Hybridpolymermaterial für photochrome Beschichtungen und damit beschichtete optische Gegenstände und Verglasungen
Die vorliegende Erfindung betrifft Materialien und Verfahren zum Herstellen photochromer, hybridpolymerer Beschichtungen auf der Basis von Silanen für unterschiedliche Substrate wie Kunststoffe, Gläser und Metalle sowie damit beschichtete Produkte. Die erfindungsgemäßen Beschichtungen eignen sich für die Herstellung optischer Bauteile, z.B. von optischen Linsen und Brillengläsern für opththalmische und nicht-ophthalmische Anwendungen oder von Visieren, können aber genauso gut auch für Verglasungen oder Beschichtungen großer Kunststoffflächen, z.B. im Automobil- und Gebäudebereich, eingesetzt werden.
Unter Photochromie versteht man die lichtinduzierte Veränderung der lichttransmittiven Eigenschaften eines Stoffes. Zur Nutzung dieses Effekts für optische Anwendungen wurde vorgeschlagen, polymere Beschichtungsmaterialien herzustellen, in denen entsprechende Farbstoffe gelöst vorliegen. Allerdings sind hier viele Beschränkungen und Nachteile gegeben. Anorganisches Material wie z.B. Silberhalogenidteilchen weisen eine nur geringe Verträglichkeit mit organischen Harzen auf. Die Photochromie vieler organischer Verbindungen kommt laut DE 36 22 871 A1 nur in organischen Lösungen zum Tragen, ist in einer festen Netzwerkumgebung jedoch wesentlich schwächer. Es wird dort daher eine photochrome Linse vorgeschlagen, die diese Nachteile nicht aufweisen soll. Die Linse ist mit einem dreidimensionalen Harz beschichtet, das aus einer Lösung des Farbstoffs mit den unvernetzten Harzbestandteilen hergestellt werden kann. Über dieser Schicht kann ggf. eine weitere Schicht aufgebracht sein, die der Linse eine verbesserte Oberflächen härte und Kratzfestigkeit verleiht.
Allerdings besitzen in einer organischen Polymermatrix gelöste photochrome Farbstoffe eine nur geringe UV-Stabilität. Die US 5,728,758 (Smith) beschreibt daher eine wäßrige Beschichtungszusammensetzung, mit der ein mit dem photochromen Farbstoff eingefärbter optischer Gegenstand beschichtet werden kann, wodurch nicht nur die Abriebfestigkeit verbessert wird, sondern auch die Ermüdungserscheinungen des Farbstoffs verringert werden sollen. Die hierfür vorgesehene Beschichtungslösung besteht im wesentlichen aus Tetraalkoxysilanen und Trialkoxysilanen in einem bestimmten Gewichtsverhältnis. Eine ähnliche Zusammensetzung ist in der US 5,624,757 desselben Erfinders beschrieben. Die in der DE 42 20 251 A1 vorgeschlagene Beschichtung soll mindestens eine O2-diffusionshemmende Sperrschicht aufweisen, um die Lebensdauer der photochromen Farbstoffe zu
verbessern, da diese vor allem durch ihre Reaktivität im angeregten Zustand, insbesondere gegenüber Sauerstoff, begrenzt seien. Diese begrenzte Lebensdauer sei einer der Hauptgründe, die einer breiteren Anwendung und Vermarktung photochromer Kunststoffgläser im Wege stehen.
Die US-Patentschrift 4.556.605 (Mogami et al.) beschreibt eine photochrome Beschichtungszusammensetzung, aus der eine für Augenlinsen vorgesehene Beschichtung hergestellt werden kann. Diese umfaßt ein organisches Silan oder dessen Hydrolysat, ggf. eine Epoxyverbindung und einen Epoxyharz-Katalysator, und ein in der Mischung dispergiertes photochromes Material. Allerdings ist die Menge an einarbeitbarem Farbstoff sehr begrenzt. Dies führt dazu, daß die Farbstoffe bei Konzentrationen, wie sie zur Erreichung marktakzeptabler Farbtiefen nötig wären, auf den gehärteten Schichten ausblühen oder bereits aus den Beschichtungslösungen präzipitieren. Der ausgeprägte Weichmachereffekt der organischen Farbstoffe führt darüber hinaus zu einer Beeinträchtigung der tribologischen Eigenschaften.
Nach Crano et al. [Applied Photochromic Polymer Systems (Hrsg. C.B. McArdle), Chapman and Hall, N.Y., 1992, S. 31 -79] besitzen Linsen mit physikalisch farbstoffdotierten photochromen Schichten eine inhärente Beschränkung hinsichtlich ihres potentiellen Leistungsverhaltens. Zur Herstellung solcher Schichten (unter Annahme von 5 μm Schichtdicke) mit ausreichender Photochromie müßten 25-50 Gew.-% Farbstoff in die Matrix eingebracht werden, was wiederum die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des Matrixmaterials beeinträchtigte und die Integrität der Matrix verlorenginge (S.68). Außerdem seien Farbstoffe wie Oxazine sehr empfindlich gegenüber starken Oxidantien und würden daher leicht während der
Härtung der Matrix zersetzt, wenn sie zusammen mit den Monomeren für das Polymere formuliert würden.
Krongauz et al. offenbaren in der US-Patentschrift 5.473.068 ein Verfahren zur Herstellung eines Polysiloxans mit photochromophoren, Spironaphthooxazine enthaltenden Gruppen. Das Polysiloxan kann linear oder geschlossenkettig sein. Der Vorteil dieser Polysiloxane liege darin, daß sie keine freien Säuregruppen enthalten, die die Kinetik der die Photochromie auslösenden Reaktionen beeinflussen können. Ferner sei es möglich, ein Verhältnis von Silicium zu photochromer Verbindung von 1 zu 1 zu erhalten, wodurch die optische Dichte Maximalwerte erreichen könne. Das Polysiloxan kann mit Polyhexamethylendiisocyanat, ggf. in Gegenwart eines Katalysators, bei erhöhten Temperaturen zu einem Elastomer gehärtet werden. Um geeignete photochrome Beschichtungen zu erhalten, kann das Polysiloxan aus der Lösung direkt
auf einen Linsenkörper aufgebracht und dort gehärtet werden. Weiterer photochromer Farbstoff kann in das Elastomer eingebracht werden, indem dieses in einer geeigneten Farbstofflösung gequollen wird.
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung sind zu der Erkenntnis gekommen, daß eine Farbstoffbeladung von einem Mol Farbstoff pro struktureller Silan-Einheit nicht notwendigerweise zu hoher photochromer Farbintensität führt, wie dies von Krongauz nahegelegt wird. Sie haben festgestellt, daß in Polysiloxanmatrices bereits ab etwa 20 %iger Beladung deutliche Sättigungs- und/oder Quenchingeffekte auftreten, die dazu führen, daß die photochrome Aktivität bei Konzentrationen von 20-25 Gew.-% ein Maximum erreicht und dann wieder abnimmt. Die photochromen Moleküle liegen dann vermutlich nicht mehr isoliert voneinander in der Matrix vor. So können Wechselwirkungen auftreten, die die o.g. Effekte verursachen. Der Schaltprozeß stellt darüber hinaus eine monomolekulare Reaktion zwischen zwei Spezies mit unterschiedlichem Raumbedarf dar. Die Annahme einer Beeinflussung des Schaltverhaltens bei hohen Konzentrationen ist deshalb plausibel.
Dies wird im wesentlichen auch durch den Artikel von Yitzchaik et al. in V. Lig. Cryst. 1990, Bd. 8, 677-686 bestätigt, auf den von Krongauz et al. a.a.O. Bezug genommen wird. Darin werden Polysiloxane mit verschiedenen photochromen
Spironaphthooxazinen beschrieben, wobei die Beladung aber nicht bei 100 % liegt, obwohl die Bezugnahme dies nahelegt. Des weiteren zeigen die gemessenen Absorptionsspektren in Fig. 4 (optische Dichten von etwa 0,2 und 0,7 im nicht- aktivierten bzw. aktivierten Zustand) nach OD = -log T lediglich eine Eindunklung von ca. 63 % auf ca. 20 % Transmissionsgrad bei 620 nm. Die geringe
Anfangstransmission (63 %) ist Ausdruck der hohen Ausgangsfärbung der Proben, erkennbar an der bereits im Grundzustand vorliegenden Absorption (unterstes Spektrum). Die gezeigte Eindunklung ist nach Ansicht von Marktteilnehmern aus dem Ophthalmikbereich nicht akzeptabel (zu ausgeprägte Anfangsfärbung, zu geringer Transmissionshub).
Die von Krongauz et al. vorgeschlagene zusätzliche Tränkung mit Spirooxazin-Lösung kann diese Nachteile nicht beseitigen, da maximale Farbstoffgehalte nicht maximale Einfärbung bedeuten. Es findet sich bei Krongauz dementsprechend auch keine Angabe, daß in solchen Systemen kräftigere Einfärbungen zu erreichen seien.
Weiterhin sind die von Krongauz beschriebenen Polysiloxane nur anorganisch linearer oder cyclisch oligomerer Natur. Solche Systeme besitzen üblicherweise keine
ausreichende Härte und Abriebfestigkeit, um sie für ophthalmische Anwendungen interessant zu machen. Durch eine Vernetzung mit HDI wird die ohnehin geringe Härte der linearen Polysiloxane noch geringer; man erhält Elastomere, die sich aufgrund der ungünstigen mechanischen Eigenschaften nicht als Deckschichten eignen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Beschichtungsmaterial (als Sol bzw. Lack oder in ausgehärteter Form) für photochrome Beschichtungen bereitzustellen, das vielseitig verwendbar ist und dessen Edukte leicht und mit guten Ausbeuten synthetisiert werden können. Das Material soll marktakzeptable tribologisch- mechanische Eigenschaften besitzen. Das Vorliegen einer hohen
Farbstoffkonzentration und das Erreichen eines starken Transmissionshubs sollen möglich sein. Die ausgehärteten Beschichtungen sollen auf organischen und anorganischen Substraten gut haften und eine hohe optische Qualität sowie eine hohe Härte und Abriebfestigkeit aufweisen.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß Beschichtungsmaterialien und Beschichtungen bereitgestellt werden, die unter Verwendung von monomeren Silanen („Silan- Photochromophore") mit der Formel (1) hergestellt wurden,
XaSi(R')b(A-Y-P)4.a.b (1)
die ihrerseits aus der Umsetzung von Silanen der Formel (2)
XaSi(R')b(A-Y')4-a.b (2)
mit photochromen Farbstoffen der Formel (3)
Q-P (3)
herstellbar sind, worin
X gleich oder verschieden ist und eine hydrolysierbare Gruppe darstellt,
R' gleich oder verschieden ist und eine nicht-hydrolysierbare, über Kohlenstoff an das
Silicium gebundene, ggf. organisch polymerisierbare Gruppe ist,
A vorhanden sein kann oder nicht und einen Spacer darstellt, Y' eine mit der Gruppe Q reaktive Gruppe darstellt,
Q eine mit der Gruppe Y' reaktive Gruppe darstellt,
Y eine Gruppe ist, die durch Umsetzung der Gruppen Y' und Q herstellbar ist,
P ein eine photochrome Gruppe tragender Rest ist,
a 1 bis 3 bedeutet, b 0 bis 2 bedeutet und a+b 2 oder 3 bedeuten.
Neben einer photochromen Gruppe P tragen die Silane also weiterhin eine bis drei Gruppen X , die sie befähigen, durch Hydrolyse und Kondensation vernetzt zu werden, und zwar allein oder in Mischung mit weiteren Silanen und/oder anderen hydrolysierbaren/kondensierbaren Metallverbindungen und/oder anderen geeigneten Partnern, mit denen sie anorganisch-organische Hybridpolymere bilden können. Geeignete Gruppen X sind dem Fachmann bekannt. Beispielhaft seien hier Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, ggf. substituertes Alkoxy mit bevorzugt 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, ggf. substituiertes Acyloxy mit bevorzugt 2 bis 5 C-Atomen, ggf. substituiertes Alkylcarbonyl mit vorzugsweise 2 bis 5 C-Atomen, ggf. substituiertes Alkoxycarbonyl mit bevorzugt 2 bis 5 C-Atomen, ggf. substituiertes Aryloxy oder Amingruppen mit der Formel NR 2 genannt, worin R1 Wasserstoff oder ggf. substituiertes Alkyl mit bevorzugt 1 bis 4 Kohlenstoffatomen ist. Durch die Zahl und Art dieser Gruppen können die Hydrolyse- und Kondensationsgeschwindigkeit, der Vernetzungsgrad sowie sonstige Eigenschaften in dem Fachmann bekannter Weise eingestellt werden.
Gegebenenfalls können die für die Erfindung verwendbaren Silane weiterhin mindestens eine organische, über Kohlenstoff an das Silan gebundene Gruppe R' tragen, die hydrolyseunempfindlich ist und darüberhinaus fakultativ organisch polymerisierbar sein kann. Diese Gruppe kann auch als organofunktionelle Gruppe bezeichnet werden. Durch die Art und Länge dieser Gruppen können die Eigenschaften der zu erzeugenden Beschichtung mit beeinflußt werden. R' kann beispielsweise Alkyl, Alkenyl, Alkinyl, Aryl, Arylalkyl, Alkylaryl, Alkenylaryl, Arylalkenyl, Arylalkinyl oder Alkinylyaryl mit vorzugsweise 1 bis 12 Kohlenstoffatomen in der Hauptkette darstellen, wobei diese Reste durch O- oder S- Atome oder die Gruppe NR1 unterbrochen sein und/oder einen oder mehrere Substituenten aus der Gruppe der Halogene und der gegebenenfalls substituierten Amino-, Amid-, Aldehyd-, Keto-, Alkylcarbonyl, Carboxy, Mercapto-, Cyano-, Hydroxy-, Alkoxy-, Alkoxycarbonyl-, Sulfonsäure-, Phosphorsäure-, Acryloxy, Methacryloxy-, Epoxy- oder Vinylgruppen tragen können. Als ggf. organisch polymerisierbare Substituenten eignen sich dabei z.B. (Meth-)Acrylatgruppen, Vinylgruppen oder Glycidylgruppen, die einer zusätzlichen organischen Vernetzung zugänglich sind oder an einer solchen der weiteren Beschichtungs-Bestandteile teilnehmen können.
Es hat sich gezeigt, daß der Einsatz monomerer Silan-Photochromophore wie oben definiert die Herstellung verbesserter Beschichtungssysteme ermöglicht, die ausgeprägte Photochromieeffekte besitzen. Diese Beschichtungssysteme lassen sich bei Raumtemperatur herstellen, so daß die Funktionsfähigkeit der Chromophore in ihrer Gesamtmenge aufrechterhalten bleibt. Durch die chemisch kovalente Verankerung der Farbstoffe in der Polymermatrix wird außerdem deren Weichmacherwirkung sowie Migration praktisch ausgeschlossen.
Die wie oben definierten Silane tragen bevorzugt nur eine Farbstoffgruppe P, können ggf. aber auch zwei solcher Gruppen tragen, wenn die ste ischen Gegebenheiten dies zulassen.
Vorzugsweise ist die photochromophore Gruppe P über einen Spacer A an das Silan gebunden. Dies erhöht die Beweglichkeit der Gruppe; sterische Hinderungseffekte werden dadurch reduziert. Der Spacer wird bevorzugt dadurch in das Molekül inkorporiert, daß das Silan einen über Kohlenstoff gebundenen organischen Rest A aufweist, z.B. mit einer Kette von 1 bis 8 oder sogar 10, bevorzugt 2 oder 3 Kohlenstoffatomen, der eine möglichst weit vom Silicium abgelegene reaktive Gruppe Y' enthält. Diese reaktive Gruppe wird mit einem hiermit reagierenden Substituenten Q eines photochromen Moleküls umgesetzt, wobei die Gruppe Y entsteht.
Der Kreis der photochromen Farbstoffe, von denen sich die Gruppe P ableitet, ist nicht beschränkt, sofern sie aus der Gruppe der organischen Farbstoffe ausgewählt werden. So können Chromene, Naphtho- und Benzopyrane, Spiropyrane, Spirooxazine, Fulgide, Dihydroindolizine, Fulgimide und dgl. eingesetzt werden. Beispiele sind Spiro- indolino-naphthooxazine oder Spiro-isoindolino-naphthooxazine. Um den Farbstoff an das Silanmolekül zu binden, können beliebige Reaktionen gewählt werden, mit denen sich eine Kopplung von Gruppen bewirken läßt. So können der Farbstoff oder umgekehrt das Silan eine organisch gebundene Hydroxy-, Carboxyl-, Ester-, Epoxid-, Succinimidester-, Cyanat-, Isocyanat, Amino- oder Iminogruppe oder ein Halogenatom oder dgl. tragen, während der Reaktionspartner eine hiermit reaktive Gruppe besitzt. Ein Beispiel ist die Umsetzung eines an einem Arylsubstituenten OH-funktionalisierten Farbstoffs mit einem Silan, das eine OH-reaktive Gruppe trägt, z.B. A-(CH2)3-Si(OEt)3 mit A = -NCO oder Halogen.
Ein gut geeignetes Verfahren zum Herstellen der silylierten photochromen Farbstoffe ist die Umsetzung von photochromen Farbstoffen der Formel (3), worin Q eine vorzugsweise an einem Arylsubstituenten gebundene OH-Gruppe ist, mit Silanen der oben definierten Formel (2), worin Y' -NCO oder Halogen ist, wobei als Gruppe Y -NH-
C(0)0- oder -O- entsteht. Natürlich ist auch das inverse Reaktionsschema möglich. Vorzugsweise werden Silane eingesetzt, in denen bis zu drei Gruppen X eingesetzt werden, und insbesondere aus weiter unten erläuterten Gründen ist es ebenfalls bevorzugt, daß die Gruppen X Alkoxy-, besonders bevorzugt Ethoxygruppen sind. Der Spacer besteht ebenfalls besonders bevorzugt aus einer n-Propylengruppe. Die Umsetzung erfolgt vorzugsweise in einem unpolaren Lösungsmittel wie Toluol, ggf. in Gegenwart eines für die Reaktion geeigneten Katalysators (für die Umsetzung von Isocyanat mit OH-Gruppen z.B. einem Alkylamin) und unter Inertgas.
Beispielhafte Silane sind solche der nachfolgenden Strukturen (4), (5) und (6). (4) stellt ein silyliertes Spiro-indolino-naphthooxazin dar, (5) ein silyliertes Chromen und (6) ein silyliertes Spiroisoindolinonaphthooxazin.
(4 )
(5:
( β )
Die erfindungsgemäßen, mindestens eine photochrome Gruppe enthaltenden Silane eignen sich für die Herstellung von Solen bzw. Lacken, die als hybride Systeme für Beschichtungsmaterialien verwendet werden können. Diese erhält man durch Hydrolyse und Kondensation der Ausgangsmaterialien; sie können nach Aufbringen auf einem geeigneten Substrat dann ggf. zusätzlich durch eine organische Polymerisation verfestigt werden.
Unter „hybriden Systemen" sollen hier sowohl solche Systeme verstanden werden, die von ein und demselben Silan-Molekül ausgehende, anorganisch sowie organisch vernetzte Domänen besitzen, also auf molekularer Ebene hybrid sind, wofür sich insbesondere Silane mit hydrolysierbaren sowie nicht-hydrolysierbaren, organischen Resten anbieten, als auch solche Systeme, in denen organische und anorganische Domänen von verschiedenen Molekülarten gebildet werden, z.B. eine Mischung aus Organopolysiloxan und einem organischen Quervemetzer.
Wenn die photochromen Silane neben einer oder mehreren hydrolyseempfindlichen Gruppen bereits selbst eine nicht-hydrolysierbare, über Kohlenstoff an das Silicium gebundene, ggf. organisch polymerisierbare Gruppe tragen, können sie ggf. allein hydrolysiert und kondensiert (z.B. nach der ,,Sol-Gel"-Methode) und ggf. anschließend organisch polymerisiert werden. Das flüssige oder pastöse Sol (nach Formulierung, d.h. nach Einstellung der gewünschten Eigenschaften wie z.B. der Viskosität auch als Lack bezeichnet) kann dabei mit gängigen Verfahren auf ein Substrat aufgebracht und die so erzeugte Beschichtung durch organische Polymerisation der entsprechenden Gruppen ausgehärtet werden.
Die photochromen Silane eignen sich aber vor allem zur Herstellung von Beschichtungen in Kombination mit weiteren Bestandteilen. So können eines oder mehrere davon beispielsweise mit anderen Silanen und/oder weiteren Metallverbindungen umgesetzt werden, die ebenfalls hydrolysierbare Gruppen aufweisen. Dies kann vorzugsweise ebenfalls mit Hilfe des bereits oben erwähnten Sol- Gel-Verfahrens erfolgen; andere Techniken sind aber ebenfalls möglich.
Besonders geeignet sind hierfür beispielsweise einen Epoxidring enthaltende Silane oder Vorkondensate hiervon, wie sie in der DE 40 20 316 A1 offenbart sind, weil sich hiermit flexible und sehr gut abriebbeständige Beschichtungen erzeugen lassen. Bei diesen Epoxid-Silanen kann es sich um Gemische von Silanverbindungen SiR4 handeln, die in der Summe insbesondere 4,5 bis 1 ,5 hydrolysierbare Gruppen pro nicht hydrolysierbarer Epoxygruppe aufweisen. Gegebenenfalls kann jedoch auch nur ein
Epoxysilan eingesetzt werden, z.B. ein Glycidyloxyalkyltrialkoxysilan wie 3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan. Hydrolyse und Kondensation können nach Zugabe der notwendigen Wassermenge lösemittelfrei (was insbesondere günstig ist, wenn die Hydrolyse zur Bildung von Alkoholen wie Ethanol führt) oder in einem geeigneten Lösungsmittel erfolgen, das dann ggf. gleichzeitig zur Einstellung der gewünschten Viskosität herangezogen werden kann. Gut geeignet sind beispielsweise Alkohole, Ether wie Tetrahydrofuran oder niedere Dialkylether, niedrig siedende Ester wie Essigsäureethylester sowie Mischungen der genannten Substanzen. Die Hydrolyse kann durch einen geeigneten, basischen oder sauren Katalysator unterstützt werden, z.B. HCI oder ein Alkylimidazol. Das Molverhältnis von zur Hydrolyse eingesetztem Wasser zu hydrolysierbaren Gruppen kann dabei in weiten Bereichen variiert werden und liegt, da auch überstöchiometrische Mengen eingesetzt werden können, z.B. im Bereich zwischen 2,0:1 bis 0,1:1 , vorzugsweise etwa 0,7:1 bis 0,45:1. Zur Einstellung der Lackeigenschaften können auch nach der Hydrolyse übliche Additive und Lösemittel (z.B. hochsiedende Alkohole oder weniger polare Solventien wie cyclische Ether, Glykolether oder Mischungen hiervon) zugegeben bzw. gegen den gebildeten Alkohol ausgetauscht werden. Zur Stabilisierung des photochromen Farbstoffes ist die Zugabe von üblichen UV-Absorbern (z.B. Cumarinen), Radikalfängern (z.B. sterisch gehinderten Aminen, HALS) oder Excited State Quenchern 1(z.B. Ni2+-Komplexen) möglich.
Nach Aufbringen des hydrolysierten, kondensierten Lacks auf ein Substrat kann dieser polymerisiert werden. Dies geschieht vorzugsweise durch vorheriges Zusetzen eines thermischen Initiators und anschließende Wärmebehandlung. Gegebenenfalls kann die Härtung auch durch vorheriges Zusetzen eines Photopolymerisationsinitiators (z.B. Irgacure®) und anschließendes Bestrahlen mit UV-Licht erfolgen. Diese Schritte sind in der genannten DE 4020 316 A1 ausführlich beschrieben.
Bevorzugt werden die die photochromen Gruppen tragenden Silane in einer Menge von 1 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von etwa 10 bis 40 Gew.-%, bezogen auf die
Gesamtmenge an anorganisch (und ggf. organisch) polymerisierbarem Material der Beschichtungsmischung (d.h. auf den Feststoffgehalt des Lacks), eingesetzt. Dabei konnte speziell bei hohen Schichtdicken die Beobachtung gemacht werden, daß geringere Farbstoffgehalte sich vorteilhaft auf die erreichbare Farbtiefe auswirken können, während für einfache, dünne Schichten (z.B. von ca. 5 μm) häufig ein
1 Spezies, die den angeregten Zustand des photochromen Farbstoffs desaktivieren (=quenchen)
Farbstoffgehalt von etwa 25 Gew.-% optimal ist. Insbesondere dann, wenn Mehrschichtsysteme eingesetzt werden, können deren einzelne Schichten deutlich unter 25 Gew.-% Farbstoff enthalten; das Gesamtsystem dunkelt aufgrund der annähernd additiven Extinktion aller Schichten trotzdem stark ein.
Neben dem Epoxysilan kann die Beschichtungsmischung wie erwähnt auch weitere in das anorganisch-organische Netzwerk aus Siloxan-Bindungen und organischen Verknüpfungen einbaubare Bestandteile enthalten, beispielsweise hydrolysierbare Aluminiumverbindungen der Formel AIR3 3 oder Verbindungen mit der Formel MR3 4 mit M gleich Silicium, Titan, Zirkon, wobei R3 gleich Methoxy, Ethoxy oder n-Propoxy sein kann. Diese und andere geeignete Zusätze sind ebenfalls in der DE 40 20 316 A1 beschrieben.
Anstelle von Epoxysilanen wie oben beschrieben oder zusätzlich dazu können andere organisch polymerisierbare Silane eingesetzt werden, beispielsweise solche, die eine Anhydridgruppe (Succinylalkylsilane) oder eine Aminogruppe (Aminoalkylsilane) tragen und somit als Härterkomponente fungieren können.
Vorzugsweise werden Beschichtungssole, die unter Verwendung photochromer Silane in Kombination mit Hydrolyse-Kondensationsprodukten hergestellt werden, wie sie in der DE 40 20 316 A1 beschrieben sind, mit sehr feinen Metalloxidteilchen, z.B. Siliciumdioxid-Teilchen, mit Durchmessern im nm-Bereich versetzt. Die dabei entstehenden Beschichtungen sind besonders kratzfest. Dieses Material kann in einer Menge von bis zu etwa 50 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge an anorganisch (und ggf. organisch) polymerisierbarem Material der Beschichtungsmischung, zugegeben werden. Hierfür eignen sich beispielsweise kolloidale Lösungen dieser Metalloxide, z.B. in Wasser oder in Alkohol; das Material kann aber auch als trockenes Pulver zugesetzt und dispergiert werden. Vorzugsweise erfolgt die Zugabe bereits vor der Hydrolyse; das für die Hydrolyse erforderliche Wasser kann dann z.B. dadurch in die Mischung gelangen, daß ein wäßriges Siliciumdioxid-Sol oder anderes Metalloxid- Sol eingesetzt wird.
Die feinen Metalloxidteilchen können mit Hilfe von üblichen oberflächenaktiven Substanzen gegen Agglomeration stabilisiert sein. Zusätzlich oder alternativ können sie oberflächenmodifiziert sein. So können die Oberflächen der Teilchen organische oder organofunktionelle Gruppen wie Alkyl-, Aryl-, Acetyl-, Glycidyl-, Carboxy-, Methacryl-, Alkenylgruppen oder Halogenatome tragen.
In einer speziellen Ausgestaltung der Erfindung werden die feinen Metalloxidteilchen mit Hilfe von Silanen oberflächenmodifiziert, die ihrerseits photochrome Gruppen tragen, also mit Silanen, wie sie voranstehend als erfindungsgemäß definiert sind.
In einer anderen Ausgestaltung der Erfindung können den hydrolytisch kondensierten bzw. kondensierbaren Silanen copolymerisierbare organische Verbindungen zugesetzt werden, die Gruppen aufweisen, welche mit den organischen Gruppen der Silane bzw. deren Kondensaten organische Vernetzungsreaktionen eingehen, wie z.B. organische Anhydride oder Epoxidharze. Hierdurch lassen sich in einigen Fällen überraschenderweise unter UV-A-Strahlung besonders intensive Farbeffekte erzielen. Auch hier ist es wieder möglich, entweder nur mindestens ein eine photochrome Gruppe tragendes Silan oder aber eine Mischung eines oder mehrerer solcher Silane mit weiteren funktionellen Silanen zusammen mit einer oder mehreren organisch vernetzbaren Verbindung(en) einzusetzen. Üblicherweise werden dabei die Silanverbindungen (die ggf. auch als Präpolymere vorliegen können) hydrolysiert und kondensiert, und dem entstandenen Sol wird sodann die organisch vernetzbare Verbindung zugesetzt. Der entstandene Lack wird auf das gewählte Substrat aufgebracht und anschließend organisch polymerisiert, um eine Aushärtung zu bewirken. Die durch die organische Komponente erzielte Quervernetzung bewirkt dabei eine Haftungsverbesserung der ausgehärteten Beschichtung auf dem Substrat, insbesondere auf Polycarbonaten und Polyamiden. Die Menge der einzusetzenden photochromen Silanverbindung(en) liegt auch hier bevorzugt im Bereich von 1 bis 50 Gew.-%, stärker bevorzugt von etwa 10 bis 40 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge an anorganisch und organisch polymerisierbarem Material der Beschichtungsmischung. Ganz besonders bevorzugt ist eine Menge bis etwa 25 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt des Lackes.
In bevorzugter Weise wird auch derartigen Beschichtungs-Solen zusätzlich mindestens eine Metallverbindung der allgemeinen Formel AIR3 3 oder MR3 4 zugesetzt, worin R3 die obige Bedeutung besitzt und M Zirkon oder Titan bedeutet. Zusätzlich oder alternativ ist es möglich, dem Beschichtungs-Sol ein oder mehrere ggf. lösliche, schwerflüchtige Oxide zuzusetzen, vorzugsweise B2O3, P2O5 oder SnO2.
Besonders geeignete Zusammensetzungen für die vorgenannten Beschichtungen sind auch solche, die eines oder mehrere der oben definierten, photochrome Gruppen tragenden Silane zusammen mit Beschichtungsmaterialien gemäß EP 610 831 A2 enthalten. Vorzugsweise werden dabei Bestandteile, wie sie in Anspruch 1 dieser Druckschrift genannt sind, verwendet, wobei etwa 1 bis 50 Mol-%, bevorzugt etwa 10-
40 Mol-% des vernetzbaren, organofunktionellen Silans der dortigen Formel (II) durch ein Silan mit der Formel (1) der vorliegenden Erfindung ersetzt werden. Besonders bevorzugt sind Ausgestaltungen, in denen das organofunktionelle Silan der Formel (II) wie in der EP 610 831 A2 definiert eine Glycidyl- oder (Meth-)Acrylgruppe trägt und die organisch vernetzbare Verbindung ein Epoxidharz oder (Meth-)Acrylat-Oligomer ist. Das photochrome Silan kann in dieser Ausgestaltung der Erfindung ebenfalls eine organofunktionelle Gruppe R' tragen, also eine solche, die wie voranstehend definiert nicht hydrolysierbar, über Kohlenstoff an das Siliciumatom gebunden und ggf. organisch polymerisierbar ist. Wenn es sich dabei um eine organisch polymerisierbare Gruppe R' wie Glycidyl oder (Meth-)Acryl handelt, kann das photochrome Silan zusätzlich über diese Gruppe in das Epoxi- oder (Meth-)Acrylat-Netzwerk eingebaut werden. In den übrigen Fällen wird es ausschließlich über die anorganische Kondensation in das Beschichtungsmaterial eingebaut werden.
Für alle vorgenannten Beschichtungsmaterialen werden bevorzugt Trialkoxysilylalkyl- funktionalisierte photochrome Farbstoffe („photochrome Trialkoxysilane") eingesetzt, da diese eine hohe Löslichkeit in hybriden Systemen besitzen. Besonders die Trialkoxy- Verbindungen eignen sich daher zur Herstellung hybrider Materialien mit Hilfe des bekannten Sol-Gel-Verfahrens, wobei sie in die hybride Matrix einkondensiert und damit Matrixbestandteil werden können. Erfindungsgemäß lassen sich auf diese Weise hybride photochrome Beschichtungsmaterialien erzeugen, die bis zu den meist völlig ausreichenden 25 Gew.-% Farbstoff, ggf. aber sogar mehr enthalten können und somit die für eine kommerzielle Akzeptanz nötigen Farbtiefen erreichen. Aufgrund der kovalenten Einbindung der Chromophore in das Material treten darüber hinaus nur geringe Weichmachereffekte und keine Farbstoffausblühungen auf, wie sie beim
Einsatz nicht-funktionalisierter Farbstoffe bereits bei Gehalten von wenigen Gew.-% zu beobachten sind (Variacrol® Red PNO >1 Gew.-%, Variacrol® Blue D >3 Gew.-%).
Um die gewünschten Eigenschaften des Beschichtungslackes einzustellen, können dem Sol vor oder nach Hydrolyse und Kondensation geeignete Zusätze beigegeben werden, z.B. (gegebenenfalls organisch funktionalisierte) Silane wie Tetramethoxysilan oder Phenyltrimethoxysilan. Die Viskosität kann außerdem z.B. durch Zugabe, Entfernen oder Austauschen von Lösungsmittel eingestellt werden. Das hydrolysierte, kondensierte Sol (das als Lack bezeichnet wird) kann sodann mit Hilfe üblicher Beschichtungsverfahren wie Tauch-, Sprüh oder Schleuderbeschichtung auf ggf. ätz-, plasma- oder primerbehandelte Kunststoffsubstrate aufgetragen werden. Die thermische Aushärtung des Schichtmaterials erfolgt üblicherweise bei etwa 90 bis 130°C, wobei die Aushärtungszeiten in der Regel zwischen 20 min und 2 h liegen, aber
auch auf werte darunter oder darüber eingestellt werden können. Entsprechende Überzüge können z.B. auf planen und gewölbten PC-, PA- oder CR39®-Substraten hergestellt werden. Sie weisen eine sehr gute Haftung auf. Man kann Mikrohärten im Bereich von bis zu etwa 250 MPa bei ausgehärteten Schichten (> 120°C, > 1 h) erzielen.
Es hat sich gezeigt, daß mit den erfindungsgemäßen Substanzen hergestellte Beschichtungen hinsichtlich ihres photochromen Effektes sowie ihrer tribologisch- mechanischen Eigenschaften eine deutliche Verbesserung gegenüber den dem Stand der Technik entsprechenden Beschichtungssystemen darstellen. Die Beschichtungen zeigen eine kräftige Eindunklung.
In einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung werden den Beschichtungsmaterialien zusätzlich zu den silylierten Chromophoren auch noch rein organische photochrome Farbstoffe zugesetzt. Dies kann aus mehreren Gründen vorteilhaft sein: So kann der Zugang zu in bestimmter Weise gefärbten silylierten Photochromophoren sehr aufwendig sein. Soll ein Spektralbereich abgedeckt werden, der eine Mischung aus verschiedenen Farbtönen erfordert, kann es ausreichend sein, wenn einer der Farbstoffe in die Matrix eingebaut ist, während ein zweiter als organischer Farbstoff vorliegt. Des weiteren kann es aus photochemischen Gründen vorteilhaft sein, nicht-silylierte Farbstoffe allein oder zusammen mit silylierten in einzelnen Schichten eines Laminates einzusetzen.
Die rein organischen Farbstoffe, die für die voranstehend genannte Ausgestaltung der Erfindung geeignet sind, sind nicht beschränkt; sie können aus dem Kreis der Verbindungsgruppen ausgewählt werden, die weiter oben als photochrome Ausgangsmaterialien für silylierte Farbstoffe genannt sind.
In speziellen Ausgestaltungen der Erfindung kann die UV-Stabilität noch weiter verbessert und/oder eine noch höhere Kratzfestigkeit (Mikrohärte, Abriebfestigkeit) der Beschichtungen erreicht werden, indem unterschiedliche funktionelle Schichten zu Mehrschichtsystemen oder Laminaten verbunden werden, die sich durch den Einsatz der wie oben definierten photochromen Silane herstellen lassen.
Die erfindungsgemäßen photochromen Beschichtungen können dabei ggf. überbeschichtet bzw. laminiert werden, ohne daß dies zu Beeinträchtigungen der Photoaktivität führen würde. Dies kann z.B. wünschenswert sein, wenn die Oberfläche des zu beschichtenden Gegenstandes (z.B. einer Linse) eine verbesserte Mikrohärte
und/oder Abriebfestigkeit aufweisen soll. Dabei kann die Überbeschichtung ihrerseits ggf. wiederum photochrome Eigenschaften aufweisen.
Weiterhin kann es vorteilhaft sein, wenn rein organische Farbstoffe (zusätzlich zu silylierten Farbstoffen oder aber ausschließlich) im Basislack eines Zweischichtsystems oder in Laminaten eingesetzt werden, während silylierte Photochrome in der Deckschicht vorhanden sind. Denn zum einen spielen die Weichmachereffekte, wie sie oben für den Zusatz von organischen Farbstoffen in Beschichtungssysteme der vorliegenden Art beschrieben wurden, keine wesentliche Rolle, wenn die photochrome Schicht durch eine weitere Schicht abgedeckt ist, deren mechanische Eigenschaften durch die Verwendung ausschließlich silylierter Farbstoffe wesentlich besser sind, oder sich innerhalb eines Laminates befindet. Das Gesamtsystem besitzt damit die Kratzfestigkeit und die Härte der äußeren Schicht bzw. des abdeckenden Laminat- Materials. Zum anderen schalten nicht-silylierte Farbstoffe schneller als ihre silylierten Derivate. Dies führt dazu, daß bei einem Zweischichtsystem der genannten Art die untere Schicht schneller eindunkelt als die obere (die Eindunklung erscheint aber trotzdem homogen). Das Resultat ist eine tiefere Einfärbung als in einem Zweischichtsystem mit ausschließlich silylierten Farbstoffen, da in letzterem Fall der/die Farbstoff(e) der oberen Schicht durch ihre Aktivierung das einfallende UV-Licht schwächen. Damit steht für die Farbstoffe der unteren Schicht weniger UV-Intensität zur Verfügung; sie schalten mit geringerer Intensität.
Figur 1 zeigt ein zweischichtiges System. Auf einem Substrat 1 , bei dem es sich z.B. um eine Linse oder dgl. handeln kann, kann ggf. zur Verbesserung der Haftung zwischen Beschichtung und Substrat eine Primerschicht 2 aufgebracht werden. Es folgt die photochrome Beschichtung 3. Auf dieser ist der kratzfeste Überzug 4 angeordnet. Der Überzug kann auch geeignet bzw. vorgesehen sein, um die UV-Stabilität der erfindungsgemäßen Beschichtungen zu verbessern. Als Überbeschichtung kann ein Überzug verwendet werden, der aus Formulierungen gemäß EP 610 831 A2 oder DE 40 20 316 A1 hergestellt wird. Bevorzugt wird ein Überzug, der aus einem wie in der DE 40 20 316 A1 beschriebenen Sol erzeugt wird, das mit nanoskaligen Metalloxidteilchen modifiziert wurde. Hierfür können beispielsweise SiO2-Sole verwendet werden, wie sie im Handel erhältlich sind. Der Anteil dieser Metalloxidteilchen am gesamten Feststoffgehalt des Beschichtungssols kann z.B. bis zu 50 Gew.-% betragen. In einer anderen bevorzugten Variante wird ein aluminiumhaltiger Überzug eingesetzt, der aus einem wie in der EP 610 831 A2 beschriebenen Sol erzeugt wird.
Zweischichtsysteme mit kratzfesten Überzügen weisen gegenüber solche photochromen Schichten, die gelöste photochrome Farbstoffe in der äußeren Schicht enthalten, um 50-200% gesteigerte Mikrohärten auf.
Die unterschiedlichen Schichten können nacheinander aufgebracht und in einem Schritt gehärtet werden; sie können aber vorzugsweise jede für sich aufgebracht und in geeigneter weise gehärtet werden, z.B. durch thermische Härtung.
Ggf. kann die Lebensdauer der photochromen Farbstoffe durch den Zusatz von UV- Absorbern, Radikalfängern und/oder „Excited-State Quenchern zur
Beschichtungsmischung , die ggf. ebenfalls kovalent in der Polymermatrix verankert sein können, erhöht werden.
Als Stabilisatoren sind beispielsweise sterisch gehinderte Amine und Enamine, Benztriazole, Anhydride, Pyrazolone, Cumarine und/oder Precocene geeignet, die ggf. eine hydrolyseempfindliche und damit kondensierbare Silylgruppe aufweisen können.
Sowohl die photochromen Silane als auch die (ggf. silylierten) UV-Stabilisatoren werden vorzugsweise in geeigneten Lösungsmitteln wie cyclischen Ethern oder Glycolethem gelöst, bevor sie zur Reaktionsmischung gegeben werden.
Da die Reaktion der aktivierten Form mit Luftsauerstoff den Hauptmechanismus für den photochemischen Abbau photochromer Farbstoffe darstellt, kann eine deutliche Verbesserung der UV-Stabilität auch in Glas- und/oder Kunststofflaminaten, wie sie in der Automobilindustrie und für Gebäudeverglasungen eingesetzt werden, erzielt werden. Die Figuren 2a und 2b zeigen zwei mögliche Arten des Laminataufbaus. Das Laminat der Fig. 2a ist asymmetrisch aufgebaut. Auf einem Glas- oder Kunststoffsubstrat 5 ist die photochrome Beschichtung 3 aufgebracht. Auf dieser befindet sich eine weitere Schicht 6, z.B. eine PVB-Folie. Das Laminat wird durch ein zweites Substrat (aus Glas oder Kunststoff) abgeschlossen. Der Laminataufbau gemäß Fig. 2b ist dagegen symmetrisch; hier sind zwei photochrom beschichtete Substrate 3', 3" mit einer dazwischenliegenden Folie 6 gegeneinander laminiert worden. In beiden Fällen schützt das gasundurchlässige Substrat die photoaktive(n) Schicht(en) vor dem Zutritt von 02. Unter zusätzlichem Einsatz von entsprechenden Stabilisatoren werden Lebensdauern von bis zu 1000 h im Bewitterungstest (trockener Suntest) erreicht.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungen eignen sich beispielsweise für ophthalmische Linsen, z.B. aus Kunststoffen wie Poly(diethylenglycol)bis-allylcarbonat. Dabei kann nur
eine photochrome Beschichtung, oder es können die vorgenannten Mehrfachschichten aufgebracht werden. Weiterhin eignen sich die Beschichtungen für andere Augenschutzapplikationen wie Sonnenbrillen, Skibrillen oder Visiere, die ebenfalls aus Kunststoffen wie Poly(diethylenglycol)bis-allylcarbonat, Bisphenol A Polycarbonat oder Polyamid hergestellt sein können, aber auch aus Mineral- oder Silicatglas. Alle
Gegenstände für Augenschutzapplikationen können in besonders vorteilhafter Weise mit einer im sichtbaren Spektralbereich antireflektierenden Schicht versehen sein, wie sie z.B. aus der WO 97/28467 bekannt ist. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß Antireflexbeschichtungen den Zutritt von Sauerstoff, die Diffusion von Sauerstoff in die photochrome Schicht, verzögern oder hemmen. Im Effekt verbessert dies die Lebensdauer der Funktionsfähigkeit der photochromen Schichten bedeutend.
Die Beschichtungen eignen sich ferner für Verbundgläser, auf/in die sie aufgebracht/eingearbeitet werden können. Solche Verbundgläser können z.B. Schichten aus Mineral- oder Silicatglas oder auch aus Kunststoffen aufweisen und ggf. im sichtbaren Spektralbereich antireflektierend und/oder IR-reflektierend beschichtet sein. Einsatzgebiete solcher Gläser sind z.B. Automobil- und Gebäudeverglasungen. Auch diese Systeme können Antireflexbeschichtungen wie oben erwähnt aufweisen, wodurch die Funktionsdauer der photochromen Schichten verlängert werden kann. In einer speziellen Ausgestaltung der Erfindung können diese im Randbereich eine Emailschicht aufweisen, wobei die erfindungsgemäße photochrome Beschichtung hierauf ebenso gut haftet wir auf den vorgenannten Substraten. Die Verbundglas- Laminate können asymmetrisch oder symmetrisch aufgebaut sein, wie in Fig. 2a und 2b beispielhaft gezeigt. Die darin vorhandenen Gläser können jeweils einseitig oder beidseitig beschichtet sein; ggf. kann auf die Beschichtung eines zweiten Glases verzichtet werden. Aus Gründen der Abschirmung gegenüber Sauerstoff sind die photochromen Schichten vorzugsweise innenliegend. Weiterhin ist es aus diesem Grunde bevorzugt, daß das Laminat an geeigneten Stellen Kunststoffschichten, z.B. Polyvinylbutyrat-Folien (PVB-Folien) mit 02-Barrierewirkung, enthält.
Die Erfindung soll nachstehend anhand von Beispielen näher erläutert werden.
AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
A. Herstellung und Applikation von photochromen Basislacken
Beispiel A.1
a) Herstellung der Farbstoff lösung
Ein hydroxyfunktionalisiertes Spiroindolinonaphthooxazin mit der Formel
( 4a )
wurde hergestellt, indem 60 g 2,7-Dihydroxy-1-nitrosonaphthalin mit 60 g einer 1/1- Mischung aus 2-Ethylen-1 ,3,3,4,5-pentamethylindolin und 2-Ethylen-1, 3,3,5,6- pentamethylindolin und 150 ml Toluol unter Rühren versetzt wurden. Die Mischung wurde unter Stickstoff für 4 h bei 80 °C unter Rückflußkühlung gerührt. Danach wurde filtriert und die Lösung konzentriert. Man erhielt 45 g eines grauen Rohproduktes, das durch Umkristallisation aus Toluol gereinigt wurde. Das aufgereinigte Produkt (35 g) wurde mittels GC-MS identifiziert (M = 372).
10,1 g der Verbindung (4a) wurden mit 7,3 g 3-lsocyanatopropyltriethoxysilan, 60 ml Toluol sowie 5 ml Triethylamin als Katalysator unter Rühren versetzt. Die Mischung wurde unter Stickstoffatmosphäre für 14 h bei 70 °C unter Rückflußkühlung gerührt. Die Reaktionslösung wurde zunächst aufkonzentriert. Durch langsame Kühlung kristallisierte das Produkt. Nach Abfiltration und Trocknung erhielt man 8 g eines
Produktes der oben dargestellten Formel (4), das mittels HPLC und GC-MS identifziert wurde (M = 619).
Mit 3,42 g des silylierten Spiro-indolino-naphthooxazins der Formel (4) wurde eine gesättigte Lösung in Tetrahydrofuran (THF) hergestellt.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
23,63 g 3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan (GPTMS) wurden mit der nach a) hergestellten Farbstofflösung und 0,41 g N-Methylimidazol versetzt. Zur resultierenden tiefgefärbten Lösung wurden 2.70 g destilliertes H20 gegeben. Nach einer Rührzeit von einigen Stunden wurde mit 15,22 g (3-Triethoxysilylpropyl)-Bemsteinsäureanhydrid (TESBA) versetzt und abermals gerührt. Zur Einstellung der Lackeigenschaften wurden dann 3,65 g n-Propanol zugegeben. Der Lack wurde durch Schleuderbeschichtung auf ätz- und plasmabehandelte CR39®-Substrate aufgetragen. Die thermische Aushärtung des Schichtmaterials erfolgte bei 120°C für 2 h. Entsprechend hergestellte Überzüge waren farblos und wiesen sehr gute Haftung auf (Tape-Test nach ASTM 3359: B 5). Die Mikrohärten lagen im Bereich um 100 MPa. Die Überzüge dunkelten bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung zu einem tiefblauen Farbton ein.
Beispiel A.2
a) Herstellung der Farbstofflösungen
Lösung 1 : Mit 2,28 g des silylierten Spiro-indolino-naphthooxazins mit der Formel (4) wurde eine gesättigte Lösung in THF hergestellt.
Lösung 2: Mit 912 mg 3,3-Di(4-methoxy)phenyl-8'-methoxy-3H-naphto[2.1-b]pyran wurde eine gesättigte Lösung in THF hergestellt
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
23,63 g GPTMS wurden mit der nach a) hergestellten Farbstoff lösung 1 versetzt. Die resultierende tiefgefärbte Lösung wurde analog zu Beispiel A.1 mit H20 und TESBA versetzt und gerührt. Anschließend wurde Farbstofflösung 2 zugegeben. Die restliche Verarbeitung und Applikation erfolgte wie in Beispiel A.1 beschrieben. Die
resultierenden Schichten zeigten ebenfalls sehr gute Haftungseigenschaften (B 5) und dunkelten bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung zu einem kräftigen violetten Farbton ein.
Beispiel A.3
a) Herstellung der Farbstofflösungen
Ein hydroxyfunktionalisiertes Chromen mit der Formel (5a)
( 5a )
wurde wie folgt hergestellt: In einem Stahlautoklaven wurden 20 g ß-Phenylzimtaldehyd und 16 g 2,7-Dihydroxynaphthalin sowie 27 g Titan(IV)tetraethoxid als Katalysator in 80 ml Toluol gelöst. Diese Mischung wurde für 6 h auf 105 °C erhitzt. Das Reaktionsprodukt wurde mit 200 ml Toluol verdünnt, etwas Wasser und 1 g Oxalsäure zugegeben und für 1 h auf 60 °C erhitzt. Anschließend wurde die Mischung filtriert. Zur organischen Phase wurden 10 g Aktivkohle gegeben und für 1 h auf 60 °C erhitzt. Schließlich wurde die Lösung filtriert und aufkonzentriert wodurch das Produkt auskristallisierte. Man erhielt 28,9 g eines Produktes der Struktur (5a), das mittels GC- MS identifiziert wurde (M = 350).
10 g der Verbindung (5a) wurden mit 8,05 g 3-lsocyanatopropyltriethoxysilan, 30 ml Toluol, sowie 3 ml Triethylamin als Katalysator unter Rühren versetzt. Die Mischung wurde unter Rückflußkühlung und Stickstoffatmosphäre für 20 h auf 80 °C erhitzt. Die Reaktionslösung wurde zunächst aufkonzentriert, dann langsam gekühlt. Man erhielt 15 g eines Produktes der Struktur (5), das mittels HPLC und GC-MS identifziert wurde (M = 597).
Ein hydroxyfunktionalisiertes Spiroisoindolinonaphthooxazin mit der Formel (6a)
( 6a )
wurde wie folgt hergestellt. 100 g 1 ,1 ,2,4,7-Pentamethyl-3-methylenisoindoliniumiodid wurden in 50 ml Toluol suspendiert. Zu dieser Suspension gab man 100 ml einer wässrigen 20 %igen NaOH-Lösung. Die Mischung wurde unter Stickstoff für 30 min bei 40 °C gerührt. Die organische Phase wurde abgetrennt, in einem 500 ml Kolben vorgelegt und mit 62 g 2,7-Dihydroxy-1-nitroso~naphthalin versetzt. Die entstehende Lösung wurde 1 Stunde bei 60 °C unter Rückflußkühlung gerührt, danach filtriert und mit 250 ml Toluol verdünnt. Anschließend gab man 5 g Aktivkohle zu und erhitzte auf 80 °C für 30 min. Schließlich wurde die Lösung abermals filtriert, aufkonzentriert und dann gekühlt. Es präzipitierten 35 g eines grauen Feststoffes. Das Rohprodukt wurde durch Umkristallisation aus Toluol gereinigt. Man erhielt 27 g eines Produktes der Struktur (6a), das mittels GC-MS identifiziert wurde (M = 372).
12 g der Verbindung (6a) wurden mit 50 ml Toluol, 8 g 3-lsocyanatopropyltriethoxysilan sowie 5 ml Triethylamin als Katalysator unter Rühren versetzt. Die Mischung wurde unter Stickstoffatmosphäre für 3 h bei 80 °C unter Rückflußkühlung gerührt. Nach Aufkonzentration und langsamer Abkühlung des Konzentrats fiel ein Niederschlag aus, der abfiltriert und getrocknet wurde. Man erhielt 15 g eines Produktes der Struktur (6), das mittels HPLC und GC-MS identifziert wurde (M = 619).
Lösung 1: Mit 2,20 g des silylierten Chromens mit der Formel (5) und 2,28 g des silylierten Spiro-isoindolino-naphthooxazins der Formel (6) wurde eine gesättigte Lösung in THF hergestellt. Lösung 2: Die Herstellung der Lösung erfolgte wie unter Beispiel A.2 beschrieben.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
23,63 g GPTMS wurden analog zu Beispiel A.2 mit den nach a) hergestellten Farbstofflösungen versetzt, mit H20 und TESBA umgesetzt und appliziert. Die resultierenden Schichten zeigten sehr gute Haftungseigenschaften (B 5) und eine Mikrohärte von 120 MPa (120°C, 1 h). Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung war die Eindunklung zu einem nahezu neutralen, grün-grauen Farbton zu beobachten.
Beispiel A.4
a) Herstellung der Farbstofflösungen
Lösung 1 : Mit 2,28 g des silylierten Spiro-isoindolino-naphthooxazins mit der Formel (6) und 3,31 g des silylierten Chromens mit der Formel (5) wurde eine gesättigte Lösung in THF hergestellt.
Lösung 2: Mit 912 mg 3,3-Di(4-methoxy)phenyl-8'-methoxy-3H-naphto[2.1-b]pyran wurde eine gesättigte Lösung in THF und Diethylenglycoldimethylether (Diglyme), gemischt in einem Gewichtsverhältnis von 2:1 , hergestellt.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
23,63 g GPTMS wurden analog zu Beispiel A.2 mit den nach a) hergestellten Farbstofflösungen versetzt, mit H20 und TESBA umgesetzt und appliziert. Die resultierenden Schichten zeigten gute bis ausgezeichnete primäre Haftung (B 4 - B 5) auf Kunststoffsubstraten. Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung war eine kräftige Eindunklung zu einem nahezu neutralen braun-grauen Farbton zu beobachten.
Beispiel A.5
a) Herstellung der Farbstofflösungen
Die Herstellung beider Lösungen erfolgte wie unter Beispiel A.4 beschrieben.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung 23,63 g GPTMS wurden analog zu Beispiel A.4 mit den nach a) hergestellten Farbstofflösungen versetzt und weiterverarbeitet. In das Gemisch wurden 7,71 g Hexahydrophthalsäureanhydrid eingerührt. Die weitere Verarbeitung und Applikation erfolgte wie unter Beispiel A.1 beschrieben. Das Material wurde durch
Tauchbeschichtung auf gewölbte Linsen aus CR39®, Bisphenol A Polycarbonat und Polyamid aufgetragen. Die resultierenden Schichten wiesen erhöhte Schichtdicken einhergehend mit verringerten Härten bei sehr guten Haftungseigenschaften auf. Bei Aktivierung der farblosen Schichten durch UV-A-Bestrahlung war eine kräftige Eindunklung zu einem nahezu grauen Farbton zu beobachten. Die Farbtiefe war im Vergleich zu TESBA-haltigen Schichten etwas erhöht.
Beispiel A.6
a) Herstellung der Farbstofflösung
Mit 14,58 g des silylierten Spiro-indolino-naphthooxazins mit der Formel (4) oder 14,58 g des silylierten Spiro-isoindolino-naphthoxazins mit der Formel (6) wurde eine gesättigte Lösung in THF hergestellt.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
Zu einem Gemisch aus 200,89 g GPTMS, 22,14 g 3-Aminopropyltriethoxysilan und der nach a) hergestellten Farbstofflösung wurden 22,47 g einer gekühlten, 72,9 %igen Lösung von Zr(OPr)4 in n-Propanol, der die äquimolare Menge Acetessigester zugesetzt wurde, gegeben. Nach einer Rührzeit von 10 min erfolgte die Zugabe von 58,85 g destilliertem Wasser unter Kühlung. Das Hydrolysat wurde über Nacht gerührt und anschließend einem Lösungsmittelaustausch mit 10-30 Gew.% Diglyme unterworfen.
Der Lack wurde durch ein Sprühbeschichtungsverfahren in Schichtdicken von 20-30 μm auf Mineralglassubstrate aufgetragen. Die thermische Aushärtung des
Schichtmaterials erfolgte bei 120 °C, mit einer Aushärtungszeit von 30 min. Die resultierenden rißfreien, farblosen und schwitzwasserbeständigen (nach DIN 50017: Gt 0) Überzüge wiesen sehr gute Haftungseigenschaften auf (B 5). Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung dunkelten die Schichten mit tiefblauer Farbe ein.
Beispiel A.7
a) Herstellung der Farbstofflösung
Mit 14,58 g des silylierten Spiro-indolino-naphthooxazins mit der Formel (4) und 14,10 g des silylierten Chromens mit der Formel (6) wurde eine Lösung in 50,0 g THF hergestellt.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
200.89 g GPTMS wurden analog zu Beispiel A.6 mit 3-Aminopropyltriethoxysilan, der nach a) hergestellten Farbstofflösung sowie mit Zr(OPr)4 umgesetzt, verarbeitet und appliziert.
Das Leistungsverhalten der resultierenden Überzüge glich den nach Beispiel A.6 erhaltenen Proben. Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung war eine kräftige Eindunklung zu einem tiefgrünen Farbton zu beobachten.
Beispiel A.8
a) Herstellung der Farbstofflösung
Die Herstellung der Lösung erfolgte wie unter Beispiel A.6 beschrieben,
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
Eine analog zu Beispiel A.6 hergestellte Beschichtungslösung, die jedoch 129,99 g GPTMS und 48,09 g Vinylmethyldiethoxysilan (VMDEO) enthielt, diente zur
Sprühbeschichtung von Mineralglassubstraten. Die thermische Aushärtung des Materials erfolgte ebenfalls wie unter Beispiel A.6 beschrieben. Die resultierenden Überzüge wiesen Schichtdicken bis zu 40 μm auf, waren rißfrei und zeigten keine Einbußen hinsichtlich ihrer Schwitzwasserstabilität und Haftung. Nach UV-A- Bestrahlung war aufgrund der höheren Schichtdicke im Vergleich zu den in Beispiel A.6 erhaltenenen Schichten eine erneute Steigerung der Farbtiefe zu beobachten.
Beispiel A.9
a) Herstellung der Farbstofflösung
Mit 2,98 g des silylierten Spiro-isoindolino-naphthooxazins mit der Formel (6) wurde eine gesättigte Lösung in THF und Diethylenglycoldimethylether (Diglyme), gemischt in einem Gewichtsverhältnis von 2:1 , hergestellt.
b) Herstellung und Applikation der Beschichtungslösung
23,63 g GPTMS wurden mit der nach a) hergestellten Farbstofflösung versetzt. In die resultierende tiefgefärbte Lösung wurden 18,55 g des kommerziell erhältlichen Si02- Sols LUDOX TM50 (DuPont) und 0,31 g destilliertes Wasser eingerührt. Nach einigen Stunden Rührzeit erfolgte die Zugabe von 1 ,26 g Tetramethoxysilan (TMOS) und 17,78 g TESBA.
Die Applikation und Aushärtung des Schichtmaterials erfolgte wie in Beispiel A.1 beschrieben. Entsprechend hergestellte Überzüge auf planen und gewölbten CR39®- Substraten wiesen keinerlei Trübung oder Färbung auf. Die Mikrohärten lagen im Bereich um 200 MPa bei ausgehärteten Schichten (> 120°C, > 1 h). Die Überzüge zeigten primär als auch nach dreistündiger Lagerung in kochendem Wasser sehr gute Haftung (B 5). Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung wurde ein tiefblauer Farbton beobachtet.
B. Herstellung von kratzfesten Lack-Mehrschichtsystemen und Glas/Kunststoff-Laminaten
Beispiel B.1
Die gemäß Beispiel A.1 mit einem photochromen Überzug ausgerüsteten Kunststoffsubstrate wurden mit einem kratzfesten aluminiumhaltigen Decklack, wie er in der EP 610831 A1 beschrieben ist, überbeschichtet. Hierzu wurden 24,63 g AI(OsBu)3 in 27,0 g 2-Butanol gelöst und der Lösung 13,01 g Acetessigester unter Kühlung zugetropft. Nachdem 15 Minuten gerührt wurde, erfolgte die Zugabe von 76,81 g GPTMS, 9.92 g Phenyltrimethoxysilan und 5,53 g 3-Aminopropyltriethoxysilan. Nacheinander wurden nun im Abstand von mindestens 5 Minuten folgende Wassermengen unter Kühlung zugegeben: 1,69 g, 3,38 g und 27,03 g. Nach etwa zweistündigem Rühren erfolgte die Zugabe von 2,14 g Araldit GY 260 (Ciba-Geigy) und 8,57 g n-Propanol. Nach kurzem Rühren war der Lack gebrauchsfertig.
Der Decklack wurde durch Schleuderbeschichtung auf die bei 80° C für 10 min zwischengehärteten Basisschichten aufgetragen. Die thermische Endhärtung des mehrschichtigen Lacksystems erfolgte bei 120°C für 2 h. Die resultierenden
Doppelschichtsysteme (siehe Skizze 1) zeigten selbst nach 3 h in kochendem Wasser sehr gute Grund- und Zwischenschichthaftung (B 5) und keine Rißbildung. Die Überbeschichtung resultierte in einer Erhöhung der Mikrohärte auf bis zu 250 MPa bei gleichbleibendem, photochromen Effekt.
Beispiel B.2
Die gemäß Beispiel A.2 mit einem photochromen Überzug ausgerüsteten Kunststoffsubstrate wurden mit einem kratzfesten aluminiumhaltigen Decklack gemäß Beispiel B.1 überbeschichtet. Die Härtung beider Schichten erfolgte wie in Beispiel B.1 beschrieben. Für mehr als 1 h endgehärtete Proben zeichneten sich durch sehr gutes Haftungs- und Rißverhalten (Tape-Test: B 5 primär sowie nach 3 h Kochtest), eine Mikrohärte über 200 MPa, hohe Abriebfestigkeit im Stahlwolle-Test (nach ISO draft 15258: 5 star) sowie eine hohe Bewitterungsbeständigkeit (Nass-UV-Bewitterung) aus. Bei Aktivierung durch UV-A-Bestrahlung dunkelten die Substrate mit kräftiger violetter Farbe ein, die sich in Farbton und -tiefe im Vergleich zu den nicht-kratzfest ausgerüsteten Proben nicht signifikant unterschieden.
Beispiel B.3
Die gemäß Beispiel A.2 mit einem photochromen Überzug ausgerüsteten Kunststoffsubstrate wurden mit einem kratzfesten aluminiumhaltigen Decklack gemäß Beispiel B.1 überbeschichtet. Dem Decklack wurde vor der Wasserzugabe das silylierte Chromen (5) in einer Menge die einem Gewichtsanteil von 7,25 % bez. auf den Feststoffgehalt des Lackes entspricht, zugesetzt.
Beispiel B.4
Die gemäß Beispiel A.4 mit einem photochromen Überzug ausgerüsteten Kunststoffsubstrate wurden mit einem kratzfesten partikelhaltigen Decklack, wie er in Beispiel A.8 beschrieben ist, überbeschichtet. Die Härtung beider Schichten erfolgte gemäß Beispiel B.1. Die resultierenden Doppelschichtsysteme wiesen sehr gute initiale Grund- und Zwischenschichthaftungs-eigenschaften auf CR39® auf (B 5). Bei 130°C für 20 min endgehärtete Proben zeigten eine Mikrohärte um 150 MPa. Durch den in der Kratzfestbeschichtung enthaltenen Farbstoff wurde die photochrome Eindunklung der beschichteten Proben darüber hinaus signifikant verstärkt. Der Farbton änderte sich im Vergleich zu den nicht kratzfest ausgerüsteten Proben von nahezu neutral zu intensiv grünblau.
Beispiel B.5
Die Herstellung des Zweischichtsystems erfolgte gemäß Beispiel B.4, jedoch unter Verwendung des in Beispiel A.5 beschriebenen Basislackes. Die resultierenden Proben unterschieden sich bezüglich ihrer Mikrohärte und Primärhaftung nicht wesentlich von den gemäß Beispiel B.4 hergestellten Proben. Im Vergleich zu Beispiel B.4 wiesen die Proben einen ausgeprägteren photochromen Effekt auf, der auf die erhöhte Schichtdicke und geringere Quervernetzung der Basisbeschichtung zurückzuführen war.
Beispiel B.6
Eine nach Beispiel A.7 beschichtete Mineralglasplatte wurde mit einer PVB-Folie und einer unbeschichteten Glasplatte so laminiert, daß sich die photochrome Schicht innerhalb des Laminates, zwischen beschichtetem Substrat und PVB-Folie, befand (asymmetrischer Aufbau, siehe Figur 2a). Die Laminate zeigten weder Riß- bzw.
Blasenbildung noch Delaminationserscheinungen. Die photochrome Schicht erwies sich als chemisch und verfahrenstechnisch unproblematisch. Das photochrome Leistungsverhalten der Schichten wurde demgemäß durch das Laminationsverfahren nicht beeinträchtigt. Aufgrund des gehinderten Sauerstoffzutritts und der Abschirmung kurzwelliger Lichtanteile durch das umgebende Glas wiesen die Proben eine erhöhte photochemische Stabilität auf. So wurden nach 400 h ständiger UV-Bestrahlung noch etwa 65 % der ursprünglichen Aktivität des enthaltenen blau schaltenden Farbstoffes (λ max = 620 nm) gefunden.
Beispiel B.7
Zwei nach Beispiel A.7 beschichtete Mineralglasplatten wurden mit einer PVB-Folie so laminiert, daß sich die photochromen Schichten innerhalb des Laminates, jeweils zwischen den Substraten und der PVB-Folie befanden (symmetrischer Aufbau, siehe Figur 2b). Die Laminate zeichneten sich analog zu den asymmetrisch aufgebauten Systemen aus Beispiel B.6 durch Blasen-, Riß- und Delaminationsfreiheit aus. Aufgrund des doppelten Schichtaufbaus war der durch UV-Bestrahlung ausgelöste Transmissionsrückgang etwa doppelt so stark ausgeprägt wie in asymmetrischen Laminaten. Die photochemische Stabilität erwies sich als bemerkenswert hoch. Selbst nach 400 h ständiger UV-Bestrahlung zeigten die Proben noch etwa 90 % ihrer ursprünglichen Aktivität bei λmax = 620 nm. Erst nach über 1000 h Bestrahlung war ein Rückgang auf 50% der Ausgangsaktivität erreicht.