Beschreibung
VERMEIDUNG VON VERKRUSTUNG EINER DAMPFTURBINENSCHAUFEL DURCH REINDAMPFEIN¬ SPRITZUNG.
Die Erfindung betrifft eine Dampfturbine, insbesondere eine Niederdruck-Dampfturbine, mit einer Turbinenschaufel, welche entlang einer Hauptachse gerichtet ist und eine gekrümmte An¬ strömfläche für Dampf aufweist, sowie eine Verwendung der Dampfturbine.
In der DE 43 35 598 AI ist die Thematik des Foulings an einem Verdichter oder einer Entspannungsgasturbine, die einer Gasturbinenanlage vorgeschaltet sind, behandelt. Es besteht hierbei die Gefahr, daß eine Vereisung bzw. Anlagerung von
Schmutzpartikeln stattfindet, da Luft aus dem Verdichter ge¬ kühlt und der Entspannungsgasturbine zugeführt wird. Dies soll dadurch verhindert werden, daß in die Schaufeln der Ent¬ spannungsgasturbine eine zentrale Bohrung und von dort ab- zweigende, an die Schaufeloberfläche führende radiale Bohrun¬ gen vorgesehen sind. Durch in dem Verdichter erwärmte Luft, werden die Schaufeln erwärmt, was zu einem Schmelzen des Ei¬ ses führt . Hierdurch entsteht an der Oberfläche der Schaufeln der Entspannungsgasturbine ein Wasserschutzfilm, durch den gegebenenfalls auch Schmutzpartikel abgeführt werden. Die Entspannungsgasturbine wird hierbei mit demselben Medium, nämlich der durch den Verdichter verdichteten Luft, betrie¬ ben, mit dem auch bereits die Schaufeln durchströmt werden.
Aus dem Buch "Dampf urbinen" von F. Dietzel, 3. Auflage,
1980, Carl Hanser Verlag München - Wien, sind verschiedene Dampfturbinen bekannt. Abschnitt 3.3.3 "Erosion der Schaufel- kanten" befaßt sich mit der Vermeidung von an Abströmkanten auftretender Erosion bei großen Kondensationsdampfturbinen. Zur Verringerung der auftretenden Erosion wird einerseits eine Entwässerung der Dampfturbine sowie andererseits eine
mechanische Bearbeitung der Turbinenschaufeln angegeben. Diese mechanische Bearbeitung besteht in einem Auflöten von verschleißfesten Werkstoffen oder einer Induktionshärtung der Turbinenschaufel .
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Dampfturbine anzugeben, die für einen Betrieb mit aggressivem Dampf geeignet ist . Eine weitere Aufgabe besteht darin, eine Verwendung einer solchen Dampfturbine anzugeben.
Die auf eine Dampfturbine gerichtete Aufgabe wird durch eine Dampfturbine, insbesondere eine Niederdruck-Dampfturbine, ge¬ löst, die eine Turbinenschaufel aufweist, welche entlang ei¬ ner Hauptachse gerichtet ist, einen Schaufelfuß zur Veranke- rung in einem Gehäuse (Leitschaufel) oder einer Turbinenwelle (Laufschaufei) , eine gekrümmte Anströmfläche für Dampf und in ihrem Inneren eine Fluidzuführung aufweist, welche Fluidzu- führung mit einer Mehrzahl von Fluidabführungen strömungs- technisch verbunden ist, wobei jede Fluidabführung an der An- strömfläche mündet, und welche in dem Schaufelfuß nach außen geöffnet ist, wobei in einer den Schaufelfuß aufnehmenden Ausnehmung ein Strömungskanal zur Zuführung von Reindampf in die Fluidzuführung vorgesehen ist .
Durch eine Zuführung von Reindampf oder einem anderen verun¬ reinigungsfreien Fluid durch den Schaufelfuß und die Turbi¬ nenschaufel hindurch an die Anströmfläche wird über der An¬ strömfläche und gegebenenfalls weiteren Bereichen der Ober¬ fläche der Turbinenschaufel ein schützender Fluidfilm, insbe- sondere Dampffilm, erzeugt. Dieser Dampffilm bildet eine
Grenzschicht um die Turbinenschaufel herum, welche den durch die Dampfturbine strömenden Dampf von der Oberfläche der Tur¬ binenschaufel weitgehend fernhält. Hierdurch ist es möglich, die Dampfturbine mit einem aggressiven Dampf zu betreiben, welcher beispielsweise aus der Trocknung von Braunkohle oder anderem brennbaren Material, wie beispielsweise Haus- oder
Industriemüll, verunreinigt wird. Als Verunreinigungen können hierbei insbesondere Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Ei¬ sen, Chlorid, Nitrate sowie Sulfate auftreten. Ein bei der Trocknung von Braunkohle entstehender Dampf wird als "Brüdendampf" bezeichnet. Durch den Dampffilm um die Anström¬ fläche herum wird eine Anlagerung von Verunreinigungen ver¬ mieden sowie die Korrosionsgefahr und eine Erosion deutlich vermindert .
Durch eine Turbinenschaufel, welche eine Fluidzuführung mit einer strömungstechnischen Anbindung an die Anströmfläche aufweist, ist bei einem Betrieb einer Dampfturbine mit ag¬ gressivem Dampf erreicht, daß durch die Fluidzuführung strö¬ mendes und an der Abströmfläche austretendes Fluid der ag- gressive Dampf weitgehend von der Oberfläche der Turbinen¬ schaufel fern gehalten wird. Je nach erforderlichem Durchsatz von Fluid durch die Fluidzuführung ist diese entsprechend di¬ mensioniert ausgeführt. Sie kann hierbei als eine Bohrung oder mehrere Bohrungen ausgeführt sein, sowie einen inneren Hohlbereich der Turbinenschaufel darstellen. Der aggressive
Dampf, welcher beispielsweise aus der Trocknung nasser Braun¬ kohle stammt, kann starke Verunreinigungen enthalten, die bei einer normalen Turbinenschaufel zur Erosion, Korrosion oder zu Ablagerungen führen können. Selbstverständlich kann die Turbinenschaufel zu einem weiteren Schutz gegen Erosion und Korrosion mit einem speziellen Werkstoff, beispielsweise mit niedrigem Spannungszustand, oder einer speziellen Beschich¬ tung an der Oberfläche versehen sein.
Die Turbinenschaufel hat vorzugsweise einen Schaufelfuß zur
Verankerung in einem Gehäuse (Leitschaufel) oder in einer Turbinenwelle (Laufschaufei) einer Dampfturbine, wobei die Fluidzuführung in dem Schaufelfuß nach außen geöffnet ist . Durch den Schaufelfuß hindurch ist somit konstruktiv einfach eine Zuführung von Fluid, insbesondere Reindampf oder Luft, über das Gehäuse bzw. die Turbinenwelle in die Fluidzuführung
hinein ermöglicht. Die Zuführung des Fluides fuhrt somit auch zu allenfalls geringen Strömungswiderständen und Wirkungs¬ gradverlusten in der Dampfturbine.
Die Fluidzuführung ist im wesentlichen parallel zur Haupt¬ achse ausgebildet. Die Fluidzuführung kann eine axiale Boh¬ rung oder mehrere axiale Bohrungen aufweisen.
Die Fluidabführungen sind jeweils vorzugsweise im wesentli- chen senkrecht zur Hauptachse gerichtet. Sie sind hierdurch besonders einfach, beispielsweise als Bohrungen oder durch Gießen herstellbar. Eine Ausbildung der Fluidzuführung sowie der Fluidabführungen als Bohrungen gestattet es auch, diese nachträglich in die Turbinenschaufel einzubringen. Hierdurch kann auch nachträglich die Verteilung der Fluidabführungen an der Anströmfläche sowie in anderen Oberflächenbereichen der Turbmenschaufel entsprechend den Dampfbedingungen m einer Dampfturbine geändert werden. Durch eine Zuführung von Rein¬ dampf über die Fluidabführungen wird über die Anströmfläche sowie über weiter stromab liegende Oberflächenbereiche der
Turbinenschaufel ein Dampffilm erzeugt. Dieser Dampffilm ver¬ mindert oder verhindert vollständig einen Kontakt des aggres¬ siven mit Verunreinigungen belasteten Dampfes mit der Ober¬ fläche der Turbinenschaufel. Der Dampffilm verhindert zudem eine Ablagerung von in dem aggressiven Dampf mitgeführten
Verunreinigungen an der Oberfläche und bewirkt somit auch zu¬ mindest eine deutliche Reduzierung von Erosion und Korrosion an der Anströmfläche der Turbinenschaufel .
Der Strömungskanal ist in der Ausnehmung vorzugsweise als eine Nut ausgeführt, die mehrere Turbinenschaufeln, d.h. de¬ ren Schaufelfüße, strömungstechnisch miteinander verbindet. Die Nut ist hierbei vorzugsweise als Ringnut in dem Gehäuse der Dampfturbine bzw. m der Turbinenweile ausgeführt.
Die Dampfturbine eignet sich besonders für eine Verwendung m einer Anlage zur Trocknung von Brennstoff, insbesondere nas¬ ser Braunkohle, für eine Kraftwerksanlage. Durch eine Trock¬ nung von nasser Braunkohle kann beispielsweise der Wirkungs- grad einer mit Braunkohle befeuerten Kraftwerksanlage gestei¬ gert werden. Die Braunkohle kann hierbei mit niederwertigem Dampf, beispielsweise aus einer Anzapfung einer Niederdruck- Teilturbme, getrocknet werden. Die aus der Braunkohle ver¬ dunstende Feuchtigkeit wird m dem Dampf aufgefangen und bis zu einem Sattdampfzustand gefuhrt . Dieser Sattdampf kann in einer Niederdruck-Turbine bis auf unter 0.1 bar entspannt werden. Hierdurch wird zumindest ein Teil der Wärmeenergie, die zum Trocknen der nassen Braunkohle aufgewandt wird, wie¬ der zurückgewonnen. Der aus der nassen Braunkohle erzeugte Dampf enthält gegebenenfalls starke Verunreinigungen, insbe¬ sondere Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Chlorid, Nitrate und Sulfate. Bei einem Betrieb einer Niederdruck- Dampfturbine könnten diese zu einer erhöhten Korrosion und/oder Erosion der Turbmenschaufein fuhren, was bei der erfindungsgemäßen Dampfturbine durch die konstruktive Ausge¬ staltung der Turbinenschaufeln weitgehend vermieden wird.
Anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispie- le werden die Dampfturbine mit Turbinenschaufel sowie die Verwendung einer Dampfturbine naher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 in einem Ausschnitt eine Dampfturbine mit Turbinen¬ schaufeln in einem Längsschnitt, FIG 2 einen Querschnitt durch eine Turbmenschaufe1relhe gemäß FIG 1 und
FIG 3 eine schematische Anordnung einer Dampfturbine in ei¬ ner Trocknungsanlage für Brennstoff oder Abfall.
In FIG 1 ist ein Ausschnitt eines Längsschnittes durch eine Dampfturbine 14, insbesondere eine Niederdruck-Dampfturbine, dargestellt. In einem Gehäuse 8 der Dampfturbine 14 ist eine
Turbinenwelle 9 dargestellt. Die Turbinenwelle 9 weist ring¬ förmige Ausnehmungen 12 zur Aufnahme von Laufschaufeln la auf. Analog weist das Gehäuse 8 ringförmige Ausnehmungen 12 zur Aufnahme von Leitschaufeln lb auf. Der Übersichtlichkeit halber ist jeweils nur eine Laufschaufei la sowie eine Leit¬ schaufel lb dargestellt. Jede Turbinenschaufel 1, d.h. jede Laufschaufei la und jede Leitschaufel lb, hat einen entspre¬ chenden Schaufelfuß 7. Die jeweiligen Ausnehmungen 12 sind in ihrer Form dem Schaufelfuß 7 angepaßt. Jede Turbinenschaufel 1 ist entlang einer Hauptachse 2 gerichtet. Von dem Schaufel- fuß 7 ausgehend ist in jeder dargestellten Turbinenschaufel 1 eine parallel zur Hauptachse 2 verlaufende, die Turbinen¬ schaufel 1 fast vollständig durchdringende, als Bohrung aus¬ gebildete Fluidzuführung 5 vorhanden. Von der Fluidzuführung 5 zweigt eine Mehrzahl ebenfalls als Bohrungen ausgebildeter Fluidabführungen 6 senkrecht ab. Die Fluidabführungen 6 er¬ strecken sich von der Fluidzuführung 5 bis zu einer der die Dampfturbine 14 betreibenden DampfStrömung 21 zugewandten halbkreisförmigen Anströmfläche 3 (siehe FIG 2) . Die Fluidab- führungen 6 sind über die einen Teil der Oberfläche der Tur¬ binenschaufel 1 bildende Anströmfläche 3 so verteilt, daß die Anströmfläche 3 mit einem Dampffilm 11 bedeckt ist. Der Dampffilm 11 entsteht durch einen Dampfström 10, der über ei¬ nen in der Ausnehmung 12 verlaufenden Strömungskanal 13 zuge- führt wird. Die Anströmfläche 3 sowie gegebenenf lls weiter stromab liegende Oberflächenbereiche der Turbinenschaufel 1 sind somit gegenüber der DampfStrömung 21 geschützt. In der DampfStrömung 21 mitgeführte Verunreinigungen, beispielsweise aus der Trocknung von nasser Braunkohle, lagern sich somit weder an die Anströmfläche 3 an, noch führen sie zu einer er¬ höhten Korrosion oder Erosion der Turbinenschaufel 1. Der Strömungskanal 13 ist eine in der Ausnehmung 12 umlaufende Nut 13a, durch die sämtliche Turbinenschaufeln 1 einer Leit¬ schaufelreihe bzw. einer Laufschaufelreihe strömungstechnisch miteinander verbunden sind. Die Nut 13a kann beispielsweise über eine nicht dargestellte axiale Bohrung in der Turbinen-
welle 9 bzw. dem Gehäuse 8 mit Reindampf 16 versorgt werden, wobei an eine solche Bohrung mehrere axial voneinander beab- standete Nuten 13a angebunden sein können.
FIG 2 zeigt in einem vergrößertem Maßstab ausschnittsweise einen Querschnitt durch eine Laufschaufelreihe mit zwei Lauf- schaufeln la. Jede Laufschaufei la hat eine halbkreisförmig gekrümmte in Richtung der Hauptachse 2 gerichtete Anstrόmflä- che 3. Etwa im Mittelpunkt der halbkreisförmig gekrümmten An- stromfläche 3 ist die als Bohrung mit kreisförmigen Quer¬ schnitt ausgebildete Fluidzuführung 5 angeordnet. In dem dar¬ gestellten Querschnitt fuhrt von der Fluidzuführung 5 direkt entgegengesetzt der Hauptrichtung der DampfStrömung 21 eine Fluidabführung 6 zur Anstromflache 3. In einem in Richtung der Hauptachse 2 oberhalb sowie unterhalb des dargestellten Querschnitts verlaufenden weiteren Querschnitts sind zwei je¬ weils um einen Winkel von etwa 45° gegenüber der Fluidabfüh¬ rung 6 gedrehte weitere Fluidabführungen 6 dargestellt. Durch eine in Richtung der Hauptachse 2 alternierende Anordnung von Fluidabführungen 6 wird eine besonders gleichmäßige Ausbil¬ dung des Dampffilms 11 erreicht.
FIG 3 zeigt schematisch eine Anordnung einer Kraftwerksanlage 19 mit einer Hochdruck-Turbine 22, einer als Dampfquelle 20 dienende Niederdruck-Turbine und einem damit verbundenen Ge¬ nerator 15. Die Niederdruck-Turbine ist eine Dampfquelle 20 für Reindampf 16 und weist eine Anzapfung zur Ausleitung von Niederdruck-Dampf auf. Dieser Reindampf 16 wird einer Anlage 17 zur Trocknung eines Brennstoffs 18 oder von Abfall zuge- leitet. Durch die Trocknung entsteht ein aggressiver Dampf, welcher Verunreinigungen, wie Natrium, Kalium, Kalzium, Ma¬ gnesium, Eisen, Chlorid, Nitrate oder Sulfate enthält. Dieser Dampf wird einer Niederdruck-Dampf urbine 14, die ebenfalls an einen Generator 15 angeschlossen ist, zugeleitet. Diese Niederdruck-Dampfturbine 14 weist analog zu FIG 1 und FIG 2
Turbmenschaufein 1 auf, denen durch eine m ihrem Inneren
liegende Fluidzuführung Reindampf 16 der Dampfquelle 20 zuge¬ führt wird. Dieser Reindampf 16 tritt an einer Anströmfläche 3 der Turbinenschaufeln 1 aus, wodurch diese gegenüber dem aggressiven Dampf geschützt sind.
Die Erfindung zeichnet sich durch eine Dampfturbine mit einer Turbinenschaufel aus, die in ihrem Inneren eine Fluidzufüh¬ rung, insbesondere für Reindampf, aufweist, welche über eine Mehrzahl von Fluidabführungen mit einer Anströmfläche verbun- den ist. Durch eine Zuführung von Reindampf, insbesondere über den Schaufelfuß der Turbinenschaufel, in die Fluidzufüh¬ rung und damit an die Anströmfläche wird ein die Anströmflä¬ che überdeckender Dampffilm gebildet. Dieser bietet einen Schutz gegen aggressiven Dampf mit dem die Dampfturbine, in der die Turbinenschaufel angeordnet ist, betrieben wird. Eine Dampfturbine mit einer solchen Turbinenschaufel eignet sich vorzugsweise bei Verwendung eines aggressiven Dampfes aus ei¬ nem Trocknungsprozeß von nasser Braunkohle, bei dem Dampf mit starken Verunreinigungen entsteht. Durch die konstruktive Zu- führung von Reindampf wird somit sicher eine Ablagerung der aggressiven Verunreinigungen auf der Oberfläche der Turbinen¬ schaufel verhindert sowie Erosion und Korrosion der Turbinen- schaufei zumindest deutlich vermindert.