Steuereinrichtung und Verfahren zum Verstellen des Verhältnisses der Winkelgeschwindigkeiten zwischen Nocken- und Kurbelwelle
Die Erfindung betrifft eine Steuereinrichtung und ein Verfahren zum Verstellen des Verhältnisses der Winkelgeschwindigkeiten N zwischen ωκ (t) Nocken- und Kurbelwelle, gemäß dem Oberbegriff der Patentansprüche 1 und 6.
Bei Brennkraftmaschinen treibt die Kurbelwelle über einen Primärantrieb, der beispielsweise als Zahnriemen ausgebildet ist, eine oder mehrere Nockenwellen an. Dazu ist an jeder Nockenwelle ein Nockenwellenrad be- festigt, über welches der Primärantrieb die Nockenwelle antreibt. Dabei erfolgt zu jedem Zeitpunkt eine Übersetzung der Winkelgeschwindigkeit ω«(t) der Kurbelwelle, wobei die Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle ωκ(t) die Winkelgeschwindigkeit der Nockenwelle <»N(t) mit α>N(t) = V • ω«(t) bestimmt. Das Verhältnis der beiden Winkelgeschwindigkeiten ist durch diese Kopplung konstant. In den meisten Anwendungen ergibt diese feste Kopplung zwischen Nockenwelle und Kurbelwelle ein Verhältnis von:
ωκ (t) 2 '
Jedoch lassen sich die Betriebseigenschaften einer Brennkraftmaschine optimieren, insbesondere hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs, der Ab- gasemission und der Laufkultur, wenn das über den Primärantrieb gekoppelten System zwischen die Nockenwelle und Kurbelwelle verändert werden kann.
In der DE 100 38 354 A1 wird eine Steuereinrichtung zum Verstellen des Drehwinkels einer Nockenwelle gegenüber dem Drehwinkel einer Kurbelwelle mittels Taumelscheibengetriebe offenbart. Hier wirkt ein zusätzlicher Antrieb über ein Taumelscheibengetriebe, das zwischen dem Nockenwel- lenrad und der Nockenwelle angeordnet ist, zusätzlich auf die Nockenwelle ein. Dies bewirkt, dass die Nockenwelle gegenüber der Kurbelwelle verstellt werden kann. Der zusätzliche Antrieb kann über das Taumelscheibengetriebe auf die Nockenwelle in beide Richtungen einwirken, so dass sich deren Winkelgeschwindigkeit bezüglich der Kurbelwelle und damit das feste Verhältnis N verändert. ö>r (
Nachteilig hierbei ist es jedoch, dass der Antrieb einen Rechts- und Linkslauf aufweisen muss, um die Taumelscheibe sowohl in die eine als auch in die andere Richtung zu bewegen oder aber zwei Motoren benötigt werden, die unterschiedliche Laufrichtungen aufweisen. Beim plötzlichen Umschalten von einer Laufrichtung in die andere Laufrichtung um beispielsweise die Nockenwelle in die ursprüngliche Ausgangsposition zurückzustellen werden einerseits alle Komponenten stark belastet und andererseits sind dann im Falle von Elektromotoren, die einen Rechts- und Linkslauf aufweisen Brückenschaltungen notwendig, die teuere Leistungs- bauelemente benötigen.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine einfache und kostengünstige Alternative zum Verstellen der Nockenwelle gegenüber der Kurbelwelle aufzuzeigen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale im Patentan- spruch 1 und 6 gelöst, wonach ein zusätzlicher Antrieb in eine Richtung die Winkelgeschwindigkeit CC>N der Nockenwelle erhöht und eine Bremsvorrichtung die Winkelgeschwindigkeit ON der Nockenwelle verringert, wobei dieser zusätzliche Antrieb keinen Einfluss auf die Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle hat. Durch den zusätzlichen Antrieb kann die Nockenwelle bezogen auf das ausschließlich gekoppelte System von Nocken- und Kurbelwelle der Kurbelwelle etwas vorauseilen, entsprechend wird durch das Abbremsen der Nockenwelle das Vorauseilen wieder rückgängig gemacht
oder aber man bewirkt, dass nun die Kurbelwelle der Nockenwelle vorauseilt, so dass die Ventile früher oder später schließen je nachdem, ob die Kurbelwelle der Nockenwelle oder die Nockenwelle der Kurbelwelle vorauseilt.
Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, dass ein solcher Aufbau sehr kostengünstig ist, weil der Antrieb nur eine Drehrichtung aufweisen muss und somit auch dessen Ansteuerung sehr einfach ist. Gleichfalls ist eine Bremsvorrichtung sehr einfach aufzubauen, unabhängig davon, ob es eine elektromagnetische oder mechanische Bremsvorrichtung ist.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen. Bei einem Elektromotor im Zweiquadrantenbetrieb kann der Motor sowohl als Antriebs- als auch als Bremsvorrichtung verwendet werden. Insbesondere in einem Ausführungsbeispiel erweist sich eine weitere, zweite Bremsvorrichtung als vorteilhaft, um die gewünschten Verstellpositionen schneller zu erreichen.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und Figuren näher erläutert werden. Es zeigen:
Figur 1 : Steuereinrichtung mit Elektromotor im Zweiquadrantenbetrieb zum Antreiben in eine Richtung und Abbremsen der Nockenwelle über den Versteller.
Figur 2: Steuereinrichtung mit Elektromotor im Zweiquadrantenbetrieb zum Antreiben und Abbremsen der Nockenwelle über den Versteller mit zusätzlicher Bremsvorrichtung.
Figur 1 zeigt eine Steuereinrichtung 13 mit einem Elektromotor 3 im Zwei- quadrantenbetrieb zum Antreiben und Abbremsen eines Verstellers 4 mit Taumelscheibengetriebe. Diese Steuereinrichtung 13 besteht aus einem Steuergerät 1 , einer Endstufe 2, einem Elektromotor 3 im Zweiquadrantenbetrieb und einer Antriebswelle 5, die den Elektromotor 3 mit dem Versteller 4 verbindet. Der Versteller 4 weist ein Taumelscheibengetriebe auf, wie es beispielsweise in der DE 100 38 354 A1 offenbart ist. Mit dem
Versteller 4 kann die Position der Nockenwelle 7 gegenüber der Kurbelwelle 6 in der Brennkraftmaschine 10 verändert werden. Die Nockenwelle 7 ist über das Nockenwellen rad 12 und einen Primärantrieb 11 mit der Kurbelwelle 6 gekoppelt. Dieses feste Verhältnis zwischen der Kurbelwelle 6 und der Nockenwelle 7 kann durch den Versteller 4, beispielsweise zur drehzahlabhängigen Anpassung der Steuerzeiten beeinflusst werden, wodurch die Nockenwelle 7 gegenüber der Kurbelwelle 6 vorlaufen oder nachlaufen kann. Das Vorlaufen der Nockenwelle 7 wird dadurch bewirkt, dass der Elektromotor 3 über die Antriebswelle 5 und den Versteller 4 mit Taumelscheibengetriebe diese zusätzlich in Drehrichtung antreibt. Der zusätzliche Antrieb mittels Elektromotor 3 bewirkt, dass sich die Nockenwelle 7 schneller dreht als es durch den Primärantrieb 11 allein der Fall gewesen wäre. Durch die Erhöhung des Verhältnisses - N der Winkelge- ωκ(t) schwindigkeiten ωu(t), ωκ(t) von Nockenwelle 7 und Kurbelwelle 6 eilt die Nockenwelle 7 etwas voraus, wodurch sich auch die Relation zwischen dem Nockenwellendrehwinkel und dem Kurbelwellendrehwinkel verändert. Das heißt auch, dass sich die Nockenwelle 7 relativ gegenüber dem Nockenwellenrad 12 verdreht hat. Dementsprechend werden die Brennräume der Brennkraftmaschine 10 im Arbeitsspiel bei der Drehung der No- ckenwelle 7 durch die Ventile früher oder später geöffnet und geschlossen. Das Vorauseilen der Nockenwelle 7 gegenüber der Kurbelwelle 6 bedingt durch den zusätzlichen Elektröantrieb 3 erfolgt, solange bis die gewünschte Drehwinkelrelation eingestellt ist und die Ventile zu dem gewünschten Zeitpunkt geöffnet bzw. geschlossen werden. Als Drehwinkel bezeichnet man den Verdrehwinkel der Welle, wobei, bedingt durch die Kopplung über den Primärantrieb, der Kurbelwellendrehwinkel zwischen 0° und 720° liegt, während der Nockenwellendrehwinkel Werte von 0° bis 360° erreichen kann. Danach kann durch Abschalten des zusätzliche E- lektroantriebs 3 oder auch durch dessen Angleichung auf die Winkelge- schwindigkeit, die sich allein aus dem Primärantrieb ergibt, dieser Zustand beibehalten werden. Um in die Ausgangsposition zurückzukehren wird durch die generatorische Bremsvorrichtung des Elektromotors 3 über den Versteller 4 die Nockenwelle 7 abgebremst, bis sie im ursprünglichen Verhältnis zur Kurbelwelle 6 positioniert ist. Im umgekehrten Fall, wenn die Kurbelwelle 6 der Nockenwelle 7 vorauseilen soll kann durch. diese gene-
ratorische Bremsvorrichtung des Elektromotors 3 über den Versteller 4 die Nockenwelle 7 solange abgebremst werden, bis die gewünschte Drehwinkelrelation hergestellt ist. Danach kann durch Abschalten der Bremsvorrichtung 3 dieser Zustand beibehalten werden. Um in die Ausgangspositi- on zurückzukehren wird durch die Antriebsfunktion des Elektromotors 3 ü- ber den Versteller 4 die Nockenwelle 7 beschleunigt, bis sie im ursprünglichen Verhältnis zur Kurbelwelle 6 eingestellt ist.
Im Ausführungsbeispiel erfolgt die Reduzierung der Winkelgeschwindigkeit der Nockenwelle 7 mit demselben Elektromotor 3, der auch für den Antrieb verantwortlich ist. Jedoch dient dieser dann nicht als Antrieb sondern als Bremsvorrichtung. Der Elektromotor 3 weist eine Ansteuerung auf, die einen Zweiquadrantenbetrieb erlaubt, d. h. mit dem Elektromotor 3 kann sowohl eine Antriebswelle 5 in einer Richtung angetrieben werden, als auch abgebremst werden. Beim Abbremsen wirkt der Elektromotor 3 als Generator, der bewirkt, dass die Antriebswelle 5 abgebremst wird. Dieses generatorische Abbremsen bewirkt im Versteller 4 mit dem Taumelscheibengetriebe, dass sich die Winkelgeschwindigkeit der Nockenwelle 7 reduziert. Das Abbremsen erfolgt solange, bis der gewünschte Versatz zwischen Kurbelwelle 6 und Nockenwelle 7 erreicht ist. Danach wird die Winkelgeschwindigkeit der Nockenwelle 7 wieder ausschließlich von der Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle 6, die mittels Primärantrieb 11 auf das Nockenwellenrad der Nockenwelle 7 übertragen wird, bestimmt. Die Ansteuerung des Elektromotors 3 im Zweiquadrantenbetrieb erfolgt über ein Steuergerät 1 mit Sollwertvorgabe, das beispielsweise Vergleichsda- ten von nicht abgebildeten Sensoren bezieht. Zu diesen Vergleichsdaten gehören beispielsweise die aktuellen IST-Werte, wie z.B. die Drehzahl des Elektromotors 3 und/oder die Positionen von Nockenwelle 7 und Kurbelwelle 6. Das Steuergerät 1 steht in Verbindung mit einer Endstufe 2, die bewirkt, dass der Elektromotor 3 eine antreibende Funktion ausübt oder generatorisch bremst. Diese Endstufe 2 ermöglicht mit Hilfe einer kostengünstigen Halbbrückenschaltung den Zweiquadrantenbetrieb des Elektromotors 3. Um den Regelkreis zwischen dem Steuergerät 1 und dem E- lektromotor 3 zu schließen, ist es notwendig, dass ein Istwert, der den Zustand des Systems, insbesondere des Elektromotors 3 beschreibt, zu er- fassen und in das Steuergerät 1 einzuspeisen.
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Der Elektromotor 3 im Zweiquadrantenbetrieb ist deshalb so vorteilhaft, weil für seine Ansteuerung nur wenig Leistungsbauelemente benötigt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Elektromotoren z. B. im Vierquadrantenbetrieb, die einen Links- und Rechtslauf aufweisen, wird hier zur Ansteuerung nur eine Halbbrückenschaltung benötigt. Eine solche Schaltung ist kostengünstiger, platzsparender und weniger störanfällig. Die e- lementare Aussage bei diesem Ausführungsbeispiel ist, dass zur Verstellung des Versatzes zwischen Kurbelwelle und Nockenwelle ein Elektromotor verwendet werden kann, der eine Antriebsfunktion in eine Richtung aufweist und der eine Bremsfunktion besitzt. Diese beiden Funktionen: das Antreiben und das Abbremsen, ermöglichen einen Vorlauf bzw. einen Nachlauf der Nockenwelle gegenüber der Kurbelwelle, so dass der feste Kopplungsfaktor zwischen Kurbel- und Nockenwelle verändert werden kann. Das generatorische Bremsen des Elektromotors 3 kann sowohl da- zu verwendet werden, dass die Vergrößerung der Winkelgeschwindigkeit der Nockenwelle 7 schneller beendet werden kann, dass die Nockenwelle wieder in die Grundeinstellung bzgl. der Kurbelwelle gebracht wird oder a- ber um einen negativen Versatz zwischen Nockenwelle und Kurbelwelle zu erzielen.
Gleichfalls sind auch andere Variationen denkbar, die einen beliebigen Antrieb in eine Richtung und eine Bremsvorrichtung aufweisen, wobei der Antrieb nicht nur elektrischer Herkunft sein kann, sondern auch alle andere Antriebsformen, die das gleiche Ergebnis erzielen, verwendet werden können. Gleichfalls kann die Bremsvorrichtung auch unabhängig vom An- trieb aufgebaut sein und es können andere Bremsvorrichtungsformen verwendet werden, die ein Bremsen bewirken. Die Lage der Bremsvorrichtung ist unerheblich, sie kann auch entweder indirekt über das Taumelscheibengetriebe auf die Nockenwelle oder direkt auf diese einwirken.
Figur 2 zeigt eine Steuereinrichtung 13 mit Elektromotor 3 im Zweiquad- rantenbetrieb zum Antreiben und Abbremsen des Verstellers 4 mit einer zusätzlichen Bremsvorrichtung 8. Die Brennkraftmaschine 10 beinhaltet die Kurbelwelle 6, die über einen Primärantrieb 11 das Nockenwellenrad 12 der Nockenwelle 7 antreibt. Das System zwischen Kurbelwelle 6 und Nockenwellenrad 12 ist gekoppelt. Das heißt, die Übersetzung des Dreh-
winkels der Kurbelwelle 6, wobei 720° Kurbelwellendrehwinkel in 360° No- ckenwellenraddrehwinkel umgesetzt werden, ist fest eingestellt. Ein Versteller 4 bewirkt beispielsweise mit seinem Taumelscheibengetriebe, dass die Nockenwelle 7 gegenüber dem Nockenwellenrad 12 verdreht werden kann. Dementsprechend kann dann die Nockenwelle 7 gegenüber der Kurbelwelle 6 vor- oder nachlaufen, wodurch wiederum die Brennräume der Brennkraftmaschine 10 im Arbeitsspiel bei der Drehung der Nockenwelle 7 durch die Ventile früher oder später geöffnet und geschlossen werden können. Der Versteller 4 ist mit einer Antriebsachse 5 verbunden, die von einem Elektromotor 3 angetrieben wird. Vorzugsweise arbeitet der Elektromotor 3 im Zweiquadrantenbetrieb, d. h. mit ihm kann die Antriebswelle 5 in eine Richtung angetrieben werden und sie kann abgebremst werden. Ferner befindet sich in diesem Ausführungsbeispiel eine zusätzliche Bremsanordnung 8 zwischen dem Elektromotor 3 und der Nocken- welle 7. Vorzugsweise ist diese Bremsvorrichtung 8 so angebracht, dass sie auf die Antriebswelle 5 einwirken kann, um deren Winkelgeschwindigkeit schnellst möglichst zu reduzieren. Die Bremsvorrichtung 8 kann beispielsweise auch mechanisch, insbesondere hydraulisch oder pneumatisch ausgestaltet sein. Die Ansteuerung dieser Bremse 8 erfolgt über ein Steuergerät 1, welches beispielsweise mit einer Sollwertvorgabe arbeitet, auf den die Steuerung einzustellen ist. Gleichfalls wird mit diesem Steuergerät 1 eine Endstufe 2 angesteuert, die wiederum den Elektromotor entweder antreibt, ausschaltet oder abbremst.
Um Nockenwellen in beiden Richtungen schnell verstellen zu können, werden zum einen die Eigenschaften eines Elektromotors 3 im Zweiquadrantenbetrieb und zum anderen die zusätzliche Bremsvorrichtung benutzt. Dies bedeutet, dass sie in die eine Verstellrichtung treibend auf die Nockenwelle einwirken und in die andere Verstellrichtung bremsend. Wie in Figur 2 gezeigt, bewirken die zusätzlichen Bremsvorrichtungen 8, dass die Verstellgeschwindigkeit erhöht werden kann, indem eine schnellere Ab- bremsung erfolgt, weil es das generatorische Bremsen des Elektromotors unterstützt. Ferner kann die Bremsvorrichtung 8 sowohl extern angebracht sein als auch Bestandteil des Elektromotors 3 oder des Verstellers 4 oder aber direkt auf die Nockenwelle 7 einwirken. Die Art und Lage der Brems- Vorrichtung 8 richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten, die Steue-
rung der Bremsvorrichtung kann sowohl intern über das Steuergerät 1 des Elektromotors 3 erfolgen oder aber auch über andere externe Vorrichtungen.