Pharmazeutische Zusammensetzung, umfassend Galaktose, Selen, Vitamin E und/oder Phosphatidylcholin und pharmazeutische Verwendungen von
Galaktose
Die vorliegende Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung, umfassend Galaktose und/oder wenigstens ein Galaktosederivat und wenigstens einen Zusatz ausgewählt aus wenigstens einem Selenzusatz, Vitamin E und Phosphatidylcholin, sowie wahlweise ein oder mehrere Magnesiumsalze. Daneben betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von Galaktose und/oder wenigstens eines Galaktosederivats zur Prophylaxe und Therapie von mit zellulärem Glucosemangel und insbesondere mit konsekutivem Galaktosemangel verbundenen metabolischen Stresszuständen, insbesondere des Nervensystems oder bei Diabetes mellitus.
Glucose ist als Energiespender das wichtigste Kohlenhydrat unserer Nahrung. Durch ihre Verstoffwechselung in der Glykolyse ist sie das wichtigste Substrat zur Energiegewinnung, das bedeutet ATP-Bildung, in der Zelle im so genannten Leistungsstoffwechsel der Körperzellen. Immer ist die Bereitstellung von Energie aus Nährstoffen das vordringlichste Ziel jeder Zelle, weil eine Unterbrechung der Energieversorgung lebensbedrohend ist. Dies trifft in besonderem Maße für das Gehirn mit seinen vielfältigen Funktionen zu. Krankheitszustände, die mit einem erhöhten Glucosebedarf verbunden sind, wie Morbus Alzheimer und die verschiedenen Formen der Demenz, führen zu einem intrazellulären Glucosemagel, der insbesondere im Alter oder bei Gefäßerkrankungen durch die Minderdurchblutung verstärkt wird.
Glucose ist jedoch über Seitenwege auch für den so genannten Baustoffwechsel der
Körperzellen essentiell, also für die Bildung und Aufrechterhaltung der Struktur und Funktion von Zellen und Organen und damit des Organismus. Dieser Anteil ist im
Vergleich zu dem Glucosebedarf des Leistungsstoffwechsels gering. Im Falle eines erhöhten Leistungsstoffwechsels kann es jedoch zu einer Einschränkung des Baustoffwechsels kommen. Eine wesentliche Komponente des Baustoffwechsels ist Galaktose; sie ist in nahezu allen Glykoproteinen und Glykolipiden von Membranen enthalten. Wenn die Glucose zum überwiegenden Teil in den primär vitalen Leistungsstoffwechsel fließt, kommt es zu einem Mangel an Galaktose, die aus Glucose gebildet wird, d.h. zu einem konsekutiven Galaktosemangel, so dass die Biosynthese essentieller Komponenten, z.B. von Glykoproteinen und Glykolipiden der Zellmembranen beeinträchtigt wird. Dadurch werden die Zellen bei fortgesetztem zellulärem Glucosemangel essentielle Funktionen nicht mehr ausüben können, wie z.B. den Empfang von Signalen in Form von Botenstoffen oder die Nährstoffaufnahme.
Bei bestimmten Gehirnerkrankungen wurde vorgeschlagen, Patienten Galaktose zur Förderung des Energie- und des Baustoffwechsels des Gehirns zu verabreichen. So wurde in DE 197 55 367 Al vorgeschlagen, Patienten Galaktose zur Bekämpfung der Symptome von Morbus Alzheimer zu verabreichen, wodurch der Energiestoffwechsel des Gehirns verbessert und die Glykolipid- und Glykoproteinsynthese für eine Wiederherstellung der Membran- und Nervenfunktion gefördert werden sollen. Außerdem wurde vorgeschlagen, Patienten Galaktose bei metabolischen Stresssituationen wie Leberkoma zu verabreichen, um den dabei vermehrt anfallenden Ammoniak in untoxische Aminosäuren umzuwandeln. Schließlich wurde in DE 197 55 367 Al vorgeschlagen, Galaktose gemeinsam mit α- Ketoglutarsäure, Ornithin und Vitamin C zu verabreichen, wobei durch α-Ketoglutarat und Ornithin Giftstoffe abgefangen werden sollen und durch Vitamin C ein Mangel an Reduktionsäquivalent in metabolischen Stresssituationen ausgeglichen werden soll.
In DE 198 29 844 Al wurde vorgeschlagen, Patienten zur Behandlung eines Gehirninfarkts eine hohe Dosis Galaktose zu verabreichen, um eine schnelle Diffusion der Galaktose in das nicht durchblutete Gewebe und eine von Insulin unabhängige Aufnahme der Galaktose in die Nervenzellen zu erreichen, die Energieversorgung der Zellen zu gewährleisten und eine Bildung von Nekrosen zu verhindern.
Bisher blieben jedoch die Auswirkungen metabolischer Stresszustände bei weiteren Erkrankungen, die Rolle metabolischer Stresszustände bei der Entstehung von Erkrankungen, insbesondere die bei der Entstehung chronischer Leiden, und die
Prophylaxe von Krankheiten, sowie vorteilhafte Weiterbildungen der Verabreichung von Galaktose unberücksichtigt.
Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, weitere vorteilhafte Behandlungen auf der Basis von Galaktose für Erkrankungen bereitzustellen, die mit metabolischem Stress infolge von zellulärem Glucosemangel verbunden sind.
Ein erster Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung, umfassend Galaktose und/oder wenigstens ein Galaktosederivat und wenigstens einen Zusatz, ausgewählt aus einem Selenzusatz, Vitamin E und Phosphatidylcholin. Besonders bevorzugte Ausführungsbeispiele umfassen zusätzlich wenigstens ein Magnesiumsalz.
Es wurde gefunden, dass die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung überraschender Weise die Prophylaxe und/oder Therapie von Erkrankungen ermöglicht, die durch akute, insbesondere auch kurzzeitige, mit einem zellulären Glucosemangel verbundene metabolische Stresszustände von Körperzellen, vorzugsweise von Nervenzellen, verbunden sind.
Die erfindungsgemäß behandelbaren Erkrankungen, die mit akuten, auch kurzzeitigen, metabolischen Stresszuständen verbunden sind, umfassen vorzugsweise psychische Belastungszustände oder Anspannungszustände, beispielsweise bei hoher Arbeitsbelastung oder emotionaler Belastung, Angsterkrankungen, Psychose, akute Depressionen, akute Stoffwechselstörungen, insbesondere von Nervenzellen, vorzugsweise des Gehirns, akute Lebererkrankungen und Vergiftungen, beispielsweise Alkohol- oder Nikotinmissbrauch. Dabei sind vorteilhafter Weise auch hypoglykämische Stresszustände, insbesondere bei Diabetes mellitus, mit Erfolg behandelbar.
Stresszustände in Form psychischer Belastungen sind in der Regel mit Stoffwechselentgleisungen der betroffenen Nervenzellen verbunden, die auch als
metabolischer Stress bezeichnet werden und mit einem erhöhten Energiebedarf der Nervenzellen verbunden sind. Glucose stellt den primären Energielieferanten für Nervenzellen im Gehirn dar, weil andere Energieträger wie Fettsäuren und Proteine hier
- A - nicht als Energielieferanten zur Verfügung stehen. Der erhöhte Energiebedarf führt zu einer Verringerung oder Erschöpfung der verfügbaren Glucose in den Nervenzellen und in der Folge zu einem Rückgriff auf Substrate des so genannten Baustoffwechsels, der die Aufrechterhaltung der strukturellen und funktionellen Integrität der Nervenzellen gewährleistet, zur Energiegewinnung.
Dabei wird der für den Baustoffwechsel essentielle Zucker Galaktose durch die Galaktose- 1 -Kinase in Galaktose- 1 -Phosphat umgewandelt, das über UDP-Galaktose zu UDP- Glucose epimerisiert und in Form von Glucose- 1 -Phosphat in den Energiestoffwechsel eingeschleust werden kann. Das Gleichgewicht zwischen UPD-Galaktose und UDP- Glucose liegt bei 1 : 3,5 und somit ganz auf der Seite der UDP-Glucose, so dass Glucose vorrangig für den Energiestoffwechsel zur Verfügung steht.
Folglich verarmt der Baustoffwechsel von Körperzellen, insbesondere von Nervenzellen, wenn bei metabolischem Stress die intrazelluläre Galaktose, in Form von UDP-Galaktose, über die metabolisch bevorzugte Bildung von UDP-Glucose zur Energiegewinnung eingesetzt wird, zumal Galaktose im Körper nur in geringer Menge gebildet wird (Berry
G.T. et al. The Lancet, 346, 1073-1074, 1995), in der menschlichen Nahrung in erheblicher
Menge nur in Form von Lactose in der Milch vorkommt und wie beschrieben vorrangig in Glucose umgewandelt wird. Als Folge unterbleibt in den Zellen beispielsweise die essentielle Galaktosylierung von Glykoproteinen und Glykolipiden. Metabolischer Stress führt deshalb zu einer fortschreitenden Verschlechterung und dem Verlust der an der
Reizleitung und Signalverarbeitung beteiligten Strukturen der Plasmamembran und intrazytoplasmatischer Membranstrukturen, wie beispielsweise der Membranlipide und Membranproteine, des Myelins und der Zelloberflächenproteine wie beispielsweise
Hormon- und Botenstoffrezeptoren.
Insbesondere bei anhaltendem oder häufigem, mit zellulärem Glucosemangel verbundenem metabolischen Stress führt dies zu Schäden der Nervenzellen, gefolgt von Funktionsstörungen bis hin zu irreversiblen Funktionsverlusten und dem Absterben der
betroffenen Zellen. Die Folgen sind beispielsweise Störungen des vegetativen Nervensystems, motorische oder kognitive Fehlfunktionen, Fortschreiten von Demenz,
Fortschreiten psychischer Leiden, Versagen von Nervenfunktionen und schwere Schädigungen des Gehirns.
Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung ermöglicht eine Therapie von akuten metabolischen Stresszuständen des Nervensystems und eine Prophylaxe von
Folgeschäden. Die darin enthaltene Galaktose und/oder das Galaktosederivat steht unmittelbar für den Baustoffwechsel und die Aufrechterhaltung der strukturellen und funktionellen Integrität der Nervenzellen zur Verfügung. Durch die Gabe von Galaktose kommt es intrazellulär zur vermehrten Bildung von UDP-Glucose. Ihr Anteil, der nicht zur Biosynthese von Membrankomponenten verwendet werden muss, fließt quantitativ über den UDP-Glucose-Weg in die Glykolyse und dient also der ATP-Gewinnung und damit der Entlastung des Leistungsstoffwechsels.
Die Zusätze Selen, Vitamin E und/oder Phosphatidylcholin, sowie wahlweise Magnesium, tragen in der Kombination mit Galaktose und/oder einem Galaktosederivat auf eine noch nicht vollständig geklärte Weise zu einer weiteren Erleichterung von metabolischen Stresszuständen von Nervenzellen bei. Dabei ist eine Kombination der Zusätze Selen und Vitamin E, eine Kombination der Zusätze Selen und Phosphatidylcholin, eine Kombination der Zusätze Vitamin E und Phosphatidylcholin oder eine Kombination dieser drei Zusätze häufig wirksamer als nur einer der Zusätze. Das Magnesiumsalz fuhrt gemeinsam mit allen vorstehenden Zusätzen und jeder der vorstehenden Kombinationen von Zusätzen zu einer noch weiteren Steigerung der Wirksamkeit der pharmazeutischen Zusammensetzung. Diese Wirkungen sind bei den einzelnen behandelbaren metabolischen Stresszuständen leicht beobachtbar.
Die Wirkung von Selen beruht vermutlich darauf, dass Selen als kovalenter Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase die Entgiftung von freien Sauerstoffradikalen, insbesondere die Umwandlung von Lipoperoxiden und H2O2, fördert (Löffler-Petrides, Biochemie und Pathobiochemie, 5. Auflage, 1990, S. 642-643). Außerdem ist Selen als kovalenter Bestandteil der Typ I-Thyroxin-5'-Dejodase erforderlich für die Bildung des Hormons Trijodthyronin. Ein möglicher Zusammenhang mit der verbesserten Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bei Nervenzellen ist jedoch noch nicht geklärt. Die Ursache der erfindungsgemäßen Verbesserung der Wirkung von Galaktose und/oder des Galaktosederivats durch Vitamin E beruht vermutlich ebenfalls darauf, dass Vitamin E
freie Sauerstoffradikale, insbesondere organische Peroxydradikale, entgiften und die oxidative Schädigung von Membranfettsäuren verhindern kann (siehe auch Löffler- Petrides, Biochemie und Pathobiochemie, 5. Auflage, 1990, S. 659-661). Die vorteilhafte Verstärkung der Wirkung von Galaktose durch Phosphatidylcholin beruht vermutlich darauf, dass dieses ein zentraler Baustein der Zellmembran ist. Da die Zellmembran an der Reizleitung der Nervenzellen in besonderem Maße beteiligt ist, ist die Verwendung von Phosphatidylcholin bei der Behandlung von Nervenzellen im Rahmen der Erfindung besonders vorteilhaft. Die vorteilhafte Wirkung des Magnesiumsalzes beruht vermutlich darauf, dass die Phosphorylierung der Galaktose im Stoffwechsel der Nervenzellen Magnesium erfordert und durch den erfindungsgemäßen Magnesiumzusatz gefördert wird.
Außerdem wurde gefunden, dass die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung auch mit überraschendem Erfolg bei Erkrankungen eingesetzt werden kann, die mit chronischen metabolischen Stresszuständen von Nervenzellen verbunden sind.
Die erfindungsgemäß behandelbaren, mit chronischen metabolischen Stresszuständen von Nervenzellen verbundenen Erkrankungen umfassen insbesondere Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), Chronic-Fatigue-Syndrom, Fibromyalgiesyndrom, diabetische Enzephalopathie, hepatische Enzephalopathie, Diabetes mellitus, Metabolisches Syndrom - umfassend Hypertonie, Hyperlipämie, Diabetes mellitus und seltener auch Hyperuricämie -, Gehirninfarkt, Schlaganfall, Neurose, Schizophrenie, chronische Depression und Demenz, vorzugsweise Demenz verbunden mit pathologischen Veränderungen des Gehirns.
Chronischer metabolischer Stress in Form eines Defizits des Glucosestoffwechsels ist beispielsweise an der Entstehung und dem Fortschreiten von Erkrankungen wie Morbus Alzheimer beteiligt. In-vivo-Untersuchungen mittels Positronenemmissionstomographie (PET) haben bestätigt, dass der Glucosemetabolismus im Gehirn von an Morbus Alzheimer leidenden Patienten verringert ist, wobei die Verringerung mit einer Zunahme
des Schweregrads der beobachteten Demenz fortschreitet (Rapoport S. I., Ann. NY Acad Sei, 1999, 893, 138-153 und Rapoport S. L, Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci, 1999, 249, Suppl 3 III/46 -III/55 ) . Parallel dazu wird eine fortschreitende Verringerung der Expression
der Cytochromoxidase, des Schlüsselenzyms der oxidativen Phosphorylierung, beobachtet. Schließlich nimmt mit zunehmender Demenz die Anregbarkeit des Glucosemetabolismus ab.
Bei chronischen metabolischen Stresserkrankungen wird außerdem regelmäßig eine Störung der Insulin-abhängigen Regulation der Glucoseaufnahme von Nervenzellen beobachtet, die ihrerseits zu einer energetischen Unterversorgung und in der Folge zu einer Verarmung des Baustoffwechsels an Galaktose führt. Nervenzellen können ebenso wie Herzmuskel- und Skelettmuskelzellen Glucose nur in Anwesenheit von Insulin aufnehmen. Beispielsweise führen im Fall von Diabetes mellitus die häufig auftretenden starken Schwankungen der Insulinkonzentration unmittelbar zum Glucosemangel und zur energetischen Unterversorgung der Nervenzellen. Die damit verbundenen Beeinträchtigungen des Baustoffwechsels führen in schweren akuten Fällen oder langfristig zu gravierenden Schädigungen von Nervenzellen bis hin zur Demenz.
Außerdem eignet sich die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung in besonderem Maße zur Prophylaxe und Therapie von hypoglykämischen metabolischen Stresszuständen bei Diabetes mellitus, da Galaktose im Unterschied zu Glucose von den meisten Körperzellen mit Ausnahme der Hepatocyten, insbesondere von Nervenzellen, Herzmuskelzellen und Skelettmuskelzellen, unabhängig von Insulin aufgenommen wird und intrazellulär leicht in Glucose umgewandelt wird. Vorteilhafter Weise ermöglicht die erfindungsgemäße Zusammensetzung eine gleichmäßigere Versorgung der Zellen mit Glucose als die herkömmliche Insulintherapie alleine. Sie eignet sich deshalb besonders zur unterstützenden Therapie bei einer Insulintherapie. Bereits durch die gleichmäßigere zelluläre Glucoseversorgung ist die erfindungsgemäße Zusammensetzung in besonderem Maße für eine wirksame Prophylaxe der bekannten Spätfolgen von Diabetes mellitus, wie beispielsweise Versagen innerer Organe, insbesondere Nierenversagen, Amputation von Gliedmaßen, Blindheit, Demenz, geeignet. Diese Wirkung wird zusätzlich von den erfindungsgemäßen Selen-, Vitamin E- und/oder Phosphatidylcholinzusatz, sowie durch das Magesiumsalz, wesentlich unterstützt.
Bei zahlreichen chronischen metabolischen Stresserkrankungen ist die Aufnahme von Glucose in die Nervenzellen auch in Anwesenheit von Insulin gestört. Die Gründe hierfür sind zum Teil noch ungeklärt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass
metabolischer Stress durch die verbundene Beeinträchtigung des Baustoffwechsels wesentlich zu den beobachteten Störungen der Insulin-abhängigen Glucoseaufnahme beiträgt, beispielsweise weil Störungen des Baustoffwechsels zur Beeinträchtigungen der Zeiloberflächenrezeptoren und speziell des Insulinrezeptors führen.
Die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung ermöglicht insbesondere eine Prophylaxe zur Verhinderung von Nervenzellschäden bei Erkrankungen, die mit chronischen metabolischen Stresszuständen des Nervensystems einhergehen, insbesondere bei den oben genannten Erkrankungen, sowie eine Therapie der neurologischen Symptome derartiger Erkrankungen.
Dabei ist von besonderem Vorteil, dass Nervenzellen Galaktose im Unterschied zu Glucose unabhängig von Insulin aufnehmen. Diese Transporteigenschaft unterscheidet Glucose von Galaktose in entscheidender Weise und macht Galaktose zu einer sicheren, Insulin-unabhängigen Quelle zur Aufrechterhaltung des Bau- und Energiestoffwechsels. Diese Eigenschaft wirkt sich besonders dann zusätzlich vorteilhaft aus, wenn die Insulinrezeptoren nicht mehr voll funktionsfähig sind, sei es aufgrund verminderter Affinität zu Insulin oder sei es durch verminderte Zahl in den Plasmamembranen der Zielzellen, wie es besonders bei Diabetes mellitus der Fall ist. Diese Transporteigenschaft von Galaktose trägt außerdem sehr wahrscheinlich wesentlich zu der beobachteten günstigen Beeinflussung von Hirnerkrankungen bei an Morbus Alzheimer und den anderen mit chronischem metabolischem Stress verbundenen hirnorganischen Erkrankungen bei. Die geschädigten Zellen haben einen höheren, Stress-bedingten Mehrbedarf sowohl an Glucose als auch an Galaktose. Besonders bei den verschiedenen Formen der Demenz ist der Energiebedarf des Gehirns beträchtlich erhöht, um essentielle Stoffwechselvorgänge anzutreiben, z.B. Kanäle für die Aufrechterhaltung der Nervenleitung zu öffnen und zu schließen, Impulse von einer Zelle zur Nachbarzelle zu geben und Gedächtnisleistungen aufrechtzuerhalten.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung bei der Behandlung chronischer metabolischer Stresszustände von Nervenzellen besteht darin, dass bei der Verstoffwechselung aus einem Teil der Galaktose via Glucose Aminosäuren gebildet werden. Dazu wird Ammoniak benötigt, der im Stoffwechsel anfallt und in der Zelle als Gift wirkt, besonders bei begleitenden
Leberfunktionsstörungen wie hepatischer Enzephalopathie. Durch die Gabe von Galaktose wird auf einfache und schonende Weise eine Entgiftung herbeigeführt. Galaktose wird über Glucose in α-Ketoglutarat umgewandelt, aus dem unter Verbrauch von Ammoniakäquivalenten die Aminosäuren Glutaminsäure, Glutamin und GABA gebildet werden können; sie alle üben Transmitterfunktionen aus (siehe Löffler/Petrides, 5. Auflage, Seite 360ff und 484ff.). Damit kommt diesem Zucker eine wirkungsvolle Entgiftungsfunktion zu, besonders auch im Gehirn, wo sich gerade bei der hepatischen Enzephalopathie toxische Ammoniakäquivalente anhäufen. Die angenommenen Wirkungsmechanismen der Galaktose-, Selen-, Vitamin E-, Phosphatidylcholin- und Magnesiumbestandteile der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung sind bei der Behandlung der chronischen metabolischen Stresserkrankungen die gleichen wie bei den akuten metabolischen Stresszuständen.
Soweit im Rahmen der vorliegenden Erfindung von Galaktose oder Galaktosederivaten die Rede ist, sind damit vorzugsweise deren physiologische D-Isomere gemeint.
In einer Ausführungsform der Erfindung kann die Galaktose in Form eines Hydrolyseprodukts eines polymeren, multimeren oder oligomeren, insbesondere eines dimeren, Zuckers, der Galaktosebausteine enthält, bereitgestellt werden. Beispielsweise kann das Dimer Lactose durch Hydrolyse, beispielsweise durch saure Hydrolyse, in Glucose und Galaktose gespalten werden. Die Herstellung dieser Hydrolyseprodukte kann beispielsweise gemäß oder analog zu den in der Patentschrift DE 44 47 352 offenbarten Verfahren erfolgen. Als Ausgangsmaterial können beispielsweise auch oligomere, insbesondere dimere, Galaktose-haltige Naturstoffe verwendet werden.
Die pharmazeutische Zusammensetzung kann beispielsweise 100-1000 mg/kg Körpergewicht Galaktose und/oder des Galaktosederivats umfassen. Vorzugsweise umfasst sie 1-25 g, vorzugsweise 2-18 g, vorzugsweise 3-12 g, vorzugsweise 3-10 g, besonders bevorzugt 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose und/oder des Galaktosederivats, am meisten bevorzugt 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose.
Die pharmazeutische Zusammensetzung kann zusätzlich zu Galaktose oder anstelle von Galaktose ein oder mehrere Galaktosederivate umfassen, beispielsweise Galaktose- 1- phosphat, UDP-Galaktose, Disaccharide der Galaktose, Trisaccharide der Galaktose, sowie
Galaktose in einer Verbindungsform, die durch eine physiologische Spaltung im Körper zu monomerer Galaktose führt, wie z.B. Galaktoseester. Bevorzugte Galaktosederivat können vom menschlichen Körper leicht in Galaktose umgewandelt werden. Besonders bevorzugt
umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung keine toxischen, insbesondere keine hepatotoxischen Galaktosederivate.
Die pharmzeutische Zusammensetzung umfasst vorzugsweise wenigstens einen Selenzusatz in einer Menge entsprechend 5-300 μg, vorzugsweise entsprechend 50-150 μg, besonders bevorzugt entsprechend 50 μg Natriumselenit 5 H2O. Sie enthält Selen vorzugsweise in Form von Natriumselenit 5 H2O. Alternativ oder zusätzlich kann sie jede physiologisch verwertbare, vorzugsweise jede physiologisch verträgliche, Form von Selen, insbesondere jedes andere physiologisch verträgliche Selensalz, umfassen.
Die pharmazeutische Zusammensetzung umfasst vorzugsweise Vitamin E. Sie kann insbesondere 10-700 mg, vorzugsweise 15-100 mg, besonders bevorzugt 15 mg Vitamin E umfassen. Dabei umfasst Vitamin E vorzugsweise wenigstens eine Verbindung ausgewählt aus RRR-α-Tocopherol, RRR-α-Tocopherol-Acetat, RRR-α-Tocopherol-Äquivalent, DL- α-Tocopherol, α-Tocopherolacetat, Tocopherolacetat, DL-α-Tocopherolhydrogensuccinat, α-Tocopherol oder eine verwandte Verbindung, die im wesentlichen die Wirkung von Vitamin E besitzt, die der Fachmann auffindet. Besonders bevorzugt umfasst Vitamin E wenigstens eines der oben genannten α-Tocopherole.
Die pharmazeutische Zusammensetzung umfasst vorzugsweise Phosphatidylcholin, das häufig auch „PC" genannt wird. In der Chemie bezeichnen „Phosphatidylcholine", deren früherer Name „Lecitliine" war, als Gruppenbezeichnung Glycero-Phospholipide, die sich aus Fettsäuren, Glycerin, Phosphorsäure und Cholin durch Veresterung bilden (Römpp, Lexikon Chemie, 10. Auflage 1997, Thieme Verlag, Stuttgart, New York: „Lecithine"). Daneben wird der Ausdruck Lecithin auch häufig zur Bezeichnung eines Gemisches von Verbindungen verwendet, das aus Sojabohnen gewonnen wird und eine Mischung aus Phosphatidylcholin, anderen Phospholipiden und Inositol umfasst, sog. „Sojabohnenlecithin". In der vorliegenden Erfindung umfasst Phosphatidylcholin jede Form von pharmazeutisch einsetzbarem Phosphatidylcholin, vorzugsweise wenigstens ein
Phosphatidylcholin oder eine Mischung mehrerer Phosphatidylcholine, Mischungen wenigstens eines Phosphatidylcholins mit wenigstens einem weiteren Bestandteil von Sojabohnenlecithin, jede Fraktion von Sojabohnenlecithin, die wenigstens ein
Phosphatidylcholin umfasst, sowie Sojabohnenlecithin und andere geeignete Lezithine natürlicher, insbesondere pflanzlicher Herkunft und deren Fraktionen.
Die pharmazeutische Zusammensetzung kann beispielsweise 0,1 g bis 20 g, vorzugsweise von in etwa 2 g bis in etwa 10 g Phosphatidylcholin enthalten. Insbesondere kann sie 0,5 g bis 1 g Phosphatidylcholin enthalten. Dabei enthält Sojabohnenlecithin in der Regel in etwa 20 Gewichtsprozent Phosphatidylcholin, so dass die pharmazeutische Zusammensetzung eine entsprechend angepasste größere Menge Sojabohnenlecithin oder einer Fraktion davon enthalten kann. Da Phosphatidylcholin bzw. Sojabohnenlecithin auch in erheblichen Mengen und über längere Zeiträume als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden können, sind auch höhere Dosen von der Erfindung umfasst. Insbesondere können mehrmals täglich die genannten oder höhere Dosen über einen Zeitraum von mehreren Wochen verabreicht werden.
Bei besonders bevorzugten Ausführangsbeispielen umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung zusätzlich zu Galaktose und/oder wenigstens einem Galaktosederivat wenigstens einen Selenzusatz und Vitamin E, oder sie umfasst zusätzlich wenigstens einen
Selenzusatz und Phosphatidylcholin, oder sie umfasst zusätzlich Vitamin E und
Phosphatidylcholin, oder sie umfasst zusätzlich wenigstens einen Selenzusatz, Vitamin E und Phosphatidylcholin. Jede einzelne der vorstehend genannten pharmazeutischen Zusammensetzungen kann außerdem zusätzlich wenigstens ein Magnesiumsalz enthalten.
Die Menge des Magnesiumsalzes kann insbesondere 10-1000 mg Magnesium entsprechen, vorzugsweise 25-500 mg, besonders bevorzugt 100-400 mg Magnesium. Das Magnesiumsalz umfasst vorzugsweise wenigstens ein Magnesiumsalz, vorzugsweise ein physiologisch verträgliches Magnesiumsalz, insbesondere ausgewählt aus Magnesiumsulfat, Magnesiumcarbonat, vorzugsweise leichtes basisches Magnesiumcarbonat, Magnesiumoxid, insbesondere leichtes Magnesiumoxid oder schweres Magnesiumoxid, Magnesiumhydrogenaspartat 4 H2O,
Magnesiumhydrogenaspartat 2 H2O, Magnesium-D-gluconat 2 H2O,
Magnesiumbis(hydrogen-DL-aspartat) 4 H2O, Magnesiumorotat 2 H2O, Magnesiumhydrogenphosphat 3 H2O, Magnesiumeitrat, insbesondere Magnesiumeitrat 14 H2O, Magnesiumaspartat-HCl 3 H2O, Magnesiumbis(hydrogenaspartat) 2 H2O, Magnesiumbis(hydrogen-L-glutamat) 4 H2O, Magnesiumsulfat 7 H2O, racemisches
Magnesiumhydrogenaspartat 4 H2O, racemisches Magnesiumaspartat 4 H2O und Magnesiumchlorid.
Die pharmazeutische Zusammensetzung hat vorzugsweise die Form einer festen oder flüssigen enteralen Verabreichungsform oder in Form einer flüssigen parenteralen Verabreichungsform vorliegen. Als flüssige Verabreichungsform kann sie beispielsweise als Injektionslösung, Infusionslösung oder Sirup zubereitet sein. Sie kann zusätzlich zu ihren hierin beschriebenen erfindungsgemäßen Bestandteilen beliebige weitere, insbesondere vorteilhafte, Zusätze umfassen, die insbesondere beliebige, dem Fachmann bekannte weitere Bestandteile und Hilfsstoffe von flüssigen oder festen pharmazeutischen Verabreichungsformen umfassen. Eine flüssige pharmazeutische Zusammensetzung kann insbesondere 5-230 g/250 ml, vorzugsweise 25-180 g/250 ml, mehr bevorzugt 50-100 g/250 ml, besonders bevorzugt 70 g/250 ml Galaktose und/oder des Galaktosederivats, am meisten bevorzugt 70 g/250 ml Galaktose, umfassen.
Besonders bevorzugt sind feste enterale, besonders orale, Verabreichungsformen der pharmazeutische Zusammensetzung, besonders Tabletten oder Pulver, insbesondere Brausetabletten oder -pulver. Diese können die für diese Verabreichungsformen üblichen und dem Fachmann geläufigen Zusätze und Hilfsstoffe, insbesondere Lactose bei Tabletten, umfassen. Im Falle einer Brausetablette eignet sich insbesondere ein Bicarbonat als Zusatzstoff.
Vorzugsweise ist die pharmazeutische Zusammensetzung an eine Verabreichung als Bolus angepasst. Bei Bolusgaben sind die vorteilhaften Wirkungen der erfindungsgemäßen Zusammensetzung regelmäßig besonders stark ausgeprägt. Bekanntlich ist ein Bolus beispielsweise eine große Pille, und eine Bolusinjektion kann bekanntlich eine intravenöse Schnellinjektion sein. Ein Bolus, eine Bolusverabreichung oder eine Bolusgabe umfassen erfindungsgemäß eine hohe Dosis der erfindungsgemäßen Zusammensetzung oder wenigstens von Galaktose. Diese ermöglicht nach der Verabreichung kurzfristig eine hohe
Konzentration im Körper, vorzugsweise wenigstens im Kreislauf. Vorzugsweise bleibt der verabreichte Bolus eine Zeit lang erfassbar, die typisch für eine Bolusverabreichung ist. Für den Boluseffekt eignet sich beispielsweise eine injizierbare Verabreichungsform, beispielsweise entsprechend wie bei bekannten Bolusinjektionen anderer pharmazeutischer
Zusammensetzungen. Bevorzugt sind daneben auch enterale Verabreichungsformen, die die erfindungsgemäße Zusammensetzung in einer ausreichenden Menge enthalten. Beispielsweise kann eine Bolusgabe die Verabreichung wenigstens eines Teelöffels oder Esslöffels der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung umfassen und wenigstens einmal, vorzugsweise wenigstens einmal täglich, besonders bevorzugt wenigstens dreimal täglich verabreicht werden.
Ein besonders bevorzugtes Ausführungsbeispiel der pharmazeutischen Zusammensetzung, das jede der hierin genannten Kombinationen von Zusätzen und Magnesiumsalzen umfassen kann und das vorzugsweise die Form einer festen Verabreichungsform haben kann, umfasst 1-25 g, vorzugsweise 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose und/oder des Galaktosederivats, besonders bevorzugt 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose, und vorzugsweise zusätzlich den Selenzusatz in einer Menge entsprechend 50-150 μg, vorzugsweise 50 μg Natriumselenit 5 H2O, 15-100 mg, 15 mg Vitamin E und/oder 2-10 g, vorzugsweise 0,5-1 g Phosphatidylcholin, sowie wahlweise eine Menge des Magnesiumsalzes entsprechend 100-400 mg Magnesium.
Ein zweiter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung von Galaktose und/oder eines Galaktosederivats zur Prophylaxe oder Therapie von mit zellulärem Glucosemangel verbundenen metabolischen Stresszuständen. Besonders bevorzugte Ausführungsbeispiele betreffen psychische Belastungszustände, Erkrankungen des Nervensystems und Diabetes mellitus.
Es wurde gefunden, dass bereits Galaktose und/oder wenigstens ein Galaktosederivat ohne die weiteren Zusätze der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung zur Prophylaxe und/oder Therapie von Erkrankungen eingesetzt werden können, die mit akuten, mit Glucosemangel verbundenen metabolischen Stresszuständen von Körperzellen, insbesondere Nervenzellen, verbunden sind.
Besonders bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung betreffen deshalb die Verwendung von Galaktose und/oder eines Galaktosederivats zur Prophylaxe oder Therapie von akuten metabolischen Stresszuständen von Nervenzellen. Daneben betreffen bevorzugte Ausführungsbeispiele die Verwendung von Galaktose und/oder von
Galaktosederivaten zur Prophylaxe und/oder Therapie von hypoglykämischen Zuständen bei Diabetes mellitus. Einzelne bevorzugte Ausführungsbeispiele betreffen die eingangs beschriebenen, auch mit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung behandelbaren akuten metabolischen Stresszustände von Körperzellen, insbesondere von Nervenzellen, vorzugsweise bei psychischen Belastungen.
Die vorliegende Erfindung schlägt deshalb vor, Patienten bei akuten metabolischen Stresszuständen Galaktose und/ oder wenigstens ein Galaktosederivat zu verabreichen. Dies stellt erfindungsgemäß zum einen sicher, dass Galaktose für den Baustoffwechsel und damit für die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der strukturellen und funktionellen Integrität von Körperzellen, insbesondere von Nervenzellen, in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Daneben wird ein verabreichter Überschuss an Galaktose von der Zelle mittels der oben beschriebenen Umwandlung in Glucose dem zellulären Energiestoffwechsel zugeführt und wirkt dem metabolischen Stess unmittelbar entgegen. Vorteilhafter Weise können insbesondere hypoglykämische Zustände bei Diabetes mellitus schneller und mit weniger Nebenwirkungen als bei der herkömmlichen Glucosegabe behoben werden.
Außerdem wurde gefunden, dass bereits Galaktose und/oder wenigstens ein Galaktosederivat alleine mit überraschendem Erfolg zur Prophylaxe und Therapie von mit chronischen metabolischen Stresszuständen verbundenen Erkrankungen, insbesondere des Nervensystems, verwendet werden können. Dazu zählen grundsätzlich sämtliche Gehirnerkrankungen, bei denen stets ein metabolischer Stress der Gehirnzellen, speziell der Nervenzellen, vorliegt, insbesondere degenerative Erkrankungen des Gehirns, beispielsweise Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, PTSD, Chronic-Fatigue-Syndrom, Fibromyalgesiesyndrom, diabetische Enzephalopathie, hepatische Enzephalopathie, Metabolisches Syndrom und beliebige Formen von Demenz, die stets mit metabolischem Stress von Gehirnzellen verbunden sind, ebenso wie Neurose, Schizophrenie und
chronische Depression, sowie speziell auch bestimmte Phasen von Morbus Alzheimer, hepatischer Enzephalopathie, Gehirninfarkt und Schlaganfall.
Weitere bevorzugte Ausführungsbeispiele betreffen deshalb die Verwendung von Galaktose und/oder eines Galaktosederivats zur Prophylaxe oder Therapie von
Erkrankungen, die mit chronischen metabolischen Stresszuständen von Nervenzellen verbunden sind. Diese umfassen vorzugsweise die eingangs beschriebenen, auch mit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung behandelbaren, mit chronischen Stresszuständen von Nervenzellen verbundenen Erkrankungen. Diese Erkrankungen können mit unerwartetem Erfolg bereits alleine mit Galaktose und/oder wenigstens einem Galaktosederivat prophylaktisch oder therapeutisch behandelt werden.
Insbesondere wurde gefunden, dass bestimmte Phasen von Morbus Alzheimer, hepatischer Enzephalopathie, Gehirninfarkt und Schlaganfall bereits mit Galaktose und/oder wenigstens einem Galaktosederivat ohne die Zusätze der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung mit überraschendem Erfolg prophylaktisch oder therapeutisch behandelt werden können.
Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung betreffen deshalb die Verwendung von Galaktose und/oder wenigstens eines Galaktosederivats zur Prophylaxe von Morbus Alzheimer oder hepatischer Enzephalopathie, zur Therapie präklinischer Phasen von Morbus Alzheimer oder hepatischer Enzephalopathie, wobei die Patienten sich noch überwiegend ohne Betreuung selbst versorgen können, sowie zur Milderung von neurologischen Störungen, vorzugsweise von Demenzerscheinungen, in allen Phasen von Morbus Alzheimer, hepatischer Enzephalopathie, Gehirninfarkt oder Schlaganfall.
Weitere bevorzugte Ausfülirungsbeispiele betreffen die Verwendung von Galaktose und/oder Galaktosederivaten zur Unterstützung einer Insulintherapie bei Diabetes mellitus. Dabei können vorteilhafter Weise schädliche Schwankungen der zellulären Glucoseversorgung, insbesondere hypoglykämische Zustände, vermieden werden, um den bekannten Spätfolgen von Diabetes mellitus wirksam vorzubeugen.
Bezüglich der Mengen und Dosierungen von Galaktose und Galaktosederivaten, geeigneten Galaktosederivaten, bevorzugten Verabreichungsformen und möglichen Zusätzen bei der erfindungsgemäßen Verwendung von Galaktose und/oder wenigstens eines Galaktosederivats wird auf das eingangs im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung Gesagte verwiesen. Bei bevorzugten Ausführungsbeispielen umfasst die erfmdungsgemäße Verwendung auch die
Zusätze der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung in allen hierin genannten Kombinationen und/oder deren bevorzugte Verabreichungsformen.
Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäße Verwendung von Galaktose und/oder eines Galaktosederivats umfassen eine wenigstens 1 mal tägliche Verabreichung der Galaktose und/oder wenigstens eines Galaktosederivats. Besonders bevorzugt ist die wenigstens 1 mal tägliche Verabreichung von wenigstens 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose und/oder des Galaktosederivats, vorzugsweise von wenigstens 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose. Besonders bevorzugt ist stets die wenigstens 3 mal tägliche Verabreichung, vorzugsweise als Bolus.
Des weiteren umfasst die erfindungsgemäße Verwendung von Galaktose und/oder wenigstens eines Galaktosederivats die erfindungsgemäße pharmazeutische
Zusammensetzung einschließlich sämtlicher Ausführungsbeispiele. Besonders bevorzugt ist die Verwendung der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung, umfassend 1-25 g, vorzugsweise 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose und/oder des
Galaktosederivats, besonders bevorzugt 2, 3, 4 oder 5 g Galaktose.. Daneben umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung, wie oben ausgeführt, vorzugsweise wenigstens einen
Selenzusatz, Vitamin E und/oder Phosphatidylcholin, sowie wahlweise wenigstens ein
Magnesiumsalz. Die pharmazeutische Zusammensetzung kann wiederum als feste oder flüssige, enterale oder parenterale Verabrerichungsform, besonders bevorzugt als feste oder flüssige orale Verabreichungsform und vorzugsweise als Bolus verabreicht werden.
Vorzugsweise umfasst die Verwendung eine wenigstens 1 mal tägliche Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung. Besonders bevorzugt ist eine wenigstens 3 mal tägliche Verabreichung wenigstens des Bestandteils Galaktose und/oder des Galaktosederivats der pharmazeutischen Zusammensetzung. Dabei umfasst die
Verwendung vorzugsweise die wenigstens 1 mal tägliche Verabreichung, vorzugsweise die wenigstens 3 mal tägliche Verabreichung, von wenigstens 2, 3, 4 oder 5 g, vorzugsweise von täglich 5 bis 50 g, weiter bevorzugt von täglich 10 bis 30 g, noch weiter bevorzugt von täglich ca. 15 g Galaktose und/oder des Galaktosederivats. Besonders bevorzugt ist die 3 mal tägliche Gabe von ca. 1 Teelöffel (ca. 3 bis 8 g, insbesondere ca. 4 bis 5 g).
Bei der mehrmals täglichen Verabreichung der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung ist diese vorzugsweise an eine maximale tägliche Selendosis
entsprechend bis zu 300 μg Natriumselenit 5 H2O und/oder an eine maximale tägliche Dosis von bis zu 3 mal 600 I.E. Vitamin E oder von bis zu 700 mg Vitamin E angepasst.
Bei besonders bevorzugten Verwendung wird die pharmazeutische Zusammensetzung in Form einer enteralen Verabreichungsform, vorzugsweise als Tablette, Pulver oder Brausepulver verwendet.
BEISPIELE
Im folgenden werden zur Veranschaulichung der Erfindung ohne jede Beschränkung ihres Umfangs einige nicht erschöpfende Beispiele von erfolgreichen Behandlungen
beschrieben. Die Behandlungen der Beispiele 1 bis 5 wurden mit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung durchgeführt. Die Beispiele 6 bis 9 betreffen die erfindungsgemäße Verwendung von Galaktose. Beispiel 9 betrifft Diabetes mellitus.
Beispiel 1
Ein 37-jähriger Patient mit dem Vollbild einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD), der unter anderem unter Somnolenzzuständen, Herzrasen, Hypertonie, Insulindysregulation, Ganzkörperschmerz und dissoziativen Zuständen litt, wurde mit 3 Esslöffeln Galaktose, 3 mal 600 i.E. Vitamin E und 3 mal 79 μg Selen täglich behandelt. Überraschender Weise war bereits nach 3 Tagen eine subjektive Zustandsverbesserung deutlich zu sehen. Die beschriebenen PTSD-Symptome verbesserten sich während einer entsprechend fortgesetzten, 14-tägigen Therapie entscheidend. Es darf geschlossen werden,
dass der Stress-Stoffwechsel im Traumastate entscheidend nicht nur über die Gabe der einzelnen Stoffe, sondern über Potenzierungseffekte der Kombination aufgefangen wird und die veränderte Rezeptoraktivität der Plasmamembran über die insulinunabhängige Aufnahme von Galaktose reguliert werden kann: in dem Sinne, dass der zelluläre Baustoffwechsel mit Glykoproteinen der Plasmamembran reorganisiert werden kann. Die Störungen im Rahmen der PTSD können wesentlich über den Einsatz der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination behandelt, reguliert oder zumindest abgeschwächt werden.
Beispiel 2
Über die Behandlung mit 5 Teelöffeln (je 4 g) Galaktose, 2 mal 600 i.E. Vitamin E und 3 mal 50 μg Selen täglich wurde eine 47 Jahre alte Patientin mit therapieresistentem Fibromyalgesiesyndrom wesentlich von ihrem Ganzkörperschmerz befreit. Der überraschende Effekt bereits nach 3 Tagen lässt darauf schließen, dass speziell die genannte Kombinationsgabe über ihre Wirkung im Leistungs- und Stress-Stoffwechsel an zentralen Schmerzverarbeitungs-Zentren wirkt.
Beipiel 3
Eine Patientin mit fachärztlich diagnostizierter und bisher gegenüber zweijähriger Psychotherapie (VT) resistenter Depression mit Schlaflosigkeit wurde unter dem Blickwinkel einer chronischen Stressbelastung mit 3 Esslöffeln Galaktose, kombiniert mit 200 μg Selen und 3 mal 600 i.E. Vitamin E behandelt. Innerhalb von nur 14 Tagen veränderte sich der Allgemeinzustand sowie das Schlafverhalten der Patientin in überraschender und beeindruckender Art und Weise. Motivation, Antrieb und Stimmung hellten sich grundlegend auf. Bereits nach acht weiteren Tagen der speziellen Kombinationstherapie habe die Patientin erstmals durchgeschlafen.
Beispiel 4
Ein 61 -jähriger Schulleiter eines großen Gymnasiums, der über zunehmende stressassoziierte Konzentrations-, Gedächtnis- und Merkfähigkeitsprobleme klagte und zudem wegen Hypertonie, Kopfschmerz und Schwindel in fachärztlicher Behandlung war, erhielt eine parallele Verordnung von 3 Esslöffeln Galaktose, 3 mal 600 i.E. Vitamin E und 300 μg Selen. Schon nach 4 Tagen stellte sich eine überraschende Verbesserung aller Symptome ein, welche in dieser Form nicht zu erwarten war. Kopfschmerz, Schwindel und Schlafverhalten erfuhren ebenso eine deutliche Verbesserung wie die Merkfähigkeit. Nach einer weiteren Woche berichtete der Schulleiter, dass er , jetzt wieder wie früher" —
„superleistungsfähig" und „gar nicht mehr gestresst" sei. Auch die Gedächtnisstörungen sind verschwunden.
Beispiel 5
Ein 69-jähriger Patient mit zunehmenden Unruhezuständen, Wortfindungsstörungen und „Aussetzern" im Alltag, die von stereotypen Kompensationsmustern und Wiederholungen begleitet waren, wurde bei einer seit 2 Wochen diagnostizierten Altersdepression mit 200 μg Selen, 1800 i.E. Vitamin E und 3 Esslöffeln Galaktose behandelt. Nach nur einer Woche meldete sich die Frau des Patienten und berichtete, dass mit ihrem Mann „ein Wunder" geschehen sei. Die Wiedervorstellung des Patienten am darauf folgenden Tag zeigte einen sensationellen, praktisch vollständigen Rückgang der Symptomatik.
Beispiel 6
Einem männlichen Patienten von 68 Jahren mit deutlicher hepatischer Enzephalopathie (Leberkoma) und starken Bewusstseinsstörungen wurde enteral 3 mal täglich ein Teelöffel Galaktose (je ca. 6 g) im Tee gegeben. Bereits innerhalb des ersten Behandlungstages trat ein nahezu vollständiger Rückgang der Bewusstseinstrübung ein. Sie setzte nach Abbruch der Therapie innerhalb eines Tages wieder ein, während nach Wiederaufnahme der Galaktosegabe eine Remission festgestellt wurde. Das Grundleiden wurde durch diese Behandlung zwar nicht beseitigt, aber eingravierendes Symptom wurde in wesentlichem Maße gelindert.
Beipiel 7
Eine 75 -jährige Patientin mit fortgeschrittenem Morbus Alzheimer wurde mit 5 Teelöffeln Galaktose täglich versorgt. Bereits nach wenigen tagen trat eine Zustandsverbesserung ein. Der Krankheitsfortscliritt kam fast vollständig zum Stillstand, woraus geschlossen werden kann, dass der Ausbruch der Alzheimer' sehen Krankheit bei frühzeitiger Diagnose und Therapie mit Galaktose zumindest wesentlich verzögert werden kann.
Beispiel 8
Ein männlicher 62 Jahre alter Patient mit Morbus Parkinson und mit den beginnenden Symptomen Akinese, Tremor und Rigor wurde mit 3 Esslöffeln Galaktose täglich versorgt. Schon nach 7 Tagen Behandlung trat ein weitgehender Rückgang des Tremors und der Akinese ein. Der Rigor verbesserte sich in dieser Zeiteinheit ebenfalls deutlich. Frühzeitige Galaktose-Gaben können folglich dazu führen, dass sich der Stress-Stoffwechsel und der Dopamin-Stoffwechsel in einem kompensierten Niveau halten lässt und die Progredienz der Symptome verhindert werden kann.
Beispiel 9
Ein männlicher Patient mit langjährigem Diabetes Mellitus und mit Insulintherapie (täglich ca. 75 I.E. Humaninsulin), der unter heftigen Hypoglykämiezuständen mit teilweiser Bewusstlosigkeit litt, erhielt nach Einsetzen hypoglykämischer Symptome (etwa ab ca. 65
mg% Blutzuckerwert) 12 g Galaktose anstelle der üblichen Glucosegabe. Der hypoglykämische Zustand wurde bereits nach wenigen Minuten vollständig beseitigt. Die Wirkung der Galaktose war doppelt so schnell wie die von Traubenzucker und ohne Einleitung zu starker Reaktionen der Gegensteuerung therapierbar. Prophylaktische Galaktose-Gaben bewirkten, dass sich der Blutzucker auf einem Normalniveau hervorragend einpendelte. Die Tendenz zu Hypoglykämien konnte wesentlich eingedämmt werden, ohne dass der Patient in eine hypoglykämische Phase verfiel.