Aktuator
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Aktuator zum Spannen und Entspannen eines flexiblen Kraftubertragungselements wie beispielsweise eines Kabels. Derartige Aktuatoren werden beispielsweise zur Einstellung der Krümmung einer Lordosenstütze, wie sie in Sitzen Verwendung findet und schematisch in Fig. 3 dargestellt ist, verwendet. Eine derartige Lordosenstütze bzw. Wölbmechanik ist beispielsweise aus der EP 0 485 483 B1 bekannt.
Die eigentliche Lordosenstütze wird in dem dargestellten schematischen Beispiel durch ein Stützelement 10, beispielsweise eine biegbare Platte, gebildet. An einem Ende des Stützelements 10 greift ein Kabel oder ein Draht 3 eines Bowdenzugs an, an dem anderen Ende eine Hülle 9 des Bowdenzugs. Durch einen Aktuator 8 kann das Kabel 3 gespannt bzw. entspannt werden und damit die Wölbung des Stützelements 10 verändert werden.
Ein Beispiel für einen derartigen Aktuator ist in Fig. 5 dargestellt. Dabei treibt ein Motor 5, vorzugsweise ein Elektromotor, eine Gewindespindel 4 an, welche mit einem Zahnrad 1 in Eingriff steht. Das Zahnrad 1 ist auf einer Achse 6 drehbar gelagert. Mit dem Zahnrad 1 ist eine in Form eines geraden Kreiszylinders ausgebildete Kabeltrommel 13 verbunden, welche sich bei einer Drehung des Zahnrads 1 durch die Verbindung um dieselbe Drehachse 6 dreht. Die Drehachse 6 verläuft dabei durch die Mittelachse der Kabeltrommel 13. In der Kabeltrommel 13 ist eine Aussparung 7 vorgesehen, in die ein verdicktes Ende des Kabels 3 eingehängt werden kann. Bei einer Betätigung des Motors 5 dreht sich somit das Zahnrad 1 und auch die Kabeltrommel 13, und das Kabel 3 wird auf der Kabeltrommel 13 aufgewickelt bzw. von ihr abgewickelt.
Bei einem kleinen Radius der Kabeltrommel 13 kann entsprechend dem Hebelgesetz eine große Kraft auf das Kabel 3 übertragen werden. Der Radius der Kabeltrommel 13 stellt dabei einen Lastarm dar. Auf der anderen Seite bewirkt ein kleiner Radius der Kabeltrommel 13 eine größere Belastung des Kabels 3 beim Aufwickeln und somit einen schnelleren Verschleiß des Kabels 3, da das Kabel 3 stärker gebogen wird. Der Radius der Kabeltrommel 13 stellt daher in der Praxis einen Kompromiss aus diesen beiden Faktoren dar.
Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass die Anforderungen an die Kraftübertragung während des Spannens bzw. Aufwickelns des Kabels 3 variieren können. Beispielsweise wird bei einer Wölbmechanik, wie in Fig. 3 dargestellt, zum anfänglichen Wölben des Stützelements 10 eine relativ große Kraft benötigt, zum weiteren Wölben eine geringere Kraft, bis die Kraft bei starker Wölbung wieder ansteigt. Ein beispielhafter Verlauf der hierfür erforderlichen Kraft ist in Fig. 4 dargestellt. Dabei ist die benötigte Kraft F über der Strecke s, um die das Kabel 3 aufgewickelt wird, aufgetragen. Die Kurve 11 gibt den oben beschriebenen Verlauf der benötigten Kraft wieder. Ein Aktuator, wie in Fig. 5 dargestellt, stellt jedoch bei konstantem Drehmoment des Motors 5 eine konstante Zugkraft bereit, wie durch die gestrichelte Kurve 12 angedeutet.
Um den Anforderungen dieses Kraftverlaufs gerecht zu werden, kann beispielsweise ein Aktuator mit einer Kabeltrommel in Form einer Helix, wie in Fig. 6 dargestellt, verwendet werden. Dieser Aktuator entspricht im Wesentlichen dem in Fig. 5 dargestellten Aktuator mit der Ausnahme, dass nun eine Kabeltrommel 14 in Form eines Zylinders mit einer Grundfläche, deren Umriss der ersten Umdrehung einer Spirale entspricht, vorgesehen ist. Diese hat zu Beginn des Aufwickelns des Kabels 3 einen geringen Radius, was einer großen Kraftübertragung entspricht, und am Ende des Aufwickelns (dargestellte Position) einen großen Radius. Eine solche Kabeltrommel ist demnach dem Verlauf der Kurve 11 aus Fig. 4 bis zu ihrem Minimum angepasst. Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass das Kabel 3 zu Beginn des Aufwickelns durch den kleinen Radius der Kabeltrommel 14 stark gebogen und somit stark beansprucht wird, was zu einer schnelleren Abnutzung führt.
Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Aktuator bereitzustellen, mit dem eine hohe Kraftübertragung erreicht werden kann, ohne dass eine hohe Beanspruchung eines verwendeten flexiblen Kraftübertragungselements wie beispielsweise eines Kabels erfolgt.
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Aktuator bereitzustellen, bei welchem die Kraftübertragung an ein vorgegebenes Anforderungsprofil anpassbar ist.
Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Aktuator nach Anspruch 1. Die abhängigen Ansprüche definieren vorteilhafte oder bevorzugte Ausführungsformen des Aktuators sowie eine Wölbmechanik, bei der ein erfindungsgemäßer Aktuator verwendet wird.
Erfindungsgemäß wird ein Aktuator zum Spannen und Entspannen eines flexiblen Kraftübertragungselements mit einem insbesondere geraden Zylinder mit insbesondere
konkaver Grundfläche, wobei eine Mantelfläche des Zylinders zum Aufwickeln des flexiblen Kraftubertragungselements ausgestaltet ist und ein Ende des flexiblen Kraftübertragungselements an der Mantelfläche befestigbar ist, und wobei der Zylinder um eine Drehachse insbesondere senkrecht zu der Grundfläche des Zylinders drehbar ist, mit Mitteln zur Erzeugung eines Drehmoments und mit Mitteln zur Übertragung des Drehmoments auf den Zylinder bereitgestellt, wobei ein minimaler Krümmungsradius der Grundfläche des Zylinders größer ist als ein minimaler Abstand der Mantelfläche des Zylinders zu der Drehachse. Da der minimale Abstand der Mantelfläche zur Drehachse die maximale Kraftübertragung bestimmt und der Krümmungsradius der Grundfläche die Krümmung und somit die Belastung des flexiblen Kraftübertragungselements beim Aufwickeln bestimmt, ist mit einem derartigen erfindungsgemäßen Aktuator eine hohe Kraftübertragung bei gleichzeitig geringer Belastung des flexiblen Kraftübertragungselements möglich.
Der Zylinder kann insbesondere ein gerader Kreiszylinder sein, wobei in diesem Fall die Drehachse parallel in einem bestimmten Abstand zu der Mittelachse des Zylinders verläuft.
Die Mittel zur Übertragung des Drehmoments können ein zumindest abschnittsweise gezahntes Rad, welches um die Drehachse drehbar ist, um welche auch der Zylinder drehbar ist, und welches mit dem Zylinder verbunden ist, und ein Spindelgewindeelement, welches mit dem gezahnten Rad in Eingriff steht, umfassen. Durch das Antreiben des gezahnten Rades über das Spindelgewindeelement wird somit auch der Zylinder in Drehung versetzt. Ob es sich um ein abschnittsweise gezahntes Rad oder um ein volles Zahnrad handelt, hängt dabei von der jeweiligen Anwendung ab, d.h. davon, ob eine ganze Umdrehung oder nur eine teilweise Umdrehung benötigt wird.
Vorteilhafterweise weist das gezahnte Rad einen Radius auf, welcher größer ist als ein maximaler Abstand der Mantelfläche des Zylinders von der Drehachse. Hierdurch wird eine Hebelwirkung und somit eine höhere Kraftübertragung erreicht.
Das gezahnte Rad und der Zylinder können dabei einteilig gefertigt sein, um somit Fertigungskosten zu sparen.
Die Mittel zur Erzeugung des Drehmoments können einen Motor, insbesondere einen Elektromotor, umfassen. Die Mantelfläche des Zylinders weist bevorzugt eine Aussparung zum Einhängen eines verdickten Endes des flexiblen Kraftübertragungselements auf. Das flexible Kraftübertragungselement kann ein Kabel, insbesondere das Kabel eines
Bowdenzugs, sein. Es sind jedoch auch andere flexible Kraftübertragungselemente wie beispielsweise Seilzüge denkbar. Der Umfang der Grundfläche des Zylinders kann insbesondere ein gewünschter Verstellweg des flexiblen Kraftubertragungselements sein. Dies bedeutet, dass die Verstellung durch maximal eine Umdrehung des Zylinders erfolgt und somit eine Charakteristik der Kraftübertragung leicht an eine gewünschte Charakteristik anpassbar ist.
Ein derartiger erfindungsgemäßer Aktuator wird bevorzugt in einer Wölbmechanik wie beispielsweise einer Lordosenstütze verwendet.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Aktuators,
Fig. 2 einen Querschnitt entlang einer Linie A-A des erfindungsgemäßen Aktuators aus Fig. 1,
Fig. 3 die Verwendung eines Aktuators in einer Lordosenstütze,
Fig. 4 den Verlauf einer benötigten Kraft für das Wölben der Lordosenstütze aus Fig. 3 und den Kraftverlauf eines herkömmlichen Aktuators,
Fig. 5 ein Beispiel für einen herkömmlichen Aktuator, und
Fig. 6 ein weiteres Beispiel für einen herkömmlichen Aktuator.
In Fig. 1 ist ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Aktuators dargestellt. Elemente, welche denen der in der Einleitung unter Bezugnahme auf Fig. 5 und 6 beschriebenen herkömmlichen Aktuatoren entsprechen, sind mit den gleichen Bezugszeichen bezeichnet.
Der dargestellte erfindungsgemäße Aktuator umfasst einen geraden Kreiszylinder 2, dessen Mantelfläche so ausgebildet ist, dass ein Kabel 3 auf ihr aufgewickelt werden kann. Dies bedeutet insbesondere, dass die Höhe des Zylinders 2 ausreichend sein muss, um ein korrektes Aufwickeln zu gewährleisten. Gegebenenfalls kann in der Mantelfläche des Zylinders 2 eine Vertiefung 16, wie sie in Fig. 2, welche eine Querschnittsansicht entlang
einer Linie A-A des Aktuators aus Fig. 1 darstellt, zur Aufnahme des Kabels 3 vorgesehen sein. Der Zylinder 2 weist in der Mantelfläche eine Aussparung 7 auf, in welche ein verdicktes Ende des Kabels 3 eingehängt werden kann. Hier sind jedoch auch andere Möglichkeiten der Befestigung, beispielsweise ein Einklemmen des Kabels, denkbar. Der Zylinder 2 ist mit einem Zahnrad 1 verbunden und zusammen mit diesem um eine Drehachse 6 drehbar gelagert.
Wie insbesondere aus Fig. 2 deutlich zu erkennen ist, geht die Drehachse 6 dabei durch die Mittelachse des Zahnrades 1 hindurch und ist gegenüber der Mittelachse des Zylinders 2 seitlich versetzt. Der Zylinder 2 ist also exzentrisch drehbar gelagert.
Das Zahnrad 1 wird über einen Gewindespindelantrieb 4 angetrieben, welcher mit einem Elektromotor 5 verbunden ist.
Die von dem Elektromotor 5 über den Gewindespindelantrieb 4, das Zahnrad 1 und den Zylinder 2 auf das Kabel 3 übertragene Kraft hängt dabei vom Verhältnis des Radius des Zahnrades 1 zu dem Abstand von der Drehachse 6 zu dem momentanen Abwickelpunkt 15 des Kabels 3 vom Zylinder 2 ab. Dies bedeutet, dass in der in Fig. 1 dargestellten Position eine relativ geringe Kraft übertragen wird, während zu Beginn des Aufwickelns, wenn sich der momentane Abwickelpunkt 15 in der Nähe der Aussparung 7 befindet, eine relativ große Kraft übertragen wird. Das Verhältnis der minimal übertragenen Kraft zu der maximal übertragenen Kraft wird dabei dadurch bestimmt, wie groß der minimale bzw. der maximale Abstand der Drehachse 6 von der Mittelachse des Zylinders 2 ist, und kann somit einer benötigten Kraftübertragung angepasst werden. Der Krümmungsradius des Zylinders 2 ist, da es sich um einen geraden Kreiszylinder handelt, konstant und entspricht dem Radius des Zylinders. Dieser ist größer als der minimale Abstand der Drehachse 6 von der Mantelfläche des Zylinders. Die Biegebeanspruchung des Kabels 3 ergibt sich allein aus diesem Radius des Zylinders 2 und kann damit trotz einer erreichbaren hohen Kraftübertragung gering gehalten werden.
Ein derartiger erfindungsgemäßer Aktuator, wie in den Fig. 1 und 2 dargestellt, eignet sich insbesondere zum Einsatz in einer Lordosenstütze, wie in der bereits in der Beschreibungseinleitung erläuterten Fig. 3 dargestellt. Dabei ist das Kabel 3 das Kabel eines Bowdenzugs und greift an einem Ende eines Stützelements 10 an, während die Hülle des Bowdenzugs an einem anderen Ende des Stützelements 10 angreift. Durch einen erfindungsgemäßen Aktuator 8 kann das Kabel 3 gespannt und entspannt und somit das Stützelement 10 gewölbt oder entspannt werden.
Wenn nun der Umfang des Zylinders 2 bei dem erfindungsgemäßen Aktuator aus Fig. 1 so angepasst ist, dass er dem benötigten Verstellweg entspricht, ergibt sich eine gute Anpassung an die benötigte zu übertragende Kraft.
Wie bereits in der Beschreibungseinleitung erläutert, ist in Fig. 4 mit Kurve 11 der Verlauf der benötigten Kraft zum Wölben des Stützelements 10 über der Aufwickelstrecke s des Kabels 3 dargestellt. Am Anfang und am Ende des Wölbens wird eine große Kraft benötigt, dazwischen eine relativ kleine Kraft. Der in Fig. 1 dargestellte Aktuator erfüllt genau diese Anforderung. Zu Beginn des Aufwickelns, wenn der Aufwickelpunkt 15 in der Nähe der Aussparung 7 liegt, ist der Abstand der Drehachse 6 von dem momentanen Aufwickelpunkt 15 klein und die übertragene Kraft somit groß. Dieser Abstand wächst dann an, bis er nach einer halben Umdrehung des Zahnrades 1 und des Zylinders 2 maximal ist und die übertragene Kraft somit minimal ist. Dann sinkt der Abstand wieder, wodurch die übertragene Kraft ansteigt.
Bei einer derartigen Anwendung beträgt der Radius des Zahnrades 1 typischerweise ca. 70mm, der Radius des Zylinders 2 beträgt ca. 20mm. Der gesamte Aktuator kann aus einem Kunststoff, beispielsweise Polyacetal, gefertigt sein.
Der in den Fig. 1 und 2 dargestellte erfindungsgemäße Aktuator stellt lediglich ein Ausführungsbeispiel dar, welches je nach Anwendung modifiziert werden kann. Beispielsweise muss der Zylinder 2 kein gerader Kreiszylinder sein. Vielmehr kann die Grundfläche eine im Wesentlichen beliebige Form aufweisen, wodurch eine weitere Anpassung des Verlaufs der übertragenen Kraft an eine Anwendung erreicht werden kann. Wesentlich ist nur, dass der minimale Abstand der Drehachse 6 zum Mantel des Zylinders 2 kleiner ist als der minimale Krümmungsradius der Grundfläche des Zylinders 2. Somit kann stets eine große Kraftübertragung bei gleichzeitig verhältnismäßig geringer Biegebelastung des Kabels 3 erreicht werden. Massgeblich sind dabei konvexe und gerade Abschnitte der Grundfläche des Zylinders 2. Prinzipiell kann die Grundfläche des Zylinders 2 zwar auch konkave Abschnitte aufweisen, diese werden beim Aufwickeln jedoch vom Kabel 3 „überspannt" und wirken somit wie gerade Abschnitte.
Weiterhin sind auch andere flexible Kraftübertragungselemente als das Kabel 3 denkbar, beispielsweise ein Seilzug.
Das zum Antrieb des Aktuators benötigte Drehmoment kann statt durch den Elektromotor 5 beispielsweise auch von einem Handrad erzeugt werden. Auch sind andere Mittel zur Übertragung des Drehmoments auf den Zylinder 2 als die Kombination aus Gewindespindelantrieb 4 und Zahnrad 1 denkbar. So kann der Elektromotor 5 direkt den Zylinder 6 antreiben, oder es sind mehrstufige Getriebe denkbar. Die Wahl hängt von der Leistungsfähigkeit des Elektromotors 5 bzw. von der maximal erzeugten Kraft an einem Handrad und von der benötigten, durch das Kabel 3 übertragenen Kraft ab.