Brillenglas mit progressiver Wirkung
B e s c h r e i b u n g
Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf ein Brillenglas mit progressiver Wirkung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Stand der Technik
Brillengläser mit progressiver Wirkung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sind beispielsweise aus der DE 30 16 935 C2, der DE-PS 1 145 820 oder der GB-PS 775 007 bekannt.
Bei den aus der Patentliteratur bekannten und/oder auf Markt erhältlichen Brillengläsern mit progressiver Wirkung wird der auf einer Fläche mit variierender Flächenbrechkraft unweigerlich vorhandene Flächenastigmatismus eher als in Kauf zu nehmende Begleiterscheinung betrachtet, deren Betrag zumindest auf dem Hauptmeridian bzw. der Hauptlinie einen physiologisch störenden Wert nicht überschreiten sollte; hierzu wird auf die bereits genannte DE 30 16 935 C2 oder EP 0 027 339 A2 verwiesen. Häufig ist sogar vorgeschlagen worden, den Hauptmeridian als Nabellinie auszubilden, d.h. als Linie, auf der der Flächenastigmatismus Null ist; hierzu wird exemplarisch auf die DE-AS 20 44 639 oder die DE-PS 28 14 936 verwiesen. Der Achslage des Astigmatismus wird in diesen Druckschriften keine Aufmerksamkeit gewidmet.
Offensichtlich wird hingenommen, daß sich die Achslage des Flächenastigmatismus nach Flächen-theoretischen und nicht nach physiologischen Gesichtspunkten einstellt: Da sich der Gesamtastigmatismus durch die geometrische Addition des Flächenastigmatismus und des Astigmatismus schiefer Bündel ergibt, kann die Achslage des Gesamtastigmatismus längs des Hauptmeridians bzw. der Hauptlinie (die in etwa der Hauptblicklinie folgen kann) variieren, so daß sich eine das deutliche Sehen behindernde Variation der Achslage des Gesamtastigmatismus längs des Hauptmeridians bzw. längs der Hauptlinie ergibt.
Soll nun mit den bekannten progressiven Flächen ein Brillenglas mit einer torischen bzw. astigmatischen Wirkung realisiert werden, die zu Korrektionszwecken geeignet ist, so wird die zur Korrektion benötige astigmatische Wirkung ausschließlich durch die Ausbildung der zweiten Fläche erzielt: In diesen Fällem wird dann die zweite Fläche als torische bzw. atorische Fläche (vgl. z.B. die DE 30 16 936 C2) ausgebildet.
Lediglich in der eingangs genannten DE-PS 1 145 820 ist eine Fläche beschrieben, deren Flächenastigmatismus einen konstanten Betrag über die gesamte Fläche hat, so daß unter Berücksichtigung der zweiten Fläche ein Brillenglas mit einem bestimmten Astigmatismus entsteht, der auch Korrektionszwecken dienen kann. Bei diesem bekannten Brillenglas ist die Achslage des Flächenastigmatismus der progressiven Flächen längs des ebenen Hauptmeridians konstant, nämlich 0° bzw 90°.
Eine hiervon abweichende Achslage muß damit über die zweite Fläche realisiert werden, wobei sich bei Verwendung einer torischen zweiten Fläche dennoch unter
Berücksichtigung des Astigmatismus schiefer Bündel ein physiologisch gegebenenfalls störende Variation des Gesamtastigmatismus ergibt.
Beschreibung der Erfindung
Der Erfindung liegt der Grundgedanke zugrunde, ein Brillenglas mit progressiver Wirkung, das wenigstens eine Fläche mit sich derart ändernder Flachenbrechkraft aufweist, daß ausgehend von mindestens einem Bereich, in dem die Wirkung des Brillenglases wenigstens annähernd konstant ist, sich die Wirkung des Brillenglases längs einer Linie (i.f. als Hauptlinie bezeichnet) ändert, die in einer Ebene liegend oder gewunden sein kann, und auf der ein vorgebbarer Astigmatismus nicht identisch Null dpt vorhanden ist, derart weiterzubilden, daß sich keine störende Variationen des Betrags und der Achslage des Gesamtastigmatismus ergeben.
Ein erfindungsgemäßes Brillenglas ist im Anspruch 1 angegeben. Erfindungsgemäß weist der Flächenastigmatismus auf der Hauptlinie nicht nur einen bestimmten
Betrag, sondern auch eine derartige längs der Hauptlinie in der Regel nicht konstante Achslage auf, daß der unter Berücksichtigung des Astigmatismus schiefer Bündel resultierende Gesamtastigmatismus des Bündels nach der augenseitigen Fläche längs der Hauptlinie nahezu konstant oder nach physiologischen Anforderungen gestaltet sowohl bezüglich Betrag als auch Achslage ist. Bei dem erfindungsgemäßen Glas ist es also im Gegensatz zum Stand der Technik möglich, nicht nur einen bestimmten Betrag des wenigstens über einen Teil
der Hauptlinie von 0 dpt verschiedenen Flächenastigmatismus vorzugeben, sondern auch die Achslage des
Flächenastigmatismus vorzugeben. Beispielsweise ändert sich nach der Listingschen Regel die Achslago eines astigmatischen Auges bei Blicksenkung. Dem kann durch eine entsprechende (korrigierende) Drehung der Achslage des Flächenastigmatismus Rechnung getragen werden.
Die durch die erfindungsgemäße Ausbildung mögliche Vorgabe von Betrag und Achslage des Flächenastigmatismus erfolgt unter an sich bekannten physiologischen Gesichtspunkten.
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Ansprüche 2 folgende.
Im Anspruch 2 ist angegeben, daß lediglich eine Fläche zur Wirkungsanderung beiträgt, die andere Fläche kann also in herkömmlicher Weise als sogenannte Rezeptfläche mit sphärischer oder torischer Wirkung ausgebildet sein.
Durch die erfindungsgemäße Ausbildung des Hauptmeridians bzw. der Hauptlinie ist es jedoch bevorzugt, wenn gemäß Anspruch 3 zumindest der Hauptteil des zu Korrektionszwecken dienenden Astigmatismus durch den Flächenastigmatismus der Fläche mit sich ändernder Flachenbrechkraft aufgebracht wird.
Hierdurch ist es möglich, daß die zweite Fläche immer eine rotationssymmetrische Fläche ist (Anspruch 4).
Selbstverständlich kann aber auch gemäß Anspruch 5 die zweite Fläche eine astigmatische Wirkung haben und
insbesondere als atorische Fläche, d.h. als Fläche mit nicht kreisförmigen Hauptschnitten ausgebildet sein (Anspruch 5).
Die Hauptlinie kann nicht nur in der sogenannten Progressionszone existieren, sie kann sich auch in den sogenannten Fernteil und/oder den Nahteil fortsetzen (Anspruch 6).
Als Hauptlinie können in an sich bekannter Weise im Raum gekrümmte Kurven (Anspruch 7) oder ebene Kurven (Anspruch 8) verwendet werden. Bei ebenen Kurven ist es ein Kennzeichen der Erfindung, daß der Normalenvektor der Ebene in Punkten auf der Hauptlinie nicht in der Ebene der Hauptmeridiankurve liegt.
Im Anspruch 10 ist eine mögliche Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Brillenglases angegeben:
Zur Vorgabe nicht nur eines Wertes des Flächenastigmatismus, sondern auch der Achslage des Flächenastigmatismus längs der Hauptlinie kann die Hauptlinie und der sie umgebende Bereich nach Vorgabe der Projektion f
1(y) der Hauptlinie auf die x,y-Ebene unter physiologischen Gesichtspunkten durch die Minimierung der folgenden Zielfunktion erhalten werden.
wobei Av(y), Hv(y) und∊v(y) die vorgegebenen Flächeneigenschaften entlang der Hauptlinie sind und
A(y) : Flichenaβtigmatisunu
H{y) : Flichenbrechwert
∊(y) : Achslage des Flichenastigmatismus bezüglich der
Horizontalebene
Beschreibung von Ausführungsbeispielen
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen für die Achslagen 0, 30, 45, 60 und 90° näher beschrieben.
In den Tabellen sind fünf Ausführungsbeispiele für erfindungsgemäße Flächen mit unterschiedlicher Achslage, nämlich 0° bzw. 180°, 30°, 45°, 60° und 90° angegeben. Dabei ist für jede Fläche jeweils nur ein Streifen entlang des gewundenen Hauptmeridians angegeben. Ist dieser Streifen erfindungsgemäß festgelegt, so kann die restliche Fläche in an sich bekannter Weise ausgehend von dem Streifen entlang des Hauptmeridians berechnet werden.
In den Tabellen bedeuten im einzelnen: x, y und z sind die Koordinaten eines kartesischen Koordinatensystems, das so gewählt ist, daß die y-Achse in vertikaler Richtung (in Gebrauchsstellung des Brillenglases) und die x-Achse in horizontaler Richtung verlaufen. Der Nullpunkt des Koordinatensystems liegt im allgemeinen nicht auf der Fläche, sondern auf der Projektion der Hauptlinie auf die y, z-Ebene. Die z-Koordinate gibt damit den Abstand der Flächen von der x, y-Ebene an, d.h. den Abstand eines Flächenpunktes mit den Koordinaten x und y von einer Ebene.
In den fünf Tabellen sind in den jeweils ersten drei Spalten für y-Werte von +36 mm bis -36 mm die Koordinaten xO und zO von Punkten auf der Hauptlinie des Brillenglases angegeben. Die vierte Spalte gibt die Steigung Delta (in Grad) der Horizontalschnitte y=const. bezüglich der x-Achse als Funktion der Koordinate y an , während die fünfte Spalte die Krümmung Kh (in Dpt) der Horizontalschnitte im Schnittpunkt (xO, zO) mit der Hauptlinie nngibt.
In den Spalten 6 folg. sind ferner folgende Werte angegeben:
DOv Vorgabewerte für den Flächenbrechwert auf der
Hauptlinie in Dpt.
DO tatsächlicher Flächenbrechwert auf der Hauptlinie
Astv Vorgabewert für den Flächenastigmatismus auf der Hauptlinie in Dpt.
Ast tatsächlicher Flächenastigmatismus auf der
Hauptlinie
Achse tatsächliche Achslage in Grad.
Die vier Funktionen xO(y), zOy), Delta(y) und Kh(y) bestimmen die Flächeneigenschaften eines infinitesimalen Streifens entlang der Hauptlinie eindeutig. Umgekehrt sind die Funktionen zO(y), Delta (y) und Kh(y) eindeutig durch die Vorgabe des Verlaufs des Flächenbrechwertes DOv(y), des Flächenastigmatismus Astv(y) und der Achslage bestimmt.
Wie den Tabellen zu entnehmen ist, können bei dem erfindungsgemäßen Brillenglas die Vorgabewerte längs der Hauptlinie mit großer Übereinstimmung eingehalten werden.