Strukturierte Siliciumcarbidpartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und Verwendung
Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Keramik und betrifft strukturierte Siliciumcarbidpartikel, die beispielsweise in technischen Produkten, wie porösen Filterwerkstoffen, als Filterhilfsmittel, Katalysatorträger, Hilfsstoffe für analytische Verfahren, als Speichermedium für flüssige oder gasförmige Stoffe, als Bestandteil von Oberflächenbeschichtungen oder als Schleifmittel zur Anwendung kommen können, ein Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung.
Stand der Technik
Siliciumcarbid (SiC) wird seit langem für technische Keramiken verwendet. Für viele technische Produkte wird Siliciumcarbidpulver als Ausgangsmaterial genutzt. Siliciumcarbid besitzt eine sehr hohe chemische und thermische Beständigkeit.
Üblicherweise wird SiC über den sogenannten Acheson-Prozess synthetisiert, bei dem Petrolkoks (C) und Sand (SiO2) in einer Schüttung unter hohen Temperaturen reagiert. Das Pulver wird dann durch Mahlprozesse aus dem stückig vorliegenden reagierten SiC hergestellt. Die Morphologie solcher Pulver ist üblicherweise splittrig mit glatten Oberflächen. Die Pulverpartikel besitzen selbst keine innere Porosität. Die spezifische Oberfläche dieser Pulver erreicht bei sehr kleinen Partikeln typischerweise 10 bis 15 m2/g.
Alternative Verfahren zur Herstellung von Siliciumcarbidpulvern sind sehr zahlreich. Beispielsweise werden chemische Reaktionen von Si- und C-haltigen Gasen (z.B. SiCU bzw. CH4), wobei die Reaktion zu SiC durch Plasma oder Laser initiiert wird, oder heißen Flächen (z.B. CVD) ausgenutzt. Die entstehenden Produkte bestehen aus Partikeln (Sekundärpartikeln), die ihrerseits wiederum aus sehr feinen SiC- Primärpartikeln aufgebaut sind. Dadurch besitzen die Sekundärpartikel eine zerklüftete Oberfläche und z.T. auch innere Porosität. Die Primärpartikel besitzen selbst glatte Oberflächen und eine Morphologie, die aus den Kristallformen der SiC-
Polytypen resultiert. Die spezifische Oberfläche solcher Pulver ist dadurch höher als die der gemahlenen Acheson-Pulver.
Für einige Anwendungen, z.B. als Filterhilfsmittel, Katalysatorträger etc., werden chemisch und thermisch stabile Pulver mit einer hohen spezifischen Oberfläche und anwendungsspezifischer Morphologie benötigt.
Der Einsatz von Siliciumcarbidpulver als Filterhilfsmittel für die Getränkeherstellung wird in DD 215577 A1 vorgeschlagen. Der Vorteil des Siliciumcarbideinsatzes wird in der chemischen Beständigkeit und den Kosten gesehen. Dabei handelt es sich um Siliciumcarbidpulver aus der Heizleiterherstellung, die dem Korngrößenspektrum von Kieselgur/Diatomeenerden entsprechen.
Allgemein bekannt ist, bei der Filtration von Flüssigkeiten zusätzlich zu dem eigentlichen Filter, Filterhilfsmittel einzusetzen. Bei allen bekannten Verfahren zur Anschwemmfiltration werden die gebräuchlichen Filterhilfsmittel wie Cellulose, Kieselgur/Diatomeenerde, Perlite, Holzkohle, Holzmehl, Kieselgele nach mehr oder weniger längerer Standzeit verworfen. Dies verursacht Abfallmengen, welche zu einem nicht unerheblichen finanziellen Aufwand führen. Es ist anzunehmen, dass dieser finanzielle Aufwand in den nächsten Jahren mit der Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes erheblich steigen wird.
Im wesentlichen lassen sich die Recyclingkonzepte in zentrale und dezentrale Verfahren unterteilen. Beim zentralen Verfahren werden die zu regenerierenden Filterhilfsmittel aus mehreren Anlagen gesammelt und in einer zentralen Anlage aufbereitet.
Beim Verfahren von Tremonis (DE 3935953 C2) werden die verwendeten Kieselgur/Diatomeenerden zentral gesammelt und thermisch bei etwa 600-700°C aufgeheizt. Hierbei werden organischen Verschmutzungen von der Kieselgur/Diatomeenerde entfernt. Eine zentrale Aufarbeitung ist wegen der teuren Aufbereitungsanlage unabdingbar.
Das Verfahren hat den entscheidenden Nachteil, dass es aufgrund der zentrale Aufarbeitung der Kieselgur/Diatomeenerde zur Vermischung unterschiedlicher
Kieselgur/Diatomeenerdefraktionen aus verschiedenen Betrieben kommt, was zu einer minderwertigen Kieselgur/Diatomeenerdemischung führt, die nicht die selben Filtrationseigenschaft wie Neugur aufweist.
In DE 195 07 930 A1 wird Brauerei-Kieselgur/Diatomeenerde-Schlamm mit Hilfe einer Anlage zur Nassoxidation, Druckhydrolyse oder Chemolyse bei erhöhter Temperatur und Druck regeneriert. Auch bei diesem Verfahren ermöglicht die teure Anlage nur ein zentrales Aufarbeitungskonzept.
Die Vermischung unterschiedlicher Kieselgur/Diatomeenerdefraktionen aus verschiedenen Betrieben führt hier ebenfalls zu einer minderwertigen Kieselgur/Diatomeenerdemischung die nicht die selben Filtrationseigenschaft wie Neugur aufweist.
In DE 3623484 A1 wird die Aufbereitung von gebrauchter Kieselgur/Diatomeenerde mittels Natronlauge in geringer Konzentration und anschließender Spülung mit Salzbzw. Schwefelsäure in einem dezentralen Verfahren beschrieben. Bei diesem Verfahren verändert die chemische Regeneration die filtrationsaktive Struktur so stark, dass die Filtrationseigenschaften negativ beeinflusst werden. Dies spiegelt sich auch in den geringen zulässigen Konzentrationen der eingesetzten Reinigungsmittel bzw. Laugen und Säuren wieder.
Der verminderte Beständigkeit von Kieselgur/Diatomeenerde in Bezug auf eine Lauge/Säure-Regeneration trägt ein neueres Verfahren Rechnung (EP 0611249 A1), welches eine enzymatische Aufbereitung der Kieselgur/Diatomeenerde zur Regeneration verwendet. Hierbei wird die Kieselgur/Diatomeenerde chemisch nicht angegriffen.
Ein großer Nachteil des Verfahrens besteht jedoch in der sehr spezifischen Wirksamkeit der Enzyme und der vor allem in der Brautechnologie diskutierten Rückstandsproblematik von geringen Spuren fremder Enzyme in der Kieselgur/Diatomeenerde.
Ein weitere Möglichkeit besteht in der synthetischen Herstellung von Filterhilfsmitteln wie trockengemahlenen bzw. gekürzte Kunststoff- und Zellulosefasern, sowie fibrillierten Kunststoff- und Zellulosefasern (DE 41 10 152 C1). Hierbei sollen
Filtermittel mit großer innerer Oberfläche und guten Filtrationseigenschaften synthetisch hergestellt werden. Als Kunststoffe sind Polyethylen (HDPE), Polypropylen (PE), halogenierte Polyethylene, Polyoxymethylene und Polyamide vorgesehen. Die eingesetzten Zellulosen werden durch eine chemische Behandlung von allen löslichen Bestandteilen befreit und sind weitgehend laugebeständig. Ein großer Nachteil dieser synthetisierten Filterhilfsmittel sind ihre im Vergleich zu Kieselgur/Diatomeenerde schlechteren Filtrationseigenschaften. Bei
Kieselgur/Diatomeenerde handelt es sich um die Exoskelette von Meeresalgen, welche eine sehr feine Mikrostruktur bei großer innerer Oberfläche aufweisen, die hauptverantwortlich für die hervorragenden Filtrationseigenschaften der Kieselgur/Diatomeenerden sind.
Die Umsetzung von Kieselgur/Diatomeenerde in Siliciumcarbid bzw. Siliciumnitrid wird von Huang et al. T.L. Huang, et al., Ts'ai Liao K'o Hsueh (1985), 17A (1), 51-62 und Y. Mizuhara, et al., J. Ceram. Soc. Jpn. (1994), 102 (July), 640-645 beschrieben. Von ihnen wird eine schnelle Umsetzung der Kieselgur/Diatomeenerde beobachtet. Diese gute Umsetzbarkeit in Siliciumcarbid bzw. Siliciumnitrid wird auf die große spezifische Oberfläche der Kieselgur/Diatomeenerdepulver zurückgeführt. Als Zielprodukte der beschriebenen Verfahren werden Siliciumcarbidpulver bzw. Siliciumnitridwhisker genannt. Bei den angewandten Verfahren kommt es zur Zersetzung der eingesetzten Kieselgur/Diatomeenerden infolge der Bildung von gasförmigen SiO gemäß folgender Reaktion:
SiO2 + C = SiO + CO
Dabei dient das entstandene gasförmige Siliciummonoxid (SiO) als Zwischenstufe zur weiteren Bildung von Siliciumcarbid bzw. Siliciumnitrid gemäß:
SiO + 2 C = SiC + CO bzw.
3 SiO + 3 C + 2 N2 = Si3N4 + 3 CO
Infolge obiger Reaktionen, die in der Regel bei der karbothermischen Reduktion von SiO2 auftreten, ist es nicht möglich, die morphologische Struktur der Kieselgur/Diatomeenerde beizubehalten.
Die Synthese von Siliciumcarbidwerkstoffen unter Beibehaltung vorgegebener Strukturen wird in verschiedenen Arbeiten untersucht. Zum Beispiel beschreiben Greil, P. et al., J. Europ. Ceram. Soc. 18 (1998), Biomorphic Cellular Silicon Carbide from Wood: I. Processing and Microstructure, 1961-1973 die Konservierung von Holzstrukturen durch Pyrolyse des Holzes und anschließende Reaktion des verbliebenen Kohlenstoffs mit dampfförmigem elementarem Silicium. Ebenso gibt es Vorschläge gasförmige Siliciumverbindungen wie z.B. SiCI mit Kohlenstoffkörpern zur Reaktion zu bringen. Mit Hilfe dieses Verfahrens gelingt die Herstellung von Kohlenstofffaserverbunden mit Siliciumcarbidmatrix wie von Fitzer, E. et al, Am. Ceram. Soc. Bull. 65 [2] (1986), Fiber reinforced Silicon carbide, 326-335, und W. Krenkel, Möglichkeiten und Grenzen faserverstärkter Keramiken, DKG. Seminar: Materialgerechtes Design für keramische Bauteile, Stuttgart 1990 gezeigt worden ist. Kennzeichnend für die erwähnten Beispiele ist das Vorhandensein von Kohlenstoffstrukturen als Ausgangsmaterial und zu konservierende Struktureinheiten mit minimalen Dimensionen im Bereich > 10 μm.
Über die Herstellung von nanodimensionierten Pulvern aus Siliciumcarbid (< 0,1 μm) wird in der Literatur berichtet (Kamlag, Y. et al, J. of Aerosol Science 31 (2000), Sept., 630-631 und Zhang, B. et al, Chinese Journal of Lasers 26 (1999) Jan., 93- 96). Um derart kleine Teilchen herzustellen dienen Reaktionen in der Gasphase, die Umsetzung von Precursoren und die Umsetzung von feindispersen SiO2 Rohstoffen wie Kieselsäure, Kieselsol bzw. Gelen.
Die resultierenden Strukturen ergeben sich bei diesen Verfahren aus den thermodynamisch bedingten Wachstumsrichtungen der Kristalle, so dass entweder kugelähnliche Teilchen oder entsprechend dem Kristallhabitus geformte Partikel entstehen. Die Ausbildung bestimmter Formen kann in einigen Fällen über die Prozessbedingungen gesteuert werden, indem ausgewählte Wachstumsrichtungen bei der Synthese thermodynamisch vorteilhaft sind, was zur Ausbildung von Whiskern, Plättchen oder Kugeln führen kann. Die Formgebungsmöglichkeiten sind immer auf einfache Geometrien beschränkt.
Eine kontinuierliche Synthese von Siliciumcarbidpulver wird in der WO 81/02292 beschrieben. Dabei wird eine Anlage mit kontinuierlicher Zuführung der Ausgangsstoffe, elektrischer Heizung und einem Gasein- und Auslass zur Erzeugung einer Wirbelschicht genannt, der zur Herstellung verschiedener SiC-Pulvertypen geeignet ist. Die dargestellten Vorteile liegen vor allem in einem kontinuierlichen Betrieb, dem Einsatz sehr verschiedener Ausgangsstoffe (fest, flüssig, gasförmig) und der Variabilität bei dem erzeugten SiC Korngrößenspektrum. Wie auch die bereits genannten Verfahren wird hier die Herstellung von kompakten SiC-Partikeln ohne mikrostrukturelles Design hinsichtlich einer von der gebildeten Kristallform abweichenden Geometrie beabsichtigt.
Darstellung der Erfindung
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, strukturierte Siliciumcarbidpartikel anzugeben, die bei hoher chemischer und/oder thermischer Stabilität eine höhere spezifische Oberfläche aufweisen, ein einfach reproduzierbares Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung.
Die Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen angegebene Erfindung gelöst. Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Die erfindungsgemäßen Siliciumcarbidpartikel zeigen eine hohen bis sehr hohen Grad an Übereinstimmung mit der Morphologie und Struktur der als Ausgangsstoffe eingesetzten Kieselgur/Diatomeenerde. Der Grad an Übereinstimmung sollte vorteilhafterweise 50 - 100 % und noch vorteilhafterweise 90 - 100 % betragen. Die Begriffe Kieselgur und Diatomeenerde beschreiben identisch den gleichen Stoff. Bei Kieselgur/Diatomeenerde handelt es sich um Si02 als natürlich vorkommender Rohstoff aus sedimentierten Kieselalgen, der bergmännisch abgebaut wird.
Kieselgur/Diatomeenerde ist morphologisch geprägt durch die Struktur der
Kieselalgen.
Kieselalgentypen und deren Strukturen sind umfassend beschrieben worden (Toma,
C.R. (ed.) Identifying marine diatoms and dinoflagellates, Academic Press Inc. San
Diego, 1996; Drebes, G. Marines Phytoplankton, Eine Auswahl der Helgoländer Planktonalgen (Diatomeen, Peridineen), Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1974). Das Aussehen und die Größe der Kieselalgen differiert sehr stark. Es sind etwa 200 verschiedene Kieselalgenarten bekannt.
Im Allgemeinen zeichnen sich Kieselalgen und ihre mineralisierten Fossilien durch eine mikro- bis nanoporöse symmetrische Struktur aus. Die Größe der Kieselalgen kann je nach Algentyp im Bereich von 2 bis 300 μm liegen. Die äußere Form der Kieselalgen variiert. Sie können als Plättchen, Scheiben, Zylinder, Kugeln, Quader und geometrische Mischformen vorkommen.
Der eingesetzte Kohlenstoff kann dabei in fester oder gasförmiger Form oder als seine Precursoren und/oder Verbindungen in den Reaktionsraum eingebracht werden, vorteilhafterweise in fester Form mit Partikelgrößen von 0,01 bis 10 μm, noch vorteilhafterweise von 0,01 - 1 ,0 μm.
Durch die Umsetzung mit Kohlenstoff nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden Siliciumcarbidpartikel erhalten, die eine innere Porosität mit ' einer Strukturierung im Submikrometermaßstab aufweisen und dadurch eine hohe spezifische Oberfläche > 20 m2/g, vorteilhafterweise > 50 m2/g besitzen. Der absolute Wert der spezifischen Oberfläche hängt dabei von den spezifischen Oberflächen der eingesetzten Kieselgur/Diatomeenerde ab. Bei der Umsetzung werden die Primärpartikel des Ausgangsstoffes Si02 im wesentlichen zu Siliciumcarbid-Primärpartikeln umgesetzt. Es sollen 30 - 100 %, vorteilhafterweise 60 - 100 % der SiO2-Primärpartikel in Siliciumcarbid-Primärpartikel umgesetzt sein.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht die Herstellung von kompliziert geformten Partikeln durch Umwandlung von natürlich biologisch gewachsenen und verkieselten Strukturen aus Siliciumdioxid in Siliciumcarbidpartikel. Dabei ist die Beibehaltung der Morphologie der verkieselten Strukturen in den Siliciumcarbidpartikeln von besonderer Bedeutung und nach dem bekannten Stand der Technik bisher nicht möglich.
Die entstandenen strukturierten Siliciumcarbidpartikel können Poren aufweisen, die eine überwiegend kreisrunde Form mit einem Durchmesser von 20 - 200nm
aufweisen oder eine langgestreckte schlitzartige Form mit einer Breite von 50 - 300 nm und Längen von bis zu 5 μm. Die Poren können dabei im wesentlichen offen sein und ohne Krümmung durch die Partikel verlaufen.
Weiterhin weisen die erfindungsgemäßen strukturierten Siliciumcarbidpartikel Primärpartikel mit einer vorteilhaften Partikelgröße von < 1 μm und Sekundärpartikel mit einer Teilchengröße von 5 - 300 μm, noch vorteilhafterweise von 5 - 100 μm oder 150 - 300 μm auf.
Die Sekundärpartikel der erfindungsgemäßen strukturierten Siliciumcarbidpartikel sind dabei vorteilhafterweise aus 30 - 100 %, noch vorteilhafterweise zu 60 - 100 % aus Siliciumcarbid-Primärpartikeln aufgebaut. Der Rest ist Si02. In verschiedenen Fällen können die entstandenen strukturierten Siliciumcarbidpartikel in Form von Agglomeraten vorliegen. Dies kann beispielsweise aufgrund der speziellen Herstellung, der Umweltbedingungen oder durch Lagerung der Materialien hervorgerufen werden. Dabei können derartige Agglomerate für die weitere Verarbeitung von Vorteil sein oder nicht. Durch einfache Mahlung sind diese Agglomerate zerstörbar.
Hergestellt werden die erfindungsgemäßen Siliciumcarbidpartikel erfindungsgemäß, indem Kieselgur/Diatomeenerde gemeinsam mit Kohlenstoff oder erst Kohlenstoff und dann Kieselgur/Diatomeenerde in einen Reaktionsraum eingebracht werden. Dabei befindet sich bei gleichzeitigem Einbringen von Kohlenstoff und Kieselgur/Diatomeenerde in den Reaktionsraum der Kohlenstoff auf der Oberfläche der Partikel der Kieselgur/Diatomeenerde. Wird der Kohlenstoff zuerst in den Reaktionsraum eingebracht, so wird vor Bildung von gasförmigem SiO aus dem Kieselgur/Diatomeenerde der Kohlenstoff auf der Oberfläche der Partikel der Kieselgur/Diatomeenerde abgeschieden.
Die Bedeckung der Oberfläche der Partikel der Kieselgur/Diatomeenerde mit Kohlenstoff ist vorteilhafterweise möglichst vollständig.
Bei nicht vollständiger Bedeckung der Partikeloberfläche der Kieselgur/Diatomeenerde erfolgt an den Fehlstellen die Bildung von gasförmigem SiO gemäß den im Stand der Technik angegebenen Reaktionen.
Durch die Beschichtung mit Kohlenstoff wird erfindungsgemäß die Bildung von gasförmigem SiO unterdrückt und die Feststoffreaktionen können an der Grenzfläche zwischen SiO2 und C ablaufen.
Vorteilhafterweise kann das Kieselgur/Diatomeenerde mit einer Suspension aus einem löslichen oder dispergierbaren Kohienstoffprecursor beschichtet und dann in den Reaktionsraum eingebracht werden oder die Umwandlung wird durch Einbringen von gasförmigem Kohlenstoffprecursoren in die Reaktionsraumatmosphäre ermöglicht.
Es ist möglich und vorteilhaft, dass der Reaktionsraum bereits vorgewärmt ist.
Als Reaktionsraum eignet sich vorteilhafterweise ein geneigtes oder senkrechtes
Ofenrohr. Das Ofenrohr kann drehbar gelagert sein, um den Transport der Partikel durch den Reaktionsraum unterstützen zu können. Der Transport der Partikel kann über einen Gasstrom, durch Ausnutzung der Gravitation oder der Drehbewegung des
Reaktionsraumes erreicht werden.
Es ist auch möglich, die eingesetzten Ausgangsstoffe, vorteilhafterweise außerhalb des Reaktionsraumes bereits vorzuwärmen, wobei die Temperaturen nicht so hoch gewählt werden dürfen, dass das SiO2 erweicht. Vorteilhafterweise kann die
Vorwärmung bei Temperaturen bis 1100 °C erfolgen.
Die Bedingungen im Reaktionsraum werden entsprechend dem gewünschten Anwendungsfall ausgewählt, wobei die Bedingungen für die Bildung von SiC realisiert sein müssen. Dazu zählt, dass die Reaktionstemperaturen und die Reaktionsatmosphäre bekanntermaßen für die SiC-Bildung ausgewählt werden. Üblicherweise werden Temperaturen zwischen 1500 und 2000 °C benötigt und eine möglichst sauerstofffreie Atmosphäre.
Erfindungsgemäß kann vorteilhafterweise die Umsetzung zu SiC bereits bei 1350 bis 1500 °C durchgeführt werden.
Die Synthese von den Ausgangsstoffen Kieselgur/Diatomeenerde zu SiC läuft im wesentlichen über Feststoffreaktionen ab. Eine möglichst homogene Verteilung der Ausgangsstoffe miteinander und eine schnelle Aufheizrate sind dafür Voraussetzung. Dadurch wird die Bildung von gasförmigem SiO, das in den bisher gekannten SiC- Syntheseprozessen mit SiO2-Ausgangsstoffen als Zwischenprodukt auftritt,
unterdrückt und der Zerfall der günstigen Morphologie des Kieselgur/Diatomeenerde verhindert.
Die Synthesebedingungen können durch eine gute Homogenisierung der Ausgangsstoffe vor Einbringen in den Reaktionsraum oder den Einsatz von gasförmigen Kohlenstoffprecursoren im Reaktionsraum erreicht werden. Das sehr schnelle Aufheizen der Pulverpartikel, wobei eine möglichst schnelle Aufheizrate vorteilhaft ist, kann durch Einbringen von vorgeheizten Ausgangsstoffen in einen vorgeheizten Reaktionsraum erreicht werden.
Von entscheidender Bedeutung für das erfindungsgemäße Verfahren ist die schnelle bis sehr schnelle Aufheizung der mit Kohlenstoff umhüllten Kieselgur/Diatomeenerde-Teilchen. Die Aufheizgeschwindigkeit muss dabei > 10 Ks" sein. Vorteilhafter sind Aufheizgeschwindigkeiten von 50 bis 600 Ks"1.
Weiterhin vorteilhaft ist es, wenn die Ausgangsstoffe bei der Maximaltemperatur im Reaktionsraum zwischen 2 und 1000 s gehalten werden.
Ein unmittelbarer Nutzen der Erfindung besteht in der Möglichkeit der Erhaltung der Kieselgurpartikelmorphologie in Verbindung mit der Umwandlung der Partikel zu Siliciumcarbid. Das Siliciumcarbid ist chemisch deutlich resistenter gegenüber Säuren und Laugen und es ist zusätzlich thermisch stabiler mit Bezug auf Erweichen und Thermoschock als SiO2. Ein solches Siliciumcarbid"Kieselgur/Diatomeen- erde"pulver kann als resistentes und chemisch regenerierbares Filterhilfsmittel in der Getränke- und pharmazeutischen Industrie genutzt werden. Ebenso sind andere Anwendungen unter Nutzung der Struktur der Partikel möglich.
Bei der vorliegenden Erfindung wird Kieselgur/Diatomeenerde nach dem erfindungsgemäßen Verfahren in hoch resistente Siliciumcarbidpartikel umgewandelt, wobei die für die hervorragenden Filtrationseigenschaften verantwortliche Kieselgur/Diatomeenerdestruktur und -morphologie ganz, im wesentlichen ganz oder teilweise erhalten bleibt und bei der Regeneration des neuen Filterhilfsmittels „Siliciumcarbid", aufgrund der gesteigerten chemischen Resistenz, deutlich wirksamere Detergenzien, bzw. höher konzentriertere Laugen und Säuren eingesetzt werden können. Aufgrund der besseren Regenerationsmöglichkeiten und
der Verschleißfestigkeit der Siliciumcarbidpartikel kann das regenerierte Filterhilfsmittel häufiger regeneriert und zur Filtration verwendet werden, was zur einer erheblichen Steigerung der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens führt. Aufgrund des geminderten Verschleißes ist ein Nachschärfen der Kieselgur/Diatomeenerdepartikel nicht oder vermindert notwendig.
Ein Pulver aus den erfindungsgemäßen Siliciumcarbidpartikeln kann somit als chemisch resistentes Filterhilfsmittel in der Lebensmittelindustrie, Brauindustrie, chemischen sowie pharmazeutischen Industrie eingesetzt werden. Es ist nach heutigem Stand der Technik kein Verfahren zur Anschwemmfiltration, Massefiltration und Regenerierung von Filterhilfsmitteln bekannt, dass Siliciumcarbidpartikel mit der Struktur und Morphologie von Kieselgur/Diatomeenerde einsetzt.
Das Siliciumcarbid ist chemisch deutlich resistenter gegenüber Säuren und Laugen und es ist zusätzlich thermisch stabiler in Bezug auf Erweichen und Thermoschock als SiO2. Ein solches Pulver aus den erfindungsgemäßen Siliciumcarbidpartikeln kann als resistentes und chemisch regenerierbares Filterhilfsmittel bei der Anschwemmfiltration mit und ohne Voranschwemmung und bei der Massefiltration von Getränken, chemischen, pharmazeutischen oder ähnlichen Flüssigkeiten eingesetzt werden.
Bei der Anschwemmfiltration wird das Siliciumcarbid als laufende Dosage in das zu filtrierende Produkt (Unfiltrat) eingebracht und bildet gemeinsam mit den Trübstoffen im Anschwemmfilter einen Filterkuchen, welcher die unlöslichen Trübstoffe des Unfiltrates zurückhält. Häufig wird vor der laufenden Dosage eine bzw. zwei Voranschwemmungen aufgebracht. Die Filtration wird nach Erreichen des zulässigen Differenzdruckes oder vollständiger Befüllung des zur Verfügung stehenden Trübraumes beendet. Anschließend kann der Filterkuchen im Anschwemmfiltersystem bzw. in einem gesonderten Apparat unter Einsatz von Detergenzien, Säure und Lauge so aufbereitet werden, dass wieder ein zur Filtration geeignetes Filterhilfsmittel entsteht.
Bei der Massefiltration fließt das Unfiltrat durch einen Filterkuchen aus Filterhilfsmittel, wobei die Trübstoffe im Filterhilfsmittelbett abgeschieden werden. Die Filtration wird bei Erreichen des zulässigen Druckes abgebrochen. Das
Filterhilfsmittelbett kann anschließend unter Einsatz von Detergenzien, Säure und Lauge aufbereitet werden.
Allgemein kann ein Anteil von 0,5 - 70 Ma.-% der erfindungsgemäßen Siliciumcarbidpartikel in Form eines Pulvers, einer Schüttung oder einer Tiefenfilterschicht eingesetzt werden.
Weg zur Ausführung der Erfindung
Im weiteren wird die Erfindung an mehreren Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1
Ein Kieselgur/Diatomeenerde (Celite 350, Lehmann & Voss & Co.) mit einem SiO2-
Gehalt von 92,8 Gew.-% wird mit einem Phenolharz (VPW 1744, Vianova Resins) in einer wässrigen Suspension gemischt. Dabei werden 1 kg Kieselgur/Diatomeenerde mit 0,9 kg Phenolharz in 2 I Wasser mit einem Rührer gemischt.
Die Suspension wird in einem Sprühtrockner zu einem Granulat getrocknet.
Das getrocknete Granulat wird in einem Ofen unter Ar-Atmosphäre auf 800 °C erwärmt und das Phenolharz zersetzt, so dass nur die Kohlenstoffrückstände im
Granulat verbleiben.
Das hergestellte Granulat wird in einen an einem senkrecht stehenden Rohrofen angeschlossenen Vorratsbehälter gefüllt. In dem Vorratsbehälter wird das Granulat in Ar-Atmosphäre auf 1000 °C erwärmt. Der angeschlossene Ofen wird in der Reaktionszone auf 1500 °C erwärmt. Wenn die Temperaturen im Vorratsbehälter und in der Reaktionszone des Ofens erreicht sind, rieselt ein Teil des Granulats über eine Speisereinrichtung des Vorratsbehälters in den Rohrofen. Über einen gegenläufigen Argonstrom im Ofenrohr wird die Verweilzeit der Pulverpartikel in der Reaktionszone gesteuert. Die Pulverpartikel verbleiben ca. 30 - 60 s in der Reaktionszone. Nach Ablauf der Reaktionszeit wird der Gasstrom verringert, so dass die entstandenen SiC-Partikel in ein Auffanggefäß am unteren Ende des Rohrofens fallen. Der beschriebene Vorgang wird wiederholt bis das Granulat im Vorratsbehälter aufgebraucht ist.
Das erhaltene Pulver ist durch eine Dichte von 3,12 g/cm3, einer spezifischen Oberfläche von 51 m2/g und einer den Ausgangsstoffen im wesentlichen entsprechenden Partikelmorphologie gekennzeichnet.
Beispiel 2
Ein handelsübliches Kieselgur/Diatomeenerdepulver (Celite 281 , Lehmann & Voss & Co.) mit einem SiO2-Gehalt von 89,6 m% wird in den Vorratsbehälter des Ofens entsprechend Beispiel 1 gefüllt und vorgewärmt. Das weitere Verfahren ist im wesentlichen analog Beispiel 1, wobei die Kieselgur/Diatomeenerdepartikel durch einen Gegenstrom, bestehend aus einem Gasgemisch 80 Vol.-% Ar und 20 Vol.-% Methan (CH4), in der Reaktionszone gehalten werden. Die Reaktion erfolgt mit dem Kohlenstoff der Gasatmosphäre.
Das erhaltene Pulver ist durch eine Dichte von 3,09 g/cm3, einer spezifischen Oberfläche von 47 m2/g und einer den Ausgangsstoffen vollkommen entsprechenden Partikelmorphologie gekennzeichnet.