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Beschreibung
Die Erfindung betrifft einen Abgasturbolader.
Bei herkömmlichen, nicht aufgeladenen Brennkraftmaschinen wird beim Ansaugen von Luft ein Unterdruck im Ansaugtrakt erzeugt, der mit wachsender Drehzahl des Motors ansteigt und die theoretisch erreichbare Leistung des Motors begrenzt. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken und damit eine Leis- tungssteigerung zu erzielen, ist die Verwendung eines Abgasturboladers (ATL) . Ein Abgasturbolader oder kurz Turbolader ist ein Aufladesystem für eine Brennkraftmaschine, mittels dem die Zylinder der Brennkraftmaschine mit einem erhöhten Ladedruck beaufschlagt werden.
Der detaillierte Aufbau und die Funktionsweise ist allgemein bekannt und beispielsweise beschrieben in der Druckschrift: "Aufladung von PKW DI Ottomotoren mit Abgasturboladern mit variabler Turbinengeometrie", Sep. 2006, Hans-Peter Schmalzl und wird daher nachfolgend nur kurz erläutert. Ein Turbolader besteht aus einer Abgasturbine im Abgasstrom (Abstrompfad) , die über eine gemeinsame Welle mit einem Verdichter im Ansaugtrakt (Anstrompfad) verbunden ist. Die Turbine wird vom Abgasstrom des Motors in Rotation versetzt und treibt so den Verdichter an. Der Verdichter erhöht den Druck im Ansaugtrakt des Motors, sodass durch diese Verdichtung wahrend des Ansaugtaktes eine größere Menge Luft in die Zylinder der Brennkraftmaschine gelang als bei einem herkömmlichen Saugmotor. Damit steht mehr Sauerstoff zur Verbrennung zur Verfugung. Durch den ansteigenden Mitteldruck des Motors wird das Drehmoment und die Leistungsabgabe merklich erhöht. Das Zufuhren einer größeren Menge an Frischluft verbunden mit dem einlass- seitigen Verdichtungsprozess nennt man Aufladen. Da die Energie für die Aufladung von der Turbine den schnell stromenden, sehr heißen Abgasen entnommen wird, erhöht sich der Gesamtwirkungsgrad der Brennkraftmaschine.
An die ATLs werden hohe Anforderungen gestellt. Dies ist vor
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allem bedingt durch die hohen Abgastemperaturen von bis über 1000°C und den je nach Drehzahlbereich völlig unterschiedlichen Gasmengen und die hohen maximalen Drehzahlen bis zu 400.000 Umdrehungen je Minute. Herkömmliche ATLs setzten sich unter anderem aus einem Turbinengehause und einem Verdichtergehause zusammen, die beide an ein Lagergehause befestigt werden. Das Lagergehause weist hierzu ein turbinenseitigen Flansch und einen verdichterseitigen Flansch auf, wobei das Turbinengehause mittels Befestigungsmittel, vorzugsweise durch Schrauben, mit dem turbinenseitigen Flansch verbunden ist. Wahrend die Temperatur des Turbinengehauses durch den heißen Abgasstrom je nach Drehzahl auch auf unterschiedliche hohe Temperaturen aufgeheizt werden kann, verbleibt das Lagergehause, insbesondere auch durch die Luftkühlung von der Verdichterseite, weitgehend im normalen Temperaturbereich.
Damit stellt sich insbesondere entlang den Schrauben von dem Turbinengehause zu dem Lagergehause ein zeitlich stark schwankender und teilweise auch sehr hoher Temperaturgradient ein. Damit die Schrauben die notwendige hohe Zugspannung auf das Turbinengehause ausüben können, müssen diese eine genugende Vorspannung aufweisen, um das Turbinengehause kraft- schlussig und formschlussig über den gesamten Betriebstemperaturbereich mit dem Lagergehause zu verbinden. Untersuchungen der Anmelderin haben gezeigt, dass die Schrauben insbe- sondere bei sehr hohen Abgastemperaturen im höheren Drehzahlbereich aufgrund der thermischen Dehnung der Schrauben die Vorspannung negativ werden kann. Es besteht die Gefahr, dass der Schraubenkopf vom turbinenseitigen Flansch des Lagergehauses abhebt und keine zuverlässige Verbindung zwischen Tur- binengehause und Lagergehause gewahrleistet ist. Insbesondere besteht, da das Turbinengehause im Allgemeinen durchgehende Bohrung aufweist, die Gefahr von Undichtigkeiten. Des weiteren müssen die Schrauben aus einem teuren Sonderwerkstoff hergestellt werden, um den hohen Belastungen standzuhalten. Auch liegen die Ausnehmungen für die Schrauben für die Befestigung des Turbinengehauses am Lagergehause an schwer zuganglichen Stellen, da das Lagergehause aus konstruktiven Gründen zwischen Verdichterrad und Turbinenrad einen kleineren Durch-
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messer aufweist. Somit müssen die Befestigungsmittel um das Turbinengehause an das Lagergehause anzuflanschen manuell eingedreht werden.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die vorgenannten Nachteile zu verringern.
Erfindungsgemaß wird diese Aufgabe durch einen Turbolader mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, und durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8 gelost.
Demgemäß ist vorgesehen:
-Ein Turbolader für ein oder in einem Kraftfahrzeug mit einem Verdichtergehause, einem Turbinengehause und einem Lagergehause, mit wenigstens einem verdichterseitigen Flansch, bereitzustellen, bei dem das Turbinengehause mit dem Lagergehause mittels eines an dem verdichterseitigen Flansch angeordneten Befestigungsmittels kraftschlussig verbunden ist.
- Ein Verfahren zum Zusammenbau eines Turboladers bereitzustellen, bei dem in einem ersten Fertigungsschritt ein Lagergehause auf ein Turbinengehause gesetzt wird, anschließend in einem weiteren Fertigungsschritt ein erfindungsgema- ßes Befestigungsmittel zum Befestigen des Turbinengehauses eingesetzt und maschinell verschraubt wird, und in einem weiteren Fertigungsschritt ein Verdichtergehause aufgesetzt wird .
Die der vorliegenden Erfindung zu Grunde liegende Idee besteht darin, das Turbinengehause mit einem Befestigungsmittel zu befestigen, das die Zugspannung von dem verdichterseitigen Flansch des Lagergehauses ausübt. Ein Vorteil ist, dass durch die nunmehr wesentlich größere Lange des erfindungsgemaßen Befestigungsmittels der Temperaturgradient geringer, d.h. die mittlere Temperatur des Befestigungsmittels kleiner ist und in Folge die temperaturbedingte Langenanderung des Befestigungsmittels bezogen auf die Lange der Schraube wesentlich
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geringer ist. Untersuchungen der Anmelderin haben gezeigt, dass mit dem erfindungsgemaßen Befestigungsmittel selbst bei hohen Abgastemperaturen eine erhebliche Vorspannkraft von dem Befestigungsmittel auf das Turbinengehause ausgeübt wird. Weiterhin wird es möglich durch die mittlere niedrigere Temperatur einen kostengünstigeren Werkstoff für das Befestigungsmittel zu verwenden.
Ein weiterer Vorteil in der Verwendung des erfindungsgemaßen Befestigungsmittels liegt darin, dass ein Verfahren für eine maschinelle Montage von Turboladern bereitgestellt wird, in dem der Schraubenkopf erstmalig frei zuganglich ist. Die Fertigung des Turbinengehauses lasst sich wesentlich einfacher und kostengünstiger durchfuhren.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteranspruchen sowie aus der Beschreibung in Zusammenschau mit den Zeichnungen.
Gemäß einer Ausfuhrungsform weist der verdichterseitige Flansch des Lagergehauses eine Ausformung zur Aufnahme des
Befestigungsmittels auf. Damit ist es möglich, dass der Kopf des Befestigungsmittels weitestgehend im verdichterseitigen Flansch des Lagergehauses versenkt wird. Vorteilhafterweise ist das Befestigungsmittel als Zuganker wirkende Schraube ausgeführt ist.
Nach einer anderen Ausfuhrungsform ist die Lange des Gewindes der Schraube nicht langer als die Dicke des Turbinengehauses, wobei es auch vorteilhaft ist, dass die Schraube im Bereich des Gewindes einen größeren Durchmesser als der Schaftdurchmesser aufweist. Dadurch steht im Bereich der hohen Temperaturbelastung eine größeren Materialquerschnitt zur Aufnahme der Zugkraft zur Verfugung. Gemäß einer weiteren Ausfuhrungsform ist es vorteilhaft, wenn das Gewinde der Schraube als selbstdichtendes Gewinde ausgeführt ist.
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Ferner ist es vorteilhaft, wenn das Befestigungsmittel, insbesondere Schraube, einen Kopf mit innenliegendem Eingriff beispielsweise einem Innensechskant aufweist.
Die Erfindung wird nachfolgend an Hand der in den Figuren der Zeichnungen angegebenen Ausfuhrungsbeispiele naher erläutert. Es zeigen dabei:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgema- ßen Befestigung eines Turbinengehauses;
Fig. 2a eine schematischen Aufriss eines Abgasturboladers mit einer Befestigung eines Turbinengehauses gemäß dem Stand der Technik;
Fig. 2b eine schematische detaillierte Darstellung der Befestigung eines Turbinegehauses ..
In den Figuren sind gleiche und funktionsgleiche Elemente, Merkmale und Großen - sofern nichts Abweichendes angegeben ist - mit denselben Bezugszeichen versehen.
Fig. 2a zeigt einen Aufriss eines Abgasturboladers 102 gemäß dem Stand der Technik mit einer Turbine 118 und einem Ver- dichter 116. Innerhalb eines Turbinengehauses 106 der Abgas- turbine 118 ist ein Turbinenrad 108 drehbar gelagert und mit einem Ende einer Welle 110 verbunden. Innerhalb des Verdichtergehauses 100 des Verdichters 116 ist eine Verdichterrad 104 ebenfalls drehbar gelagert und mit dem anderen Ende der Welle 110 verbunden. Über einen Turbineneinlass 112 wird heißes Abgas von einem hier nicht dargestellten Verbrennungsmotor in die Turbine 118 eingelassen, wodurch das Turbinerad 118 in Drehung versetzt wird. Der Abgasstrom verlasst die Turbine 118 durch einen Turbinenauslass 114. Über die Welle 110, die das Turbinerad 108 an das Verdichterrad 104 koppelt, treibt die Turbine 118 den Verdichter 116 an. Abstromseitig ist das Turbinengehause 106 ist mittels einer Schraube 107 an den turbinenseitigen Flansch 123 des Lagergehauses 124 befes-
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tigt. Anstromseitig ist das Verdichtergehause 100 an den ver- dichterseitigen Flansch 122 des Lagergehauses 124 befestigt.
Fig. 2b zeigt eine schematische detaillierte Darstellung ei- nes Abgasturboladers gemäß dem Stand der Technik. Demnach ist das Turbinengehause 106 mittels einer kurzen Schraube 107 an den turbinenseitigen Flansch 123 des Lagergehauses 124 befestigt. Da aus konstruktiven Gründen der Durchmesser des Lagergehauses 124 zwischen dem verdichterseitigen Flansch 122 und dem turbinenseitigen Flansch 123 wesentlich kleiner ist und das Lagergehause eine Ausnehmung 125 zur Aufnahme des Schraubenkopfes aufweist, muss sie Verschraubung des Turbinengehauses zeitintensiv manuell eingeführt und verschraubt werden.
Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer erfindungs- gemaßen Befestigung eines Turbinengehauses 106 an ein Lagergehause 124. Das Turbinengehause 106, das formschlussig an den turbinenseitigen Flansch 123 des Lagergehauses 124 angebracht ist, umschließt ein auf einer Welle 120 angeordnetes Turbinenrad 108. Der Kraftschluss zwischen Turbinengehause 106 und Lagergehause 124 wird mittels einer langen Schraube 130 erzeugt, die durch eine Ausnehmung des verdichterseitigen Flanschs 122 gesteckt wird. Die als Zuganker ausgebildete lange Schraube 130, weist eine Vorspannung auf, um das Turbi- nengehause 106 auch bei hohen Abgastemperaturen zuverlässig an das Lagergehause 124 zu befestigen. Die Schraube 130 weist einen Gewindebereich 132 auf, der vorzugsweise vollständig in das Turbinengehause 106 eingedreht ist. Untersuchungen der Anmelderin gezeigt, dass es ferner vorteilhaft ist, wenn der verdichterseitige Flansch 122 eine Ausnehmung zur Aufnahme des Schraubenkopfs 133 der Schraube 130 aufweist. Eine störende Verwirbelung von dem zu verdichteten Luftgemisch auf der Verdichterseite wird dadurch verringert. Es ist auch denkbar andere Befestigungsarten als Schraubverbindungen zu verwenden, wie beispielsweise Stehbolzen oder Steckverbindungen mittels Nieten, oder Sicherungsringen.
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Ein Vorteil der erfindungsgemaßen Befestigung ist, dass durch die Verschraubung des Turbinengehauses an den verdichtersei- tigen Flansch die Schrauben eine große Lange aufweisen und die Temperaturdifferenz auf eine wesentlich größere Lange aufgeteilt werden kann. Die mittlere Temperatur der Zuganker- verschraubung ist geringer als bei einer kurzen Schraube gemäß dem Stand der Technik. Damit lasst sich ein kostengünstigerer Werkstoff für das Material der Schrauben verwenden. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Einfluss eines unterschiedli- chen thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Materials des
Turbinengehauses und des Materials der Schrauben, welches die Ursache für eine starke Verringerung bis hinzu vollständigem Abbau der Vorspannkraft bei kurzen Schraublangen ist, sich durch die größeren Dehnlangen stark verringert. Die Zuverlas- sigkeit der Verschraubung wird erhöht. Ein anderer Vorteil ist, dass die bei der Fertigung des Turboladers die Schrauben nicht mehr zwischen den dem verdichterseitigen und turbinen- seitigen Flanschen manuell eingeführt und verschraubt werden. Neben einer wesentlich rationelleren und damit kostengunsti- gen Fertigung von den Turboladern wird durch die maschinelle Verschraubung die Zuverlässigkeit weiter erhöht, da die Vorspannkraft an Fertigungsautomaten voreingestellt werden kann. Untersuchungen der Anmelderin haben gezeigt, dass durch die erfindungsgemaße Ausfuhrung eine vollständig automatisierte Fertigung von Turboladern in Großserie möglich wird. Insbesondere lasst sich das gewuchtete Lagergehause das Rotor und Lagerung aufweist in das am Montageplatz vorzugsweise senkrecht eingespannte Turbinengehause, mit der Verdichterseite nach oben, einsetzen. Danach werden beide durch die ebenfalls von oben zugefuhrten Befestigungsmittel, vorzugsweise als
Zuganker ausgebildete Schrauben, miteinander verschraubt. Danach erfolgt das Aufsetzen und Befestigen des Verdichtergehauses .