Verfahren und Vorrichtung zum Hochwasserschutz
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Hochwasserschutz von ein Kanalnetz aufweisenden Geländerabschnitten.
Zum Schutz vor Hochwasser werden Geländeabschnitte, insbesondere Siedlungen, Industrieanlagen od.dgl. mit Hochwasserschutzdammen oder Deichen versehen. Es ist auch bekannt, als Hochwasserschutz, insbesondere auch zur
Verbesserung eines bereits bestehenden Hochwasserschutzes Deicherhöhungen in Form von temporär eingesetzten Deicherhöhungsbauten oder Stauwänden einzusetzen.
Ein die Hochwasserprävention wesentlich erschwerendes Problem, insbesondere in dicht bebauten
Siedlungsgebieten, besteht darin, dass Rückstauwasser aus der Kanalisation in dem eingedeichten Geländeabschnitt austritt . Durch diese Wassereinwirkung werden o t aufwendige Hochwasserabwehrmaßnahmen unterlaufen und praktisch nutzlos gemacht, weil das oberflächlich durch die Deicherhöhungsbauten zurückgehaltene Hochwasser in das Kanalnetz eindringt und von dort im eingedeichten Geländeabschnitt austritt. Eine wirkungsvolle, praktikable Abwehrmaßnahme hiergegen bestand bisher nicht .
Ein Wasseraustritt aus dem Kanalnetz tritt bereits ein, wenn der Hochwasserpegel oder Grundwasserpegel die Nulllinie des Kanalnetzes übersteigt. In vielen Fällen steigt das Wasser nur wenige Zentimeter bis zu einem Meter an. Dies reicht jedoch bereits aus, um den gesamten
Verkehr zum Erliegen zu bringen und die Keller voll laufen zu lassen.
Da das aus dem Kanalnetz austretende Wasser in den meisten Fällen Fäkalien und andere Verunreinigungen enthält, bleiben diese auch nach dem Rückgang des Hochwassers als Rückstände auf den vorher überfluteten Flächen zurück, deren Entfernung einen besonders großen Aufwand erfordert .
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren der eingangs genannten Gattung zu schaffen, mit dem die genannten Probleme gelöst werden können. Insbesondere soll das Überfluten von eingedeichten Geländeabschnitten durch aus dem Kanalnetz austretendes Wasser mit einfachen Mitteln verhindert werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass in dem eingedeichten Geländeabschnitt alle KanalÖffnungen des Kanalnetzes mit einem im wesentlichen wasserdicht angeschlossenen Aufsatzbehälter versehen werden, dessen Oberkante höher als der zu erwartende Hochwasserpegel liegt .
Das aus einer Kanalöffnung austretende Wasser wird in dem wasserdicht angeschlossenen Aufsatzbehälter aufgenommen und steigt darin so weit an, bis ein gleicher Pegelstand mit dem außerhalb der Deichaufbauten anstehenden Hochwasser erreicht ist. Die aus den Kanalöffnungen, z. B. Kanaldeckeln oder Gullys austretenden Wassermassen füllen die mobilen Aufsatzbehälter . Es kommt zum Aufbau eines dem anstehenden Druckniveau bzw. Hochwasserniveau
entsprechenden Druckausgleich durch die im Aufsatzbehälter aufgebaute Wassersäule. Es strömt kein Wasser mehr aus, so lange der obere Rand des mobilen Aufsatzbehälters nicht erreicht wird. Mit ablaufendem Hochwasser entleert sich auch der Aufsatzbehälter wieder. Evtl. in der Abdichtphase austretende kleine Leckagemengen stehen in keinem Verhältnis zu der sonst austretenden Wassermenge.
Die Erfindung betrifft auch eine vorteilhafte Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Die Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Aufsatzbehälter an seiner Unterseite einen allseitig nach innen vorspringenden flexiblen Dichtflansch aufweist, der eine Bodenöffnung umschließt. Die Abdichtung zur
Straßenoberfläche od.dgl. erfolgt über den mit der Wassersäule belasteten, innenliegenden Dichtflansch oder Folienkranz .
Vorzugsweise ist der Dichtflansch mit einer nach oben ragenden Behälterzarge dicht verbunden, die vorzugsweise ebenso wie der Dichtflansch aus flexibler Folie besteht und in einem umgebenden Behältermantel angeordnet ist. Der Behältermantel stützt und stabilisiert den Aufsatzbehälter, dessen Dichtheit durch die verwendete Folie gewährleistet ist.
Mit der Erfindung wird ein leicht zu transportierendes und schnell in der vorgesehenen Funktion aufzustellendes Behältnis geschaffen, das vor Ort entfaltet bzw. entrollt wird, um es über einen Kanaldeckel oder einem Gully zu platzieren. Innen kann es mit einigen Sandsäcken od.dgl.
gegen Windeinwirkung stabilisiert werden. Durch die Fixierung der Folienauskleidung am umgebenden Behältermantel ist es möglich, den Aufsatzbehälter auch bei bereits austretendem Wasser auf die Austrittsstelle aufzusetzen. Wird die Folienauskleidung mit einer größeren Standhöhe eingesetzt, besteht darüber hinaus durch Zubinden der Folienauskleidung die Möglichkeit, bei längeren Standzeiten des Pegels eine Eintrocknung und Kontamination der Umwelt zu verhindern.
Bevorzugt weist der Dichtflansch im wesentlichen radial verlaufende Falten auf. Dadurch ist eine Anpassung an unebene Oberflächen, beispielsweise Bordsteinkanten in der Nachbarschaft von Gullys gewährleistet, weil die Faltung für die Auslegung der im Dichtbereich befindlichen Bodenunebenheiten, wie Pflasterfugen usw., das erforderliche Folienmaterial freigibt. Der Ausgleich größerer Unebenheiten kann mit Sand oder Sandsäcken erfolgen.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer Unteransprüche .
Die Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen näher erläutert, die in der Zeichnung dargestellt sind. Es zeigt:
Fig. 1 in einem vereinfachten senkrechten Schnitt einen Geländeabschnitt mit einem Kanalnetz und mit einer temporär aufgestellten Hochwasser-Stauwand,
Fig. 2 in räumlicher Darstellungsweise einen
Aufsatzbehälter, wie er in Fig. 1 eingesetzt wird.
Fig. 3 eine Draufsicht auf den Aufsatzbehälter nach Fig. 2,
Fig. 4 eine Draufsicht entsprechend der Fig. 3 bei einer abgewandelten Ausführungsform des Aufsatzbehälters,
Fig. 5 einen Behältermantel für den Aufsatzbehälter,
Fig. 6 in einer Darstellung entsprechend der Fig. 2 eine abgewandelte Ausführungsform und
Fig. 7 einen umgedreht dargestellten Folieneinsatz mit Verstärkungsband.
In Fig. 1 ist dargestellt, dass ein Geländeabschnitt 1 durch einen Deichaufbau oder eine Stauwand 2 gegen Hochwasser geschützt ist, dessen Hochwasserpegel 3 unterhalb der Deichkrone 4 des Deichaufbaus 2 liegt.
Ein im Bereich des Geländeabschnitts 1 vorhandenes Kanalnetz 5 weist Kanalschächte 6, 7 mit Kanalöffnungen 8, 9 sowohl innerhalb als auch außerhalb des eingedeichten Geländeabschnitts 1 auf. Diese Kanalschächte 6, 7 sind durch Kanalisationsrohre 10 des Kanalnetzes miteinander verbunden.
Um das Eindringen von Hochwasser in den eingedeichten Bereich zu verhindern, werden auf alle Kanalöffnungen 9 des Kanalnetzes 5 innerhalb des eingedeichten
Geländeabschnitts 1 Aufsatzbehälter 11 wasserdicht aufgesetzt, deren Oberkante 12 höher als der zu erwartende Hochwasserpegel 3 liegt. Fig. 2 zeigt Einzelheiten des Aufsatzbehälters 11. In einem Behältermantel 13 (Fig. 5) , der bei dem dargestellten »
Ausführungsbeispiel zylindrisch ist und beispielsweise aus biegsamem, steifem Material besteht, das zu einem Zylinder gebogen ist und eine Randverbindung 14 aufweist, ist eine Behälterzarge 15 aus flexibler Folie angeordnet. Der Aufsatzbehälter 11 weist an seiner Unterseite einen allseitig nach innen vorspringenden flexiblen Dichtflansch 16 auf, der eine Bodenöffnung 17 umschließt, in der sich die Kanalöffnung 9 befindet. Der Dichtflansch 16 ist mit der nach oben ragenden Behälterzarge 15 dicht verbunden, die aus flexibler Folie besteht.
Der obere Rand 18 der flexiblen Behälterzarge ist über die Oberkante 12 nach außen umgeschlagen.
Die Randverbindung 14 des Behältermantels 13 weist mehrere Mantelverschlüsse 19 auf, die beispielsweise im unteren Bereich des Aufsatzbehälters enger beieinander angeordnet sind, weil in diesem Bereich der höhere Wasserdruck aufzunehmen ist.
Durchbrüche 20 am unteren Rand des Behältermantels 13 ermöglichen dort eine Fixierung der aus Folie bestehenden Behälterzarge 15.
Der Dichtflansch 16 weist mehrere, vorzugsweise im wesentlichen radial verlaufende Falten auf und kann sich deshalb an Bodenunebenheiten dicht anpassen.
Fig. 4 zeigt in einer Draufsicht eine abgewandelte Ausführungsform, bei der die radialen Falten dicht nebeneinander angeordnet sind.
Um den Aufsatzbehälter 11 gegen Windeinwirkung und andere Einflüsse zu stabilisieren, können Sandsäcke 22 eingelegt werden.
Wie in Fig. 6 gezeigt, kann ein Zugband 23 vorgesehen werden, das am oberen Rand der aus Folie bestehenden Behälterzarge 15 angeschweißt und an seinem anderen Ende 24 an der Unterseite des Dichtflansches 16 durch Verschweißen befestigt ist. Das Zugband 23 dient dazu, den Dichtflansch 16 anzuheben, wenn der Rückfluss des im Aufsatzbehälter 11 enthaltenen Wassers dadurch behindert ist, dass der Dichtflansch 16 die Kanalöffnung 9 ganz oder teilweise bedeckt.
Abweichend von dem dargestellten Ausführungsbeispiel kann der Behältermantel 13 auch aus anderem Material hergestellt werden, beispielsweise als Betonrohr. Solche Betonrohre stehen vielfach bereits als Kanalisationsrohre zur Verfügung. Außerdem hat diese Ausführung den Vorteil, dass der Aufsatzbehälter 11 auch nicht durch
Kraftfahrzeuge oder sonstige Einflüsse zu leicht verschoben werden kann.
Solche Aufsatzbehälter können auch verwendet werden, um beispielweise bei anderen, oberflächlich austretenden Flüssigkeiten, z. B. bei Chemieunfällen, die
Flüssigkeiten aufzufangen, um ihre Ausbreitung zu verhindern.
Fig. 7 zeigt an einem der besseren Darstellung wegen umgekehrt dargestellten Folieneinsatz, der aus der
Behälterzarge 15 und dem Dichtflansch 16 besteht, dass im Bereich seiner Bodenkante 25 ein Verstärkungsband 26 angebracht ist, um im Belastungsfall ein Abreißen des Dichtflansches 16 von der Behälterzarge 15 zu verhindern.
Abweichend von den dargestellten Ausführungsbeispielen kann der Dichtflansch 16 oder zumindest sein die Kanalöffnung 9 umgebender Innenrand aus einzelnen, einander überlappenden, jedoch voneinander getrennten Lamellen bestehen, die in besonders günstiger Weise eine Anpassung an Bodenunebenheiten ermöglichen, ohne dass hierdurch die Dichtwirkung beeinträchtigt wird.