Zündsystem und -Verfahren für eine Brennkraftmaschine mit Mikrowellen-Quellen
Die Erfindung betrifft ein Zündsystem für eine Brennkraftmaschine mit zumindest zwei im Brennraum vorgesehenen Hochfrequenz- Einkoppelelementen, insbesondere Mikrowellen-Einkoppelelementen, die von einer Hochfrequenz-Energiequelle, insbesondere einem Mikrowellenge- nerator gespeist werden. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Zünden eines in einem Brennraum einer Brennkraftmaschine befindlichen zumindest lokal zündfähigen Kraftstoff-Luftgemisches mit einem erfindungsgemäßen Zündsystem. Zum technischen Umfeld wird beispielshalber auf die DE 196 38 787 A1 verwiesen.
In Serie befindliche fremdgezündete Brennkraftmaschinen sind heutzutage praktisch generell mit einer Hochspannungszündanlage ausgerüstet, mit der als Zündquellen fungierende Zündkerzen, die in die Brennkraftmaschinen- Brennräume hineinragen, betrieben werden. Zumeist befindet sich im Brennraum nur eine einzige Zündkerze, durch die somit der Ort des Zündbeginns oder Verbrennungsbeginns von zündfähigem Luft- Kraftstoffgemisch im Brennraum festgelegt ist. Es muss also dafür Sorge getragen werden, dass sich zum gewünschten Zündzeitpunkt stets zündfähiges Gemisch zwischen den beiden Elektroden der Zündkerze befindet, was insbesondere bei mit Kraftstoff-Direkteinspritzung arbeitenden Brennkraftmaschinen problematisch sein kann.
Nachdem Hochspannungs-Zündanlagen zwar die benötigte Zündenergie sicher bereit stellen können, jedoch hinsichtlich der elektromagnetischen Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen nicht einfach zu beherrschen sind, werden in jüngster Zeit auch mikrowellentechnische Zündeinrichtungen für Brennkraftmaschinen untersucht. Neben der DE 198 02 745 C2 zeigt die eingangs bereits genannte DE 196 38 787 A1 hierfür ein Beispiel. Dabei wird als Energiequelle eine Hochfrequenzenergiequelle eingesetzt, mittels derer hochfrequente Energiewellen, insbesondere Mikrowellen in den Brennkraft- maschinen-Brennraum eingekoppelt werden. Die letztgenannte Schrift schlägt hierfür verschiedene Formgebungen für das in den Brennraum hineinragende Mikrowellen-Einkoppelelement, das dort allgemein als Zündmittel mit einem Koppelstrukturbereich bezeichnet ist, vor, und erläutert, dass der - wie üblich - von metallischen Teilen umschlossene Brennraum einen Hohlraumresonator für die Mikrowellen bildet.
Zwar ist man bei der Verwendung von hochenergetischen Hochfrequenzwellen als Energie-„Quelle" für die Zündenergie im Brennraum nicht mehr darauf angewiesen, dass exakt an einer einzigen Stelle im Brennraum (nämlich zwischen den bislang üblichen Zündkerzen-Elektroden) ein zündfähiges Gemisch vorliegt, jedoch ist auch bei der Verwendung eines einzigen Hochfrequenz-Einkoppelelements im Brennraum der Bereich, an dem ausreichende Zündenergie vorliegt, beschränkt und nur durch Variation der vom Einkoppelelement abgegebenen elektrischen Feldstärke veränderbar.
An einem mit Hochfrequenz-Einkoppelelementen, insbesondere Mikrowellen-Einkoppelelementen arbeitenden Zündsystem für eine Brennkraftmaschine diesbezüglich Verbesserungen aufzuzeigen, ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung.
Die Lösung dieser Aufgabe ist dadurch gekennzeichnet, dass zumindest zwei Hochfrequenz-Einkoppelelemente bzw. Mikrowellen-Einkoppelelemente im Brennraum vorgesehen sind und dass die erforderliche Zünderenergie im Brennraum durch Überlagerung der von den Einkoppelelementen abgegebenen Hochfrequenzwellen erzeugt wird. In anderen Worten ausgedrückt werden somit im Brennraum der Brennkraftmaschine mit den von besagten Einkoppelelementen ausgesendeten Hochfrequenzwellen, insbesondere Mikrowellen, Interferenzen erzeugt, durch welche die erforderliche Zündenergie bereitgestellt wird.
Wenn erfindungsgemäß zumindest zwei Mikrowellen-Einkoppelelemente (im folgenden wird der spezielle Begriff „Mikrowelle" nur stellvertretend für die allgemeine Form einer „Hochfrequenzwelle" verwendet) im Brennraum einer Brennkraftmaschine vorgesehen sind, so können zwischen den von diesen Einkoppelelementen ausgesandten Wellen die aus der Wellentheorie grundsätzlich bekannten Interferenzerscheinungen auftreten. Neben gegenseitigen örtlichen Auslöschungen gibt es dabei auch Orte mit aufgrund von Überlagerungen deutlich verstärkter Amplitude und somit deutlich höherer Energie, an denen dann äußerst willig eine Zündung von dort anzutreffendem zündfähigen Gemisch erfolgen kann. Die Freiheiten hinsichtlich der Lage derjenigen Orte, an denen eine für die Zündung ausreichende Zündenergie vorliegt, werden durch Vorsehen zumindest eines zweiten Mikrowellen-Einkoppelelements und somit dem Auftreten von Interferenzerscheinungen bzw. Überlagerungen zwischen den von den beiden (oder noch mehreren) Einkoppelelementen ausgesandten Wellen erheblich gesteigert. Dabei sei nochmals ausdrücklich erwähnt, dass mehr als ein Hochfrequenz-Einkoppelelement bzw. Mikrowellen-Einkoppelelement erforderlich ist, um die genannten Interferenzeffekte nutzen zu können; keineswegs ist man hierbei auf exakt zwei Einkoppelelemente beschränkt.
Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung liegt vor, wenn die Phasenverschiebung zwischen zumindest zwei von unterschiedlichen Hochfrequenz-Einkoppelelementen ausgesendeten Hochfrequenzwellen bzw. Mikrowellen oder dgl. veränderbar ist. Damit ist auch die Ortslage derjenigen Stellen, an denen im Brennraum Interferenzen bzw. die Amplitude steigernde Überlagerungen zwischen den von den unterschiedlichen Einkoppelelementen ausgesandten Wellen auftreten, gezielt beeinflussbar bzw. veränderbar. Durch Wahl einer geeigneten Phasenverschiebung zwischen den verschiedenen Mikrowellen oder dgl. kann somit festgelegt werden, an welchen Stellen im Brennraum durch Interferenzerscheinungen eine ausreichend hohe Zündenergie vorliegt. Diese Stellen können dann gezielt dorthin gelegt werden, wo die Wahrscheinlichkeit für das Antreffen von zündfähigem Kraftstoff-Luftgemisch am höchsten ist.
In diesem Zusammenhang sei auf die dem Fachmann für Brennkraftmaschinen bekannte Tatsache hingewiesen, dass die Stellen, an denen in einem Brennkraftmaschinen-Brennraum zündfähiges Gemisch vorliegt bzw. vorliegen kann, sehr stark vom jeweiligen Betriebspunkt der Brennkraftmaschine abhängen können. Je nachdem mit welcher Drehzahl und in welchem Lastpunkt die Brennkraftmaschine betrieben wird, kann die Lage des jeweils günstigsten Zündortes jeweils unterschiedlich sein. Dieser äußerst komplexen Randbedingung kann nun dadurch entgegengekommen werden, dass der Ort, an dem die für eine erfolgreiche Zündung benötigte Zündenergie bereitgestellt wird, auf den hinsichtlich der Gemisch-Verteilung im Brenn- räum günstigsten Zündort hin angepasst wird. Dass damit eine verbesserte Verbrennung des Kraftstoff-Luftgemisches im Brennkraftmaschinen- Brennraum erzielt werden kann, liegt auf der Hand. Eine verbesserte Verbrennung wiederum hat beträchtliche Vorteile hinsichtlich des Wirkungsgrades bzw. Kraftstoffverbrauchs sowie hinsichtlich der Emissionen (insbesondere von C02) zur Folge.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Zünden eines in einem Brennraum einer Brennkraftmaschine befindlichen zumindest lokal zündfähigen Kraftstoff-Luftgemisches mit einem Zündsystem gemäß der vorliegenden Erfindung zeichnet sich somit dadurch aus, dass bevorzugt durch Variation der Phasenverschiebung zwischen zumindest zwei von unterschiedlichen Hochfrequenz-Einkoppelelementen im Brennraum ausgesendeten Hochfrequenzwellen der Ort der Zündung im Brennraum gezielt eingestellt werden kann.
Neben der oder zusätzlich zur Variation der Phasenverschiebung zwischen zumindest zwei von unterschiedlichen Mikrowellen-Quellen oder dgl. im Brennraum ausgesendeten Mikrowellen kann auch die Amplitude und/oder die Frequenz zumindest einer der ausgesendeten Mikrowellen bzw. Hochfrequenzwellen veränderbar und somit gezielt einstellbar sein. Insbesondere damit ist es auch möglich, das erfindungsgemäße Zündverfahren so einzustellen, dass die benötigte Zündenergie an mehreren Orten des Brennraums und/oder zu mehreren Zeitpunkten an einem oder mehreren Orten bereitgestellt wird. Zur optimalen Einkoppelung der notwendigen Zündenergie kann dabei die Frequenz der Mikrowelle auf die Abmessung bzw. Geometrie des Brennraums hin angepasst werden. Bei Verwendung eines ganzzahligen Vielfachen dieser angepassten Frequenz sind gemäß der Mikrowellentheorie auch Mehrfach-Zündungen möglich bzw. können mehrere Zündorte erzeugt werden.
Was die Gestaltung einer entsprechenden, erfindungsgemäßen Zündanlage für eine Brennkraftmaschine betrifft, so ist ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel hierfür in der beigefügten Prinzipskizze stark abstrahiert dargestellt. Dabei ist gleichzeitig dargestellt, wie ein erfindungsgemäßes Zündsystem an einer Brennkraftmaschine mit mehreren Brennräumen, speziell an einer mehrzylindrigen Hubkolben-Brennkraftmaschine, gestaltet sein kann.
In der einzigen Figur ist mit der Bezugsziffer 1 ein Brennraum einer vierzylindrigen Hubkolben-Brennkraftmaschine bezeichnet, in den auf übliche Weise ein darin zu verbrennendes Kraftstoff-Luftgemisch eingeleitet wird. Dieses Kraftstoff-Luftgemisch wird mittels eines erfindungsgemäßen Zündsystems zu einem gewünschten Zeitpunkt fremdgezündet, indem Zündenergie in den Brennraum 1 eingeführt wird. Dies erfolgt über Hochfrequenzwellen, insbesondere Mikrowellen, die von hier zwei Einkoppelelementen fi bzw. f2 in den Brennraum 1 abgegeben werden. Wie weiter oben ausführlich erläutert wurde, treten zwischen den abgesandten Mikrowellen im Brennraum 1 Interferenzerscheinungen bzw. Überlagerungen auf, wobei dann an denjenigen Orten, wo eine Energieverstärkung stattfindet, eine ausreichende Zündenergie zur Zündung eines dort vorliegenden zündfähigen Gemisches bereit gestellt wird.
Erzeugt werden die Mikrowellen (bzw. allg. Hochfrequenzwellen) von einem hier einzigen in Frequenz und Amplitude regelbaren Mikrowellengenerator a mit einer Frequenz von 2,4 Gigahertz oder höher bzw. einem Vielfachen dieser Frequenz im Leistungsbereich von ca. 100 Watt. Beim im folgenden noch näher beschriebenen Ausführungsbeispiel teilt sich das vom Mikrowel- lengenerator a abgegebene Mikrowellen-Signal in einen ersten direkten und einen zweiten durch einen regelbaren Phasenschieber c geregelten Pfad auf und wird in jedem Pfad durch einen Hochfrequenz-Verteiler d bzw. e auf die einzelnen Brennräume der Brennkraftmaschine verteilt. Dort werden diese Mikrowellen-Signale durch erste und zweite Einkoppelelemente f|, f2 in die einzelnen Brennräume 1 eingespeist.
Vom Brennraum 1 zum (hier einzigen) Mikrowellengenerator a zurückgehend wird nun dieses bevorzugte Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Zündsystems detailliert erläutert:
Vom ersten Einkoppelelement | des Brennraums 1 führt eine Verbindungsleitung zu einem ersten mit dem Buchstaben d bezeichneten Verteiler, von dem weitere drei nicht dargestellte Verbindungsleitungen von den mit den Ziffern 2, 3, 4 bezeichneten Stellen abzweigen, die zu weiteren ersten Einkoppelelementen führen, die drei weiteren hier nicht dargestellten Brennräumen der Brennkraftmaschine zugeordnet sind. In vergleichbarer Weise führt vom zweiten Einkoppelelement f2 des Brennraums 1 eine Verbindungsleitung zu einem zweiten mit dem Buchstaben e bezeichneten Verteiler, von dem weitere drei nicht dargestellte Verbindungsleitungen von den mit den Ziffern 2, 3, 4 bezeichneten Stellen abzweigen, die zu weiteren zweiten Einkoppelelementen der genannten weiteren drei Brennräume führen.
Mit der notwendigen Energie zur Aktivierung der Einkoppelelemente fi bzw. f2 versorgt wird jeder Verteiler d bzw. e über eine weitere Leitung, die vom Verteiler d bzw. e zu einem (hier einzigen) Dämpfungsglied b führt. Diesem ist (über eine geeignete Leitung) ein mit dem Buchstaben a bezeichneter Mikrowellengenerator (allgemein eine Hochfrequenz-Energiequelle) vorgeschaltet. Dieser Mikrowellengenerator a wird ebenso wie das Dämp- fungsglied b, die Verteiler d und e sowie ein im folgenden noch erläuterter Phasenschieber c von einer elektronischen Steuereinheit „ECU" wie gewünscht angesteuert.
Soeben erwähnt wurde ein mit dem Buchstaben c bezeichneter Phasen- Schieber, der in der vom Dämpfungsglied b zum Verteiler e führenden Verbindungsleitung vorgesehen ist. Wenn wie hier die beiden Mikrowellen- Einkoppelelemente fi und f2 eines Brennraumes 1 von einem gemeinsamen Mikrowellengenerator a als Hochfrequenz-Energiequelle versorgt werden, so kann mit diesem Phasenschieber c eine gewünschte Phasenverschiebung zwischen den von den beiden Einkoppelelementen i und f2 abgegebenen Mikrowellen (bzw. allgemein Hochfrequenzwellen) eingestellt werden.
Bevorzugt wird dabei in diesem Phasenschieber c keine konstante Phasenverschiebung eingestellt, sondern diese Phasenverschiebung soll variabel, d.h. frei wählbar sein, was figürlich durch den „Verstellpfeil" im eingetragenen griechischen Buchstaben φ, der eine Phasenverschiebung symbolisiert, dargestellt ist. Im Phasenschieber c eingestellt wird diese Phasenverschiebung φ dabei entsprechend den von der ECU abgegebenen Kommandosignalen.
Wie weiter oben ausführlich erläutert wurde kann mit Einstellung einer geeigneten Phasenverschiebung zwischen den von den hier beiden Einkoppelelementen fi und f2 abgegebenen Mikrowellen gezielt an einer oder mehreren Stelle(n) im Brennraum die für eine Zündung des dort anzutreffenden zündfähigen Luft-Kraftstoffgemisches benötigte Zündenergie bereit gestellt werden.
Von der elektronischen Steuereinheit ECU wird jedoch nicht nur die Phasenverschiebung φ sowie der Zeitpunkt, zu welchem Mikrowellen von den Einkoppelelementen fi und f2 eines bestimmten der hier vier Brennräu- me abgegeben werden, vorgegeben, sondern es kann entsprechend deren Kommandosignalen zusätzlich die Frequenz f der im Mikrowellengenerator a erzeugten Mikrowellen variiert werden, was figürlich durch den „Verstellpfeil" im in den Mikrowellengenerator a eingetragenen Buchstaben f, der die Frequenz der abgegebenen Hochfrequenzwellen symbolisiert, dargestellt ist. Ferner kann entsprechend den Kommandosignalen der elektronischen Steuereinheit ECU zusätzlich die Amplitude A der an die Einkoppelelemente fi und f2 abgegebenen Mikrowellen bzw. Hochfrequenzwellen variiert werden, was figürlich durch den „Verstellpfeil" im in das Dämpfungsglied b eingetragenen Buchstaben A, der die Amplitude der Mikrowellen bzw. Hochfrequenzwellen symbolisiert, dargestellt ist.
Das beschriebene Zündsystem bietet somit eine Vielzahl von Variabilitäten, mit Hilfe derer den jeweiligen Anforderungen entsprechend im Brennraum 1 bzw. in den Brennräumen 1 der Brennkraftmaschine an den jeweils gewünschten Stellen zu den jeweils gewünschten Zeitpunkten die für eine Zündung des darin zumindest lokal vorhandenen zündfähigen Gemisches benötigte Zündenergie bereit gestellt werden kann, wobei es - wie bereits erwähnt - auch möglich ist, diese benötigte Zündenergie an mehreren Orten im Brennraum gleichzeitig oder zu verschiedenen Zeitpunkten zur Verfügung zu stellen. So kann die Zündenergie im Brennraum 1 bspw. längs einer Kurve oder eines dreidimensionalen Feldes bereitgestellt werden, wobei noch darauf hingewiesen sei, dass dies sowie eine Vielzahl weiterer Details durchaus abweichend von obigen Erläuterungen gestaltet sein kann, ohne den Inhalt der Patentansprüche zu verlassen.