Monoklonale Antikörper gegen Leukozyten-spezifische G-Protein- gekoppelte Rezeptoren
Die Erfindung betrifft monoklonale Antikörper gegen Leukozy¬ ten-spezifische G-Protein gekoppelte Rezeptoren, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung sowie sie enthaltende Kits. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstel¬ lung von monoklonalen Antikörpern gegen G-Protein gekoppelte Rezeptoren.
Es ist bekannt, daß bei der Transduktion von Signalen in einem Organismus Rezeptoren eine entscheidende Rolle spielen. Nach Bindung der Liganden an Zellmembran-integrierte Rezeptoren wird das Signal über verschiedene Mechanismen intrazellulär weitergeleitet und verarbeitet. Es gibt verschiedene Familien dieser Rezeptoren, die sich durch bestimmte Strukturmerkmale unterscheiden. Die sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezepto¬ ren, international abgekürzt als GCR (G protein-coupled recep- tors), werden in eine Familie zusammengefaßt. Das G-Protein ist ein heterotrimärer GTP-bindender Proteinkomplex, der aus den drei Untereinheiten G-alpha, G-beta und G-gamma aufgebaut ist. Es reguliert zelluläre Aktivitäten durch Austausch von GDP gegen GTP an seiner alpha-Untereinheit und aktiviert bzw. inaktiviert somit eine Reihe von Effektoren, wie Adenylylcy- clasen, Phosphodiesterasen, Phospholipasen und Ionenkanäle. Als Vertreter von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren werden Rezeptoren für Hormone und Neurotransmitter angesehen. Zu ihnen gehören adrenerge und muscarinerge Rezeptoren wie auch Rezeptoren für Dopamin, der Substanz P, Thyreotropin, Morphin u. a..
Desweiteren ergeben sich zunehmend Hinweise, daß G-Protein- gekoppelte Rezeptoren auch an der Regulation der Aktivierung, Hemmung, Migration und Zell-Zell-Interaktion immunkompetenter Zellen beteiligt sind. Es ist bekannt, daß die Aktivierung von Leukozyten durch Entzündungsmediatoren, wie formyl-MLP, Ana- phylatoxin C5a, Prostaglandine, Interleukin-8, MlP-lα und MIP- lß sowie RANTES, ebenfalls über G-Protein-gekoppelte Rezepto¬ ren erfolgt. Eine Blockierung dieser Rezeptoren würde eine Entzündungshemmung bewirken. Mittel hierfür wurden jedoch
bisher noch nicht gefunden.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, Mittel bereit¬ zustellen, mit denen Leukozyten-spezifische G-Protein gekop¬ pelte Rezeptoren blockiert werden können.
Erfindungsgemäß wird dies durch Bereitstellung monoklonaler Antikörper gegen Leukozyten-spezifische G-Protein gekoppelte Rezeptoren (L-GCR) erreicht. Diese Antikörper sind durch fol¬ gende Verfahrensschritte erhältlich:
(a) Einführung einer L-GCR-codierenden DNA in Zellen und Ex¬ pression von L-GCR,
(b) Immunisierung eines Tieres mit L-GCR-exprimierenden Zel¬ len von (a) , und
(c) Fusion von Milzzellen des immunisierten Tieres von (b) mit Myelomzellen und Erhalt von monoklonale L-GCR-Anti- körper-produzierenden Hybridomzellen.
Die L-GCR-codierende Nukleinsäure kann eine DNA, insbesondere eine genomische oder eine cDNA sein. Ferner kann sie eine RNA sein. Die Nukleinsäuren können durch übliche aus der Literatur bekannte Verfahren bereitgestellt werden (vgl. z.B. Maniatis et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratory (1982); Lipp et al., Eur. J. Im unol. 22 (1992), 2795-2799).
Erfindungεgemäß können in die L-GCR-codierende Nukleinsäure Modifikationen, wie Additionen, Deletion und/oder Substitution von ein oder mehr Basen eingeführt werden. Additionen umfassen Markersequenzen, die z.B. an das 5'-Ende oder 3'-Ende der L- GCR-codierenden Nukleinsäure fusioniert werden. Solche Marker¬ sequenzen sind z.B. Codons, die für ein Protein bzw. Protein¬ fragment codieren, gegen das ein monoklonaler Antikörper exi¬ stiert. Mit letzerem kann die Expression des Proteins bzw.
Proteinfragments und damit auch die von L-GCR nachgewiesen werden (vgl. von Zastrow und Kobilka, J. Biol. Chem. 267 (1992), 3530-3538; von Zastrow et al., J. Biol. Chem. 268 (1993), 763-766; T. Emrich, M. Lipp, unveröffentlicht). Mar¬ kersequenzen können auch in die für L-GCR codierende Nuklein¬ säure, z.B. in die für die extra-zellulären oder intra-zel- lulären Domänen codierenden Sequenzen, eingefügt werden. Wei¬ tere Additionen sind Sequenzen, die eine Lokalisierung von L- GCR in der Zellmembran von L-GCR-exprimierenden Zellen gewähr¬ leisten. Solche Sequenzen können für Signalpeptide, Membran¬ proteine oder Fragmente davon codieren. Üblicherweise werden sie an das 5'-Ende der L-GCR-codierenden Nukleinsäure fusio¬ niert.
Erfindungsgemäß kann die L-GCR-codierende Nukleinsäure in einer Expressionseinheit vorliegen. Diese umfaßt die für die Transkription und Translation der L-GCR-codierenden Nuklein¬ säure notwendigen Sequenzen, wie Promotor-, Enhancer-, Riboso- menbindungs-, Transkriptionsonsstart- und stop- sowie Trans¬ lationsstart- und stop-Sequenzen. Die Expressionseinheit kann ferner in einem Vektor vorliegen. Dies kann auch ein Virus sein. Dem Fachmann ist bekannt, welche der Sequenzen der Ex- pressionseinheit in welcher Anordnung notwendig sind, um L-GCR in bestimmten Zellen exprimieren zu können. Desweiteren weiß der Fachmann, welche Vektoren für welche Zellen geeignet sind.
Erfindungsgemäß wird die L-GCR-codierende Nukleinsäure in Zellen eingeführt, um L-GCR zu exprimieren. Hierfür können übliche aus der Literatur bekannte Verfahren und Bedingungen zur Transfektion von Zellen mit Nukleinsäure angewandt werden. Beispiele sind das Calciumphosphat-Präzipitations-, das DEAE- Dextran-, das Elektroporations- und das Lipidvesikel-Verfah- ren. Günstigerweise wird das Calciumphosphat-Präzipitations- verfahren angewandt, wobei etwa l-2xl06 Zellen mit etwa 15 μg L-GCR-codierender Nukleinsäure transfiziert werden. Als Zellen können eukaryotische und prokaryotische Zellen verwendet wer¬ den. Bevorzugt sind eukaryotische Zellen, insbesondere Säuge-
tier-, z.B. CHO-, COS- und 293-Zellen, Hefe- und Insektenzel- len. Die Zellen sind dem Fachmann bekannt und allgemein er¬ hältlich. Die Expression von L-GCR kann indirekt nachgewiesen werden, z.B. durch Nachweis der Expression von Markersequen¬ zen, die von der L-GCR-codierenden Nukleinsäure umfaßt werden, oder durch Ligandenbindung. Der Nachweis kann mittels übli¬ cher, aus der Literatur bekannter Verfahren, z.B. der Immun¬ fluoreszenz, der Immunenzymologie, der ELISA-Techni , der Durchflußcytometrie und den Ligandenbindungstests erfolgen.
Erfindungsgemäß wird ein Tier mit L-GCR-exprimierenden Zellen immunisiert. Hierfür können übliche aus der Literatur bekannte Bedingungen gewählt werden. Günstigerweise werden ca. 3xl07- Zellen einem Tier zweimal verabreicht, wobei etwa 28 Tage zwischen den Verabreichungen liegen. Als Tiere können übliche Versuchstiere, insbesondere Ratten, Hamster, Kaninchen und Mäuse, verwendet werden. Als besonders günstig sind Ratten zu erwähnen.
Erfindungsgemäß werden dem immunisierten Tier Milzzellen ent¬ nommen. Dies kann in üblicher und bekannter Weise erfolgen. Günstigerweise werden Milzzellen ca. 60 Stunden nach der zwei¬ ten Verabreichung des Antigens dem Tier entnommen. Sie werden dann mit Myelomzellen mittels PEG fusioniert. Hierfür können übliche aus der Literatur bekannte Bedingungen verwendet wer¬ den. Günstigerweise werden als Myelomzellen solche der Mäuse- Myelomzellinie X63-Ag8.653 (Kearney et al., J. Immunol. 123 (1979), 1548-50) verwendet und das Verhältnis der Milzzellen zu den Myelomzellen beträgt etwa 1 : 3. Etwa 1 Woche nach Fusion werden die Überstände der fusionierten Zellen auf Anti¬ körperproduktion getestet. Hierfür können übliche aus der Literatur bekannte Verfahren durchgeführt werden. Günstiger¬ weise wird eine Durchflußcytometrie durchgeführt. In ihr wer¬ den Vergleichsmessungen der Hybridomzell-Uberstände auf Zellen durchgeführt, die mit L-GCR-codierender Nukleinsäure transfi¬ ziert worden bzw. unverändert (nicht transfiziert) sind. Anti- körper-produzierende Hybridomzellen werden dann durch übliche
aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren, z.B. der Limi- ting Dilution-Technik, kloniert.
Eine solche den Antikörper RF8B2 produzierende Hybridomzelle wurde am 8. Sept. 1993 bei der Deutschen Sammlung von Mikroor¬ ganismen und Zellkulturen, Mascherodeweg lb, 38124 Braun¬ schweig (DSM) unter der Hinterlegungsnummer DSM ACC 2153 hin¬ terlegt.
Die erfindungsgemäßen L-GCR-Antikörper eignen sich für diagno¬ stische Maßnahmen, insbesondere für die Bestimmung des Immun¬ status eines Patienten. Hierfür werden sie z.B. mit Fluoro- chromen oder Biotin markiert und zusammen mit anderen markier¬ ten, allgemein erhältlichen T-Zell- bzw. B-Zell-spezifischen Antikörpern und Körperflüssigkeiten des Patienten inkubiert. Es wird der Anteil an T-Zellen, Gedächtnis-T-Zellen, T-Helfer_- und T-Helfer.-.-Zellen bzw. rezirkulierenden, nicht aktivierten B-Zellen bestimmt. Dies ermöglicht eine Aussage über den Im¬ munstatus des Patienten. Ferner können die erfindungsgemäßen L-GCR-Antikörper zum Nachweis von Erkrankungen, insbesondere von Tumoren, Leukämien, Lymphomen, Immunschwächen und Autoimm¬ unerkrankungen verwendet werden.
Desweiteren eignen sich die erfindungsgemäßen L-GCR-Antikörper für therapeutische Maßnahmen. Durch Bindung an den Rezeptor beeinflussen sie die Bindung des physiologischen Liganden oder führen durch ihre Bindung selbst zu einer Aktivierung oder Hemmung des Rezeptors. Die erfindungsgemäßen Antikörper eignen sich zur Hemmung von Entzündungen und zur Reduzierung der B- und T-Zellaktivierung. Sie können ferner die Migration und Interaktion von Zellen beeinflussen. Desweiteren eignen sich die erfindungsgemäßen Antikörper, allein oder in Kombination mit anderen Antikörpern (z.B. gegen Adhäsionsmoleküle) oder Therapeutika, eine Tumormetastasierung zu unterdrücken. Durch Hemmung der Ligandenbindung an L-GCR wird eine Reduzierung der Aktivierung von Adhäsionsmolekülen bewirkt, was entscheidend die Tumormetastasierung hemmt.
Darüberhinaus können die erfindungsgemäßen Antikörper mit bekannten Zelltoxinen, z.B. Ricin, oder Therapeutika gekoppelt werden, wodurch entartete Zellen selektiv behandelt werden können. Nach Bindung der Antikörper kommt es zur Internalisie- rung des Rezeptor-Komplexes und mithin zur effektiven Aufnahme des gekoppelten Toxins oder der Therapeutika. Der vorstehend genannte Antikörper RF8B2 ist hierfür besonders geeignet, da er der Subklasse IgG2b angehört, die bekannterweise äußerst gering immunogen ist.
Die erfindungsgemäßen Antikörper werden für die Verabreichung in therapeutischen Maßnahmen, z.B. als Medikament, in üblicher Weise konfektioniert.
Erfindungsgemäß wird auch ein Kit bereitgestellt, der sich zur Durchführung vorstehend angesprochener diagnostischer Maßnah¬ men eignet. Ein solcher Kit enthält markierten L-GCR-Antikörper, übliche Waschpuffer und ggfs. ein der Markierung entsprechendes Substrat sowie ggfs. einen weiteren markierten Antikörper, oder markierten L-GCR-Antikörper und markierten T-Zell-spezi- fischen Antikörper und/oder B-Zell-spezifischen Antikör¬ per sowie übliche Waschpuffer und ggfs. ein der Markie¬ rung entsprechendes Substrat sowie ggfs. einen weiteren markierten Antikörper.
Ergänzend wird ausgeführt, daß in Schritt (a) des vorstehen¬ den Verfahrens zur Herstellung von L-GCR-Antikörpern die L- GCR-codierende Nukleinsäure durch eine Nukleinsäure ersetzt werden kann, die für einen anderen G-Protein-gekoppelten Re¬ zeptor (GCR), z.B. einen Hormon- oder Neurotransmitter-Rezep- tor codiert. Dies führt dann zur Expression von GCR in Zellen und weiter nach Immunisierung eines Tieres mit solchen Zellen und Fusion von Milzzellen des immunisierten Tieres mit Myelom¬ zellen zu Hybridomzellen, die monoklonale GCR-Antikörper pro¬ duzieren. Erfindungsgemäß wird also auch ein Verfahren bereit-
gestellt, das sich zur Herstellung monoklonaler Antikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren eignet.
Schließlich wird darauf hingewiesen, daß anstelle der Schritte (a) und (b) des vorstehenden Verfahrens zur Herstellung von L- GCR- bzw. GCR-Antikörpern die Nukleinsäure direkt in ein Tier zur Expression von L-GCR bzw. GCR eingeführt werden kann, wodurch das Tier immunisiert wird. Ferner kann anstelle der Fusion von Schritt (c) ein anderes aus dem Stand der Technik bekanntes Verfahren zur Immortalisierung von Milzzellen ver¬ wendet werden.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1
Konstruktion eines Plasmids zur Expression von L-GCR in euka- ryotischen Zellen.
Eine für L-GCR-codierende cDNA (vgl. Lipp et al., Eur. J. I unol. (1992) 22, 2795-2799) wurde in die Restriktions¬ schnittstellen EcoRI und Xbal des bekannten und allgemein erhältlichen prokaryotischen Klonierungsvektors pBluescript II KS+ eingefügt, wobei zuvor folgende Modifizierungen vorgenom¬ men wurden. Im 5'-untranslatierten Bereich wurde mittels eines synthetischen Oligonukleotids 10 Basenpaare vor dem Transla- tionsstartcodon eine Schnittstelle für die Restriktionsendo- nuklease EcoRI eingefügt und der Bereich vor dem Translations- startcodon derart verändert, daß eine effiziente Initiation der Translation erfolgt (vgl. Kozak M. , Cell (1986) 44, 283- 292). Das Tranlationsstopcodon wurde mittels Polymeraseketten- reaktion entfernt und die L-GCR-codierende DNA mit einem syn¬ thetischen Oligonukleotid derart rekombiniert, daß auf Pro¬ teinebene an den Carboxy-Terminus des L-GCR-Proteins die Ami¬ nosäuresequenz PGGSGPEQKLISEEDLL fusioniert wurde. Die Sequenz der letzten 11 Aminosäuren stammt aus dem MYC-Protein und wird vom monoklonalen Antikörper 9E10 erkannt (vgl. Bishop, J.M. et
al., Mol.Cell.Biol.5 1985) ,3610-3616; Munro S. , Cell 46 (1986), 291-300), während die ersten sechs Aminosäuren als Abstandshalter dienen, um eine ungestörte Faltung des MYC-Epi- tops zu ermöglichen. Die erhaltene rekombinante DNA wurde in die Restriktionsschnittstellen Hindlll und Xbal des bekannten und allgemein erhältlichen eukaryotischen Expressionsvektors Rc/CMV, der die Expression mittels eines heterologen CMV-Pro- motors ermöglicht, eingefügt. Es wurde das mit pBLRl-MYCc be¬ zeichnete Plasmid erhalten.
Beispiel 2
Expression von L-GCR in eukaryotischen Zellen.
Zur Expression von L-GCR in Eukaryoten wurde die humane em¬ bryonale Nierentumorzellinie 293 (ATCC CRL 1573) verwendet. Hierzu wurden ca. 1-2 x 106 Zellen mit 15 μg des Plasmids von Beispiel 1 mittels Calciumphosphat-Präzipitationstechnik transfiziert. Die Plasmid-DNA wurde zuvor aus den transfor¬ mierten Bakterien über Ionenaustauschchromatographie isoliert. Zur Etablierung stabil exprimierender Zellinien wurden Anti- biotika-resistente Zellen des Transfektionsansatzes durch Zusatz von Neomycin (200 μg/ml) angereichert und in der Ex¬ pression des L-GCR-MYC-Fusionsproteins wurden positive Zel¬ linien durch EinzelZellverdünnung isoliert. Die Kontrolle der Expression des Fusionsproteins erfolgte sowohl bei transient als auch bei stabil transfizierten Zellen mittels Durchflußcy¬ tometrie an permeabilisierten Zellen unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers 9E10.
Beispiel 3
Herstellung monoklonaler Antikörper
Immunisierung einer Ratte
Weibliche, acht Wochen alte, Lou/C Ratten wurden mit je 3xlθ7 lebenden L-GCR-transfizierten 293-Zellen immunisiert. Nach 28 Tagen erfolgte der Booster mit der gleichen Menge des Immuno¬ gens.
Zellfusion
60 Stunden nach der letzten Immunogenverabreichung wurde die Fusion in üblicher Weise durchgeführt (vgl. z.B. Köhler G. und C. Milstein, Nature 256 (1975), 495-497). Hierbei wurde der immunisierten Ratte unter sterilen Bedingungen die Milz ent¬ nommen, durch ein Sieb zerrieben und die gewonnenen Zellen wurden im Verhältnis 1:3 mit Zellen der Mäuse-Myelomzellinie X63-Ag8.653 (Kearney et al., J. Immunol. 123 (1979) 1548-1550) mit Hilfe von PEG fusioniert. Eine Woche nach der Aussaat in Flachbodenplatten in HAT-Selektivmedium wurde das Kolonie¬ wachstum protokolliert und die Zellkulturüberstände kolonie- haltiger Vertiefungen wurden im Durchflußcytometer (vgl. nach¬ stehend) vergleichend auf stabilen L-GCR-exprimierenden 293 Zellen und normalen 293 Zellen auf das Vorhandensein L-GCR- spezifischer Antikörper getestet. Nur solche Antikörper, die an transfizierten Zellen gebunden haben, nicht jedoch an nor¬ malen 293 Zellen, wurden nach der Limiting dilution-Technik kloniert, weitervermehrt, auf transient transfizierten 293 Zellen und schließlich auf peripheren Leukozyten getestet.
DurchflußcytoBietrie
Das Vorhandensein von L-GCR-Antikörpern wurde mittels Durch¬ flußcytometrie getestet. Als Testsystem wurden vergleichende Messungen an L-GCR-transfizierten und unveränderten 293 Zellen durchgeführt. Je 25 μl Hybridomzellen-Überstand wurden mit 25 μl der jeweiligen Zellsuspension (lxl07/ml) für 25 min bei RT inkubiert. Nach Waschen in PBS (4% FKS, 5 mM EDTA) wurden die Zellen mit einer 1:160 Verdünnung eines polyklonalen Ziege- anti-Ratte-FITC Konjugates versetzt. Nach 25-minütiger Inkuba¬ tion und anschließendem Waschen erfolgte der Nachweis einer
spezifischen Bindung mittels eines FACScan Durchflußcytome- ters. Je Probe wurden 5000 Zellen gemessen und die Fluores¬ zenzintensität der Zellpopulation wurde analysiert. Durch den Vergleich der Fluoreszenzintensität von transfizierten und unveränderten 293 Zellen konnten solche Antikörper identifi¬ ziert werden, die spezifisch an L-GCR binden.
Bindungsstudien des erfindungsgemäßen Antikörpers RF8B2
Vorstehend angegebene 293 Zellen wurden mit L-GCR codierender DNA in üblicher Weise transfiziert bzw. nicht transfiziert. Letztere Zellen wurden als mock-transfiziert bezeichnet. Der erfindungsgemäße Antikörper RF8B2 wurde in üblicher Weise mit Biotin markiert und den Zellen zugegeben. Es zeigte sich, daß RF8B2 an transfizierte 293 Zellen bindet, nicht jedoch an mock-transfizierte (vgl. Fig., A) .
Desweiteren wurden periphere Leukozyten des Blutes über Ficoll gereinigt und mit dem T-Zell-spezifischen Antikörper CD4-FITC (B) oder CD8-FITC (C) bzw. mit dem B-Zell-spezifischen Anti¬ körper CD19-FITC (D) angefärbt. Anschließend wurde der Biotin- markierte Antikörper RF8B2 zugegeben. Es zeigte sich, daß 100% der B-Zellen (CD19-positiv) (D) diesen Antikörper binden. Hingegen wird RF8B2 nur von ca. 14% der T-Helfer-Zellen (CD4- positiv) (B) , und ca. 2% der zytotoxischen T-Zellen (CD8-posi- tiv) (C) gebunden (vgl. Fig., B, C und D) . Dies zeigt die Ver¬ wendbarkeit von RF8B2, eine unterschiedlich starke Expression von L-GCR aufzuzeigen.
Produktion und Reinigung von Antikörpern
Probenpuffer pH 7,4 PBS
Elutionspuffer pH 2,5 0,05 M Glycin 0,05 M NaCl lOfach Tris-HCl-Puffer pH 8,6 0,5M Tris 1,5M NaCl
Die Hybridomzellen wurden im RPM1 mit 10% IgG-freiem FKS ver¬ mehrt, alle 2-3 Tage 1:3 geteilt und der Zellkulturüberεtand wurde gesammelt. Zur Abtrennung der monoklonalen Antikörper aus dem Zellkulturüberstand wurde die Protein G-Affinitäts- chromatographie verwendet (vgl. Björck und Kronvall, J. Immu- nol. 132 (1984) 969-974). Hierzu wurde 1 g Protein G Sepharose 4 Fast Flow nach Quellung in eine Chromatographiesäule gepackt und mit PBS äquilibriert. 200 ml des zu reinigenden Überstan- des wurden nach Mikrofiltration auf die Säule aufgebracht. Ein Wechsel von PBS auf Elutionspuffer löste die an die Sepharose gebundenen Antikörper. Die dem Extinktions-Peak entsprechenden Eluatfraktionen wurden gegen PBS-dialysiert.
Markierung von Antikörpern
Biotin-Markierunσ:
Kupplungspuffer pH 7,4 PBS
Biotinpräparat NHS-LC-Biotin
Hierbei wurde die Kupplung mit Abwandlungen wie beschrieben, ausgeführt (vgl. z.B. Peters et al., Monoklonale Antikörper, Herstellung und Charakterisierung, Springer Verlag, Berlin (1985)). Protein G gereinigte Eluate wurden auf 2 mg/ml einge¬ stellt und gegen Kupplungspuffer 24 Stunden dialysiert. Zur Reaktion wurden 50 μl Biotinlösung (8 mg Biotin in 1 ml DMF) zu 1,0 ml MAk-Lösung gegeben und 90 min bei Zimmertemperatur inkubiert. Nach Dialyse gegen PBS- und Sterilzentrifugation wurden die Konjuagte bei -20°C gelagert.
FITC-Koniuσate:
Kupplungspuffer pH 9,5 0.1M NaHC03
FITCpräparat Fluoresceinisothiocyanat,
Protein G gereingte Eluate wurden auf 2 mg/ml eingestellt und mit 1/10 Vol. lOfach Kupplungspuffer versetzt. Zur Reaktion wurden 60 ,ul FITClösung (1mg FITC in 1 ml Kupplungspuffer) zu 1,0 ml Ak-Lösung gegeben und über Nacht bei 4°C inkubiert.
Nach Dialyse gegen PBS- und Sterilzentrifugation wurden die Konjugate bei -20°C gelagert.