Bauteil aus intermetallischer Verbindung mit
Aluminiumdiffusionsbeschichtunq
Die Erfindung betrifft ein Bauteil aus einer intermetallischen Verbindung aus Titan und Aluminium oder aus Legierungen solcher intermetallischen Verbindungen mit Legierungszusätzen als Grundwerkstoff und mit Aluminiumdiffusionsbeschichtung des Grundwerkstoffs.
Dieser Grundwerkstoff hat für den Triebwerksbau interessante Eigenschaften. Er weist vergleichbare mechanische Eigenschaften wie konventionelle Titanlegierungen bei geringem spezifischem Gewicht auf, ist aber bei bedeutend höheren Betriebstemperaturen einsetzbar. Die Duktilität bei Raumtemperatur dieses Grundwerkstoffes ist jedoch geringer und muß durch Legierungselemente und Wärmebehandlungsverfahren, wie sie aus DE 30 24 645 bekannt sind, vehbessert werden.
Während bei konventionellen Titanlegierungen eine Sauerstoffversprödung in oxidierender Atmosphäre bereits bei Temperaturen ab 550 ºC einsetzt, liegt diese Temperatur bei intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium bei 700 ºC. Die Sauerstoffversprödung hat nachteilig zur Folge, daß die geringe Duktil ität bei Raumtemperatur weiter verschlechtert wird und zu einer Sprödigkeit führt, wie sie von keramischen Bauteilen bekannt ist.
Um diesen Grundwerkstoff für Bauteile einzusetzten, die Betriebstemperaturen von 700 ºC ausgesetzt sind, wie sie bei Bauteilen vorzugsweise im Kompressor und Turbinenbereich von Triebwerken auftreten, ist eine Geschlossene und defektfreie Aluminiumdiffusionsbeschichtung auf den hochtemperaturbelasteten Bauteiloberflächen erforderlich.
Bei Anwendung herkömmlicher Aluminiumdiffusionsbeschichtungen auf Bauteilen aus dem Grundwerkstoff wird keine geschlossene Aluminiumdiffusionsbeschichtung erreicht. Es treten nachteilig Beschichtungsdefekte mit Bereichen äußerst ungleichmäßiger Beschichtungsdicken bis zu grabenförmigen Beschichtungsstrukturen, die im Grabengrund keine Beschichtung aufweisen, auf. Bei extrem dicker Beschichtung können diese Gräben und Defekte mit Aluminium überdeckt werden. Bei Belastung des Bauteil brechen aber nachteilig diese Bereiche auf und die Aluminiumbedeckung platzt ab.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Bauteil und ein Verfahren zu seiner Herstellung anzugeben, bei dem keine Beschichtungsdefekte auftreten und welches bei Betriebstemperaturen von 700ºC einsetzbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Bauteil zwischen Grundwerkstoff und Aluminiumdiffusionsbeschichtung eine oberflächennahe geschlossene Zone mit Rekristallisationsgefüge aufweist.
Wie in umfangreichen Entwicklungsarbeit festgestellt wurde, wächst eine geschlossene Aluminiumdiffusionsbeschichtung ungestört und gleichmäßig nur auf einem derartigen Rekristallisationsgefüge einer intermetallischen Verbindung als Grundwerkstoff aus Titan und Aluminium oder aus Legierungen solcher intermetallischen Verbindungen mit oder ohne Legierungszusätze. Die Vorteile dieser Erfindung bestehen darin, daß der Einsatzbereich derartiger Grundwerkstoffe wesentlich erweitert wird und konventionelle für die Massenfertigung geeignete Technologien und Verfahren einsetzbar werden, um derartige Bauteile herzustellen.
Bei einer bevorzugten Ausbildung der Erfindung ist die intermetallische Verbindung TiAl. Bei diesem Grundwerkstoff konnte festgestellt werden, daß Kristallite mit hoher Stapelfehlerdichte in Form von kristallographischen Zwillingsebenen im Kristallit auftreten. Diese Kristallite zeigen eine Plattenstruktur, wie sie bei konventionellen Titanlegierungen bisher nicht beobachtet wurden. Beim konventionellen Aluminiumdiffusionsbeschichten blieben die Zwillingsebenen unbeschichtet. Erst nach Bildung einer oberflächennahen Zone mit Rekristallisationsgefüge wurden Bauteile aus dem Grundwerkstoff mit einer geschlossenen Aluminiumdiffusionsbeschichtung darstellbar.
Eine besonders hohe Dichte an kristallinen Plattenstrukturen zeigen Grundwerkstoffe aus Legierungen aus den intermetallischen Verbindungen mit einem TiAl-Anteil zwischen 50 und 95 Vol.% und mit einem
Ti3Al-Anteil zwischen 5 und 50 Vol.%. Bei Bauteilen aus diesen kritischen Grundwerkstoffen, die einen höheren Anteil an Titan als TiAl aufweisen und deshalb stärker zur Sauerstoffversprödung neigen, konnten mittels der erfindungsgemäßen oberflächennahen geschlossenen Zone aus Rekristallisationsgefüge vorteilhaft gleichmäßig dicke Aluminiumdiffusionsbeschichtungen realisiert werden.
Zur Duktil itätsverbesserung der Bauteile aus intermetallischen Verbindungen sind vorzugsweise bis zu 4 % Legierungszusätze aus Niob, Molybdän, Tantal, Wolfram oder Vanadium oder aus Mischungen derselben im Bauteilwerkstoff enthalten.
Die Tiefe der oberflächennahen geschlossenen Zone mit Rekristallisationsgefüge beträgt mindestens 0,1 μm. Eine Rekristallisationsgefügetiefe zwischen 1 und 10 μm hat sich als praktikabel erwiesen, da sie sich kostengünstig vorzugsweise durch oberflächennahe Kaltverformung vorbereiten läßt. Rekristallisationsgefügetiefen zwischen 0,1 und 1 μm werden vorzugsweise durch oberflächennahes Laserschmelzen und Rekristallisieren realisiert. Bei Rekristallisationsgefügetiefen über 100 μm wächst die Gefahr, daß sich großvolumige Kristallite mit Plattenstruktur bei der Rekristallisation bilden und eine geschlossene Aluminiumdiffusionsbeschichtung behindern.
Die Aufgaben ein Verfahren zur Herstellung der gattungsgemäßen Bauteile anzugeben wird durch die folgenden Verfahrensschritte gelöst. Das Bauteil wird in einer oberflächennahen Zone kaltverformt oder angeschmolzen und danach bei Rekristallisationstemperatur geglüht und abschließend wird eine Aluminiumdiffusionsbeschichtung auf die rekristallisierte Zone aufgebracht. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß kostengünstige für die Massenfertigung geeignete Verfahrensschritte vorgesehen sind, so daß preiswert verbesserte Bauteile im Triebwerksbau einsetzbar werden.
Zur oberflächigen Kaltverformung wird vorzugsweise ein Kugelstrahlen oder eine mechanische Bearbeitung der zu rekristallisierenden Oberflächenbereiche des Bauteils durchgeführt. Beim Kugelstrahlen wird das Bauteil mit Keramikkugeln aus Al2O3, Glaskugeln oder Stahlkugeln oberflächig bestrahlt. Die kristalline Struktur des Grundwerkstoffs wird dabei gestört und Eigenspannungen in die Oberfläche des Grundwerkstoffs eingebracht. Beim anschließenden Rekristallisationsglühen unterhalb der Schmelztemperatur des Werkstoffs bildet sich ein feinkristallines Rekristallisationsgefüge aus, auf dem eine Aluminiumdiffusionsschicht ungestört wachsen kann. Für Oberflächenbereiche, die nicht beschichtet werden sollen, müssen beim Kugelstrahlen Schutzmaßnahmen durch Abdekkungen oder Blenden getroffen werden.
Zum mechanischen Bearbeiten und oberflächennahen Kaltverformen können Druckrollen, Pressen, Walzen Schlag- oder Druckschleifwerkzeuge eingesetzt werden.
Das Rekristallisationsgefüge kann vorzugsweise auch dadurch gebildet werden, daß die Oberfläche des Bauteils in den Bereichen, die abschließend mit Aluminium beschichtet werden sollen, zunächst mit einem Laserstrahl abgerastert und dabei angeschmolzen wird. Das hat den Vorteil, daß besonders geringe Tiefen des Rekristall isationsgefüges zwischen 0,1 und 1 μm realisiert werden können und die Oberflächenbereiche geometrisch exakt ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen abgerastert, geschmolzen und rekristallisiert werden können.
Bei einer bevorzugten Durchführung des Verfahrens wird mittels eines Wärmezyklus ein Rekristallisieren und ein Aluminiumdiffusionsbeschichten durchgeführt, indem zunächst das oberflächig kaltverformte oder oberflächig angeschmolzene und erstarrte Bauteil auf die Rekristallisationstemperatur in einer Anlage zur Aluminiumdiffusionsbeschichtung aufgeheizt wird und nach erfolgter Rekristallisation die Temperatur zur Aluminiumdiffusionsbeschichtung eingestellt und gleichzeitig aluminiumhaltiges Sendergas zugeführt wird.
Diese Durchführung des Verfahrens nutzt die technischen Gegebenheiten einer Anlage zur Aluminiumdiffusionsbeschichtung voll aus, da in derartigen Anlagen das Bauteil unabhängig vom Beschichtungsprozess beheizbar ist. Ferner wird die Kontaminationsgefahr vermindert, da ein Aus- oder Umbau zwischen Rekristallisationsglühen und Beschichten eingespart wird, was gleichzeitig auch die Verfahrenskosten mindert.
Vorzugsweise wird das Bauteil während der Rekristallisation einem verminderten Druck oder einer Schutzgasatmosphäre ausgesetzt, so daß der Wärmezyklus bis zum Zuführen des aluminiumhaltigen Spendergases unter Schutzgas oder vermindertem Druck erfolgt. Das hat den Vorteil, daß die Bauteiloberfläche vor Fremdstoffen und vor Oxidationsvorgängen geschützt bleibt.
Das Pulverpackverfahren ist für die Aluminiumdiffusionsbeschichtung von Bauelementen aus Eisen-, Nickel- oder Kobaltbasislegierung bekannt.
Ferner werden zur Erzeugung von Aluminiumspendergasen die unterschiedlichsten Aluminiumdonatoren eingesetzt. Als bevorzugtes Verfahren für die Aluminiumdiffusionsbeschichtung wird das Pulverpackverfahren eingesetzt und zur Erzeugung eines Spendergases ein Aluminiumdonator der ternären Legierung Ti/Al/C verwendet. Dabei bewirkt der Kohlenstoffanteil, daß die im Pulverpack verbliebenen Restsauerstoffkonzentrationen durch Kohlenmonoxid- und Kohlendioxidbildungen abgebunden bzw. neutralisiert werden, während Ti und AI dem Grundwerkstoff entsprechen und deshalb den Wachstumsprozess einer Aluminiumdiffusionsbeschichtung auf dem Grundwerkstoff fördern.
Die Fig. zeigen Durchführungsbeispiele für ein Aluminiumdiffusinsbeschichten von Bauteilen aus intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium.
Fig. 1 zeigt eine Aluminiumdiffusinsbeschichtung von Bauteilen aus intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium ohne oberflächennahe Zone mit Rekristallisationsgefüge. Fig. 2 zeigt das Photo eines metallurgischen Schliffbildes durch ein
Material nach Fig. 1 im Bereich des Ausschnittes A.
Fig.3 zeigt eine Aluminiumdiffusinbeschichtung von Bauteilen aus intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium mit oberflächennaher Zone mit Rekristallisationsgefüge.
Fig.4 zeigt das Photo eines metallurgischen Schliffbildes durch ein
Material nach Fig.3 im Bereich des Ausschnittes B.
Fig. 1 zeigt eine Aluminiumdiffusionsbeschichtung 1 von Bauteilen aus intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium ohne oberflächennahe Zone mit Rekristallisationsgefüge, wobei der Grundwerkstoff 2 in großvolumigen Kristalliten 3 bis 8 erstarrt ist. Einer der Kristallite 3 zeigt eine ausgeprägte Plattenstruktur mit Stapelfehlern in Form von Zwillingsebenen 9. an den Durchstoßlinien 10 dieser Fehlstellen entlang der Oberfläche weist die Aluminiumdiffusionsbeschichtung grabenförmige Fehler auf. Eine fehlerfreie Beschichtung wird nur auf den Kristalliten 4, 5 und 8 festgestellt, die keine Plattenstruktur aufweisen. Der skizzierte Ausschnitt A wurde mit einem metallographischen Schliff untersucht. Das Ergebnis zeigt Fig. 2.
Fig. 2 zeigt das Photo eines metallurgischen Schliffbildes durch ein Material nach Fig. 1 im Bereich des Ausschnitts A. Dazu wurde eine Laufschaufel eines Triebwerks aus TiAl in einer Pulverpackanlage mit der ternären Legierung aus Ti/Al/C als Aluminiumdonator an ihrer Schaufeiblattoberflache beschichtet. Die Aluminiumdiffusionsbeschichtung 1
zeigt im Bereich des Kristalliten 3 mit ausgeprägter Plattenstruktur erhebliche Defekte. Fig. 3 zeigt eine Aluminiumdiffusionsbeschichtung 1 von Bauteilen aus intermetallischen Verbindungen aus Titan und Aluminium mit oberflächennaher Zone 11 mit Rekristallisationsgefüge. Der Grundwerkstoff 2 zeigt großvolumige Kristallite 12 bis 14 mit 12 und ohne Plattenstruktur 13 bis 15. In Oberflächennähe weist der Grundwerkstoff 2 eine geschlossene Zone 11 mit Rekristallisationsgefüge auf, die von einer geschlossenen Schicht aus Aluminium gleichmäßig ohne Fehlstellen bedeckt ist. Der skizzierte Ausschnitt B wurde mit einem metallographisehen Schliff untersucht. Fig. 4 zeigt das Photo eines metallurgischen Schliffbildes durch ein Material nach Fig. 3 im Bereich des Ausschnitts B. Dazu wurde eine Leitschaufel eines Triebwerks aus 60 Vol.% TiAl und 40 Vol.% TißAl zunächst oberflächig bis zu einer Tiefe von 5 μm mittels Kugelstrahlen kaltverformt und anschließend in einer Aluminiumpulverpackanlage rekristallisationsgeglüht und schließlich mit einer 5 μm dicken Aluminiumdiffusionsbeschichtung 1 versehen. Wie das metallurgische Schliffbild zeigt, ist eine vollkommen gleichmäßige Aluminiumbeschichtung 1 selbst über dem Kristall it 12 mit ursprünglich äußerst ausgeprägter Plattenstruktur beim Aluminiumdiffusionsprozess in der Aluminiumpulverpackanlage auf dem Grundwerkstoff 2 gewachsen.