Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von lagerstabilen Multi-Mikrokapseln mit einstellbar synergistisch wirksamen funktioneilen Inhaltskomponenten
Beschreibung Gattung
Die Erfindung betrifft Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Multi- Mikrokapseln.
Aufgabe
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zu schaffen, mittels dessen es ermöglicht sein soll, hinsichtlich einer pharmakologischen- /medizinischen und/oder nutritiven Wirkung funktioneile Stoffe / Stoffkom- ponenten derart zu verkapseln, dass diese einerseits unter Lagerungsbedingungen keine Wechselwirkungen aufzeigen und andererseits, bei Applikation in Abstimmung auf die Umgebungsbedingungen eine definiert einstellbare Freisetzung der verkapselten Stoffe/Stoffkomponenten
hinsichtlich Zeitpunkt der Freisetzung und Freisetzungsrate, sowie eine synergistische Wechselwirkung ermöglicht ist.
Beispielsweise soll bei oraler Aufnahme in den Verdauungstrakt des Men- sehen die Freisetzung einer oder mehrerer der verkapselten funktionellen Stoffe / Stoffkomponenten an bestimmtem Ort im Verdauungstrakt und mit bestimmter Freisetzungsgeschwindigkeit der Stoffe/Stoffkomponenten einstellbar sein und eine synergistische Wechselwirkung zwischen den unterschiedlichen freigesetzten Stoffkomponenten derart erfolgen, dass dies zu einer Verbesserung der Bioverfügbarkeit bzw. Wirkstoffaufnahme in den menschlichen Organismus führt.
Des weiteren liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine geeignete Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens zu schaffen.
Lösung der Aufgabe betreffend das Verfahren
Die Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen 1, 2, 17 oder 18 wiedergegebenen Merkmale gelöst.
Weitere Ausführungsformen
Weitere erfinderische Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Verfahrensweise sind in den Patentansprüchen 3 bis 17 beschrieben.
Einige Vorteile
Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich mehrere Stoffe / Stoffkomponenten mit funktionellen Eigenschaften derart in eine "Multi- Mikrokapsel" einbinden, dass während der Lagerung derartiger ICapseln keine Wechselwirkung der verkapselten Stoffe/Stoffkomponenten erfolgt, d.h. Lagerstabilität gewährleistet ist.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ergibt sich aus der räumlichen Nähe der in einer Mikrokapsel fixierten Stoffe/Stoffkomponenten, da dies b& i deren Freisetzung aus der Mikrokapsel zum Kontakt und infolge entsprechender Stoff/Stoffkomponenten Kombination zu gezielten synergistischen Wechselwirkungen führt.
Ebenso von Vorteil ist die erfindungsgemäße Einstellung des Freisetzungszeitpunktes und der Freisetzungsrate von verkapselten funktionellen Stoffen / Stoffkomponenten durch geeignete mit den Umgebung sbedin- gungen bei der Anwendung abgestimmte Wahl, der um diese funktionellen
Stoffe / Stoffkomponenten Hüllschichten bildendenden Kapselmaterialien, sowie deren Schichtdicke und Mikrostruktur.
In den Bereichen Pharma / Medizin, Kosmetik und Ernährung spielen funktionelle Stoffe/Stoffkomponenten (Pharma/Medizin: pharmazeutische Wirkstoffe, Medikamente, Kosmetik: dermatologische Wirkstoffe, Lebensmittel: nutritive Stoffe / Stoffkomponenten) eine zunehmende Rolle im Hinblick auf deren definierte Freisetzung, z. B. im Gastro-Intestinaltrakt des Menschen in einer Form bzw. mit einer Freisetzungskinetik, welche die bestmögliche Aufnahme durch den Organismus bzw. die bestmögliche Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit gewährleisten lassen. In vielen Anwendungsfällen wird die Wirksamkeit funktioneller Stoffe/Stoffkomponenten durch deren Wechselwirkung mit anderen Stoffen, welche sich im Verdauungstrakt befinden, massgeblich beeinträchtigt. Derartige unerwünscht wechselwirkende Stoffe im Verdauungstrakt können sowohl Nahrungsmitteln entstammen als auch Bestandteil des Verdauungssystems sein. Beispielsweise werden zur Behebung von Eisenmangelerscheinungen eingenommene Eisenpräparate unter den Rahmenbedingungen im Magen des Menschen (niedrige pH Werte), sowie durch Oxidationseffekte bei Wechselwirkung mit z. B. Phytosäuren aus pflanzlichen Nahrungsmitteln oder Milchprodukten oxidiert, damit hinsichtlich ihrer Resorbierbarkeit im Dünndarm beeinträchtigt und somit in der Bioverfügbarkeit eingeschränkt.
Hieraus resultiert die Frage nach Möglichkeiten, funktioneile Stoffe/Stoffkomponenten einerseits unbeschadet an den Ort der gewünschten Freisetzung und Resorption zu transportieren und andererseits die Resorptionsbedingungen am Ort der Freisetzung zu optimieren.
Das erfindungsgemässe Konzept (Verfahren und Vorrichtung) stellt aufgrund der erfindungsgemässen Verkapselungsmethodik mehrerer funktioneller Stoffe-/Stoffkomponenten in einer Multi-Kapsel derartige Optimierungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Lösung der Aufgabe betreffend die Vorrichtung
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches 19 gelöst.
Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der Zeichnung, in der die Erfindung beispielsweise - teils schematisch - veranschaulicht ist. Es zeigen:
Fig. 1 eine Multi-Mikrokapsel Morphologie in grob schematischer Darstellung;
Fig. 2 ein Verfahrensschema;
Fig. 3 kristalline funktioneile Stoffphasen mit diese umgebender amorpher Schicht und zusätzlicher äusserer amorpher Grenzschicht;
Fig. 4 die Darstellung von Multi-Mikrokapseln in Lebensmitteln mit Fettmatrix im Verdauungsweg und
Fig. 5 eine Vorrichtung gemäß der Erfindung.
Die komplexe Struktur der erfindungsgemäßen Multi-Mikrokapseln wird in Figur 1 dargestellt. Die nachfolgend im Text verwendeten Abkürzungen finden sich in Figur 1 und Tabelle 1 (Nomenklatur-Übersicht; Appendix) wieder.
Erfindungsgemäss werden Multi-Mikrokapseln aus SubKapseln (SKi) mit i=1 bis n unterschiedlichen verkapselten Funktionellen Stoffen / Stoffkomponenten (FSi; i = Index 1...n) aufgebaut, indem diese SKi in einer Hauptkapsel-Matrixphase (HKMP) eingebettet werden. Dabei wird diese HKMP derart gewählt, dass ein diffusionsbasierter Austausch der verkapselten funktionellen Stoffe/Stoffkomponenten (FSi) weitestgehend unterbunden wird.
Erfindungsgennäss bevorzugt werden die FSi in fester, kristalliner oder teilkristalliner Form eingesetzt. In Vorverkapselungsschritten erfolgt zunächst die Einbettung der FSi in jeweils eine Subkapsel-Matrixphase (SKMPi). Diese SKMPi werden erfindungsgemäss hinsichtlich ihrer Hydrophilie/Hydrophobizität entgegengesetzt zu den FSi gewählt. Die molekulare Struktur der SKMPi wird über das Herstellverfahren SKMP- spezifisch bevorzugt weitestgehend amorph (glasartig), kristallin/ teilkristallin oder gelartig eingestellt. Mittels grenzflächenaktiver Substanzen werden bei Bedarf zusätzliche GrenzFlächenschichten (GFi) als Diffu- sionsbarrieren zwischen FSi und SKMPi sowie zwischen SKMPi und HKMP geschaffen. Eine derartige Grenzflächenschicht kann auch die Hauptkapsel als Oberflächenschicht umgeben (GFH).
Zur Einstellung des Freisetzungszeitpunktes der SKi sowie deren Freiset- zungskinetik werden folgende Größen der Multi-Mikrokapsel erfindungsgemäss adaptiert:
Geometrische Parameter
• Durchmesser der FSi-Partikel/Tropfen: einige Nanometer-50 Mikrometer
• Durchmesser der Subkapseln (SKi): 1 - 200 Mikrometer • Durchmesser der Hauptkapsel (HK): einige Mikrometer - einige Millimeter
• Dicke der Grenzflächenschichten (GFi)
• Form der FSi, SKi und HK (Grenzflächenvergrößerung)
Strukturparameter • Glasartige, kristalline oder gelartige Struktur der FSi, SKMPi, HKMP
• Polymorphe Form bei polymorph kristallinen Strukturen
• Ein-/mehrphasige Struktur
Physikalische Materialparameter • Phasenumwandlungstemperaturen der FSi, SKMPi und HKMP
• Grenzflächenspannung / Kontaktwinkel zwischen benachbarten Phasen
• Hydrophobizität / Hydrophilie der Phasen
• Diffusionskoeffizienten • Wasseraufnahmevermögen (aw-Wert, Sorbtionsisothermen)
Die Herstellung der Multi-Mikrokapseln erfolgt erfindungsgemäss in 4 Hauptschritten nach dem nachfolgend detailliert beschriebenen und in Figur 2 dargestellten Verfahrensschema.
Schritt 1 : VORMISCHUNG - Zuerst erfolgt eine Vorvermischung der FSi mit den entsprechenden fluiden Subkapsel-Matrixphasen (SKMPi). Hierzu werden bevorzugt Misch-/Rührsysteme, bestehend aus temperierten Mischbehältern und Rührwerken eingesetzt.
Schritt 2: DISPERGIERUNG - Nassvermahlung im Falle Feststoff basierter FSi / Tropfendispergierung bei fluiden FSi in einer nicht mischbaren Fluidphase, welche der Subkapsel - Matrixphase SKMPi oder zumindest einer deren Hauptkomponenten entspricht, und erfindungsgemäss bevorzugt grenzflächenaktive Komponenten GFi zur Ausbildung von Grenzflächenschichten (GFSi) zwischen funktioneller Stoffkomponente FSi und Subkapsel-Matrixphase SKMPi, sowie gegebenenfalls netzwerkbildende Makromoleküle (NMSi), welche die SKMPi gelartig vernetzen lässt, beinhaltet.
Die Nassvermahlung erfolgt bevorzugt in einer Kugelmühle mit auf die zu erzielende Mahlfeinheit in der Größe abgestimmten, bevorzugt aus keramischem Material bestehenden Mahlkörpern. Alternativ können auch Walzen- oder Hammermühlen eingesetzt werden.
Die Tropfendispergierung erfolgt bevorzugt in Rotor-/Stator Tropfen- dispergiervorrichtungen (z.B. Kolloidmühle oder Zahnkranzdispergierer) oder Hochdruckhomogenisatoren, bei erfindungsgemäss bevorzugter
Einstellung einer sehr engen Tropfengrößenverteilung im Kapillarjet- Dehnströmungsdispergierkanal (K-JetDSDK).
Zur Einstellung möglichst enger Feststoffpartikel-
/Tropfengrößenverteilungen der FSi werden erfindungsgemäss zusätzlich bevorzugt ein Klassierschritt (= Trennung nach Partikel-ZTropfengröße) (Subschritt zu 2) mittels Nasssiebung (i) oder Sedimentationstrennung im Zentrifugalfeld (ii) dem Mahl-/Dispergierschritt nachgeschaltet und die zu groben Partikeln-/Tropfen in den Mahl-/Dispergierraum rückgeführt.
Schritt 3: SUBKAPSELERZEUGUNG - Die Erzeugung der Subkapseln (SKi) erfolgt erfindungsgemäss bevorzugt durch Einsprühen einer Suspension / Emulsion bestehend aus den in der SKMPi suspendier- ten/emulgierten feinvermahlenen/feindispergierten, gegebenenfalls klas- sierten und von GFi umhüllten FSi-Partikeln / -Tropfen, in einen kalten Raum (Kaltsprühturm). Die Temperatur dieses Raumes wird erfindungs¬
gemäss bevorzugt < 20-50° C unterhalb der Phasenumwandlungs- und/oder Gelbildungstemperatur der SKMPi mit in diesen gegebenenfalls enthaltenen netzwerkbildenden makromolekularen Stoffen (NMSi) ge- wählt.
Erfindungsgemäss wird die Temperatur des Sprühraumes so gewählt, dass gezielt eine glasartige/amorphe (1 ), kristalline (2) oder gelartige (3) Verfestigung der SKMPi erfolgt.
(1) wird erfindungsgemäss bei Wasser- und Fett-/Wachs basierten SKMPi und hohen Temperaturgradienten erreicht, (2) gilt ebenso für Wasser und Fett- /Vachs basierte SKMPi unter weniger hohen Temperaturgradienten, (3) bezieht sich nur auf Wasser basierte SKMPi bei vergleichsweise moderaten Kühltemperaturgradienten. Sofern Multi-Mikrokapseln unter Raum- temperaturbedingungen stabil lagerbar sein sollen, werden Wasser basierte SKMPi nur nach Mechanismus (3) verfestigt.
Die verfestigten, Subkapseln SKi mit verschiedenen verkapselten funktionellen Stoffen/Stoffkomponenten FSi werden in einem letzten Subschritt des Hauptverfahrensschrittes 3 erfindungsgemäss bevorzugt in einer fluiden Hauptkapsel-Matrixphase HKMP suspendiert. Diese kann wiederum Wasser- oder Fett-/Wachs basiert sein. Die Fluid/Solid Phasenumwand¬
lungstemperatur der HKMP wird erfindungsgemäss bevorzugt > 2-5° C unter Phasenumwandlungstemperatur der SKMPi gewählt. Die HKMP kann erfindungsgemäss wiederum grenzflächenaktive schichtbildende Komponenten GSi enthalten. Diese können sowohl an den Grenzflächen zwischen SKMPi und HKMP als auch an der Grenzfläche der Hauptkapsel (HK) zur Umgebung Schichten bilden lassen. Im Falle Wasser basierter
HKMP werden erfindungsgemäss außerdem wiederum makromolekulare Netzwerbildner NMH zugesetzt.
Verfahrensschritt 3 wird für mehrere verschiedene FSi und auf diese ab- gestimmte Subkapsel-Matrixphasen SKMPi durchgeführt. Die damit erhaltenen Suspensionen von i Subkapselarten in fluider Hauptkapsel- Matrixphase werden in definierten Verhältnissen gemischt. Diese Mischungsverhältnisse werden auf die avisierte Applikation der Hauptkapseln hinsichtlich Wechselwirkungen der FSi und deren für die spezifische Applikation optimierten Konzentrationen (z. B. bezüglich physiologischer Wirkintensität) abgestimmt.
Schritt 4: HAUPTKAPSELERZEUGUNG - Die aus mehrfach durchgeführten Schritten 3 erzeugte hinsichtlich Mengenverhältnis und Konzentra- tion der verschiedenen SKi definierte Mischsuspension von i Subkapselarten in fluider HKMP wird in einem weiteren erfindungsgemäss bevorzugten Verfahrensschritt wiederum in einen kalten Raum eingesprüht und durch Erstarrung oder Gelbildung gemäss Mechanismen-Beschreibung in Schritt 3 verfestigt und somit die Hauptkapseln gebildet. Diese werden in Pulverform am Ende von Schritt 4 entnommen.
Einer Lagerung der erhaltenen Hauptkapseln erfolgt bei Temperaturen, welche unterhalb der Schmelz- und/oder Glasumwandlungstemperaturen
der schichtbildenden Stoffkomponenten bzw. Stoffkomponentenmischungen liegen.
Optionale Zusatz-/Zwischenschritte: Sowohl die Subkapseln, als auch die Hauptkapseln können erfindungsgemäss durch Sprühbeschichtung eine oder mehrere Zusatzschichten erhalten.
Dabei erfolgt das Einsprühen der die Beschichtungen bildenden fluiden Phase(n) in den Kaltsprühturm soweit unterhalb der im Kopfraum des Turmes installierten Versprühvorrichtung für die Subkapsel-Suspensio- nen/Emulsionen (vgl. Schritt 3) oder die Hauptkapselsuspensionen (vgl. Schritt 4), dass die fluiden Sprühtröpfchen der Beschichtungsfluide sich auf den Oberflächen der bereits verfestigten bzw. teilverfestigten Subkapseln / Hauptkapseln abscheiden, dort durch Wärmeentzug ebenfalls in Folge Kristallisation, Glas- oder Gelbildung erstarren und zusätzliche einhüllende Schichten ausbilden.
Alternativer Verfahrensschritt 2 bei fluiden FSi: Sofern FSi in Lösung oder fluider Dispersion verkapselt werden sollen, erfolgt erfindungs- gemäss deren Einbindung in Form von dispersen Tropfen in eine Emulsion mit abgestimmter fluider Subkapsel-Matrixphase SKMPi als kontinuierlicher, mit der die FSi beinhaltenden Tropfen-Fluidphase nicht mischbaren Fluidphase.
In einem ersten Verfahrensschritt erfolgt dann anstelle der Nassmahlung (siehe Feststoff basierte FSi) eine Feindispergierung der Emulsion. In Abhängigkeit von der geforderten Breite der dispersen FSi-Fluidphasen Tropfengrößenverteilung werden hier erfindungsgemäss Rotor-/Stator Dispergiersysteme oder Hochdruckhomogenisatoren (breite Tropfengrößenverteilung), bzw. laminare Düsendispergierverfahren wie z. B. Ka- pillarjet-Dehnströmungsdispergierkanal (K-JetDSDK) (sehr enge Tropfen¬
größenverteilung mit Standardabweichung: s « < 1 % ) eingesetzt. Das
Kaltsprühen zur Verfestigung der Subkapsel wird wie in Schritt 3 vorab beschrieben angeschlossen. Die FSi beinhaltende(n) Fluidphase(n) werden erfindungsgemäss im Kaltsprühvorgang mitverfestigt. Prinzipiell ist deren Beibehaltung in fluider Form möglich, aus Stabilitätsgründen in der Regel jedoch nicht bevorzugt.
Alternative Verfahrensschritte 3 und 4 bei unter Wärmezufuhr zu verfestigenden Kapselphasen/-schichten: Grundsätzlich ist es erfindungsgemäss auch möglich die Kaltsprühverfestigungsschritte für bestimmte Stoffsysteme auch durch Sprühtrocknungsschritte zu ersetzen. Dabei er- folgt die Verfestigung der entsprechenden Subkapsel-/Hauptkapselphasen und/oder zusätzlichen Beschichtungen durch thermisch induzierte Vernetzungsreaktionen (z. B. Koagulation von Proteinmolekülen) und/oder Trocknung (z. B. Wasserentzug aus Biopolymerlösungen oder konzen-
trierten Zucker-/ Salzlösungen). Auch hier ist die Ausbildung von amorphen (glasartigen) und / oder kristallinen Schichten in Abhängigkeit von der Trocknungsgeschwindigkeit erfindungsgemäss einstellbar. Diese Einstellung der Trocknungsgeschwindigkeit erfolgt erfindungsgemäss bevor- zugt über die Temperatur und den Feuchtegehalt der Trocknungsluft.
Möglichkeiten zur Reduktion der Komplexität von Kapselstruktur und Herstellverfahren:
Prinzipiell besteht die Möglichkeit mehrere FSi in fester und/oder fluider Form in eine Subkapsel-Matrixphase einzubetten. Die Hauptkapsel- Matrixphase entspricht in diesem Fall gegebenenfalls einer zusätzlichen Überzugsschicht. Diese kann gegebenenfalls auch entfallen.
Einzelverkapselung und Erhöhung der Anzahl an "Hüllschichten" (GFi, SKMPi, HKMP) erlauben einerseits eine Verbesserung der Stabilitätseigenschaften der Kapseln unter Lagerungsbedingungen. Andererseits erlauben diese Hüllschichten eine flexible Abstimmung auf die Anwendungsrandbedingungen.
Ziel der Anwendung von Mikrokapseln im allgemeinen ist der Transport der funktionellen Stoffe/Stoffkomponenten FSi an den bevorzugten Ort für deren Freisetzung und der möglichst definierten Einstellung deren Freisetzungskinetik.
Zusätzliches Ziel der erfindungsgemäßen Multi-Mikrokapseln ist es mehrere FSi in unmittelbarer Nachbarschaft gleichzeitig bzw. in definierter Abfolge freizusetzen und damit eine Reaktion dieser freigesetzten FSi ohne maßgebliche Störeinflüsse von Stoffkomponenten aus der weiteren Umgebung zu ermöglichen. Die Abstimmung der kombiniert verkapselten FSi erfolgt erfindungsgemäss derart, dass synergistische Wechselwirkungen realisiert werden. Beispielsweise führt die Wechselwirkung eines An- tioxidanz (FS1) mit einem gut im wässrigen Verdauungsmedium löslichen nutritiv oder pharmakologisch/medizinisch relevanten Compound (FS2) zum Oxidationsschutz des FS2 und damit zu einer verbesserten Resorption und Bioverfügbarkeit des FS2.
Eine Mehrzahl von "Hüllschichten" um die FSi erlaubt auf dem Wege der Multi-Mikrokapsel zu ihrem "Zielort" (= Ort der FSi Freisetzung) die Realisierung spezifisch adaptierter Schutzfunktionen gegen variierende Umfeldbedingungen. Beispielsweise erfolgt beim Transport im menschlichen Verdauungstrakt die Passage folgender Hauptzonen mit spezifischen Beanspruchungen: A. Mund/Rachenraum (pH neutral; starke mechanische Beanspruchung); B. Magen (pH tief; mechanische Beanspruchung); C. Magenausgang /Dünndarm (pH neutral; Einschleusung von Enzymen (z. B. fettlösliche Lipasen (Galle)).
In vielen Fällen bestehen vor der Aufnahme in den menschlichen Gastro- Intestinaltrakt zusätzliche erhöhte Anforderungen an mechanische- und Temperaturstabilität (z.B. bei der Zubereitung von Speisen, welche die Multi Mikrokapseln beinhalten).
Figur 3 zeigt beispielhaft die Mikrostruktur einer durch Kaltsprühen erfindungsgemäss verfestigten Subkapsel mit einer glasartig erstarrten Grenzschicht sowie glasartigen inneren Lamellenstrukturen mit eingebetteten den FSi Phasen entsprechenden Kristallstrukturen.
Beispielsweise lassen sich mittels derartiger Multi-Mikrokapseln nutritive Stoff komponenten, wie wasserlösliche Eisensalze (1. Stoffkomponente; FS1) oxidationsgeschützt in den Dünndarm unter Eisenmangel leidender Probanten transportieren und dort diese Salze synchron mit einem Anti- oxidanz (2. Stoffkomponente, FS2) aus der Kapsel freisetzen. Die intensive Wechselwirkung dieser Komponenten in der Mikroumgebung der Kapsel wird das Eisensalz vor Oxidation schützen und die Eisen-Bioverfügbarkeit d.h. dessen Resorption im Dünndarm signifikant verbessern.
Für das gewählte Beispiel ermöglichen die Hüllschichten die Einstellung der thermischen-, mechanischen-, pH- und enzymatischen Stabilitätseigenschaften. Dabei kann auch der Abbau der entsprechenden
Hüllschicht erwünscht sein, um am Zielort schließlich die Freisetzung der FSi zu gewährleisten.
Im menschlichen Verdauungstrakt werden beispielsweise Fett basierte Schichten durch die Einwirkung von Lipasen sowie auf makromolekularen Netzwerken in Wasser basierten Gelschichten durch wasserlösliche Enzyme (z. B. Cellulasen, Proteasen) am Magenausgang bzw. im Dünndarm abgebaut. Die Einstellung der Dicke derartiger Schichten lässt den Ort der FSi Freisetzung z. B. entlang des Dünndarmes verschieben, bzw. die FSi Freisetzungskinetik beeinflussen.
In Figur 4 ist der stufenweise Aufschluss einer Multi-Mikrokapsel im menschlichen Gastro-Intestinaltrakt beispielhaft schematisch dargestellt.
Vorrichtung zur Herstellung von Multi-Mikrokapselsystemen
Gemäss den 4 vorab beschriebenen maßgeblichen sowie den weiteren optionalen/alternativen Verfahrensschritten wurde eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Herstellung von Multi-Mikrokapseln konfiguriert.
Diese wird nachfolgend beschrieben und ist in Figur 5 schematisch, detailliert dargestellt.
Die Basisvorrichtung besteht aus einem Vormischsystem für FSi und Subkapsel-Matrixphase^) SKMPi (1) aus dessen Behälter (2) mittels Verdrängerpumpe (3) entweder im Falle FSi in Feststoffpartikelform eine Vorsuspension (4a) durch eine Kugelmühle (5), oder im Falle FSi in Fluidform eine Voremulsion (4b) durch eine Tropfendispergiervorrichtung (6) gepumpt wird. Mittels einer Trennvorrichtung (7) (z. B. Filter oder Sedimentationsstufe) werden bei 4a/4b zu grobe FSi Partikeln/Tropfen abgetrennt und in den Mahlraum der Kugelmühle / Dispergierraum des Tropfen- dispergiersystems zurückgeführt.
Die in Partikel- bzw. Tropfengrößenverteilung eingestellten FSi Suspensionen / Emulsionen werden über eine temperierte Rohrleitung (8) einer Hochdruck-Kaltsprühanlage (9) zugeführt. In dieser erfolgt mittels einer Sprühdüse (10) das Versprühen der FSi-Suspension/Emulsion in feine Tropfen, die durch Abkühlung in einer Kaltgasatmosphäre (erzeugt durch Einsprühen und Verdampfen eines fluiden Gases) verfestigt werden. Im Bodenraum (11) des konisch auslaufenden Kaltsprühturmes (9) wird erfindungsgemäss ein Suspensionsbehälter (12) mit Rührwerk (13) installiert. Die kaltgesprühten Subkapseln werden nach deren Verfestigung im tem- perierten Suspensionsbehälter (12) aufgefangen und in der fluiden Hauptkapsel-Matrixphase (HKMP) suspendiert. In dieser gelöste grenzflächenaktive Stoffe (GFi) bilden Oberflächenschichten aus, welche eine Agglomeration/Aggregation der Subkapseln (SK) vermeiden lassen.
Diese Subkapselsuspension wird erfindungsgemäss einem zweiten Kaltsprühturm (15) mittels Pumpe (14) über eine Rohrleitung (31) zugeführt und ebenfalls über eine Sprühdüse (16) versprüht sowie in kalter Atmosphäre verfestigt.
In beiden Kaltsprühtürmen wird die Kälte erfindungsgemäss bevorzugt mittels Eindüsung von Stickstoffnebel aus einem Vorratstank (19), welcher flüssigen Stickstoff enthält über Düsen (20, 22) realisiert. Zur Erzielung eines verbesserten Wärmeüberganges vom kalten Stickstoffnebel auf die gesprühten Subkapseln / Hauptkapseln sowie zur Verlängerung deren Fallzeit in den Kaltsprühtürmen (9, 15) wird über Ventilatoren (23, 24) und Steigleitungen (25. 26) eine der Sprührichtung entgegengerichtete Kaltgasströmung in den Kaltsprühtürmen erzeugt. Die Absaugung des Kalt- gases im unteren Teil der Kaltsprühtürme, sowie die Zuleitung in den oberen Turmbereichen erfolgt erfindungsgemäss bevorzugt tangential aus/zu den zylindrischen Kaltsprühturmquerschnitten. Damit resultieren helikal von unten nach oben verlaufende Drallströmungen. Die in solchen Strömungen wirksamen Zentrifugalkräfte begünstigen eine Abscheidung der gesprühten Subkapseln / Hauptkapseln an den Sprühturmwänden in den unteren konischen Turmbereichen (11 , 32). Die komplettierten Multi-Mikrokapseln (Hauptkapseln) werden in der Regel dem zweiten Kaltsprüh-
türm mittels einer Zellradschleuse (33) oder einem alternativen Austrags- organ entnommen.
Prinzipiell können auch bereits Subkapseln nach dem ersten Kaltsprüh- türm ein bevorzugtes Endprodukt darstellen und als solches diesem entnommen werden. Andererseits besteht auch die Möglichkeit mehr als zwei Kaltsprüheinheiten in Serie zu schalten, um somit noch weitere Sub-Kap- selkategorien zu realisieren.
Mehrere wie beschrieben erzeugte Subkapseln, welche am Ende von Prozessschritt 3, d.h. am Austritt der Subkapsel Kaltsprüh- oder Sprühtrocknungsanlage als Suspensionen von Subkapseln in fluider Hauptkapsel-Matrixphase (HKMP) vorliegen (35/1...35/n) werden erfindungsgemäss bevorzugt in einem Zwischenmischbehälter 34 in definierten auf die Appli- kation der FSi abgestimmten Verhältnissen gemischt und diese Mischsuspension zur Durchführung von Prozessschritt 4 (Hauptkapselerzeugung) einer weiteren Kaltsprüh- oder Sprühtrocknungseinheit 15 mittels Pumpe 14 über eine temperierte Rohrleitung 31 zugeführt.
Um weitere Materialschichten auf kaltgesprühte Kapseln aufzubringen sind in den erfindungsgemäßen Kaltsprühtürmen sogenannte Beschich- tungs-Sprühdüsen (27, 30) vorgesehen. Durch diese werden Beschich- tungsfluide aus Behältern (17, 28) mittels Pumpen (18, 29) auf die in den
Kaltsprühtürmen absinkenden Kapseln aufgesprüht und auf deren Oberflächen infolge Wärmeentzug verfestigt. Prinzipiell kann jeder Kaltsprühturm eine oder mehrere derartiger Beschichtungs-Sprühvorrichtungen aufweisen.
Die jeweils zugehörigen Beschichtungs-Sprühdüsen sind dann erfindungsgemäss bevorzugt in übereinander liegenden Zonen angeordnet, um definierte übereinanderliegende Beschichtungen zu erzeugen.
Im Falle der erfindungsgemäßen Verfestigung von Subkapseln, Hauptkapseln und/oder auf diese zusätzlich aufgebrachten Sprühschichten durch thermische Energiezufuhr und resultierende thermisch induzierte Vernetzungsreaktionen oder durch Trocknung, erfolgt an der Stelle der Kaltgaseindüsung (Düsen 20, 22) in den erfindungsgemäßen Kaltsprüh- türmen hier eine Zufuhr von Heißgas/Trocknungsgas. In diesem Falle wird außerdem der Stickstofftank (19) gegen einen Lufterhitzer ersetzt.
Die in der Zusammenfassung, in den Patentansprüchen und in der Beschreibung beschriebenen sowie aus der Zeichnung ersichtlichen Merk- male können sowohl einzeln als auch in beliebigen Kombinationen für die Verwirklichung der Erfindung wesentlich sein.
Appendix
Kurzbezeichnungen
HKMP = Hauptkapsel - Matrixphase
SKMPi = Subkapsel - Matrixphasen
FSi = Funktionelle Stoffe / Stoffkomponenten
GFH = Grenzflächenaussenschicht der Hauptkapsel
GFSi = Grenzflächenaussenschichten der Subkapseln
GFi = Grenzflächenaussenschichten der FSi
NMH = Netzwerkbildende Makromoleküle in Hauptkapsel- Matrixphase NMSi = Netzwerkbildende Makromoleküle in Subkapsel- Matrixphase