Mehrzweckwerkzeug
Die Erfindung bezieht sich auf ein Mehrzweckwerkzeug nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Aus der DE-A1-199 34 393 ist ein kombiniertes Werkzeug zur gleichzeitigen oder aufeinanderfolgenden spanenden und umformenden Bearbeitung von rotationssymmetrischen Bohrungen in Werkstücken bekannt. Dieses Werkzeug hat einen Zerspankopf mit einer oder mehreren Schneiden und einen Walzkopf. Zerspankopf und Walzkopf sind durch Schneidenhalter tragende Verstellkeile im Durchmesser variabel.
In der EP-B1-0 302 915 ist ein Kombinationswerkzeug zum Bohren und Gewindeschneiden offenbart. Jede Schneide hat mehrere Schneidsegmente, die umfangs- mässig zueinander ausgerichtet sind. Das Werkzeug ist mit einem Kühldurchgang versehen, welcher Verzweigungen zum Zuführen von Flüssigkeit zu der Bearbeitungsstelle aufweist.
Aus der EP-A1-0 901 860 ist ein mehrschneidiger Bohrer aus Vollhartmetall mit mindestens zwei Hauptschneiden, zwei Schlichtschneiden und zwei Nachglättfasen und mindestens zwei gerade genuteten Spannuten bekannt. Die Bohrerstege haben eine innere Kühlmittelzufuhr. Der Bohrerdurchmesser, der Schlichtführungsfasen- durchmesser und der Durchmesser der Nachglättfasen sind gleich gross. Der Schlichtführungsfasendurchmesser kann aber auch minimal grösser als der Bohrerdurchmesser sein.
Die FR-A1-2 766 746 offenbart einen Fräser, dessen vier Bearbeitungskanten beispielsweise auf drei unterschiedlichen Radien liegen. Dieser Fräser hat Kühlmittelbohrungen, die etwa axial aus dem Schaft nach aussen münden.
Ein Mehrzweckwerkzeug nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 ist aus der DE-A1-197 10 995 bekannt. Dieses Mehrzweckwerkzeug dient zum Bohren in Vollmaterial, zum Aufbohren oder zum Fräsen mit einem Schaft mit Ausnehmungen für mindestens zwei auswechselbare Schneideinsätze, wobei zwei Schneidkanten bis zum Aussendurchmesser der Stirnseite des Schaftes reichen und mit ihren Schneidecken den Durchmesser beschreiben. Bei diesem Mehrzweckwerkzeug weist zumindest ein Schneideinsatz eine längere Schneidkante an der Stirnseite auf
als der andere, um etwa 180° versetzt angeordnete Schneideinsatz, und eine Stirnschneidkante reicht bis zur Mehrzweckwerkzeugmitte oder steht geringfügig darüber hinaus. Nachteilig ist dabei, dass dieses Mehrzweckwerkzeug zwar flexibler als andere Werkzeuge einsetzbar ist, wegen der Anordnung der beiden äusseren Schneidecken mit gleichem Eckenradius auf dem gleichen Durchmesser in seinem Einsatzgebiet aber weiterhin beschränkt ist. Wenn die Schneidkante eines Bearbeitungseinsatzes verschlissen ist, ist der Bearbeitungseinsatz durch einen neuen Einsatz mit ordnungsgemäss ausgebildeter Schneidkante zu ersetzen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Mehrzweckwerkzeug der eingangs erwähnten Art zu schaffen, das wirtschaftlicher und insbesondere flexibler handhabbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein Mehrzweckwerkzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
Erfindungsgemäss ist die Lebensdauer eines Bearbeitungseinsatzes beträchtlich erhöht, da dieser wenigstens zwei Bearbeitungskanten, insbesondere Schneidkanten, aufweist. Mittels der lösbaren Befestigung ist es möglich, den Bearbeitungseinsatz so in der Ausnehmung anzuordnen, das sich eine der Bearbeitungskanten in einer Arbeitsstellung und die andere in einer Ruhestellung befindet.
Vorteilhafterweise ist der Bearbeitungseinsatz zum Überführen der wenigstens einen anderen Bearbeitungskante aus ihrer Ruhestellung in ihre Arbeitsstellung dreh- und/oder wendbar und in der gedrehten und/oder gewendeten Position in der wenigstens einen Ausnehmung fixierbar. Dadurch ist es möglich, auf einfache Art und Weise, nämlich durch ein Lösen der Fixierung des Bearbeitungseinsatzes, beide Schneidkanten des Einsatzes zu verwenden, wobei es ferner möglich ist, die beiden Bearbeitungskanten identisch oder verschieden auszubilden. Bei identisch ausgebildeten Bearbeitungskanten ist die Lebensdauer des Bearbeitungseinsatzes deutlich erhöht, da nach einem Verschleiss der einen Kante der Bearbeitungseinsatz gelöst und so in seiner Ausnehmung wieder fixiert wird, das die zweite Kante nicht mehr in der Ruhestellung sondern nunmehr in ihrer Arbeitsstellung angeordnet ist. Bei unterschiedlich ausgebildeten Bearbeitungskanten ist ein verschiedenartiges Bearbeiten des Werkstücks mit ein und demselben Bearbeitungseinsatz in zwei
unterschiedlichen Bearbeitungsschritten möglich. Dadurch kann die Lagerhaltung von unterschiedlichen Bearbeitungseinsätzen reduziert werden.
Gemäss einer Weiterbildung der Erfindung sind die wenigstens zwei Bearbeitungskanten an gegenüberliegenden Seiten oder an aufeinanderfolgenden Seiten des Bearbeitungseinsatzes ausgebildet. Je nach Ausbildung des Bearbeitungseinsatzes ist ein Austausch der Bearbeitungskanten eines solchen Einsatzes durch einfaches Drehen oder Wenden des betreffenden Einsatzes möglich. Bei quadratischer Ausbildung des Einsatzes kann dieser beispielsweise im Uhrzeigersinn oder im Gegenuhrzeigersinn weitergedreht werden, so das eine neue Bearbeitungskante in die Arbeitsstellung überführt wird. Ein solcher Bearbeitungseinsatz kann letztlich mit vier Bearbeitungskanten versehen sein.
Vorteilhafterweise ist der Bearbeitungseinsatz mittels einer Schraubverbindung, vorzugsweise einer Inbusschraube, in der Ausnehmung fixiert. Eine derartige Verbindung ist auf dem Markt ohne weiteres verfügbar und leicht sowie sicher handhabbar, so das ein Wechsel der Bearbeitungskanten eines Bearbeitungseinsatzes oder ein Austausch von Bearbeitungseinsätzen wenig Zeit beansprucht. Dadurch sind die Standzeiten der Werkzeugmaschine reduziert bzw. deren Wirtschaftlichkeit verbessert.
Gemäss einer anderen Weiterbildung der Erfindung weist der Schaft zwei Ausnehmungen für zwei unterschiedliche Bearbeitungseinsätze auf, wobei die radial aussen liegenden Bearbeitungskanten der Bearbeitungseinsätze auf unterschiedlichen Radien angeordnet sind. Dadurch ist die Flexibilität und letztlich auch die wirtschaftliche Handhabbarkeit des erfindungsgemässen Mehrzweckwerkzeugs weiter verbessert.
Vorteilhafterweise sind die axialen Stirnkanten der Bearbeitungseinsätze in unterschiedlichen Querebenen angeordnet. Dadurch ist das erfindungsgemässe Werkzeug zur Bearbeitung der unterschiedlichsten Oberflächen an einem Werkstück geeignet.
Gemäss einer Weiterbildung der Erfindung ist der eine Bearbeitungseinsatz als kleines Messer vorzugsweise in Form einer Einstich-, Gewindeschneid- oder Radiusplatte aus Hartmetall zum Schlichten, Gewindeschneiden oder Nutenschneiden ausgebildet und der andere Bearbeitungseinsatz vorzugsweise als grosses Messer
aus Hartmetall zum Schruppen oder Vollbohren ausgebildet. Dadurch können mit ein und demselben Mehrzweckwerkzeug letztlich fünf unterschiedliche Arbeitsgänge durchgeführt werden. Dies führt zu einer nicht unbeträchtlichen Reduzierung der Bearbeitungsdauer eines Werkstücks und trägt mit dazu bei, das erfindungsge- mässe Werkzeug äusserst wirtschaftlich handhaben zu können.
Gemäss einer anderen Weiterbildung der Erfindung geht der Bearbeitungseinsatz, vorzugsweise der als grosses Messer ausgebildete Bearbeitungseinsatz, in der Mitte über das Zentrum des Schaftes hinaus. Somit kann dieser Bearbeitungseinsatz auch zum Vollbohren verwendet werden, wodurch sich die Anzahl der möglichen Bearbeitungsgänge weiter erhöht.
Gemäss einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist der Schaft wenigstens eine Kühlmittelbohrung auf, die sich in axialer Richtung durch den Schaft hindurch erstreckt und vorzugsweise in axialer, radialer und/oder tangentialer Richtung aus dem Schaft nach aussen mündet. Dadurch kann das Kühlmittel leichter an den Bearbeitungsort und dahin strömen, wo beim Bearbeiten die grösste Wärmeentwicklung stattfindet, so das die Kühlwirkung und damit auch die Standzeit des Bearbeitungseinsatzes sowie des gesamten Werkzeugs verbessert und dieses letztlich wirtschaftlicher als andere Werkzeuge handhabbar ist.
Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes werden nachfolgend an Hand der Zeichnung näher erläutert, wobei alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der vorliegenden Erfindung unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung bilden. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische, perspektivische Teilansicht eines Mehrzweckwerkzeugs;
Fig. 2 eine schematische, perspektivische, andere Teilansicht des Mehrzweckwerkzeugs;
Fig. 3 einen schematischen Querschnitt durch das Merkzweckwerkzeug;
Fig. 4 eine schematische, vergrösserte Teilansicht IV gemäss Fig. 3;
Fig. 5 eine schematische, teilweise Vorderansicht des Mehrzweckwerkzeugs;
Fig. 6 eine schematische, vergrösserte Teilansicht VI gemäss Fig. 5;
Fig. 7 eine schematische, teilweise Vorderansicht des Mehrzweckwerkzeugs gemäss einer anderen Ausführungsform;
Fig. 8 eine schematische, teilweise Vorderansicht des Mehrzweckswerkzeugs gemäss einer weiteren Ausführungsform;
Fig. 9 eine schematische, teilweise Vorderansicht des Mehrzweckwerkzeugs gemäss einer anderen Ausführungsform;
Fig. 10 eine teilweise geschnittene Anordnung eines Mehrzweckwerkzeugs und eines Werkstücks;
Fig. 11 eine schematische, perspektivische Ansicht des Mehrzweckwerkzeugs, in der der eine Bearbeitungseinsatz in Form einer Einstichplatte ausgebildet ist;
Fig. 12 bis 18 jeweils Schnitte durch ein in verschiedenen Bearbeitungsschritten mit dem Mehrzweckwerkzeug gemäss Fig. 11 bearbeitetes Werkstück;
Fig. 19 eine schematische, perspektivische Ansicht des Mehrzweckwerkzeugs, in der der eine Bearbeitungseinsatz in Form einer Gewindeschneidplatte ausgebildet ist; und
Fig. 20 bis 26 jeweils Schnitte durch ein in verschiedenen Bearbeitungsschritten mit dem Mehrzweckwerkzeug gemäss Fig. 19 bearbeitetes Werkstück.
Eine schematische, perspektivische teilweise Ansicht eines Mehrzweckwerkzeugs 1 ist aus zwei verschiedenen Perspektiven in den Fig. 1 und 2 dargestellt.
Das Mehrzweckwerkzeug 1 hat einen länglichen Schaft 2, von dem in den Fig. 1 und 2 lediglich der obere, äussere Teil gezeigt ist. Der Schaft 2 hat gemäss den in den Fig. 1 und 2 gezeigten Ausführungsformen eine linke und eine rechte Ausnehmung 3, 4 für jeweils einen auswechselbaren Bearbeitungseinsatz 5, 6. Die Bearbeitungseinsätze 5, 6 sind insbesondere als Schneideinsatz ausgebildet.
Das erfindungsgemässe Mehrzweckwerkzeug ist allgemein derart ausgebildet, dass sein Schaft 2 wenigstens eine Ausnehmung 3, 4 für einen auswechselbaren Bearbeitungseinsatz 5, 6 aufweist.
Wenigstens einer der Bearbeitungseinsätze 5, 6 hat wenigstens zwei Bearbeitungskanten 7, 8; 9, 10, welche insbesondere als Schneidkanten ausgebildet sind. Der jeweilige Bearbeitungseinsatz 5, 6 ist derart in seiner Ausnehmung 3, 4 lösbar befestigt, dass sich wenigstens eine der Bearbeitungskanten 7, 8; 9 in einer Arbeitsstellung befindet, während wenigstens eine andere der Bearbeitungskanten 8, 7; 10 in einer Ruhestellung angeordnet ist.
Gemäss Fig. 1 sind die beiden Bearbeitungskanten 7, 8 des Bearbeitungseinsatzes 5 an aufeinanderfolgenden Seiten bzw. Kanten des betreffenden Bearbeitungseinsatzes ausgebildet, während bei dem Bearbeitungseinsatz 6 gemäss Fig. 2 die beiden Bearbeitungskanten 9, 10 an gegenüberliegenden Seiten 11 , 12 des Bearbeitungseinsatzes 6 angeordnet sind.
Fig. 1 und 2 ist zu entnehmen, dass die Bearbeitungskanten 7, 8; 9, 10 jeweils einen sogenannten Freiwinkel 40 ausbilden, welcher in Fig. 2 in Bezug auf beide Bearbeitungseinsätze 5, 6 angedeutet ist. Daraus folgt, dass die jeweils in Bearbeitungsrichtung hintere Kante im Vergleich zu der in Bearbeitungsrichtung vorderen Kante radial zurückspringend angeordnet ist. Dadurch kommt die hintere Kante mit dem Werkstück praktisch nicht in Kontakt.
Die jeweiligen Ausnehmungen 3, 4 sind insbesondere in ihren oberen, äusseren Abschnitten an die Form des jeweiligen Bearbeitungseinsatzes 5, 6 angepasst. Dazu hat die linke Ausnehmung 3 in ihrem oberen Abschnitt beispielsweise einen Rücksprung 13, welcher etwa der Dicke des Bearbeitungseinsatzes 5 entspricht. Auch die rechte Ausnehmung 4 hat einen derartigen Rücksprung 14, welcher an der unteren Seite 12 des Bearbeitungseinsatzes 6 angedeutet ist. In den Rücksprüngen 13, 14 sind die einzelnen Bearbeitungseinsätze 5, 6 wenigstens an einer, Vorzugs-
weise an zwei ihrer Aussenkanten abgestützt. Dies sind in Fig. 2 die Seiten 41 , 42 des Bearbeitungseinsatzes 6, wohingegen der Bearbeitungseinsatz 6 im Bereich seiner Seite 12 nicht aufliegt, um die betreffende Bearbeitungskante nicht zu beschädigen. In den Fig. 5 sowie 7 bis 9 ist dies durch entsprechend grosse Ausnehmungen in diesem Bereich schematisch angedeutet.
Der jeweilige Bearbeitungseinsatz 5, 6 ist zum Überführen der nächsten Bearbeitungskante 8, 7; 10 aus ihrer Ruhestellung in ihre Arbeitsstellung dreh- und/oder wendbar und in der gedrehten und/oder gewendeten Position in seiner Ausnehmung 3, 4 fixierbar. Dazu ist jeder Bearbeitungseinsatz 5, 6 mittels einer lediglich schematisch angedeuteten Schraubverbindung 15, welche in einer den Schaft 2 durchdringenden Bohrung 43 (siehe Fig. 3) sitzt, in seiner Ausnehmung 3, 4 fixiert. Die Schraubverbindung 15 ist, wie in den Fig. 5 und 7 gezeigt, vorzugsweise eine Inbusschraube.
Gemäss den Fig. 1 und 2 stehen die radial aussen liegenden Bearbeitungskanten 8, 9 der Bearbeitungseinsätze 5, 6 über die äussere Mantelfläche 16 des Schaftes 2 nach aussen hin vor, wobei die radial aussen liegenden Bearbeitungskanten 8, 9 dieser Bearbeitungseinsätze gemäss Fig. 3 auf unterschiedlichen Radien um das Zentrum 17 des Schaftes 2 angeordnet sind. Die äussere Spitze 18 des gemäss Fig. 3 rechten, grösseren Bearbeitungseinsatzes 5 liegt auf einem Kreis um das Zentrum 17 des Schaftes 2 mit dem Radius R, welcher in Fig. 3 in einer durchgezogenen Linie angedeutet ist. Der Querschnitt gemäss Fig. 3 verdeutlicht, dass die äussere Spitze 19 des linken, kleineren Bearbeitungseinsatzes 6 um ein geringes Mass 20 in radialer Richtung gegenüber dem Kreisbogen mit dem Radius R zurückspringt.
Die Teilansicht IV gemäss Fig. 3 ist in einer vergrösserten Ansicht in Fig. 4 dargestellt. Diese Darstellung zeigt, dass die Bearbeitungskante 9 des Bearbeitungseinsatzes 6 über die äussere Mantelfläche 16 des Schaftes 2 vorsteht, gleichzeitig aber gegenüber dem Kreisbogen mit dem Radius R in radialer Richtung zurückspringt. Wie zuvor erwähnt, wird der Kreisbogen mit dem Radius R um das Zentrum 17 des Schaftes 2 durch den Abstand der Spitze 18 der Bearbeitungskante 8 des grösseren Bearbeitungseinsatzes 5 vom Zentrum definiert.
Eine schematische, teilweise Seitenansicht des Mehrzweckwerkzeugs 1 ist in Fig. 5 gezeigt, wobei diese Darstellung der nach unten geklappten Ansicht V in Fig. 3 entspricht. Daraus folgt, dass die Bearbeitungskante 7 des Bearbeitungseinsatzes 5,
welche als axiale Stirnkante ausgebildet ist, in einer unterschiedlichen Querebene im Vergleich zur axialen Stirnkante 21 des Bearbeitungseinsatzes 6 angeordnet ist. In Fig. 6 ist die Teilansicht VI gemäss Fig. 5 in einer vergrösserten Ansicht dargestellt. Daraus ergibt sich, dass die vorgenannten Querebenen der Bearbeitungskante 7 des grösseren Bearbeitungseinsatzes 5 und der axialen Stirnkante 21 des kleineren Bearbeitungseinsatzes 6 um ein geringes Mass 22 voneinander beabstandet sind.
In der Darstellung gemäss Fig. 5 ist der kleinere Bearbeitungseinsatz 6 grösstenteils verdeckt, wobei lediglich der besseren Übersicht halber der Bereich der Bearbeitungskante 10 und der dieser zugeordnete Bereich der Ausnehmung 4 in durchgezogenen und nicht in gestrichelten Linien dargestellt ist. Analoge Ausführungen gelten auch für die in Fig. 5 dargestellte Schraubverbindung 15 des Bearbeitungseinsatzes 6.
Fig. 5 ist ferner zu entnehmen, dass die Ausnehmung 3, in der sich der grössere Bearbeitungseinsatz 5 befindet, im Bereich der in Fig. 5 linken oberen Ecke 23 des Bearbeitungseinsatzes 5 eine etwa U-förmige, zusätzliche Vertiefung 24 hat.
Wie den Fig. 1 , 3 und 5 zu entnehmen ist, ist der in Fig. 1 rechte Arbeitseinsatz 6 als kleines Messer vorzugsweise in Form einer Einstich platte 25, Gewindeschneidplatte 26 oder Radiusplatte 27 aus Hartmetall zum Schlichten, Gewindeschneiden oder Nutenschneiden ausgebildet. In den Fig. 7, 8 und 9 sind die einzelnen Bearbeitungseinsätze 6 in Form der Einstichplatte 25, der Gewindeschneidplatte 26 und der Radiusplatte 27 im einzelnen schematisch dargestellt. Die einzelnen Bearbeitungseinsätze 6 unterscheiden sich hauptsächlich im Bereich der Bearbeitungskanten 9 und 10.
Die Einstichplatte 25 ermöglicht das Anlegen einer sich in einer horizontalen bzw. radialen Ebene erstreckenden Ringnut mit rechteckigem Querschnitt, die Radiusplatte 27 das Anlegen einer solchen Ringnut mit U-förmigem Querschnitt. Die Gewindeschneidplatte 26 ermöglicht das Schneiden von Gewinden.
Der in Fig. 1 linke Bearbeitungseinsatz 5 ist vorzugsweise als grosses Messer aus Hartmetall zum Schruppen oder Vollbohren ausgebildet. Im letztgenannten Fall des Vollbohrens ist die Bearbeitungskante 8 dieses Einsatzes auf einem Radius um das Zentrum 17 des Schaftes 2 angeordnet, welcher grösser als der Radius der Bearbeitungskante 9 des anderen Einsatzes 6 um das Zentrum des Schaftes ist. Vorzugs-
weise geht der als grosses Messer ausgebildete Bearbeitungseinsatz 5, wie in den Fig. 3, 5 sowie 7 bis 9 veranschaulicht, in der Mitte über das Zentrum 17 des Schaftes 2 hinaus, so dass dieser als Messer ausgebildete Bearbeitungseinsatz auch zum Vollbohren geeignet ist.
Gemäss einer bevorzugten Weiterbildung, welche in den Fig. 1 und 3 angedeutet bzw. dargestellt ist, weist der Schaft 2 wenigstens eine, gemäss den gezeigten Ausführungsformen zwei Kühlmittelbohrungen 28 auf, die sich, wie in Fig. 1 angedeutet, in axialer Richtung durch den Schaft 2 hindurch erstrecken. Die Kühlmittelbohrungen 28 münden in axialer, radialer und/oder tangentialer Richtung aus dem Schaft 2 nach aussen, wobei in Fig. 1 ein nach aussen Münden in axialer Richtung und in Fig. 3 in gestrichelten Linien ein radiales bzw. tangentiales nach aussen Münden 29, 30 der Kühlmittelbohrungen 28 in gestrichelten Linien angedeutet ist. Die tangentiale Mündungsanordnung 30 kann, wie in Fig. 3 gezeigt, nach aussen gerichtet oder bei einer anderen, nicht gezeigten Ausführungsform auch nach innen gerichtet angeordnet sein. Es ist klar, dass die Kühlmittelbohrungen 28 mit einem Kühlmittelbehälter (nicht gezeigt) in Verbindung stehen.
Die Kühlmittelbohrungen 28 sind, wie in Fig. 3 angedeutet, derart im Schaft 2 ausgebildet, dass sie nicht mit der Schraubverbindung 15 für den jeweiligen Bearbeitungseinsatz 5, 6 kollidieren und eine Schwächung des Schaftes hinsichtlich seiner Festigkeit vermieden wird.
Sofern die Bearbeitungskante 9 des kleineren Bearbeitungseinsatzes 6 gegen die Bearbeitungskante 10 dieses Einsatzes ausgetauscht werden soll, wird gemäss Fig. 2 zunächst die Schraubverbindung 15 gelöst, der Einsatz 6 aus der Ausnehmung 4 herausgenommen und gewendet, so dass die bisherige Vorderseite 31 des Bearbeitungseinsatzes 6 zur Hinterseite 32 dieses Einsatzes wird und damit in der Ausnehmung 4 zu liegen kommt. Sodann wird die Schraubverbindung 15 wieder festgezogen und das Mehrzweckwerkzeug 1 weiter verwendet.
Analoge Ausführungen gelten auch hinsichtlich des Bearbeitungseinsatzes 5. Generell ist ein Austausch der Bearbeitungskanten aus ihrer Ruhe- in ihre Arbeitsstellung auch dadurch möglich, dass je nach Konfiguration des Einsatzes ein solcher Austausch der Bearbeitungskanten durch ein einfaches Drehen des Einsatzes im Uhrzeigersinn oder entgegen dem Uhrzeigersinn möglich ist.
ln Fig. 10 ist eine Teilansicht des erfindungsgemässen Mehrzweckwerkzeugs 1 schematisch dargestellt. Das Zentrum 17, d.h. die Längsachse des Mehrzweckwerkzeugs 1 , fluchtet mit der Mittellinie 33 eines Werkstücks 34, welches im Schnitt dargestellt ist. Es ist nun möglich, das Werkstück 34 mittels des Mehrzweckwerkzeugs 1 zu bearbeiten, so z. B. eine Vollbohrung 35 und an den Flächen 36 eine Schrupp- und Finishbearbeitung durchzuführen. Zum Vorsehen der Vollbohrung 35 befindet sich das Werkstück 34 zentriert in der sogenannten Nullposition. Der Kreisbogen mit dem Radius R in Fig. 3 deutet das zu bohrende Loch an, in Fig. 10 als Vollbohrung 35 ausgeführt.
Ebenso können in einem zweiten Arbeitsschritt mit dem gleichen Mehrzweckwerkzeug auch die Aussenflächen 37 bearbeitet und insbesondere einem Schlicht-, Schrupp- oder Finishvorgang unterzogen werden. Zum Schlichten kommt gemäss Fig. 3 der Bearbeitungseinsatz 6 zum Einsatz, was durch ein Verschieben des Werkzeugs 1 aus dem Zentrum, analog wie bei Gewindeplatten etc., erfolgt. Es ist auch möglich, eine axiale Ringnut 38 in dem Werkstück 34 auszubilden oder am unteren Ende der Flächen 36 einen Einstich 39 vorzusehen. Der Einstich 39 ist beispielsweise in Form einer radial verlaufenden Ringnut ausgebildet.
Es ist klar, dass die Funktion und Konfiguration der Bearbeitungseinsätze beliebig zusammengestellt werden kann. So ist es auch möglich, den Bearbeitungseinsatz 5 gemäss Fig. 1 gegen eine Hartmetallplatte zum Gewindeschneiden auszuwechseln oder als Einstichplatte auszubilden. Das Mass, um das gemäss Fig. 3 der grössere Bearbeitungseinsatz 5 in der Mitte über das Zentrum 17 des Schaftes 2 hinausgeht, beträgt beispielsweise 0,2 mm. Wie zuvor erwähnt, kann der Bearbeitungseinsatz 5, das ist das grössere Messer, beispielsweise zum Vollbohren und Schruppen verwendet werden. Der kleinere Bearbeitungseinsatz 6 kann beispielsweise zum Schlichten, Gewindeschneiden oder als Einstichplatte oder auch als Einstich- und Schlichtplatte zum Einsatz kommen. Durch ein günstiges Kombinieren der Bearbeitungseinsätze ist häufig ein Bearbeiten eines Werkstücks möglich, ohne dass an den Bearbeitungseinsätzen Änderungen vorgenommen werden müssen und beispielsweise ein Stillstand der nicht gezeigten Werkzeugmaschine erforderlich ist.
Das erfindungsgemässe Mehrzweckwerkzeug dient zum
Schlichten; Einstechen; Gewinde-Schneiden; Radius-Einstechen,
wobei sich der Benutzer des Werkzeugs für das Gewinde-Schneiden oder das Schlichten, Einstechen oder Radius-Einstechen zu entscheiden hat.
In Fig. 11 ist in einer schematischen, perspektivischen Ansicht das Mehrzweckwerkzeug 1 gezeigt, bei dem der in Fig. 11 linke Bearbeitungseinsatz 6 in Form der Einstichplatte 25 und bei dem der in Fig. 11 rechts gezeigte Bearbeitungseinsatz 5 als sogenanntes grosses Messer ausgebildet ist. Dieses Mehrzweckwerkzeug 1 entspricht daher etwa dem in den Fig. 1 bis 7 in verschiedenen Ansichten und Schnitten dargestellten Mehrzweckwerkzeug.
Nachfolgend werden mit Bezug auf die Fig. 12 bis 18 die einzelnen mit dem Mehrzweckwerkzeug gemäss Fig. 11 an einem Werkstück 34 durchgeführten Bearbeitungsschritte näher erläutert. Dabei ist das Werkstück 34 jeweils im Schnitt dargestellt und symmetrisch zu seiner Mittellinie 33 ausgebildet.
Im einzelnen können mit dem gemäss Fig. 11 ausgebildeten Mehrzweckwerkzeug 1 folgende Arbeiten durchgeführt werden:
Vollbohren zum Vorsehen der Vollbohrung 35 in dem Werkstück 34 gemäss Fig. 12;
Schruppen der inneren Flächen 36 der Vollbohrung 35 in dem Werkstück 34 gemäss Fig. 13;
Innenschlichten und Einstechen zum Vorsehen des radial verlaufenden Einstichs 39 in dem Werkstück 34 gemäss Fig. 14;
Aussenschruppen an den Aussenflächen 37 des Werkstücks 34 gemäss Fig. 15;
Aussenschlichten und Einstechen zum Vorsehen eines Ausseneinstichs 44 an der Aussenfläche 37 des Werkstücks 34 gemäss Fig. 16;
Planeinstechen zum Vorsehen der Ringnut 38, wobei bei diesem Bearbeitungsschritt gleichzeitig zwei Werkzeuge einzusetzen sind. Das eine Werkzeug schneidet dabei die ringförmige Rille radial aussen gemäss dem Pfeil A, und das andere Werkzeug schneidet die ringförmige Rille radial innen gemäss dem Pfeil B, wie dies in Fig. 17 angedeutet ist;
Im Planeinstich-Einstechen zum Vorsehen eines zweiten, radialen Einstichs 45 im Bereich der Innenkante 46 der Ringnut 38 in das Werkstück 34 gemäss Fig. 18, wobei hier lediglich ein Werkzeug benötigt wird.
Es ist klar, dass die in den Fig. 12 bis 18 dargestellten Werkstücke 34 lediglich beispielhaft angegeben sind. So können die anhand der Fig. 12 bis 18 erläuterten Bearbeitungsschritte auch an ein und demselben Werkzeug durchgeführt werden. Lediglich der Einfachheit halber sind die Werkstücke gemäss den Fig. 12 bis 16 in radialer Richtung mit kleinerem Durchmesser als diejenigen dargestellt, welche in den Fig. 17 und 18 gezeigt sind.
Ein anderes Mehrzweckwerkzeug 1 ist in einer schematischen, perspektivischen Ansicht in Fig. 19 gezeigt. Bei diesem Mehrzweckwerkzeug 1 ist der Bearbeitungseinsatz 6, welcher in Fig. 19 links dargestellt ist, in Form der Gewindeschneidplatte 26 ausgebildet. Der in Fig. 19 rechts dargestellte Bearbeitungseinsatz 5 ist wiederum, d.h. wie im Fall der Darstellung des Mehrzweckwerkzeugs in Fig. 11 , als grosses Messer aus Hartmetall zum Schruppen oder Vollbohren ausgebildet. Damit ist das in Fig. 19 dargestellte Mehrzweckwerkzeug 1 etwa analog demjenigen ausgebildet, welches in Fig. 8 teilweise gezeigt ist.
Mit dem in Fig. 19 dargestellten Mehrzweckwerkzeug 1 lassen sich im einzelnen folgende Bearbeitungsschritte an einem Werkstück 34 durchführen, wobei die einzelnen Bearbeitungsschritte schematisch in den Fig. 20 bis 26 verdeutlicht sind und die Werkstücke 34 wieder symmetrisch in Bezug auf ihre Mittellinie 33 ausgebildet sind.
Vollbohren zum Vorsehen der Vollbohrung 35 in dem Werkstück 34 gemäss Fig. 20, wobei bei diesem Bearbeitungsschritt lediglich das grosse Messer in Form des Bearbeitungseinsatzes 5 zum Einsatz kommt;
Innenschruppen zum Bearbeiten der inneren Fläche 36 gemäss Fig. 21 ;
Schneiden eines Innengewindes 47 in die innere Fläche 36 gemäss Fig. 22, wobei dieser Bearbeitungsschritt von dem Bearbeitungseinsatz 6 in Form der Gewindeschneidplatte 26 ausgeführt wird;
Aussenschruppen zum Bearbeiten der Aussenfläche 37 des Werkstücks 34 gemäss Fig. 23;
Schneiden eines Aussengewindes 48 in die Aussenfläche 37 gemäss Fig. 24;
Planeinstechen zum Vorsehen einer Ringnut 38 gemäss Fig. 25, wobei auch in diesem Fall, analog zur Beschreibung der Fig. 17, zwei Bearbeitungswerkzeuge zum Einsatz kommen, nämlich ein erstes Bearbeitungswerkzeug zum Vorsehen einer ringförmigen Rille radial aussen gemäss dem Pfeil A und ein zweites Bearbeitungswerkzeug zum Vorsehen der ringförmigen Rille radial innen gemäss dem Pfeil B;
Schneiden eines weiteren Aussengewindes 49 in den Planeinstich im Bereich der inneren ringförmigen Rille der Ringnut 38 gemäss Fig. 26.
Daraus folgt, dass mit dem erfindungsgemässen Werkzeug eine Vielzahl von Bearbeitungsschritten an einem Werkstück durchgeführt werden können, wobei, wie zuvor beschrieben, zahlreiche Bearbeitungsschritte auch mit ein und demselben Werkzeug durchgeführt werden können, ohne dass die an dem Werkzeug angebrachten Bearbeitungseinsätze 5, 6 ausgewechselt bzw. ausgetauscht werden müssen.
Es ist klar, dass auch in dem Bearbeitungsbeispiel, welches gemäss den Fig. 19 bis 26 erläutert worden ist, zahlreiche Abänderungen vorgenommen werden können, so dass die beschriebenen Bearbeitungsschritte lediglich als beispielhaft anzusehen sind.
Damit ist ein Mehrzweckwerkzeug 1 geschaffen, welches in vielerlei Hinsicht sehr wirtschaftlich handhabbar ist.