Zusammensetzung und Verfahren zum Behandeln von Metallionen und organische und/oder anorganische Verunreinigungen enthaltendem Wasser
Die Erfindung betrifft eine Zusammensetzung zum Behandelnvon Metallionen und organische und/oder anorganische Verunreinigungen enthaltendem Wasser, sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung und deren Verwendung bei der Abtrennung von Schwer- und Buntmetallen und gelösten, suspendierten oder emulgierten organicchon und/oder anorganischen Bestandteilen aus wäßrigen Systemen.
Schwer- und Buntmetalle finden als Bestandteile von Legierungen in Stählen und veredelnden oder korrosionshemmenden Auflagen in Verbindung mit Kunst- und Naturstoffen in allen Industriestaaten breite Anwendung. Die Technologien moderner industrieller Fertigung ergeben unter Verwendung von Metallen aus der Palette der Nebengruppeneiemente und einiger Schwermetaiie der dritten bis fünften Kauptg uppe des Periodensystems neben der nutzbringenden Anwendung zwangsläufig auch ein AbfallDrobiem.
Nach vorsichtiger Einschätzung fallen rund 5% der erzeugten oder eingesetzten metallischen Elemente in Produktionsoder Verarbeitungsprozessen wieder als Rest- bzw. als Abfallstoffe in reiner Form oder in Verbindungen an, die nach den bisher bekannten Methoden z.T. nicht wirtschaftlich einer Wiederverwertung zugeführt werden können. Neben den volkswirtschaftlichen Aspekten, die eine kostengünstige technologische Rückgewinnung und damit eine Verminderung des Kosten- und Devisenbedarfs für die Beschaffung von Rohstoffen, sowie eine derartige Streckung der Rohstoffressourcen wünschenswert erscheinen lassen, sind die umweltrelevanten Gesichtspunkte der Sondermüllverringerung der überwiegend für fast alle biologischen Spezies toxisch wirkenden Schwer- und Buntmetalle von Bedeutung.
Die Entfernung toxischer Schwer- und Buntmetalle aus Abwässern der metallverarbeitenden Industrie wird heute noch in erheblichem Ausmaß durch die klassische hydroxidische Fällung mit Natronlauge, Kalkmilch oder, in Sonderfällen, mit Natriumcarbonat vorgenommen. Aufgrund des weiten pH-Bereichs, in dem die Hydroxide und Oxyhydrate fallen, und aufgrund von Mischreaktionen, z.B. verschiedener zweiwertiger Metalle mit ähnlichen Ionenradien, muß hier jedoch in Vorversuchen für jede Metallionenmischung empirisch der optimale "Kompromiß"-pH-Wert ermittelt werden. Ferner können exakte reproduzierbare Voraussagen über den Fällungsprozeß nicht gemacht werden, da eine Vielzahl von Faktoren den Vorgang der Ausfällung beeinflußt und überlagert. Die hydroxidische Fällung von Schwer- und Buntmetallen weist prinzipiell vier weitere wesentliche Nachteile auf:
1. Die Löslichkeitsprodukte der Metallhydroxide sind um mindestens 7 bis 10 Zehnerpotenzen größer als die der entsprechenden Sulfide. Die Löslichkeit der Metallhydroxide ist also überschlägig, je nach Matrixverhältnissen der Lösungen, bis zum Wert des zehnmillionenfachen höher, als die der adäquaten Sulfide.
2. Der Neutralsalzeinfluß im Fällungsmedium, der zur Erhöhung der Löslichkeit führt, wirkt sich bei der hydroxidischen Fällung wesentlich stärker aus als bei der sulfidischen Fällung. Außerdem ist oft ein negativer Einfluß auf das Sedimentationsverhalten und die Filtrierbarkeit der Niederschläge zu beobachten.
3. Die hydroxidische Fällung einiger Schwer- und Buntmetalle ist bei Anwesenheit von Komplexbildnern gar nicht oder nur in unbefriedigendem Maße möglich.
4. Die nach dieser klassischen Methode ausgefällten Metallhydroxide sind nur unter Anwendung erschwerter und kostenaufwendiger Methoden wieder verwertbar. Daher werden in der Regel bis heute hydroxidische Schlämme aus der metallverarbeitenden Industrie unter hohen Kosten als Sonderabfall entsorgt.
Demgegenüber liegen die Löslichkeitsprodukte der meisten Metallsulfide so niedrig, daß die quantitative Fällung der Metallionen selbst aus stark komplexhaltigen Lösungen erfolgt. Dennoch wird die Sulfidfällung im Abwasserbereich nur selten praktiziert. Einmal ist die Anwendung des unangenehm riechenden, giftigen und brennbaren Schwefelwasserstoffs nicht unproblematisch und zum anderen weisen die
meisten Metallsulfide eine unbefriedigende Abtrennbarkeit aus der wäßrigen Phase auf.
In der Praxis der Abwasserreinigung wurden in den letzten Jahren für Spezialgebiete verschiedene Organosulfide eingeführt. Die Organosulfide arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie die Sulfide und fällen u.a. Kupfer, Cadmium, Quecksilber, Blei, Nickel, Zinn und Zink als Sulfide aus. Ihr Nachteil liegt allerdings darin, daß der zulässige pH-Wert auf Werte von über 7 beschränkt ist, da es im sauren Bereich zur Ausfällung der unwirksamen freien Säure kommt.
Nun sind aber gerade die Stabiltätskonstanten vieler Schwermetallkomplexe, speziell vom Typ der häufig verwendeten Polyaminocarbonsäuren, stark abhängig vom pH-Wert, und zwar so, daß bei höheren pH-Werten eine größere Stabilität gegeben ist als im sauren Bereich. Die Ausfällung komplexierter Metalle ist dann nur über ein kompliziertes Verfahren mittels Umkomplexierung durch Eisen-III-Ionen möglich.
Es können zwar bei vollständiger Abwesenheit von komplexierenden Stoffen und bei strikter Einhaltung der optimalen Betriebsbedingungen die neuen Grenzwerte der 40. Allgemeinen Verwaltungsvorschrift über Mindestanforderungen über das Einleiten von Abwasser in Gewässer gemäß § 7a Wasserhaushaltsgesetz (WHG) mit der hydroxidischen Fällung gerade noch unterschritten werden, wenn zusätzlich eine Filtration des behandelten Abwassers nachträglich vorgenommen wird. Eine solche Betriebsweise ist technisch jedoch sehr aufwendig und bietet keine Garantie für eine ständige Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, weil der Sicherheitsabstand der erreichbaren Werte zu den Grenzwerten mit einem Faktor von
ca. 1,5 bis 2 zu gering ist. Bereits kleinste Betriebsstörungen führen in solchen Fällen zur Überschreitung der zulässigen Werte.
Bei der Schwer- und Buntmetallfällung mit Polysulfiden werden anstelle des giftigen Schwefelwasserstoffs Alkalioder Erdalkalipolysulfide eingesetzt. Der Nachteil bisher bekannter polysulfidischer Fällungsmittel liegt jedoch darin, daß diese in Wasser eine schlechte Löslichkeit aufweisen und daher zu einer Erhöhung des Stoffbedarfs und des apparativen Aufwands führen. Ferner ist ihre Wirkung auf die alleinige Ausfällung von Metallionen beschränkt, während in der Praxis darüber hinaus ein starkes Bedürfnis nach Zusammensetzungen zur gleichzeitigen Beseitigung z.B. von mineralölischen Verunreinigungen besteht.
Aufgabe der Erfindung ist daher die Bereitstellung einer Zusammensetzung zum Behandeln von verunreinigtem Wasser, die eine sehr hohe Wasserlöslichkeit aufweist, komplexierte und nicht komplexierte Metallionen und gegebenenfalls organische oder anorganische Verunreinigungen bei hervorragender Abtrennbarkeit der Niederschläge ausfällt, über einen sehr weiten pH-Bereich verwendbar ist, die Emission von Schwefelwasserstoff unterdrückt und darüber hinaus sehr kostengünstig herzustellen ist.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Zusammensetzung zum Behandeln von Metallionen und gegebenenfalls zusätzlich organische und/oder anorganische Verbindungen enthaltendem Wasser, welche durch Umsetzung von Schwefel mit einem Alkali- und/oder Erdalkalihydroxic in Gegenwart von Wasser erhältlich ist. Die Verwendung der erfindungsge-
mäßen Zusammensetzung ist Gegenstand des Anspruchs 18.
Bei erfindungsgemäßer Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung kann mühelos 1/10 der neuen Grenzwerte der bereits angeführten 40. Allgemeinen Verwaltungsvorschrift über Mindestanforderungen über das Einleiten von Abwasser in Gewässer gemäß § 7a Wasserhaushaltsgesetzt (WHG) erreicht werden. Auch kleinere Betriebsstörungen der Behandlungsanlagen führen dann zu keiner Grenzwertüberschreitung.
Der Herstellung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen liegt der Gedanke zugrunde, elementaren Schwefel auf chemischem Wege, nämlich durch Reaktion mit Alkali- oder Erdalkalilaugen, zu einer Disproportionierungsreaktion zu bringen. Ferner steht im Vordergrund, eine möglichst große Menge Schwefel in Lösung zu bringen und, wie nachfolgend beschrieben, zu aktivieren:
Es wurde gefunden, daß man bei der Umsetzung von Schwefel mit einem Alkali- oder Erdalkalihydroxid in Gegenwart von Wasser eine Zusammensetzung erhält, die eine sehr hohe Wasserlöslichkeit aufweist, komplexierte und nichtkomplexierte Metallionen und gegebenenfalls organische oder anorganische Verunreinigungen bei hervorragender Abtrennbarkeit der Niederschläge ausfällt, über einen weiten pH-Bereich verwendbar ist, die Emission von Schwefelwasserstoff unterdrückt und darüber hinaus sehr kostengünstig herzustellen ist.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung entspricht in ihrer Zusammensetzung der allgemeinen Formel I
xM yS zO (I) worin
M Alkali- bzw. Erdalkali ist,
x 2 bzw. 1 ist, und
y im Bereich von 1,5 bis 5,0 und
z im Bereich von 0,1 bis 2,5 liegen.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung steht M für ein Alkalimetall, besonders bevorzugt für Natrium oder Kalium, insbesondere für Natrium, wobei x den Wert 2 hat und y im Bereich von 2,0 bis 5,0, vorzugsweise 3,0 bis 4,0, insbesondere 3,5 bis 3,7 und z im Bereich von 0,1 bis 2.5, vorzugsweise von 0,3 bis 1,5, insbesondere von 0,5 bis 1,0 liegen.
Die massenspektrometrische Analyse mittels HPLC-MS-MS (Thermospray-Doppelmassenspektrometrie) einer derartigen erfindungsgemäßen Zusammensetzung zeigt, daß diese reduzierte und oxidierte Schwefelverbindungen umfaßt. Sie enthält beispielsweise Polysulfidanteile sowie Polysulfanmono-, -di-, -trisulfonate und Schwefel, der als elementarer, gelöster Schwefel vorliegen kann.
In einer weiter bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die nach den Ansprüchen 1
bis 4 erhaltene Zusammensetzung ein Aluminiumsalz. Aluminium hat einen amphoteren Charakter, der zu einem, unterschiedlichen Verhalten in alkalischen bzw. sauren Medien führt. Bei Zusatz eines Aluminiumsalzes zu der Zusammensetzung bilden sich im alkalischen Medium Aluminate, wobei in sauren Medien AI3+-Ionen auftreten. Die zugesetzten Aluminiumsalze bilden in neutral und schwach alkalischen Abwässern bis pH 8,8 großvolumige stark adsorptiv wirkende Hydroxide, die u.a. den gegebenenfalls noch- kolloidal vorliegenden Schwefel des Abwasssers mitfällen. Das mit zunehmender Neutralisierung (pH 7) gebildete ausfallende Hydroxid nimmt mit seiner großen Oberfläche den möglicherweise noch kolloidal gelösten Schwefel mit und setzt sich mit diesem zusammen ab. Dieser Effekt kehrt sich in stark alkalischen Medien (pH 9) wieder um, da die Al-Ionen dann wieder in Lösung gehen. Bevorzugte Aluminiumsalze sind Aluminiumsulfat, Aluminiumchlorid, besonders bevorzugt ist Aluminiumsulfat. Dieser Nachfällungseffekt in schwach alkalischen Abwässern ist hervorragend geeignet zur Beseitigung des sog. Schwefel-Kolloidalschleiers, der häufig nach einer Abwasserbehandlung übrigbleibt.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält bevorzugt 10 bis 30g, besonders bevorzugt 15 bis 25g, und insbesondere 18 bis 22g Alum"iniumsulfat in 11 Zusammensetzung.
In einer weiter bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung setzt man der erhaltenen Zusammensetzung ein Thiosulfat oder ein Sulfid zu. Diese beiden Substanzen erhöhen den O2-Anteil bzw. den SO2-Anteil der Zusammensetzung und verstärken somit die Wackenroder sehe Abfang¬reaktion durch direkte Bildung von Polythionsäuren (Wacken-
roder'sche Flüssigkeit) und Polysulfanoxide (Wackenroder' scher Schwefel) aus SO2 und H2S.
Bei der Herstellung der beanspruchten Zusammensetzung setzt man Wasser, Schwefel und Alkali- und/oder Erdalkalihvdroxid im Mol-Verhältnis von 4,0 bis 6,5:1,0 bis 3,0:1, vorzugsweise von 5,0 bis 6,0:1,5 bis 2,5:1, besonders bevorzugt von 5,4 bis 5,6:1,7 bis 1,9:1 und insbesondere von 5,6:1,8:1 miteinander um. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, in welcher Reihenfolge die Reaktionspartner zugesetzt werden. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird jedoch zunächst zur Gewährleistung einer guten Oberflächenbenetzung mit Wasser Schwefel unter Rühren in Wasser aufgeschlämmt und anschließend das Alkali- oder Erdalkalihydroxid zugesetzt. Der Zusatz des Alkali- oder Erdalkalihydroxids erfolgt ebenfalls unter intensivem Weiterrühren.
Im Verlauf von 2 bis 10 Minuten nach der Alkali- oder Erdalkalihydroxidzugabe wird durch die exotherme Hydratisierung des zugesetzten Hydroxids die zur Reaktion mit dem Schwefel erforderliche Initialtemeratur von etwa 62°C erreicht. Danach löst sich unter weiterem Temperaturanstieg der Schwefelschlamm langsam auf. Dieser Vorgang dauert, je nach Ansatzmenge und Behälterform, 5 bis 40 Minuten. Im allgemeinen stellt sich nach vollständiger Schwefelauflösung eine Grenztemperatur in der Lösung von 98 bis 104ºC, je nach Abstrahlung des Behälters, ein. Nach Abschluß der Reaktion liegt die beanspruchte Zusammensetzung in Form einer tiefroten Flüssigkeit vor, die nach einer Abkühlzeit unter Weiterrühren nahezu geruchlos ist. Diese erfincungsgemäße Lösung umfaßt Polysulfidanteile, Polysulfanmonosul
fonate, Polysulfandisulfonate und elemetaren gelösten Schwefel. Die Schwefelgruppierungsverteilung der erhaltenen Lösungen ist z.B. wie folgt:
1. Polysulfidanteile:
17-21% S2 2-, 4-8% S3 2-, 15-21 S4 2-,
3-7% S5 2- 12-18% S6 2- 10-14 S8 2-
2. Polysulfanmonosulfonate in % Schwefel:
11-16% S2O3 2- 6-10% S4O3 2-
3. Polysulfandisulfonate in % Schwefel:
1-5% S4O62- 4 . Elementarer gelöster Schwefel :
0-3% S6- und S8- Ringschwefel
Die so erhaltenen Lösungen weisen z.B. die folgenden Eigenschaften auf:
Dichte bei 20°C: 1,10 - 1,60 g/cm
Dampfdruck bei 20°C: 15,5 - 17,0 mbar
Viskosität bei 20°C: 6, 30 - 7 ,20 mm2/s
n. DIN 51562: 9,0 -10,5 in Pa.s
Siedepunkt bei 1013 mbar: 105 - 111ºC
Kristallisationspunkt: - Λ 9 , 5º bis - 23 ºC Löslichkeit in Wasser: unbegrenzt
pH-Wert (10g/l): 10,0 - 14,0
Ferner ist es von besonderem Vorteil, wenn der Schwefel einen Zusatz zur Verhinderung von Verbackungen und Verkapselungen enthält, wie z.B. einen Kieselsäurezusatz.
Eine gleichmäßige und schnelle Verteilung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung im Fällungsrezipienten ist bei großtechnischen Fällanlagen ein wesentlicher Faktor für die Wirksamkeit. Gegebenenfalls kann daher die erhaltene Zusammensetzung z.B. durch Zusatz einer bestimmten Wassermenge nachverdünnt werden. Die auf diese Weise entstehende Lösung ist deutlich weniger viskos und daher leichter im Fällungsrezipienten zu verteilen als das Konzentrat.
Die Eigenschaften einer mit der zweifachen Wassermenge nachverdünnten erfindungsgemäßen Na-Polysulfid-Zusammensetzung sind z.B. wie folgt:
Form: Flüssigkeit Farbe: rot-orange Geruch: geruchlos
Dichte bei 20°C: 1,165 g/cm3
Dampfdruck bei 20 °C: 21,7 mbar
Viskosität bei 20°C: 1,51 mm 2 /.s
n. DIN 51 562 = 1,76 cP
Siedepunkt bei 1013 mbar: 102,2 °C
Kristallisationspunkt: -7,4°C
Löslichkeit in Wasser: unbegrenzt
pH-Wert (10g/l): 12,3
Das nachverdünnte Produkt enthält je Kg 14,57% Schwefel 4,54 mol/Kg, davon 75% in polysulfidischer Form.
Dies entspricht 10,93% oder 109,3 g/Kg bzw. 3,41 mol/Kg polysulfidisch aktivierten Schwefels.
Untersuchungen der reinen matrixfreien Metallsalzlösungen von Schwer- und Buntmetallen haben bei zweiwertigen Metallionen für einen optimalen Fälleffekt einen äσuimolaren Bedarf des in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthaltenen Schwefels ergeben. Dies zeigt, daß der gesamte eingesetzte Schwefel bei der Herstellung der beanspruchten Zusammensetzung auch aktiviert wurde.
Grundsätzlich kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung als "flüssig komprimierter" Schwefelwasserstoffersatz angesehen werden, der die Vorteile desselben beinhaltet, ohne die Nachteile des Schwefelwasserstoffs in Kauf nehmen zu müssen. In der Fällwirkung entspricht 1 kg der mit der zweifachen Wassermenge des konzentrierten Ansatzes nachverdünnten erfindungsgemäßen Zusammensetzung theoretisch 102 1 Schwefelwasserstoff. Aufgrund der schlechten Eintragsrate des H-,S-Gases in wäßrige Systeme werden nur etwa 15% des Eintrages in der Flüssigkeit gelöst, die dann zur Fällung genutzt werden können. Im Gegensatz dazu ist der aktivierte Schwefel der erfindungsgemäßen Zusammensetzung nahezu zu 100% in dem Fällungsrezipienten nutzbar. In der Anwendung entspricht daher hinsichtlich der Nutzwirkung 1 kg der mit der zweifachen Wassermenge des konzentrierten Ansatzes nachverdünnten erfindungsgemäßen Zusammensetzung in etwa 600 1 H2S. Anhand dieser Zahlen ist eindrucksvoll erkennbar, welche Vorteile die Verwendung des erfindungsgemäßen Fällmittels gegenüber einer Verwendung von Schwefel-
wasserstoff aurweist.
Den in der beanspruchten Zusammensetzung enthaltener. Polysuifonaten, insbesondere dem Monosulfonat (S2C3 2-) kommt eine zusätzliche Bedeutung zu. Denn über die Wackenroder sche Abfangreaktion kann es Überschüsse an freiem Schwefelwasserstoff, welcher in saurer Lösung entsteht, direkt in der Lösung chemisch binden. Dadurch wird der Austrag des unangenehm riechender, und toxischen Schwefelwasserstoffs weitgehend unterbunden. In diesem Zusammenhang wird nochmals auf die angegebener. Mol-Verhältn isse für
Schwefel, Wasser und Alkali- und/oder Erdalkalihydroxid hingewiesen, denn diese bestimmendie Dispropcrtionierungsreaktion des Schwefels und beeinflußt dar.er unmittelbar das Verhältnis von reduzierten zu oxidierten Schwefeiverbindungen und damit die Monosulfonatkon zen tration in der bean spruchren Zusammensetzung.
Erfindungsgemäß kann die beanspruchte Zusammensetzung zum Behandeln von Metallionen und gegebenenfalls zusätzlich orcanisehe und/oder anorcanisehe Verbindungen enthaltendem Wasser verwendet werden. Zu diesem Zweck gibt man die erfindungsgemaße Zusammensetzung und gegebenenfalls eine ein mehrwertiges Kation enthaltende anerganisene Verbindung zu einem zu reinigenden, lösliche Mstallier.en und gegeoensnfalis organische und/oder anorganische Verunreinigungen enthaltenden Wasser, wceei der pH auf Werte im Bereich vor. 2 bis 12 eingestellt wird.
Das Verhältnis vor. erfindungsgemaßer Zusammensstsung zu Aowasser ist so eingestellt, daß ein aquimclsrss Verhaltnissbwiscnen aktivierte™ Schwefel und auszufällsnden Metall
ionen besteht. Ein günstiges praktisches Verhältnis von erfindungsgemäßer Zusammensetzung zu Abwasser beträgt 1/1000 i. Volumen.
Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird der pH-Wert des zu reinigenden Wassers vor einer Behandlung mit der beanspruchten Zusammensetzung auf einen Wert von 2,5 bie 5,5, vorzugsweise 3 bis 3,5 eingestellt. Ein pH-Wert unter 3,0 ist nicht besonders vorteilhaft, da bei Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, insbesondere bei Umwälzung mit Luftlanzen, eine Ausgasung größerer Schwefelwasserstoffmengen auftritt.
Das zu reinigende Abwasser sollte bei der Verwendung offener Behandlungsanlagen keine leicht freisetztbaren Cyanide enthalten, da sonst hochgiftige Blausäure freigesetzt wird. In diesen Fällen muß eine Cyanidentgiftung vorgeschaltet werden.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann beispielsweise in einem pH-fraktionierten Stufenfällverfahren verwendet wer-, den. Diese Art der Verwendung ist besonders geeignet zur Trennung saurer und neutral- bzw. alkisch-fällbarer Sulfide, wenn eine nachfolgende Aufarbeitung der Metalle auf dem Weg des Recyclings vorgesehen ist. Insbesondere in einigen Bereichen der Galvanikindustrie kann sie z.B. für die Vortrennung von Kupfer- und Nickelsulfiden sinnvoll sein. U.a. können so die wertvollen Metalle aus erschöpften Vernickelungsbädern zurückgewonnen werden.
Weitere Vorteile, Merkmaie und Anwenάungsmögiichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgender.
Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit der Zeichnung.
Fig. 1 zeigt die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in einem pH-fraktionierten Stufenfällverfahren.
Fig. 2 zeigt die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in einem Simultanfällverfahren.
Fig. 3 zeigt die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in einem Kollektorfällverfahren.
Im nachfolgenden wird unter Bezugnahme auf Fig . 1 die Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in einem pH- fraktionierten Stufenfällverfahren erläutert.
In einem Säuerungsbecken 1 wird z.B. mit einer Mineralsäure, vorzugsweise Salzsäure, das zu reinigende Abwasser auf einen pH-Wert im Bereich von 2 bis 5 , vorzugsweise von 2,5 bis 4, insbesondere von 2,8 bis 3,3 eingestellt. Danach wird die den vorstehenden Ausführungen entsprechende Menge der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, evtl. nach vorheriger Verdünnung, unter Rühren zugegeben. Die Mischung wird dann durch eine Rohrleitung 2 in ein saures Fällungsbecken 3 überführt, in dem man für die Dauer der Reaktion rührt. Durch eine Rohrleitung 4 überführt man die Lösung dann in ein saures Absetzbecken 5. Entsprechend den in dem Abwasser enthaltenen Metallionen ist eine weiße, graue oder schwarze Ausfällung zu beobachten mit einem milchigen, zunächst kolloidalen Anteil, der auf elementaren Schwefel zurückzu-
führen ist. Während die Niederschläge der sauren Fällung durch sine Rohrleitung 6 abgeführt werden, leitet man das überstehende Dekantat durch eine Rohrleitung 7 in ein mit einem Rührer versehenes Neutralisationsbecken 8. Hier wird der pH-Wert unter Zugabe z.B. von Natronlauge aus Leitung 9 auf Werte im Bereich von 3,5 und 4,5, vorzugsweise von 3,5 bis 4,2 eingstelit und nach einer Reaktionszeit von ca. 5 bis 20 Minuten trennt man die gegebenenfalls entstandenen sauren Niederschläge in einem in Fig. 1 nicht dargestellten nachgeschalteten Zwischenklärbecken ab. Danach wird das Dekantat unter Zugabe von weiterer Natronlauge und gegebenenfalls eines Fällungshiifsmittels, z.E. eines Polyeiektrolyten, je nach enthaltenen Metallionen auf pH-Werte im Bereich von 6 bis 12, vorzugsweise von 7 bis 10, besonders bevorzugt von 7,8 bis 9,6, eingestellt. Über eine Rohrleitung 16 erfolgt dann die Überleitung der Mischung in ein alkalisches Absetzbecken 10, in dem nach einer Reaktionszeit von 5 bis 20 Minuten der im alkalischen fällbare Metallsulfidniederschlag abgetrennt wird.
Bei sehr hohem Bedarf an erfindungsgemäßer Zusammensetzung sollte im Einzelfall ein Voreinstellung des pH-Werts im zu reinigenden Abwasser im Säuerungsbecken 1 auf Werte im Bereich von 2,0 bis 3,5, vorzugsweise 2,3 bis 2,8, erfolge
In geschlossenen Räumen sollen die sauren Reaktionsbecker, wegen einer geringen Emission an H_S abgedeckt werden, und die Abluft kann in einer alkalisch oxidativen Abiuftreinigungsvcrrichtung 11 behandelt werden. Die H-S-Emissionen. blieben bei allen Fäilversuchen ausnahmslos unter den MAK-Werten von 10 opm in der Abluft.
Je nach Bedarf an Fällmittelüberschuß kann die gereinigte Wasserphase einer oxidativen Nachbehandlung unterzogen werden, um Reste an reduziertem Schwefel durch Oxidation zu eleminieren und so die Sulfidgrenzwerte vor Abgabe des gereinigten Wasser in Kanäle oder Vorfluter einzuhalten. Zu diesem Zweck wird das Dekantat eines alkalischen Absetzbeckens 10 durch eine Rohrleitung 12 in einen Behälter für die oxidative Nachbehandlung 13 überführt, in dem die Vorrichtung 14 z.B. eine Sauerstofflanze darstellt und in der z.B. durch Zugabe einer Mineralsäure, vorzugsweise Salzsäure durch die Zuleitung 15 auch eine pH-Einstellung des gereinigten Wassers auf Werte im Bereich von 6,5 bis 8,0 erfolgt.
Erfindungsgemäß kann die beanspruchte Zusammensetzung ferner zum Behandeln von Metallionen und gegebenenfalls zusätzlich organische und/oder anorganische Verbindungen enthaltendem Wasser in einem Simultanfällverfahren verwendet werden. Die Verwendung der beanspruchten Zusammensetzung in einem seichen Fällverfahren ist dann angebracht, wenn die im zu reinigenden Abwasser vorliegenden Metallmengen gering sind, also eine pH-fraktionierte Stufenfäliung mit Recycling nicht sinnvoll ist, bzw. die enthaltenen Metallionen alle im gleichen pH-Bereich ausfallen.
Die Beschreibung der erfindungsgemäßen Verwendung der beanspruchten Zusammensetzung in einem Simultanfällverfahren erfolgt anhand Fig. 2. Wie beim Stufenverfahren wird in einem Säuerungsbecken 20 durch Zugabe z.B. einer Mineralsäure, vorzugsweise Salzsäure aus einer Zuleitung 21 der DH-Wert des Fällmediums auf Werte im Bereich von 2,5 bis
5,5, vorzugsweise von 2,8 bis 3,3, eingestellt. Danach wird aus einer Zuleitung 22 die den vorhergehenden Ausführungen entsprechende Menge an erfindungsgemäßer Zusammensetzung unter Rühren in ein Säuerungsbecken 20 gegeben. Durch eine Rohrleitung 23 wird die Mischung anschließend in ein saures Fällungsbecken 24 geleitet und für 5 bis 30 Minuten gerührt.
Die. Abluft des sauren Fällungsbeckens 24 kann auch hier mittels einer alkalisch-oxidativen Abiuftreinigungsvorrichtung 25 von H2S-Emissionen befreit werden.
Im Anschluß daran wird die Mischung durch eine Rohrleitung 26 in das Neutralisationsbecken 27 überführt. Durch Zugabe z.B. einer Lauge aus Zuleitung 28 wird der pH-Wert des Fällmediums langsam auf Werte von 6 bis 12, vorzugsweise 7,5 bis 11,5 angehoben.
Dabei fallen bis pH 8,3 die im neutralen und schwach alkalischen Milieu fallenden Metallsulfide weitgehend aus . Bei pH 8,3 ist außerdem der Optimumspunkt für die Ausfällung des schwerlöslichen Chrom-III-Hydroxids erreicht. Sind Nickel- und Zinkionen zugegen, wird der pH-Endwert vorzugsweise auf Werte im Bereich von 8,0 bis 11,5, vorzugsweise 9,0 bis 11,0, insbesondere von 9,5 bis 9,7 eingestellt. Dabei ist ein pH-Wert von 8,0 bis 11, vorzugsweise 9 bis 10, insbesondere 9,6 der empirisch ermittelte Optimumsbereich bzw. -punkt für die gleichzeitig minimierte Restlöslichkeit der beiden Metallsulfide. Bei einer Einstellung des pH-Endpunktes auf 9,6 sind die im Wasser gelösten Restgehalte an Nickel und Zink gleichermaßen unter C,l mg/1.
Nach dem Laugenzusatz wird die Mischung durch eine Rohrleitung 29 in ein Absetzbecken 39 überführt, aus dem durch Rohrleitung 31 die ausgefallenen Niederschläge entfernt werden, während das gereinigte Dekantat durch eine Rohrleitung 32 gegebenenfalls einem Behälter für die oxidative Nachbehandlung 33 zugeführt wird. Aus Zuleitung 34 kann wie beim Stufenfällverfahren eine Mineralsäurenzugabe unter Einstellung eines pH-Wertes im Bereich z.B. von 6,5 bis 8,0 erfolgen. Eine Vorrichtung 35 in dem Behälter für die oxidative Nachbehandlung 33 ist z.B. eine Sauerstcfflanze.
Bei der Verwendung der beanspruchten Zusammensetzung ir. dem soeben dargestellten Simultanfällverfahren ist die Matrixbeschaffenheit des verunreinigten Wasserkörpers hinsichtlich komplexierender und die Fällung erschwerenden Bestandteile zu berücksichtigen.
Sollen die Metallsulfidschlämme nicht zur Wiederverwertung aufgearbeitet werden, so ist eine Neutralisation im Neutralisationsbecken 27 mit einer Suspension von Calciumhydrcxic in Kalkwasser (Kalkmilch) zur Verbesserung des Absetzverhaltens und der Entwässerbarkeit der Niederschläge, z.B. mit Karnmerfilterpressen, besonders bevorzugt und z.B. einer Natronlaugenneutralisation vorzuziehen.
Erfindungsgemäß kann die beanspruchte Zusammensetzung nicht nur in einem Stufen- und Simultanfällverfahren, sondern auch in einem sogenannten Kollektorfällverfahren zum Behandeln von Metallionen und gegebenenfails zusätzlich organische und/oder anorganische Verbindungen enthaltendem Wasser verwendet werden. Dabei handelt es sich bei dieser erfindungsgemäßen VerwenÎung der beanspruchter. Zusammensetzung um eins Modifizierung des zuvor dargestellten Simultanfällverfahrens insbesondere für wässrige Phasen mit
Gehalten an Metallionen und Komplexbildnern, eher vor allem an organischen und/ oder anorganischer. Verunreinigungen wie Mineralölen, Paraffinen, Emulgatcrsn, sowie ionischen und nichtionischen Tensiden. Ist das zu reinigende Abwasse lediglich mit Metallionen belastet, so führt euch in diese Fall das im nachfolgenden unter Bezugnahme auf Fig. beschriebene Koliektorfallverfahren zu überragenden Reini¬gungseffekten. Diesse Verfahren kann demnach auf alle Wässer angewendet werden. Dabei werden die im Stufen- und Simuitanfällverfahren erhaltenen Fäilergebnisse noch einmal deutlich verbessert. Ferner ist die Prozeßstabilität außer¬ordentlich hoch. Es wurde bisher kein einziger Wert außer¬halb der gesetzten Toleranzen von maximal 0,1 mg/l, bei Cadmium 0,01 mg/l, ermittelt.
Neben der hohen Prozeßsicherheit bei der Eliminierung der fällbaren Metalle wurde bei mineraiclisch verunreinigte Wässern und Wässern mit Öiemulgatoren auf Tensidbasis eine Abtrennung der Verunreinigungen von über 99,5% ermittelt. Die Ölrestgehalte in der wässrigen Phase lagen hierbei ausnahmslos unter 10 mg/l, den neuen Grenzwerten des Entwurfs dsr 40. Abwasser VwV vom 20 Juli 19BE.
Durch eine Zuleitung 50 wird in ein Sauerungsbeeksr. 51 der zu reinigende Wasserkörper eingefüllt und durch Zugebe z.B. einer "Mineralsäure, vorzugsweise Salzsäure, durch Zuleitung 52 unter Rühren auf einen pH Wert im Bereich vcr. 2-5, vorzugsweise von 2,5 bis 3,5 insbesondere vcr. 1,9 bis 3,2 eingestellt. Anschließend leitet man durch Rohrleitung 53 das zu reinigende saure Abwasser in ein saures Fällungsbecken 54, um dort zunächst eine ein mehrwertiges Katio enthaltende ancrcanischs Verbindung aus Zuieitunc 55 subusetzen. Bei der ein mehrwertiges Kation enthaltender. Verbindung handelt es sich um eine Kalzium-, Aluminium- eder
Eisenverbindung. Vorzugsweise wird eine Eisenverbindunc, insbesondere Eisen-II-suifat zugsfügt. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird eine schwache schwefelsaure Eisensulfatlösung mit einer Konzentration vcr. 1/3 Mol Fe2+/1 (ca. 18,5 g/1) verwendet. Es können jedoch auch Eisen-III-salze verwendet werden. Nach der Zugabe der ein mehrwertiges Kation enthaltenden anorganischen Verbindung wird die erfindungsgemäße Zusammensetzung aus Zuleitung 56 zugegeben, wobei aufgrund der Eisenzugabe I bis 5, vorzugsweise 2 bis 4, insbesondere 2 Mol der beanspruchten Zu¬
3
sammensetzung pro m zureinigendem Abwasser mehr ais ce: den Simultanfällverfahren einσesetzt werden.
Die Zugabe der ein mehrwertiges Kation enthaltenden Verbindung kann vor oder nach, vorzugsweise jedoch vor Zugabe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung erfolgen.
Anschließend überführt man durch eine Rohrleitung 57 die Mischung in ein Neutralisationsbecken 58 um dort nach einer Reaktionszeit von 5 bis 30 Minuten aus einer Zuleitung 59 eine Lauge, vorzugsweise z.B. Natronlauge oder Kaimilch, zuzufügen. Kalkmilch wird insbesondere dann verwendet, wenn kein Recycling der Schlämme vorgesehen ist, da mit Kalkmilch eine bessere Entwässerbarkeit des Schlammes erreicht wird.
Während der Neutralisation wird ein pH-Wert im Bereich vor. 8,0 bis 11,0, vorzugsweise von 9,0 bis 10, insbesonders von 9,5 bis 9,7 eingestellt. Diesen optimalen pH-Mittelwertsbereich von 9,0 bis 10,5 gilt es vorzugsweise bei der gleichzeitigen Ausscheidung von Nickel- und Zinksulfid einzustellen.
Ab einem pH-Wert im Bereich von 5,0 bis 6,C werden die
zucesetzte: Eisemonen in von schwarzem Eisensulfidausgef0llt, wobei andere Metallsulfide, sowie organische und/oder anorganische Verunreinigunger. mitgefallt werden. Über eine Rohrleitung 60 leitet man die alkalische Mischung in ein Absetzbecken 61 und entnimmt dort gegebenenfalls den abgesetzten Sulfidschlamm durch eine Rohrleitung 62, während das Dekantat über eine Rohrleitung 63 einem Behäiter64z.3. für eine oxidative Nachbehandlung zugeführt wird. Über eine Zuleitung 65 wird gegebenenfalls z.B. eine Mineraisäurs, vorzugsweise Saizsäure, zugesetzt und dadurch eine pH-Wert-Einsteilung des gereinigten Abwasserkörpere im 3ereich von z.B. 6,5 bis 8,0 erreicht. Eine Verrichtung 66 dient zur oxidativen Nachbehandlung und steilt z.B. eine Sauerstofflanze dar. Das gereinigte Wasser vsrläßt über die Abfiußlsitung 67 die Kollektorfäliungsvcrrichtung.
Die in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung verwendete, ein mehrwertiges Kation enthaltende anorganische Verbindung, vorzugsweise eine Eisenverbindung, insbesondere Eisen-II-sulfat, bzw. die darin enthaltenen Metallionen wirken kataiytisch fällungsbeschisunigsnd im neutralen und alkalischen Bereich und fällen außerdem verstärkt die crganischen und/oder anorganischen Verunreinigungen aasorptiv mit aus dem Wasserkörper. Gleichzeitig werden die im sauren Medium im Überschuß vorliegenden polysulfidischen Anteils der beanspruchten Zusammensetzung im Neutralbereich durch die Eisensulfidfällung in der wässrigen Phase verringert, wodurch der Rücklösungseffekt von sauer gefällten Schwer- und Buntmetallsulfiden csrinc Gehalten wird.
Die durch Kombination der beanspruchten Zusammensetzung und der zugesetzten mehrwertiσen Kationen herbeiceführte keta
iytische Kollektorwirkung ist auf feigende 6 Gründe zurückzuführen:
1) Die in größerer Menge ausfallenden Sulfide schleppen andere Sulfide und gegebenenfalls Verunreinigungen mit (Mitschleppungs- oder Huckepackeffekt).
2) Es werden Übersättigungserscheinungen ausgelöst.
3) Es kommt zur Mischkristallbildung, wie sie z.B. bei Quecksilber- und Kadmiumsulfiden (HgS/CdS) bekannt ist.
4) Auch die kovalente Verbindungsbildung von Sulfiden, die beispielsweise für Kupfer-Eisensulfid (CuFeS-,) bekannt ist, wurde beobachtet.
5 ) Die rein katalytische Beschleunigung der Fällung von Nickel- und Zinksulfiden in Gegenwart von Eisensulfid.
6) Die Eisen-II-Ionen verdrängen im sauren Bereich Nickelionen quantitativ aus den meisten Komplexverbindungen.
Die Entfernung von Chrom-VI-Ionen aus wässriger. Systemen erfolgt klassisch durch Reduktion mit Bisulfitlauge ( NaHSO3-Lösung ) zu Chrom-III mit anschließender Fällung durch Neutralisation im pH Bereich von 7,5 bis 8,5.
Bei Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in den vorgestellten Stufen-, Simultan-, oder Kollektcrfäliungverfahren werden die Chrom-VI-Ionen durch die in der Zusammensetzung enthaltenen Polysulfane reduziert. Dabei beträgt der Reduktionsmittelbedarf aus der erfindungsgemäßen Zusammensetzunσ nur 1/4 des Bedarfs an Sulfitschwefel aus der
Bisulfitlauge, da das Sulfid 8 Oxidationseinheiten bis zum Sulfat aufnimmt, das Sulfit dagegen nur 2. Außerdem ist neben der Vermeidung der unangenehmen SO2-Emission die Aufsalzung des Mediums durch die Reduktion erheblich geringer. Das Chrom-III wird dann im Verlauf der genannten Verwendungsmöglichkeiten der beanspruchten Zusammensetzung als schwerlösliches Cr(OH)3 bei einem pH Wert im Bereich von 8,0 bis 10, vorzugsweise von 8,3 bis 9,6 mit ausgefällt. Die Chromrestgehalte lagen für Chrom-III bei Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen und der erfindungsgemäßen Verwendungen der beanspruchten Zusammensetzung ausnahmslos unter 0,1 mg/l im Wasserkörper. Die Chrom-VI-Gehalte lagen hier beiunter 0,01 mg/l und waren selbst mit feinsten Meßmethoden nicht mehr nachweisbar.
Die bei Verwendung der beanspruchten Zusammensetzung anfallenden Schwer-und Buntmetallsulfide lassen sich in üblicher Weise durch Sedimentation abscheiden. Anders als der in herkömmlichen Abwasserreinigungsanlagen der Metallbearbeitung und Galvanik entstehende Hydroxidschlamm, der bei Kalkfällung verfahrensbedingt große Überschußmengen an Kalzium sowie Gehalte an Phosphat und Fluorid aufweist, können die Sulfide nach Neutralisation mit Natronlauge nach einer Entwässerung abgeröstet und direkt in den normalen Metallverhüttungsprozeß zur Rückgewinnung der Metalle eingeschleust werden. Sie stellen wertvolle, leicht verwertbare Metallkonzentrate dar. Damit ist prinzipiell die vollständige Rückgewinnung der Metalle leicht möglich. Die: ist besonders dann von Interesse, wenn separierte Schwermetallabwässer mit einheitlicher Zusammensetzung aufzuarbeiten sind und somit praktisch reine Metallsulfide (neben Schwefel, der die Aufbereitung jedoch nicht stört) anfallen.
Auch die Abtrennung cer weniger wertvoller. Eisen- und Zinksuifide von Kupfer- und Nickelsulfid kann in emfaener Weise durch eine Säurebehandiung bei gleichzeitiger Rückführung des entstehenden Schwefelwasssrstoffs srfclgen Damit beinhaltet diese Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung neben einer hohen Betriebssicherheit bei einfachster Durchführung auch weitgehend die vom Gesetzgeber geforderte Möglichkeit zur günstigen Rückgewinnung der Wertstoffe nach dem Gesetz über die Vermeidung undEntsorgung von Abfällen.
Herstellungsbeispiel 1
In einem Behälter mit einem Fassungsvermögen von mindestsns 1,2 m3 werden 500 1 Wasser (27,75 kmol) eingefüllt. Anschließend setzt man 290 kg Schwefel, welcher einen Kieselsäurezusatz enthält (Ärosil; 9,044 kmol), unter Rühren langsam zu. Es wird dann 10 Minuten weitergerührt, um anschließend 200 kg (5 kmol) Natriumhydroxid in Schuppenform unter intensivem Weiterrühren zuzugeben. Nach 6 Minuten wird durch die exotherme Hydratisierung des Natriumhydroxids die zur Reaktion mit dem Schwefel erforderliche Initialtemperatur von 62 °C erreicπt. Nach 25 Minuten Rührer. hat sich der Schwefel vollständig gelöst. Nach vollständiger Lösung des Schwefels wird der erhaltenen Zusammensetzung 20 g Aluminiumsulfat pro 1 Zusammensetzung zugesetzt. Man erhält die erfindungsgemäße Zusammensetzung in Form, einer dunkelgelben bis tiefroten Flüssigkeit, die nach einer mehrstündigen Abkühlzeit unter Weiterrühren nahezu geruchlos ist. Die Schwefelgruppierungverteilung des in dieser erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthaltenen Schwefels ist wie folσt:
1. Polysuifidanteile:
19 % S2 2-, 6 % S3 2-, 18 % S4 2-, 5 % S5 2-
15 % S6 2-, 12 % S8 2-
2. Polsulfan-monosulfonate in % Schwefel:
13 % S2O3 2- (Thiosulfat) 8 % S4O3 2-
3. Polysulfan-disulfonate in % Schwefel:
3 % S4O6 2- (Tetrathionat)
4. Elementarer gelöster Schwefel:
1 % S6- und S8-Ringschwefel
Die so erhaltene, erfindungsgemäße Zusammensetzung weis folgende Eigenschaften auf.
Form: Flüssigkeit Farbe: rot-orange Geruch: schwach th
Dichte bei 20°C: 1,399 g/cm3
Dampfdruck bei 20°C: 16,4 mbar
Viskosität bei 20ºC: 6,94 mm2/s
n. DIN 51 562 = 9,70 m Pa s (c P)
Siedepunkt bei 1013 mbar: 109,7°C
Kristallisationspunkt: - 21,8 °C
Löslichkeit in Wasser: unbegrenzt
pH-Wert (10 g/l): 12,5
Hersteilungspeispie- l
In einen Behälter mit einem Fassungvermögen von mindestens 1,2 m werden 500 1 Wasser (27,75 kmol) eingefüllt. Anschließend gibt man 290 kg eines einen Kieselsäurezusatz enthaltenden Schwefels ( Ärosilschwefel; 9,044 kmol) unter Rühren langsam in das Reaktionsgefäß Anschließend rührt man 10 Minuten, um danach zügig 280,50 kg (5 kmol) Kaliurrhydroxid unter intensivem Weiterrühren zuzugeben. Nach 7
Minuten wird durch die exothsrme Hydratisierung des Atzkαlis
cie zur Reaktion mit αem Schwerel errorαerιιcr.s
Initialtemperatur von 62°C erreicht. Nach 25 Minuten ist der eingesetzte Schwefel vollständig aufgelöst. Die erfindungsgemäße Zusammensetzung fällt als tiefrote Flüssigkeit, die nach einer mehrstündigen Abkühlzeit unter Weitsrrühren fast geruchlos ist, an. Die Zusammensetzung des in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthaltenen Schwefels entspricht der zuvor angeführten Schwefelgruppierungsverteilung.
Herstellungsbeispiel 3
In einem Behälter mit einem Fassungvermögen von mindestens 1,2 m werden 500 1 Wasser (27.-75 kmol) eingefüllt. Anschließend werden 290 kg eines einen Kieselsäurezusatz enthaltenden Schwefels ( Ärosilschwefel 9,044 kmcl; unter Rühren langsam in das Reaktionsgefäß eingefüllt. Man rührt 10 Minuten weiter, um dann möglichst zügig 291,65 kg Magnesiumhydroxid (5 kmol) ebenfalls unter intensivem Weiterrühren zuzugeben. Nach 7 Minuten wird durch die exotherme Hydratisierung des Magnesiumhydroxids dis zur Reaktion mit dem Schwefel erfcrdsrlichs Initiaitemperatur von 62°C erreicht. Nach 35 Minuten ist der eingesetzte
Schwefel vollständig gelöst. Man erhält die erfindungsgemäße Zusammensetzung in Form einer tiefroten Fiüssigksit, die nach einer mehrstündigen Abkühlzeit unter Weiterrühren nahezu geruchlos ist. Die Zusammensetzung enthalt Schwefel mit der zuvor angegebenen Schwefelgruppierungsverteilung.
Herstellungsbeispiel 4
In einem Behälter mit einem Fassungvermögen von mindestens 1,2 m3 werden 500 1 Wasser eingefüllt. Anschließend setzt man 290 kg eines einen Kieselsäurezusatz enthaltenden Schwefels ( Ärosilschwefel 9,044 kmol) unter Rühren langsam zu. Man rührt 10 Minuten weiter, um dann zügig 374, 0C kg (5 kmol) Kalziumhydroxid ebenfalls unter intensivem Weiterrühren zuzugeben. Nach 6 Minuten wird durch die exotherme Hydratisierung des Kalziumhydroxids die zur Reaktion mit dem Schwefel erforderliche Initialtemperatur von 62 °C erreicht. Nach 37 Minuten ist der eingesetzte Schwefel vollständig aufgelöst. Man erhält die erfindungsgemäße Zusammensetzung in Form einer roten Flüssigkeit, die nach einer mehrstündigen Abkühlzeit unter Weiterrühren nahezu geruchlos ist. Die so erhaltene erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält Schwefel mit der zuvor angegebener. Schwefelgruppierungsverteilung .