Zellträger und Verfahren zu dessen Herstellung
Die Erfindung bezieht sich auf Zellträger, insbesondere Trägersubstrate für biologische Zellen, und auf Verfahren zu deren Herstellung und Verwendung.
Ein Gegenstand moderner Verfahren der Biotechnologie, Biochemie, Pharmazie und Gentechnik ist insbesondere die Untersuchung der Wechselwirkung biologischer Zellen mit biologischen Materialien, wie zum Beispiel weiteren Zellen, Zellbestandteilen, Mikroorganismen, Makromolekülen oder dergleichen, oder mit biologisch wirksamen Stoffen natürlichen oder synthetischen Ursprungs. Die Herbeiführung der Wechselwirkung, die Untersuchung des Wechselwirkungsergebnisses oder eine Zellkultivierung vor oder nach der eigentlichen Untersuchung werden in der Regel mit adhärent auf einem festen Substrat angeordneten Zellen durchgeführt. Aus der Praxis sind die verschiedensten Zellenträger bekannt, die je nach der praktischen Aufgabe eine bestimmte Geometrie und/oder eine bestimmte Oberflächenfunkti- onalisierung besitzen. In der Regel bestehen Zellträger aus inerten Materialien, wie z. B. Glas, Kunststoff oder Halbleitermaterial.
Ein Nachteil herkömmlicher Zellträger besteht darin, dass diese in der Regel lediglich eine Substratfunktion besitzen. Sie bilden eine Auflage für die zu untersuchenden Zellen, die im Wesentlichen ungeordnet auf einem Substrat aufwachsen. Es ist zwar aus der Praxis allgemein bekannt, Substrate lokal zu modifizieren, um in bestimmten Bereichen ein verbessertes Zellwachstum zu induzieren. Hierzu sind jedoch komplizierte Substratpräparationen, wie z. B. Oberflächenätzungen oder dergleichen erforderlich.
Aus der Polymerphysik ist es allgemein bekannt, Polymeroberflächen durch chemische oder physikalische Behandlungen zu mo-
difizieren. Zu den Behandlungen zählen beispielsweise eine Behandlung mit chemischen Substanzen, eine Bestrahlung mit Partikeln oder elektromagnetischen Strahlen, eine Koronaentladung, eine Plasmabehandlung, eine Flammbehandlung, eine Ozonbehandlung oder dgl. Es ist insbesondere bekannt, Polymeroberflächen mit UV-Licht zu modifizieren. Es kann auch eine strukturierte Modifizierung vorgesehen sein, wie z. B. bei der Herstellung von Photoresists in der Mikroelektronik, wobei eine Ortsauflösung im Bereich von 100 nm erreichbar ist. Die herkömmlichen Verfahren zur Behandlung von Polymeroberflächen sind auf eine Änderung der chemischen Oberflächenstruktur gerichtet. Es werden Bindungen im Polymer aufgebrochen und/oder neue Bindungsstellen generiert. In WO 00/37122 wird die Modifizierung von Polytetrafluorethylen-Oberflachen durch gepulste Laserdeposition beschrieben. Diese Technik war bisher auf die Behandlung großer Polymeroberflächen (z. B. Werkstoffoberflachen) beschränkt.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, einen verbesserten Zellträger bereitzustellen, mit dem die Nachteile herkömmlicher Zellträger überwunden werden und der insbesondere eine definierte Zellablage und/oder ein definiertes Zellwachstum ermöglicht. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Zellträgers bereitzustellen.
Diese Aufgaben werden durch einen Zellträger, eine Reaktionskammer und ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß den Ansprüchen 1, 7, 10 und 13 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, ein Substrat mit einer ad- härent strukturierten Polymerfolie bereitzustellen, die adharente Bereiche aufweist, die durch nichtadhärente Bereiche voneinander getrennt sind. Die Bereitstellung eines Zellträ-
gers mit einer Polymeroberfläche, auf der die adhärenten Bereiche durch eine Polymermodifizierung geformt sind, besitzt den Vorteil, dass die Polymeroberfläche mit an sich bekannten Prozeduren definiert und reproduzierbar für eine definierte Zellablage und/oder ein definiertes Zellwachstum angepasst werden kann. Die Erfinder haben festgestellt, dass eine modifizierte Polymeroberfläche eine veränderte Bioreaktivität und Biokompatibilität besitzt. Eine Oberflächenmodifizierung umfasst eine Änderung der Bindungseigenschaften des Polymers auf der Oberfläche, insbesondere eine Aufbrechen von Polymerbindungen. Es werden Bindungsstellen generiert, die vorteilhafterweise für eine Zellablage und/oder ein Zellwachstum ausgenutzt werden.
Die Erfindung ist mit verschiedenen organischen Polymeren umsetzbar, z. B. mit Polyolefinen, insbesondere fluorinierten Polyolefinen, Polyhydroxyethylenmethacrylat, Polyurethan, Po- lytetrafluorethylen (PTFE) , Polysachariden und Biopolymeren, wie z. B. Kollagen, Fibrin, Fibronektin und dgl. umsetzbar. Ein Vorteil dieser Materialien besteht in deren Modifizierbar- keit, insbesondere durch elektromagnetische Bestrahlung, wie z. B. durch UV- und/oder Laserbestrahlung.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht der Zellträger aus einer transparenten, fluorhaltigen Polymerfolie, insbesondere aus einer transparenten PTFE-Folie. Die erfindungsgemäß verwendeten fluorhaltigen Polymerfolien besitzen die Vorteile, einerseits besonders einfach den Strukturie- rungsverfahren zur Herstellung der adhärenten Bereiche unterzogen werden zu können und andererseits eine Anpassung an die verschiedensten Anwendungen zu ermöglichen. Erfindungsgemäße Folien-Zellträger können mit besonderem Vorteil in an sich bekannten Mikrohybridisierungskammern verwendet werden.
Gemäß einer weiteren besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung bilden die adhärenten Bereiche, in denen eine bevorzugtes Anhaften von Zellen und/oder ein bevorzugtes Zellwachstum erfolgen, ein definiertes geometrisches Muster. Vorteilhafterweise kann dieses Muster mit hoher Reproduzierbarkeit mit Strukturgrößen von z. B. 10 μm bis 2 mm hergestellt werden. Es können aber auch größere Strukturen realisiert werden. Das Muster umfasst beispielsweise insel- oder streifen- förmige adharente Bereiche, die entsprechend durch nicht- modifizierte, nichtadhärente Bereiche getrennt sind. Es ergeben sich besondere Vorteile bei der Analyse der Zellen auf dem Zellträger, insbesondere mit optischen Detektoren, die für eine ortsaufgelöste Fluoreszenzdetektion eingerichtet sind.
Gemäß einem weiteren wichtigen Merkmal der Erfindung können Polymeroberflächen zur selektiven Zellablage eingerichtet werden, indem die adhärenten Bereiche mit spezifisch wirkenden Adsorbaten ausgestattet werden. Adsorbate umfassen vorzugsweise biologisch wirksame Makromoleküle, wie z. B. Proteine, Kol- lagene, Antikörper, Laminin und andere Proteine der extrazellulären Matrix biologischer Zellen.
Ein Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung des genannten Zellträgers, bei dem eine Polymeroberfläche behandelt wird, um die adhärenten Bereiche herzustellen. Es wird vorzugsweise eine Behandlung mit elektromagnetischer Bestrahlung, Teilchenbestrahlung, einer chemischen Substanz oder einer Feldbeeinflussung (z. B. Koronaentladung) realisiert. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden fluorhaltige Polymeroberfläche mittels elektromagnetischer Bestrahlung strukturiert behandelt, um die adhärenten Bereiche zu erzeugen.
Die Erfindung ermöglicht, dass bei genügend dünner Aussaat eines Zellgemisches (bestehend aus verschiedenen Zelltypen)
max. 1 Zelle pro adhärenten Bereich zur Anheftung kommt. Dadurch wird auf den adhärenten Bereichen ein klonales Zellwachstum erreicht, d.h. ein Klon entwickelt sich aus nur einer auf einem Spot zur Anheftung gebrachten Ursprungszelle. Durch die Abgrenzung von anderen Spots durch nichthaftende Bereiche (d.h. unbehandelte Oberflächen) kann es zu keiner Vermischung der Klone kommen. Bei herkömmlichen Kulturoberflächen, die nicht auf die erfindungsgemäße Weise hergestellt wurden, überwuchern die sich schnell teilende Zellen die Kulturschale, was zur Folge hat, dass keine Klone separiert werden können und sich besonders langsam teilende Zellen schnell überwuchert werden.
Viele Zelltypen haben die Eigenschaft, dass sie sich mit Hilfe ihres Zytoskelettes über Oberfläche bewegen können. Durch die vorgegebenen adhärenten Bereiche (Wachstumsflächen) können sich die Zellen nur in genau bekannten Bereichen bewegen. Das bedeutet, dass es zu keiner Kreuzkontamination, d.h. keiner Vermischung der Zeilklone kommen kann. Besonders in der Biotechnologie stellt die garantierte Reinheit von Zellen, die über dieses Verfahren ermöglicht wird, einen großen Vorteil dar.
Da die adhärenten Bereiche eine genau definierte Abmessung besitzen, ermöglicht dies auch die genaue punktförmige Isolierung von einzelnen Klonen. Dies wird dadurch erreicht, dass ein Isolierungsinstrument zur Aufnahme von Zellen die gleiche Abmessung wie der adharente Bereich besitzt. Auf diese Art können, ohne die Gefahr, versehentlich mehrere Klone zu isolieren, Zellen von dem adhärenten Bereich entfernt werden (mechanisch oder enzymatisch) . Das Wachstum auf den anderen adhärenten Bereichen wird dadurch nicht beeinflußt.
Durch das Aufbringen einer Markierung (Eichmarke für Koordinatenerfassung, z.B. optisch) auf der Polymeroberfläche (z. B.
Folie) und dem definierten Punktmuster der adhärenten Bereiche (x, y Achsen) kann die Isolierung der Klone automatisiert werden.
Durch zusätzliche Modifikation der adhärenten Bereiche (z.B. Aufbringung von Makromolekülen wie Aminosäuren, Peptide, Proteine, Zucker, Lipide, Nukleinsäuren, Zellen, Zellbestandteile, Viren) kann die Anhaftung und Wachstum von bestimmten Zelltypen gefördert werden.
Durch die Variation der zusätzlichen Beschichtungen der adhärenten Stellen innerhalb einer Folie wird die Bereitstellung eines Analytik-Zell-Chips ermöglicht. Zusammen mit einer Markierung (Eichpunkt für Koordinatensystem) und definierten Punktmustern können Reaktionen der Zellklone, z.B. über eine Veränderung der Fluoreszenz eines entsprechenden Farbstoffs automatisch ausgelesen und zellspezifisch analysiert werden. Es lassen sich auf diese Weise auch Zellwachstum oder andere Reaktionen erfassen.
Eine abgewandelte Anwendung des Analytik-Zell-Chips besteht darin, dass verschiedene Zelltypen (z. B Tumorzellen) auf einer Folie aufgebracht und kultiviert werden. Adharente Bereiche sind dabei auf die Haftungseigenschaften der jeweiligen Zellen abgestimmt. Durch die Zugabe eines Pharmakons kann der Einfluß auf das Wachstum analysiert werden (z. B für eine Suche nach Zytostatika) . Zusammen mit einer Markierung (Eichpunkt für Koordinatensystem) und definiertem Punktmuster können die Klone automatisch ausgelesen werden und zusammen mit der Art der Beschichtung analysiert werden. Es kann z. B. schnell erfasst werden, ob ein Wachstum stattgefunden hat oder nicht.
Erfindungsgemäße Zellträger ermöglichen eine räumliche Teilung zweier oder mehrerer verschiedener Zellpopulationen. Verschie-
dene Zelltypen benötigen zum Wachstum die Unterstützung von Fütterzellen (z.B. Keratinozyten und Fibroblasten) . Nachdem die Zielzellen gewachsen sind, müssen diese sogenannten Fütterzellen (feeder cells) abgetrennt werden. Durch die räumliche Trennung durch nichtadhärente Bereiche auf der Folie kann es zu keiner Durchmischung kommen und die Zielzellen können von separaten Spots isloliert werden, ohne dass es zu einer signifikanten Vermischung mit den Fütterzellen kommt.
Die Orientierung von Zellen auf einer Wachstumsoberfläche ist zunächst zufällig. Im Organismus sind jedoch die Zellen nach einem genauen Muster orientiert, um als Gewebe (z. B. Muskel) zu funktionierten. Durch flächige Muster der adhärenten Bereiche (z.B. Linien) wird den Zellen ein orientiertes Wachstum ermöglicht. Zusätzlich können durch unterschiedliche zusätzliche Beschichtung der einzelnen Spots verschiedene Zelltypen an definierten Stellen zur Anhaftung gebracht werden, was ein definiertes Wachstumsmuster (z.B. Ausrichtung von Muskelzellen zu Muskelfasern) und in der Folge zweidimensionales organoty- pisches Zellwachstum auf einer so behandelten Oberfläche auch außerhalb des Körpers ermöglicht.
Die Erfindung besitzt die folgenden weiteren Vorteile. Erfindungsgemäße Zellträger besitzen einen erweiterten Anwendungsbereich. Sie erfüllen neben der Substratfunktion zusätzlich eine Modifizierungsfunktion, indem sie die Zellablage und/oder das Zellwachstum je nach der Geometrie und/oder stofflichen Zusammensetzung der adhärenten Bereiche beeinflussen. Es ergeben sich vorteilhafte Anwendungen bei der Sammlung von Zellen auf Zellträgern, insbesondere zu deren Anhaftung, Proliferation, Wachstum oder Kultivierung.
Weitere Vorteile und Einzelheiten werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
Figuren 1 bis 3 schematische Illustrationen der Herstellung erfindungsgemäßer Zellträger, und
Figur 4 eine schematische Schnittansicht einer Perfusionskammer, die mit dem erfindungsgemäßen Zellträger ausgestattet ist.
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung besteht in der lokalen Behandlung von Polymeroberflächen zur Erzeugung bestimmter Muster adhärenter Bereiche (Wechselwirkungsbereiche, Interak- tionsbereiche) und/oder bestimmter stofflicher Modifizierungen. Die Erfindung wird im Folgenden am Beispiel der Modifizierung von fluorhaltigen Polymerfolien, insbesondere PTFE- Folien erläutert, ohne auf diese Polymere und diese flexible Substratform eingeschränkt zu sein. Vielmehr können Substrate aus beliebigen festen Materialien, insbesondere Glas, Halbleitermaterial oder Kunststoff, verwendet werden, auf deren Oberfläche eine Polymerschicht gebildet ist. Transparente PTFE- Folien werden jedoch bevorzugt verwendet, da diese Vorteile bei der optischen Analyse der auf dem Zellträger gesammelten Zellen bieten.
In Figur 1 sind mit den Teilbildern (A) bis (D) schematisch die Schritte eines Verfahrens zur Herstellung eines Zellträgers 40 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Die illustrierten Größenverhältnisse entsprechen nicht den Größenverhältnissen in der Realität. Der Zellträger umfasst ein Substrat 10 mit einer fluorpolymerhaltigen Oberfläche 11. Beim dargestellten Beispiel wird eine transparente PTFE-Folie verwendet. Die Foliendicke beträgt bspw. 1 mm bis 10 μm.
Gemäß Figur 1 (B) erfolgt eine Oberflächenmodifizierung der PTFE-Folie zur Herstellung von adhärenten Bereichen. Die Modifizierung erfolgt nach dem Verfahren der gepulsten Laserdeposition, die an sich zur Modifizierung von PTFE-Oberflachen be-
kannt ist (siehe WO 00/37122). Die PTFE-Folie 10 wird einer Laserbestrahlung ausgesetzt, bei der eine Änderung des Vernetzungsgrades und der Kettenlängen im oberflächennahen Polymermaterial induziert wird. Zur strukturierten Modifizierung wird die Laserbestrahlung 51 durch eine Maske 52 mit lichtdurchlässigen Bereichen 53 auf die PTFE-Folie 10 gerichtet. Die Folienmodifizierung erfolgt an den Orten der Belichtung. Im dargestellten Beispiel werden adharente Bereiche 12 in Form von Inseln 21 (Fig. 1 (C) ) gebildet, deren matrixartige Anordnung in geraden Reihen und Spalten der Maskengestalt entspricht. Die Inseln 21 besitzen bspw. einen Durchmesser von 0.001 bis 3 mm. Sie sind vollständig von nichtadhärenten Bereichen 13, d. h. von unbehandelten Oberflächenteilen umschlossen. Jeder adharente Bereich, z. B. jede Insel 21, wird von einem nichtadhärenten Bereich umgeben. Der Abstand zwischen den Rändern der adhärenten Bereiche beträgt vorzugsweise mindestens 500 μm. Auf die modifizierte PTFE-Folie werden Zellen 30 (vergrößert gezeigt) aufgebracht. Die Erfinder haben erstmalig festgestellt, dass die Zellen 30 auf den adhärenten Bereichen 12 (Inseln 21) gut anhaften und weiterwachsen, während in den dazwischen liegenden, nichtadhärenten Bereichen 13 ein Anhaften oder Wachsen der Zellen behindert oder ausgeschlossen ist. Es wurde festgestellt, dass in den nichtadhärenten Bereichen 13 keine Wechselwirkungs-Bindungen für die Zellen gegeben sind, die Bereiche 13 bieten keinen Halt für Pseudopodien der Zellen oder andere Bestandteile von Zellmembranen. Damit wachsen auf dem fertigen Zellträger 40 gemäß Figur 1 (D) die Zellen 30 mit einem Muster entsprechend der Geometrie der adhärenten Bereiche 12. Diese Musteranordnung besitzt besondere Vorteile bei der nachfolgenden Analyse von Fällen, beispielsweise durch Fluoreszenzmessungen.
Alternativ zur genannten Laserbehandlung einer PTFE-Folie kann beispielsweise eine UV-Bestrahlung vorgesehen sein. Je nach Aufgabe kann die Bestrahlung mit einer chemischen Behandlung
kombiniert werden. Hierzu wird der interessierende Oberflächenbereich in einem reaktiven, gasförmigen oder flüssigem Medium bestrahlt, so dass ggf. chemische Gruppen an der Oberfläche durch neue chemische Gruppen und/oder Verbindungsstellen ersetzt werden. Die UV-Bestrahlung erfolgt mit an sich bekannten Bestrahlungsquellen vorzugsweise im Bereich von 150 nm bis 360 nm. Je nach dem verwendeten Material kann auch eine Wellenlänge im sichtbaren Wellenlängenbereich zur Bestrahlung verwendet werden.
Alternativ erfolgt die Oberflächenmodifizierung durch Ionenbestrahlung (Ionenimplantation durch eine Maske) . Die Ionenbestrahlung führt zu einer chemischen und/oder strukturellen Veränderung der Oberfläche. Es werden bspw. C-, N-, 0-, Ne- oder Ar-Ionen verwendet. Die Bestrahlung erfolgt mit an sich verfügbaren Implantationsgeräten bei Raumtemperatur im Vakuum oder in einem reaktiven Plasma. Es werden typischerweise Ionenenergien von einigen 10 bis einigen 100 keV mit Stromdichten im Bereich von rd. 1012 Ionen/cm bis 1016 Ionen/cm-2 verwendet .
Gemäß einer weiteren Alternative ist eine Oberflächenbehandlung mit einem reaktiven oder einem nicht-reaktiven Plasma vorgesehen. Die Plasmabehandlung führt entsprechend zu chemischen und/oder strukturellen Änderungen der Oberfläche.
In Figur 2 sind die gleichen Verfahrensschritte wie in Figur 1 illustriert, wobei hier jedoch nichtadhärente Inseln, sondern adharente Streifen 29 gebildet sind. Der erfindungsgemäße Zellträger zeichnet sich durch eine orientierte Beschichtung und damit ein orientiertes Wachstum der Zellen gemäß Figur 1 (D) aus.
Ein besonderer Vorteil der orientierten Zellkultivierung auf einem Zellträger gemäß Figur 2 besteht darin, dass Zellen mit einem bestimmten Wachstumsmuster kultiviert werden, das der
Zellausrichtung in einem biologischen System, insbesondere in einem Gewebe entspricht. Erfindungsgemäße Zellträger ermöglichen eine Simulation des Wachstums von Zellen gleicher oder verschiedener Typen unter geometrischen Bedingungen, die den Bedingungen in einem Organ angepasst sind.
Die Oberflächenmodifizierung des Zellträgers kann gemäß Figur 3 auch eine stoffliche Modifizierung umfassen. Gemäß Figur 3 (B) erfolgt während der gepulsten Laserdeposition ein Adsor- batzusatz 54. Es werden bspw. Aminosäuren, Peptide, Nukleinsäuren, Zucker, Proteine oder dgl. in die adhärenten Bereiche aufgenommen, die hier Adsorbatbereiche 23 bilden. Alternativ erfolgt die Modifizierung der adhärenten Bereiche nach deren Bildung. Die Funktionalisierung der adhärenten Bereiche kann darauf gerichtet sein, dass auf dem Zellträger nur eine bestimmte Art von Zellen wachsen. Beispielsweise umfassen die Zellen 30 gemäß Figur 3 einen ersten Zelltyp 31 (große Zellen) und einen zweiten Zelltyp 32 (kleine Zellen) . Die Modifizierung der PTFE-Folie ist durch Auswahl spezifischer Bindungsstellen so gewählt, dass lediglich der erste Zelltyp 31 auf dem Zellträger 40 anhaftet.
Alternativ zum Einbau der Adsorbate während oder nach der Polymerbehandlung (z. B. Laserdeposition) kann ein zusätzlicher Schritt eines Aufsynthetisierens von weiteren Substanzen, z. B. eines Aufsynthetisierens von Proteinen, vorgesehen sein. Des Weiteren können die in den Figuren illustrierten Modifizierungen gemeinsam durchgeführt werden. Es kann bspw. eine strukturierte Oberflächenmodifizierung gemäß den Figuren 1 o- der 2 gebildet werden, bei der die adhärenten Bereiche 12 spezifisch bindende Adsorbate enthalten.
Erfindungsgemäße Zellträger bilden folienförmige Zellmatrizen, die je nach Anwendung selbst Untersuchungen unterzogen werden oder als Detektoren verwendet werden. Vorteilhafterweise kön-
nen die adhärenten Bereiche mit einer hohen Dichte angeordnet werden (z. B. 10 Inseln 21 pro mm2) . Die Aufbringung der Zellen 30 erfolgt vorzugsweise aus einer Suspension mit einer ausreichend geringen Verdünnung, so dass auf jeder Insel 21 eine einzelne Zelle anhaftet. Damit wird eine sog. Klonie- rungsfolie hergestellt, die aus einem erfindungsgemäßen Zellträger 40 mit im Mittel höchstens einer Zelle pro adhärentem Bereich 12 besteht.
Mit besonderem Vorteil wird der erfindungsgemäße Zellträger bei einem Verfahren zur Analyse von Zellen verwendet. Zellen werden aus einer Suspension auf die modifizierte Oberfläche aufgebracht und nach Anhaftung mit an sich bekannten optischen Methoden, insbesondere Fluoreszenzmessungen untersucht.
Die Zellen auf dem Zellträger 40 besitzen definierte Raumkoordinaten. Die Position jeder Zelle kann mit X- und Y- Koordinaten angegeben werden. Dies erleichtert die Messung und die Ablage von Messdaten gemeinsam mit der jeweiligen geometrischen Position. Zur Angabe der geometrischen Position kann ein erfindungsgemäßer Zellträger mindestens eine Referenzmarkierung tragen. Es ist bspw. als Eichmarke eine kreuzförmige Referenzmarkierung 14 (siehe Fig. 2) vorgesehen, die einen Koordinatenursprung definiert. Damit wird vorteilhafterweise die Zuordnung der Koordinaten der adhärenten Bereiche oder der auf diesen angeordneten Zellen für ein optisches Detektionssystem erleichtert.
In Figur 4 ist in vergrößerter schematischer Schnittansicht eine Reaktionskämmer 60 illustriert, die mit einem erfindungsgemäßen Zellträger ausgestattet ist. Die Reaktionskammer 60, die bspw. eine Klonierungskammer oder eine Perfusionskammer bildet, ist selbst Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Sie umfasst einen erfindungsgemäßen Zellträger 40, der auf mindestens einer Wand 61 der Reaktionskammer 60 angeordnet ist. Die
gegenüberliegende Wand wird durch einen Deckel 63 gebildet. In den Seitenwänden 64 sind Fluidanschlüsse 65 zum Zufluss oder Abfluss einer Zellsuspension oder einer Behandlungslösung in das Innere der Reaktionskammer 60 vorgesehen. Die Seitenwände 64 sind vorzugsweise mit einer schematisch illustrierten Höhenverstellung 66 ausgestattet, mit der der Deckel 63 in verschiedenen Abständen vom Zellträger 40 angeordnet werden kann (siehe Doppelpfeil) . Das Bezugszeichen 67 verweist auf eine Elektrodeneinrichtung, mit der im Innern der Reaktionskammer 60 elektrische Felder zur Behandlung oder Manipulierung von Zellen erzeugt werden können. Mit der Elektrodeneinrichtung 67 kann eine zusätzliche Beeinflussung der Zellbewegung auf der Grundlage dielektrophoretischer Kraftwirkungen erzielt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht der Deckel 63 aus einem transparenten Material. Dies ermöglicht eine Beobachtung des Zellträgers 40 mit einem optischen Detektionssystem 70 von der Oberseite der Reaktionskammer her. Das Detektionssystem 70 enthält bspw. eine CCD-Kamera, mit der Fluoreszenzemissionen von Zellen auf dem Zellträger 40 erfasst werden können.
Die Reaktionskämmer 60 bildet gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung einen sog. Biochip, d. h. ein Verbundbauteil aus einem Kunststoff- oder Halbleitermaterial, in das die Struktur der Reaktionskammer 60 und der Zellträger 40 integriert sind. Ein erfindungsgemäßer Biochip enthält vor Verwendung einen Zellträger 40 mit den oben beschriebenen adhärenten Bereichen. Vom Anwender wird der Zellträger 40 im Biochip mit einer Zellsuspensionslösung in Kontakt gebracht. Nach einem vorgegebenen Protokoll erfolgt ein Anheften von Zellen auf den adhärenten Bereichen. Anschließend erfolgt eine Kultivierung oder eine Manipulierung der Zellen je nach der Aufgabenstellung.
Die verstellbare Höhe des Deckels 63 besitzt den Vorteil, dass die Strömungsgeschwindigkeit in der Reaktionskammer 60 einstellbar ist. Durch Absenkung des Deckels 63 (Verringerung der Kammerhöhe) wird die Strömungsgeschwindigkeit erhöht und damit die Kontaktzeit der in einer Zellsuspension befindlichen Zellen mit dem Zellträger 40 verringert. Gleichzeitig wird mit einer verringerten Kammerhöhe die Wahrscheinlichkeit eines kurzzeitigen Kontakts der Zellen mit dem Zellträger erhöht.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Zeichnungen und den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.