Vorrichtung und Verfahren zur Steuerung einer extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Steuerung einer extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung, insbesondere eine Hämodialysevorrichtung oder Hämofiltrationsvorrichtung oder Hämodiafiltrationsvorrichtung, die einen Dialysator oder Filter aufweist, der durch eine semipermeable Membran in eine erste und zweite Kammer unterteilt ist. Darüber hinaus betrifft die Erfindung eine extrakorporale Blutbehandlungsvorrichtung mit einer derartigen Steuerungsvorrichtung sowie ein Verfahren zur Steuerung einer extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung.
Als eine extrakorporale Blutbehandlung ist die Hämodialyse bekannt, bei der das zu behandelnde Blut in einem extrakorporalen Blutkreislauf die Blutkammer eines durch eine semipermeable Membran in die Blutkammer und eine Dialysierflüssigkeitskammer unterteilen Dialysators mit einer bestimmten Blutflussrate durchströmt und Dialysierflüssigkeit die Dialysierflüssigkeitskammer des Dialysators mit einer bestimmten Dialysierflüssigkeitsrate durchströmt. Neben der Hämodialyse ist die Hämofiltration als Blutbehandlung bekannt. Die Hämodiafiltration schließt sowohl die Hämodialyse als auch die Hämofiltration ein.
Der Stoffaustausch im Dialysator hat sowohl konvektiven als auch diffusiven Charakter. Beim diffusiven Stoffaustausch ist für die betreffende Substanz der Massentransfer pro Zeiteinheit über die Membran proportional dem Konzentrationsgradienten zwischen Blut und Dialysierflüssigkeit; beim konvektiven Stofftransport hängt der Massentransfer von der Filtratmenge ab, da die Konzentration filtrierbarer Substanzen sowohl im Blut als auch im Filtrat
gleich ist (Blutreinigungsverfahren, Georg-Thieme-Verlag Stuttgart, New York, 4. Aufl., 1990, Seiten 11 bis 13).
Da sich das Konzentrationsgefalle während der Dialysebehandlung ständig verringert, kann für die pro Zeiteinheit ausgetauschte Substanzmenge kein fester Zahlenwert angegeben werden. Eine konzentrationsunabhängige Messgröße für die Leistungsfähigkeit eines Dialysators stellt die Clearance dar.
Die Clearance einer Substanz ist der Teilstrom des Gesamtstroms durch den Dialysator, der von der betreffenden Substanz vollständig befreit ist. Die Dialysance ist ein weiterer Begriff zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit eines Dialysators, bei der auch Substanzen, die in der Dialysierflüssigkeit enthalten sind, Berücksichtigung finden.
Für die Bestimmung der Dialysance D bzw. Clearance K für eine bestimmte Substanz, beispielsweise Natrium, ergibt sich bei einer Ultrafiltration gleich 0 das Folgende.
Die Dialysance D ist gleich dem Verhältnis zwischen dem blutseitigen Massentransport für die betreffende Substanz Qb(cbi-cbo) und der Konzentrationsdifferenz der Substanz zwischen dem Blut und der Dialysierflüssigkeit am jeweiligen Eingang des Dialysators (cbi-cdi).
O=Qh (cbi - cbo)
(1) cbi - cdi
Aus Gründen der Massenbilanz gilt
Qb • (cbi-cbo)= -Qd • (cdi-cdo) (2)
aus (1) und (2) folgt für die Dialysance dialysatseitig:
cbi - cdi
Dabei sind in (1) bis (3):
Qb= effektiver Blutfluss
Qd= Dialysierfiüssigkeitsfluss
Cb: Konzentration der Substanz im Lösungsvolumen des Blutes
Cd= Konzentration der Substanz in der Dialysierflüssigkeit i= Eingang des Dialysators o= Ausgang des Dialysators.
Die EP 0 428 927 Al beschreibt ein Verfahren zur in-vivo-Bestimmung von Parametern der Hämodialyse, bei dem der Dialysat-Elektrolyttransfer jeweils bei zwei unterschiedlichen Dialysat-Eingangskonzentrationen gemessen wird. Unter der Annahme, dass die Bluteingangskonzentration konstant ist, wird nach dem bekannten Verfahren die Dialysance dadurch bestimmt, dass die Differenz zwischen den Differenzen der Dialysierflüssigkeits-Ionenkonzentration an der Eingangsseite und der Ausgangsseite des Dialysators zum Zeitpunkt der ersten und zweiten Messung bestimmt wird, diese durch die Differenz der Dialysierflüssigkeits-Ionenkonzentration an der Eingangsseite zum Zeitpunkt der ersten Messung und der zweiten Messung geteilt wird und mit dem Dialysierfiüssigkeitsfluss multipliziert wird.
Ein weiteres Verfahren zur Bestimmung der Dialysance beschreibt die US 6,702,774 Bl. Bei dem bekannten Verfahren wird stromauf des Dialysators als Bolus eine bestimmte Menge einer Substanz zugegeben, deren Dialysance bestimmt werden soll, und die Dialysance wird aus der zugegebenen Stoffmenge stromauf des Dialysators, dem Integral der Stoffkonzentration über die Zeit stromab des Dialysators sowie dem Dialysierfiüssigkeitsfluss berechnet.
Des weiteren ist ein Verfahren zur Bestimmung der maximalen Dialysance eines Dialysators aus der DE 197 39 100 Cl bekannt.
Den Zusammenhang zwischen Clearance und Dialysance einerseits und Blut- und Dialysierfiüssigkeitsfluss andererseits haben Sigdell und Tersteegen für die Dialyse ohne Ultrafiltration untersucht (Sigdell J., Tersteegen, B.: Clearance of a
Dialyzer under varying Operation Conditions; Artificial Organs 10(3): 219- 225,1986). Sigdell und Tersteegen haben festgestellt, dass es in der Praxis zur Vergrößerung der Clearance oder Dialysance nicht sinnvoll erscheint, einen Dialysierflüssigkeitsfluss einzustellen, der größer als der doppelte Blutfluss ist. Es sind verschiedene Methoden vorgeschlagen worden, wie der Einfluss der Ultrafiltration auf die Clearance berücksichtigt werden kann. Jedoch ist der Einfluss der Ultrafiltration bei den typischen Flüssen (Qf=I 5 ml/min, Qd=500 ml/min, Qb=300 ml/min) relativ gering und kann vernachlässigt werden. Werynski und Waniewski haben den Zusammenhang zwischen Flüssen und resultierender Clearance verallgemeinert und die Hämdiafiltration behandelt. Die Hämodialyse ist darin als Spezialfall enthalten (Werynski A. und Waniewski, J.: Theoretical Description of Mass Transport in Medical Membrane Devices, Artificial Organs 19, S. 420-427 (1995)).
Die bekannten Dialysevorrichtungen werden mit einem Blutfluss betrieben, der vom behandelnden Arzt innerhalb vorgegebener Grenzen eingestellt wird, wobei der Dialysierflüssigkeitsfluss ebenfalls innerhalb vorgegebener Grenzen, die im Allgemeinen zwischen 500 ml/min und 800 ml/min liegen, eingestellt wird. Daraus ergibt sich die Dialysedosis, die sich aus dem Quotienten (K T/V) von dem Produkt der Clearance K mit der effektiven Behandlungszeit T und dem Verteilungsvolumen V berechnet.
m der Praxis wird heute gefordert, dass der Quotient (K TAO für Harnstoff größer als ein vorgegebener Grenzwert, insbesondere größer als 1,3 ist. Dabei ist das Verteilungsvolumen V von dem Patienten abhängig, so dass der Arzt bei der Blutbehandlung nur die vom Blut- und Dialysierflüssigkeitsfluss abhängige Clearance K und die Behandlungszeit T vorgeben kann. Folglich ergibt sich bei einer gewünschten Behandlungszeit rechnerisch ein bestimmter Wert für die Clearance oder Dialysance, die während einer Behandlung sichergestellt werden sollte, um die geforderte Dialysedosis zu erreichen. Wenn sich aber die Blutflussrate oder Dialysierflüssigkeitsrate während der Behandlung ändert, kann eine bestimmte Clearance nicht gewährleistet werden.
Die US 5,092,836 beschreibt ein Hämodialyseverfahren, das eine Ersparnis von Dialysierflüssigkeit erlauben soll. Das Verfahren sieht davon ab, einen festen Wert für den Blutfluss und den Dialysierfiüssigkeitsfiuss vorzugeben. Vielmehr soll ein Dialysierfiüssigkeitsfiuss vorgegeben werden, der in einem konstanten Verhältnis zu dem vorgegebenen Blutfluss steht.
Des weiteren ist aus der WO 2004/022135 Al eine Dialysevorrichtung bekannt, bei der die Dialysance gemessen und durch Veränderung der Ultrafiltrationsrate sichergestellt wird, dass sowohl die Dialysedosis KT/V als auch der gewünschte Gewichtsverlust des Patienten zum gleichen Zeitpunkt erreicht wird.
Die US-A-5,744,031 beschreibt ein Verfahren zur Steuerung einer Blutbehandlung, bei dem zur Bestimmung der Dialysance eine Leitfähigkeitsmessung durchgeführt wird, wobei der gemessene Wert für die Dialysance mit einem gewünschten Wert verglichen wird, um die Blutflussrate oder Dialysierflüssigkeitsrate derart zu ändern, dass der Ist-Wert für die Dialysance dem Soll- Wert entspricht. Das bekannte Verfahren ist insofern nachteilig, als eine Leitfähigkeitsmessung zur Bestimmung der Dialysance während der Blutbehandlung erforderlich ist. Eine fortlaufende Leitfähigkeitsmessung ist aber nicht nur mit einem erhöhten Aufwand verbunden, sondern setzt auch einer schnellen Regelung Grenzen, da für die einzelnen Messungen relativ viel Zeit erforderlich ist, um die Messgrößen mit der erforderlichen Genauigkeit erfassen zu können.
Aus der US 2003/0230533 Al ist sowohl für die Hämodialyse als auch Hämofiltration und der Kombination beider Verfahren, d.h. die Hämodiafiltration, der Zusammenhang zwischen den Flussraten einerseits und der Clearance oder Dialysance andererseits bekannt. Auf diese Druckschrift wird im Folgenden zum Zwecke der Offenbarung ausdrücklich Bezug genommen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Vorrichtung zur Steuerung einer extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung zu schaffen, die eine optimierte Blutbehandlung mit einer vorgegebenen Clearance oder Dialysance erlaubt. Eine weitere Aufgabe der Erfindung liegt darin, eine Blutbehandlungsvorrichtung mit
einer derartigen Steuerungsvorrichtung zu schaffen. Eine Aufgabe der Erfindung ist auch, ein Verfahren zum Steuern einer extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung anzugeben, das eine optimierte Blutbehandlung mit einer vorgegebenen Clearance oder Dialysance ermöglicht. Schließlich ist Aufgabe der Erfindung ein Computerprogrammprodukt für eine derartige Steuerungsvorrichtung bereitzustellen.
Die Lösung dieser Aufgaben erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen der Patentansprüche 1, 4, 13, 14, 15, 18 und 27. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Die erfindungsgemäße Steuerungsvorrichtung bzw. das erfindungsgemäße Verfahren ist für eine extrakorporale Blutbehandlungsvorrichtung bestimmt, die sowohl als Hämodialysevorrichtung als auch als Hämofiltrationsvorrichtung ausgebildet sein kann. Darüber hinaus kann die erfϊndungsgemäße Steuerungsvorrichtung und das Verfahren für eine Hämodiafiltrationsvorrichtung bestimmt sein.
Die unterschiedlichen Anwendungsfälle unterscheiden sich dadurch, dass bei den einzelnen Behandlungsverfahren unterschiedliche Flussraten eine Rolle spielen, die jeweils Einfluss auf die Dialysance oder Clearance haben. So sieht die Hämodiafϊltration neben der Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate auch die Möglichkeit der Änderung der Ultrafiltrationsrate oder der Substituatrate vor. Da für alle Anwendungsfalle aber die Abhängigkeit der Dialysance oder Clearance von den einzelnen Flussarten bekannt ist, unterscheiden sich die alternativen Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Steuerungvorrichtung nicht grundsätzlich voneinander.
Bei dem allgemeinen Fall der extrakorporalen Blutbehandlung, der alle Behandlungsverfahren einschließt, wird von einer Austauscheinheit gesprochen, die entweder als Dialysator oder als Filter für die Spezialfalle der Hämodialyse bzw. Hämofiltration ausgebildet sein kann.
Die extrakorporale Hämodialysevorrichtung beispielsweise, die eine Ausführungsform betrifft, verfügt über einen Dialysator, der durch eine semipermiable Membran in eine Blutkammer und eine
Dialysierflüssigkeitskammer unterteilt ist, und eine Blutpumpe zum Fördern von Blut durch die Blutkammer mit einer bestimmten Blutflussrate Qb und eine Dialysierflüssigkeitspumpe zum Fördern von Dialysierflüssigkeit durch die Dialysierflüssigkeitskammer mit einer bestimmten Dialysierflüssigkeitsrate Qd.
Die erfindungsgemäße Steuerungsvorrichtung kann eine selbständige Baugruppe bilden oder Bestandteil der extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung sein. Da wesentliche Bauteile der erfindungsgemäßen Steuerungsvorrichtung, beispielsweise eine Steuereinheit (Microprozessor) und eine Speichereinheit ohnehin Bestandteil der bekannten Blutbehandlungsvorrichtungen sind, kann die erfindungsgemäße Steuerungsvorrichtung ohne größeren technischen Aufwand bei den bekannten Blutbehandlungsvorrichtungen vorgesehen werden. Wenn die erforderliche Hardware vollständig zur Verfügung steht, kann die Bereitstellung des erfindungsgemäßen Computerprogrammprodukts genügen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren gehen davon aus, dass vor der Behandlung unterschiedliche Flüsse oder Flussraten vorgegeben und/oder während der Blutbehandlung unterschiedliche Flüsse bzw. Flussraten, beispielsweise Blutflussraten oder Dialysierflüssigkeitsraten geändert werden.
Bei einer Vorgabe oder Änderung einer Blutflussrate beispielsweise wird vor bzw. während der Blutbehandlung die Dialysierflüssigkeitsrate derart vorgegeben oder verändert, dass vorzugsweise bei einer vorgegebenen Behandlungsdauer eine gewünschte Clearance oder Dialysance beibehalten wird. Grundsätzlich kann die Dialysierflüssigkeitsrate nur vorgegeben, muss aber nicht automatisch eingestellt werden. Vorzugsweise wird die Dialysierflüssigkeitsrate aber auch maschinenseitig eingestellt, bei der die gewünschte Clearance oder Dialysance beibehalten wird. Dies kann automatisch geschehen oder nach einer Bestätigung durch einen Benutzer.
Die Blutflussrate kann während der Behandlung einmal oder mehrmals, grundsätzlich auch kontinuierlich verändert werden, wobei die Dialysierflüssigkeitsrate dann immer so eingestellt wird, dass die gewünschte Clearance oder Dialysance vorzugsweise innerhalb der vorgegebenen Behandlungsdauer beibehalten wird. Umgekehrt wird bei einer Veränderung der Dialysierflüssigkeitsrate die Blutflussrate derart eingestellt, dass vorzugsweise innerhalb der vorgegebenen Behandlungsdauer die gewünschte Clearance oder Dialysance beibehalten wird. Entscheidend ist, dass die jeweilige Flussrate nicht auf der Grundlage einer Messung der Clearance oder Dialysance, beispielsweise einer Leitfähigkeitsmessung ermittelt wird, sondern auf der Grundlage der bekannten Abhängigkeit der Clearance oder Dialysance von den Flussarten berechnet wird. Damit ist es möglich, die Flussraten schnell und kontinuierlich anzupassen, um die gewünschte Clearance oder Dialysance während der Behandlung sicherzustellen.
Grundsätzlich kann sowohl die Dialysierflüssigkeitsrate als auch die Blutflussrate verändert werden. In der Praxis wird aber im Allgemeinen eine Veränderung der Blutflussrate auftreten. Dann wird nur die Dialysierflüssigkeitsrate entsprechend angepasst.
Die gewünschte Clearance oder Dialysance wird vorzugsweise vor der Blutbehandlung mit einer Eingabeeinheit eingegeben und in einer Speichereinheit gespeichert. Damit stellt die gewünschte Dialysance oder Clearance einen Soll- Wert für die Steuerung dar.
Eine weitere mögliche Ausführungsform sieht nicht die Eingabe gewünschter Werte für die Clearance oder Dialysance, sondern die Messung dieser Größen vor. Vorzugsweise wird die Clearance oder Dialysance zu Beginn der Dialysebehandlung gemessen, wobei die Steuerung im Laufe der Behandlung dann ohne weitere Messung der Dialysance oder Clearance erfolgt. Damit stellt der Messwert den Soll- Wert dar, der mit der Blutbehandlung erreicht werden soll, auch wenn die Dialysierflüssigkeitsrate oder Blutflussrate während der Behandlung verändert wird. Die Verfahren zum Messen der Dialysance oder Clearance als solche gehören zum Stand der Technik.
Der Zusammenhang zwischen der gewünschten Clearance oder Dialysance einerseits und beispielsweise der Blutflussrate oder Dialysierflüssigkeitsrate andererseits kann durch eine Gleichung beschrieben werden, die neben den Größen der Blutflussrate und der Dialysierflüssigkeitsrate nur einen weiteren Koeffizienten kOA enthält, der im Wesentlichen von der Oberfläche der semipermeablen Membran des Dialysators und dem Diffusionswiderstand der Membran des Dialysators abhängig ist. Dieser Koeffizient kOA kann für verschiedene Typen von Dialysatoren vor Beginn der Blutbehandlung vorgegeben und gespeichert werden. Es ist aber auch möglich, den Koeffizienten kOA dadurch zu bestimmen, dass bei einer vorgegebenen Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate die Clearance oder Dialysance gemessen und der Koeffizient mit der Gleichung berechnet wird, die den Zusammenhang zwischen Clearance oder Dialysance einerseits und Blutfluss- und Dialysierflüssigkeitsrate andererseits beschreibt.
Im folgenden wird ein Ausfuhrungsbeispiel der Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnungen im Einzelnen erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine vereinfachte schematische Darstellung der Flüssigkeitsverhältnisse bei der Hämodialyse,
Fig. 2a eine vereinfachte schematische Darstellung der
Flüssigkeitsverhältnisse bei der Hämofütration mit Prädilution,
Fig. 2b eine vereinfachte schematische Darstellung der
Flüssigkeitsverhältnisse bei der Hämofiltration mit Postdilution und
Figur 3 in vereinfachter schematischer Darstellung die wesentlichen Komponenten einer erfindungsgemäßen extrakorporalen Blutbehandlungsvorrichtung zusammen mit einer erfindungsgemäßen Steuerungsvorrichtung für den Fall der Hämodialyse.
Nachfolgend wird der Zusammenhang zwischen der Dialysance oder Clearance und den Flussraten bei der extrakorporalen Blutbehandlung erläutert. Die Abhängigkeit der Clearance und Dialysance von den Flussraten ist in der US 2003/0230533 Al im Einzelnen beschrieben, auf die zum Zwecke der Offenbarung ausdrücklich Bezug genommen wird.
Fig. 1 zeigt den Fall einer Hämodialysebehandlung. Der Hämodialysator 100 wird durch eine semipermeable Membran 102 in zwei Kammern 103 und 104 geteilt, wobei in die erste Kammer 104 frische Dialysierflüssigkeit über eine Dialysierflüssigkeitszuführleitung 107 mit dem Fluss Qd und einer physikalischchemischen Eigenschaft Cdi fließt. Aus dieser Kammer 104 fließt über eine Dialysierflüssigkeitsabführleitung 108 ein um den zu entfernenden Ultrafiltrationsfluss Qf vergrößerter Fluss Qd+Qf mit der physikalischchemischen Eigenschaft Cdo ab. In die zweite Kammer 103 strömt Blut über eine Blutzuführleitung 105 mit dem Fluss Qb und der physikalisch-chemischen Eigenschaft Cbi. Diese Kammer 103 verläßt ein Blutfluss über die Blutabführleitung 106, der um den Ultrafiltrationsfluss Qf vermindert ist und die physikalisch-chemische Eigenschaft Cbo aufweist. Das Blut wird mit einer Blutpumpe 109 und die Dialysierflüssigkeit mit einer Dialysierflüssigkeitspumpe 110 gefördert, deren Förderraten den Blutfluss bzw. Dialysierflüssigkeitsfluss bestimmen. Der Ultrafiltrationsfluss wird von einer Ultrafiltrationseinrichtung vorgegeben, die mit 111 bezeichnet wird. Die Überwachung der Blutbehandlung und Einstellung der jeweiligen Flussraten über-nimmt eine Steuereinheit 112, die über eine Recheneinheit verfügt.
Die Fig. 2a und 2b zeigen eine entsprechend schematisierte Hämofiltrationsvorrichtung, bei der ein durch eine semipermable Membran 202 in zwei Kammern 203 und 204 unterteilter Hämofilter 201 als Austauscheinheit vorgesehen ist. Bezüglich der Blutseite gelten die gleichen Begriffe wie in Fig. 1 erläutert. Weiterhin ist ein Substitutionsflüssigkeitszuführleitung 207 vorgesehen, die direkt entweder mit der Blutzuführleitung 205 (Prädilution, Fig. 2a) oder Blutabführleitung 206 (Postdilution, Fig. 2b) verbunden ist. Durch diese Leitung wird dem extrakorporalen Blutkreislauf I direkt, also nicht über die Membran 202, Substitutionsflüssigkeit mit dem Fluss Qs und der physikalisch-chemischen
Eigenschaft Cs zugegeben. Des weiteren wird über die Membran 202 dem Blut Flüssigkeit mit dem Fluss Qo-Qf+Qs entzogen, die in die erste Kammer 204 einströmt und diese Kammer über die Ultrafiltratabführleitung 208 mit der physikalisch-chemischen Eigenschaft Cf verlässt. Die Ultrafiltrationseinrichtung und die Steuereinheit sind wieder mit den Bezugziffern 111 und 112 versehen.
In den Fig. 2a und 2b ist des weiteren ein gepunkteter Verlauf angegeben, der von der Substitutionszuführleitung 207 abzweigt und zur ersten Kammer 204 führt. Dieser Weg wird bei einer Hämodiafϊltrationsanwendung zusätzlich durchflössen. Die Flussverhältnisse ändern sich dann insofern, als die in Klammern angegebenen Terme für den Dialysierflüssigkeitfiuss Qd hinzutreten. Der die Ultrafiltratabführleitung durchfließende Fluss beläuft sich dann auf Qo=Qf+Qs+Qd. Für die physikalisch-chemischen Eigenschaften Cs und Cf werden die gleichen Bezeichnungen weiterverwendet. Für den in den Fig. 2a und 2b gezeigten Verlauf bleibt Cs durch die Hämodiafiltration unverändert. Der Wert für Cf wird sich jedoch ändern, da nun der Teil Qd des Flusses Qs+Qd mit der physikalisch-chemischen Eigenschaft Cs die erste Kammer durchfließt und sich mit dem durch die Membran hinzutretenden Fluss Qs+Qf vermischt, um gemeinsam über die Ultrafiltratabführleitung 208 abgeführt zu werden.
Nachfolgend wird der Zusammenhang zwischen den Flussraten und der Dialysance beschrieben. Es wird angenommen, dass eine bestimmte Dialysance und mindestens eine der relevanten Flussraten vorgegeben wird, um mindestens eine der anderen Flussraten zu berechnen, so dass die gewünschte Dialysance beibehalten wird. Der nachfolgend aufgezeigte Zusammenhang schließt den Fall ein, dass vor oder während der Behandlung eine bestimmte Dialysance und mindestens eine der Flussraten vorgegeben wird. Wenn während der Behandlung eine bestimmte Dialysance vorgegeben wird, können die relevanten Flussraten berechnet werden, so dass die gewünschte Dialysance beibehalten wird. Diese Berechnung kann immer dann erfolgen, wenn sich eine der Flussraten geändert hat, ohne eine Leitfähigkeitsmessung vornehmen zu müssen.
Der diffusive Anteil der Dialysance D
di
ff berechnet sich nach Gleichung 4:
wobei κ=l bei Prädilution und κ=0 bei Postdilution ist.
Der Filterkoeffizient kOA, der als konstant zwischen den beiden Zeitpunkten 1 und 2 angenommen wird, berechnet sich wie folgt:
(5).
Die obigen Gleichungen zeigen den Zusammenhang zwischen den Flüssen Qf, Qs, Qd und Qb sowie den Größen kOA, D und Ddiff.
Nach der Erfindung wird mindestens einer der Flüsse vorgegeben, wobei nach den obigen Gleichungen mindestens eine der anderen Flüsse bestimmt wird, so dass die gewünschte Dialysance D erzielt wird. Die Bestimmung der Flüsse nach den obigen Gleichungen kann mit den bekannten Rechenverfahren zumindest numerisch erfolgen.
Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf die Figuren 2a und 2b ein Verfahren zur Bestimmung der Dialysance D kurz beschrieben, das aus der US 2003/0230533 bekannt ist. In den Figuren 2a und 2b ist ein Bereich 250 gestrichelt eingerahmt. Betrachtet man diesen Bereich als eine Art Black-Box Dialysator 1 , so können die Formalismen, die sich für die in Fig. 1 gezeigte Anordnung ergeben, auf die
Situation der Hämofϊltration übertragen werden. Falls die physikalisch-chemische Eigenschaft eine Konzentration ist, ergeben sich die folgenden Gleichungen:
D = (Qf + Qs + Qd) V Cs aCbι- Cs
wobei α der Gibbs-Donnan-Koeffϊzient ist. (7).
Nach einer anfänglichen Bestimmung der Ionen-Dialysance D ist es möglich, weitere Werte der Dialysance für spätere Zeitpunkte zu berechnen, bei denen sich mindestens einer der Flüsse Qs, Qf, Qd oder Qb geändert hat. Dies setzt aber voraus, dass die Flüsse Qs, Qf, Qd oder Qb zu einem Zeitpunkt vor deren Änderung bekannt sind. Die anfängliche Bestimmung der Dialysance bei den Flüssen QfI, QsI, QdI und QbI kann mit den bekannten Verfahren auf der Grundlage einer Leitfähigkeitsmessung erfolgen. Da diese Verfahren zum Stand der Technik gehören, erübrigt sich eine weitere Beschreibung. Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in der EP 0 428 927 Al oder der US 2003/0230533 im Einzelnen beschrieben.
Nachfolgend wird der oben beschriebene Zusammenhang zwischen Clearance oder Dialysance und den einzelnen Flüssen bzw. Flussraten für den Fall der Hämodialyse unter Bezugnahme auf Fig. 3 erläutert.
Die extrakorporale Blutbehandlungsvorrichtung, bei der es sich um eine Hämodialysevorrichtung handelt, verfügt über einen Dialysator 1, der durch eine semipermeable Membran 2 in eine Blutkammer 3 und eine Dialysierflüssigkeitskammer 4 unterteilt ist. Von einem Patienten führt eine arterielle Blutleitung 5, in die eine Blutpumpe 6 geschaltet ist, zu einem Einlass
der Blutkammer 3, während von einem Auslass der Blutkammer eine venöse Blutleitung 7 zu dem Patienten fuhrt.
In einer Dialysierflüssigkeitsquelle 8 wird frische Dialysierflüssigkeit bereitgestellt. Von der Dialysierflüssigkeitsquelle 8 fuhrt eine Dialysierflüssigkeitszuführleitung 9 zu einem Einlass der Dialysierflüssigkeitskammer 4 des Dialysators 1 , während eine Dialysierflüssigkeitsabführleitung 10 von einem Auslass der Dialysierflüssigkeitskammer zu einem Abfluss 11 führt. In die Dialysierflüssigkeitsabfuhrleitung 10 ist eine Dialysierflüssigkeitspumpe 12 geschaltet.
Die Dialysevorrichtung verfugt über eine Steuereinheit 13, die mit der Blutpumpe 6 und der Dialysierflüssigkeitspumpe 12 über Steuerleitungen 14, 15 verbunden ist. Die Steuereinheit 13 erzeugt Steuersignale zum Betreiben der Blut- und Dialysierflüssigkeitspumpe 6, 12 mit einer vorgegebenen Förderrate, so dass sich in der Blutleitung 5 eine vorgegebene Blutflussrate Qb und in der Dialysierflüssigkeitsleitung 10 eine vorgegebene Dialysierflüssigkeitsrate Qd einstellen.
In der Dialysierflüssigkeitszuführleitung 9 am Einlass der
Dialysierflüssigkeitskammer 4 ist ein Leitfähigkeitssensor 16 zur Bestimmung der Dialysierflüssigkeitseingangskonzentration Cdi einer bestimmten Substanz in der Dialysierflüssigkeit stromauf der Dialysierflüssigkeitskammer und ein Leitfähigkeitssensor 17 in der Dialysierflüssigkeitsabführleitung 10 am Auslass der Dialysierflüssigkeitskammer 4 angeordnet, der die sich während der Dialysebehandlung einstellende Dialysierflüssigkeitsausgangskonzentration Cj0 der betreffenden Substanz in der Dialysierflüssigkeit stromab des Dialysators misst.
Die Messwerte der Leitfähigkeitssensoren 16, 17 werden über Signalleitungen 18, 19 einer Einrichtung 21 zur Bestimmung der Clearance K oder der Dialysance D zugeführt. Über eine zu der Steuereinheit 13 führende Datenleitung 22 empfängt die Einrichtung 21 zur Bestimmung der Clearance oder Dialysance die den
Blutfluss Qb bzw. den Dialysierflüssigkeitsfluss Qd vorgebenden Steuersignale der Blutpumpe 6 bzw. der Dialysierflüssigkeitspumpe 12. Andererseits empfängt die Steuereinheit 13 von der Einrichtung 21 über die Datenleitung 22 die mit der Einrichtung 21 bestimmte Clearance oder Dialysance.
Zur Veränderung der Na-Konzentration der Dialysierflüssigkeit stromauf des Dialysators 1 ist eine weitere Einrichtung 23 vorgesehen, mit der die in den Dialysator fließende Dialysierflüssigkeit bezüglich ihrer Zusammensetzung verändert werden kann. Über eine Steuerleitung 20 ist die Einrichtung 23 mit der Steuereinheit 13 verbunden.
Darüber hinaus weist die Dialysevorrichtung eine Eingabeeinheit 24 auf, die mit einer Datenleitung 25 mit der Steuereinheit 13 verbunden ist. Mit der Eingabeeinheit 24 kann eine gewünschte Clearance K oder Dialysance D eingegeben werden. Auch ist eine Eingabe einer gewünschten Blutflussrate Qb oder Dialysierflüssigkeitsrate Qd möglich, um entweder die eine oder andere oder beide Größen vorgeben und/oder während der Behandlung verändern zu können. Des weiteren ist eine Speichereinheit 26 vorgesehen, die mit einer Datenleitung 27 ebenfalls mit der Steuereinheit 13 verbunden ist. Die mit der Eingabeeinheit 24 eingegebenen Werte werden in der Speichereinheit 26 gespeichert und können von der Steuereinheit aus der Speichereinheit ausgelesen werden.
Die Dialysevorrichtung erlaubt verschiedene Betriebsarten, die nachfolgend näher beschrieben werden. Aber nicht alle der Betriebsarten setzen die Messung der Dialysance oder der Clearance voraus. Daher kann für diese Betriebsarten auch auf die Einrichtung zur Messung der Clearance oder Dialysance verzichtet werden, die von den mit den Bezugsziffern 21, 23 und 16 und 17 bezeichneten Komponenten gebildet wird.
Die Dialysevorrichtung verfügt noch über weitere Komponenten, z.B. eine Tropfkammer, Sperrorgane etc., die dem Fachmann bekannt sind und der besseren Übersichtlichkeit halber jedoch nicht dargestellt sind. Auch kann die Dialysevorrichtung eine Ultrafiltrationseinrichtung aufweisen.
Der Anwender gibt mit der Eingabeeinheit 24, die beispielsweise über eine Bildschirmeingabe oder eine Tastatur verfugt, neben verschiedenen anderen Parametern der Hämodialyse die gewünschte Clearance K oder Dialysance D ein. Darüber hinaus ist die Eingabe der Behandlungsdauer T sowie einer gewünschten Blutflussrate Qb und/oder Dialysierflüssigkeitsrate Qd möglich. Die Werte werden in der Speichereinheit 26 gespeichert und können von der Steuereinheit 13 ausgelesen werden.
Die Steuereinheit 13 verfugt über eine Recheneinheit 13', die aus der gewünschten Clearance oder Dialysance sowie der Blutflussrate die Dialysierflüssigkeitsrate berechnet, die erforderlich ist, um die gewünschte Clearance oder Dialysance zu erzielen. Wenn der Anwender nicht die Blutflussrate, sondern die Dialysierflüssigkeitsrate vorgegeben hat, berechnet die Recheneinheit 13' die erforderliche Blutflussrate zur Erzielung der gewünschten Clearance oder Dialysance.
Die Berechnung der erforderlichen Dialysierflüssigkeitsrate Qb bzw. Blutflussrate Qd erfolgt mit dem Koeffizienten kOA auf der Grundlage der folgenden Gleichung:
kOA stellt dabei einen Koeffizienten dar, der im Wesentlichen von der aktiven Oberfläche A der semipermeablen Membran des Dialysators (m2) und dem Diffussionswiderstand R der Membran des Dialysators (m2min/ml = 104 min/cm) abhängt (kOA=A/R).
Während die oben angegebenen Gleichungen den Zusammenhang zwischen Dialysance oder Clearance in allgemeiner Form beschreiben, beschreibt Gleichung 9 den Zusammenhang für den Spezialfall der Hämodialyse. Zur Auflösung der Gleichung werden im Allgemeinen numerische Verfahren
herangezogen, die dem Fachmann bekannt sind.
Bei dem Koeffizienten kOA handelt es sich um einen dialysatortypischen Kennwert, der von der Steuereinheit 13 aus der Speichereinheit 26 ausgelesen wird. In der Speichereinheit 26 können eine Vielzahl von Koeffizienten kOA gespeichert sein, die jeweils unterschiedlichen Dialysatortypen zugeordnet sind. Mit der Eingabeeinheit 24 kann der Anwender vor Beginn der Behandlung einen bestimmten Dialysatortyp eingeben, so dass die Steuereinheit 13 den jeweils zugehörigen Koeffizienten aus der Speichereinheit 26 auslesen kann.
Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate sowie Clearance oder Dialysance nach Gleichung (9) führt eine Verringerung der Blutflussrate zu einer Vergrößerung der Dialysierflüssigkeitsrate, um die gewünschte Clearance oder Dialysance zu erzielen. Umgekehrt führt eine Vergrößerung der Blutflussrate zu einer Verringerung der Dialysierflüssigkeitsrate, um die vorgegebene Clearance oder Dialysance zu erzielen. Wenn hingegen nicht die Blutflussrate, sondern die Dialysierflüssigkeitsrate verändert wird, führt eine Vergrößerung der Dialysierflüssigkeitsrate zu einer Verringerung der Blutflussrate bzw. eine Verringerung der Dialysierflüssigkeitsrate zu einer Vergrößerung der Blutflussrate.
Bei einer Änderung der Dialysierflüssigkeitsrate oder Blutflussrate während der Behandlung, die in einzelnen Schritten oder auch kontinuierlich erfolgen kann, wird die Blutflussrate bzw. Dialysierflüssigkeitsrate von der Steuereinheit 13 immer derart angepasst, dass die gewünschte Clearance oder Dialysance innerhalb der vorgegebenen Behandlungszeit beibehalten wird.
Die Steuereinheit 13 berücksichtigt bei der Steuerung der Förderrate der Blutpumpe 6 bzw. Dialysierflüssigkeitspumpe 12, dass bestimmte minimale oder maximale Flussraten für den Blutfluss bzw. Dialysierflüssigkeitsfiuss nicht unterschritten oder überschritten werden. Insbesondere der Blutfluss sollte einen bestimmten oberen Grenzwert nicht überschreiten, der von dem Gefäßzugang abhängig ist. Für den Fall, dass die Erzielung der gewünschten Clearance oder
Dialysance ein Über- bzw. Unterschreiten der jeweiligen Flussraten von Blutflussbzw. Dialysierflüssigkeitsfluss erforderlich machen sollte, signalisiert die Steuereinheit 13 diesen Störfall dem Anwender. Hierzu kann beispielsweise eine nicht dargestellte Alarmeinrichtung vorgesehen sein, die einen akustischen und/oder optischen Alarm gibt. Die Steuereinheit 13 kann dann eine längere bzw. kürzere Behandlungszeit vorgeben, um die Einstellung der Flussrate innerhalb der vorgegebenen Grenzen von Blutfluss und Dialysierflüssigkeitsfluss vornehmen zu können.
Nachfolgend wird eine alternative Ausführungsform der Steuerungsvorrichtung beschrieben, die von der Einrichtung zum Messen der Dialysance Gebrauch macht.
Die Messung der Dialysance beruht darauf, dass die Dialysierflüssigkeitseingangskonzentration Cdi, beispielsweise die Na- Konzentration der Dialysierflüssigkeit, stromauf des Dialysators 1 mittels der Einrichtung 23 zur Veränderung der Zusammensetzung der Dialysierflüssigkeit kurzzeitig verändert wird, und die Dialysierflüssigkeitseingangs- Cdi und - ausgangskonzentration Cd0 mittels der Messeinrichtungen 16, 17 stromauf und stromab des Dialysators gemessen werden. Die Messwerte werden von der Einrichtung 21 zur Bestimmung der Clearance oder Dialysance verarbeitet, die über eine Recheneinheit 21 ' verfügt, um die Clearance oder Dialysance zu berechnen.
Die Berechnung der Clearance K oder Dialysance D kann für eine bestimmte Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate grundsätzlich nach den Gleichungen (1) bis (3) erfolgen. Dieses Verfahren zur Bestimmung der Clearance oder Dialysance ist in der EP 0 428 927 Al im Einzelnen beschrieben, auf die ausdrücklich Bezug genommen wird.
Ein weiteres Verfahren zur Bestimmung der Clearance oder der Dialysance, das sich durch eine besonders kurze Messzeit auszeichnet, ist aus der US 6,702,774 Bl bekannt, auf die ebenfalls zum Zwecke der Offenbarung ausdrücklich Bezug genommen wird. Aufgrund der kurzen Messzeiten ist der Anwendung dieses
Verfahrens bei der erfindungsgemäßen Steuerungsvorrichtung der Vorzug zu geben.
Die Steuereinheit 13 steuert die Einrichtung 21 zur Bestimmung der Clearance oder Dialysance zu Beginn der Behandlung an, so dass die Einrichtung 21 bei der zu Beginn der Behandlung vorgegebenen Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate die Clearance oder Dialysance bestimmt. Der ermittelte Wert für die Clearance oder Dialysance wird daraufhin von der Steuereinheit ausgelesen, die auf der Grundlage der Gleichung 9 den Koeffizienten kOA berechnet, der dann für die weitere Berechnung der Flussraten nach Gleichung 9 zur Verfügung steht. Diese Ausfuhrungsform hat den Vorteil, dass der Dialysatortyp nicht mit der Eingabeeinheit eingegeben werden muss und eine Tabelle mit einer Zuordnung von verschiedenen Koeffizienten für unterschiedliche Dialysatortypen nicht in der Speichereinheit abgelegt sein muss.
Eine weitere alternative Ausführungsform sieht vor, dass die gewünschte Clearance oder Dialysance nicht mit der Eingabeeinheit 24 eingegeben, sondern zu Beginn der Behandlung von der Steuereinheit 13 vorgegeben wird. Die Steuereinheit 13 kann als Clearance oder Dialysance den Wert vorgeben, den die Einrichtung 21 zur Bestimmung der Clearance oder Dialysance beispielsweise zu Beginn der Behandlung ermittelt hat.
Der unter Bezugnahme auf die Hämodialyse beschriebene Formalismus lässt sich auch auf die Hämofiltration anwenden. Daher unterscheidet sich die Steuerungsvorrichtung für eine Hämofiltrationsvorrichtung von der oben beschriebenen Steuerungsvorrichtung nur dadurch, dass neben der Blutflussrate noch die Ultrafiltrationsrate und/oder die Substituatrate bei der Auswertung Berücksichtigung findet, die Dialysierflüssigkeitsrate aber nicht berücksichtigt wird. Bei der Hämodiafiltration finden neben der Blutflussrate und Dialysierflüssigkeitsrate die Ultrafiltrationsrate und/oder Substituatrate Berücksichtigung. Wenn eine der Flussraten, beispielsweise die Dialysierflüssigkeitsrate geändert wird, berechnet die Recheneinheit 13' der Steuereinheit 13 auf der Grundlage des in den Gleichungen 4 bis 6 beschriebenen Zusammenhangs eine der anderen Flussraten, beispielsweise die Blutflussrate
oder Ultrafiltrationsrate oder Substituatrate, bei der die gewünschte Clearance oder Dialysance während der Blutbehandlung sichergestellt ist, ohne jedoch fortlaufend Leitfähigkeitsmessungen vornehmen zu müssen. Dabei ist es lediglich erforderlich, die Clearance oder Dialysance für einen Satz von Flüssen QfI und/oder QsI und/oder QdI und/oder QbI einmal zu messen, um bei einer Änderung einer Flussrate eine andere Flussrate allein auf der Grundlage einer Berechnung der Größen entsprechend anzupassen. Diese Messung erfolgt mit der Einrichtung 21 zu Bestimmung der Clearance oder Dialysance mit der Leitfähigkeitsmessung nach der kurzzeitigen Änderung der Dialysierflüssigkeits- bzw. Substituatzusammensetzung. Die Berechnung der jeweiligen anderen Flussrate, die der Änderung der einen Flussrate zur Gewährleistung der vorgegebenen Clearance oder Dialysance entgegenwirken soll, wird immer dann vorgenommen, wenn die eine Flussrate geändert worden ist.