Vorrichtung zum Elektronenstrahlverdampfen
Beschreibung
Die Erfindung bezieht sich auf das Anwendungsgebiet der physikalischen Dampf- abscheidung (PVD) zum Zwecke des Vakuumbeschichtens von Substraten mit Funktionsschichten wie beispielsweise für den Korrosionsschutz, als Dekor, zur EMV-Schirmung oder Wärmedämmung und hier speziell auf eine Ausführungsform der Dampfquelle, bei der der Dampf durch Heizen eines Verdampfungsgutes mit Elektronenstrahlen aus Axialstrahlern erzeugt wird (nachfolgend auch EB-PVD genannt).
Stand der Technik
Weit verbreitete Dampfquellen der EB-PVD verfügen über so genannte „transverse guns", bei denen Strahlerzeugung, magnetische 270°-Strahlumlenkung und Tiegel mit Verdampfungsgut zumeist in einem kompakten Funktionsblock integriert sind.
Diese Quellen sind relativ preiswert, jedoch in Ihrer maximalen Strahlleistung von ca. 20 kW sowie Beschleunigungsspannung von ca. 20 kV und damit auch der erzeugbaren Ver- dampfungsrate limitiert. Zudem befindet sich die eigentliche Strahlquelle (Katode und
Heizung) auf dem Druckniveau einer Beschichtungskammer und ist den darin befindlichen Dämpfen und Gasen (insbesondere bei reaktiver Prozessführung) direkt ausgesetzt. Infolgedessen muss der Druck in der Beschichtungskammer durch entsprechend großzügige Dimensionierung der Vakuumpumpen auf niedrigen Werten gehalten werden, um In- Stabilitäten im Betrieb der Elektronenquelle zu vermeiden.
Eine hinsichtlich der notwendigen Investitionskosten aufwändigere, aber auch technologisch leistungsfähigere Variante der EB-PVD ist durch den Einsatz von Axialstrahlern (DE 44 28 508 A1 ) gegeben, die für Verdampfungsverfahren mit Strahlleistungen bis 300 kW und Beschleunigungsspannungen bis 60 kV auslegbar sind. Derartige Strahlquellen werden durch Blenden mit kleiner, zumeist kreisförmiger Öffnung für den Durchtritt des Elektronenstrahls, die als Strömungswiderstände fungieren, von der Prozesskammer getrennt und separat mit zusätzlichen Hochvakuumpumpen evakuiert. Damit kann der Verdampfungsprozess auch noch bei höheren Drücken in der Beschichtungskammer ablaufen, und es werden größere Beschichtungsraten erreicht. Allerdings ist insbesondere
auf dem Arbeitsgebiet der Hochratebeschichtung großflächiger Substrate (wie zum Beispiel bei Bändern und Platten) ein Direkteinschuss des Elektronenstrahls in einen Verdampfertiegel auf Grund der geometrischen Verhältnisse in der Beschichtungskammer mitunter nicht möglich. Der Axialstrahler wird dann oft in horizontaler Einbauposition angeordnet, und der Elektronenstrahl wird mit einem zusätzlichen magnetischen Umlenksystem, welches mit dem Axialstrahler in einer Vakuumkammerwand integriert ist, zum Tiegel mit dem Verdampfungsgut geführt.
Derartige Umlenksysteme - zumeist auf der Basis stromdurchflossener Spulen mit feld- formenden Polschuhen realisiert - stellen einen erheblichen Kostenfaktor dar, verzerren in negativer Weise die Linearität des Ablenkfeldes sowie den Fokus des Elektronenstrahls und sind in ihrer Wirkung erheblich von der konkreten Materialwahl und Geometrie der Beschichtungskammerwände abhängig, so dass diese für jede Modifikation in der Bedampfungsanordnung zumeist neu optimiert werden müssen.
Alle thermischen Verdampfer, auch die elektronenstrahlbeheizten, weisen eine relativ breite Verteilung der Startrichtungen der von der Oberfläche des Verdampfungsgutes abgedampften Partikel auf, bis hin zu annähernd tangentialen Anteilen. Das heißt, ein erheblicher Anteil des Dampfstromes, der mit wachsendem Abstand zwischen Dampfquelle und Substrat zunimmt, trifft nicht das Substrat, sondern dessen Umgebung und scheidet sich dort in Form so genannter „Wilder Schichten" ab. Neben dem damit verbundenen Verlust an Beschichtungsgut führen die „Wilden Schichten" in der Beschichtungskammer bei Batch- Anlagen zu einer Verlängerung der Evakuierungsdauer und bedeuten bei Inline-Anlagen ein Risiko für die Langzeitstabilität des Prozesses. „Wilde Schichten" müssen daher bei beiden Anlagentypen von Zeit zu Zeit mit oft erheblichem Aufwand aus der Beschichtungskammer entfernt werden.
Die Dampfstromdichte Φ thermischer Verdampfer weist eine charakteristische Abhängigkeit vom Winkel α zwischen der Senkrechten der Verdampfungsgutoberflächen und der Start- richtung der Dampfpartikel auf, die im einfachsten Fall eines Kleinflächenverdampfers
(Ausdehnung der Dampfquelle relativ klein gegenüber den Substratabmessungen und dem Verdampfer-Substrat-Abstand) nach einem verallgemeinerten Kosinusgesetz φ(α) = Φ0 cosn(α) GI.1
beschrieben werden kann. Darin bezeichnet Φo die Dampfstromdichte senkrecht zur Oberfläche des Verdampfungsgutes. Der Exponent n besitzt für die unterschiedlichen Verfahren zur thermischen Verdampfung jeweils charakteristische Werte. Für Hochrate- Elektronenstrahl-Verdampfer liegt er bei etwa 2,5. Aus Gl. 1 folgt unmittelbar, dass bei der Beschichtung ausgedehnter Flachsubstrate mit Kleinflächenverdampfern die Schichtdicke im Bereich des Durchstoßpunktes der Senkrechten der Verdampfungsgutoberfläche durch die Substratebene maximal ist und dann mit wachsendem lateralen Abstand davon abnimmt.
Für das Erzielen sehr gleichmäßiger Schichten auf kleinen Substraten wird daher üblicher- weise mit einem konkav gekrümmten großflächigen Substrathalter gearbeitet, auf dem die einzelnen Substrate in Ebenen annähernd konstanter Dampfstromdichte über dem Verdampfer angeordnet sind und stationär beschichtet werden können. Diese Herangehensweise ist für großflächige Flachsubstrate nicht praktikabel.
Bei Flachsubstraten lässt sich die Gleichmäßigkeit der abgeschiedenen Schichtdicken durch Erhöhen des Abstandes zum Verdampfer in einfacher Weise verbessern. Allerdings sinkt dabei die Dampfausbeute (Verhältnis der auf dem Substrat abgeschiedenen zur insgesamt verdampften Materialmenge), während die Anforderungen an das Vakuumsystem der Beschichtungskammer (niedrigerer Restgasdruck erforderlich) und an deren Größe aufgrund des hierfür benötigten Bauraumes steigen.
Ein vielfach praktizierter Weg zur Verbesserung der Homogenität der Schichtdicke auf großflächigen Substraten bei moderatem Abstand zum Verdampfer ist es, mehrere Kleinflächen- verdampfer über die Substratdimension räumlich verteilt anzuordnen und deren individuelle Dampfstromdichteverteilungen in der Substratebene geeignet zu superponieren. Dieses Verfahren bringt einen erhöhten apparativen Aufwand mit sich.
Speziell im Fall der Elektronenstrahl-Verdampfung mit leistungsstarken Axialstrahlern wird meist eine andere Lösungsstrategie verfolgt. Diese besteht darin, die Ausdehnung des mit Verdampfungsgut gefüllten Tiegels an die Substratdimensionen anzupassen. Durch eine großflächige, zweidimensionale und zeitabhängige, dynamische Ablenkung des Elektronenstrahls, mitunter kombiniert mit einem statischen magnetischen Umlenkfeld, kann der Zeitmittelwert der vom Elektronenstrahl lokal in einen Oberflächenbereich des Verdampfungsgutes eingestrahlten Energie und damit auch der lokalen Verdampfungsrate gesteuert werden. Dieses Verfahren führt, insbesondere falls das Verdampfungsgut nicht
sublimierend verdampft, sondern ein auf Grund des Wärmeausgleichs durch Leitung und Konvektion ausgedehntes Schmelzbad ausbildet, zu einer erhöhten thermischen Belastung der Substrate durch Wärmestrahlung.
Ein weiterer Weg zur gleichmäßigeren Verteilung der Schichtdicke, das für im Vorschubverfahren beschichtete Substrate mitunter angewandt wird, ist das Anordnen einer speziellen Blende in der Beschichtungskammer zwischen Verdampfer und Substrat, die in Transportrichtung des Substrates unterschiedliche Öffnungsweiten besitzt (kleine Öffnungsweite im Zentrum des Substrates und zu den Rändern hin zunehmende Öffnungs- weite). Diese so genannte „Hundeknochenblende" führt allerdings auch zu einer weiteren Verringerung der Dampfausbeute, da das von einer ungeheizten Blende zurückgehaltene Material nicht wieder in den Verdampfer zurückgeführt werden kann.
Charakteristisch für das Elektronenstrahlverdampfen ist, dass - abhängig hauptsächlich vom Auftreffwinkel des Elektronenstrahls auf dem Verdampfungsgut und von dessen Kernladungszahl - ein gewisser Bruchteil der Elektronen vom Verdampfungsgut nicht absorbiert, sondern zurückgestreut wird. Diese Rückstreuelektronen transportieren eine erhebliche Energiemenge, die dem Verdampfungsprozess entzogen wird und zudem zur meist unerwünschten thermischen Belastung des Substrates beiträgt. Zur Fernhaltung dieser Rück- Streuelektronen von temperatur- oder ladungsempfindlichen Substraten müssen daher zusätzliche Einrichtungen zur Erzeugung magnetischer Abschirmfelder in die Beschichtungskammer integriert werden, die auch als „Magnetfallen" bezeichnet werden.
Die charakteristische Bewegungsenergie Ekιn durch thermisches Verdampfen erzeugter Partikel ist zur Verdampfungstemperatur Tv proportional gemäß
Ekin = kB -Tv . Gl. 2
Mit der Boltzmannkonstanten kB ergibt sich so beispielsweise für eine Verdampfungstemperatur von Tv = 3000 K eine charakteristische Bewegungsenergie von Ekιn = 0.25 eV.
Diese Bewegungsenergie ist um mehr als eine Größenordnung kleiner als die beim alternativen PVD-Verfahren des Magnetronsputtems auftretenden Partikelenergien. Folgerichtig muss ein thermisches Verdampfen, insbesondere bei hohen Beschichtungsraten, oft mit zusätzlichen Einrichtungen zum Erhöhen der Teilchenenergie kombiniert werden, um haftfeste und dichte Schichten zu erzielen.
Ein etabliertes Verfahren ist die so genannte „plasmaaktivierte Verdampfung" (DE 43 36 681 A1). Hierbei wird mittels einer zusätzlichen Plasmaquelle (zumeist Bogen- entladungs- oder HF-Quellen) zwischen Verdampfer und Substrat ein dichtes Plasma erzeugt. Beim Durchqueren dieses Plasmas wird ein Teil der Dampfpartikel ionisiert und auf Grund der elektrischen Potentialdifferenz zwischen dem Bulk-Plasma und dem Substrat (im einfachsten Fall durch den Selbstbias-Effekt, optional verstärkt durch Anlegen externer Bias- Spannungen (US 3,791 ,852)) in der Randschicht des Plasmas zum Substrat hin beschleunigt, wodurch die mittlere Energie der kondensierenden Teilchen ansteigt und sich die Schichtqualität auch bei hohen Kondensationsraten deutlich verbessert.
Nachteilig bei dieser Anordnung ist, dass diese einen gewichtigen technologischen Vorteil des thermischen Verdampfens, nämlich die - bezogen auf gleiche dynamische Beschichtungsraten - gegenüber dem Sputterverfahren deutlich (um den Faktor 2 bis 3) niedrigere thermische Substratbelastung teilweise zunichte macht. Das resultiert aus den bei diesem Aktivierungsmechanismus in Substratnähe notwendigerweise hohen Plasmadichten und daraus folgender zusätzlicher thermischer Substratbelastung.
Aufgabenstellung
Der Erfindung liegt daher das technische Problem zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, mittels der die Nachteile des Standes der Technik bei Elektronenstrahlverdampfern überwunden werden können. Insbesondere soll die Vorrichtung gegenüber dem Stand der Technik einen kompakten und preiswerten mechanischen Aufbau, lange Beschichtungs- dauern und Wartungsintervalle, minimale magnetische Interferenzen mit der Beschichtungskammer, einen hohen Dampfausnutzungsgrad am Substrat, wenig „Wilde Schichten", eine minimale thermische Substratbelastung durch Wärmestrahlung oder Rückstreuelektronen, eine Gleichmäßigkeit der Schichtdicke bei geringem Verdampfer- Substrat-Abstand, eine reduzierte Spritzerbildung bei Tiegeln mit Materialnachfütterung sowie universelle Einbaulösungen ermöglichen.
Die Lösung des technischen Problems ergibt sich durch die Gegenstände mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 . Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Elektronenstrahlverdampfen umfasst eine Vakuumarbeitskammer, einen Axialstrahler zum Erzeugen eines Elektronenstrahls mittels dem ein zu verdampfendes Material erhitzbar ist und eine zwischen dem Material und einem zu beschichtenden Substrat angeordnete Blende, welche mindestens eine Dampf- apertur aufweist, durch die Materialdampf zum Substrat gelangt, wobei die Blende ein Magnetsystem umfasst, mittels dem der Elektronenstrahl durch die Dampfapertur auf das zu verdampfende Material ablenkbar ist.
Das Verdampfen des Materials kann entweder tiegellos (zum Beispiel für sublimierende Materialien von einem rotierenden Zylinder) oder aus einem Gefäß erfolgen, das wiederum beispielsweise als wassergekühlter Kupfertiegel mit Strangnachschub oder als thermisch isolierter Block (so genannter „heißer Tiegel", ohne oder mit Materialzufuhr zum Beispiel über einen Drahtvorschub) ausführbar ist.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist die Blende zwischen einem Gefäß mit Verdampfungsgut und Substrat, nur wenige Zentimeter über der Oberkante des Gefäßes, angeordnet und als horizontale Verbund-Abdeckplatte des Gefäßes ausgebildet, die gefäß- seitig aus einer ersten Schicht temperaturbeständigen Materials mit niedriger Wärmeleitfähigkeit (zum Beispiel Graphitfilz, Granulatschüttung, Kiespackung) und unmittelbar darüber aus einer zweiten Schicht wassergekühlten Materials mit hoher Wärmeleitfähigkeit (zum Beispiel Kupfer, Massivgraphit, Aluminium, Edelstahl) besteht, innerhalb der das magnetische Ablenksystem für den Elektronenstrahl (bestehend aus stromdurchflossenen, längsgestreckten Spulen oder Permanentmagnet- Stäben) angeordnet ist. Alternativ kann die Abdeckplatte auch direkt auf dem Gefäß als eine Art Gefäßdeckel angeordnet sein.
Die wärmeisolierende erste Schicht der Verbund-Abdeckplatte wird so dimensioniert, dass sich auf Grund des Wärmeeintrages vom eigentlichen Verdampfungsort bzw. der Oberfläche des Verdampfungsgutes her (Wärmestrahlung, Rückstreuelektronen, Kondensationswärme) oder durch zusätzliche Beheizung (zum Beispiel mit Strahlungsheizer oder durch geeignete Ablenkung des primären Elektronenstrahls auf mit der Verbund-Abdeckplatte gekoppelte Absorber) an Ihrer Unterseite eine Temperatur einstellt, die einerseits genügend hoch ist, um ein Aufwachsen von Schichten des Verdampfungsgutes zu verhindern (im Fall schmelzenden Verdampfungsgutes, zum Beispiel durch Kondensation des Dampfes und Abtropfen/Ablaufen der gebildeten flüssigen Phase zurück in das Gefäß), die andererseits aber so niedrig ist, dass eine thermische Schädigung noch nicht auftritt. Als Wärmesenke
für eine definierte Kühlung der Oberseite der wärmeisolierenden ersten Schicht der Verbund-Abdeckplatte dient dabei die darüberliegende zweite Schicht wassergekühlten Materials mit hoher Wärmeleitfähigkeit, ggf. mit Zwischenschaltung eines Strahlungswärmeüberganges. Ein Strahlungswärmeübergang kann beispielsweise mittels Abstand- halten zwischen beiden Schichten realisiert werden.
In der Blende befinden sich weiterhin eine oder mehrere Öffnungen, durch die der im Gefäß gebildete Dampf hindurchtreten und das Substrat erreichen kann. Diese Öffnungen - auch als Dampfapertur bezeichnet - werden so geformt (im einfachsten Falle rechteckig) und bemessen, dass von den mit breiter Richtungsverteilung an der dampfabgebenden Oberfläche des Verdampfungsgutes freigesetzten Dampfteilchen überwiegend nur die auf das Substrat gerichteten Dampfteilchen eine Dampfapertur passieren können, während die anderen Dampfteilchen von der Blende zurückgehalten werden.
Neben einer plattenförmig ausgebildeten Blende kann die Blende einer erfindungsgemäßen Vorrichtung jedoch beispielsweise auch haubenförmig ausgebildet und über dem zu verdampfenden Material angeordnet sein. Es sind auch Ausführungsformen möglich, bei denen die Blende das zu verdampfende Material teilweise oder vollständig umhüllt.
Für im Vorschubverfahren zu beschichtende Substrate ist es aber auch möglich, die Dampfapertur einer Blende so zu formen, beispielsweise mittels Abdeckzungen, dass ein bestimmter Anteil des Dampfstromes, insbesondere aus den zentralen Bereichen der Dampfdichteverteilung, unmittelbar über der dampfabgebenden Oberfläche im Verdampfer zurückgehalten wird und nicht in die Kammer oder zum Substrat gelangt. Dies kann beispielsweise mit so genannten Abdeckzungen realisiert werden, wobei die Abdeckzungen derart angeordnet sein können, dass sie vom primären Elektronenstrahl bei geeigneter programmierter Ablenkung getroffen und dadurch erhitzt werden können. Das an den Abdeckzungen abgeschiedene Material wird dabei durch Sublimation oder Schmelzen und Abtropfen von heißen Abdeckzungen entfernt, diese somit gereinigt und das ursprünglich zurückgehaltene Material wieder dem Verdampfungsprozess zugeführt.
Gleichzeitig bildet eine Dampfapertur bei einer erfindungsgemäßen Vorrichtung den Einschusskanal für den Elektronenstrahl. Unmittelbar an der einschussseitigen wie auch an der gegenüberliegenden Kante der Dampfapertur, und damit hinreichend weit von den Wänden der Beschichtungskammer entfernt, sind Magnete (Permanentmagnete oder
Magnetspulen) angeordnet, die starke lokalisierte Magnetfelder (mit Hauptkomponenten in horizontaler Ebene und senkrecht zur Strahleinschussrichtung) erzeugen. Damit können lokal sehr kleine Bahnkrümmungsradien des primären Elektronenstrahls bei Umlenkwinkeln bis zweckmäßigerweise 90° realisiert werden. Bei bekannten Einrichtungen, bei denen das Magnetsystem zum Ablenken des Elektronenstrahls direkt am Axialstrahler und/oder in einer Kammerwand angeordnet ist, sind derart enge Biegeradien des Elektronenstrahls durch eine Dampfapertur hindurch nicht realisierbar.
Bei einer Ausführungsform besteht das Magnetsystem zum Ablenken des Elektronenstrahls aus zwei Teilkomponenten, von denen eine Teilkomponente in Elektronenstrahlrichtung betrachtet vor einer Dampfapertur und eine Teilkomponente nach der Dampfapertur angeordnet ist. Die vom Axialstrahler weiter entfernt angeordnete Magnetsystemkomponente kann so bemessen sein, dass diese überwiegend die in Analogie zum optischen Reflexionsgesetz von der Oberfläche des Verdampfungsgutes emittierten Rückstreu- und Sekundär- elektronen beeinflusst, weniger stark aber den primären Elektronenstrahl. Da zudem der Hauptbereich des Energiespektrums der sekundären Elektronen bei Energien deutlich unter der des primären Elektronenstrahls liegt, können für diese Elektronen überwiegend noch wesentlich kleinere Bahnkrümmungsradien als für den primären Elektronenstrahl eingestellt werden. Ein hoher prozentualer Anteil der Rückstreuelektronen wird daher im Bereich zwischen der Oberfläche des Verdampfungsgutes und der Blende zurückgehalten.
Soll die Verdampfung aus einem Tiegel mit Materialnachfütterung erfolgen, können die nicht unmittelbar unter einer Dampfapertur gelegenen Oberflächenbereiche des Verdampfungsgutes vorteilhafterweise zur Zufuhr neuen Verdampfungsmateriales genutzt werden. Dabei sollten die Oberflächen dieser Nachfütterungszonen durch temperaturbeständige und chemisch inaktive Barrieren von denen der Hauptverdampfungszonen getrennt werden, um in der Schmelzphase möglicherweise aufschwimmende leichte Verunreinigungen des Fütterungsmateriales vom direkten Einwirkbereich des Elektronenstrahls fernzuhalten.
Ein Verdampfer kann ferner so gestaltet werden, dass eine elektrische Kontaktierung des Verdampfungsgutes, ggf. durch Kontaktierung des Gefäßes sowie der Blende, möglich ist und eine Gasentladung beispielsweise in Form einer Bogenentladung zur Ionisierung des Dampfes gezündet werden kann. Die Ausbildung und Stabilität dieser Entladung kann durch Integration eines geeigneten Elektronenspenders (zum Beispiel eine zusätzliche
Hohlkatode, Nutzung eines stromgeheizten Wolframdrahtes oder der vom Elektronenstrahl heizbaren Abdeckzungen in der Dampfapertur als thermionische Emitter) gefördert werden. Eine Beschleunigung der gebildeten Ionen erfolgt dabei bereits durch das sich im nichthomogenen Magnetfeld in der Nähe der Dampfapertur einstellende elektrische Feld.
Auf diese Weise wird ein Elektronenstrahlverdampfer realisiert, bei dem das magnetische Umlenkfeld in kompakter Weise direkt in die Verdampfer-Baugruppe integriert sowie geeignet abgeschirmt ist und dadurch wenig oder gar nicht mit den Wänden und Einbauten einer Beschichtungskammer interferiert. Damit wird ein Verdampfer, umfassend ein zu verdampfendes Material (mit oder ohne Gefäß) und eine Blende mit Dampfapertur und integriertem Magnetsystem, zu einer Universalbaugruppe, die weitgehend unabhängig von der jeweils konkreten Einbausituation in einer Vakuumkammer ist, die in einfacher Weise an unterschiedliche Beschichtungskammern angepasst werden kann und den oft wünschenswerten horizontalen Einbau einer Elektronenstrahlkanone ermöglicht.
Eine erfindungsgemäße Realisierung des magnetischen Umlenkfeldes eines Elektronenstrahls an oder innerhalb einer Blende in unmittelbarer Nähe des zu verdampfenden Materials erlaubt zudem auch eine Steuerung der Richtungsverteilung bzw. der Trajektorien der Rückstreuelektronen. Das kann im einfachsten Fall der Abschirmung des Substrates gegenüber den Rückstreuelektronen durch deren Ablenkung zu einer Kammerwand oder der Blende hin dienen, wodurch die thermische Substratbelastung reduziert wird.
Es sind aber auch Magnetanordnungen und daraus resultierende Trajektorien denkbar, bei denen die Rückstreuelektronen nahezu vollständig im Bereich zwischen Verdampfungsgut und Tiegelabdeckung verbleiben und dort Ihre Energie nutzbringend abgeben, was zu einer Verbesserung des thermischen Wirkungsgrades des Verdampfers führt.
Zudem wächst auf Grund der erhöhten Dichte niederenergetischer Rückstreu- und Sekundärelektronen im Verdampfungsbereich die Wahrscheinlichkeit der Ionisierung von Dampfteilchen unmittelbar in Nähe des verdampfenden Materials. Auf Grund der Inhomogenität des Magnetfeldes kann sich dann ein vertikaler Gradient des elektrischen Potentials über dem Verdampfer ausbilden, der zur Beschleunigung von Ionen zum Substrat hin führt. Dieser Mechanismus erfordert, im Unterschied zur oben beschriebenen Aktivierung durch Beschleunigung des lonenanteils im Dampf innerhalb der Grenzschicht zwischen Plasma und Substrat, keine hohen Plasmadichten am Substrat, wodurch eine
Verbesserung der Schichtqualität bei deutlich weniger erhöhter thermischer Belastung erzielt wird.
Eine geeignet geformte Dampfapertur in einer Blende erlaubt gleichzeitig den Eintritt des Elektronenstrahls zur Oberfläche des Verdampfungsgutes hin wie auch den Austritt des Dampfes. Wegen der speziellen Anordnung und Dimensionierung des an oder in der Blende integrierten magnetischen Umlenksystems für den Elektronenstrahl können diese Öffnungen sehr klein gehalten werden. Damit ist es möglich, Dampfströme zu realisieren, bei denen überwiegend Materialdampf durch die Dampfapertur gelangt, der das Substrat erreicht, nicht aber dessen Umgebung. Dadurch wird einerseits eine längere Betriebsdauer bei gegebenem Materialvorrat erzielt und andererseits das Ausbilden „Wilder Schichten" unterdrückt, was gleichbedeutend mit längeren Wartungsintervallen ist.
Geeignet geformte und mit dem Elektronenstrahl beheizbare Abdeckzungen als Bestandteil einer Blende zum Formen einer Dampfapertur gestatten das Ausblenden bestimmter
Anteile des von der Dampfquelle erzeugten Dampfstromes. Dadurch kann die Dampfstromdichteverteilung außerhalb des Verdampfers, die ohne diese Zusatzmaßnahme der verallgemeinerten Kosinusverteilung nach Gl. 1 genügt, derart modifiziert (gewissermaßen „egalisiert") werden, dass für eine gegebene Anzahl von unter einem ausgedehnten, im Vorschubverfahren zu beschichtenden Substrat angeordneten Dampfquellen und vom jeweiligen Anwendungsfall geforderte laterale Homogenität der Schichtdicke mit erheblich kleineren Verdampfer-Substrat-Abständen gearbeitet werden kann, wodurch Abmessungen einer Beschichtungskammer minimiert werden können.
Die von einer Blende zurückgehaltenen Anteile des Dampfstromes gehen dabei nicht als „Wilde Schichten" innerhalb einer Vakuumkammer verloren, sondern werden im Verdampfer zurückgehalten, was auch zu einer Verbesserung des Dampfausnutzungsgrades führt.
Aufgrund der als Strahlungsschirm wirkenden geschlossenen Teilbereiche der Blende, die einen Verdampfertiegel zum Substrat hin abdecken, wird auch die thermische Belastung eines Substrates reduziert.
Insbesondere bei Gefäßen mit Materialnachfütterung, die zu verstärkter Spritzerbildung auf Grund von Verunreinigungen mit hohem Dampfdruck im Füttermaterial neigen, können die
abgedeckten und mit einer Barriere vom direkten Einwirkbereich des Elektronenstrahls abgetrennten Bereiche des Tiegels als Zuführungszonen für das Füttermaterial verwendet und das zugeführte Material vor der eigentlichen Verdampfung zunächst der reinigenden Wirkung des Vakuums (beispielsweise durch Entgasung, fraktionierte Destillation, Sedimentation oder Floatation) unterworfen werden. Die dabei eventuell auftretende Verspritzung von Material ist unschädlich, da die Spritzer von der Blende zurückgehalten werden und das-Substrat nicht erreichen, wodurch bezüglich eines zu beschichtenden Substrates eine spritzerfreie, stabilere Verdampfung auch bei Tiegeln mit Materialnachfütterung realisiert wird, deren Beschichtungsdauer nicht durch den Materialvorrat in einem Tiegel limitiert ist.
Ausführungsbeispiel
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die Fig. zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung; Fig. 2 eine schematische Darstellung einer Blende mit Dampfapertur.
In Fig. 1 ist schematisch eine Vorrichtung 1 dargestellt, mittels der innerhalb einer Vakuum- arbeitskammer 2 auf einem Substrat 3, einer Polycarbonatplatte, eine Kupferschicht aufgedampft werden soll, wobei der Pfeil über Substrat 3 die Bewegungsrichtung des Substrates angibt. In einem Graphittiegel 4 befindet sich das zu verdampfende Kupfermaterial 5, welches mittels eines von einem Axialstrahler 6 erzeugten Elektronenstrahls 7 erhitzt wird. Der Tiegel 7 ist zur thermischen Isolation in eine Schicht 8 aus Quarzkies ein- gebettet.
Oberhalb des Tiegels 4 ist eine Blende 9 in Form einer Abdeckplatte für Tiegel 4 angeordnet, welche eine Dampfapertur 10 aufweist, durch die Kupferdampf partikel 1 1 vom Tiegel 4 zum Substrat 3 hin aufsteigen können. Blende 9 umfasst zwei Schichten 12 und 13. Die dem Kupfermaterial 5 zugewandte Schicht 12 besteht aus 40 mm dickem Graphitfilz. Schicht 13 ist eine 30 mm dicke, wassergekühlte Kupferplatte. Die Kupferplatte umfasst ein Magnetsystem 14, bestehend aus in die Kupferplatte eingelassenen Permanentmagnetstäben 15 mit einem Durchmesser von 20 mm, die den Elektronenstrahl 7 durch die Dampfapertur 10 hindurch auf die Oberfläche des Kupfermaterials 5 ablenken, um das Kupfermaterial zu verdampfen. Aufgrund der Position der Permanentmagnetstäbe 15
innerhalb der Blende 8 in unmittelbarer Nähe zur Dampfapertur 10 sind sehr enge Biegeradien des Elektronenstrahls 7 durch Dampfapertur 10 hindurch realisierbar.
Dadurch, dass die Blende 9 als Deckel für den Tiegel 9 ausgebildet ist, können die Kupfer- dampfpartikel 1 1 den Tiegel 9 nur durch Dampfapertur 10 hindurch in Richtung Substrat 3 verlassen, wodurch zum einen das Ausbilden „Wilder Schichten" verhindert und zum anderen ein Großteil der Prozesswärme im Bereich zwischen Abdeckplatte 9 und Tiegel 4 zurückgehalten wird, was zu einer höheren Prozesseffizienz führt.
Das Magnetsystem 14 besteht aus zwei Teilmengen von Permanentmagnetstäben 15, von denen eine erste Teilmenge in Elektronenstrahlrichtung betrachtet vor Dampfapertur 10 und eine zweite Teilmenge nach Dampfapertur 10 angeordnet ist. Dabei weist die zweite Teilmenge über die Anzahl der Permanentmagnetstäbe 15 ein stärkeres Gesamtmagnetfeld auf als die erste Teilmenge, um gleichzeitig die Rückstreu- und Sekundärelektronen in den Bereich zwischen Blende 9 und Kupfermaterial 5 abzulenken.
Innerhalb der Quarzkiesschicht 8 sind weitere Permanentmagnetstäbe 16 unterhalb der Dampfapertur 10 eingelassen, welche bewirken, dass der Elektronenstrahl 7 mit einem noch steileren Winkel auf die Oberfläche des Kupfermaterials 5 auftritt. Alle Permanent- magnetstäbe 15 und 16 sind mit gleicher Polarität ausgerichtet.
Fig. 2 zeigt in schematischer Darstellung die Draufsicht auf eine Blende 20 mit Dampfapertur 21 , so wie sie auch in einer Vorrichtung gemäß Fig. 1 einsetzbar ist. Der Pfeil gibt auch hier die Bewegungsrichtung eines zu beschichtenden Substrates an. Blende 20 weist eine Zunge 22 auf, die die Öffnungsweite der Apertur 21 in Bewegungsrichtung eines Substrates betrachtet zur Mitte hin verringert. Dadurch wird ein zentraler Bereich des zu einem Substrat aufsteigenden Dampfstromes ausgeblendet und somit eine gleichmäßigere Schichtdickenverteilung über die Breite des Substrates erzielt. Vorteilhaft ist es, wenn der Elektronenstrahl zum Verdampfen eines Materials zeitweise auf Zunge 22 ablenkbar ist, damit diese erhitzt wird, so dass Materialdampf, der sich an Zunge 22 abscheidet, an dieser kondensiert und wieder zurück in das Gefäß für das zu verdampfende Material gelangt.
In das Gefäß zurücktropfendes Material ist bei einer erfindungsgemäßen Vorrichtung nicht so kritisch wie bei Vorrichtungen nach dem Stand der Technik, weil auf Grund der ge- ringeren Krümmungsradien des Elektronenstrahls bei einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
auch nur kleinere Dampfaperturöffnungen benötigt werden, so dass durch zurücktropfendes Material verursachte Verspritzungen zum Substrat hin reduziert werden.