Cyclitol
Die Erfindung betrifft ein Enzym, geeignet zur Oxidation von Cycloalkanpolyolen und Derivaten davon, ein Verfahren zur Herstellung des Enzyms und dessen Verwendung.
Cycloalkanpolyole (Cyclitole) sind natürliche Kohlenhydrate (CnH2nOn) . Sie sind epimere Polyole mit stabilen Cycloalkan-Grundgerüst (Abb.1), von denen einige chirale Struktur haben; bedeutendste Vertreter der Cyclitole sind die 1,2,3,4,5,6-Cyclohexanhexole
(Inositole), von denen es 9 Epimere gibt (myo-, scyllo-, epi-, allo-, muco-, eis-, neo-, D- und L-chiroInositol). Desweiteren sind als Umwandlungsprodukte der Cyclitole 1,3,4,5,6-Pentahydroxycyclohexanon-2 (Inososen) zu nennen, von denen es auch eine Vielzahl von Epimeren mit und ohne chiraler Natur gibt [z.B. myo-, scyllo-, (+) epi-Inosose, usw. Letztere sind intermediäre Wertprodukte in der biologisch-chemi
sehen Epimerisierung der Inositole untereinander. Sie können als Derivate des Cyclohexanons als regenerierbare, CO2-bilanzneutrale, reaktive bioorganische Synthesebausteine als Alternative zu petrochemischen Produkten dienen.
Myo-Inositol ist das am häufigsten auftretende Isomer der Cyclitole. Es ist in allen Lebewesen anzutreffen. Auch die isomeren scyllo-, D- und L-chiro, neo- und muco-Inositole wurden bereits in biologischem Material nachgewiesen. Der größte Teil der vorkommenden Inositole liegt jedoch nicht frei, sondern in derivatisierter Form vor, z.B. Phytin (Inositolhexaphosphat) oder in Phosphoinositiden als Bestandteil aller Zellmembranen. Aus diesen Verhältnissen ergeben sich verschiedene Aspekte ihrer Umwandlung zur Herstellung von Wertprodukten, die Bereiche der Chemie, Biochemie, Biologie, Medizin und Verfahrens- und Bioprozeßtechnik umfassen.
Ketocyclite stellen Wertprodukte als bioorganische Derivate des Cyclohexanons dar: Sie sind außerordentlich vielseitig verwendbare Reagentien. Neben ihrem möglichen Einsatz als Diätetika und Zuckeraustauschstoffe bei Diabetes, Galactosämie und Neuropathien sind sie als reaktive Ausgangsstoffe für die bioorganische Synthese einer Hexuronsäurebiomasse einsetzbar. Zudem kommen sie als chirale Synthesebausteine und Zwischenprodukte für andere reaktive organische Verbindungen, z.B. für Aromaten (Polyhydroxybenzole), Heterozyclen (z.B. annellierten Tetrazole), Cycloalkane und FarbstoffSynthesen (z.B. Trimethinfarbstoffe) aus nachwachsender Kohlenhydratbiomasse in Frage.
Von der chemischen Struktur betrachtet, handelt es sich bei der Inosose um ein Derivat des petrochemischen Cyclohexanons. Cyclohexanon ist Ausgangsstoff für großtechnische Synthesen, wie z.B. Nylon, Pharmazeutika, Farbstoffe usw. Die Inososen können daher, wenn sie kostengünstig in großen Mengen zugänglich wären, als Ersatzstoffe von petrochemischen Grundstoffen dienen. Ein Ziel muß deshalb sein, Inososen aus nachwachsenden Rohstoffen in technischem Maßstab auf enzymtechnischem Weg zugänglich zu machen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin, ein Enzym bereitzustellen, das Cyclitole und deren Derivate umwandeln kann. Eine weitere Aufgäbe besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung dieses Enzyms bereitzustellen.
Diese Aufgaben werden durch ein Enzym gemäß Anspruch 1, eine DNA gemäß Anspruch 6 bzw. durch ein Verfahren gemäß Anspruch 7 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Von den Erfindern wurde gefunden, daß es möglich ist, Cyclitole mittels des erfindungsgemäßen Enzyms unter Verwendung eines Coenzyms und Wasserstoffakzeptors zu oxidieren. Der Elektronenakzeptor ist dabei bevorzugt Ubiquinon und Derivate davon. Das erfindungsgemäße Enzym ist ein reaktionsselektiver Proteinkatalysator zur Redoxreaktion an Cyclitolen und Ketocyclitolen.
Das erfindungsgemäße Enzym ist dadurch gekennzeichnet, daß es ein hydrodynamisches Äquivalent der Molekularmasse von etwa 87000 Da aufweist und u.a. folgende Aminosäuresequenz enthält:
-F-R-V-H-P-T-I-A-P-Q-N-T-T-H-P-Q-E-
Weitere Sequenzabschnitte des erfindungsgemäßen Enzyms sind:
Es können erfindungsgemäß auch eine oder mehrere Aminosäuren verändert oder deletiert sein.
Die in den Aminosäuresequenzen aufgezählten Aminosäuren sind im üblichen Einbuchstabencode angegeben.
Die Erfindung betrifft auch folgende DNA-Sequenzen:
Erfindungsgemäß kann die DNA auch Unterschiede von einem oder mehreren Basenpaaren aufweisen. Unter die Erfindung fällt auch mit den obigen DNA-Sequenzen hybridisierende DNA oder eine mit der genannten DNA über den degenerierten genetischen Code verwandte DNA.
Weiter ist das erfindungsgemäße Enzym durch folgende Eigenschaften charakterisiert: - Oxidation von Cyclitol [Cycloalkanpolyol], insbesondere von Inositolf1,2,3,4,5,6 Cyclohexanhe- xol, C6H12O6] und Derivaten davon, in vivo und in vitro unter Benutzung von Ubiquinon-Derivaten als Coenzymtyp und Wasserstoffakzeptor;
- Biokatalyse genannter Reaktionen dadurch, daß Ubiquinon und seine Derivate als Coenzymtypen bevorzugt werden;
- typische Proteineigenschaften und Proteinreaktionen (Folin- und Biuretreaktionen);
- Schmelzpunkt: etwa 200 °C (Zersetzung unter
Luft- und Sauerstoffausschluß);
- hydrodynamisches Äquivalent der Molekularmasse:
87 '000 Dalton; - das native Protein besteht aus nur einer Peptid- einheit (Protomer); - elektrophoretische Wanderung bei pH 7.40 in
Acrylamidmatrizen ist anodisch;
- löslich in wäßrigen Medien einschließlich 20 % Ethanol bei einem pH-Wert von 4,0 bis 10,0; - es hat einen konstanten Temperaturkoeffizienten der Löslichkeit in Ammoniumsulfatlösungen zwischen -10 °C und +50 °C; - es ist unlöslich in Chloroform, Benzol, Xylol und anderen apolaren nicht wäßrigen und mit Was- ser nicht mischbaren Lösungsmitteln; - es denaturiert in Chloroform, Benzol und Xylol;
Zerstörung der Konformationsstruktur und der Bioaktivität;
- es hat ein typisches Proteinabsorptionsspektrum im sichtbaren und ultravioletten Frequenzbereich mit einem Verhältnis der Extinktionskoeffizienten ∈ 280 nm / ∈ 260 nm = 1,5, ein Maximum bei 280 nm und ein Minimum bei 252 nm;
- es adsorbiert reversibel an Anionen- und Kationenaustauschern und kann nativ der Volumenver- teilungs-Chromatographie unterworfen werden.
Als Protein ist das Enzym ein Makromolekül und, wie alle biologischen Makromoleküle, ein Polymer. Die kennzeichnende Eigenschaft eines jeden Polymers ist sein Aufbau aus einer Wiederholung von einer einzigen oder mehreren Struktureinheiten, genannt Monomere. Im Falle der Proteine sind die Monomere eine Gruppe von etwa 20 Aminosäuren. Für das Enzym der Erfindung sind diese Aminosäurebausteine oben im einzelnen beschrieben. Diese sind untereinander im Protein durch eine Peptidbindung (R-CO-NH-X) in definierter Zahl und
Reihenfolge (Sequenz) verknüpft. Sie spiegeln sich auch im angegebenen hydrodynamischen Äquivalent der Molekularmasse ("Molekulargewicht") wieder. Da man schon bei der Verknüpfung von nur zwei Aminosäuren aus einem Bausatz von 20 verschiedenen Aminosäuren 400 (=202) verschiedene Strukturen aufbauen kann, ergibt dies bei z.B. 17 Aminosäuren die extrem große Zahl von 2017 = 1,3·1022 verschiedenen Verbindungen. Zum Vergleich sei erwähnt, daß nach dem heutigen Stand der Technik nur etwa 104 Enzyme und etwa 5·104 Proteine überhaupt bekannt sind. Daraus wird ersichtlich, daß bei weitem noch nicht alle möglichen Proteine bekannt sind. Die Maßgabe der ermittelten oben dargestellten Sequenz der 17 Aminosäuren als Teil des Protomers kennzeichnet das Enzym der Erfindung als eine absolute Neuheit aus einer außerordentlich großen Vielzahl von 1,3«1022 möglichen chemischen Verbindungen mit Proteinnatur. Sie ergibt sich durch nur eine einzige, bestimmte Kombination des für alle Proteine üblichen Aminosäure-Bausatzes aus der extrem großen Zahl von 1,3·1022 möglichen Stoffen.
Dies begründet hinreichend die hier erstmals offengelegten besonderen Stoffeigenschaften des neuen Enzyms der Erfindung. Als gekennzeichnet durch die neue Aminosäure-Sequenz als Unterscheidungsmerkmal von 1,3·1022 anderen möglichen Stoffen mit Proteinnatur wird verständlich, daß der erfindungsgemäße neue Proteinstoff auch die erwähnten neuen besonderen Eigen- Schäften hat, insbesondere in Form der katalytischen Reaktions- und Stereospezifität. Das Enzym ist deshalb auch frei von anderen biologischen und chemischen Wirkungen, die als Eigenschaften von anderen Proteinstoffen, aufgebaut aus demselben Aminosäure
Bausatz, bekannt sind. Dies betrifft insbesondere folgende Eigenschaften bzw. Wirkungen: - keine Lyasewirkung auf C-C-, C-O-, und C-N-Bindüngen;
- keine Ligasewirkung; - keine Oxidoreduktasewirkung auf nichtzyklische Alkanale, Ketoalkanale, Ketoalkane, Polyole und
Hydroxyalkanale; - keine Xylit:NAD(P)-(1,2,4)-oxidoreduktaseaktivität (D-Xylose-, D- und L-Xylulose bildend), E.C.1.1.1.21; 1.1.1.09 und 1.1.1.10; keine Inosit:Sauerstoffoxidoreduktase-(Inositoxygenase-)aktivität, E.C.1.13.99.1; - keine L-Gulonat:NAD(P)-(3,6)-oxidoreduktaseaktivität, E.C.1.1.1.45 und 1.1.1.19;
- keine Glucose-6-phosphatcyclase-(L-myo-Inositol- 1-phosphatsynthase-) Aktivität, E.C.5.5.1.4; - keine Alkyl- und Aryl-Aldehyd:NAD(P)-oxidoreduktaseaktivität, E.C.1.2.1.3, E.1.2.1.5 und
1.2.1.7; keine Aldose-1-epimerase-(Mutarotase)aktivität, E.C.5.1.3.3; keine Karbonat-hydrolyase-(Carboanhydrase-)aktivität, E.C.4.2.1.1.
Das Enzym kann neben der erwähnten Aktivitätsbestimmung auch physikalisch-chemisch durch das erfindungsgemäße, mit dem molekular einheitlichen Enzymprotein hergestellte spezifische poly- oder monoklonalen An
ti-Enzym-Antikörperserum oder dessen Anti-Enzym-Immunglobulinfraktionen nach den verschiedenen üblichen immunchemischen und immunbiologischen Methoden (z.B. Immunodiffusion, Immunoelektrophorese, RIA, Elisa, usw.) quantitativ bestimmt werden.
Das Enzym wird in den für Proteine üblichen Formen anwendungsbereit gehalten; dies sind sterile, konzentrierte, gepufferte Lösungen des Enzyms im Bereich von 0,01-10 mg/ml, insbesondere 0,5-10 mg/ml, vorzugsweise 5 mg/ml. Als Puffer können alle üblichen Mischungen im pH-Bereich zwischen 4 , 5 und 11 verwendet werden, insbesondere zwischen 6 und 9; vorzugsweise wird ein HEPES-Puffer verwendet, der 5 mM MgCl2 und 0,5 N-Dodecyl-N,N-dimethyl-ammonio-3-propansul- fonat enthält. Die Temperatur des gelösten, anwendungsbereit gehaltenen erfindungsgemäßen Enzyms kann zwischen -180 °C und +50 °C sein, insbesondere zwischen -40 °C und +40 °C; vorzugsweise findet eine Langzeitlagerung bei -80 °C statt, und das für den
Verbrauch bestimmte gelöste Enzym wird bei 0 °C steril gehalten.
Das Enzym bzw. dessen Fragmente kann zu präparativen, synthetischen prozeßtechnischen, immunologischen, diagnostischen und analytischen, chemischen und biologischen Verfahren in vivo und in vitro verwendet werden, z.B. - als bioorganische Synthesebausteine, insbesondere in der Peptid- und Proteinsynthese; - als Katalysator zur Synthese von chiralen Ketocyclitolepimeren, insbesondere von Inososeepime-
ren, vorzugsweise mit Coenzym Q und Derivaten als Coenzym; - als Antigen, insbesondere zur Antikörperherstellung oder -analyse und zu immunologischen Analysenmethoden (RIA, Elisa, u.a.); - als Testpackung zur Bestimmung von Cyclitolen, vorzugsweise von Inositolen der myo- und epiKonfiguration, insbesondere mit Coenzym Q und Derivaten als Coenzym.
Erfindungsgemäßes Enzym
Ein weiterer Anwendungsbereich, in dem das erfindungsgemäße Enzym seinen großen Wert aufweist, ist die analytische Bestimmung von Inositen, insbesondere der myo-, epi- und D-chiro-Konfiguration im pH-Bereich zwischen 4 und 12 , insbesondere zwischen pH 6 und 8, bevorzugt bei pH 7.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung und Gewinnung des Enzyms.
Die Gewinnung des Enzyms ist dadurch gekennzeichnet, daß man es aus Zellen, Geweben und deren Kulturen und Kulturüberstände nach Abtrennung von anderen Proteinen und Substanzen in molekular einheitlicher, kristallisierbarer und biologisch selektiv wirkender und auch in biologisch inaktiver (denaturierter) Form erhalten kann, insbesondere dadurch, daß man Kulturen von Prokaryoten und Eukaryonten, insbesondere Kulturen von Gluconobacter Oxidans, als Ausgangsmaterial verwendet; bevorzugt dadurch, daß man genbiologische Rekombinanten, deren Kulturen und Kulturüberstände als Ausgangsmaterial verwendet, welche eine natürliche, chemisch, synthetisierte oder molekularbiologisch oder aus natürlichen und anderen Zellen, Organellen und Geweben, deren Kulturen und Kulturüberständen isolierte Oligonucleotidsequenz mit mindestens 6·3 = 18 Basen oder Teilen und homologen Sequenzen davon enthalten, die die nach Anspruch 1 gegebene Aminosäureteilsequenzen codiert. Die Gewinnung des Enzyms kann auch durch chemische Proteinsynthese der nach Anspruch 1 gegebenen Aminosäure-Teilsequenzen oder Teilen und homologen Sequenzen davon geschehen. Die Gewinnung des Enzyms ist auch möglich durch chemische oder biologische Synthese der Oligonucleotid- oder Antisensenucleotid-Sequenzen in vivo und in vitro, welche die nach Anspruch 1 oder 5 gegebenen Aminosäure-Teilsequenzen codieren, mit mindestens 6·3 = 18 Basen (oder Teilen und homologen Sequenzen davon) und Anwendung dieser Strukturen durch in-vitrooder in-vivo-Methoden, insbesondere durch die Polymerase-Kettenreaktion ("PCR, Polymerase Chain Reaction") und/oder die Antisense-Bioprozeßtechnik. Die Gewinnung des Enzyms ist weiter dadurch möglich, daß es durch Chromatographie-, Adsorptions- und/oder Aussalzfraktionierungsmethoden aus den oben genannten
Quellen isoliert wird, insbesonders durch einzelne oder als Folge von Chromatographien an hydrophoben Phasen, Ionenaustauschern, Molekularsieben, Hydroxylapatit und/oder an immunoadsorptiven Matrizen mit Affinität zu der nach Anspruch l oder 5 gegebenen
Aminosäure-Teilsequenz oder der sie codierenden Oligonucleotid-Sequenz oder Teilen und homologen Sequenzen davon. Im erfindungsgemäßen Verfahren wird das Enzym aus Zellen, Geweben, deren Kulturen oder Kulturüberstandslösungen erhalten, nachdem es von anderen Begleitproteinen abgetrennt wurde. Als Zellen kommen Pro- und Eukaryonten in Betracht.
Besonders Zellen und Kulturen und Kulturüberstände von Essigsäurebakterien, vorzugsweise von Gluconobacter oxidans, eignen sich als natürliche Enzymquelle. Sie enthalten das Enzym nicht nur in hinreichender Menge, sondern es kann auch daraus relativ einfach von den vielen verschiedenen Begleitproteinstoffen und Begleitenzymen abgetrennt und in molekular einheitlichem, kristallisierbarem, anwendungsbereitem Zustand isoliert werden.
Allgemein bestehen Reinigungsverfahren für Eiweißkörper (Proteine) und andere Naturstoffe aus einer Sequenz kombinierter Trennungsverfahren, welche Molekülgrößen-, Ladungs-, Form-, Affinitäts-, Strukturstabilitäts- und Moleküloberflächen-Beschaffenheitsunterschiede zwischen dem Naturstoff und den begleitenden Fremdstoffen zur Trennung ausnutzen. Dementsprechend können zahlreiche Kombinationen verschiedenster Trennungsverfahren zur Reinigung eines Proteins erarbeitet werden. Für die Handhabungseigen
Schäften, technische Ausführbarkeit, Automatisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit eines Reinigungsverfahrens sowie für die Qualität des gesuchten Naturproduktes ist deshalb nicht allein die Art der verwendeten Trennungsschritte von Bedeutung, sondern insbesondere deren optimierte Gestaltung und deren sinnvolle Kombination in einer Reinigungssequenz innerhalb des Rahmens der Strukturstabilität und der anderen Strukturparameter des gesuchten Stoffes. Das heißt auch, daß selbst die Benutzung gleicher oder ähnlicher Trennungsprinzipien (z.B. Molekularsiebfiltration, Dialyse, Ionenaustauschadsorptionen usw.), aber in unterschiedlicher Kombination, für die Handhabungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Reinigungsverfahrens entscheidend sein können. In bestimmten Fällen ist die Benutzung oder Unterlassung einer einzigen Technik an einer bestimmten Stelle der Reinigungssequenz oder innerhalb einer begrenzten Teilsequenz von ausschlaggebender Bedeutung für die Qualität des gesuchten Naturproduktes sowie für die
Handhabungsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit seines Reinigungsverfahrens. Klar aufgezeigt werden diese allgemeinen Zusammenhänge und Grundprinzipien der Naturstoffreinigung beispielsweise an der allgemein bekannten Tatsache, daß in einen wirtschaftlich vernünftigen und technisch handhabungsfähigen Naturstoff-Reinigungsverfahren ein Dialyse-Ultrafiltrations- oder Lyophilisierungsschritt nicht sinnvoll ist, bevor das Gesamtausgangsvolumen oder die Ausgangskonzentration der begleitenden Fremdbestandteile des Naturstoff-Rohextraktes nicht auf mindestens 1/500 bis 1/1000 durch andere Verfahrensschritte reduziert wurde.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Gewinnung des Enzyms in seiner nativen enzymatisch aktiven Form. Ein besonders bevorzugtes Verfahren zur Gewinnung wird nachstehend im einzelnen erläutert unter Verwendung von Bakterienkulturen von Gluconobacter oxidans als Enzymquelle. Beispiele
Allgemeines:
Alle Arbeiten werden in der Kälte bei 4 °C ausgeführt. Die pH-Werte der Puffer werden bei Raumtemperatur eingestellt.
1. Schritt: Kultur von Mikroorganismen Es wurde das Bakterium Gluconobacter oxidans DSM
50049 verwendet. Als Kulturmedium diente dazu eine Lösung von 5 g/1 Hefeextrakt, 2 g/1 Sorbitol und 30 g/1 myo-Inositol. Es wurden Vorkulturen von 50 ml mit der Impföse angeimpft und 2 Tage bei 30°C in 100 ml Schikanekolben bei 120 Upm im Dunkeln gezüchtet. Anschließend wurden die Hauptkulturen von 500 ml mit je 5 ml Vorkultur angeimpft und nach dreitägigem Schütteln bei 110 Upm in 1-1-Schikanekolben durch Zentrifugation geerntet. Die Zellen wurden noch zweimal mit 10 mM Phosphatpuffer (pH 7,0) gewaschen und ausgewogen. Sie wurden entweder sofort weiterverwendet oder bei -20°C eingefroren.
Die Enzymbildung wurde in Abhängigkeit von der Kulturdauer untersucht. Dazu wurden nach Animpfung einer
Hauptkultur in täglichem Abstand Proben von 5 ml steril entnommen und eingefroren. Nach Beendigung des Versuchs wurden alle Proben gleichzeitig aufgetaut. Zur Bestimmung der Zelldichte wurde eine kleine Probe 1 : 10 mit Phosphatpuffer (4 mM, pH 7) verdünnt und die Absorption bei 600 nm gemessen.
Die restlichen Zellen wurden abzentrifugiert (30 min, 2000 g), mit 5 ml Phosphatpuffer gewaschen und in 0,5 ml Puffer aufgenommen. Diese Zellsuspension wurde ohne Aufschluß direkt mit dem Standardaktivitätstest auf Enzymaktivität untersucht. 2. Schritt: Zellaufschluß und Membranpräparation
Die gewaschenen Zellen werden in 20 mM Phosphatpuffer +2 mM MgCl2, pH 7.0 suspendiert, mit 1 mg/ml Lysozym versetzt und über Nacht bei 4 °C inkubiert. Anschließend wurde die Zellsuspension dreimal mit der FrenchPresse aufgeschlossen, mit gleichem Volumen 20 mM Phosphatpuffer +2 mM MgCl2 +1 M NaCl versetzt und die Membranfragmente bei 30000 Upm 60 min abzentrifugiert. Die Membranfragmente wurden nochmals mit 20 mM Phosphatpuffer + 2 mM MgCl2 +500 mM NaCl gewaschen, in Phosphatpuffer ohne Kochsalz suspendiert und der Proteingehalt auf etwa 30 mg/ml eingestellt. Die so hergestellte Membranfraktion wurde entweder sofort weiterbenutzt oder bei -80 °C eingefroren.
3. Schritt: Solubilisierung
Die Membranpräparation wurde 1:1 mit 20 mM Phosphatpuffer versetzt, so daß der Proteingehalt bei
ca. 15 mg/ml liegt. Die verdünnte Proteinlösung wurde mit n-Octylglucosid (2 % w/v) versetzt, 60 min unter schwachem Schütteln inkubiert und 60 min bei 20000 rpm zentrifugiert. Der klare rötliche Überstand wurde als solubilisierte Proteinlösung weiterverwendet.
4. Schritt: PEG-Fällung
Das solubilisierte Enzympräparat wurde mit 15 % (w/v) PEG-6000 versetzt, 1 h bei 4 °C inkubiert und anschließend 30 min bei 10000 rpm zentrifugiert. Der rötlich-braune Niederschlag wurde in 20 mM Tris-HCl-Puffer +2 mM MgCl2+0,5 % N-Dodecyl-N,N-dimethyl-ammonio-3-propansulfonat, pH 7,6, über Nacht unter schwachem Schütteln gelöst und bei 20000 Upm 30 min zentrifugiert. Der klare Überstand wurde durch ein 0,22mm-Filter filtriert und weiterverwendet.
5. Schritt: Chromatofokussierung an starken
Anionenaustauschern (Mono Q®) Die in Chloridform überführte Anionenaustauschersaule wurde mit folgendem Puffer äquilibriert: 10 mM Tris +10 mM Bis-Tris +10 mM MES +2 mM MgCL2 +0,5 % N-Dode- cyl-N,N-dimethyl-ammonio-3-3-propansulfonat; pH 7,6 (Fokussierpuffer A). Anschließend wurde die aus
Schritt 4 erhaltene Proteinlösung auf die Säule aufgetragen, und die nicht absorbierten Proteine wurden mit dem Fokussierpuffer A ausgewaschen. Nun wurde ein Gradient in 6 Säulenvolumen vom Fokussierpuffer A zum Fokussierpuffer B (10 mM Tris +10 mM Bis-Tris +10 mM MES +2 mM MgCl2 +0,5 % N-Dodecyl-N,N-dimethyl-ammonio-3-propansulfonat; pH 5,7) angelegt. Dabei eluierte das Enzym im Maximum der Proteinverteilungskurve am Ende des Gradienten und wurde dabei etwa 17-fach angereichert.
6. Schritt: Anionenaustauschchromatographie an
Mono Q®
Die aus Schritt 5 erhaltene aktive Proteinlösung wur- de 1:1 mit 50 mM HEPES-Puffer + 2mM MgCl2 + 0,5 %
Zwittergent 3-12, pH 8.0, versetzt und auf die mit 15 mM HEPES + 2 mM MgCl2 + 0,5 % N-Dodecyl-N,N-dimethylammonio-3-propansulfonat, pH 7.6, äquilibrierte Anionenaustauschersaule aufgetragen. Nun wurde ein Salz- gradient auf 200 mM LiCl in 15 Säulenvolumina angelegt. Dabei eluierte das aktive Enzym in einem sehr breiten Maximum der Proteinverteilungskurve, wobei mehrere Schultern und Maxima auftreten können. Dieses Enzympräparat zeigte in einer SDS-Gelelektrophorese (Gradient 10-15) eine Hauptbande bei ca. 85,000 Dal
ton. Nach diesem Kriterium war das Enzympräparat als einheitlich anzusehen.
7. Schritt: Aktivitätstests des Enzyms
Allgemeines:
Um einen Wirkstoff isolieren und reinigen zu können, ist es erforderlich, seine biologische Aktivität detektieren zu können. Im Falle eines Enzyms wird dabei auf direktem oder indirektem Weg das Fortschreiten der enzymkatalysierten Umsetzung der an der Enzymreaktion beteiligten Stoffe (Substrate, Produkte, Coenzyme) erfaßt.
Bei den Dehydrogenasen bieten sich hierzu spektroskopische Methoden an. Insbesondere die an der Dehydrogenasereaktion beteiligten Cofaktoren haben in Abhängigkeit von ihrem Redoxzustand unterschiedliche Absorptionsspektren. Deshalb können Dehydrogenasereaktionen direkt durch Messung der UV-Absorption bei definierten Wellenlängen verfolgt werden.
Eine andere Möglichkeit zur Detektion von Dehydrogenasen ist die Kopplung der Redoxäquivalente an weitere Akzeptoren (Farbstoffe). Dabei wird der an der Enzymreaktion beteiligte Cofaktor oxidiert und der Farbstoff reduziert. Durch die Reoxidation des Cofaktors wird dieser durch die Reaktion nicht verbraucht und wird deshalb nur in katalytischen Mengen benötigt. Die Reduktion des Farbstoffes bewirkt eine Änderung des Absorptionsspektrums (Farbumschlag) und kann somit durch Messung der Absorptionsänderung bei definierten Wellenlängen quantitativ verfolgt werden.
Gleichzeitig bewirkt diese Kopplung, daß das Reaktionsgleichgewicht auf die Produktseite verschoben wird. Bei der untersuchten Inositoldehydrogenase handelt es sich um ein Coenzym-Q-abhängiges Enzym.
Die Inositoldehydrogenase wurde durch einen direkten und mehrere gekoppelte Aktivitätstests charakterisiert.
Es wurde die Enzymeinheit Unit (U) verwendet. Eine Enzymeinheit (U) wurde als die Enzymmenge definiert, die ein μmol-Substab, z.B. Inositol, pro Minute umsetzt. Folglich ergibt sich entsprechend der internationalen Definition (International Union of Pure and Applied Chemistry and the International Union of Biochemistry, 1973) : 1 U = 16,6●10-9 kat = 16,6●10-9 mol/s
Der Standardaktivitätstest
Der Standard-Aktivitätstest wurde aufgrund seiner einfachen Durchführbarkeit für alle Routinemessungen der Enzymaktivität eingesetzt. Als Standard-Aktivitätstest wurde eine 5-Methylphenaziniummethysulfat(PMSD) -gekoppelte Reduktion von Dichlorphenolindophenol (DCIP) nach dem Stand der Technik verwendet. Um die Enzymaktivität der erfindungsgemäßen Inositoldehydrogenase bestimmen zu können, war es erforderlich, dem Testsystem zusätzlich noch Coenzym Q2 und Phospholipide zuzusetzen, da diese für die Enzymaktivität notwendigen Substanzen bei der Enzymreinigung abgetrennt werden und ohne diesen Zusatz nach nahezu allen untersuchten chromatographischen Reinigungsschritten nur noch sehr geringe Aktivitätsmengen detektiert werden konnten. Die Reaktion wurde durch Messung der Extinktionsabnahme bei 600 nm photometrisch bei pH 7,0 verfolgt.
Die Berechnung der Enzymaktivität wurde ein Extinktionskoeffizient des DCIP bei pH 7,0 von
∈600nm = 20,6 mM-1 nach dem Stand der Technik verwendet.
Vorbereitung der phospholipidhaltigen
Coenzym-Q2-Lösung:
1 mg Coenzym Q2 (Decylubiquinon) wurde mit 10 mg Phosphatidylinositol (50 %ig) in wenig Chloroform gelöst, im Vakuum getrocknet und in 0,5 ml 2 %iger wäßriger n-Octylglukosid-Lösung im Ultraschallbad dispergiert. Das so dargestellte phospholipidhaltige
Coenzym Q2 wird im Folgenden PQ2 genannt. Durch die Pipettierung in den Test wird das Detergens unter die kritische Myzellbildungskonzentration verdünnt, und es entstehen dadurch Coenzym-Q2-haltige Liposomen.
Im einzelnen wurden zur Ausführung des Standard-Aktivitätstests folgende Lösungen nacheinander in die Küvette pipettiert. 750 μl Testpuffer (100 mM MOPS, 5 mM MgCl2; pH 7,0
4 μl PQ2
2 μl Enzymlösung
50 μl 1,5 mM DCIP-Lösung
100 μl 10 mM PMS-Lösung
Die Testküvette wurde auf 30°C temperiert, die Reaktion mit 100 μl 200 mM myo-Inositollösung gestartet und der Extinktionsverlauf 2 min aufgezeichnet.