Verfahren und Vorrichtung zum Dämpfen des Druckstoßes an Flammensperren bei Detonationen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Dampfen des Druckstoßes an Flammensperren, insbesondere Bandsicherungen, bei Detonation eines brennbaren Gas/Luft- und/oder Dampf/Luft-Gemisches in Anlagen-, Behalter- und Rohrleitungssystemen, bei dem die anlaufende Detonationsfront aufgeteilt wird.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Dampfen des Druckstoßes an Flammensperren, insbesondere Bandsicherungen, bei Detonation eines brennbaren Gas/Luft- und/oder Dampf/Luft-Gemisches in Anlagen-, Behalter- und Rohrleitungssystemen, mit in Rohrachsenrichtung liegenden Gehäuseteilen in Durchgangs- oder Eckbauform und einer darin senkrecht zu dieser Achse angeordneten, zwischen den Gehauseteilen eingespannten trockenen Flammensperre aus mindestens einer Bandsicherung .
Detonationssicherungen sind Elemente des konstruktiven Explosionsschutzes, die n Behaltern, Anlagen und speziell in verbindenden Rohrleitungen, in denen brennbare Gas/Luft-Gemische und/oder Dampf/Luft-Gemische gelagert oder transportiert werden, die Ausbreitung (Fortpflanzung) detonativ verlaufender Explosionen verhindern sollen. Unter entsprechenden Prozeßbedingungen sowie Konfiguration der Anlagen, insbesondere der Lange der verbindenden Rohrleitungen, entwickeln sich Detonationen aus der Deflagration heraus mit Ausbreitungsgeschwindigkeiten bis zu 3000 m/s und Druckspitzen bis 100 bar.
Die bekanntlich in Detonationssicherungen eingesetzten Flammensperren, deren Wirkung auf dem Prinzip der flammenloschenden Spalte beruht, müssen deshalb hohen mechanischen und thermischen Belastungen standhalten. Um diese Belastungen zu reduzieren, setzt der Stand der Technik auf der der Zundquelle zugewandten Seite Konstruktionselemente ein, die die Stoßwelle der Detonationsfront vor dem Auftreffen auf die Flammensperre abschwächt .
So ist aus der DE 28 47 500 eine Detonationsbremse bekannt, die im wesentlichen aus einer halbzylmderformigen Reflexionswand besteht, welche einen Großteil der Energie der Druckstoßwellen aufnimmt und den Druckstoß reduziert. Ähnliche Losungen schlagt der Stand der Technik in der DE 1 075 501 und DE 1 192 980 vor.
Aus der EP 0 375 455 AI ist weiterhin ein topfformiger Stoßfang bekannt, der in Richtung zur Zundquelle vor den Bandsicherungen angeordnet ist und die Energie einer möglichen Detonation abschwachen soll.
Diese bekannten Losungen mindern zwar den Druckstoß auf die Bandsicherung, fuhren jedoch zur Erhöhung der Turbulenzen in der Flammenfront, so dass insbesondere bei ungunstigen Bedingungen, beispielsweise bei einer instabilen Detonation, unerwünschte Druckspitzen entstehen. Des weiteren besteht die Gefahr, dass sich hinter den Einbauten durch Reflexion an der Gehausewand neue Detonationsfronten aufbauen, deren Druckspitzen unmittelbar auf die Bandsicherung wirken und einen Flammendurchschlag verursachen.
Diese Nachteile versucht die DE 44 38 797 Cl dadurch zu beheben, dass zwischen Stoßfang und Flammensperre in kürzestem Abstand parallel zu der Flammensperre Stromungsgleichrichter angeordnet sind, die eine freie Stromungsflache aufweisen, welche dem 0,5 bis 2,0-fachen des Anschluß-Nennweitenquerschnittes der Rohrleitung entspricht.
Eine andere bekannte Losung des Standes der Technik (DE 195 36 292 C2 ) sieht vor, die anlaufende Detonationsfront aufzuteilen und in einem Expansionsraum wieder zusammenzufuhren. Die Aufteilung der Detonationsfront erfolgt in eine Hauptfront und eine Nebenfront, wobei die Hauptfront mit einer längeren Laufzeit in den Expansionsraum geleitet wird, so dass beim Eintritt der Hauptfront in den Expansionsraum dieser Verbrennungsgase der Nebenfront enthalt . Die Wandanordnung zum Aufteilen und Umlenken der Detonationsfront bildet einen ersten Leitungsweg für die Hauptfront und einen zweiten Leitungsweg für die Nebenfront. Die Leitungswege sind dabei so dimensioniert, dass die Hauptfront gegenüber der Nebenfront verzögert in den Expansionsraum eintritt.
Alle diese bekannten Losungen fuhren infolge ihrer im Stromungsweg befindlichen Einbauten oder durch zusätzliche Leitungen bzw. Reflexionswande zum Umlenken und Aufteilen der Detonationsfront zu hohen Druckverlusten und zu Problemen m der Reproduzierbarkeit im Betriebsverhalten der Armaturen. Zusätzlich erfordern die bekannten Armaturen materialintensive Einbauten, wodurch sie auch verteuert werden.
Aus der US-PS 5 145 360 ist eine Detonationssicherung bekannt, bei der mittels eines Diffusors die Detonationsfront aufgeteilt wird und die Teilstrome einer Fullkorperpackung aus Stahlkugeln zugeführt wird. Eine Flammensperre, die eventuell auftretende Flammen zum Erloschen bringen, ist in dieser bekannten Losung nicht vorgesehen, so dass diese Armatur insbesondere bei instabilen Detonationen einem Flammendurchschlag nicht sicher verhindert.
Bei diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art derart zu verbessern, dass die Bandsicherung ohne vorherige Umlenkung unter weitgehender Vermeidung von Turbulenzen gleichmäßig beaufschlagt und ein Flammendurchschlag sicher verhindert wird.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Gattung durch folgende Schritte gelost: a) Aufteilen und Gleichrichten der anlaufenden
Detonationsfront in eine Vielzahl von Teilreaktionsfronten,
b) ungerichtetes Ausbreiten und Gegeneinanderlaufen der gleichgerichteten Teilreaktionsfronten des Schrittes a) in einem Absorptionsmedium mit stochastisch verteilten Strömungswegen, c) Vergleichmäßigen der abströmenden Teilreaktionsfronten des Schrittes b) zu einer nahezu laminaren Reaktionsfront und d) Zuführen der Reaktionsfront des Schrittes c) auf die Bandsicherung zum Löschen etwaiger Flammen.
In weiterer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Gleichrichten der anlaufenden Detonationsf ont und das Vergleichmäßigen der abströmenden Teilreaktionsfronten an einem Lochblech oder Drahtgeflecht durchgeführt .
Eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass das Aufteilen und Gleichrichten der anlaufenden Detonationsfront in Teilreaktionsfronten sowie das ungerichtete Ausbreiten und Vergleichmäßigen der ablaufenden Reaktionsfront vor oder nahe oder unmittelbar an der Bandsicherung durchgeführt wird, so dass die Bandsicherung nahezu laminar über ihre gesamte Einbaufläche beaufschlagt wird.
Die Aufgabe wird weiterhin mit einer Vorrichtung der eingangs genannten Gattung dadurch gelöst, dass auf der der Zündquelle zugewandten Seite des Gehäuseteils mindestens ein zur Bandsicherung parallel vorgeordnetes, gasdurchlässiges Paket mit einer unregelmäßigen Packung aus Bewegungs- und Wärmeenergie absorbierenden Körpern angeordnet ist.
In einem weiteren bevorzugten Merkmal der erfindungsgemaßen Vorrichtung bestehen die Absorptionskorper aus metallischen und/oder keramischen Werkstoffen, vorzugsweise Federstahl-Drahtwendeln, Gewirke, Gestricke oder Schaummetalle.
Als besonders vorteilhaft haben sich Federstahl- Drahtwendel mit einer Packungsdichte von etwa 1,0 bis 1,4 kg/dm3 erwiesen.
In einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung ist die Packung in einem die Absorptionskorper aufnehmenden, an der Innenwand des Gehauseteils befestigten, einen Hohlkörper bildenden Paket untergebracht. Der Hohlkörper besitzt Offnungen zum Durchtritt der Volumenstrome, wobei der Hohlkörper zweckmäßig aus einem Lochblech, Streckmetall oder Drahtgeflecht geformt ist. Das Paket kann in weiterer Ausgestaltung der Erfindung naturlich auch aus die Absorptionskorper einspannenden Begrenzungsscheiben mit Offnungen gebildet sein, ohne die Erfindung zu verlassen.
Zweckmäßig ist es, wenn das Paket in einer stromungsgunstigen, einen geringen Druckverlust verursachenden Form, vorzugsweise kegel- oder klopperbodenformig ausgebildet ist. Auch andere Formen wie zylinderformige Formen mit in Gehauseachse liegender Achse sind möglich, wobei in diesem Fall in den Boden- und Mantelflachen die Offnungen zum Durchtritt der Volumenstrome eingearbeitet sind.
In einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsvariante der Erfindung ist die Packung aus Absorptionskorpern als auswechselbare Kassette ausgebildet.
In bevorzugter zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung sind Bandsicherung und Paket durch ein Abstandselement beabstandet, wobei in dem Raum zwischen Bandsicherung und Paket mindestens ein Temperaturfühler angeordnet ist.
Eine weiteres Merkmal der Erfindung sieht vor, dass das Paket direkt auf der Bandsicherung aufgesetzt angeordnet ist. Die Absorptionskorper können m weiterer zweckmäßiger Ausgestaltung direkt auf der Bandsicherung angeordnet und durch die mit Offnungen versehene Begrenzungsscheibe in der gewünschten Packungsdichte gehalten sein.
Ein weiteres Merkmal der Erfindung sieht vor, dass die
Absorptionskorper als Schuttung direkt in dem der
Zundquelle zugewandten Gehauseteil eingebracht ist und sich auf der Flammensperre abstutzt.
Die erfmdungsgemaße Losung zeichnet sich dadurch aus, dass die anlaufende Detonationsfront beim Auftreffen auf das Lochblech des Paketes in eine der Anzahl der Offnungen im Lochblech entsprechende Zahl von Teilreaktionsfronten unterteilt wird. Die Teilreaktionsfronten treffen auf die im Paket befindlichen, unregelmäßig gepackten, Energie absorbierenden Korper, beispielsweise Federstahl- Drahtwendel .
Durch diese absorbierenden Korper wird die Kollision der Transversalstoße unterdruckt und der Detonationsfront der notwendige Ausbreitungsmechanismus entzogen. Die vergleichmaßigte Reaktionsfront trifft beim Abströmen auf die eigentliche Bandsicherung auf.
Mit der vorliegenden Erfindung wird es möglich, die Detonationsfront ohne Stoßfang oder Reflexionswande bei geringem Druckverlust abzubauen.
Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die beigefugten Zeichnungen.
Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausfuhrungsbeispiel naher erläutert werden.
Es zeigen:
Fig. 1 eine prinzipielle Anordnung von
Flammensperre und Packung als Durchgangsbauform bei einseitiger
Beaufschlagung,
Fig. 2 ein Beispiel eines Drahtwendel-
Fullkorpers,
Fig. 3 eine Variante gemäß Fig. 1, jedoch mit beidseitiger Beaufschlagung,
Fig. 4 eine weitere Variante gemäß Fig. 1 in Eckbauform bei einseitiger
Beaufschlagung und
Fig. 5 eine weitere Ausfuhrungsvariante der
Erfindung, m der das Paket mit seinen Absorptionskorpern direkt auf der
Bandsicherung aufgesetzt ist.
In einer Ronrleitung 1, die zu einem nicht dargestellten Behalter mit explosionsfahigem Gas/Luft-Gemisch fuhrt, ist
in axialer Richtung die erfindungsgemäße Vorrichtung 2 mittels Flansch 3 befestigt. Die Vorrichtung 2 besteht aus einem Gehauseteil 4 und einem Gehauseteil 5. Die aus einer
vierfachen Bandsicherung 6 und einem Abstandselement 8 bestehende Flammensperre 7 ist nach Fig. 1 senkrecht zur Rohrachse bzw. Gehauseachse zwischen den beiden Gehäuseteilen 4 und 5 eingespannt. Die Bandsicherung 6 stutzt sich an dem innenseitig am Gehäuseteil 4 anliegenden sternförmigen Auflageelement 8 ab.
In dem zur Zündquelle hin liegenden Gehauseteil 5 ist senkrecht zur Rohrachse vor der Bandsicherung 6 ein Paket
9 in Form eines kegelschalenformigen Hohlkörpers an der
Innenwand des Gehäuseteiles 5 befestigt. Der Hohlkörper ist aus Lochblech gefertigt. Durch die Offnungen 11 im
Lochblech gelangt die anlaufende Detonationsfront in Form von aufgeteilten gleichgerichteten Teilreaktionsfronten in das Innere des Paketes 9. Im Hohlkörper sind
Absorptionskorper 12 in Form von Federstahl-Drahtwendel (siehe Fig. 2) ungeordnet mit einer Packungsdichte von 1,3 kg/dm3 eingeschlossen.
Die Kegelspitze 13 des Hohlkörpers ist zur Zundquelle hin ausgerichtet .
Bei Detonation eines beispielsweise Athylen/Luft-Gemisches breiten sich die gleichgerichteten Teilreaktionsfronten m der Packung 9 aus. Durch die Federn als akustisch absorbierender Korper im Hohlkörper wird die Kollision der Transversalstöße unterdrückt und der Detonationsfront ihr Ausbreitungsmechanismus entzogen.
In dem hier gewählten Beispiel wurden Federn mit einem Durchmesser von 8 mm und einer Hohe von 9 mm eingesetzt. Nach Durchlaufen der Packung wird durch die Offnungen 11 im stromabwärts gelegenen Lochblech eine Vergleichmaßigung
der abströmenden Reaktionsfront erreicht und diese trifft nahezu laminar auf die eigentliche Bandsicherung zum
Loschen etwaiger Flammen.
Zwischen Bandsicherung 6 und Paket 9 ist zum Zwecke der
Temperaturmessung ein nicht dargestellter Temperaturfühler eingebracht .
In den Fig. 3 und 4 sind entsprechende
Ausfuhrungsvarianten der Erfindung dargestellt.
Eine weitere Variante einer Ausfuhrung der Erfindung stellt Fig. 5 dar. In dieser Variante ist das Paket 9 direkter Bestandteil der Flammensperre 7.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
Rohrleitung 1
Vorrichtung 2
Flansch an 1 3
Gehauseteil 4
Gehauseteil 5 Bandsicherung 6
Flammensperre 7
Auflageelement 8
Packung 9
Hohlkörper 10 Offnungen in 10 11
Absorptionskorper 12
Kegelspitze 13
Nennweitenquerschnitt DN
Hierzu 4 Blatt Zeichnungen