Kinderbrille
BESCHREI BUNG
Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf eine Kinderbrille mit blauen Filtergläsern.
Stand der Technik
Im allgemeinen dient das Tragen einer Brille zum Ausgleich einer Refraktionsanomalie, wobei man hierbei zwischen Myopie (Kurzsichtigkeit) , Hyperopie (Weitsichtigkeit) und Astigmatismus des Auges unterscheidet. Astigmatismus kann dabei mit Myopie oder Hyperopie kombiniert auftreten.
Nach dem Stand der Technik wird davon abgeraten, eine Brille - mit Ausnahme einer Sonnenschutzbrille - zu tragen, wenn keine Refraktionsanomalie vorliegt.
Unter einem Astigmatismus des Auges versteht man einen Abbildungsfehler, der sich darin äußert, dass die hauptstrahlnahen sagittalen und die hauptstrahlnahen meridionalen Büschel unterschiedlich gekrümmte Bildschalen ergeben.
Hyperopie ist ein Brechungsfehler des Auges, bei dem sich parallele Lichtstrahlen erst hinter der Netzhaut vereinigen. Der Fernpunkt liegt dabei als imaginärer Punkt hinter dem Auge .
Unter Myopie versteht man einen Brechungsfehler des Auges, wobei parallele Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut, sondern in einem Punkt davor vereinigt werden. Das Auge ist im Verhältnis zur Brechkraft zu lang (Achsen-Myopie) oder die Brechkraft von Hornhaut und Linse ist bei normaler Augenlänge zu stark (Brechungs- Myopie) . Der Fernpunkt des kurzsichtigen Auges liegt zwischen dem Auge und Unendlich.
Statistische Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die in ihrer Kindheit mehr lesen oder mehr in der Nähe arbeiten, häufiger unter Myopie leiden. Der geringe Abstand zu Lesebüchern prägt die Augen in jungen Jahren. Dadurch kommt es in Gesellschaften mit einem sehr gut ausgeprägten Bildungssystem zu einem deutlich häufigeren Auftreten von Myopie als in Ländern ohne etabliertem Schulsystem.
Aus dem Artikel des Tübinger Biologen Ronald Kroger (British Journal of Ophthalmology, 2000, 84, 890) geht hervor, dass man die Ausbildung der Myopie bei Kindern reduzieren oder sogar gänzlich verhindern kann, wenn Schulbücher auf hellblauem statt weißem Papier gedruckt werden.
Licht verschiedener Wellenlänge wird unterschiedlich stark gebrochen. Kurzwelliges (blaues) Licht wird stärker gebrochen als langwelliges (rotes) Licht. Dieser Effekt wird als Dispersion bezeichnet. Er führt dazu, dass ein betrachtetes Objekt abhängig von der Wellenlänge in unterschiedlichen Entfernungen hinter der Au-
genlinse abgebildet wird. Das blaue Bild liegt näher an der Augenlinse als das rote. Um ein nahes Objekt scharf auf die Netzhaut abzubilden, muss das Auge demnach bei blauem Licht weniger akkommodieren als bei rotem Licht .
Die Verwendung von Schulbüchern aus blauem Papier ist allerdings bereits aus Kostengründen unpraktikabel.
Darstellung der Erfindung
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, die Entwicklung der Myopie bei Kindern durch Lesen zu verringern bzw. das Entstehen der Myopie gänzlich zu verhindern.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Kinderbrille gelöst, bei der die Brillengläser aus blauen Filtergläsern bestehen. Die Verwendung von blauen Filtergläsern auch zu Sonnenschutzzwecken ist gerade bei Kindern bislang vermieden worden, da blaue Filtergläser mehr Streulicht als beispielsweise neutralbraune oder neutralgraue Brillengläser durchlassen.
Im Gegensatz zu der Herstellung von blauen Schulbüchern ist die erfindungsgemäße Brille in der Herstellung kostengünstig. Darüber hinaus kann der Einsatz derartiger Brillen auf Kinder beschränkt werden, die derartige Brillen benötigen. Beispielsweise bei Kindern mit Hyperopie wäre der Einsatz von Schulbüchern mit Seiten mit blauer Grundfarbe kontraproduktiv.
Auch weist die erfindungsgemäße Kinderbrille den Vorteil auf, dass im Gegensatz beispielsweise zu progres-
siven Brillengläsern für Kinder keine Einschränkung des Blick- und Gesichtsfeldes vorliegt.
Die blauen Filtergläser enthalten, wenn das Kind bereits myopisch ist, die für das Kind notwendige Rezeptinformation. Bei Kindern ohne Fehlsichtigkeit enthalten die blauen Filtergläser keine Rezeptinformation, weisen also keine Wirkung auf.
Erfindungsgemäß wird damit im Gegensatz zum Stand der Technik die Verwendung einer Brille auch dann vorgeschlagen, wenn noch keine Fehlsichtigkeit bei einem Kind vorliegt. Die Brille soll vielmehr das Auftreten einer Fehlsichtigkeit verhindern bzw. deren weitere Ausbildung stoppen.
Bei einer bevorzugten Ausgestaltung nimmt der Blauanteil des von den Brillengläsern transmittierten Lichtes von oben nach unten zu. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass ein Brillenträger durch den oberen Teil der Brille in der Regel in die Ferne, also beispielsweise auf eine Schultafel blickt, während er durch den unteren Teil in die Nähe, also beispielsweise auf ein Buch blickt. Der Blauanteil zur Verhinderung einer Myopie bzw. zur Verhinderung des Fortschreitens einer Myopie ist deshalb beim „Nahsehen" notwendiger als beim „Sehen in die Ferne" .
Der Blaufilter kann bevorzugt ein Kantenfilter sein, bei dem der spektrale Transmissionsgrad für Wellenlängen kleiner als eine Grenzwellenlänge größer als 80%
und für Wellenlängen größer als die Grenzwellenlänge kleiner als 20% ist.
Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist der spektrale Transmissionsgrad des Blaufilters unterhalb von 500 nm für jede Wellenlänge höher als oberhalb von 500 nm.
Die Kinderbrille wird vorzugsweise zum Lesen (hauptsächlich in der Schule oder privat) verwendet. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, dass bei bereits vorhandener Myopie bei Kindern die Zunahme der Myopie reduziert wird bzw. bei nicht myopischen Kindern die Entstehung der Myopie verhindert wird.