Verfahren zur Nitrat- und Phosphatelimination bei der biologischen Reinigung von Abwasser
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Nitrat- und Phosphatelimination bei der biologischen Reinigung von Abwas¬ ser in einer Abwasserreinigungsanlage, mit einer ersten Stufe, welche ein Belebungsbecken und ein Zwischenklärbecken auf¬ weist, und einer zweiten Stufe, welche ein Belebungsbecken und ein Nachklärbecken aufweist, bei welchem Verfahren Abwasser aus der ersten Stufe einer Nachbehandlung in der zweiten Stufe unterzogen wird, der im Nachklärbecken abgesetzte Schlamm zu einem grossen Teil zurückgeleitet und zu einem kleinen Teil als Ueberschussschlamm einer Faulstufe zugeführt wird.
Die DE-A-27 40 766 beschreibt ein Verfahren zur biochemischen Reinigung von häuslichem, industriellem oder gemischtem Abwas¬ ser beim Auftreten von organischen Inhaltsstoffen, welche die unerwünschte Entwicklung von Fadenbakterien und die Bildung von Blähschlamm begünstigen. Dieses Verfahren bedient sich einer ersten, ein aerob betriebenes Belebungsbecken und gegebenenfalls ein Zwischenklärbecken enthaltenden biochemi¬ schen Stufe und einer nachgeschalteten zweiten, ein aerob betriebenes Belebungsbecken und ein Nachklärbecken enthalten¬ den biochemischen Stufe. Zur biochemischen Reinigung wird schlammfreies, teilgereinigtes Abwasser aus der ersten biochemischen Stufe ganz oder teilweise zur Nachbehandlung in die zweite biochemische Stufe weitergeleitet und in das Belebungsbecken der ersten biochemischen Stufe mit einem Anteil zurückgeführt, der i .Vergleich zu jenem Anteil, der in die zweite Stufe geleitet wird, um so grösser ist, je stärker in der ersten biochemischen Stufe die Neigung zur Bildung von Fadenbakterien ist. Der im Zwischenklärbecken der ersten biochemischen Stufe abgesetzte Schlamm wird dem Belebungsbecken der zweiten biochemischen Stufe zugeleitet, wobei ein Teil dieses Schlamms als Ueberschussschlamm vorher
noch abgezogen werden kann. Der im Nachklärbecken der zweiten biochemischen Stufe abgesetzte Schlamm wird teilweise in das Belebungsbecken der zweiten biochemischen Stufe zurückgeleitet und teilweise als Ueberschussschlamm beseitigt.
Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass sich in den verschie¬ denen Stufen unterschiedliche Lebensgemeinschaften im Belebt¬ schlamm bilden, die sich der jeweiligen Abwasserbeschaffenheit relativ gut anpassen. Diese Lebensgemeinschaften im Belebt¬ schlamm sind gegen Belastungsschwankungen sehr resistent und ermöglichen einen verhältnismässig raschen biologischen Abbau der organischen Schadstoffe.
Beim biologischen Abbau von stickstoffhaltigen Stoffen, z.B. Eiweissstoffen, entstehen Ammoniumsalze. Diese bilden eine Gefahr für natürliche Gewässer, weil sie als Fischgift wirken oder bei eintretender Nitrifikation zu einem SäuerstoffSchwund des Gewässers führen. Abwasserreinigungsverfahren sollten daher Ammoniumsalze möglichst eliminieren. Dies erfolgt beim bekannten Verfahren durch biologische Nitrifikation und an- schliessende Denitrifikation. Zuerst werden die Ammoniumsalze durch Nitrosomonas-Bakterien in Nitrit umgewandelt, worauf dann durch Nitrobakter eine Umwandlung des Nitrits in Nitrat erfolgt. Die Nitrifikation stellt einen Oxidationsprozess dar. Um diesen Prozess zu beschleunigen, ist daher eine Belüftung für die Belebungsbecken vorgesehen. Im Gegensatz dazu stellt die Umwandlung von Nitriten und Nitraten zu elementarem Stickstoff einen Reduktionsvorgang dar, der durch fakultativ aerobe Bakterien erfolgt. Für die Denitrifikation wirkt daher die Anwesenheit von Sauerstoff störend.
Beim vorbekannten Verfahren gemäss der CH-A-547 235 wird das dem Absetzbecken der ersten Stufe entnommene, Ammoniumsalze enthaltende εauerεtofffreie Abwasser im Belebungsbecken der zweiten Stufe zwecks einer möglichst weitgehenden Nitrifika¬ tion der Ammoniumsalze belüftet. Ein Teil des in dieser Weise nitrifizierten Abwassers aus dem Absetzbecken der zweiten Stufe wird dann kontinuierlich in die erste Stufe zurückzirku-
liert und im Absetzbecken der ersten Stufe, wo Sauerstoff¬ mangel herrscht, denitrifiziert. Der andere Teil des nitrifi- zierten Abwassers verbleibt einige Zeit im Absetzbecken der zweiten Stufe. Das die Anlage verlassende gereinigte Abwasser ist daher weitgehend denitrifiziert. Dies setzt allerdings eine entsprechend grosse Dimensionierung voraus.
Es ist bekannt, dass Phosphor eine wichtige Rolle bei der Eutrophierung von Gewässern führt. Es muss daher nicht nur der Nitratelimination, sondern auch der Phosphorelimination Beachtung geschenkt werden. Die Phosphorelimination erfolgt gewöhnlich auf chemischem Wege, indem mittels Eisen- oder Aluminiumsalzen eine Phosphatf llung vorgenommen wird. Die chemische Phosphatfällung hat jedoch den Nachteil, dass sie zu einer Aufsalzung führt. In diesem Zusammenhang kann bemerkt werden, dass Aluminiumsalze unter dem Verdacht stehen, die Ursache der gefürchteten Alzheimer-Krankheit zu sein.
Es sind bereits biologisch-. Verfahren zur Phosphorelimination bekannt geworden. Bei diesen Verfahren wird die Fähigkeit aerober Mikroorganismen zu einer vermehrten Phosphoraufnahme gezielt genutzt. Die Voraussetzung hiefür bildet ein ständiger Wechsel von anaeroben und aeroben Milieuverhältnissen. Unter anaeroben Bedingungen geben diese Bakterien Phosphat ab, um dann in der. nachfolgenden aeroben Phase erhöhte Phosphatmengen zu speichern. Die Phosphorreduktion erfolgt dabei über die Phosphorfixierung in den Mikroorganismen und deren Entnahme mit dem Ueberschussschlamm. Dabei wirkt sich jedoch nachteilig aus, dass die Phosphatrücklösung durch das Vorliegen von Nitrat und Nitrit negativ beeinflusst wird.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zu schaffen, das eine chemische Phosphorelimination unnötig macht oder mindestens eine starke Reduktion des Fällungsmit¬ telverbrauchs ermöglicht. Das Verfahren soll aber auch eine hohe Betriebssicherheit und Reinigungsleistung gewährleisten. Des weiteren soll das Verfahren mit einer Abwasserreinigungs¬ anlage durchgeführt werden können, die einen geringen Land-
und Raumbedarf besitzt und zum Betrieb möglichst wenig Energie benötigt.
Zur Lösung der Aufgabe ist erfindungsgemäss vorgesehen, dass beim Verfahren der eingangs erwähnten Art Belebtschlamm aus dem Zwischenklärbecken einer anaeroben Zwischenstufe zuge¬ führt, dort während einer vorbestimmten Zeit belassen und dann zum Belebungsbecken rezirkuliert wird, und dass sowohl Abwas¬ ser als auch Schlamm aus der zweiten Stufe einer anoxischen Vorstufe zugeleitet werden, dass der Inhalt der anoxischen Vorstufe umgewälzt wird und dass das mit Schlamm vermengte Abwasser aus der anoxischen Vorstufe dem Belebungsbecken der zweiten Stufe zugeführt wird. Der Schlamm aus dem Zwischen¬ klärbecken, welcher der anaeroben Zwischenstufe zugeführt wird, enthält praktisch keine Nitrate. Es stehen somit den Bakterien in der anaeroben Zwischenstufe kein Sauerstoff aus Nitraten und auch kein Luftsauerstoff zur Verfügung, so dass sie die zum Leben nötige Energie durch Freisetzung zellintern gespeicherter Phosphate gewinnen. Es erfolgt dadurch eine Phosphatrücklösung. Dank dieser weder durch Nitrate noch ge¬ löstem Sauerstoff beeinträchtigten Rücklösung der Phosphate, erfolgt nach der Rezirkulation des Schlamms in das Belebungs¬ becken die Phosphataufnahme umso günstiger. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren wird daher die Gesamtphosphatelimi¬ nation erheblich erhöht. Da die Phosphatrücklösung beim er- findungsgemässen Verfahren relativ rasch und ungestört von¬ statten geht, ergibt sich nicht nur eine hohe Betriebssicher¬ heit, sondern es ist auch möglich, die anaerobe Zwischenstufe relativ klein zu dimensionieren.
Wegen der Belüftung im Belebungsbecken der zweiten Stufe, weist sowohl das aus dem Belebungsbecken fliessende Abwasser als auch das im Nachklärbecken enthaltende Abwasser einen relativ hohen Sauerstoffgehalt auf. Es wäre daher zu erwarten, dass eine Stufe, welcher Abwasser mit einem Sauerstoffgehalt zugeführt wird, nicht anoxisch betrieben werden kann. Versuche haben jedoch gezeigt, dass bei einem Rückfluss von Abwasser, welcher bis zu viermal grösser sein kann als der Zufluss von
Rohabwasser zur ersten Stufe, die anoxische Vorstufe der zweiten Stufe dennoch gut funktioniert. Der durch diesen Rück- fluss zugeführte gelöste Sauerstoff wird nämlich unmittelbar gezehrt. Dank der Schlammrückführung aus dem Nachklärbecken, befindet sich in der anoxischen Vorstufe eine grosse Schlamm¬ konzentration, welche Sauerstoffzehrende Bakterien enthält, und das aus der ersten Stufe zugeführte teilgereinigte Abwas¬ ser liefert die für das Wachstum dieser sauerstoffzehrenden Bakterien nötigen organischen Stoffe. Es herrschen somit in der anoxischen Vorstufe tatsächlich Zustände, welche die fakultativ aeroben denitrifizierenden Bakterien begünstigen. Infolgedessen werden in der anoxischen Vorstufe die Nitrate auf sehr effiziente Weise abgebaut. Die Denitrifikation findet also nicht mehr im Zwischenklärbecken und im Nachklärbecken statt, sondern ausschliesslich in der anoxischen Stufe. Eine Abwasserreinigungsanlage, welche mit dem erfindungsgemässen Verfahren arbeitet, kann deshalb auch kleiner dimensioniert werden, als eine Anlage, welche mit einem der eingangs be¬ schriebenen Verfahren arbeitet. Von besonderer Bedeutung ist schliesslich, dass das Abwasser weitgehend frei von Ammonium¬ salzen, Nitraten und Phosphaten ist. Da dies bereits nach der anoxischen Vorstufe der Fall ist, erfolgt im Nachklärbecken auch keine Bildung von Schwimmschlamm. Bei der Einleitung des Abwassers in ein Gewässer sind ferner auch keine negative Auswirkungen auf den Fischbestand und auf den Sauerstoffhaus¬ halt zu befürchten. Die gefürchtete Eutrophierung bleibt aus.
Eine Ausführungsform des Verfahrens sieht vor, dass die Rück¬ leitung von Abwasser zur anoxischen Vorstufe vom Ausgang des Belebungsbeckens der zweiten Stufe erfolgt. Dies hat den Vor¬ teil, dass das Nachklärbecken nicht entsprechend der um die Rückführrate erhöhten hydraulischen Last grösser dimensioniert werden muss.
Vorteilhaft sieht ein Ausführungsbeispiel des Verfahrens vor, dass der Rückführstrom von Abwasser und Schlamm aus der zweiten Stufe in die anoxische Vorstufe das ein bis vierfache des der ersten Stufe zufliessenden Rohabwasserstromes beträgt. Dies hat den Vorteil, dass ein weitgehender Anteil des im
Belebungsbecken der zweiten Stufe gebildeten Nitrates in der anoxischen Vorstufe denitrifiziert werden kann. Weiter ermög¬ licht der Rückführstrom eine hohe Schlammkonzentration in der anoxischen Vorstufe und im Belüftungsbecken der zweiten Stufe aufrechtzuerhalten, so dass dort die Menge der aktiven Biomas¬ se gross ist. Dies wiederum gewährleistet bei der relativ kleinen Dimensionierung dieser Anlageteile eine hohe Abbau¬ rate. Für kommunale oder mehrheitlich kommunale Abwässer kann der Rückführstrom auch bloss das eineinhalbfache bis zweifache des Rohabwasserstromes betragen. So kann Energie für den Be¬ trieb der Umwälzpumpe eingespart werden.
Vorteilhaft wird die Abbauleistung der ersten Stufe durch eine Begrenzung des Sauerstoffangebots so gesteuert, dass im Zulauf zur anoxischen Vorstufe das Verhältnis von BSB5 zu dem im Nitrat enthaltenen Stickstoff grösser als drei ist. Zu diesem Zweck wird die Konzentration an gelöstem Sauerstoff im Bele¬ bungsbecken im Durchschnitt tiefer als 1,0 mg/1 O-, vorzugs¬ weise 0,2 - 0,6 mg/10_, gehalten und die Schlammkonzentration
•"■ 3 zwischen 3,0 und 8,0 kg/m eingestellt. So wird vermieden, dass in der ersten Stufe zuviel organisches Material abgebaut wird, was zur Folge haben würde, dass nachher zu wenig gut abbaubare Kohlenstoffverbindungen zur Denitrifikation zur Verfügung stehen.
Zweckmässigerweise wird der anaeroben Zwischenstufe biolo¬ gisch abbaubaren Kohlenstoff enthaltendes Material zugeführt. So kann beispielsweise der anaeroben Zwischenstufe ein Teil des Rohabwassers zugeführt werden. Zum Abbau von eingelagertem Phosphor brauchen die Bakterien einen gewissen Anteil von leicht lösbarem Kohlenstoff, wie er beispielsweise im Rohab¬ wasser vorhanden ist. Es ist aber auch möglich, diesen Kohlen¬ stoff der anaeroben Zwischenstufe in Form von Trübwasser und/ oder Brüden zuzuführen, das, bzw. die bei der Eindickung/Ent- wässerung oder Trocknung von Klärschlamm anfällt.
Zweckmässigerweise wird der Schlamm während ein bis vier Stun¬ den, vorzugsweise etwa zwei Stunden, in der anaeroben Zwi¬ schenstufe belassen. Da in die anaerobe Zwischenstufe prak-
tisch kein Nitrat oder Nitrit oder löslicher Sauerstoff einge¬ führt wird, verläuft die Phosphatrücklösung sehr rasch, so dass im Gegensatz zum Stand der Technik eine relativ kurze Aufenthaltszeit ausreichend ist.
Es ist zweckmässig, das im Trübwasser der Faulstufe enthal¬ tene Phosphat chemisch, z.B. mit Kalziumhydroxid auszufällen. In diesem Bereich wird zur chemischen Ausfällung sehr wenig Fällungsmaterial benötigt. Da die Fällung mit Kalziumhydroxid erfolgen kann, erfolgt auch keine Aufsalzung.
Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Diese Vorrichtung besitzt eine erste Stufe, welche ein Belebungsbecken und ein Zwischenklärbecken auf¬ weist, und eine zweite Stufe, welche ein Belebungsbecken und ein Nachklärbecken aufweist, wobei eine Rückführleitung für den Schlamm aus der zweiten Stufe und eine Rückführleitung für Abwasser aus der zweiten Stufe vorgesehen ist. Die erfindungs- gemässe Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine anaerobe Zwischenstufe zwischen dem Zwischenklärbecken und dem Belebungsbecken vorgesehen ist, um Schlamm aus dem Zwi¬ schenklärbecken während einer vorbestimmten Zeit in anaerobem Zustand zu halten und dann in das Belebungsbecken rückzufüh¬ ren, dass zwischen der ersten Stufe und der zweiten Stufe- eine anoxische Vorstufe angeordnet ist, und dass sowohl die Rück¬ führleitung für Abwasser aus der zweiten Stufe als auch die Rückführleitung für Schlamm aus der zweiten Stufe zur anoxi¬ schen Vorstufe führt. Diese Vorrichtung ermöglicht eine ein¬ fache Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nun unter Bezugnah¬ me auf die Zeichnung beschrieben.
Die Zeichnung zeigt eine Abwasserreinigungsanlage mit einer ersten Stufe I und einer zweiten Stufe II.
Die Rohabwasserleitung 10 führt zum Belebungsbecken 11. Hier findet ein BSB5-Abbau von etwa 70 bis 85 % statt. Das Bele-
bungsbecken 11 ist über die Leitung 12 mit dem Zwischenklär¬ becken 13 verbunden, wo eine Sedimentation des Schlammes stattfindet. Vom Zwischenklärbecken 13 führt die Leitung 14 zur anoxischen Vorstufe 15. Mit dem Bezugszeichen 42 ist eine Umwälzvorrichtung, z.B. ein Rührwerk, für die anoxische Vor¬ stufe 15 bezeichnet. Die anoxische Vorstufe 15 ist über die Leitung 16 mit dem Belebungsbecken 17 verbunden. Hier findet ein BSB5-Abbau von etwa 70 bis 90 % des verbleibenden BSB5- Gehalts statt. Der Gesamtabbau in beiden Stufen beträgt somit etwa 85 bis 98 %. Vom Belebungsbecken 17 führt die Leitung 18 zum Nachklärbecken 19, wo eine Sedimentation des Schlammes stattfindet und von wo geklärtes Abwasser durch die Leitung 20 abfHessen kann. Eine Umwälzpumpe 23 ist vorgesehen, um über die Leitung 25 Abwasser vom Belüftungsbecken 17 der anoxischen Vorstufe 15 zuzuführen. Eine Rückführleitung 27 für Schlamm führt aus dem Nachklärbecken 19 über die Pumpe 29, die Zweig¬ leitung 30 und das Ventil 31 zur anoxischen Vorstufe 15. Die Ventile 33 und 35 sind normalerweise geschlossen. Sie werden jeweils geöffnet, um Ueberschussschlamm aus dem Nachklärbecken 19 abzuziehen.
In der ersten Stufe I führt die Rückführung des Schlamms über das Ventil 37, die Leitungsabschnitte 39 und 27' und die Pumpe 41 zur anaeroben Zwischenstufe 44. Mit dem Bezugszeichen 46 ist eine Umwälzvorrichtung, z.B. ein Rührwerk für die anaerobe Zwischenstufe bezeichnet. Ueber die Rückführleitung 45 und die Pumpe 47 ist die anaerobe Zwischenstufe 44 mit dem Belebungs¬ becken 11 verbunden. Ueber das Ventil 35 kann Ueberschuss¬ schlamm dem Faulbehälter 49 zugeführt werden. Der Faulschlamm wird über die Pumpe 51 der Eindickvorrichtung 53 zugeführt. Die Leitung 55 führt zu der chemischen Phosphat-Fällungs-Stufe 57. Praktisch phosphatfreies Wasser verlässt die Anlage über die Leitung 58.
Faulschlamm kann über das Ventil 61 abgelassen und gegebenen¬ falls weiterer Behandlung zugeführt werden.
Bei Mangel von gut abbaubarem Kohlenstoff in der anaeroben Zwischenstufe 44 kann dieser ein Teilstrom von Rohabwasser
über die Leitung 10' und das Ventil 63 zugeführt werden. Statt oder zusätzlich zu einer Rohabwasserzufuhr kann aber auch über die Leitung 65 und die Pumpe 67 Trübwasser der anaeroben Zwischenstufe 44 zugeführt werden.
Im Betrieb der Reinigungsanlage fliesst Rohabwasser über die Leitung 10 in das Belebungsbecken 11, wird dort zusammen mit Schlamm aus der anaeroben Zwischenstufe 44 belüftet. Von Bedeutung ist, dass die Abbauleistung der ersten Stufe I durch eine Begrenzung des Sauerstoffangebots und eine Kontrolle der Biomassekonzentration so gesteuert wird, dass die Konzentra¬ tion an gelöstem Sauerstoff im Belebungsbecken 11 im Durch¬ schnitt tiefer als 1,0 mg/1 02, vorzugsweise 0,2 - 0,6 mg/1
0_, gehalten und die Schlammkonzentration zwischen 3,0 und
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8,0 kg/m eingestellt wird. Das Abwasser fliesst dann zusammen mit Schlammflocken in das Zwischenklärbecken 13. Nach dieser Vorklärung fliesst das Abwasser vom Zwischenklärbecken 13 über die Leitung 14 in die anoxische Vorstufe 15. Ueber die Rück¬ führleitung 25 wird dieser Stufe ebenfalls Abwasser, das auch Schlammflocken enthält, aus dem Belebungsbecken 17 der zweiten Stufe zugeführt, und über die Leitungen 27 und 31 pumpt die Pumpe 29 auch Klärschlamm in die anoxische Vorstufe 15. Mittels der Rührvorrichtung 42 werden in der anoxischen Vorstufe 15 diese drei Komponenten vermischt. Dank der grossen Schlammkonzentration sind viele sauerstoffzehrende Bakterien vorhanden. Das aus der ersten Stufe zugeführte Abwasser liefert die organischen Stoffe, die das Wachstum dieser Bakterien fördern. Dank dem Sauerstoffmangel erfolgt ein Reduktionsvorgang durch fakultativ aerobe Bakterien, wobei Nitrite und Nitrate zu elementarem Stickstoff reduziert werden. Von der anoxischen Vorstufe 15 fliesst denitrifi- ziertes Abwasser über die Leitung 16 zum Belebungsbecken 17 der zweiten Stufe, wird dort belüftet und fliesst dann über die Leitung 18 zu einem Teil in das Nachklärbecken 19 und zum anderen Teii über die Rückführleitung 25 zurück zur anoxischen Vorstufe 15. Im Nachklärbecken 19 setzen sich die Schlammflok- ken. Weil das über die Leitung 18 in das Nachklärbecken 19 fliessende Abwasser nitratarm ist, findet dort keine Schwimm-
schlammbildung statt. Gereinigtes Abwasser verlässt die Anlage über die Leitung 20.
Von Zeit zu Zeit wird Schlamm aus dem Zwischenklärbecken 13 in die anaerobe Zwischenstufe 44 gepumpt und dort mit Rohabwasser und/oder Trübwasser vermengt. Nach einer Verweilzeit von ein bis vier Stunden, vorzugsweise zwei Stunden, gelangt dann der Schlamm über die Leitung 45 und die Pumpe 47 in das Belebungs¬ becken 11. Es findet also ein Kreislauf von Schlamm aus dem Zwischenklärbecken 13 zur anaeroben Zwischenstufe 44, von dort zum Belebungsbecken 11 und wieder zurück zum Zwischenklär¬ becken statt. Dadurch erfolgt ein ständiger Wechsel von anaeroben und aeroben Milieuverhältnissen. Unter den anaero¬ ben Bedingungen in der anaeroben Zwischenstufe geben die im Schlamm enthaltenen Bakterien Phosphat ab, um dann in der nachfolgenden aeroben Phase erhöhte Phosphatmengen zu spei¬ chern. Der über das Ventil 35 aus dem Zwischenklärbecken 13 in den Faulbehälter 49 abgelassene Ueberschussschlamm enthält daher viel dem Abwasser entzogener Phosphor. Dies ist von besonderem Vorteil, wenn der in der Faulstufe anfallende Faul¬ schlamm als Dünger verwendet wird.
In üblicher Weise kann der Ueberschussschlamm im Faulbehälter 49 einer Faulung unterzogen und nachher in einer Eindickvor¬ richtung 53 entwässert werden. Ein Teil des Trübwaεsers kann über die Leitung 65 der anaeroben Zwischenstufe 44 zugeführt werden. Ein anderer Teil des Trübwassers wird über die Leitung 55 der chemischen Phosphat-Fällungsstufe 57 zugeführt, wo die Phosphorelimination mit Kalk erfolgen kann. Im Gegensatz zur chemischen Fällung im Abwasserstrom ist hier der Bedarf an Fällungsmittel äusserst gering. Bei der Verwendung von Kalk wird auch eine Aufεalzung vermieden.
Es bleibt noch nachzutragen, dass der aus der zweiten Stufe über die Leitungen 25 und 27 in die anoxische Vorstufe 15 fliesεende Rückführεtrom etwa ein biε viermal gröεεer iεt als der über die Leitung 10 fliessende Rohabwasserstrom. Die Abbauleistung der erεten Stufe wird εo gesteuert, dass das
Verhältnis von BSB5 zu dem im Nitrat enthaltenen Stickstoff im Zulauf zur anoxischen Vorstufe 15 grösser als drei ist. Es wird also vermieden, dass in der ersten Stufe zuviel organi¬ sches Material abgebaut wird. Dadurch wird gewährleistet, dass später immer genügend viel Material mit gut abbaubaren Kohlen- εtoffverbindungen zur Förderung der biologischen Denitrifika¬ tion zur Verfügung εtehen.
Zuεammenfassend kann festgestellt werden, dass beim neuen Ver¬ fahren die sich bildenden unterschiedlichen Lebensgemeinεchaf- ten von Bakterien in den einzelnen Anlageteilen für die Reini- gungεwirkung günstige Bedingungen antreffen. Die so gebildeten Lebensgemeinschaften passen sich der jeweiligen Abwasserbe¬ schaffenheit gut an und sind auch gegen Belaεtungsschwankungen sehr resistent. Sie ermöglichen einen verhältnismässig raschen biologischen Abbau der Schadstoffe mit einer relativ klein dimensionierten Abwasserreinigungsanlage.