Tasteinrichtung zur Werkstückvermessung
Es ist bekannt, Werkstücke zur Bestimmung der genauen Oberflächengeometrie punktweise zu vermessen. Dazu wird die Werkstückoberfläche mit einem Tastkörper punktweise angetastet, um Punkt für Punkt die Koordinaten der Oberfläche zu bestimmen.
Zur punktweisen Vermessung der Oberfläche dienen dabei so genannte Messköpfe, die einen Taststift aufweisen, der
den Tastkörper trägt. Zur Feststellung einer Berührung zwischen dem Tastkörper und der Werkstückoberfläche wird in der Regel die sich ergebende Auslenkung des Taststifts herangezogen .
Aus der DE 197 24 739 AI ist ein solcher optisch arbeitender Messkopf bekannt. Zu diesem gehört ein optisch transparenter, kugelförmiger Tastkörper, der von einem schwenkbar, als Lichtleiter ausgebildeten, Taststift getragen ist. Der Taststift ist durch eine Lichtleitfaser gebildet und an seinem festen Ende beleuchtet. Entsprechend strahlt die Tastkugel allseitig Licht ab. Zur Erfassung der Tastkugelposition sind wenigstens zwei bildgebende Messeinrichtungen vorgesehen, bei denen das Bild der leuchtenden Tastkugel auf einer Sensorzeile abgebildet wird.
Aus der DE 198 05 892 ist ebenfalls eine Tasteinrichtung mit optischer Erfassung der Tastkugelposition er- fasst. Die Tastkugel ist in einer Ausführungsform optisch transparent ausgebildet und an einem Lichtleiter angeschlossen. In einer anderen Ausführungsform ist die Tastkugel selbst optisch transparent, wobei sie jedoch mit einem Positionsindikatorkörper verbunden ist, der seinerseits über einen Lichtleiter von innen her beleuchtet ist .
Bei Einrichtungen gemäß diesem Stand der Technik berührt der Tastkörper bei der Messung die Werkstückoberfläche. Auf die Tastrichtung wird in Folge der sich ergebenden Auslenkung des Taststifts geschlossen. Zur Messung ist immer eine SichtVerbindung zwischen der optischen Erfassungseinrichtung, beispielsweise mehreren Kameras und dem Tastkörper erforderlich. Bei komplizierten Werkstücken ist ein solcher Sichtkontakt nicht immer vorhanden.
Außerdem erfordert die körperliche Antastung des Werkstücks eine ruhende Messung, d.h. sie kann nur streng punktweise erfolgen. Ein Abtasten der Oberfläche im Sinne einer kontinuierlichen linienhaften Scanvorgangs ist nicht möglich.
Davon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, eine Tasteinrichtung zu schaffen, die wenigstens hinsichtlich einem der genannten Nachteile eine Verbesserung ermöglicht.
Diese Aufgabe wird mit der Tasteinrichtung nach Anspruch 1 gelöst:
Die erfindungsgemäße Tasteinrichtung weist eine Lichtquelle und einen über eine Lichtleiteinrichtung an die Lichtquelle angeschlossenen Tastkörper auf, der optisch transparent ist . An die Lichtleiteinrichtung ist außerdem eine optische Erfassungseinrichtung angeschlossen, die von dem Tastkörper reflektiertes Licht erfasst und entsprechende elektrische Signale an eine Auswerteeinrichtung liefert. Der Tastkorper wird über die Lichtleiteinrichtung von innen beleuchtet. Somit erfasst die Erfassungseinrichtung die ' Lichtmenge die von dem Tastkörper weder selbst absorbiert worden ist noch diesen verlassen konnte. Der Tastkörper ist vorzugsweise glasklar ausgebildet .
Berührt der Tastkörper eine andere Fläche, beispielsweise eine Werkstückoberfläche, ändert sich an der Berührungsstelle das Reflexionsvermögen des Tastkörpers . Mit anderen Worten, an der Berührungsstelle wird Licht absorbiert, so dass die angeschlossene Erfassungseinrichtung weniger Licht empfängt, was die Auswerteeinrichtung als Berührung auswerten kann.
Darüber hinaus zeigt sich, dass sich die Reflexions-
eigenschaften der Oberfläche des Tastkörpers, die eine Grenzschicht zwischen Medien unterschiedlicher Brechungsindezes bildet, ändert, noch bevor die Tastkörperoberfläche berührt . Die Änderung der Reflexionseigenschaften beginnt schon bei einem gewissen Abstand von z.B. 100 μm. Hier können elektrostatische Effekte eine Rolle spielen. Außerdem ändern sich die Totalreflexionseigenschaften bei noch größerer Annäherung des totalreflektierenden Tastkörpers an die Werkstückoberfläche bei einer Annäherung auf einige wenige, z.B. vier Lichtwellenlängen (ca. 2 bis 3 μm) , so dass ein berührungsloses Antasten möglich ist. Eine definierte Änderung der Intensität und/oder flächigen Verteilung des von dem Tastkörper über die Lichtleiteinrichtung zurückgegebenen Lichts wird als Kennzeichen dafür verwendbar, dass die Annäherung an eine Fremdfläche (Werkstückoberfläche) auf ein definiertes Maß erreicht worden ist. Damit sind die Koordinaten des dem Tastkörper nächstgelegenen Punkts der Werkstückoberfläche aus der Position des Tastkörpers bestimmbar, ohne dass eine wirkliche Berührung zwischen dem Tastkörper und der Werkstückoberfläche stattfinden würde.
Dies eröffnet die Möglichkeit der Vermessung komplizierter und zerklüfteter Oberflächenstrukturen, bei denen der Tastkörper aus dem Sichtfeld eines äußeren Beobachters verschwindet . Es können Hinterschneidungen, Bohrungen oder enge Nuten oder gleichen Ausnehmungen und sonstige Oberflächenstrukturen berührungslos vermessen werden.
Darüber hinaus eröffnet die erfindungsgemäße Tasteinrichtung wegen der Möglichkeit der berührungslosen Vermessung von Werkstückoberflächen die Möglichkeit der linienhaften Abtastung von Oberflächenprofilen. Wegen der fehlenden wirklichen Berührung zwischen dem Tastkorper und der Werkstückoberfläche, kann der Tastkörper in konstantem Ab-
stand zu der Werkstückoberfläche der Oberflächenform folgend bewegt werden, so dass die Oberflächenform kontinuierlich aufgenommen wird. Zur Verfolgung der Oberflächenform dient beispielsweise eine Regeleinrichtung, die anhand der Änderung der von dem Tastkörper in die Lichtleiteinrichtung zurück reflektierten Lichtintensität oder -Verteilung den Abstand erfasst und durch Nachregelung einer entsprechenden Positioniereinrichtung, die die Tasteinrichtung führt, konstant hält. Es ist sowohl punktweise Antastung als auch linienhaftes Scannen möglich.
Die Erf ssungseinrichtung ist vorzugsweise eine Bilderfassungseinrichtung, die nicht nur die von dem Tastkörper in die Lichtleiteinrichtung zurück reflektierte Lichtintensität, sondern auch die Lichtverteilung erfassen kann. Dabei kann es im Einzelfall genügen, das Gesichtsfeld der Bilderfassungseinrichtung in wenige, beispielsweise drei oder vier Zonen aufzuteilen, die jeweils ein lichtempfindliches Element aufweisen. Mit drei in Sektoren angeordneten oder vier in Quadranten angeordneten photosensorischen Elementen, lässt sich sowohl eine Lichtintensitätsänderung als auch eine Änderung der Lichtverteilung erfassen. Zu einer verfeinerten Erfassung kann ein Photodiodenarray oder eine Kamera bzw. ein Kameraschaltkreis dienen, der das Gesichtsfeld in eine größere Zahl von Bildpunkten unterteilt und deren Helligkeit einzeln erf sst .
Der Tastkörper weist vorzugsweise eine an allen Stellen gewölbte Oberfläche auf, um große Teile des in den Tastkörper eingestrahlten Lichts durch Totalreflexion in dem Tastkörper zu halten und letztendlich in die Lichtleiteinrichtung zurück zu koppeln. Beispielsweise kann der Tastkörper als Kugel ausgebildet sein, die über einen einzigen Lichtleiter an den Lichtweg angeschlossen ist . Dieser Lichtleiter führt dann sowohl das Licht in den Tastkörper
hinein als auch wieder aus diesem heraus. Zur Trennung zwischen eingestrahltem und reflektiertem Strahl kann ein Strahlteiler dienen, der die Lichtquelle, den Tastkörper und die Erfassungseinrichtung miteinander verbindet . Der Strahlteiler kann dabei so eingestellt sein, dass in einem Ausgangszweig des Lichtwegs von der Lichtquelle herkommendes Licht und von dem Tastkörper herkommendes Licht überlagert wird. Wird eine kohärente Lichtquelle verwendet, können hier Interferenzeffekt genutzt werden, um eine charakteristisch strukturierte Lichtverteilung auf der bilderfassenden Erfassungseinrichtung zu erhalten. Eine Veränderung dieser Verteilung kann zur Erfassung einer Nähe einer Fremdoberfläche zu dem Tastkörper erfasst werden.
Die Auswertung des von dem Tastkörper in die Licht- leiteinrichtung zurück geworfenen Lichts gestattet nicht nur die Erfassung der Nähe einer Fremdoberfläche sondern zugleich deren Position relativ zu der Tastkugel. Fehlt eine Oberfläche in der Nähe der Tastkugel entsteht auf der Erfassungseinrichtung in der Regel ein rotationssymmetrisches Bild, bzw. eine rotationssymmetrische Helligkeitsverteilung. Dies ist unabhängig davon, ob kohärentes oder nichtkohärentes Licht verwendet wird. Wird die Tastkugel nun einer Werkstückoberfläche angenähert, ändert sich die Helligkeitsverteilung in charakteristischer Weise, z.B. verformt sich das von der Bilderfassungseinrichtung erfass- te Bild oder in bestimmten Quadranten nimmt die Helligkeit zu oder ab. Aus der Position der He11igkeitszunähme bzw. - abnähme kann darauf geschlossen werden, an welcher Stelle der Kugeloberfläche des Tastkörpers die Totalreflexions- eigenschaften durch Annäherung einer anderen Oberfläche verändert worden sind. Auf diese Weise ist nicht nur die Tastposition sondern auch die Tastrichtung erfassbar. Die Auswerteeinrichtung ist vorzugsweise darauf ausgelegt, aus der Änderung der Lichtverteilung an der Erfassungseinrich-
tung auf die Tastrichtung zu schließen.
Der Tastkörper kann über ein flexibles Lichtleitmittel an die ruhende Lichtquelle und die ruhende Erfassungseinrichtung angeschlossen werden. In diesem Fall wird nur der Tastkörper bewegt. Es ist jedoch auch möglich, als Lichtquelle eine Miniaturlichtquelle, beispielsweise eine Glühlampe oder eine Leuchtdiode zu verwenden, die Teil des Tastkopfs ist und wie die Erfassungseinrichtung mit diesem mitbewegt wird. Auf diese Weise können Einflüsse, wie sie aus der Verformung eines Lichtleiters herrühren könnten, ausgeschlossen werden. Es wird monochromatisches kohärentes Licht bevorzugt. Zusätzlich zur Intensitätsänderung des totalreflektierten Lichts können dann auch Interferenzänderungen ausgewertet werden. Es kann aber auch weißes, nicht- kohärentes Licht Anwendung finden. Das Licht kann ein Linienspektrum oder ein kontinuierliches Spektrum aufweisen.
Bei einer abgewandelten Ausführungsform ist der Tast- körper über einen ersten Zweig der Lichtleiteinrichtung mit der Lichtquelle verbunden und über einen zweiten Zweig ist die Verbindung zu der Erfassungseinrichtung hergestellt. Die Zweige können beispielsweise durch Lichtleitfasern gebildet sein, die einander benachbart oder einander gegenüberliegend an den Tastkörper angeschlossen sind. Es ist darüber hinaus möglich, den Tastkörper über mehrere Lichtleitfasern mit der Lichtquelle und der Erfassungseinrichtung zu verbinden. Beispielsweise kann das Licht über eine erste Lichtleitfaser zugeführt werden, wobei das zurückreflektierte Licht über zwei symmetrisch zu der zuführenden Lichtleitfaser angeordnete abführende Lichtleitfasern zu zwei verschiedenen Erfassungseinrichtungen geführt wird. Werden mehrere wegführende Lichtleitfasern, beispielsweise drei, vier, fünf oder eine noch größere Anzahl verwendet, können diese jeweils an eine einzelne photosensorische Ein-
richtung angeschlossen sein, wobei dann eine Bilderfassung im eigentlichen Sinne nicht erforderlich ist. Die Nähe einer Werkstückoberfläche kann dann durch eine Ungleichver- teilung der Lichtintensitäten auf die einzelnen photosenso- rischen Elemente erfasst werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren nutzt zur berührenden oder vorzugsweise berührungslosen Vermessung von Werkstückoberflächen den Effekt, dass ein lichtführender Tastkörper, wenn er in die Nähe einer Werkstückoberfläche gebracht wird, seine Totalreflexionseigenschaften an der Berührstelle ändert. Die Änderung beginnt bevor eine körperliche Berührung zwischen dem Tastkörper und der Werkstückoberfläche stattfindet. Dies ermöglicht den Aufbau filigraner, sehr kleiner und dabei empfindlicher Präzisionsmessköpfe, mit denen sich auch kleinste Oberflächenstrukturen punktweise oder kontinuierlich erfassen lassen. Durch die fehlende körperliche Berührung zwischen Tastkörper und Werkstückoberfläche können Oberflächenprofile linienhaft abgetastet (gescannt) werden. Der Tastkörper haftet nicht an der Werkstückoberfläche .
Vorteilhafte Einzelheiten von Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand von Unteransprüchen und ergeben sich aus der Zeichnung oder der Beschreibung. In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung veranschaulicht. Es zeigen:
Figur 1 eine Tasteinrichtung mit transparentem Tastkörper zur Vermessung eines Werkstücks in schematisierter Darstellung,
Figur 2 den Tastkörper und die Werkstückoberfläche nach
Figur 1 in einer schematisierten und vergrößerten Darstellung,
Figur 3 die Lichtintensität des von dem Tastkörper in die Lichtleiteinrichtung zurückgeworfenen Lichts, bei verschiedenen Abständen zu einer Werkstückoberfläche als schematisch.es Diagramm,
Figur 4 den Tastkörper nach Figur 2 in schematischer Darstellung,
Figur 5 die Tasteinrichtung nach Figur 1 mit schematischer Darstellung eines von der Erfassungseinrichtung erfassten Bildes ohne Werkstückoberfläche,
Figur 6 die Tasteinrichtung nach Figur 5 mit einer in der Nähe befindlichen Werkstückoberfläche und die sich daraus ergebende Bildveränderung in schematischer Darstellung,
Fig. 7u.8 die Tasteinrichtung nach Figur 1 in einer abgewandelten Ausführungsform mit und ohne in der, Nähe der Tastkugel befindliche Werkstückoberfläche in schematischer Darstellung,
Figur 9 eine abgewandelte Ausführungsform der Tasteinrichtung mit getrennten Lichtwegen zu der Tastkugel hin und von dieser weg in schematisierter Darstellung,
Figur 10 eine abgewandelte Ausführungsform der Tasteinrichtung nach Figur 9 mit symmetrischer Anordnung von hin- und rückführendem Lichtweg und
Figur 11 ein Tastkopf mit Lichtquelle und Erfassungseinrichtung in schematisierter Darstellung.
In Figur 1 ist eine Tasteinrichtung 1 veranschaulicht, die zur Vermessung eines Werkstücks 2 dient. Letzteres ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel auf einem Tisch 3 ruhend gelagert.
Die Tasteinrichtung 1 weist einen Tastkopf 4 auf, der an einer Führungseinrichtung 5 in zumindest einer Richtung X bewegbar gelagert ist. Zur Erfassung der Position des Tastkopfs 4 dient ein Wegsensor 6, der die Position des Tastkopfs 4 anhand einer Maßverkörperung 7 erfasst . Bedarfsweise kann die Führungseinrichtung 5 mehrere Führungsrichtungen mit entsprechenden Stelleinrichtungen und Wegsensoren aufweisen.
Der Tastkopf 4 trägt einen schlanken Lichtleiter 8, der starr oder flexibel ausgebildet sein kann. Der Lichtleiter 8 ist beispielsweise ein dünner, optisch transparenter Stab oder eine Lichtleitfaser. An dem freien Ende des Lichtleiters 8 ist eine optisch transparente, vorzugsweise glasklare, Kugel 9 vorgesehen, die als Tastkörper dient. Der Lichtleiter 8 und die Kugel 9 sind aus einem solchen Material, das der Brechungsindex eingestrahltes Licht im Wege der Totalreflexion innerhalb des Lichtleiters 8 und der Kugel 9 hält .
Der Lichtleiter 8 gehört zu einer Lichtleiteinrichtung 10, die einen Lichtweg 11 (Figur 5) von einer Lichtquelle 12 über die Tastkugel 9 zu einer Erfassungseinrichtung 13 festlegt. Die Lichtleiteinrichtung 10 weist dazu beispielsweise einen von der Lichtquelle 12 zu einem Strahlteiler 14 führenden Lichtleiter 15, den Lichtleiter 8 sowie einen von dem Strahlteiler 14 zu der Erfassungseinrichtung 13 führenden Lichtleiter 16 auf. Der Lichtleiter 8 ist an den Strahlteiler 14 angeschlossen.
Die Lichtquelle 12 ist vorzugsweise eine Quelle für nichtkohärentes wenig oder nichtinterferierendes Licht; beispielsweise ist sie eine Glühlampe 17 oder Leuchtdiode. Die Erfassungseinrichtung 13 weist mindestens einen, vorzugsweise aber mehrere lichtempfindliche Sensoren, beispielsweise in Form eines Diodenarrays 18 auf (Figur 5) .
Die einzelnen Lichtsensoren des Diodenarrays 18 sind über eine entsprechende Leitung 19 an eine Auswerteeinrichtung 21 angeschlossen, die beispielsweise durch einen Computer gebildet ist. Die Auswerteeinrichtung 21 erhält über die Leitung 19 von der Erfassungseinrichtung 13 elektrische Signale, die das von der Erfassungseinrichtung 13 empfangene Bild kennzeichnen. Die Auswerteeinrichtung 21 dient dann dazu, Veränderungen in diesem Bild zu erfassen und zu interpretieren, um die Annäherung des Werkstücks 2 an die Kugel (oder umgekehrt) zu erfassen. Außerdem erhält die Auswerteeinrichtung 21 über eine Leitung 22 Signale von dem Wegsensor 6, die die aktuelle Position des Tastkopfs 4 kennzeichnen. Über eine nicht weiter veranschaulichte Verbindung mit der Führungseinrichtung 5 kann die Auswerteeinrichtung 21 außerdem die Bewegung des Tastkopfs 4 steuern, um die Kugel 9 gezielt an das Werkstück 2 anzunähern, bzw. von diesem zu entfernen.
Figur 2 veranschaulicht die Verhältnisse hinsichtlich der Licht-Totalreflexion in der Kugel 9 schematisch. Ein über den Lichtleiter 8 in die Kugel 9 eingestrahlter Strahl 23 wird von der KugelOberfläche ein- oder mehrfach nach innen gebrochen und somit total reflektiert, bis er letztendlich als austretender Strahl 24 die Kugel 9 über den Lichtleiter 8 wieder verlässt . Weitere Strahlen treten unter unterschiedlichen Winkeln in die Kugel 9 ein und werden an unterschiedlichen Stellen der Kugeloberfläche reflektiert. Die Strahlen 23, 24 sind somit lediglich exempla-
risch veranschaulicht. Ist keine Oberfläche in der Nähe der Kugel 9 vorhanden, erfolgt an vielen Punkten der Oberfläche der Kugel 9 eine Totalreflexion der betreffenden, hier ankommenden Strahlen, so dass das in die Kugel 9 eingestrahlte Licht diese im Wesentlichen auch über den Lichtleiter 8 wieder verlässt . Nähert sich die Kugel 9 jedoch des Oberfläche des Werkstücks 2 an, können die Reflexionsverhältnisse beispielsweise an der Stelle 25 eines in Figur 2 gestrichelt veranschaulichten Bereichs 26 der Kugel 9 geändert werden, der sich der Werkstückoberfläche annähert. Wird der Abstand zwischen der Oberfläche des Werkstücks 2 und der Oberfläche der Kugel 9 geringer als etwa drei bis vier Lichtwellenlängen, wird die Totalreflexion in dem Bereich 26 gestört, so dass hier weniger Licht zurückgestrahlt wird. Figur 3 veranschaulicht dies anhand eines schematischen Prinzipdiagramms. Mit Verringerung des AbStands X nimmt die Intensität des rückgestrahlten Lichts nahezu sprunghaft ab und zwar noch bevor eine Berührung zwischen den beteiligten Oberflächen eintritt. Eine Abstandsänderung ΔX im Bereich von etwa einem μm erzeugt eine sehr starke Intensitätsänderung der Reflexion in dem Bereich 26. Somit weist die Kugel 9, wie in Figur 4 schematisch veranschaulicht ist, gewissermaßen einen Fangbereich 27 auf. Tritt eine Oberfläche in diesen Fangbereich ein, wird dies durch Änderung der Intensität und der Verteilung des Lichts an der Erfassungseinrichtung 13 erfasst.
Die insoweit beschriebene Tasteinrichtung 1 arbeitet wie folgt :
Zur Vermessung eines Werkstücks 2 wird der Tastkopf 4 von der Führungseinrichtung 5 so an das Werkstück 2 herangefahren, dass sich die Kugel 9 der Oberfläche des Werkstücks 2 nähert. Solange sich die Kugel 9 noch in größerer Entfernung (mehr als vier oder fünf Lichtwellenlängen) von
dem Werkstück 2 befindet, erfasst die Erfassungseinrichtung 13, wie in Figur 5 veranschaulicht, ein Bild mit einer rotationssymmetrischen Lichtverteilung. Abweichungen von der rotationssymmetrischen Lichtverteilung können durch Unge- nauigkeiten der Kugel 9 oder der beteiligten Lichtleiter 8, 15, 16 verursacht sein. In Figur 5 ist die Helligkeitsverteilung durch Linien konstanter Helligkeit angedeutet . Das Bild kann in ringförmige Zonen größerer und geringerer Helligkeit aufgeteilt sein. Zur Erfassung dieser Lichtverteilung dient das Diodenarray 18, das in Figur 5 und 6 lediglich ausschnittsweise im oberen linken Quadranten veranschaulicht ist. Vorzugsweise erfasst das Diodenarray 18 jedoch das gesamte Bild.
Nähert sich die Kugel 9 nun der Oberfläche des Werkstücks 2 an, erfolgt, wie Figur 6 veranschaulicht, eine Störung der Totalreflexion der Kugel 9 in dem Bereich 26. Dadurch ändert sich die Intensität des aus der Kugel 9 über den Lichtleiter 8 zurückgegebenen Lichts. Darüber hinaus ändert sich die Lichtverteilung, was in Figur 6 rechts durch eine Änderung der Zonen gleicher Helligkeit angedeutet ist. Aus der Art der Änderung des Bilds, d.h. aus der Stelle an der die Bildänderung, beispielsweise eine Bildaufhellung oder eine Bildabdunklung erfolgt, kann auf die Lage bzw. die Position des Bereichs 26 geschlossen werden. Aus der Stärke der Veränderung kann auf den Abstand zwischen der Kugel 9 und der Werkstückoberfläche geschlossen werden. Beides leistet die Auswerteeinrichtung 21, die den Abstand zwischen der Kugel 9 und der Oberfläche des Werkstücks 2 sowie die Position des Bereichs 26 ermittelt. Daraus lassen sich die Koordinaten des Punkts P präzise bestimmen, ohne dass die Oberfläche des Werkstücks 2 wirklich berührt werden müsste. Als weiterer Effekt kann hinzukommen, dass die Kugel 9 an einigen Stellen Licht austreten lässt, das die Werkstückoberfläche trifft. Unterschreitet
der Abstand zwischen dem Werkstück 2 und der Kugel 9 eine Grenze, empfängt die Kugel 9 von dem Werkstück 2 zurück geworfenes Licht, was ebenfalls die Lichtverteilung an der Erfassungseinrichtung 13 ändern kann.
Bei einer weiter entwickelten Ausführungsform führt die Auswerteeinrichtung 21 den Tastkopf 4 unter Konstant- haltung des Abstands zwischen der Kugel 9 und der Oberfläche des Werkstücks 2 entlang eines vorgegebenen Tastwegs an der Werkstückoberfläche entlang und erfasst so die Oberflächenform kontinuierlich entlang einer Linie.
Die Figuren 7 und 8 veranschaulichen die sich ergebende Änderung des Bilds an der Erfassungseinrichtung 13 nochmals schematisch. Das Bild an der Erfassungseinrichtung 13 kann, bei frei im Raum stehender Kugel 9, eine Grundstruk- turierung aufweisen. Diese kann in der Auswerteeinrichtung 21 auf ein einheitliches Niveau kalibriert werden, so dass ein verarbeitetes Bild 28 einheitlich grau erscheint. Befindet sich, wie Figur 8 veranschaulicht, die Oberfläche des Werkstücks 2 in der Nähe der Kugel 9, so dass die Totalreflexion in einem Bereich 26 gestört wird, wird ein Bild erhalten, das bei gleicher Kalibrierung Helligkeits- maxima und -minima 29, 30 zeigt, die Rückschlüsse auf die Lage des Bereichs 26 zulassen. Sollte der Rückschluss nicht eindeutig möglich sein, kann der betreffende Punkt der Oberfläche des Werkstücks 2 aus zumindest zwei verschiedenen Richtungen berührungslos angetastet werden, um letztendlich eindeutig die Position der Tastrichtung zu bestimmen.
Bei den vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispielen kann an Stelle der Glühlampe 17 eine Lichtquelle für interferenzfähiges Licht, beispielsweise ein Laser oder eine Laserdiode Anwendung finden. In dem Lichtleiter 16 interfe-
rieren dann von dem Strahlteiler 14 rekombiniertes Licht von dem Laser und der Kugel 9. Dies ergibt ein Interferenzmuster an der Erfassungseinrichtung 13 , das wiederum zur Auswertung der Reflexionsverhältnisse an der Kugel 9 dienen kann. Dies ist beispielsweise bei der Ausführungsform des Tastkopfs 4 nach Figur 11 verwirklicht. Eine Laserdiode 31 ist hier Bestandteil des Tastkopfs 4 und ruht in Bezug auf die Kugel 9 und den Lichtleiter 8. Als Erfassungseinrich- tung 13 dient ein Kamerachip 32. Der Tastkopf 4 weist somit lediglich elektrische Anschlussleitungen 19, 33 auf. Der Vorzug dieser Ausführungsform liegt darin, dass eine Veränderung des Interferenzmusters nicht durch Bewegung zwischen dem Strahlteuer 14 der Laserdiode 31 und dem Kamerachip 32 stattfinden kann, sondern lediglich durch Auslenkung des Lichtleiters 8 und/oder durch Änderung der Reflexionsverhältnisse an der Oberfläche der Kugel 9. Das von der Erf ssungseinrichtung 13 erfasste Bild ist gewissermaßen das Hologramm der Innenansicht der Kugel 9. Das Hologramm ändert sich auf charakteristische Weise, wenn an einer Stelle der Oberfläche der Kugel 9 die Reflexion wegfällt .
Figur 9 veranschaulicht eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Tasteinrichtung 1 im Ausschnitt . Die Kugel 9 ist hier mit einem lichtzuführenden Lichtleiter 8a und einem lichtwegführenden Lichtleiter 8b verbunden. Auf den Strahlteiler 14 wird verzichtet. An Stelle dessen ist die Lichtquelle 12 an den Lichtleiter 8a angeschlossen. Die Erfassungseinrichtung 13 ist an den Lichtleiter 8b angeschlossen. Ansonsten stimmt die Ausführungsform mit der Ausführungsform nach Figur 1 überein. Die Funktion und Bildauswertung ist entsprechend. Alternativ können ergänzend zu dem wegführenden Lichtleiter 8b mehrere zusätzliche Lichtleiter an die Kugel 9 angeschlossen werden, die beispielsweise symmetrisch um den Lichtleiter 8a herum ange-
ordnet sind und die jeweils zu einer einzigen Sensorzelle führen. Dies kann in einfachen Fällen die Auswertung der sich ergebenden Lichtverteilung über die einzelnen Sensorelemente vereinfachen. Geben alle Sensorelemente das gleiche Signal ab, ist keine Oberfläche an die Kugel angenähert (im Fangbereich 27) . Geben jedoch ein oder mehrere Sensorelemente schwächeres Signal, befindet sich die Oberfläche des Werkstücks 2 in dem Fangbereich 27. Gegebenenfalls muss der Tastvorgang aus mehreren Tastrichtungen kommend wiederholt werden, um aus der Verteilung der Signalstärken über die einzelnen Sensorelemente auf die Tastrichtung schließen zu können.
Figur 10 veranschaulicht eine weitere Ausführungsform. Bei dieser sind der zuführende Lichtleiter 8a und der wegführende Lichtleiter 8b an die Kugel 9 koaxial zueinander, d.h. symmetrisch angeschlossen. Der Lichtleiter 8b führt zu einer Bilderfassungseinrichtung, wie beispielsweise bei der Ausführungsform nach Figur 1.
Die erfindungsgemäße Tasteinrichtung 1 und das entsprechende Verfahren beruhen auf der Änderung der Totalreflexion an einer optisch transparenten Kugel oder einem anderweitigen Tastkörper, der von innen her beleuchtet ist. Die Annäherung des Tastkörpers an eine Werkstückoberfläche wird erfasst, indem das von dem Tastkörper 9 in einen Lichtleiter 8 zurückgegebene Licht hinsichtlich Intensität und/oder Intensitätsverteilung (bildgebende Untersuchung) ausgewertet werden. Der entsprechende Tastkopf 4 kann Werkstückoberflächen berührungslos abtasten, präzise vermessen und schwer zugängliche Oberflächenteile erreichen.