BESCHREIBUNG
System zum Schutz insbesondere großer fliegender Plattformen vor infrarot- bzw. radargelenkter Bedrohungen
Die Erfindung betrifft ein ganzheitliches System zum Schutz auch ziviler fliegender Plattformen vor diversen Bedrohungen.
Infrarot -, radar- als auch Dual Mode- gelenkte Flugkörper werden u. a. zur Bekämpfung beispielsweise von Seezielen, wie Schiffen, oder anderen Objekten zu Land und Luft eingesetzt. Nach Abschuss fliegen diese Flugkörper bzw. Raketen anfänglich inertialgestützt (z. B. DE 196 01 165 A1) oder GPS gelenkt in das Zielgebiet.
Zur Täuschung derart gelenkter Flugkörper werden unterschiedliche Täuschkörper eingesetzt, um zum Schutz von Objekten die Flugkörper durch Störung in / an ihrer Funktion zu hindern. Einige Täuschkörper senden bei Erkennung einer Bedrohung elektromagnetische Täuschsignale (DE 100 16 781 C2) aus, andere bauen „Wolken" von schwebenden Dipolen (Chaff -Wolken) auf, welche auf die Radarfrequenz des Flugkörpers abgestimmt sind.
Durch eine Vielzahl dieser Täuschkörper wird erreicht, dass die gegnerische Aufklärung verwirrt wird, da hierbei außer dem eigentlichen Objekt auch andere Ziele erzeugt werden. Ein Sedutkions (Ablenk-)-Täuschkörper wird bei einem Flugkörperangriff nach dem „lock- on" des Flugkörpers auf das Ziel ausgebracht. Um eine Ablenkung des Flugkörpers zu erreichen, weisen diese Täuschkörper beispielsweise einen höheren Radar -Rückstrahlquerschnitt als das Objekt selbst auf.
Ein, das zu schützende Objekt nachbildender Schutz wird mit der WO 01/36896 A1 publiziert. Hierbei handelt es sich um eine Schiffssilhouette, die nachgebildet wird.
Aus der der Anmelderin eigenen DE 103 46 001 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Schützen von Schiffen vor endphasengelenkten Flugkörpern bekannt. Die hierbei beschriebene Täuschkörpermunition weist integrierte, elektronisch frei programmierbare Verzögerungselemente auf, in welchen die von einem Werfer bzw. Feuerleitrechner übermittel-
ten Verzögerungszeiten abgespeichert werden. Die Täuschkörper besitzen einen eigenen Energiespeicher.
Eine weitere, der Anmelderin eigene DE 196 17 701 A1 beschäftigt sich mit einem Verfahren zum Bereitstellen eines Scheinzieles. Die Wirkmassen werden durch ein in Rotation versetztes Geschoss positioniert. In einer bevorzugten Variante wird die Idee aufgegriffen, die Wirkmassen einschließlich einer Aktivierungs- und Verteilungseinrichtung während der Flugphase des Geschosses mittels eines Ausbringteils gemeinsam aus der Geschosshülle auszustoßen und nachfolgend zu verteilen und zu aktivieren.
Keine der vorgenannten Lösungen sieht den Schutz von zivilen, insbesondere fliegenden Plattformen vor. Bekanntlich erfordern Flares einen hohen Aufwand an Sensorik, was sie teuer macht, und bringen eine Gefährdung aufgrund der in ihnen enthaltenen Explosivstoffe mit sich. DIRCM (Directed Infrared Countermeasure) besitzen ebenfalls den Nachteil, dass sie kostenintensiv sind und gleichfalls einen hohen Aufwand an Sensorik erfordern. Insbesondere bei einem Einsatz als Schutzmaßnahmen in einem zivilen Luftfahrzeug eignen sich derartige Flares oder DIRCM nicht, da sie eine Gefährdung der Öffentlichkeit durch herab fallende und / oder brennbare Restteile eines Flares darstellen, eine mit dem Aussenden des Schutzes verbundene Lärmbelästigung der Passagiere bewirken sowie eine aufwendige Integration im Flugzeug selber voraussetzen. Auch sind die externen Protuberanzen am Flugzeug und damit verbundene Beeinträchtigungen in der Aerodynamik und im Verbrauch zu berücksichtigen.
Hier greift die Erfindung die Aufgabe auf, ein Schutzsystem anzugeben, welches auch in zivilen Bereichen einen ausreichenden Schutz gegen infrarot- bzw. radargelenkter Bedrohungen gewährleistet.
Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhaft Ausführungen sind in den Unteransprüchen enthalten.
Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, ein munitionsfreies Konzept zu schaffen. Auf herkömmliche Fares oder DIRCM wird verzichtet. Um Undefinierte Ablenkungen einer anfliegenden Bedrohung zu vermeiden sieht die Erfindung in Weiterführung daher vor, in eine insbesondere fliegende Plattform ein modulares System mit der Aufgabe der definierten Platzierung von Täuschmaßnahmen hoher Attraktivität zu integrieren. Aus einem in der Plattform integrierten Lagerbehältnis werden die sicher handhabbaren Wirkkörper mittels einer Transporteinheit zu einer Aktivierungseinheit befördert. Dort werden die Wirkkörper entsprechend
ihrer Aufgabe aktiviert und danach ausgestoßen. Auf Explosivstoffe wird verzichtet. Zusätzlich oder alternativ kann die Aktivierung der Wirkkörper außerhalb des Systems erfolgen.
Es wird ein Schutzsystem vorgeschlagen, welches aus wenigstens einem Lagerbehältnis, (vorzugsweise) wenigstens einer Transporteinheit, wenigstens einer Aktivierungseinheit, (vorzugsweise) wenigstens einer Ausstoßeinheit, wenigstens einer Kontroll-/Steuereinheit sowie wenigstens einer Benutzereinheit /- interface und wenigstens einem Wirkkörper besteht. Auf eine Transporteinheit kann verzichtet werden, wenn beispielsweise das Lagerbehältnis und die Aktivierungseinheit eine Einheit bilden. Auch auf die Ausstoßeinheit ist verzichtbar, wenn die Wirkkörper von der Transporteinheit (beispielsweise Rohrpost) genügend Geschwindigkeiten mitbringen und dynamisch durch die Aktivierungseinheit nach außen gelangen.
Dieses System ist vorrangig in einem fliegenden Träger integriert und ein modulares System, mit der Aufgabe der definierten Platzierung von Täuschmaßnahmen, hier mittels Wirkkörper. Es erfolgt bevorzugt eine berührungslose gesteuerte Aktivierung bzw. Anzündung der unterschiedlichen Wirkkörper als auch ein pneumatisches oder mechanisches Ausstoßen der Wirkkörper. Bei den Wirkkörpern handelt es sich munitionsfreie Pakete sind, die für die eigentliche Wirkung des Systems außerhalb des Trägers verantwortlich sind.
Durch eine computergestützte Steuerbarkeit ergeben sich viele Freiheitsgrade für das Gesamtsystem bezüglich der Wirkung, der Wirkdauer, der Intensität sowie Anzahl der Wirkkörper, der Wirkentfaltung, Separation und Geometrie der Wirkkörper.
Vorteilhaft sind dabei, dass es sich um keine Munition im herkömmlichen Sinne handelt, die Auslösung der Wirkkörper geräuschlos erfolgt und eine sichere Handhabung gewährleistet wird. Die Wirkkörper werden nicht mehr zerlegt, Rückstände vermieden und es ist keine Sensorik erforderlich. Das macht den Wirkkörper selbst kostengünstig. Das System ist nach- rüstbar und bietet die Möglichkeit zum präventiven Einsatz. Es verfügt über eine lange Wirkdauer und ein geringes Gewicht.
Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden. Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Schutzsystems,
Fig. 2 eine Prinzipdarstellung des Schutzsystems,
Fig. 3 ein Wirkbild des Schutzsystems.
In Fig. 1 ist ein Schutzsystem 10 dargestellt mit den wesentlichen Komponenten Lagerbehältnis 1 , Transporteinheit 2, Aktivierungseinheit 3, Ausstoßeinheit 4, Kontroll-/Steuereinheit 5 sowie Benutzereinheit /- interface 6 und wenigstens einem Wirkkörper 7. Dieses System 10 ist vorrangig in einem fliegenden Träger 11 (Fig. 3) integriert und ein modulares System
10, mit der Aufgabe der definierten Platzierung von Täuschmaßnahmen, hier mittels Wirkkörper 7.
Das Lagerbehältnis 1 ist vorzugsweise ein wieder verwendbares, brandresistentes, gekapseltes Behältnis oder Behälter zur Bereitstellung der Wirkkörper 7. Es handelt sich um eine Art Aufbewahrungsbehälter mit einer mechanischen Anschlussmöglichkeit für die Transporteinheit 2. Das Behältnis 1 ist schnell und unkompliziert gegen ein weiteres austauschbar und gewährleistet die Bereitstellung einer ausreichenden Menge an Wirkkörpern 7, auch mit gemischter Beladung. Durch diese Maßnahme kann jederzeit das System 1 neu beladen werden, wenn mehrere Behältnisse 1 mitgeführt werden.
Bei der Transporteinheit 2 handelt es sich vorzugsweise um ein Förderbandsystem, welches für den schnellen und sequentiellen Transport der Wirkkörper 7 zur Aktivierung verantwortlich ist. Alternativen sind auch möglich, wie beispielsweise ein Rohrpostsystem. Die Aktivierungseinheit 3 ist derart aufgebaut, dass eine berührungslose gesteuerte Aktivierung bzw. Anzündung der unterschiedlichen Wirkkörper 7 gewährleistet wird. Diese berührungslose gesteuerte Aktivierung kann vorzugsweise mittels Heißluft oder Laserlicht etc. realisiert werden. Alternativ ist eine Anzündung mit Berührung möglich.
Um ein pyrotechnisches Ausstoßen zu umgehen, sollte die Ausstoßeinheit 4 über eine Pneumatik oder Mechanik verfügen, die ein pneumatisches oder mechanisches Ausstoßen der Wirkkörper 7 ermöglicht. Dies können schnelle elektrisch schaltende Ventile, aber auch Federn sein.
Die Kontroll- und Steuereinheit 5 verfügt über eine beispielsweise speicherprogrammierte Steuerung zur Gewährleistung der Sicherheit des Systems 1 und hat die Aufgabe der Steuerung und Überwachung der Einzelkomponenten. Es verfügt über eine Schnittstelle zum Träger 11 , beispielsweise BUS bzw. Interface Unit. Die Benutzereinheit beinhaltet die Bedienelemente im Cockpit des zu schützenden Trägers
11. Auf der Benutzereinheit können relevante Systeminformationen für einen Bediener (nicht näher dargestellt) graphisch oder dergleichen aufgezeigt werden.
- A -
Bei den Wirkkörpern 7 handelt es sich um munitionsfreie Pakete, die für die eigentliche Wirkung des Systems 10 außerhalb des Trägers verantwortlich sind. Hierbei handelt es sich bevorzugt um Rotphosphor, Düppel und dergleichen.
Die Funktionsweise des Systems 10 ist wie folgt:
Aus dem Lagerbehälnis 1 werden sicher handhabbare Wirkkörper 7 mittels der Transporteinheit 2 zur Aktivierungseinheit 3 befördert. Dort werden die Wirkkörper 7 entsprechend ihrer Aufgabe aktiviert. Die Anzündung für Infrarot-Wirkkörper kann beispielsweise mittels Heißluft oder Laser erfolgen. Danach werden diese aktivierten Wirkkörper 7 entsprechend durch die Ausstoßeinheit 4 ausgestoßen. Dies sollte vorzugsweise pneumatisch oder mechanisch stattfinden. Die Bedienung des Systems 10 erfolgt über die Benutzereinheit 6. Die computergesteuerte Steuerbarkeit wird durch die Steuereinheit 5 realisiert und ermöglicht das Einstellen der Wirkung (vorzugsweise Infrarot, Radar), der Wirkdauer und Intensität, beispielsweise durch entsprechende Wirkkörper 7, und durch Ausbringen variabler Portionen und der Anzahl der Wirkkörper 7. Einfluss genommen werden kann auch auf die Wirkentfaltung, nämlich durch definierte Aktivierung, und Separation, mittels definiertem Ausstoß. Das variable Ausbringverfahren lässt auch verschiedene Geometrien der Wirkkörper 7 zu.
Ein mit den aktivierten und ausgestoßenen Wirkkörpern T erzielbares Wirkbild zeigt Fig. 3 .