Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von Zug- oder Druckspannungen in einem ferromagnetischen Element, insbesondere einem Spann-, Zug- oder Druckglied für das Bauwesen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Bestimmung von Zug- oder Druckspannungen in einem ferromagnetischen Element, insbesondere einem Spann-, Zug- oder Druckglied für das Bauwesen.
Im Bauwesen ist der mangelnde Erhaltungszustand bzw. die mangelhafte Inspektionsmöglichkeit von Spann-, Zug- oder Druckgliedern eine häufige Schadensursache. Ausschlaggebend für die Sicherheitsbewertung vorgespannter Betonkonstruktionen bzw. rückverankerter Systeme ist neben dem Zustand der Spannglieder im Wesentlichen die tatsächliche Größe der Spannstahlkräfte. Auch bei der Montage von Spanngliedern bzw. bei der Beaufschlagung von Ankem mit einer Last ist es häufig wünschenswert, die tatsächliche Größe der auf das einzelne Spannglied bzw. das einzelne Druck- oder Zugglied wirkenden Kräfte zu kennen. Insbesondere beim Abspannen eines Bauwerks mittels mehrerer Zugglieder stellt sich häufig die Aufgabe, die Spannkräfte in vorgegebener Weise auf die einzelnen Zugglieder bzw. Spannglieder aufzuteilen. Bisher ließen sich Spannkräfte nur mit aufwendigen, relativ teuren und schwer montierbaren Mess- aufhehmern messen. Hierzu fanden insbesondere Kraftmessdosen Verwendung, wobei das zu vermessende Spannglied bzw. Zug- oder Druckglied von seiner Verankerung gelöst werden musste und zwischen der Verankerung und dem betreffenden Ende des Spannglieds bzw. Zug- oder Druckglieds die Kraftmessdose zu montieren war. Dies ist jedoch mit einem derart hohen Aufwand verbunden, dass solche Messungen nur dann vorgenommen wurden, wenn diese wirklich zwingend erforderlich waren.
Zudem konnten derartige Messaufnehmer bzw. damit verwendete Messverfahren aufgrund externer Einflüsse, wie z.B. Feuchtigkeit oder Stoßbelastung, häufig keine ausreichende Langzeitstabilität der Messergebnisse bieten.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung von Zug- oder Druckspannungen in einem ferromagnetischen Element, insbesondere einem Spann-, Zug- oder Druckglied für das Bauwesen, zu schaffen, wobei auf einfache und kostengünstige Weise die Span- nungen auch in einzelnen ferromagnetischen Elementen eines komplexen bautechnischen Elements mit hoher Messgenauigkeit erfassbar sind.
Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen der Patentansprüche 1 bzw. 8.
Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung gehen von der Tatsache aus, dass praktisch alle auf dem Gebiet des Bauwesens bisher verwendeten Spannglieder oder Druck- bzw. Zugglieder aus einem ferromagnetischen Material, insbesondere Stahl verschiedener Legierungen, bestehen und nutzen zur Erfassung der Zug- bzw. Druckbelastung eines derartigen Elements den magnetoelastischen Effekt solch feπomagnetischer Materialien.
Erfindungsgemäß wird für jedes bestimmte Material und/oder den Typ eines zu überwachenden bzw. zu vermessenden ferromagneti sehen Elements ein Kali- briervorgang durchgeführt, in dem für zumindest einen Punkt der Magnetisierungskurve die Spannungsabhängigkeit der magnetischen Feldstärke H bei einem vorbestimmten Wert für den magnetischen Fluss B und/oder die Spannungsabhängigkeit des magnetischen Flusses B bei einem vorbestimmten Wert für αie magnetische Feldstärke H und/oder Spannungsabhängigkeit der Steigung der
ERSAT2B T7 (REGEL fy
Magnetisierungskurve bei einem vorbestimmten Wert für den magnetischen Fluss B oder die magnetische Feldstärke H direkt oder indirekt erfasst wird. Die Spannungsabhängigkeit dieser Größe kann dann in diskreter Form abgespeichert werden. Selbstverständlich können die Messpunkte der Kalibrierabhängigkeit auch durch eine analytische Funktion angenähert und die Parameter der Funktion sowie die Funktion selbst für spätere Auswertungen gespeichert werden.
Im eigentlichen Messvorgang wird dann die betreffende Größe bei dem betreffenden vorbestimmten Wert für den magnetischen Fluss oder die magnetische Feldstärke direkt oder indirekt erfasst und aus der erfassten Größe und der im
Kalibriervorgang bestimmten Spannungsabhängigkeit der Wert der Zug- oder Druckspannung in dem ferromagnetischen Element oder deren Änderung bezogen auf einen Ausgangswert bestimmt.
Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass für den eigentlichen Messvorgang keinerlei Montage des ferromagnetischen Elements für das Übertragen der auf das Element wirkenden Kräfte auf einen mechanischen Messaufnehmer erforderlich ist. Es ist lediglich erforderlich, mittels eines geeigneten Sensors die magnetischen Eigenschaften des belasteten ferromagnetischen Elements zu ermitteln, um hieraus Rückschlüsse auf die Größe der Belastung zu ziehen.
Das Erfassen der gewünschten Größe bei einem vorbestimmten Wert für den Fluss oder die Feldstärke kann insbesondere in der Weise erfolgen, dass die gesamte Magnetisierungskurve (bzw. entsprechende elektrische Größen) gemessen und in gewünschter Weise ausgewertet wird.
Zur Steigerung der Genauigkeit des Messverfahrens können mehrere Größen (die selben Größen für unterschiedliche vorbestimmte Werte des Flusses oder der Feldstärke und/oder verschiedene Größen für die selben Werte des Flusses oder
ERSATZBWrr (REGEL 26)
der Feldstärke) direkt oder indirekt erfasst und aus jedem Wert der erfassten Größe und einer zugeordneten Kalibrierabhängigkeit jeweils ein Wert für die Zug- oder Druckspannung im ferromagnetischen Element ermittelt werden. Zum Erhalt des Endergebnisses der Auswertung mit verbesserter Genauigkeit können die somit ermittelten einzelnen Belastungswerte gemittelt werden.
Als Punkte der Magnetisierungskurve eignen sich im Sinne einer möglichst einfachen Auswertung insbesondere die Schnittpunkte der Magnetisierungspunkte mit den Achsen. Die Schnittpunkte der Magnetisierungskurve mit der Ordinate, auf welcher der magnetische Fluss aufgetragen ist, sind gekennzeichnet durch eine magnetische Feldstärke gleich Null (H = 0) und den Wert BR für den magnetischen Fluss, der allgemein als Remanenz bezeichnet wird. Die Schnittpunkte der Magnetisierungskurve mit der Abszisse, auf welcher die magnetische Feldstärke H aufgetragen ist, sind gekennzeichnet durch einen magnetischen Fluss gleich Null (B = 0) und den Wert Hc, welcher allgmein als Koerzitivfeld- stärke bezeichnet wird.
Diese Punkte bieten den Vorteil, dass die jeweils nicht-erfasste magnetische Größe gleich Null ist und somit eine einfache Auswertung gewährleistet werden kann.
Als weitere, von der mechanischen Spannung abhängige Größen können auf einfache Weise die Permeabilität μr und der maximale magnetische Fluss Bs ausgewertet werden. Dabei entspricht die Permeabilität μr der Steigung der Ma- gnetisierungskurve im Schnittpunkt mit der Abszisse (d.h. im Punkt der Koerzi- tivfeldstärke Hc) und der maximale magnetische Fluss Bs dem Wert des magnetischen Flusses, der bei der maximal erzeugten Feldstärke (bei der durchgeführten Messung) erreicht wird.
ERSATZBLATT (REGEL 2Θ)
Nach der bevorzugten Ausführungsform des erfmdungsgemäßen Verfahrens werden alle vier der vorgenannten Kenngrößen der Magnetisierungskurve erfasst und hieraus unter Verwendung von entsprechenden Kalibrierabhängigkeiten vier Werte für die Zug- oder Druckspannung in dem ferromagnetischen Element er- mittelt. Diese vier Werte werden zum Erhalt eines möglichst exakten Ergebnisses für die Zug- oder Druckspannung gemittelt.
Die Erfassung wenigstens zweier unterschiedlicher Größen der Magnetisierungskurve bietet den Vorteil, dass ggf. auftretende Mehrdeutigkeiten in einer Kali- brierabhängigkeit durch das Ausnutzen der Information der jeweils anderen erfassten magnetischen Größe bzw. der jeweils anderen Kalibrierabhängigkeit ausgeschaltet werden können. Die zwei verschiedenen zu erfassenden magnetischen Größen können ggf. ein und denselben Punkt der Magnetisierungskurve kennzeichnen, wobei jedoch die Verlagerung dieses Punkts bei einer Änderung der mechanischen Spannung bei einem vorbestimmten Wert für den Fluss bzw. die Feldstärke beobachtet wird. Darüber hinaus kann zusätzlich die Veränderung der Steigung der Tangente in diesem Punkt bei einer Spannungsänderung beobachtet werden.
Selbstverständlich können die Größen jedoch auch in unterschiedlichen Punkten der Magnetisierungskurve erfasst werden.
Um Messfehler ausschließen zu können, kann bei drei oder mehreren erfassten magnetischen Größen der Magnetisierungskurve jeweils in Verbindung mit einer zugeordneten Kalibrierabhängigkeit ein einzelner Wert für die im ferromagnetischen Element vorhandenen Zug- oder Druckspannungen ermittelt werden. Falls eine unzulässig hohe Abweichung eines Werts von den verbleibenden übrigen Werten oder vom Durchschnitt sämtlicher Werte festgestellt wird, kann der betreffende einzelne Wert bei der Mittelwertbildung außer Betracht bleiben. Hier-
durch lassen sich Messfehler bzw. deren Auswirkungen auf das Endergebnis ausschließen.
Bei der bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zudem die Temperatur des zu erfassenden ferromagnetischen Elements bestimmt und unter Verwendung einer Kalibrierabhängigkeit für die Temperatur eine Temperaturkompensation des Messergebnisses vorgenommen. Hierzu muss aus der Kalibrierabhängigkeit für die Temperatur (für die betreffende erfasste magnetische Größe) ein Korrekturfaktor ermittelt werden, der den Unterschied zwi- sehen der bei der Bestimmung der Kalibrierabhängigkeiten für die Spannungsabhängigkeit herrschenden Temperatur und der bei der aktuellen Erfassung der magnetischen Größe herrschenden Temperatur berücksichtigt.
Bei entsprechenden Untersuchungen der Erfinder der vorliegenden Anmeldung hat sich herausgestellt, dass die magnetischen Größen, die Koordinaten bestimmter Punkte der Magnetisierungskurve daisteilen, wie die Remanenz, die Maximalinduktion und die Koerzitivfeldstärke, praktisch keine Temperaturabhängigkeit zeigen und lediglich eine Temperaturkompensation bei der Permeabilität erforderlich ist. Diese lässt sich jedoch auf einfache Weise durchführen, da diese Temperaturabhängigkeit im Wesentlichen linear ist.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst einen äußerst einfach herzustellenden und zu verwendenden Sensor, welcher eine auf einen gemeinsamen Kern angeordnete Erregerspule zur Erzeugung eines magnetischen Feldes und eine auf dem Kern angeordnete Induktionsspule aufweist, wobei das ferromagnetische
Element mit dem Kern gekoppelt wird oder diesen darstellt. Insbesondere die letztgenannte Möglichkeit führt zu hochgenauen Messergebnissen, da keinerlei in ihren Eigenschaften kaum erfassbare magnetische Übergangs widerstände zwischen einem separaten Kern des Sensors und dem zu erfassenden Element die
Messgenauigkeit beeinflussen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist eine Auswerteeinheit auf, welche die in der Induktionsspule induzierte Spannung Uj und/oder die integrierte induzierte Spannung erfasst und welcher zumindest Informationen über die Erregerstromstärke Ierr zugeführt sind. Selbstverständlich kann die Auswerteeinheit auch die Erregerstromstärke direkt erfassen.
Die induzierte Spannung Uj kann dabei zur Ermittlung der Permeabilität μr er- mittelt werden, wobei die Permeabilität dem Spitzen wert der in der Sekundärspule induzierten Spannung UJS entspricht.
Der Erregerstrom Ierr dient als Maß für die magnetische Feldstärke H und die integrierte induzierte Spannung Uj als Maß für die magnetische Induktion B. Demzufolge entspricht der maximale magnetische Fluss oder die Maximalinduktion Bs dem Spitzenwert der integrierten induzierten Spannung, die Remanenz BR dem Wert des magnetischen Flusses B beim Nulldurchgang des Erregerstroms Ierr und die Koerzitivfeldstärke Hc dem Wert des Erregerstroms Ierr beim Nulldurchgang der integrierten induzierten Spannung.
In der bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung nach der Erfindung ist die Stromquelle zur Beaufschlagung der Erregerspule des Sensors als Wechselstromquelle ausgebildet, welche vorzugsweise einen sinusförmigen Wechselstrom mit vorbestimmter (ggf. einstellbarer) Frequenz und geregelter Amplitude erzeugt. Die Regelung der Amplitude des von der Wechselstromquelle erzeugten sinusförmigen Stroms ist insbesondere bei der Erfassung der Maximalinduktion Bs im Hinblick auf eine ausreichende Messgenauigkeit von Bedeutung. Die Frequenz des Wechselstroms wird so gewählt, dass die Auswertevoπϊchtung pro Periode des Wechselstroms noch eine ausreichende Anzahl von Abtastpunkten
der auszuwertenden elektrischen Größen aufnehmen kann. In jedem Fall muss die Frequenz so niedrig gewählt werden, dass die Frequenzabhängigkeit der Ma- gnetisierungskurve noch keine Rolle spielt. Beispielsweise kann die Frequenz im Bereich von 5 bis 50 Hertz gewählt werden.
In der bevorzugten Ausführungsform weist der Sensor eine Erregerspule auf, deren Länge größer ist als die Länge der Induktionsspule, wobei sich die Induktionsspule vollständig innerhalb der Erregerspule befindet. Hierdurch wird der Vorteil erreicht, dass praktisch der gesamte Fluss, der durch die Erregerspule erzeugt wird, auch die Induktionsspule durchdringt. Somit ergibt sich eine sehr gute Empfindlichkeit des Sensors.
Weitere Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der in der Zeichnung dargestellten Figuren näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 die schematische Darstellung einer Magnetisierungskurve für einen ferromagnetischen Stahl;
Fig. 2 eine schematische Darstellung der Messanordnung nach der Erfindung;
Fig. 3 einen Längsschnitt durch einen auf einem feιτomagnetischen Element angeordneten Sensor nach der Erfindung;
Fig. 4 ein schematisches Blockdiagramm einer Messanordnung nach der Erfindung;
ERSATZBLATT (REGEL 20)
Fig. 5 eine Darstellung der gemessenen Kalibrierabhängigkeiten von magnetischen Kenngrößen der Magnetisierungskurve eines bestimmten Spannstahls als Funktion der Spannstahlspannung;
Fig. 6 eine Darstellung gemessener Abhängigkeiten gemäß Fig. 5 für einen anderen Spannstahltyp und
Fig. 7 eine Darstellung gemessener Temperaturabhängigkeiten verschiedener magnetischer Kenngrößen der Magnetisierungskurve des Spannstahls entsprechend Fig. 5.
Anhand Fig. 1 sei zunächst der von der Erfindung genutzte magnetoelastische Effekt erläutert. Die Magnetisierungskurve I (dargestellt ohne Neukurve) zeigt das Verhalten eines bestimmten Typs Spannstahl, wenn dieser in ein magnetisches Feld gebracht wird und die magnetische Feldstärke zyklisch zwischen einem minimalen und einem maximalen Wert -Hs bzw. Hs variiert wird. Der magnetische Fluss B weist dann die in Kurve I dargestellte Hysterese B = f (H) auf. Die Magnetisierungskurve wird dabei insbesondere durch folgende magneti- sehe Kenngrößen charakterisiert: Die Remanenz BR bezeichnet den Wert des magnetischen Flusses im Schnittpunkt der Magnetisierungskurve mit der Ordinate, auf welcher der magnetische Fluss aufgetragen ist; die Koerzitivfeldstärke Hc bezeichnet den Wert der magnetischen Feldstärke in den Schnittpunkten der Magnetisierungskurve mit der Abszisse, auf welcher die magnetische Feldstärke aufgetragen ist; die Maximalinduktion oder der maximale magnetische Fluss Bs bezeichnet den magnetischen Fluss in den Punkten der dem Befrag nach maximalen magnetischen Feldstärke Hs; die (relative) Permeabilität μr ist gegeben als maximale Steigung der Magnetisierungskurve, welche in den Schnittpunkten der Magnetisierungskurve mit der Abszisse auftritt.
Während die in Fig. 1 eingezeichnete Magnetisierungskurve I den Zustand des ferromagnetischen Elements im mechanisch unbelasteten Zustand wiederspiegelt, zeigt die Magnetisierungskurve II die Magnetisierungskurve bei einer Zug- belastung des ferromagnetischen Elements. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, ändern sich sowohl die Hystereseeigenschaften als auch die absoluten Werte des magnetischen Flusses sowie die Steigung der Kurve.
Diesen magnetoelastischen Effekt nutzt die Erfindung zur Erfassung der in einem ferromagnetischen Element erzeugten Zug- oder Druckspannungen, wobei das in
Fig. 2 dargestellte Messprinzip Anwendung findet. Auf das zu erfassende ferro- magnetische Element 1, bei dem es sich beispielsweise um ein Spannglied handeln kann, wie es im Spannbetonbau verwendet wird, oder um ein Zug- oder Druckglied eines Erdankers oder dergleichen, wird eine Erregerspule 3 und eine Induktionsspule 5 aufgebracht. Die Erregerspule 3 wird von einer Stromquelle 7 beaufschlagt, die vorzugsweise einen sinusförmigen Wechselstrom erzeugt. Der in der Erregerspule erzeugte Erregerstrom Ierr wird mittels einer Strommesseinrichtung 9 gemessen. Die in der Erregerspule 3 induzierte Spannung Uj wird mittels einer Spannungsmesseinrichtung 1 1 gemessen. Durch eine Auswertung der induzierten Spannung U; und eine Auswertung des Erregerstroms Ierr lässt sich dann die Magnetisierungskurve für das spezielle ferromagnetische Element erfassen. Hierzu wird die induzierte Spannung U; integriert, wobei dieses Integral zum magnetischen Fluss B proportional ist. Der Erregerstrom Ierr ist proportional zu der magnetischen Feldstärke, so dass aus diesen Größen die Magnetisierungs- kurve eindeutig bestimmbar ist. Der Wert der Permeabilität μr entspricht der
Steigung im Schnittpunkt der Magnetisierungskurve mit der Abszisse, d.h. im Punkt (B = 0; H = Hc), und ergibt sich damit als Spitzenwert der in der Induktionsspule gemessenen Spannung UjS .
Fig. 3 zeigt einen äußerst einfach aufgebauten Sensor, der beispielsweise zur Erfassung der mechanischen Zugspannung eines Spannglieds, wie es im Bauwesen verwendet wird, eingesetzt werden kann. Der Sensor 13 besitzt einen Spulenkörper 15 aus nicht-magnetischem Material, beispielsweise Kunststoff. Der Spulenkörper weist in Umfangsrichtung eine Ausnehmung 17 auf, in welcher die
Induktionsspule 5 angeordnet ist. Die Außenseite der Induktionsspule schließt vorzugsweise bündig mit dem übrigen Außenumfang des Spulenkörpers 15 ab. Der Spulenkörper weist an beiden Enden sich nach radial nach außen erstrek- kende Wandungen 21 auf, die einen Aufnahmeraum 21 zur Aufnahme der Erre- gerspule 3 definieren. Der Außenumfang der Erregerspule 3 schließt vorzugsweise bündig mit den Außenwandungen der Wandungen 21 ab. Der gesamte Sensor ist mit einer Schutzhülle 25 umgeben, die die Erregerspule 3 und die Induktionsspule vor mechanischen Beschädigungen oder Umwelteinflüssen, wie Feuchtigkeit, aggressive Substanzen oder dergleichen, schützen.
Der Sensor 13 bzw. der Spulenkörper 15 weist eine axiale Bohrung 27 auf, die zur Aufnahme des zu erfassenden ferromagnetischen Elements, beispielsweise des in Fig. 3 dargestellten Spannstahls, dient.
Bei dem in Fig. 3 dargestellten Sensor wurde insbesondere dafür Sorge getragen, dass die Induktionsspule kleiner ist als die Erregerspule und vollständig von dieser umschlossen ist. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass das von der Erregerspule erzeugte Magnetfeld die Induktionsspule vollständig durchsetzt und demzufolge eine gute Empfindlichkeit des Sensors erreicht wird. Der Sensor lässt sich durch einfaches Aufschieben auf das ferromagnetische Element montieren.
Eine Anpassung des Innendurchmessers der axialen Bohrung 27 des Sensors an den Außendurchmesser des ferromagnetischen Elements 1 ist zwar im Sinne einer mechanischen Befestigung des Sensors von Vorteil, für die Genauigkeit der Messungen jedoch nicht erforderlich.
Der in Fig. 3 dargestellte Sensor 13 kann mit der in Fig. 4 dargestellten Messelektronik verwendet werden, die das in Fig. 2 dargestellte Prinzip in vorteilhafter Weise umsetzt.
Die Messelektronik umfasst die Stromquelle 7, die ihrerseits aus einem Sinusgenerator 29 und einem Spannungs-/Stromwandler 31 besteht. Der Sinusgenerator 29 gibt die von ihm erzeugte sinusförmige Wechsel Spannung an den Spannungs- /Stromwandler 31 ab, der die Erregerspule des Sensors 13 beaufschlagt.
Wie in Fig. 4 dargestellt, umfasst die Messelektronik des Weiteren Auswerteeinheit 33, welche mittels eines Analog-Digital-Wandlers 35 den vom Spannungs- /Stromwandler 31 an die Erregerspule abgegebenen Erregerstrom Ierr erfasst und einem ersten Microcontroller 37 zuführt. Dieser kann wiederum im Sinne einer geschlossenen Regelschleife den Spannungs-/Stromwandler 31 und den Sinusgenerator 29 so ansteuern, dass sowohl die Frequenz als auch die Amplitude des Erregerstroms Ierr hochgenau konstant gehalten werden.
Die in der Induktionsspule 5 induzierte Spannung U, wird ebenfalls von der Auswerteeinheit 33 erfasst. Die induzierte Spannung U, wird dabei zum einen über einen steuerbaren elektronischen Schalter 39 wahlweise unmittelbar einem Analog-Digital-Wandler 41 zugeführt oder zunächst mittels eines Integrierers 43 integriert und die integrierte Spannung, welche der magnetischen Induktion B proportional ist, über den steuerbaren elektroni sehen Schalter 39 dem Analog- Digital- Wandler 41 zugeführt. Das digitale Ausgangssignal des Analog-
DigitalWandlers 41 wird einem zweiten Microcontroller 43 zugeführt.
Während der erste Microcontroller 37 im Wesentlichen zur Steuerung und Regelung der Stromquelle 7 und zur Erfassung des Erregerstroms Ierr dient, über-
nimmt der zweite Microcontroller 43 die Ansteuerung des elektronischen Schalters 39 und die Abtastung der induzierten Spannung Uj bzw. der integrierten induzierten Spannung. Des Weiteren sind die beiden Microcontroller 37 bzw. 43 miteinander verbunden, wobei der Microcontroller 43 vom Microcontroller 37 den Momentanwert für den Erregerstrom Ierr erhält und umgekehrt der Microcontroller 37 vom Microcontroller 43 beispielsweise ein Startsignal für den Messbeginn erhalten kann, woraufhin der Microcontroller 37 durch eine entsprechende Ansteuerung der Stromquelle 7 in der Erregerspule 3 den gewünschten Erregerstrom Ieπ- erzeugt. Zur weiteren Ausweitung und ggf. graphischen DarStellung der erfassten Messwerte kann ein übergeordneter Computer (beispielsweise PC) 45 vorgesehen sein, welcher die Messdaten vom Microcontroller 43 erhält und seinerseits die Schnittstelle zwischen dem Bediener und der Messelektronik darstellt.
Die Auswerteeinheit 33 bzw. der Microcontroller 43 kann gleichzeitig den Widerstand Ω der Induktionsspule erfassen und hieraus in Verbindung mit einer gespeicherten Eichkurve hieraus die Temperatur des Sensors bzw. der Induktionswicklung ermitteln. Da diese annähernd die selbe Temperatur wie das umschlossene ferromagnetische Element hat, lässt sich somit ohne zusätzlichen Temperatursensor die Temperatur des ferromagnetischen Elements 1 bestimmen und auf diese Weise kann eine Temperaturkompensation des Messergebnisses vornehmen.
Fig. 5 zeigt die für einen bestimmten Spannstahltyp (d.h. eine bestimmte Legie- rung) ermittelten Kalibrierabhängigkeiten für die magnetischen Kenngrößen der
Permeabilität μr, Remanenz BR, Maximalinduktion Bs und Koerzitivfeldstärke Hc. In der Abszisse sind die Änderungen der magnetischen Kenngrößen in Volt aufgetragen, ausgehend vom unbelasteten Zustand.
ERSATZBLATT (REGEL 2G)
Grundsätzlich ließe sich bereits aus jeder der vier dargestellten Kalibrierabhängigkeiten und aus der gemessenen elektrischen Größe (für diesen bestimmten Spannstahltyp) die auf das ferromagnetische Element wirkende Zug- bzw. Druckspannung ermitteln (in Fig. 5 wurden lediglich die Kalibrierabhängigkeiten für Zug-spannungen ermittelt).
Zur Steigerung der Messgenauigkeit können jedoch mit der Anordnung gemäß Fig. 4 ohne großen Aufwand sämtliche der magnetischen Kenngrößen ermittelt (bzw. hierzu proportionale elektrische Größen) und hieraus unter Verwendung der betreffenden Eichabhängigkeit jeweils ein Wert für die auf das ferromagneti- sche Element wirkende Spannung bestimmt werden. Zur Erhöhung der Messgenauigkeit kann dann eine Mittelung der vier Spannungs werte erfolgen.
Darüber hinaus können unzulässige Abweichungen von ein oder zwei Messer- gebnissen durch einen Vergleich mit den übrigen Messergebnissen oder mit dem
Mittelwert sämtlicher Messgrößen festgestellt werden und dann die betreffenden Messergebnisse bei der Ermittlung des Endergebnisses durch Mittelwertbildung außer Betracht bleiben.
Fig. 6 zeigt entsprechende Kalibrierabhängigkeiten für einen anderen Spannstahltyp, wobei sich bei drei der vier untersuchten magnetischen Kenngrößen mehrdeutige Kalibrierabhängigkeiten ergeben. Ein derartiges Verhalten tritt insbesondere bei warmvergüteten Stählen auf, die einen wesentlich höheren Siliziumgehalt aufweisen. Dagegen wies der kaltgezogene Stahl, für den die in Fig. 5 dargestellten Kalibrierabhängigkeiten ermittelt wurden, lediglich einen Siliziumgehalt von ca. 0,2 % auf.
Durch die Auswertung von zumindest zwei magnetischen Kenngrößen, die einen unterschiedlichen Verlauf aufweisen, kann diese Mehrdeutigkeit jedoch beseitigt
werden. Beispielsweise ergibt sich für die Remanenz BR bei einem Messwert von ca. 0,05 V sowohl eine mögliche Spannstahlspannung von ca. 200 N/mm2 als auch eine mögliche Spannstahlspannung von ca. 600 N/mm2. Wird zusätzlich beispielsweise die (ebenfalls mehrdeutige) Permeabilität erfasst, so wird sich für diese beispielsweise eine elektrische Größe von ca, 0,01 V ergeben, was einer- seits einer Spannstahlspannung von ca. 200 N/mm und andererseits einer Spannungstahlspannung von ca. 80 N/mm2 entsprechen kann. Durch einen Vergleich mit den durch Auswertung der Remanenz ermittelten Spannungswerten ergibt sich somit, dass ausschließlich eine Spannstahlspannung von ca. 200 N/mm2 als korrektes Messergebnis in Frage kommen kann.
Fig. 7 zeigt schließlich den Einfluss der Temperatur auf die untersuchten magnetischen Kenngrößen. Es wird deutlich, dass lediglich die Permeabilität eine nahezu lineare Temperturabhängigkeit aufweist, während die Ergebnisse für die übri- gen magnetischen Kenngrößen praktische keine Temperaturabhängigkeit zeigen bzw. eine möglicherweise vorhandene Temperaturabhängigkeit so gering ist, dass deren Auswirkung im Rahmen der erreichbaren Messgenauigkeit vernachlässigbar ist.
Für die Messung in der Praxis ist daher lediglich eine Temperaturkompensation der Messergebnisse für die Permeabilität erforderlich. Hierfür kann, wie in Fig. 7 dargestellt, für jeden Typ eines ferromagnetischen Elements eine entsprechende Kalibrierabhängigkeit aufgenommen werden. In Kenntnis der Temperatur, bei der die spannungsabhängigen Kalibrierabhängigkeiten der Fig. 5 und 6 ermittelt wurden sowie der Temperatur des ferromagnetischen Elements, welche beispielsweise in der vorstehend beschriebenen Weise ermittelt werden kann, kann dann die tatsächlich gemessenen elektrischen Größen um einen Korrekturwert, der sich aus der temperaturabhängigen Kalibrierabhängigkeit ergibt, korrigiert werden. Dieser Wert der elektrischen Größe kann dann in die temperaturabhän-
gige Kalibrierkurve eingesetzt und somit die Zug- oder Druckspannung ermittelt werden.
Das sehr einfache und mit geringem Aufwand durchzuführende Messverfahren nach der Erfindung ist in der Praxis vielseitig anwendbar. Beispielsweise kann bereits im Werk jedes Zug- oder Druckglied oder Spannglied mit einem entsprechenden Sensor ausgerüstet werden, da diese Zusatzkosten für einen derartigen Sensor (vgl. Fig. 3) relativ gering sind. Messungen der auf das betreffende Element wirkenden Kräfte bzw. Spannungen können sowohl bei der Montage als auch von Zeit zu Zeit zur Überwachung des betreffenden Elements durchgeführt werden.
Das Messverfahren bzw. die Vorrichtung weist eine hohe Langzeitstabilität auf und ist praktisch unabhängig von der Konstruktion des zu überwachenden Ele- ments. Beispielsweise sind im Gegensatz zu Dehnungsmessstreifen auch Messungen an Litzen und Seilen durchführbar. Für das Aufbringen eines Sensors nach der Erfindung sind keinerlei konstruktive Änderungen an den zu überwachenden Bauelementen erforderlich. Der beschriebene Sensor ist darüber hinaus elektrisch und mechanisch äußerst stabil und widerstandsfähig gegen Staub, Feuchtigkeit und Stoßbelastungen. Eine Kalibrierabhängigkeit muss lediglich für ein bestimmtes Material eines ferromagnetischen Elements durchgeführt werden, wobei sich bei unterschiedlichen Chargen industriell hergestellter Spannstähle desselben Typs praktisch kaum Abweichungen zeigen, so dass lediglich für einen bestimmten Spannstahltyp eine Kalibrierabhängigkeit aufgenommen werden muss.
Insbesondere mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren der Auswertung mehrerer magnetischer Kenngrößen konnte eine Messunsicherheit von ca. +/- 20 N/mm2 erreicht werden, was einer Messgenauigkeit von ca. 1,5 % des Messbe-
reichsendwertes entspricht.
ATZBLATT (REGEL 2C