Verfahren zur Gewinnung von Trinkwasser
Beschreibung
Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Gewinnung von Trinkwasser aus hygienisch bedenklichem oder nicht trinkbaren Wasser, das in einfacher Weise durchgeführt werden kann und damit eine Trinkwasserversorgung in wenig entwickelten Ländern und/oder nach Naturkatastrophen ermöglicht. Das Verfahren umfaßt eine Behandlung des Wassers mit einer Wasserstoffperoxid und mindestens eine niedere Peroxycarbonsäure enthaltenden Lösung und eine Nachbehandlung zur notwendigen Erniedrigung des Aktivsauerstoffgehalts .
Ein sehr großer Teil der Weltbevölkerung verfügt nicht über eine geregelte Versorgung mit mikrobiologisch einwandfreiem Wasser. Mehr als 40 % der Bevölkerung in Lateinamerika und noch höhere Anteile in Afrika und Südostasien verwenden Wasser zweifelhafter Qualität mit der Folge häufiger gesundheitlicher Schäden und Epidemien aufgrund der Aufnahme von Schadorganismen, wie Vibrio Cholerae, mit dem Wasser zum Trinken und zur Speisezubereitung. Naturkatastrophen, insbesondere Überschwemmungen, erschweren eine geregelte Versorgung der Bevölkerung sowie der Nutztiere mit einwandfreiem Trinkwasser oder machen eine solche unmöglich, weil oft nur mit pathogenen Keimen verseuchtes Oberflächenwasser verfügbar ist. Da oft zusätzlich keine Stromversorgung existiert, scheiden übliche Reinigungs- und Desinfektionsmethoden, etwa eine UV- oder Ozonbehandlung, völlig aus. Hinzukommt, daß als Folge von Überschwemmungen nicht nur eine ordnungsgemäße Funktion einer zentralen Wasserversorgung nicht mehr funktioniert, sondern zusätzlich auch die Brunnen überspült, weggespült oder nicht mehr existent und/oder
verseucht sind, so daß nach Wiederherstellung der Brunnen das Wasser dieser Brunnen für eine bestimmte Zeit entkeimt und gereinigt werden muß.
Es ist zwar bekannt, pathogene Keime durch eine Behandlung mit Chlor, Alkali- oder Erdalkalihypochlorit abzutöten, jedoch werden dabei organische Wasserinhaltsstoffe zumindest teilweise in chlororganische Verbindungen überführt, die ihrerseits toxisch und teilweise cancerogen sind. Zudem wird der Geschmack stark negativ beeinflußt, insbesondere dann, wenn infolge nicht fachgerechter
Dosierung oder nicht vorhandener Anlagen eine Überdosierung erfolgt. Die Bestimmung des wirklich nötigen Aktivchlorgehalts gestaltet sich in Krisensituationen oder bei mangelnder technischer Infrastruktur als außerordentlich schwierig, zumal gut handhabbare
Chlorierungsmittel, wie Hypochlorit-Lösungen, nicht lagerstabil sind und daher der effektive Aktivkohlegehalt nicht sicher bekannt ist.
Als Alternative zu Chlorierungsmitteln sind niedere Peroxycarbonsäuren, wie Peroxyameisensäure,
Peroxyessigsäure und Peroxypropionsäure, welche insbesondere in Form von Wasserstoffperoxid und eine Peroxycarbonsäure enthaltenen wäßrigen Lösungen leicht verfügbar sind, als Desinfektionsmittel zur Behandlung von kontaminierten Wässern und zur Gewinnung von Trinkwässern bekannt - siehe Med. Fac. Landbouww. Univ., Gent, 62/46 (1997), 1785-1792 und EP-A 0 636 582. Im Verfahren gemäß EP-A 0 636 582 wird zur Gewinnung von Trinkwasser das Wasser mit 0,5 bis 10 ppm Peroxyessigsäure behandelt. Eine Nachbehandlung, etwa eine Filtration über Aktivkohle, wie sie im Falle einer Desinfektion durch Chlorung üblich ist, wird ausgeschlossen. Eine solche Behandlung unter Einsatz einer Peroxycarbonsäure ist zwar einfach und schnell durchführbar, die genannten Einsatzmengen sind aber nur
dann ausreichend mikrobiozid wirksam, wenn das zu entkeimende Wasser weitgehend sauber ist.
Zur Gewinnung von Trinkwasser aus Wasser schlechter Qualität in den eingangs aufgezeigten Problemregionen reicht eine Behandlung von im wesentlichen sauberem Wasser gemäß EP-A 0 636 582 in der Regel nicht aus, sondern es sind, wie sich gezeigt hat, wesentlich höhere Einsatzmengen an Peroxycarbonsäure erforderlich. Eine hohe Einsatzmenge macht aber eine Nachbehandlung zwingend erforderlich, um sicherzustellen, daß der größte Teil des Aktivsauerstoffs im Wasser vor der Verwendung als Trinkwasser zerstört wird und damit schädliche Auswirkungen auf den menschlichen und tierischen Organismus vermieden werden. Zusätzlich sollen in derartigen Fällen nach Möglichkeit weitere unerwünschte Wasserinhaltsstoffe abgetrennt oder deren Gehalt erniedrigt werden.
Die noch nicht veröffentlichte DE-Patentanmeldung 198 12 591.7 lehrt ein Verfahren zur Bekämpfung pflanzenpathogener Mikroorganismen in Wasserkreisläufen von Gewächshäusern. Hierbei wird zum Drainagewasser eine Wasserstoffperoxid und eine Peroxycarbonsäure enthaltende Lösung zugegeben; durch die Peroxycarbonsäure werden pflanzenpathogene Mikroorganismen, wie insbesondere Fusarien, abgetötet. Um Pflanzenschädigungen des so behandelten Drainagewassers durch Aktivsauerstoffverbindungen zu vermeiden, wird dieses Wasser vor der Wiederverwendung als Gießwasser mit einem Zersetzungskatalysator für AktivsauerstoffVerbindungen behandelt. Als Zersetzungskatalysator sind Schwermetalle aus der Reihe der Elemente der V. bis VIII., I. und II. Nebengruppe des Periodensystems sowie Verbindungen derselben, ferner aber auch Aktivkohle, wirksam. Diese Elemente beziehungsweise Verbindungen sind per se oder trägergebunden, beispielsweise auf Aktivkohle, Zeolithen, Oxiden und keramischen Materialien, einsetzbar. Auch in dieser Anmeldung wird nicht dargelegt oder nahegelegt, eine
Kombination aus einer Behandlung von Wasser mit Aktivsauerstoffverbindungen und einer Nachbehandlung zwecks Zersetzung der letzteren zur Gewinnung von Trinkwasser aus qualitativ minderwertigem Wasser zu verwenden, zumal pflanzliche Organismen nicht mit menschlichen und tierischen Organismen vergleichbar sind.
Von den Erfindern der vorliegenden Anmeldung wurde festgestellt, daß ein Kontaktieren eines mit einer eine Peroxycarbonsäure und Wasserstoffperoxid enthaltenden Lösung behandelten Wassers mit einer üblichen Aktivkohle als Nachbehandlung noch nicht den gewünschten Erfolg mit sich bringt: Zwar läßt sich der Aktivsauerstoffgehalt erniedrigen, jedoch kommt es rasch zur Wiederverkeimung des Wassers und zur Beladung der Aktivkohle mit Biomasse. Wohl aus diesem Grund konnte sich diese Technik nicht durchsetzen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist demgemäß, ein verbessertes Verfahren zur Gewinnung von Trinkwasser aus Wasser minder Qualität unter Verwendung einer Peroxycarbonsäure bereitzustellen. Gemäß einer weiteren Aufgabe sollte sich ferner das Verfahren ohne den Einsatz elektrischer Energie durchführen lassen. Das Verfahren sollte sich mit einfachsten Mitteln realisieren und von wenig geschultem Personal zuverlässig betreiben lassen. Das erfindungsgemäß zu gewinnende Trinkwasser sollte nicht nur hygienisch einwandfrei, sondern auch möglichst geruchsarm und von gutem Geschmack sein. Das Verfahren sollte ferner bedarfsgerecht betrieben werden können, das heißt, nach Abstellperioden soll das Verfahren ohne Qualitätseinbuße und größere Wasserverluste, etwa durch Rückspülung von
Filtern, wieder gestartet werden können. Schließlich soll die Neigung zur Wiederverkeimung des entkeimten Wassers während angemessener Lagerdauer möglichst gering sein.
Die genannten und weitere sich aus der Beschreibung ergebenden Aufgaben lassen sich durch das Verfahren gemäß den Ansprüchen lösen.
Gefunden wurde ein Verfahren zur Gewinnung von Trinkwasser aus Wasser minderer Qualität, umfassend zugeben einer Wasserstoffperoxid und mindestens eine Peroxycarbonsäure enthaltenden wäßrigen Lösung zum zu behandelnden Wasser in einer Menge entsprechend mindestens 0,5 ppm Peroxycarbonsäure und einwirken lassen über mindestens 1 Minute, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man das mit der Wasserstoffperoxid und eine Peroxycarbonsäure enthaltenen Lösung behandelte Wasser mit einem im wesentlichen wasserunlöslichen Zersetzungskatalysator für Aktivsauerstoffverbindungen kontaktiert und dann eine Fest- Flüssig-Phasentrennung vornimmt.
Bei dem zu behandelnden Wasser minderer Qualität handelt es sich um Wasser, das aus hygienischen Gründen als nicht trinkbar oder nur mit hohem Gesundheitsrisiko trinkbar einzustufen ist. Das erfindungsgemäße Verfahren umfaßt im wesentlichen zwei Stufen und ist in einfacher Weise und unter Verwendung einfacher Apparaturen ohne elektrischen Strom durchführbar. Soweit erforderlich, wird das Wasser vor der ersten Stufe grob filtriert, etwa über ein Sandfilter, um Schwebstoffe abzutrennen. Falls erforderlich, wird zudem der pH-Wert reguliert, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich von 6 bis 7,5. Bei der ersten Stufe handelt es sich um die Zugabe einer handelsüblichen Peroxycarbonsäurelösung zum zu behandelnden vorgereinigten Wasser. Nach Durchmischen, was durch Rühren von Hand oder durch Zulaufenlassen von zu behandelndem Wasser zu der Wasserstoffperoxid und mindestens eine Peroxycarbonsäure enthaltenden Lösung oder einem sie enthaltenden wäßrigen Gemisch erfolgen kann, läßt man die Peroxycarbonsäure zwecks Abtötung der Mikroorganismen und, soweit anwesend, auch höherer Organismen, wie Würmern oder
Larven, eine ausreichende Zeit, zweckmäßigerweise mindestens 10 Minuten bis zu 10 Stunden, insbesondere 0,5 bis 2 Stunden, einwirken. Ein Teil der Einwirkungsdauer kann in die zweite Stufe integriert werden. Die zweite Stufe dient der Erniedrigung des restlichen
Aktivsauerstoffs durch Kontaktieren des Wassers aus der ersten Stufe mit einem festen Zersetzungskatalysator für Aktivsauerstoffverbindungen. Das Kontaktieren erfolgt in einfacher Weise dadurch, daß man das Wasser über einem wasserunlöslichen Zersetzungskatalysator stehen läßt oder über ein Festbett aus dem Zersetzungskatalysator leitet, wobei dies in geflutetem Zustand oder in Rieselbettfahrweise möglich ist. Die Fest-Flüssig- Phasentrennung entspricht einer einfachen Filtration. Bei Verwendung eines in einem Behälter angeordneten Festbetts, das bevorzugt verwendet wird, erfolgt die Phasentrennung automatisch. Zweckmäßigerweise wird vor der Austrittsstelle des Trinkwassers ein Sieb oder dergleichen positioniert. Um ohne Stromzufuhr arbeiten zu können, werden die Behälter für die erste und zweite Stufe so positioniert, daß das
Wasser der Schwerkraft folgend durch beide Behälter strömt.
Die optimale Kontaktzeit in der zweiten Stufe läßt sich durch Verwendung von handelsüblichen Teststäbchen für Wasserstoffperoxid leicht ermitteln. Wenn kein Wasserstoffperoxid mehr nachweisbar ist, ist sichergestellt, daß auch keine Peroxycarbonsäure mehr vorhanden ist, weil sich letztere am Zersetzungskatalysator rascher zersetzt als Wasserstoffperoxid. Die Kontrolle des Restgehalts an Wasserstoffperoxid ist gleichzeitig ein geeignetes Mittel, festzustellen, wann die
Adsorptionskapazität eines als Zersetzungskatalysator und als Adsorptionsmittels für unerwünschte Wasserinhaltsstoffe einschließlich der verfahrensgemäß gebildeten Carbonsäure wirksamen Festbetts erschöpft ist.
Die Figur zeigt ein Schema einer einfachen Apparatur zur Durchführung des Verfahrens: Das zu behandelnde Wasser (W) wird in einem ersten Behälter (1) unter Verwendung einer Peroxycarbonsäurelösung (P) desinfiziert. Über eine Leitung (2) mit Hahn (3) gelangt das so behandelte Wasser in einen zweiten Behälter (4), der mit einem Festbett (5) aus einem zersetzungswirksamen teilchenförmigen Material gefüllt und mit einem Steigrohr (6) versehen ist, durch welches der bei der Zersetzung gebildete Sauerstoff entweicht. Der Flüssigkeitsauslaß des zweiten Behälters ist mit einem Sieb (7) versehen, um das der Zersetzung und Filtration dienenden Material zurückzuhalten. Über eine Leitung (8) mit Hahn (9) gelangt das Trinkwasser (TW) in einen Vorratsbehälter (10), woraus es bedarfsgemäß über den Hahn (11) entnommen werden kann. Im Festbett sind zur
Nachlieferung von Cu-Ionen Kupferstäbe (12) angeordnet.
Bei der in der ersten Stufe eingesetzten H202 enthaltenden Peroxycarbonsäurelösung handelt es sich um eine Lösung, wie sie durch säurekatalysierte Umsetzung einer wasserlöslichen Carbonsäure mit wäßrigem Wasserstoffperoxid erhältlich ist. Bevorzugt handelt es sich um eine sogenannte Gleichgewichtsperessigsäure. Weitere geeignete Peroxycarbonsäuren, die vereinfachend meist nur als Percarbonsäuren bezeichnet werden, sind Peroxyameisensäure, Peroxypropionsäure aber auch Mono-, Di- und
Triperoxycarbonsäuren von Bernstein-, Glutar- und Adipinsäure oder Gemischen, ferner Weinsäure und Zitronensäure. Besonders bevorzugt wird eine Gleichgewichtsperessigsäurelösung. Solche Lösungen sind in unterschiedlicher Persäurekonzentration erhältlich.
Bevorzugt werden Gleichgewichtsperessigsäurelösungen mit einem Peressigsäuregehalt von 1 bis 15 Gew.-%, insbesondere 1 bis 5 Gew.-%, und einem H202-Gehalt im Bereich von etwa 20 bis 50 Gew.-% eingesetzt.
Die Einsatzmenge an Peroxycarbonsäure richtet sich nach der Wasserqualität und der angestrebten Einwirkungsdauer. Üblicherweise werden dem Wasser 1 bis 250 ppm, vorzugsweise mindestens 10 ppm, Peroxycarbonsäure zugesetzt. Die Einwirkungszeit liegt besonders bevorzugt im Bereich von 30. Minuten bis 2 Stunden. Das Wasser kann entweder während der Einwirkungszeit stehen oder in einer Fließstrecke fließen.
Die in der zweiten Stufe eingesetzten festen Zersetzungskatalysatoren können teilchenförmig sein oder auf Oberflächen monolithischer Trägermodule fixiert sein. Bevorzugt liegen diese Katalysatoren im Form von Granulaten, Extrudaten, Tabletten, Schuppen oder Prills vor. Zersetzungswirksam sind Schwermetalle und Verbindungen derselben von Elementen der I., II. und V. bis VIII. Nebengruppe des Periodensystems. Die genannten Stoffe können als solche eingesetzt werden, bevorzugt werden sie in Form trägergebundener Zersetzungskatalysatoren verwendet. Geeignete Träger sind der Fachwelt aus dem Katalysatorbereich bekannt - beispielhaft genannt werden Oxide, Mischoxide, Silikate, Phosphate und Zeolithe, aber auch Aktivkohle und Kationenaustauscher. Träger mit einer spezifischen BET-Oberfläche von größer 10 m2/g, insbesondere größer 100 m2/g, werden wegen ihrer Adsorptionswirkung bevorzugt. Schwermetalldotierte, insbesondere eine mit einer Cu-Verbindung dotierte Aktivkohle wird besonders bevorzugt.
Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird in der zweiten Stufe ein Material eingesetzt, das zusätzlich zur zersetzungswirksamen Funktion gleichzeitig biozid wirksam ist und/oder ein hohes Adsorptionsvermögen für Wasserinhaltsstoffe aufweist. Zersetzungs- und biozidwirksam sind beispielsweise Kupfer und Silberionen. Aktivkohle ist ein ein mäßiger Zersetzungskatalysator bekanntermaßen ein gutes und in der Wasserbehandlung bekanntes Adsorptionsmittel. Demgemäß sind erfindungsgemäß
Cu- oder Ag-dotierte Aktivkohlen besonders bevorzugt verwendet. Aus Kostengründen ist die Verwendung von Cu- dotierter Aktivkohle zweckmäßig. Die Dotierung kann durch Kontaktieren der Aktivkohle mit einer Cu-Salzlösung. erfolgen.
Zwecks Vermeidung einer Wiederverkeimung des Wassers in und über einem zersetzungswirksamen Festbett sowie in einem nachgeschalteten Vorratsbehälter ist es besonders zweckmäßig, im Festbett zusätzlich elementares Kupfer anzuordnen. In einem Aktivkohlebett, das zu Beginn mit einem Cu-Salz dotiert wurde, werden zusätzlich Cu- Granalien, Cu-Stäbe, Cu-Platten oder dergleichen angeordnet; alternativ kann auch die Wandung des Aktivkohlebetts aus Kupfer bestehen. Aus dem elementaren Kupfer werden Spuren an Cu-Ionen herausgelöst und gelangen in einer unschädlichen Menge in das Trinkwasser. Dieser geringe Cu-Gehalt macht das Trinkwasser besser lagerfähig. Der Cu-Gehalt läßt sich mittels Teststäbchen bestimmen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist einfach und zuverlässig durchführbar. Aus nicht-trinkbarem Wasser wird Trinkwasser guter Qualität erhalten. Das Verfahren läßt sich auch an schwer zugänglichen Orten ohne Stromversorgung realisieren. Erfindungsgemäß lassen sich auch sehr unreine Wässer in trinkbares Wasser überführen, weil durch entsprechend hohe Dosierung der Aktivsauerstoffverbindungen nicht nur eine Entkeimung, sondern auch oxidative Überführung unerwünschter Bestandteile in harmlose Verbindungen möglich ist und ein erforderlicher Überschuß an Aktivsauerstoff in der 2. Stufe beseitigt wird. Das entkeimte und von überschüssigem Aktivsauerstoff befreite Wasser weist nach Einschleppung neuer Keime bei der Lagerung eine hohe Resistenz gegen Wiederverkeimung auf.
Die nachfolgenden Beispiele und Vergleichsbeispiele verdeutlichen das erfindungsgemäße Verfahren.
Beispiele
Als Modell eines stark keimbelasteten zu behandelnden Wassers wurde Ablaufwasser aus einer Dreikammerklärgrube, das im Verhältnis 1 zu 9 mit Leitungswasser verdünnt wurde, verwendet. Das Wasser roch nach Urin, Schwefelwasserstoff und Waschmaschinenwasser; der CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) betrug 22,4 , der pH-Wert 7,4. Die Zahl keimbildender Einheiten (KBE) betrug 1,9 • 105.
Als Desinfektionsmittel wurden eine
Gleichgewichtsperessigsäurelösung mit 5,0 Gew.-% Peressigsäure und 27 Gew.-% Wasserstoffperoxid (= GPES) eingesetzt .
Als Zersetzungskatalysator wurden die Aktivkohle F 100 (Firma Chemviron) in undotierter sowie Cu-dotierter Form eingesetzt. Zur Cu-Dotierung wurden 50 g Aktivkohle mit 100 ml einer 71 mg CuS04 ' 7 H20 enthaltenden wäßrigen Lösung kontaktiert und 1 h die Suspension gerührt. Nach Abdekontieren des Wassers wurde zehnmal mit je 500 ml destilliertem Wasser gewaschen.
Vergleichsbeispiel 1
Untersucht wurde die Desinfektionswirkung der Gleichgewichtsperessigsäure (= PES) in Abhängigkeit von der zu Beginn eingesetzten Menge G-PES. 1 h nach der Zugabe der G-PES wurde dem behandelten Wasser pro 1 jeweils ein
Tropfen Katalase zugefügt zur Zersetzung nicht umgesetzter Aktivsauerstoffverbindungen. Die Ergebnisse folgen aus der Tabelle.
Die Versuche zeigen, daß sich das Testwasser entkeimen läßt. Ein zu geringer Persäuregehalt, etwa 5 ppm PES, erlaubte dagegen unter den Versuchsbedingungen nur eine
Teilreduktion der Keime. Vor der Katalase-Zugabe enthielten alle Proben noch Aktivsauerstoff.
Vergleichsbeispiel 2
Untersucht wurde der Einfluß der Aktivkohle (a) und der Cu- dotierten Aktivkohle (b) auf die Keimreduktion und
Verkeimung beim Stehenlassen des Testwassers in Gegenwart von (a) bzw. (b) . Das Testwasser wurde nicht mit einer Peroxycarbonsäure und H202 enthaltenden Lösung behandelt.
350 g (a) bzw. (b) wurden mit 375 g destilliertem Wasser versetzt, dann wurde 1 1 des Testwassers zugesetzt und umgerührt. Nach einer Standzeit von 7 Tagen bei 20 °C - nach 2 Tagen wurde erneut umgerührt - wurde das Wasser abdekontiert und dann die Keimzahl ermittelt.
Die Versuche zeigen, daß die Cu-dotierte Aktivkohle selbst eine keimtötende Wirkung zeigt.
Vergleichsbeispiel 3
Das Testwasser wurde durch Zugabe der G-PES bei einer Einsatzkonzentration von 250 ppm Peroxyessigsäure und einstündiger Einwirkung und anschließende Kontaktierung mit der Aktivkohle behandelt. Durch Stehenlassen wurde geprüft, in welchem Maße es zur Wiederverkeimung des Wassers durch mit neuer Aktivkohle eingeschleppte Keime kommt.
1 1 des mit G-PES behandelten Wassers wurde zu einer Aufschlämmung aus 352 g Aktivkohle in 375 g destilliertem Wasser gegeben. Nach 1 h Kontaktzeit unter gelegentlichem Umrühren wurde mittels Teststäbchen kein H202 mehr nachgewiesen, und damit war auch keine Peroxyessigsäure mehr anwesend; die Keimzahl war kleiner 102 KBE/ml.
Zum von der Aktivkohle abgetrennten behandelten Wasser wurde erneut eine Aufschlämmung aus 352 g Aktivkohle in 375 g Wasser gegeben. Die Probe wurde mit einer Aluminiumfolie verschlossen, 7 Tage bei 20 °C stehengelassen - nur zu Beginn und nach 2 Tagen wurde umgerührt. Nach 7 Tagen wurde die Keimzahl ermittelt: 1,4 x 107 KBE/ml. Die aus der G-PES resultierende Essigsäure und Phosphorsäuren (aus dem Katalysator der G-PES-Herstellung) fördert somit die Wiederverkeimung des Wassers.
Beispiel
Das Vergleichsbeispiel 3 wurde mit dem einzigen Unterschied wiederholt, daß anstelle der Aktivkohle die Cu-dotierte Aktivkohle eingesetzt wurde. Die Keimzahl nach 7-tägiger Standzeit betrug weniger als 1 KBE/ml. Der Cu-Ionengehalt im Wasser betrug 0,054 mg Cu/1.
Unter Verwendung einer Cu-dotierten Aktivkohle wird eine Wiederverkeimung des entkeimten und vom restlichen Aktivsauerstoff befreiten Wassers wirksam verhindert.