Ventilbaugruppe zum Steuern eines pneumatischen
Bremskraftverstärkers mit einer elektromagnetischen
Betätigungseinrichtung
Die Erfindung betrifft eine Ventilbaugruppe zum Steuern eines pneumatischen Bremskraftverstärkers mit den Merkmalen des Ober¬ begriffs des Patentanspruches 1.
Eine solche Ventilbaugruppe ist aus der EP-0 405 603A2 bekannt.
Bei diesem Stand der Technik ist die den Bremskraftverstärker steuernde Ventilbaugruppe so gestaltet, daß der Bremskraftver- stärker Notbremsungen sehr wirksam unterstützt, sich aber bei "normale " Bremsungen nicht wesentlich anders als in der ge¬ wohnten Weise verhält. Unter einer "Notbremsung" versteht man eine sehr starke, ruckartig einsetzende Pedalbetätigung des Fahrers, während eine "normale" Bremsung dann vorliegt, wenn der Fahrer das Bremspedal sanft betätigt. Eine Notbremsung wird bisweilen auch als "Panikbre sung" bezeichnet. Es ist bekannt, daß bei derartigen Panikbremsungen, die ja relativ selten vor¬ kommen, die meisten Fahrer das Bremspedal zu vorsichtig betäti¬ gen und sich scheuen, das Pedal voll durchzutreten. Der ein- gangs genannte Stand der Technik gemäß der EP-0 405 603A2 hilft diesem Problem dadurch ab, daß bei einer starken Bremsung der Bremskraftverstärker noch für eine zusätzliche und verstärkte BremskiaftunterStützung mittels einer besonderen Ventilbau¬ gruppe ausgestaltet ist.
Bei diesem Stand der Technik ist hierzu vorgesehen, daß über die üblichen beiden Ventilsitze des Steuergehäuses des Brems¬ kraftverstärkers hinaus noch ein zusätzliches Ventil vorgesehen
ist mit einer Hülse, die das Steuergehäuse mit radialem Abstand umschließt und die in Bezug auf das Steuergehäuse axial ver¬ schiebbar ist. Dabei ist die Hülse in Richtung auf den Ventil¬ sitz des zusätzlichen Ventils vorgespannt und zwischen der Hül- se und dem Steuergehäuse ist ein zusätzlicher Belüftungskanal gebildet, durch den bei einer Notbremsung zusätzlich die Über¬ druckkammer des Bremskraftverstärkers mit Luft beschickt wird.
Bei diesem Stand der Technik ist eine rein mechanische Betäti- gung der Ventilbaugruppe in Ansprache auf eine Betätigung des Bremspedals (durch den Fahrer) vorgesehen.
Im Stand der Technik ist es auch schon bekannt, für Bremskraft¬ verstärker neben der mechanischen Betätigung auch eine elektro- magnetische Betätigung vorzusehen, mittels der in der Über¬ druckkammer des Bremskraftverstärkers (der Begriff "Überdruck" bedeutet, daß in dieser Kammer ein höherer Luftdruck herrscht als in der evakuierten Kammer) in bestimmten BremsSituationen sehr schnell ein höherer Luftdruck erzeugt wird als in "norma- len" Bremssituationen. Solche elektromagnetisch betriebenen Zu¬ satzluftsteuerungen sind aus DE 4 217 409 AI, DE 4 309 850 AI und DE-GM 9 202 154 bekannt.
Aus der EP 0 478 396 AI ist ein pneumatischer Bremskraftver- stärker mit einem Gehäuse bekannt, das in eine Unterdruckkammer und eine Arbeitskammer geteilt ist, wobei an dem Gehäuse eine zweifache Ventilanordnung mit einem ersten Ventil zwischen der Unterdruckkammer und der Arbeitskammer und einem zweiten Ventil zwischen der Atmosphäre und der Arbeitskammer angeordnet ist. Die Ventilanordnung ermöglicht in einer Ruhestellung ein von der Atmosphäre getrenntes Druckniveau in der Unterdruckkammer und der Arbeitskammer, hält in einer Arbeitsstellung die Unter¬ druckkammer abgeschlossen und ermöglicht eine Verbindung zwi¬ schen der Atmosphäre und der Arbeitskammer. Im Normalbetrieb ist dieser Bremskraftverstärker durch eine Betätigungsstange betätigbar. Allerdings hat diese Anordnung den Nachteil, daß bei nicht betätigtem Pedal eine automatische Bremsung durch Ak¬ tivieren der Magnetspule nicht möglich ist, da aufgrund der
großen axialen Beweglichkeit des Ventilgehäuses gegenüber der Betätigungsstange und des relativ dazu kleineren möglichen Öff¬ nungshubes des Ventils zwischen der Arbeitskammer und der Atmo¬ sphäre kein wirksamer Abschluß der Arbeitskammer von der Unter- druckkammer über den gesamten Hub des Ventilgehäuses erreichbar ist.
Aus der DE 42 11 849 AI ist ein Bremskraftverstärker bekannt, der sich mit geringen Bewegungen des Betätigungsgliedes beson¬ ders feinfühlig steuern läßt. Dazu ist dieser Anordnung durch ein Anschlagglied, das an einem zwischen Betätigungsglied und Kraftabgabeglied angeordneten Kolben befestigt ist, sich mit Axialspiel durch eine Aussparung eines Ventilkörpers hin¬ durcherstreckt und sich radial außerhalb davon an einem gehäu¬ sefesten Anschlag abstützen kann, die Möglichkeit geschaffen, den Ventilkörper in jeder beliebigen Stellung des Kolbens, also auch ausgehend von der Ruhestellung, elektromagnetisch zu betä¬ tigen, ohne daß dadurch die genaue Positionierung des Ventil¬ körpers in dessen Ruhestellung beeinträchtigt wird.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Ventilbaugruppe zum Steuern eines pneumatischen Bremskraftver¬ stärkers so auszugestalten, daß mit möglichst geringem bauli¬ chen Aufwand neben einer mechanisch ausgelösten zusätzlichen Bremskraftverstärkung bei Notbremsungen auch eine weitere, elektromagnetische Betätigung des Bremskraftverstärkers ermög- licht ist.
Die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe ist im Patentan¬ spruch 1 gekennzeichnet. Danach wird also die im oben zitierten Stand der Technik vorgesehene Hülse nicht nur mechanisch bei einer Betätigung des Bremspedals im Falle einer Notbremsung in eine Stellung bewegt, in der Zusatzluft in eine Kammer des Bremskraftverstärkers eingeführt wird, sondern es ist darüber hinaus auch eine mittels eines elektrischen Signals auslösbare Bewegung der Hülse möglich. Somit kann unabhängig und/oder ab- hängig von einer mittels Pedalbetätigung ausgelösten Bremsung auch der Bremskraftverstärker durch elektrische Signale ge-
steuert werden. Hierzu schlägt die Erfindung eine baulich ein¬ fache und funktionssichere Anordnung vor.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung weist die elektromagnetische Betätigungseinrichtung einen Anker auf, der mit dem mechanischen Betätigungsglied (welches mit dem Bremspe¬ dal gekoppelt ist) verbunden ist.
Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Ventilbaugruppe sieht vor, daß eine Spule der elektromagneti¬ schen Betätigungseinrichtung das mechanische Betätigungsglied des Bremskraftverstärkers konzentrisch umfängt und daß ein Ge¬ häuse der Spule relativ zum Betätigungsglied bewegbar ist, um die Hülse zu bewegen.
Schließlich sieht eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Ventilbaugruppe vor, daß im Steuergehäuse eine Schließhülse an¬ geordnet ist, die bei einer Öffnung des dritten Ventilsitzes mittels der elektromagnetischen Betätigungseinrichtung eine Be- lüftung der evakuierten Kammer des Bremskraftverstärkers ver¬ hindert.
Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 schematisch einen Bremskraftverstärker mit einer Ven¬ tilbaugruppe für seine Steuerung einschließlich einer elektromagnetischen Betätigungseinrichtung und
Fig. 2 die Ventilbaugruppe einschließlich der elektromag¬ netischen Betätigungseinrichtung in vergrößertem Ma߬ stab.
Bei der nachfolgenden Beschreibung von Einzelheiten der Erfin- dung wird die Kenntnis der eingangs genannten EP-0 405 603 vor¬ ausgesetzt, deren Offenbarung hier ausdrücklich eingeschlossen ist.
Der in Fig. 1 und 2 dargestellte Bremskraftverstärker 10 hat zwei Gehäuseteile 12 und 14, die in Bezug auf eine Achse A im wesentlichen rotationssymmetrisch gestaltet sind und an ihrem äußeren Rand eine Membran 16 zwischen sich eingespannt halten. Die Membran 16 bildet zusammen mit einer starren Stützplatte 18 eine bewegliche Wand; durch diese erstrecken sich parallel zur Achse A Verbindungsstangen 20 hindurch, welche die Gehäuseteile 12 und 14 miteinander verbinden und durch je einen Faltenbalg 22 gegen die bewegliche Wand 16, 18 abgedichtet sind. Die be- wegliche Wand 16, 18 trennt zwei Kammern 24 und 26 voneinander, von denen die in üblicher Einbaulage des Bremskraftverstärkers vordere Kammer 24 ständig mit einer Vakuumquelle, beispiels¬ weise mit der Saugleitung eines Otto-Motores, verbunden ist und die hintere Kammer 26 durch eine Ventilbaugruppe 28 wahlweise mit der vorderen Kammer 24 oder mit der äußeren Atmosphäre ver¬ bindbar ist.
Zur Ventilbaugruppe 28 gehört ein rohrförmiges Steuergehäuse 30, das in Bezug auf die Achse A im wesentlichen rotations- symmetrisch gestaltet ist und mit der beweglichen Wand 16, 18 fest und dicht verbunden ist. Im Steuergehäuse 30 ist ein ring¬ förmiger erster Ventilsitz 32 ausgebildet.
Ein zweiter, ebenfalls ringförmiger Ventilsitz 34 von kleinerem Durchmesser ist gleichachsig mit dem ersten Ventilsitz 32 an einem Stössel 36 ausgebildet, der mittels eines Betätigungs¬ gliedes 33 längs der Achse A verstellbar ist. Das Betätigungs¬ glied 38 läßt sich in üblicher Weise mit dem Bremspedal (nicht gezeigt) eines Kraftfahrzeuges verbinden.
Beiden Ventilsitzen 32, 34 ist ein gemeinsamer Ventilkörper 40 zugeordnet, der zusammen mit dem ersten Ventilsitz 32 einen ra¬ dial äußeren Ringraum 42 innerhalb des Steuergehäuses 30 von einem ringförmigen Zwischenraum 44 zwischen den beiden Ventil- sitzen trennen kann, und der zusammen mit dem zweiten Ventil¬ sitz 34 einen Innenraum 46 vom Zwischenraum 44 trennen kann. Der radial äußere Ringraum 42 ist an die vordere Kammer 24, der ringförmige Zwischenraum 44 an die hintere Kammer 26 ange-
schlössen. Der Innenraum 46 steht über ein Filter 48 ständig mit der äußeren Atmosphäre in Verbindung, so daß Luft über ei¬ nen Lufteinlaß 50 in das Steuergehäuse 30 einströmen kann.
Der Ventilkörper 40 ist durch eine Manschette 52 aus Gummi oder einem Elastomeren mit einem Stützring 54 verbunden, der in das Steuergehäuse 30 dicht und fest eingebaut ist. Durch eine erste Kegelfeder 56, die sich an einer Schulter 58 des Betäti¬ gungsgliedes 38 abstützt, ist der Ventilkörper 40 in Richtung zu den beiden Ventilsitzen 32 und 34 hin vorgespannt. Der
Stützring 54 liegt in einer Stufe 114 einer weiter unten näher beschriebenen Schließhülse 106 und wird dort mittels einer Fe¬ der 62 verspannt, die sich an einem Sicherungsring 64 des Be¬ tätigungsgliedes 38 abstützt.
Ein Faltenbalg 68 ist an einem Kragen 70 des Gehäuseteils 14 befestigt. Auf diese Weise ist' ein Ringraum rings um das Steu¬ ergehäuse 30 gegen das Eindringen von Schmutz und ungefilterter Luft geschützt. Innerhalb dieses Ringraumes ist eine Hülse 72 angeordnet, die durch eine Ringdichtung 74 gegen den Kragen 70 des Gehäuseteils 14 abgedichtet ist, ohne dadurch an Bewegungen längs der Achse A gehindert zu sein. Die Hülse 72 ist durch ei¬ ne am Gehäuseteil 14 abgestützte Feder 76 nach hinten, also in Richtung zum dritten Ventilsitz 66 hin, vorgespannt und bildet mit ihrem hinteren Ende 78 einen weiteren, normalerweise gegen den dritten Ventilsitz 66 abgedichteten Ventilkörper. Zwischen dem Steuergehäuse 30 und der Hülse 72 ist ein im wesentlichen zylindrischer Ringraum freigelassen, der einen in die hintere Kammer 26 mündenden zusätzlichen Belüftungskanal 80 bildet.
Der Stößel 36 hat eine Ringnut, in die ein ungefähr haarnadel- förmiges Übertragungsglied 82 fest und spielfrei eingerastet ist. Vom Stössel 36 erstreckt sich das Übertragungsglied 82 ra¬ dial durch eine Aussparung im Steuergehäuse 30 und eine Aus- sparung in der Hülse 72 hindurch bis annähernd zur Innenwand des Kragens 70. Dort ist ein ringförmiger Anschlag befestigt, der die Bewegungen des Übertragungsgliedes 82 und somit des Stössels 36 nach hinten begrenzt.
Im vorderen Endbereich des Steuergehäuses 30 ist ein Kraftab¬ gabeglied 89 mittels einer Halterung 89' befestigt. Zwischen dem Stössel 36 und dem Kraftabgabeglied 89 ist ein Elastomer- körper 83 angeordnet, der im übrigen vom Steuergehäuse 30 um¬ schlossen ist und einen Kraftübersetzer zwischen dem Betäti¬ gungsglied 38 und dem Kraftabgabeglied 83 bildet. Die gesamte Baugruppe, zu der die bewegliche Wand 16, 18 und das Steuerge¬ häuse 30 gehören, ist von einer Rückstellfeder 87 nach hinten, in Fig. 2 also nach rechts, vorgespannt.
So lange in der vorderen Kammer 24 des Bremskraftverstärkers 10 das vorgesehene Vakuum nicht wirksam ist, beispielsweise vor dem Anlassen des Motors des Kraftfahrzeuges, nehmen die beweg- liehen Teile des Bremskraftverstärkers 10 und der Ventilbau¬ gruppe 28 die in Fig. 2 gezeigte Stellung ein. Der Ventilkörper 40 liegt am ersten Ventilsitz 32, nicht aber am zweiten Ventil¬ sitz 34 an; das von der Hülse 72 und dem dritten Ventilsitz 66 gebildete zusätzliche Ventil ist offen. Die hintere Kammer 26 ist somit sowohl über den Innenraum 46 des Steuergehäuses 30 wie auch über den zusätzlichen Belüftungskanal 80 mit der äuße¬ ren Atmosphäre verbunden. Die Verbindung zwischen den beiden Kammern 24 und 26 ist unterbrochen.
Wenn nun, beispielsweise durch Anlassen des erwähnten Ot¬ to-Motors, in der vorderen Kammer 24 ein Unterdruck entsteht, wird die bewegliche Wand 16, 18 zusammen mit dem Steuergehäuse 30 gegen den anfangs geringen Widerstand der Rückstellfeder 87 um ein kleines Stück vorwärts bewegt, während das Betätigungs- glied 38 samt Stössel 36 seine Ruhestellung beibehält. Der Ven¬ tilkörper 40, der bisher nur am ersten Ventilsitz 32 angelegen hat, legt sich infolgedessen leicht an den zweiten Ventilsitz 34 an, und der dritte Ventilsitz 66 legt sich an das Ende 78 der Hülse 72 an, die ihre Ruhestellung ebenfalls beibehält. Es stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein, in dem die vordere Kammer 24 in einem von der Vakuumquelle bestimmten Ausmaß eva¬ kuiert ist, und in der hinteren Kammer 26 ein Druck herrscht, der etwas größer ist als der Druck in der vorderen Kammer 24,
jedoch deutlich geringer als der At osphärendruck. Der Bre s- kraftverstärker 10 ist nun bereit, ohne weitere Verzögerung ei¬ nen nicht dargestellten Hauptbremszylinder zu betätigen, auf den das Kraftabgabeglied 89 in üblicher Weise einwirkt.
Sobald das Bremspedal auf normale Weise (also nicht in einer ruckartigen Panikbremsung) betätigt und dadurch das Betäti¬ gungsglied 38 um ein kleines Stück vorwärts geschoben wird (in den Figuren nach links) , trennt sich der zweite Ventilsitz 34 vom Ventilkörper 40. Dieser liegt nun mit der vollen Kraft der ersten Kegelfeder 56 ausschließlich am ersten Ventilsitz 32 an und trennt dadurch die beiden Kammern 24 und 26 vollständig dicht voneinander, während Umgebungsluft, die durch den Filter 48 hindurch angesaugt wird, über den Innenraum 46 und den ring- förmigen Zwischenraum 44 in die hintere Kammer 26 gelangt und die bewegliche Wand 16, 18 samt Steuergehäuse 30 und Kraftab¬ gabeglied 89 vorwärts schiebt und dadurch den angeschlossenen Hauptbremszylinder (nicht gezeigt) betätigt. Währenddessen bleibt die dichte Anlage des dritten Ventilsitzes 66 am hinte- ren Ende 78 der Hülse 72 bestehen, so daß der zusätzliche Be¬ lüftungskanal 80 wirkungslos bleibt.
Wird jedoch das Bremspedal ruckartig und heftigst betätigt und somit über das Betätigungsglied 38 der Stössel 36 weiter nach vorne geschoben, stößt das Übertragungsglied 82 gegen einen vorderen Rand in einer Aussparung in der Hülse 72 und nimmt diese nach vorne (nach links) mit, so daß das hintere Ende 78 der Hülse 72 vom dritten Ventilsitz 66 abgehoben wird. Infolge¬ dessen strömt nun Umgebungsluft nicht nur vom radial inneren Bereich des Filters 48 durch den Innenraum 46 und weiter durch den ringförmigen Zwischenraum 44 in die hintere Kammer 26, son¬ dern zusätzliche Umgebungsluft strömt durch den radial äußeren Bereich des Filters 48 und weiter durch den zusätzlichen Belüf¬ tungskanal 80 ebenfalls in die hintere Kammer 26, so daß der dort herrschende Druck sich sehr rasch dem Umgebungsdruck an¬ gleicht und die bewegliche Wand 16, 18 samt Kraftabgabeglied 89 entsprechend schnell vorwärts geschoben wird.
Diese Funktion der bisher beschriebenen Ventilbaugruppe ist in¬ soweit auch der bereits genannten EP-0 405 603A2 zu entnehmen.
Darüber hinaus ist nun am pedalseitigen Ende des Verstärker- halses 70 eine elektromagnetische Betätigungseinrichtung 90 vorgesehen, die eine weitere Möglichkeit eröffnet, die oben be¬ schriebene Ventilbaugruppe zu betätigen. Die elektromagnetische Betätigungseinrichtung 90 weist eine Spule 92 auf. Ein Anker 94 ist mittels einer Schraube 100 (Madenschraube) fest mit dem Be- tatigungsglied 38 des Bremskraftverstärkers verbunden. Der An¬ ker 94 ist bei diesem Ausführungsbeispiel also ortsfest in Be¬ zug auf das Betätigungsglied 38. Ein Gehäuse 96 der elektroma¬ gnetischen Betätigungseinrichtung 90 umschließt die Spule 92. Das Gehäuse 96 ist mittels eines Halteri.nges 98 dichtend und starr mit der Hülse 72 verbunden. Auch der Faltenbalg 68 ist fest mit dem Verbindungsring 98 verbunden. Im Gehäuse 96 der elektromagnetischen Betätigungseinrichtung 90 ist eine Öffnung 102 vorgesehen, in die ein Kanal 104 mündet, der an seinem an¬ deren Ende mit dem Filter 48 bzw. dem zugehörigen Lufteinlaß 50 in Verbindung steht.
Im Steuergehäuse 30 ist eine Schließhülse 106 angeordnet. Die Schließhülse 106 hat die Aufgabe, bei einer Betätigung des Bremskraftverstärkers allein mittels der elektromagnetischen Betätigungseinrichtungen 90, ohne daß das Bremspedal und damit das Betätigungsglied 38 bewegt wird, eine leitende Verbindung 109 zur Vakuumkammer 24 über den Ventilkörper 40 (bedingt durch ein Vorlaufen der beweglichen Wand 16, 18) zu verhindern und somit sicherzustellen, daß eine Druckdifferenz in den Kammern 24, 26 aufgebaut werden kann, wie weiter unten näher beschrie¬ ben ist.
Die Schließhülse 106 weist zum einen eine äußere Dichtung 108 auf zum Abdichten im Steuergehäuse 30 und zum anderen eine in- nere Dichtfläche 110, welche mit einer weiteren (zusätzlich zum Ventilsitz 32) Dichtkante 112 in abdichtenden Eingriff gebracht werden kann, um den Verbindungskanal zwischen den beiden Kam¬ mern 24, 26 des Bremskraftverstärkers 10 zu schließen.
Wie oben bereits ausgeführt ist, ist die Schließhülse 106 mit dem Stützring 54 über eine Stufe 114 in der Innenwand der Schließhülse 106 gekoppelt und wird dort durch die Feder 62 vorgespannt.
Im hinteren Bereich der Hülse ist ein Dichtungsgummi 116 auf- vulkanisiert. Die Schließhülse 106 wird durch die Feder 76 der Hülse 72 in ihrer Ausgangsposition gehalten. Die in entgegen- gesetzter Richtung wirkende Feder 62 ist schwächer.
Nachfolgend wird die elektromagnetische Betätigung der Ventil¬ baugruppe beschrieben.
Bei Erregung der Spule 92 der elektromagnetischen Betätigungs¬ einrichtung 90 wird nicht der fest mit dem Betätigungsglied 38 verbundene Anker 94 bewegt, sondern vielmehr das Gehäuse 96 der Spule relativ zum Anker, und zwar in Fig. 2 nach links. Hier¬ durch wird über den Verbindungsring 98 die Hülse 72 gegen die Feder 76 (nach links) verschoben.
Die durch die Feder 62 vorgespannte Schließhülse 106 mit dem Dichtgummi 116 folgt der Öffnungsbewegung der Hülse 72.
Die Schließhülse 106 kann der Bewegung der Hülse 72 so lange folgen bis ihre innere Dichtfläche 110 an der Dichtkante 112 des Steuergehäuses 30 anschlägt und mit diesem in abdichtenden Eingriff kommt. Jetzt kann sich die Schließhülse 106 vom Dicht¬ gummi 116 trennen und eine Verbindung zur äußeren Atmosphäre herstellen (über den Kanal 104 und die Öffnung 102) . Die auf diese Weise von außen zuströmende Luft erzeugt nun ein Anstei¬ gen des Druckes in der hinteren Kammer 26 des Bremskraftver¬ stärkers 10 und somit eine Bewegung der Wand 16, 18 in Fig. 2 nach links zur Kraftübertragung mittels des Kraftabgabegliedes 89.
Wie oben erwähnt ist, wurde bisher das Betätigungsglied 38 des Bre skraftverstärkers nicht mittels des Bremspedals bewegt. Das Betätigungsglied 38 kann der Vorwärtsbewegung der beweglichen Wand 16, 18 des Bremskraftverstärkers erst dann folgen, wenn das Übertragungsglied 82 (hier als Querriegel ausgebildet) am Steuergehäuse 30 anschlägt. Danach wird das Betätigungsglied mitgeschleppt. In dieser Schlepp-Phase wird durch den Anschlag des Ventilkörpers 40 an dem inneren Ventilsitz 34 die Vakuum¬ verbindung 109 zwischen den beiden Kammern 24, 26 geöffnet, was ohne weitere Maßnahme zur Folge hätte, daß die beiden Kammern in leitender Verbindung stehen und ein Druckausgleich stattfin¬ den würde, was selbstverständlich zu verhindern ist. Deshalb wird der Verbindungskanal 109 durch die Schließhülse 106 ver¬ schlossen, bevor überhaupt eine leitende Verbindung zwischen den Kammern 24, 26 hergestellt werden kann. Somit ist ein unge¬ hinderter Aufbau einer Druckdifferenz zwischen den Kammern 24, 26 möglich.
Auf diese Weise läßt sich der Bremskraftverstärker voll auto- matisch ohne Betätigung des Bremspedals allein durch Aktivie¬ rung der elektromagnetischen Betätigungseinrichtungen 90 be¬ tätigen. Soll das automatische elektromagnetisch-pneumatische Bremsen beendet werden, wird die Stromzufuhr zur Spule 92 un¬ terbrochen. Die Feder 76 schiebt dann die Hülse 72 und über den Dichtgummi 116 die Schließhülse 106 gegen die Kraft der Feder 62 nach rechts in die Ausgangsposition zurück. Dadurch wird die Verbindung 109 zwischen den Kammern 24, 26 wieder geöffnet und es erfolgt Druckausgleich zwischen den Kammern und damit wird der Bremskraftverstärker 10 unwirksam.
Der vorstehend beschriebene Aufbau des Bremskraftverstärkers einschließlich der zusätzlichen elektromagnetischen Betäti¬ gungseinrichtung 90 ermöglicht eine Reihe von vorteilhaften Steuerungen der Bremsanlage eines Fahrzeuges, das hiermit aus- gerüstet ist.
Zunächst ist es möglich, mittels der unabhängig von einer Be¬ tätigung des Bremspedals durch den Fahrer möglichen Aktivierung der elektromagnetischen Betätigungseinrichtung 90 eine automa¬ tische Geschwindigkeitssteuerung für das mit der Bremsanlage ausgerüstete Fahrzeug vorzusehen (sogenannte "Cruise-Control) .
Weiterhin ist es möglich, eine sogenannte Not- oder Panikbrem- sung zu verbessern. Wird nämlich das Bremspedal vom Fahrer mit einer relativ hohen Geschwindigkeit getreten (einer Geschwin- digkeit oberhalb eines vorgegebenen Schwellenwertes) dann kann hieraus abgeleitet werden, daß eine sogenannte Notbrems¬ situation vorliegt. In einer solchen Notbremssituation ist es wichtig, den Bremskraftverstärker maximal wirken zu lassen. Wird also eine Notbremssituation dadurch festgestellt, daß die Betätigungsgeschwindigkeit des Pedals über einem vorgegebenen Grenzwert liegt, dann steuert eine elektronische Steuerung der Bremsanlage die elektromagnetische Betätigungseinrichtung 90 in der beschriebenen Weise, um den Ventilsitz 66 zu öffnen und da¬ durch über den Kanal 80 zusätzlich unter Druck stehende Luft in die hintere Kammer 26 einzuführen. Der Bremskraftverstärker wird also sowohl durch Beaufschlagung des Betätigungsgliedes 38 als auch durch Erregung der elektromagnetischen Betätigungsein¬ richtung 90 betätigt. Es wird ein extrem schneller Bremsdruck¬ aufbau erreicht.
Weiterhin ist es möglich, mit der beschriebenen elektromagneti¬ schen Betätigungseinrichtung 90 in verschiedenen Situationen eine optimale Bremsung zu erreichen. Will man beispielsweise auch bei unterschiedlichen Beladungszuständen des Kraftfahrzeu- ges bei gleichen Betätigungen des Bremspedales jeweils die gleiche Bremsverzögerung erzielen, so muß die Bremsanlage in Abhängigkeit vom Fahrzeuggewicht eingestellt werden. Die be¬ schriebene elektromagnetische Betätigungseinrichtung 90 er¬ möglicht dies. So ist es möglich, während einer Bremsung die vom Fahrer am Bremspedal aufgebrachte Kraft zu messen und gleichzeitig auch die erreichte Bremsverzögerung. Bei einem schwer beladenen Fahrzeug wird die Bremsverzögerung geringer sein als bei einem gering beladenen Fahrzeug. Bei gleichem
zeitlichen Verlauf der Pedalkräfte erzeugt also der Verzöge- rungssensor ein Signal, das bei stark beladenem Fahrzeug anders ist als bei gering beladenem. Entsprechend diesem Signal kann die elektronische Steuerung der Bremsanlage dann die elektro- magnetische Betätigungseinrichtung 90 so steuern, daß bei glei¬ chem zeitlichen Verlauf der Pedalkraft jeweils die gleiche Bremsverzögerung des Fahrzeuges erreicht wird. Dies bedeutet, daß bei einem schwer beladenen Fahrzeug die elektromagnetische Betätigungseinrichtung schneller und wirksamer eingesetzt wird als bei einem gering beladenen Fahrzeug.