeben, so dass zusätzlich eine regelmäßige Nachjustierung der Ventilansteuerkennlinie von Vorteil wäre.
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Um auch ohne einen kostenintensiven zusätzlichen Drucksensor eine exakte Analogregelung vornehmen zu können, schlägt die
DE 10 2005 041 556 A1 ein Verfahren vor, bei welchem aus dem Elektromotor einer zur Druckerzeugung genutzten Pumpe ein Spannungssignal ausgelesen wird, welches eine Bestimmung des zwischen dem Pumpeneingang und dem Pumpenausgang vorherrschenden Differenzdrucks ermöglicht. Der Pumpenmotor wird dabei kurzfristig als Generator genutzt.
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Die
DE 11 2004 000 772 A1 offenbart in diesem Zusammenhang ein Verfahren zur Kalibrierung von Ventilansteuerkennlinien während des Regelbetriebs. Dabei wird zunächst von einer vorgegebenen Kennlinie ausgegangen, welche durch in einem rekursiven Lernverfahren ermittelte Korrekturgrößen korrigiert wird. Die Korrekturgrößen wiederum werden über mehrere Lernzyklen hinweg aus Druckaufbauzeiten oder Druckanforderungen berechnet, so dass eine schrittweise Anpassung der vorgegebenen Ansteuerkennlinie ermöglicht wird.
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Die
WO2008/107219 beschreibt ebenfalls ein Verfahren zur Kalibrierung eines elektromagnetischen Ventils. Bei diesem Verfahren wird eine periodische Druckmodulation am zu kalibrierenden Ventil erzeugt und das Ventil gleichzeitig mit einem Offsetstrom beaufschlagt. Anhand des durch den magnetischen Anker in die Ventilspule induzierten Signals oder anhand eines in eine zusätzliche Messspule induzierten Signals kann so jederzeit eine Kalibrierung durchgeführt werden, da die Umschaltpunkte des Ventils über ein elektrisches Signal erfassbar sind.
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Der Nachteil dieser aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren besteht darin, dass entweder eine Druckveränderung nur über ein elektrisches Signal in einer Spule erkannt wird, was zusätzliche Programmalgorithmen zum Rückrechnen des zugrunde liegenden Differenzdrucks erforderlich macht und zudem nur eine indirekte Bestimmung der Ventilansteuerkennlinie erlaubt, oder aber, sofern ein Korrekturverfahren zur Korrektur einer vorhandenen Ventilansteuerkennlinie durchgeführt wird, sich der Nachteil ergibt, dass ein derartiges Verfahren nur während einer Druckanforderung, also während des Regelbetriebs, durchgeführt werden kann. Dies bedeutet für den Fahrer durch ggf. entstehende Geräuschentwicklung eine Einbuße an Komfort.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren vorzuschlagen, welches ohne zusätzliche Drucksensoren und ohne indirekte Druckmessung auch außerhalb des Regel- und Steuerbetriebs eine Bestimmung einer Ventilansteuerkennlinie zur Analogregelung eines analogisierten Digitalventils ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das Verfahren zur Kalibrierung eines analog regelnden Hydraulikventils gemäß Anspruch 1 und das hydraulische oder elektrohydraulische Bremssystem gemäß Anspruch 19 gelöst.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Kalibrierung eines analog regelnden Hydraulikventils in einem hydraulischen Druckregelkreis, welcher mindestens ein Druckauslassventil, mindestens ein Druckeinlassventil, mindestens eine elektrische Pumpe und und mindestens zwei Drucksensoren, wovon mindestens ein Drucksensor einen Hydraulikdruck auf einer Fluidausgangsseite der elektrischen Pumpe sensiert umfasst, wobei das zu kalibrierenden Hydraulikventil mit einer Stromrampe beaufschlagt wird, zeichnet sich dadurch aus, dass ein Sensieren einer einsetzenden Druckveränderung durch den mindestens einen Drucksensor ein Strom-Druck-Wertepaar auf einer Ventilansteuerkennlinie charakterisiert. Durch das Sensieren einer einsetzenden Druckveränderung während des Abfahrens der Stromrampe am zu kalibrierenden Ventil kann auf einfache Weise ein Öffnungspunkt des Ventils auf einer Strom-Druck-Kennlinie ermittelt werden. Der erfindungsgemäße Kalibriervorgang kann dabei einmalig während der Montage des Fahrzeugs bzw. des hydraulischen Druckregelkreises erfolgen. Ebenso wäre es denkbar, in regelmäßigen Intervallen eine Korrektur von sich ggf. über die Lebensdauer verändernden Ventileigenschaften durchzuführen.
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Bevorzugt ist es vorgesehen, dass das zu kalibrierende Hydraulikventil ein Druckauslassventil ist. Dadurch kann eine zwischen der Fluideingangsseite und der Fluidausgangsseite der elektrischen Pumpe vorhandene Druckdifferenz zum Kalibrieren genutzt werden. Durch Öffnen des Druckauslassventils entsteht aufgrund der äußeren Druckdifferenz eine Druckveränderung, welche mittels des Drucksensors auf einfache Weise sensiert werden kann.
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Außerdem ist es vorteilhaft, dass das Druckauslassventil ein stromlos geschlossenes Ventil ist. Die Verwendung von stromlos geschlossenen Ventilen als Druckauslassventile in Fahrzeugbremssystemen bietet den Vorteil, dass auch bei Ausfall der elektrischen Steuer- und Regelfunktionen des Fahrzeugbremssystems durch Betätigung des Bremspedals eine Bremswirkung erzeugt werden kann. Somit ist es jederzeit möglich, ein Fahrzeug unabhängig von der Funktionsfähigkeit seiner elektrischen bzw. elektronischen Systeme zu bremsen.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist es vorgesehen, dass die einsetzende Druckveränderung ein einsetzender Druckabfall ist. Durch Abfahren der Stromrampe an einem stromlos geschlossenen Ventil nimmt die in Öffnungsrichtung auf den Ventilanker wirkende magnetische Kraft mit dem Strom zu. Bei Erreichen des Öffnungsstroms öffnet das Ventil und es tritt ein Druckabfall auf, welcher somit das Erreichen des Öffnungsstroms kennzeichnet.
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Zweckmäßigerweise ist es vorgesehen, dass aus mindestens einem charakterisierten Strom-Druck-Wertepaar die Ventilansteuerkennlinie ermittelt wird. Bei Kenntnis der Ventilcharakteristik eines sich qualitativ ähnlich verhaltenden Ventils, kann aus nur einem ermittelten Wertepaar des zu kalibrierenden Ventils auf das Ventilverhalten des zu kalibrierenden Ventils über den gesamten Druckbereich geschlossen werden. Auf diese Weise kann beispielsweise ein einer gemeinsamen Produktionscharge entstammender Satz Ventile auf einfache Weise kalibriert werden, da diese Ventile in der Regel ausreichend ähnliche Eigenschaften aufweisen. Bei Charakterisierung von mehreren Strom-Druck-Wertepaaren ergibt sich hingegen eine vergleichsweise genauere Ventilansteuerkennlinie, welche zudem ohne Kenntnis weiterer Ventildaten ermittelt werden kann.
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Außerdem ist es vorteilhaft, dass auf einer Fluidauslassseite des mindestens einen Druckauslassventils ein Hydraulikdruck von im Wesentlichen 0 bar vorliegt. Da erfindungsgemäß der hydraulische Druck auf der Fluidausgangsseite der elektrischen Pumpe sensiert wird, kann bei Vorliegen eines hydraulischen Drucks von 0 bar auf der Fluideingangsseite auf einfache Weise die Druckdifferenz zwischen beiden Seiten bestimmt werden.
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Zusätzlich ist es vorgesehen, dass der Druckregelkreis weiterhin mindestens ein elektronisches Umschaltventil, mindestens ein Trennventil, mindestens einen Niederdruckspeicher, welcher auf der Fluidausgangsseite des mindestens einen Druckauslassventils angeordnet ist, mindestens einen einer Fahrzeugbremse zugeordneten Radbremszylinder und mindestens einen Hauptzylinder umfasst. Diese Vorrichtungen sind typischerweise feste Bestandteile eines hydraulischen oder elektrohydraulischen Fahrzeugbremssystems. Somit kann das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhafterweise in allen gängigen Fahrzeugbremssystemen Anwendung finden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Druckregelkreis ein Druckregelkreis einer hydraulischen oder elektrohydraulischen Bremsanlage eines Fahrzeugs ist. Aufgrund der immer komplexer werdenden Fahrerassistenzsysteme sowie der zunehmend feinfühligen Steuer- und Regelanforderungen in Fahrzeugbremssystemen ist eine genaue und einfache Ventilkalibrierung, wie sie das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt, hier von großem Vorteil.
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Vorzugsweise zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren zudem dadurch aus, dass der Druckregelkreis den Hydraulikdruck einer einzelnen Fahrzeugbremse regelt, welche einem einzelnen Fahrzeugrad zugeordnet ist. Durch die Verwendung individueller Druckregelkreise für jede Fahrzeugbremse ergibt sich die größtmögliche Sicherheit hinsichtlich eines Ausfalls des Gesamt-Bremsensystems.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, dass der Druckregelkreis den Hydraulikdruck zweier Fahrzeugbremsen regelt, welche zueinander diagonal versetzt am Fahrzeug angeordnet sind. Somit kann das Fahrzeug bei Versagen eines Druckregelkreises weiterhin ohne wesentliche Einbußen hinsichtlich der Sicherheit abgebremst werden. Zudem ergibt sich die Möglichkeit, kosten- und materialsparend ein effektives Fahrzeugbremssystem zu realisieren.
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Bevorzugt ist es auch vorgesehen, dass weitere Drucksensoren den Radbremszylindern der Fahrzeugbremsen zugeordnet sind und Drücke in den Radbremszylindern sensieren. Dies erlaubt es, die erfindungsgemäße Ventilkalibrierung vereinfacht und mit größerer Genauigkeit auszuführen, da die zu messenden Drücke bzw. Druckveränderung direkt dort erfasst werden, wo sie entstehen. Zudem ergibt sich durch die Verwendung zusätzlicher Drucksensoren eine erhöhte Ausfallsicherheit und Redundanz.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist es vorgesehen, dass das mindestens eine Druckeinlassventil ein stromlos geöffnetes Ventil ist. Bei einem Ausfall der elektrischen oder elektronischen Steuer- und Regelfunktionen bleibt somit die Ansprechbarkeit des Bremssystems über vom Fahrer mittels des Bremspedals eingesteuerten Hydraulikdrucks erhalten.
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Außerdem ist es vorteilhaft, dass das Trennventil ein stromlos geöffnetes Ventil ist. Auch die Auslegung des Trennventils als stromlos geöffnetes Ventil trägt zur Beibehaltung der Ansprechbarkeit des Bremssystems im Falle eines Ausfalls der Steuer- und Regelfunktionen bei. Im speziellen wird hierdurch ein Druckabbau im Radbremszylinder bei Rücknahme des über das Bremspedal eingesteuerten Drucks möglich.
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Weiterhin ist es vorgesehen, dass ein Ventilzustand mittels eines pulsweitenmodulierten Stroms eingesteuert und/oder eingeregelt wird. Mittels Pulsweitenmodulation kann über das Verhältnis der Ein-Phasen zu den Aus-Phasen auf einfache Weise ein mittlerer Stromwert eingestellt werden. Somit werden die analoge Ansteuerung und die Einregelung von Zwischenstellungen des Ventils möglich, was insgesamt zu einer feinfühligeren Bremsenregelung führt.
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Außerdem ist es zweckmäßig, dass zu Beginn der Ventilkalibrierung ein Druckaufbau bei geöffnetem elektronischem Umschaltventil und geschlossenem Trennventil durchgeführt wird. Dadurch kann mittels der elektrischen Pumpe auf der Fluideingangsseite der elektrischen Pumpe ein Hydraulikdruck von im Wesentlichen 0 bar erzeugt werden, während auf der Fluidausgangsseite ein hydraulischer Überdruck aufgebaut wird. Sofern den Radbremsen Drucksensoren zugeordnet sind, können diese zum Sensieren des aufgebauten Drucks und eines einsetzenden Druckabfalls genutzt werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass bei der Kalibrierung eines Druckauslassventils, dessen Radbremse kein Drucksensor zugeordnet ist, das Druckeinlassventil derjenigen Radbremse im selben Druckregelkreis, welcher ein Drucksensor zugeordnet ist, geöffnet ist. Somit erfolgt ein hydraulischer Kurzschluss der Fluidausgangsseite des zu kalibrierenden Druckauslassventils mit dem Drucksensor der Radbremse, welcher ein Drucksensor zugeordnet ist. Ein Öffnen des zu kalibrierenden Druckauslassventils wird somit auch in diesem Fall zuverlässig mittels der Sensierung eines einsetzenden Druckabfalls erkannt.
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Vorzugsweise zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, dass bei der Kalibrierung eines stromlos geschlossenen Ventils die Stromrampe längs der Zeitachse ansteigt. Dadurch erhöht sich die magnetische Kraft, welche in Öffnungsrichtung auf den Anker wirkt. Sobald das Ventil öffnet, wird das zugehörige Strom-Druck-Wertepaar erfasst. Die längs der Zeitrampe ansteigende Stromrampe erlaubt ein systematisches Suchen des Öffnungspunkts.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, dass bei der Kalibrierung eines stromlos geöffneten Ventils die Stromrampe längs der Zeitachse abfällt. Dadurch verringert sich die magnetische Kraft, welche das Ventil in der Schließposition hält. Sobald das Ventil öffnet, wird auch hier das entsprechende Strom-Druck-Wertepaar erfasst. Durch die stetig abgefahrene Rampe wird hier ebenfalls ein systematisches Suchen des Öffnungspunkts ermöglicht.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass das zu kalibrierende Hydraulikventil zu Beginn der Stromrampe geschlossen ist. Ausgehend von einem geschlossenen Hydraulikventil lässt sich der Öffnungspunkt des Hydraulikventils durch eine sensierte Druckänderung auf besonders einfache Weise bestimmen.
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Vorzugsweise zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass das zu kalibrierende Hydraulikventil bei Sensieren einer Druckveränderung wieder geschlossen wird. Ein weiteres Abströmen des Hydraulikfluides über das Ventil wird somit verhindert, wodurch beispielsweise die Kalibrierung eines weiteren Ventils ohne neuerlichen Druckaufbau vereinfacht wird.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, dass zu Beginn der Kalibrierung der Niederdruckspeicher kein Hydraulikfluid enthält. Dadurch ergibt sich der Vorteil, dass auf der Fluideingangsseite der elektrischen Pumpe ein hydraulischer Druck von im Wesentlichen 0 bar vorliegt. Somit kann die Druckdifferenz zwischen der Fluideingangsseite und der Fluidausgangsseite der elektrischen Pumpe auf einfache Weise bestimmt werden.
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Vorzugsweise zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren zudem dadurch aus, dass die Kalibrierung während eines Fahrzeugstillstands durchgeführt wird. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass der Fahr- und Bremsbetrieb nicht durch Kalibriervorgänge der Bremsanlage gestört wird.
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Besonders bevorzugt zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, dass die Kalibrierung bei abgeschalteter Zündung durchgeführt wird. Somit kann die Kalibrierung abseits der Betriebszeiten des Fahrzeugs erfolgen, wodurch eine Störung des Fahr- und Bremsbetriebs in jedem Falle vollständig vermieden wird.
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Zudem ist es vorteilhaft, dass der Druckaufbau mittels der elektrischen Pumpe durchgeführt wird. Da ein hydraulisches oder elektrohydraulisches Fahrzeugbremssystem in der Regel eine elektrische Pumpe zur Druckerzeugung umfasst, kann somit ohne zusätzlichen Aufwand an Mitteln zur Druckerzeugung der zur Verfahrensumsetzung notwendige Hydraulikdruck erzeugt werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Druckaufbau mittels einer von einem Fahrer zu bedienenden Druckeinsteuervorrichtung durchgeführt wird. Dadurch wird es möglich, dass der Fahrer über das Bremspedal den notwendigen Druckaufbau selbst vornimmt. Das erfindungsgemäße Verfahren könnte somit beispielsweise ausgeführt werden, während der Fahrer das Fahrzeug mittels Bremsbetätigung an einer roten Ampel festhält. Auch in diesem Fall findet der Druckaufbau bei geöffnetem elektronischem Umschaltventil und geschlossenem Trennventil statt. Der aufgebaute Druck wird mittels der Drucksensoren sensiert und die Stromrampe am zu kalibrierenden Ventil wird gestartet.
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Besonders bevorzugt ist es, dass das Trennventil mit einem ausreichend hohen Haltestrom bestromt wird, um selbst bei vom Fahrer eingesteuerten Druckspitzen einen Fluiddurchfluss zu verhindern. Dadurch wird ein versehentlich über das Trennventil erfolgender Druckabbau vermieden und kann nicht fälschlich als Öffnungspunkt des zu kalibrierenden Ventils identifiziert werden.
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Weiterhin ist es besonders bevorzugt, dass die Stromrampe gestartet wird, wenn der Fahrer den mittels der Druckeinsteuervorrichtung eingesteuerten Druck reduziert. Eine vom Fahrer durchgeführte Reduzierung des eingesteuerten Drucks ist ein Hinweis darauf, dass der Fahrer die Bremse lösen möchte. Daher stellt der Zeitpunkt der vom Fahrer durchgeführten Reduzierung des Drucks einen geeigneten Moment zum Starten der Stromrampe dar.
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Schließlich ist es auch besonders bevorzugt, dass bei Sensieren eines Druckabfalls das Druckauslassventil und/oder das Trennventil geöffnet werden, um einem vom Fahrer mittels der Druckeinsteuervorrichtung eingesteuerten Druckabfallgradienten zu folgen. Sobald der Druckabfall sensiert wird ist das gesuchte Strom-Druck-Wertepaar gefunden und der Druck im Bremszylinder kann dem Fahrerwunsch wieder direkt folgen. Hierzu kann der weitere Druckabbau beispielsweise über das Trennventil erfolgen. Der Fahrer nimmt somit keine verzögerte Reaktion in der Bremskraftreduzierung wahr.
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Die vorliegende Erfindung betrifft weiter ein hydraulisches oder elektrohydraulisches Bremssystem, in welchem das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt wird.
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Weitere bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand von Figuren.
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Es zeigt
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1 schematisch ein elektrohydraulisches Bremsensystem mit zwei jeweils einer Radbremse zugeordneten Drucksensoren und einem dem Tandemhauptzylinder zugeordneten Drucksensor.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in 1 dargestellt. Das in 1 beispielhaft und schematisch dargestellte elekrtohydraulische Bremsensystem umfasst vom Fahrer zu bedienende Druckeinsteuervorrichting 1, welche beispielsgemäß als Tandemhauptzylinder 11, Unterdruckbooster 12 und daran angeordnetes Bremspedal 13 ausgeführt ist. Tandemhauptzylinder 11 ist dabei Drucksensor 6 zugeordnet. Weitere Drucksensoren 7 und 8 sind jeweils einer Radbremse 59 bzw. 49 der vorderen bzw. hinteren Fahrzeugachse zugeordnet. Über Hydraulikleitungen 2 und 3 ist Druckeinsteuervorrichtung 1 mit hydraulischen Druckregelkreisen 4 und 5 hydraulisch gekoppelt. Hydraulische Druckregelkreise 4 und 5 sind prinzipiell gleich aufgebaut und daher in der beispielhaftschematischen Darstellung der 1 identisch. Druckregelkreise 4 und 5 sind jeweils den Radbremsen eines Bremskreises eines zweiachsigen Kraftfahrzeugs zugeordnet. Hydraulischer Druckregelkreis 4 umfasst stromlos geschlossenes elektronisches Umschaltventil 41, stromlos offenes Trennventil 42, elektrische Pumpe 43, stromlos offene Einlassventile 45 und 48 und stromlos geschlossene Auslassventile 44 und 47. Weiterhin umfasst hydraulischer Druckregelkreis 4 Niederdruckspeicher 46 und jeweils einem Fahrzeugrad zugeordnete Radbremsen 49 und 410. Auslassventile 44 und 47 sollen kalibriert werden, wobei zuerst Auslassventil 44 kalibriert wird. Zu Beginn des Verfahrens werden elektrische Umschaltventile 41 bzw. 51 und Einlassventile 45 und 48 bzw. 55 und 58 geöffnet sowie Trennventile 42 bzw. 52 und Auslassventile 44 und 47 bzw. 54 und 57 geschlossen. Mittels elektrischer Pumpe 43 bzw. 53 wird nun jeweils auf der Fluidausgangsseite der Pumpe ein hydraulischer Überdruck aufgebaut, welcher direkt mittels Drucksensoren 7 bzw. 8 erfasst wird. Niederdruckspeicher 46 bzw. 56 werden vollständig geleert, so dass auf der Fluideingangsseite der Pumpe ein Druck von 0 bar anliegt. Nun wird an den zu kalibrierenden Auslassventilen eine Stromrampe abgefahren, welche bei einem ausreichend großen Strom eine magnetische Kraft erzeugt, die stark genug ist, das zu kalibrierende Ventil zu öffnen und einen Durchfluss zu erlauben. Der entsprechende Druckabfall wird von Drucksensor 7 bzw. 8 sensiert und gibt das zugehörige Strom-Druck-Wertepaar an, welches zur Festlegung der Ventilansteuerkennlinie genutzt wird. Da beispielsgemäß die Ventilcharakteristik eines weiteren Ventils aus derselben Produktionscharge – und somit einem qualitativ hinreichend ähnlichem Ventil – bekannt ist, wird anhand des einzelnen Strom-Druck-Wertepaars die gesamte Ventilansteuerkennlinie von Auslassventil 44 festgelegt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird z. B. einmal während des Herstellungsprozesses eines Fahrzeugs ausgeführt und dann während der Lebensdauer des Fahrzeugs in periodischen Abständen von 1 Woche, um Lebensdauerdrifts zu kompensieren.
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In einem anderen Beispiel ist es möglich, das Verfahren ausschließlich einmalig während des Herstellungsprozesses eines Fahrzeugs auszuführen.
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Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel wird das erfindungsgemäße Verfahren einmalig während des Herstellungsprozesses und anschließend nicht in regelmäßigen Abständen sondern unregelmäßig bei Vorliegen von geeigneten Situationen durchgeführt. Eine geeignete Situation liegt beispielsgemäß vor, wenn der Fahrer das Fahrzeug während des Betriebs mit der Fahrzeugbremse an einem Standort zunächst festhält und dann wieder anfährt. Die Stromrampe wird hier gestartet, sobald ein Lösen des Bremspedals erkannt wird. Eine weitere geeignete Situation liegt vor, wenn das Fahrzeug abgestellt wurde und die Zündung deaktiviert wurde.
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Beispielsgemäß wird nach der Kalibrierung von Auslassventilen 44 und 47 in Druckregelkreis 4 das Verfahren analog auf Auslassventile 54 und 57 in Druckregelkreis 5 angewandt. Druckregelkreis 5 ist im Prinzip identisch zu Druckregelkreis 4 aufgebaut und umfasst weiterhin elektronisches Umschaltventil 51, Trennventil 52, elektrische Pumpe 53, Einlassventile 55 und 58, Niederdruckspeicher 56 sowie Radbremsen 59 und 510.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel in 1 erfolgt die Kalibrierung von Auslassventil 47 ohne erneuten Druckaufbau mittels elektrischer Pumpe 43 unmittelbar nach der Kalibrierung von Auslassventil 44.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005041556 A1 [0003]
- DE 112004000772 A1 [0004]
- WO 2008/107219 [0005]