Bisamidino-Verbindungen als NHE-3 Inhibitoren
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Verbindungen der Formel
worin bedeuten
n: einen ganzzahligen Wert zwischen 1 und 6
sowie deren Salze und Solvate als NHE-Inhibitoren.
Natrium/Protonenaustauscher oder Antiporter sind Transportproteine, die in der Plasmamembran angeordnet sind und extrazelluläres Na+ gegen intrazelluläres H+ austauschen. Diese Proteine werden in allen Tieren gefunden. Die Na+/H+-Austauscher bilden eine Familie mit mindestens sechs unterschiedlichen Isoformen (NHE-1 bis NHE-6), die inzwischen alle Moniert worden sind. Während der Subtyp NHE-1 ubiquitar im ganzen Körper in allen Geweben verteilt ist, werden die übrigen NHE-Subtypen selektiv in spezifischen Organen wie in der Niere oder in der Lumenwand und
Kontraluminalwand des Dünndarms exprimiert. Diese Verteilung spiegelt die spezifischen Funktionen wieder, denen die verschiedenen Isoformen dienen, nämlich einerseits die Regulation des intrazellulären pH-Werts und des Zellvolumens durch den Subtyp NHE-1 und andererseits die Na+-
Aufnahme und -wiederaufnähme in Darm und Niere durch die Isoformen
NHE-2 bzw. NHE-3. Die Isoform NHE-4 wird hauptsächlich im Magen gefunden. Die Expression von NHE-5 beschränkt sich auf Gehirn- und Neuronengewebe. NHE-6 stellt diejenige Isoform dar, die den Natri- um/Protonen-Austauscher in den Mitochondrien bildet. Die Isoform NHE-3 wird insbesondere in der Apicalmembran der proximalen Nierentubuli exprimiert. Ein NHE-3-Hemmstoff übt daher u.a. eine Nierenschutzwirkung aus.
Die therapeutische Verwendung eines selektiven Hemmstoffs für NHE-3- Isoformen ist vielseitig. NHE-3-Hemmstoffe hemmen oder verringern Gewebeschäden und Zellnekrosen nach pathophysiologischen hypoxischen und ischemischen Ereignissen, die zu einer Aktivierung der NHE-Aktivität führen, wie dies während Nieren ischämie oder während der Entfernung, des Transport und der Reperfusion einer Niere bei der Nierenverpflanzung der Fall ist.
Inhibitoren des Natrium/Protonen-Austauschers Subtyp 3 sind beispielsweise in der EP 0 825 178 beschrieben.
Aufgabe der Erfindung ist es, neue Inhibitoren des Natrium/Protonen- Austauschers zur Verfügung zu stellen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch die Verwendung von Verbindungen der oben gezeigten Formel I als NHE-Inhibitoren. Die Verbindungen zeigen eine hohe NHE-3 Aktivität, verbunden mit einer ausgeprägten Selektivität gegenüber den NHE-1 und NHE-2-lsoformen.
Bisamidinoverbindungen der Formel I sind grundsätzlich bekannt. Vertreter dieser Substanzklassen sind beispielsweise beschrieben von O. Dann, H. Char und H. Griesmayer, Liebigs Ann. Chem. 1982, 1836 bis 1869, O. Dann, H. Char, P. Fleischmann, H. Fricke, Liebigs Ann. Chem. 1986, 438 bis 455 sowie O. Dann, G. Volz, E. Demant, W. Pfeifer, G. Bergen, H. Fick, E. Walkenhorst, Liebigs Ann. Chem. 1973, 1112 bis 1140. Die Autoren untersuchten auch die trypanociden und antileukämischen Eigenschaften dieser Substanzen.
Die Verbindungen der Formel I wirken blutdrucksenkend und eignen sich als Arzneimittelwirkstoffe zur Behandlung der Hypertonie. Weiterhin eignen sie sich als Diuretika.
Die Verbindungen der Formel I wirken alleine oder in Verbindung mit NHE- Inhibitoren anderer Subtypspezifität antiischämisch und können verwendet werden bei Thrombosen, Atherosklerose, Gefäßspasmen, zum Schutz von Organen, z.B. Niere und Leber, vor und während Operationen, sowie bei chronischem oder akutem Nierenversagen.
Weiterhin können sie verwendet werden zur Behandlung von Schlaganfall, des Himödems, Ischämien des Nervensystems, verschiedenen Formen des Schocks sowie zur Verbesserung des Atemantriebs bei beispielsweise folgenden Zuständen: zentrale Schlafapnoen, plötzlicher Kindstod, postoperative Hypoxie und anderen Atemstörungen.
Durch die Kombination mit einem Carboanhydrase-Hemmer kann die Atmungstätigkeit weiter verbessert werden.
Die Verbindungen der Formel I wirken inhibierend auf die Proliferationen von Zellen, beispielsweise der Fibroblasten-Zellproliferation und der Proli- feration der glatten Gefäßmuskelzellen und können daher zur Behandlung
von Krankheiten verwendet werden, bei denen die Zeilproliferation eine primäre oder sekundäre Ursache darstellt.
Die Verbindungen der Formel I können verwendet werden gegen diabeti- sehe Spätkomplikationen, Krebserkrankungen, fibrotische Erkrankungen, endotheliale Dysfunktioή, Organhypertrophie und -hyperplasien, insbesondere bei Prostatahyperplasie bzw. Prostatahypertrophie.
Ferner eignen sie sich als Diagnostika zur Bestimmung und Unterscheidung bestimmter Formen der Hypertonie, der Atherosklerose, des Diabetes und proliferativer Erkrankungen.
Da die Verbindungen der Formel I auch den Spiegel der Serumlipoprotei- ne vorteilhaft beeinflussen, können sie zur Behandlung eines erhöhten Blutfettspiegels alleine oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln eingesetzt werden.
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Verbindungen der
Formel I nach Anspruch 1 und ihrer physiologisch unbedenklichen Salze und/oder Solvate zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Thrombosen, ischämischen Zuständen des Herzens, des peripheren und zentralen Nervensystems und des Schlaganfalls, ischämischen Zuständen peripherer Organe und Gliedmaßen und zur Behandlung von Schockzuständen.
Gegenstand der Erfindung ist weiter die Verwendung von Verbindungen der Formel I und ihrer physiologisch unbedenklichen Salze und/oder Solvate zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Krankheiten, bei denen die Zellproliferation eine primäre oder sekundäre Ursache darstellt, zur Behandlung oder Prophylaxe von Störungen des Fettstoffwechsels oder gestörtem Atemantrieb.
Gegenstand der Erfindung ist ferner die Verwendung von Verbindungen der Formel I und ihrer physiologisch unbedenklichen Salze und/oder Sol- vate zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von ischämischer Niere, ischämischen Darmerkrankungen oder zur Prophylaxe von akuten oder chronischen Nierenerkrankungen.
Methoden zur Identifizierung von Substanzen, die den Natrium/Protonen- Austauscher Subtyp 3 inhibieren, sind z.B. in US 5,871 ,919 beschrieben.
Unter Hydraten versteht man z.B. die Hemi-, Mono- oder Dihydrate, unter Solvaten z.B. Alkoholadditionsverbindungen wie z.B. mit Methanol oder Ethanol.
Als besonders vorteilhaft in ihrer Wirkung als NHE-3-lnhibitoren haben sich die folgenden Verbindungen erwiesen:
a) 2,2-Tetramethylendi-1 -benzofuran-5-carboxamidin (1); b) 2,2-Hexamethylendi-1-benzofuran~5-carboxamidin (2); c) 2-[2-(6-Amidinoindol-2-yl)ethyl]-1 -benzofuran-5-carboxamidin (3); d) Trans-1 ,2-bis-(5-amidino-2-benzofuranyl)ethylen (4);
sowie deren Salze und Solvate.
Die Verbindungen der Formel I und auch die Ausgangsstoffe zu ihrer Herstellung werden im übrigen nach an sich bekannten Methoden hergestellt, wie sie in der Literatur (z.B. in den Standardwerken wie Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart) beschrieben sind, und zwar unter Reaktionsbedingungen, die für die genannten Umsetzungen bekannt und geeignet sind. Dabei kann man auch von an sich bekannten, hier nicht näher erwähnten Varianten
Gebrauch machen.
Die Ausgangsstoffe können, falls erwünscht, auch in situ gebildet werden, so daß man sie aus dem Reaktionsgemisch nicht isoliert, sondern sofort weiter zu den Verbindungen der Formel I umsetzt.
Bevorzugt werden die Verbindungen der Formel I nach den von 0. Dann et al. in den oben zitierten Literaturstellen beschriebenen Verfahren hergestellt.
Die Amidinogruppe wird bevorzugt durch Umwandlung einer Cyanogruppe durch Umsetzung mit z.B. Hydroxylamin und anschließender Reduktion des N-Hydroxyamidins mit Wasserstoff in Anwesenheit eines Katalysators wie z.B. Pd/C oder Raney-Nickel erhalten. Zur Herstellung der Amidin- Gruppe kann auch an ein entsprechendes Nitril Ammoniak angelagert werden. Die Anlagerung erfolgt bevorzugt mehrstufig, indem man in an sich bekannter Weise
a) das Nitril mit H2S in ein Thioamid umwandelt, das mit einem Alkylie- rungsmittel, z.B. CH3I, in den entsprechenden S-Alkyl-Imidothioester übergeführt wird, welcher seinerseits mit NH3 zum Amidin reagiert, b) das Nitril mit einem Alkohol, z.B. Ethanol in Gegenwart von HCI in den entsprechenden Imidoester umwandelt und diesen mit Ammoni- ak behandelt, oder c) das Nitril mit Lithium-bis-(trimethylsilyl)-amid umsetzt und das Produkt anschließend hydrolisiert.
Eine Base der Formel I kann mit einer Säure in das zugehörige Säureadditionssalz übergeführt werden, beispielsweise durch Umsetzung äquivalenter Mengen der Base und der Säure in einem inerten Lösungsmittel wie Ethanol und anschließendes Eindampfen. Für diese Umsetzung kommen insbesondere Säuren in Frage, die physiologisch unbedenkliche Sal- ze liefern. So können anorganische Säuren verwendet werden, z.B.
Schwefelsäure, Salpetersäure, Halogen wasserstoffsäuren wie Chlorwas-
serstoffsäure oder Bromwasserstoffsäure, Phosphorsäuren wie Ortho- phosphorsäure, Sulfaminsäure, ferner organische Säuren, insbesondere aliphatische, alicyclische, araliphatische, aromatische oder heterocyclische ein- oder mehrbasige Carbon-, Sulfon- oder Schwefelsäuren, z.B. Amei- sensäure, Essigsäure, Propionsäure, Pivalinsäure, Diethylessigsäure,
Malonsäure, Bernsteinsäure, Pimelinsäure, Fumarsäure, Maleinsäure, Milchsäure, Weinsäure, Äpfelsäure, Citronensäure, Gluconsäure, Ascor- binsäure, Nicotinsäure, Isonicotinsäure, Methan- oder Ethansulfonsäure, Ethandisulfonsäure, 2-Hydroxyethansulfonsäure, Benzolsulfonsäure, p- Toluolsulfonsäure, Naphthalin-mono- und -disulfonsäuren, Laurylschwefel- säure. Salze mit physiologisch nicht unbedenklichen Säuren, z.B. Pikrate, können zur Isolierung und /oder Aufreinigung der Verbindungen der Formel I verwendet werden.
Andererseits können Verbindungen der Formel I mit Basen (z.B. Natriumoder Kaliumhydroxid oder -carbonat) in die entsprechenden Metall-, insbesondere Alkalimetall- oder Erdalkalimetall-, oder in die entsprechenden Ammoniumsalze umgewandelt werden. Auch physiologisch unbedenkliche organische Basen, wie z.B. Ethanola- min können verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung ist ferner die Verwendung der Verbindungen der Formel I als NHE-3-lnhibitoren und/oder ihrer physiologisch unbedenklichen Salze zur Herstellung pharmazeutischer Zubereitungen, insbeson- dere auf nicht-chemischem Wege. Hierbei können sie zusammen mit mindestens einem festen, flüssigen und/oder halbflüssigen Träger- oder Hilfsstoff und gegebenenfalls in Kombination mit einem oder mereren weiteren Wirkstoffen in eine geeignete Dosierungsform gebracht werden.
Gegenstand der Erfindung sind ferner pharmazeutische Zubereitungen, enthaltend mindestens einen NHE-3-lnhibitor der Formel I und/oder eines seiner physiologisch unbedenklichen Salze und Solvate.
Diese Zubereitungen können als Arzneimittel in der Human- oder Veteri- närmedizin verwendet werden. Als Trägerstoffe kommen organische oder anorganische Substanzen in Frage, die sich für die enterale (z.B. orale),
parenterale oder topische Applikation eignen und mit den neuen Verbindungen nicht reagieren, beispielsweise Wasser, pflanzliche Öle, Benzyl- alkohole, Alkylenglykole, Polyethylenglykole, Glycerintriacetat, Gelatine, Kohlehydrate wie Lactose oder Stärke, Magnesiumstearat, Talk, Vaseline. Zur oralen Anwendung dienen insbesondere Tabletten, Pillen, Dragees,
Kapseln, Pulver, Granulate, Sirupe, Säfte oder Tropfen, zur rektalen Anwendung Suppositorien, zur parenteralen Anwendung Lösungen, vorzugsweise ölige oder wässrige Lösungen, ferner Suspensionen, Emulsionen o- der Implantate, für die topische Anwendung Salben, Cremes oder Puder, oder transdermal in Patches.
Die Verbindungen können auch lyophilisiert und die erhaltenen Lyo- philisate z.B. zur Herstellung von Injektionspräparaten verwendet werden. Die angegebenen Zubereitungen können sterilisiert sein und/oder Hilfs- Stoffe wie Gleit-, Konservierungs-, Stabilisierungs- und/oder Netzmittel, E- mulgatoren, Salze zur Beeinflussung des osmotischen Druckes, Puffersubstanzen, Färb-, Geschmacks- und /oder ein oder mehrere weitere Wirkstoffe enthalten, z.B. ein oder mehrere Vitamine.
Als pharmazeutische Zubereitung für die Verabreichung in Form von Aerosolen oder Sprays sind geeignet z.B. Lösungen, Suspensionen oder Emulsionen des Wirkstoffs der Formel I in einem pharmazeutisch unbedenklichen Lösungsmittel.
Die Verbindungen der Formel I und ihre physiologisch unbedenklichen
Salze und Solvate können zur Behandlung und/oder Prophylaxe der oben beschrieben Krankheiten oder Krankheitszuständen verwendet werden.
Dabei werden die erfindungsgemäßen Substanzen in der Regel vorzugs- weise in Dosierungen zwischen etwa 0,1 und 100 mg, insbesondere zwischen 1 und 10 mg pro Dosierungseinheit verabreicht. Die tägliche Dosierung liegt vorzugsweise zwischen etwa 0,001 und 10 mg/kg Körpergewicht. Die spezielle Dosis für jeden Patienten hängt jedoch von den verschiedensten Faktoren ab, beispielsweise von der Wirksamkeit der eingesetz- ten speziellen Verbindung, vom Alter, Körpergewicht, allgemeinen Gesundheitszustand, Geschlecht, von der Kost, vom Verabreichungszeit-
punkt und -weg, von der Ausscheidungsgeschwindigkeit, Arzneistoffkombination und Schwere der jeweiligen Erkrankung, welcher die Therapie gilt. Die orale Applikation ist bevorzugt.
Die Erfindung wird anhand von Beispielen näher erläutert.
Synthese der Wirkstoffe
2,2'-Tetramethylendi-1 -benzofuran-5-carboxamidin (1) wurde nach O.
Dann, H. Char, H. Griesmayer, Liebigs Ann. Chem. 1982, 1836 bis 1869 hergestellt.
Analog zu dieser Synthese wurde 2,2'-Hexamethylendi-1 -benzofuran-5- carboxamidin (2) hergestellt.
2-[2-(6-Amidinoindol-2-yl)ethyl]-1 -benzofuran-5-carboxamidin (3) wurde nach der Vorschrift in O. Dann, H. Char, P. Fleischmann, H. Fricke, Liebigs Ann. Chem. 1986, 438 bis 455 hergestellt.
trans-1 ,2-Bis-(5-amidino-2-benzofuranyl)ethylen (4) wurde nach der Vorschrift von O. Dann, G. Volz, E. Demant, W. Pfeifer, G. Bergen, H. Fick, E. Walkenhorst Liebigs Ann. Chem. 1973, 1112 bis 1140 hergestellt.
Für die pharmakologischen Tests wurden jeweils die Dihydrochloride verwendet.
Pharmakologische Tests
Im folgenden ist die Methodik dargestellt, die zur Charakterisierung der Verbindungen der Formel I als NHE-3-lnhibitoren verwendet wurde.
Die Verbindungen der Formel I wurden in bezug auf ihre Selektivität gegenüber den Isoformen NHE-1 bis NHE-3 charakterisiert. Die drei Isoformen wurden in Maus-Fibroblastenzellinien stabil exprimiert. Die Hemmwirkung der Verbindungen wurde durch Bestimmung der ElPA-empfindlichen 22Na+-Aufnahme in die Zellen nach intrazellulärer Acidose beurteilt.
Material und Methoden
LAP1-Zellinien, die die unterschiedlichen NHE-Isoformen exprimieren
Die LAP1 -Zellin ien, die die Isoformen NHE-1 , -2 und -3 exprimieren (eine Maus-Fibroblastenzellinie), wurden von Prof. J. Pouyssegur (Nice, Frankreich) erhalten. Die Transfektionen wurden nach dem Verfahren von Fran- chi et al. (1986) durchgeführt. Die Zellen wurden in Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) mit 10% inaktiviertem fötalem Kälberserum (FKS) kultiviert. Zur Selektion der NHE-exprimierenden Zellen wurde das sogenannte "Säureabtötungsverfahren" von Sardet et al. (1989) verwendet. Die Zellen wurden zuerst 30 Minuten in einem NH4CI-haltigen bicar- bonat- und natriumfreien Puffer inkubiert. Danach wurde das extrazelluläre NH CI durch Waschen mit einem bicarbonat-, NH4CI- und natriumfreien Puffer entfernt. Im Anschluß daran wurden die Zellen in einem bicarbonatfreien NaCI-haltigen Puffer inkubiert. Nur diejenigen Zellen, die NHE funktioneil exprimieren, konnten in der intrazellulären Ansäuerung, der sie ausgesetzt wurden, überleben.
Charakterisierung von NHE-Hemmstoffen in bezug auf ihre Isoformselektivität
Mit den obengenannten Maus-Fibroblastenzellinien, die die Isoformen NHE-1 , NHE-2 und NHE-3 exprimieren, wurden Verbindungen nach der von Counillon et al. (1993) und Scholz et al. (1995) beschriebenen Vorgehensweise auf Selektivität gegenüber den Isoformen geprüft. Die Zellen wurden intrazellulär nach dem NH4CI-Prepulse-Verfahren und anschlie- ßend durch Inkubation in einem bicarbonatfreien 22Na+-haltigen Puffer angesäuert. Aufgrund der intrazellulären Ansäuerung wurde NHE aktiviert
und Natrium wurde in die Zellen aufgenommen. Die Auswirkung der Prüfverbindung wurde als Hemmung der EIPA (Ethyl-isopropylamilorid)- empfindlichen 22Na+-Aufnahme ausgedrückt.
Die Zellen, die NHE-1 , NHE-2 und NHE-3 exprimierten, wurden in einer
Dichte von 5-7,5 x 104 Zellen/Näpfchen in Mikrotiterplatten mit 24 Näpfchen ausgesät und 24 bis 48 Stunden bis zur Konfluenz gezüchtet. Das Medium wurde abgesaugt und die Zellen wurden 60 Minuten bei 37° C im NH4CI-Puffer (50 mM NH4CI, 70 mM Cholinchlorid, 15 mM MOPS, pH 7,0) inkubiert. Anschließend wurde der Puffer entfernt und die Zellen wurden rasch zweimal mit dem Cholinchlorid-Waschpuffer (120 mM Cholinchlorid, 15 mM PIPES/Tris, 0,1 mM Ouabain, 1 mM MgCI2, 2 mM CaCI2, pH 7,4) überschichtet; in diesem Puffer wurden die Zellen 6 Minuten inkubiert. Nach Ablaufen der Inkubationszeit wurde der Inkubationspuffer abgesaugt. Zwecks Entfernung extrazellulärer Radioaktivität wurden die Zellen viermal rasch mit eiskalter phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS) gewaschen. Danach wurden die Zellen durch Zusatz von 0,3 ml 0,1 N NaOH pro Näpfchen solubilisiert. Die zellfragmenthaltigen Lösungen wurden in Szintillati- onsröhrchen überführt. Jedes Näpfchen wurde noch zweimal mit 0,3 ml 0,1 N NaOH gewaschen und die Waschlösungen wurden ebenfalls in die entsprechenden Szintillationsröhrchen gegeben. Die das Zellysat enthaltenden Röhrchen wurden mit Szintillationscocktail versetzt und die in die Zellen aufgenommene Radioaktivität wurde durch Bestimmung der ß- Strahlung bestimmt.
Literatur:
Counillon et al. (1993) Mol. Pharmacol. 44: 1041 -1045 Franchi et al. (1986) Proc. Natl. Acad. Sei. USA 83: 9388-9392 Morgan und Canessa (1990) J. Membrane Biol. 118, 193-214
Sardet et al. (1989) Cell 56: 271-280 Scholz et al. (1995) Cardiovasc. Res. 29: 260-268.
Testergebnisse
IC50(NHE-1) = 2,2μM IC50(NHE-3) = 1,7μM
IC50(NHE-1) = 2,7μM IC50(NHE-3) = 1,9μM
IC50(NHE-1) = 4,6 M IC50(NHE-2) = 47,6μM IC50(NHE-3) = 0,98μM
IC50 (NHE-1) = 0,69 μM IC50 (NHE-3) = 1 ,5 μM
0
Beispiel A: Injektionsgläser
Eine Lösung von 100 g eines NHE-3-lnhibitors der Formel I und 5 g Di- ^ natriumhydrogenphosphat wird in 3 I zweifach destilliertem Wasser mit 2 n Salzsäure auf pH 6,5 eingestellt, steril filtriert, in Injektionsgläser abgefüllt, unter sterilen Bedingungen lyophilisiert und steril verschlossen. Jedes Injektionsglas enthält 5 mg Wirkstoff.
0 Beispiel B: Suppositorien
Man schmilzt ein Gemisch von 20 g eines NHE-3-lnhibitors der Formel I mit 100 g Sojalecithin und 1400 g Kakaobutter, gießt in Formen und läßt erkalten. Jedes Suppositorium enthält 20 mg Wirkstoff. 5
Beispiel C: Lösung
Man bereitet eine Lösung aus 1 g eines NHE-3-lnhibitors der Formel I, 9,38 g NaH2Pθ4 • 2 H2O, 28,48 g Na2HP04 • 12 H2O und 0,1 g Benzal- υ koniumchlorid in 940 ml zweifach destilliertem Wasser. Man stellt auf pH 6,8 ein, füllt auf 1 I auf und sterilisiert durch Bestrahlung. Diese Lösung kann in Form von Augentropfen verwendet werden.
Beispiel D: Salbe 5
Man mischt 500 mg eines NHE-3-lnhibitors der Formel I mit 99,5 g Vaseline unter aseptischen Bedingungen.
Beispiel E: Tabletten
Ein Gemisch von 1 kg eines NHE-3-lnhibitors der Formel I, 4 kg Lactose, 1 ,2 kg Kartoffelstärke, 0,2 kg Talk und 0,1 kg Magnesiumstearat wird in üblicher Weise zu Tabletten verpreßt, derart, daß jede Tablette 10 mg Wirkstoff enthält.
Beispiel F: Dragees
Analog Beispiel E werden Tabletten gepreßt, die anschließend in üblicher Weise mit einem Überzug aus Saccharose, Kartoffelstärke, Talk, Tragant und Farbstoff überzogen werden.
Beispiel G: Kapseln
2 kg eines NHE-3-lnhibitors der Formel I werden in üblicher Weise in Hart- gelatinekapseln gefüllt, so daß jede Kapsel 20 mg des Wirkstoffs enthält.
Beispiel H: Ampullen
Eine Lösung von 1 kg NHE-3-lnhibitor der Formel I in 60 I zweifach destil- liertem Wasser wird steril filtriert, in Ampullen abgefüllt, unter sterilen Bedingungen lyophilisiert und steril verschlossen. Jede Ampulle enthält 10 mg Wirkstoff.