Biologisch abbaubare Verbundfolien
Die Erfindung betrifft biologisch abbaubare Verbundfolien aus einer biologisch ab- baubaren, nicht thermoplastischen Trägerfolie und einer biologisch abbaubaren, extrudierbaren Siegelschicht.
Es ist bekannt, dass bestimmte Polymere wie auch andere Werkstoffe einem biologischen Abbau unterliegen können. Hauptsächlich sind hier Materialien zu nennen, die aus natürlich vorkommenden Polymeren direkt oder nach Modifzierung erhalten werden, beispielsweise Polyhydroxyalkanolate wie Polyhydroxybutyrat, plastische Cellulosen, Celluloseetherester, Celluloseester, plastische Stärken, Chitosan und Pullulan. Eine gezielte Variation der Polymerzusammensetzung oder der Strukturen, wie sie von seiten der Polymeranwendung wünschenswert ist, ist bei derartigen Poly- meren aufgrund des natürlichen Synthesevorgangs nur schwer und oftmals nur sehr eingeschränkt möglich. Unter den Begriffen "biologisch abbaubare und kompostierbare Polymere bzw. Formkörper" werden im Sinne dieser Erfindung Güter verstanden, die die Anforderungen der Bioabbaubarkeit im Sinne einschlägiger Normen, z.B. DLN V 54 900 oder ASTM D 5338 erfüllen.
Viele der synthetischen Polymere hingegen werden durch Mikroorganismen nicht oder nur äußerst langsam angegriffen. Hauptsächlich synthetische Polymere, die He- teroatome in der Hauptkette enthalten, werden als potentiell biologisch abbaubar angesehen. Eine wichtige Klasse innerhalb dieser Materialien stellen die Polyester dar. Synthetische Polyester, die nur aliphatische Monomere enthalten, weisen zwar eine relativ gute biologische Abbaubarkeit auf, sind aufgrund ihrer Materialeigenschaften aber nur äußerst eingeschränkt anwendbar; vergl. Witt et al. in Macrom. Chem. Phys., 195 (1994) S. 793 - 802. Aromatische Polyester zeigen dagegen bei guten Materialeigenschaften deutlich verschlechterte biologische Abbaubarkeit.
Aus der DE-A-44 32 161 und der EP-A-641 817 sind in neuerer Zeit verschiedene biologisch abbaubare, synthetische Polymere auf Polyester- bzw. Polyesteramid- Basis bekannt geworden. Diese besitzen die Eigenschaft, dass sie gut thermoplastisch verarbeitbar und auf der anderen Seite biologisch abbaubar sind, d.h. dass deren gesamte Polymerkette von Mikroorganismen (Bakterien und Pilzen) mittels
Enzymen gespalten und vollständig zu Kohlendioxid, Wasser und Biomasse abgebaut wird, so dass sie in einem entsprechenden Test in natürlicher Umgebung unter Einwirkung von Mikroorganismen die Bedingungen für Bioabbaubarkeit gemäß DIN V 54 900 erfüllen. Diese biologisch abbaubaren Materialien können aufgrund des thermoplastischen Verhaltens zu Halbzeugen wie Gieß- oder
Blasfilmen verarbeitet werden. Dennoch ist der Einsatz dieser Halbzeuge stark begrenzt. Beispielsweise sind die Barriereeigenschaften gegenüber Wasserdampfund Gasen und die mechanischen Eigenschaften einschließlich der Siegelfähigkeit für viele Anwendungen nicht ausreichend.
Zwar lassen sich die Barriereeigenschaften einer an sich gut siegelfähigen Schicht aus einem der oben angegebenen biologisch abbaubaren Polymeren auf Polyesteroder Polyesteramidbasis durch Coextrusion mit weiteren Polymeren auf gleicher oder ähnlicher chemischer Basis, aber mit anderer Monomerzusammensetzung und anderem Schmelzpunkt zu einer Mehrschichtfolie weiter verbessern, aber auch die dadurch erzielbaren Verbesserungen sind häufig nicht ausreichend. Insbesondere sind auch die mechanischen Eigenschaften bei höheren Temperaturen, wie sie beispielsweise auf schnellaufenden Ve ackungsmaschinen auftreten, nicht ausreichend.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, eine biologisch abbaubare
Verbundfolie mit verbesserten mechanischen und Barriereeigenschaften bereitzustellen.
Diese Aufgabe wurde gelöst durch eine biologisch abbaubare und kompostierbare, siegelbare Verbundfolie aus einer nicht thermoplastischen, biologisch abbaubaren
Trägerfolie mit niedriger Elastizität und einer biologisch abbaubaren, elastischen und
extrudierbaren Siegelschicht, deren Schmelzpunkt mindestens 50°C niedriger als der Trägerfolie ist. Vorzugsweise beträgt die Differenz zwischen dem Schmelz- bzw. Zersetzungspunkt der Siegelschicht und dem Schmelz- bzw. Zersetzungspunkt der Trägerfolie mindestens 70°C.
Die biologisch abbaubare, nicht thermoplastische Trägerfolie bewirkt eine hohe Steifigkeit und mechanische Festigkeit der Verbundfolie.
Als biologisch abbaubare, nicht thermoplastische Folien mit geringer Elastizität sind vorzugsweise geeignet Zellglas und Zellglasmodifikationen nicht, ein- oder beid- seitig oberflächenbehandelt, z.B. mit Nitrocellulose („NC"), Polyvinylidenchlorid („PVDC") oder Vinylcopolymeren lackiertes (oder mit Polyethern ("PE") extrusions- beschichteters) Zellglas.
In dieser bevorzugten Ausführungsform weist die erfmdungsgemäße Verbundfolie eine sehr gute Transparenz und sehr geringe Trübung auf.
Besonders bevorzugt ist einseitig mit einem Nitrocellulose-Lack lackiertes Zellglas. Die Lackierung mit dem Nitrocellulose-Lack verbessert die Wasserdampfbarriere- Eigenschaften.
Aus Zellglas oder Zellglasmodifikationen gebildete Trägerfolien können zusätzlich Materialien gemäß der Zellglas-Bedarfsgegenstände-Verordnung vom 20. Mai 1987 in den dort angegebenen Mengen enthalten.
Alternativ kann die biologisch abbaubare Trägerfolie vorteilhaft mit einer Corona- oder Flamm- oder Plasmavorbehandlung oder einem oxidativ wirkenden Stoff oder Stoffgemisch, z.B. Gase mit radikalischen Komponenten wie Ozon oder einem plasmaangeregten Gasgemisch aus beispielsweise Hexamethyldisiloxan mit Stickstoff N2) und/oder Sauerstoff (O2) oder einem polymeren Haftvermittler, auf der Oberfläche behandelt sein.
Als Material für die elastische und extrudierbare, biologisch abbaubare Siegelschicht sind geeignet:
biologisch abbaubare aliphatische oder teilaromatische Polyester, bei denen die aromatischen Säuren einen Anteil von nicht mehr als 60 Gew.-%, bezogen auf alle Säuren, ausmachen, vorzugsweise gebildet aus
a) aliphatischen bifunktionellen Alkoholen, bevorzugt linearen C2 - Cin-Dial- koholen wie insbesondere Ethandiol, Hexandiol oder ganz besonders bevorzugt Butandiol und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen Alkoholen, bevorzugt mit 5 oder 6 C-Atomen im cycloaliphatischen Ring, wie insbesondere Cyclohexandimethanol, und/oder teilweise oder vollständig statt der Diole monomere oder oligomere Polyole auf Basis Ethylenglykol, Propylenglykol, Tetrahydrofuran oder Copolymere daraus mit Molekulargewichten bis 4000, bevorzugt bis 1000, und gegebenenfalls geringen Mengen von verzweigten bifunktionellen Alkoholen, bevorzugt C3-C12-Alkyldiolen, insbesondere Neopentyglykol, und zusätzlich gegebenenfalls geringen Mengen von höher- funktionellen Alkoholen wie vorzugsweise 1,2,3-Propantriol oder Trime- thylolpropan als alkoholfunktionalisiertem Baustein sowie aus aliphatischen bifunktionellen Säuren, vorzugsweise C2-C12-Alkyldicarbonsäuren, besonders bevorzugt Bernsteinsäure oder Adipinsäure und gegebenenfalls aromatischen bifunktionellen Säuren wie vorzugsweise Terephthalsäure, Isophthalsäure, Naphthalindicarbonsäure und zusätzlich gegebenenfalls geringen Mengen höherfunktionellen Säuren, vorzugsweise Trimellitsäure als säurefünktionali- siertem Baustein oder
b) aus säure- und alkoholfunktionalisierten Bausteinen, vorzugsweise mit 2 bis 12 C-Atomen in der Alkylkette, vorzugsweise Hydroxybuttersäure, Hydroxy- valeriansäure, Milchsäure, oder deren Derivaten, beispielsweise ε-Caprolac- ton oder Dilactid,
oder einer Mischung aus mehreren der genannten Polyester und/oder einem oder mehreren Copolymeren aus den Bausteinen a) und b).
Weiterhin sind als Materialien für die Siegelschicht geeignet von den vorstehenden biologisch abbaubaren aliphatischen oder teilaromatischen Polyestern abgeleitete biologisch abbaubare, aliphatische oder teilaromatische Polyesterurethane, die zusätzlich zu den vorzugsweise aus den Bausteinen a) und/oder b) gebildeten Estergruppen Urethangruppen enthalten, die vorzugsweise gebildet wurden aus
c) aliphatischen und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen und zusätzlich gegebenenfalls höherfunktionellen Isocyanaten, mit vorzugsweise 1 bis 12 C- Atomen bzw. 5 bis 8 C-Atomen im Falle von cycloaliphatischen Isocyanaten, vorzugsweise Tetramethylendiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat, Iso- phorondiisocyanat, gegebenenfalls zusätzlich mit linearen und/oder verzweigten und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen und/oder höherfunktionellen Alkoholen, vorzugsweise C -Cι2-Alkyldi- oder -polyole oder cycloaliphatischen Alkoholen mit 5 bis 8 C-Atomen, vorzugsweise Ethandiol, Hexandiol, Butandiol, Cyclohexandimethanol, und/oder gegebenenfalls zu- sätzlich mit linearen und/oder verzweigten und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen und/oder höherfunktionellen Aminen und/oder Aminoalkoholen mit vorzugsweise 2 bis 12 C-Atomen in der Alkylkette, vorzugsweise Ethy- lendiamin oder Aminoethanol, und/oder gegebenenfalls weitere modifizierte Amine oder Alkohole insbesondere Ethylendiaminoethansulfonsäure als freie Säure oder als Salz,
wobei der vorzugsweise aus a) und/oder b) gebildete Esteranteil mindestens 75 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht, beträgt.
Weiterhin sind als Materialien für die Siegelschicht geeignet von den vorstehenden aliphatischen oder teilaromatischen Polyestern abgeleitete aliphatische oder teil-
aromatische Polyestercarbonate, die zusätzlich zu den Bausteinen a) und/oder b) Carbonatgruppen enthalten, die vorzugsweise gebildet werden aus:
d) einem Carbonatanteil, der aus aromatischen bifunktionellen Phenolen, bevorzugt Bisphenol-A, und Carbonatspendern, insbesondere Phosgen, hergestellt wird, oder einem Carbonatanteil, der aus aliphatischen Kohlensäureestern oder deren Derivaten wie vorzugsweise Chlorkohlensäureestern oder aliphatischen Carbonsäuren oder deren Derivaten wie beispielsweise Salzen und Carbonatspendern, insbesondere Phosgen, hergestellt wird, wobei
der vorzugsweise aus a) und/oder b) gebildete Esteranteil mindestens 70 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht beträgt.
Besonders geeignet als Materialien für die Siegelschicht sind von den vorstehenden aliphatischen oder teilaromatischen Polyestern abgeleitete aliphatische oder teilaromatische Polyesteramide, die zusätzlich zu den Bausteinen a) und/oder b) Amid- gruppen enthalten, die vorzugsweise gebildet wurden aus
e) aliphatischen und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen Aminen, bevorzugt linearen aliphatischen C2 . Cto-Diaminen, insbesondere Isophorondiamin und ganz besonders bevorzugt Hexamethylendiamin, wobei diese Amine gegebenenfalls geringe Mengen an verzweigten bifunktionellen Aminen und/oder höherfunktionellen Aminen enthalten können sowie aus linearen und/oder cycloaliphatischen bifunktionellen Säuren, vorzugsweise mit 2 bis 12 C-Atomen in der Alkylkette bzw. C5- oder C6-Ring im Falle von cyclo-ali- phatischen Säuren, bevorzugt Adipinsäure, und gegebenenfalls geringen Mengen an verzweigten bifunktionellen und/oder gegebenenfalls aromatischen bifunktionellen Säuren wie beispielsweise Terephthalsäure, Isophthal- säure, Naphthalindicarbonsäure und zusätzlich gegebenenfalls geringen Men- gen höherfunktionellen Säuren, vorzugsweise mit 2 bis 10 C-Atomen, oder
f) säure- und aminfunktionalisierten Bausteinen, vorzugsweise mit 4 bis 20 C-
Atomen in der cycloaliphatischen Kette, bevorzugt ω-Laurinlactam, besonders bevorzugt ε-Caprolactam,
oder einer Mischung aus e) und f), wobei der vorzugsweise aus a) und/oder b) gebildete Esteranteil mindestens 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht beträgt, vorzugsweise der Esteranteil 20 bis 80 Gew.-%, und der Anteil der Amidstrukturen 80 bis 20 Gew.-% beträgt.
Bei der in erfindungsgemäßen Verbundfolien verwendeten Siegelschicht kann es sich sowohl um reine Polymere als auch um Mischungen aus verschiedenen der genannten Polymere handeln, wobei im Falle von Mischungen vorzugsweise Polymere aus nur einer der vorgenannten Verbindungsklassen (Polyester, Polyesterurethane, Polyestercarbonate, Polyesteramide) verwendet werden. Besonders bevorzugt werden Polyesteramide oder Mischungen aus verschiedenen Polyesteramiden verwendet. Die erfindungsgemäßen Polyesteramide haben ein mittleres Molekulargewicht wie in der WO 99/28384 angegeben (incorporated by reference).
Die erfindungsgemäße Siegelschicht kann zusätzlich übliche Additive und Hilfs- mittel enthalten. Bevorzugt kommen dabei folgende Additive und Hilfsmittel zum
Einsatz:
Maximal 5 Gew.-% für Polyester typisch eingesetzte Nukleierungsmittel (beispielsweise 1,5-Naphthalindinatriumsulfonat oder Schichtsilikate, beispielsweise Talkum, oder Keimbildner der Nanoteilchengröße, d.h. mittlerer Teilchendurchmesser <1 μm, aus beispielsweise Titannitrid, Aluminiumhydroxylhydrat, Bariumsulfat oder Zirkon- verbindungen) und/oder maximal 5 Gew.-% der üblichen Stabilisatoren und Neutralisationsmittel und/oder maximal 5 Gew.-% der üblichen Gleit- und Trennmittel und/oder maximal 5 Gew.-% der üblichen Antiblockmittel sowie gegebenenfalls Pigmente zur Einfärbung.
Als Stabilisatoren und Neutralisationsmittel können die üblichen stabilisierend wirkenden Verbindungen für Polyesterverbindungen eingesetzt werden. Deren Zusatzmenge liegt maximal bei 5 Gew.-%.
Besonders geeignet als Stabilisatoren sind phenolische Stabilisatoren, Alkali-/Erd- alkalistearate und/oder Alkali-/Erdalkalicarbonate. Phenolische Stabilisatoren werden in einer Menge von 0 bis 3 Gew.-%, insbesondere 0,15 bis 0,3 Gew.-% und mit einer Molmasse von mehr als 500 g/mol bevorzugt. Pentaerythrityl-Tetrakis-3(3,5-di-Ter- tiärbutyl-4-Hydroxyphenyl)-Propionat oder l,3,5-Trimethyl-2,4,6-tris(3,5-di-Tertiär- butyl-4-Hydroxybenzyl)-benzol sind besonders vorteilhaft.
Neutralisationsmittel sind vorzugsweise Dihydrotalcit, Calciumstearat, Calciumcar- bonat und/oder Calciummontanat einer mittleren Teilchengröße von höchstens 0,7 μm, einer absoluten Teilchengröße von kleiner 10 μm und einer spezifischen Oberfläche von mindestens 40 m2/g.
In einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform der Folie besitzt diese einen Nukleierungsmittelanteil von 0,0001 bis 2 Gew.-% und einen Stabilisatoren- und Neutralisationsmittelanteil von 0,0001 bis 2 Gew.-%.
Gleit- und Trennmittel sind höhere aliphatische Amide, tertiäre Amine, aliphatische Säureamide, höhere aliphatische Säureester, niedrigmolekulare polarmodifizierte Wachse, Montanwachse, cyclische Wachse, Phthalate, Metallseifen sowie Silikonöle. Besonders geeignet ist der Zusatz von höheren aliphatischen Säureamiden und Sili- konölen.
Unter den aliphatischen Amiden sind insbesondere die homologen Verbindungen von Ethylenamid bis Stearylamid geeignet. Aliphatische Säureamide sind Amide einer wasserunlöslichen Monocarbonsäure (sogenannte Fettsäuren) mit 8 bis 24 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 10 bis 18 Kohlenstoffatomen. Erucasäureamid,
Stearinsäureamid und Ölsäureamid sind hierunter bevorzugt.
Geeignet als Trenn- oder Gleitmittel sind außerdem Verbindungen, die sowohl Esterais auch Amidgruppen enthalten, wie beispielsweise Stearamid-Ethylstearat bzw. 2 Stear-Amido-Ethyl-Stearat.
Unter der Bezeichnung Montanwachse fällt ein Reihe von verschiedenen Verbindungen. Siehe hierzu Neumüller et al. in Römpps Chemie-Lexikon, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1974.
Als cyclische Wachse sind beispielsweise Komponenten wie cyclische Adipinsäure- tetramethylenester bzw. 1.6-Dioxa-2.7-dioxocyclododecan, oder das homologe Hexa- methylenderivat geeignet. Solche Stoffe sind als Handelsprodukte mit dem Namen Glycolube VL bekannt.
Geeignete Silikonöle sind Polydialkylsiloxane, vorzugsweise Polydimethylsiloxan,
Polymethylphenylsiloxan, olefinmodifiziertes Silikon, mit Polyethern modifiziertes Silikon wie z. B. Polyethylenglykol und Polypropylenglykol sowie epoxyamino- und alkoholmodifiziertes Silikon. Die Viskosität der geeigneten Silikonöle liegt im Bereich von 5 000 bis 1 000 000 mm2/s. Polydimenthylsiloxan mit einer Viskosität von 10.000 bis 100.000 mm2/s ist bevorzugt.
Die Menge des zugesetzten Gleitmittels beträgt maximal 5 Gew.-%. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen ein- oder mehrschichtigen Folie besitzt diese einen Gleitmittelanteil von 0,005 bis 4 Gew.-%. In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform der Folie besitzt diese einen Gleitmittelanteil von 0,05 bis 1 Gew.-%. Bei einer mehrschichtigen Folie können eine, mehrere oder alle Schichten Gleitmittel enthalten.
Geeignete Antiblockmittel sind sowohl anorganische als auch organische Zusatz- Stoffe, die aufgrund ihrer Teilchengröße und/oder Form als Erhebung aus der Folienoberfläche herausragen und somit einen Abstandshaltereffekt hervorrufen.
In einer bevorzugten Form werden als anorganische Antiblockmittel die folgenden Stoffe eingesetzt:
Aluminiumhydroxid
Aluminiumsilikate, beispielsweise Kaolin oder Kaolinton,
Aluminiumoxide, beispielsweise Θ-Aluminiumoxid
Aluminiumsulfat
Keramiken aus Silica-Aluminiumoxiden Bariumsulfat natürliche und synthetische Kieselsäuren
Schichtsilikate, beispielsweise Asbest,
Siliciumdioxid
Calciumcarbonat vom Calcit-Typ Calciumphosphat
Magnesiumsilikate
Magnesiumcarbonat
Magnesiumoxid
Titandioxid Zinkoxid
Microglaskugeln und als organische Antiblockmittel die folgenden Stoffe eingesetzt: mit dem biologisch abbaubaren Polymer unverträgliche organische Polymerisate wie
Stärke Polystyrole vernetztes und unvernetztes Polymethylmethacrylat vernetztes Polysiloxan (z.B. Tospearl) polar modifiziertes Polyethylen (z.B. Maleinsäureanhydrid-gepfropftes Polyethylen) polar modifiziertes Polypropylen (z.B. Maleinsäureanhydrid-gepfropftes Polypropy- len)
statistisches Copolymere auf Ethylen- oder Propylenbasis mit Vinylalkohol oder Vinylacetat oder Acrylsäure oder Acrylsäureester oder Methacrylsäure oder Meth- acrylsäureester oder Metallsalzen der Methacrylsäure oder Metallsalze der Meth- acrylsäureester Benzoguanamin-Formaldehyd-Polymere.
Die wirksame Menge an Antiblockmittel liegt im Bereich bis maximal 5 Gew.-%. In einer besonders bevorzugten Ausführung enthält die Folie 0,005 bis 4 Gew.-% Antiblockmittel. In einer ganz besonders bevorzugten Ausführung enthält die Folie 0,05 bis 1 Gew.-% Antiblockmittel. Die mittlere Teilchengröße liegt zwischen 1 und
6 μm, insbesondere 2 und 5 μm, wobei Teilchen mit einer kugelförmigen Gestalt, wie in der EP-A-0 236 945 und der DE-A-38 01 535 beschrieben, besonders geeignet sind. Besonders geeignet sind auch Kombinationen verschiedener Abstandshalter- systeme.
Da die Trägerfolie der erfindungsgemäßen Verbundfolie nicht extrudierbar ist, lässt sich die erfindungsgemäße Folie nicht durch Coextrusion herstellen. Eine in vielen Fällen ausreichende Verbundhaftung lässt sich aber bereits durch Extrusionsbe- schichtung erzielen.
Die Verbundfolie wird dabei erhalten, indem die Siegelschicht, die in einem üblichen Extrusionsprozess aufgeschmolzen wurde, durch ein Werkzeug ausgetragen und auf die Trägerfolie aufgebracht wird und der entstandene Verbund anschließend durch Kühlwalzen bis zur Verfestigung der Siegelschicht abgekühlt wird.
Bei höheren Anforderungen an die Verbundhaftung wird die Verbundfolie vorteilhaft durch einen Kaschierprozess, bei dem die Siegelschicht als Zulauf durch Nass- oder Thermokaschierung mit der Trägerfolie verbunden wird, hergestellt. Bei der Nass- kaschierung wird die Trägerschicht oder die Siegelschicht oder sowohl Träger- als auch Siegelschicht mit einem Kaschierkleber benetzt, gegebenenfalls der Klebstoff getrocknet und beide Folien durch Walzenpresseure miteinander verbunden. Als
Kaschierkleber kommen sowohl lösungsmittelfreie als auch lösungsmittelhaltige Kleber in Betracht. In einer besonders bevorzugten Form ist der Kaschierkleber ebenfalls biologisch abbaubar und kompostierbar. Wird ein nicht biologisch abbaubarer Kaschierkleber verwendet, sollte dessen Anteil an der gesamten Verbundfolie nicht mehr als in den einschlägigen Normen und Gesetzen genannten Höchstmengen betragen, um die biologische Abbaubarkeit der Verbundfolie im Sinne einschlägiger Normen, z.B. DIN 54900 oder ASTM D 5338 nicht zu überschreiten. Bei der Thermokaschierung wird die als zulaufende Folie ausgebildete Siegelschicht durch temperierte Walzenpresseure auf die Trägerfolie gepresst und damit mit der Träger- folie verbunden. In einer speziellen Ausfuhrungsform für die Thermokaschierung besteht die zulaufende Siegelschicht aus mindestens zwei Schichten, deren Schmelzpunkte verschieden sind. Durch Temperieren der zulaufenden Siegelschicht auf die Schmelztemperatur der früher schmelzenden Schicht und Anpressen auf die Trägerfolie wird die Verbindung zwischen Trägerfolie und Siegelschicht erreicht, wobei die früher schmelzende Schicht des Zulaufs der Trägerfolie zugewandt ist. Die beiden
Schichten der Siegelschicht werden vorzugsweise so ausgewählt, dass die verwendeten Polymere chemisch möglichst ähnlich sind.
Die Siegelschicht, die durch Nass- oder Thermokaschierung mit der Trägerfolie ver- bunden wird, kann in üblicher Weise sowohl im Blasfilm- als auch im Chill-roll-Ver- fahren hergestellt werden. Zudem kann die Siegelschicht-Folie ungereckt als auch monoaxial oder biaxial gereckt sein.
Die erfindungsgemäßen Folien lassen sich in vielfältiger Weise in vorbehandelter oder unvorbehandelter sowie in bedruckter oder unbedruckter Form für die Herstellung von Verpackungen, für Schutz- und Trennfunktionen im Zusammenhang mit Kosmetik- und Hygieneartikeln, bei der Abfallentsorgung oder in der Landwirtschaft verwenden.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie darauf zu beschränken.
Beispiele
1. Zellglas 320 DM (Zersetzungspunkt > 250°C), Dicke 21 μm, wurde mit Poly- esteramid aus 54 Gew.-% ε-Caprolactam, 23 Gew.-% Adipinsäure und 23 Gew.-% 1 ,4-Butandiol (BAK 403-004, Bayer AG, MFI 7 g/10 min bei
190°C; 2,16 kg; gemessen nach DIN 53 735; Schmelzpunkt 125°C, gemessen nach ISO 3146/C2; Gehalt an Gleitmittel 0,1 Gew.-%, Gehalt an Antiblockmittel 0,1 Gew.-%) extrusionsbeschichtet. Die maximale Extrusions- temperatur betrug 165°C. Die Schmelze wurde über eine Flachdüse ausge- stoßen und auf eine Gießwalze aufgetragen. Das Zellglas wurde als Zulauf auf den Castfilm angepresst und der Verbund mit einer Kühlwalze abgekühlt. Die Gieß- und Kühlwalzentemperatur betrug 41°C. Es wurde eine Verbundfolie mit einer Gesamtdicke von ca. 50 μm hergestellt.
2. Zellglas 320 DM (Zersetzungspunkt > 250°C), Dicke 21 μm, wurde mit Poly- esteramid aus 32 Gew.-% Adipinsäure, 12,5 Gew.-% Butandiol, 15,5 Gew.-% Diethylenglykol und 40 Gew.-% AH-Salz (BAK 402-001, Bayer AG, MFI 11 g/10 min bei 190°C; 2,16 kg; gemessen nach DIN 53 735; Schmelzpunkt 175°C, gemessen nach ISO 3146/C2; Gehalt an Antiblockmittel 0,1 Gew.-%) und einem biologisch abbaubaren Kleber (Einkomponentenkleber auf Polyesterbasis) klebstoffkaschiert. Die Temperatur der Kaschierwalze betrug 50°C, der Anpressdruck 6 bar. Es wurde eine Verbundfolie mit einer Gesamtdicke von 60 μm hergestellt.
An den gefertigten Verbundfolien wurden die folgenden physikalischen Eigenschaften wie folgt gemessen:
Mechanische Eigenschaften:
An den Proben wurden die mechanischen Größen Reißfestigkeit und Reißdehnung sowohl in Längs- als auch in Querrichtung gemäß DIN 53 455 bestimmt. Der
E-Modul in Längs- und Querrrichtung wurde entsprechend der DIN 53 457 bestimmt. Die Dicke der einzelnen Muster wurde nach DIN 53 370 bestimmt.
Permeationseigenschaften: An den Proben wurde die Durchlässigkeit von Sauerstoff bei einer Temperatur von
23°C und einer relativen Feuchte von 75 % nach DIN 53 380 gemessen. Weiterhin wurde die Durchlässigkeit von Wasserdampf bei einer Temperatur von 23°C und einer relativen Feuchte von 85 % gemäß DIN 53 122 bestimmt.
Verbundhaftung:
An den Proben wurde die Verbundhaftung gemäß DIN 53 357, Verfahren B gemessen zwischen der Siegelschicht und der Trägerfolie gemessen.
Siegelnahtfestigkeiten: An den Proben wurde die Festigkeit von Siegelnähten, die an einem Siegelgerät mit beidseitig beheiztem Siegelwerkzeug gefertigt wurden, bestimmt. Unter der Siegelfestigkeit wird die Höchstkraft verstanden, die erforderlich ist, um eine unter definierten Bedingungen (Druck, Zeit, Temperatur) hergestellte Siegelnaht zu trennen. Die Siegelnahtfestigkeit wird in N angegeben, die Streifenbreite als Index hinzugefügt (N/15 mm). Der Siegelbereich ist der Temperaturbereich, in dem eine messbare Siegelfestigkeit vorhanden ist.
Aus der zu prüfenden Folienbahn wurden zwei fehlerf eie, saubere Probenstreifen entnommen. Zur Siegelung wurden sie mit den zu versiegelnden Flächen aufein- andergelegt und so zwischen die Siegelbacken gehalten, dass die Probe an jeder Seite mindestens 1 cm überstand. Die Siegelung muss senkrecht zur Folienlaufrichtung erfolgen.
Die Siegelfestigkeitsprüfung erfolgte nach folgender Standardbedingung:
Druck: 50 N/cm2
Zeit: 0,5 sec.
Temperatur: in 10 K-Schritten ab 150°C.
Aus der hergestellten Siegelnaht wurde aus der Mitte exakt in Folienlaufrichtung mit einem Prüfstreifenschneider ein 15 mm breiter Prüfstreifen geschnitten. Mit einer
Zugfestigkeitsmaschine wurde er auf Siegelfestigkeit untersucht, indem er senkrecht zur Siegelnaht getrennt wurde. Angegeben wurde jeweils der Maximalwert der beim Zerreißen auftretenden Kraft.
Die Ergebnisse der Untersuchungen an den Proben aus Beispiel 1 und 2 sind in
Tabelle 1 aufgeführt.
Tabelle 1
Messergebnisse für die Verbundfolien aus Beispiel 1 und 2