Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung von Duft- und/oder Aromakompositionen
Technisches Gebiet Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Duft- und/oder Aromakompositionen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Stand der Technik In der parfümistischen und flavoristischen Praxis besteht ein ständiger Bedarf an neuen bzw. abgewandelten Düften und Aromen, welche den verschiedensten Anforderungen entsprechen müssen. Die diesbezügliche generelle Problematik ist beispielsweise in der DE 101 44 816 A1 beschrieben. Insbesondere wird die Suche nach geeigneten Düften und Aromen dadurch erschwert, dass die Zusammenhänge zwischen der Duft- bzw. Aromawahrnehmung einerseits und der chemischen Struktur des Duft-. bzw. Aromastoffes nicht hinreichend bekannt sind. Ausserdem zeigt sich, dass häufig bereits geringfügige Änderungen am strukturellen Aufbau bekannter Duft- oder Aromastoffe starke Änderungen der olfakto- rischen bzw. geschmacklichen Eigenschaften bewirken können. Noch komplexer sind die Zusammenhänge bei den häufig verwendeten Duft- und Aromakompositionen, die aus einer Mischung mehrerer Duft- bzw. Aromastoffe gebildet sind.
In der EP 1 271 140 A1 ist ein Verfahren zur Bestimmung von sensorischen Attributen von Nahrungsmitteln mit einer dispersen Lipidphase beschrieben. Dabei wird eine Probe des Nahrungsmittels in eine Umgebung gebracht, welche soweit wie möglich den Bedingungen im Mund bei der Einnahme des Nahrungsmittels entspricht. Aufgrund der räumli- chen Verteilung der Lipidphase unter diesen Bedingungen wird alsdann eine Voraussage der sensorischen Attribute erstellt. Eine allgemeine
Voraussage der sensorischen Eigenschaften von Duft- oder Aromakompositionen ist damit jedoch nicht möglich. Zudem sind in der EP 1 271 140 A1 die in der parfümistischen und flavoristischen Praxis sich stellenden Fragen der Handhabung von bekannten sensorischen Attributen im Hinblick auf deren praktische Nutzung, insbesondere zur Herstellung neuer Kreationen, die einem vorgegebenen sensorischen Profil möglichst nahe kommen, nicht angesprochen.
Schon vor geraumer Zeit wurden verschiedene Bewertungsinstrumente entwickelt, um die komplexen Eindrücke und Zusammenhänge bei der Quantifizierung von sensorischen Eigenschaften auf eine möglichst objektive Basis zu stellen. Die um 1974 eingeführte quantitative deskripiti- ve Analyse (QDA) wurde in der Folge weiterentwickelt, beispielsweise zur sogenannten QFP-Methode ("Quantitative Flavor Profiling"), siehe dazu XP008033289 (C.R. Stampanoni, Quantitative flavor profiling. An effective tool in flavor perception. Food Marketing and Technology 1993, Sensory Dep., Givaudan-Roure Flavors Ltd., Dübendorf, Schweiz, Bd. 7, Nr. 1 , Februar 1993, S. 4 - 8). Solche Verfahren erlauben wohl eine von den eingesetzten Prüfpersonen weitgehend unabhängige Beurteilung und Beschreibung von Duft- und/oder Aromakompositionen; eine Umsetzung dieser Methodik zu einem Operationen klar definierten Konzept für die Entwicklung und Erzeugung neuer Duft-1 und/oder Aromakompositionen (nachfolgend auch kollektiv als "Kompositionen" bezeichnet) wurde jedoch bislang nicht beschrieben.
Darstellung der Erfindung
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Erzeugung von Duft- und/oder Aromakompositionen anzugeben, mit dem die obigen Nachteile und Begrenzungen vermieden werden. Diese Aufgabe wird erfindungs- gemäss durch das im Anspruch 1 definierte Verfahren sowie durch die im Anspruch 9 definierte Vorrichtung gelöst.
Beim erfindungsgemässen Verfahren geht man von einer Kompositions- Datenbank aus, welche für eine Gruppe von Basis-Kompositionen eine entsprechende Anzahl von zugeordneten Rezepturvektoren und Attributvektoren enthält. Jede der besagten Basis-Kompositionen ist durch Ver- mischen von vorgegebenen Stoffkomponenten herstellbar, wobei die Mengenanteile der einzelnen Stoffkomponenten durch einen entsprechenden Rezepturvektor dargestellt sind. Ausserdem liegen Bewertungsergebnisse bezüglich der Ausprägung ausgewählter sensorischer Attribute der Basis-Kompositionen vor, welche für jede der Basis-Komposi- tionen in Form eines zugeordneten Attributvektors dargestellt sind. Das erfindungsgemässe Verfahren umfasst folgende Schritte:
a) Vorgeben eines Ziel-Attributvektors;
b) Bestimmen eines Operators, welcher zumindest in einer Umgebung des Ziel-Attributvektors eine Transformation von Rezepturvektoren auf Attributvektoren bewerkstelligt;
c) Ermitteln eines Ziel-Rezepturvektors mit der Massgabe, dass er un- ter Anwendung des besagten Operators zum Ziel-Attributvektor transformiert wird;
d) Vermischen der vorgegebenen Stoffkomponenten mit Mengenanteilen gemäss dem Ziel-Rezepturvektor.
Als "Stoffkomponenten" im vorliegenden Zusammenhang sind nebst verschiedenen Duft- und/oder Aromastoffen auch die je nach Anwendung erforderlichen Lösungsmittel, Trägersubstanzen und dergleichen zu verstehen.
Als "Rezepturvektor" wird eine geordnete Reihe von Zahlenwerten verstanden, welche die Mengenanteile der Stoffkomponenten angibt, die zur Bildung einer Duft- und/oder Aromakomposition verwendet wurden. Dabei gibt beispielsweise die m-te Komponente (im algebraischen Sinn) des Rezepturvektors der n-ten Komposition an, welchen Mengenanteil die Stoffkomponente "m" in der besagten Komposition "n" aufweist.
Analog zu den Rezepturvektoren ist der "Attributvektor" als geordnete Reihe von Zahlenwerten darstellbar, welche die numerischen Bewer- tungsergebnisse der einzelnen sensorischen Attribute angeben.
Das erfindungsgemässe Verfahren verwendet eine Kompositions- Datenbank, welche Informationen für eine Gruppe von Basis-Kompositionen umfasst, wobei für jede Basis-Komposition einerseits die Zu- sammensetzung - ausgedrückt in Form des Rezepturvektors - und andererseits die sensorischen Attribute - ausgedrückt in Form des Attributvektors - abgespeichert sind.
Gestützt auf diese Kompositions-Datenbank kann eine Duft- und/oder Aromakomposition mit einer gewünschten Attributausprägung erzeugt werden. Dabei werden die gewünschten bzw. angestrebten sensorischen Attribute in Form einer als "Ziel-Attributvektor" bezeichneten geordneten Reihe von Zahlenwerten dargestellt, welche die gewünschten numerischen Werte der einzelnen sensorischen Attribute angeben. In der Folge gilt es, einen "Ziel-Rezepturvektor" zu bestimmen, welcher als Mischvorschrift für die gesuchte Komposition zu verstehen ist. Zu diesem Zweck werden zumindest die dem abgewandelten Attributvektor am nächsten liegenden Attributvektoren, die bereits in der Kompositions-Datenbank gespeichert sind und für die demzufolge auch bereits je ein zugehöriger Rezepturvektor bekannt ist, herangezogen. Anhand der bekannten Relation zwischen diesen Attributvektoren und Rezepturvektoren wird ein
Operator ermittelt, der zumindest in einer Umgebung des abgewandelten Attributvektors eine Transformation von Rezepturvektoren auf Attributvektoren bewerkstelligt. Anschliessend wird nach dem Ziel-Rezepturvektor gesucht, wobei dieser die Eigenschaft haben soll, dass er unter Anwendung des zuvor ermittelten Operators zum gewünschten Ziel- Attributvektor transformiert wird. Zum Schluss wird durch Vermischen der vorgegebenen Stoffkomponenten mit Mengenanteilen gemäss dem Ziel-Rezepturvektor die gesuchte Komposition gebildet.
Im vorliegenden Zusammenhang ist zwar von einem Verfahren zur Erzeugung von Kompositionen die Rede, das insbesondere zur Kreation einer neuen, bislang nicht bekannten Komposition verwendet werden kann. Da sich das Verfahren auf eine Kompositions-Datenbank mit Informationen zu einer Anzahl von Basis-Kompositionen stützt, kann je- doch die "Erzeugung" ebenso als "Abwandlung" einer bereits charakterisierten Komposition verstanden werden, d.h. bei der Vorgabe des Ziel- Attributvektors wird man oftmals vom Attributvektor einer der Basis- Kompositionen ausgehen und diesen in eine gewünschte Richtung abwandeln. Vor diesem Hintergrund werden nachfolgend die Begriffe "Er- zeugung" und "Abwandlung" als äquivalent verwendet.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens anzugeben. Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 9 definierte Vorrichtung. Die erfin- dungsgemässe Vorrichtung weist eine Datenverarbeitungseinheit sowie eine von dieser steuerbare Mischvorrichtung auf, wobei die Datenverarbeitungseinheit Mittel zur Eingabe, Speicherung und Abfrage von mindestens einer Kompositions-Datenbank sowie Mittel zur Bestimmung von Abbildungsoperatoren, Mittel zur Eingabe von Attributvektoren, Mittel zur Berechnung von abgewandelten Rezepturvektoren und Mittel zur Übertragung von durch die Rezepturvektoren geprägten Steuerungssignalen
an die Mischvorrichtung umfasst. Die Mischvorrichtung weist folgende Bestandteile auf:
a) eine Vielzahl von mit einzelnen Stoffkomponenten befüllbaren Vor- ratsbehältem;
b) eine Vielzahl von Aufnahmebehältern;
c) eine steuerbare Zuführvorrichtung, um vorgegebene Mengen einzel- ner Stoffkomponenten von den entsprechenden Vorratsbehältern in die Aufnahmebehälter zu bringen zur Bildung einer Duft- und/oder Aromakomposition.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen An- Sprüchen definiert.
Eine bevorzugte Art, die Kompositions-Datenbank zu erzeugen, ist im Anspruch 2 definiert, welcher folgende Verfahrensschritte umfasst:
a) Bereitstellen der Gruppe von Basis-Kompositionen durch Vermischen der Stoffkomponenten in Mengenanteilen gemäss dem einer jeden Basis-Komposition zugeordneten Rezepturvektor;
b) quantitative Bewertung einer jeden Basis-Komposition bezüglich der ausgewählten sensorischen Attribute und Bildung des zugeordneten Attributvektors; und
c) Bildung der Kompositions-Datenbank durch Speicherung der Rezepturvektoren und der Attributvektoren derart, dass für jede Basis- Komposition die ihr zugeordneten Vektoren in Relation zueinander und zur Basis-Komposition abrufbar sind.
Dadurch, dass für jede Komposition die ihr zugeordneten Vektoren in Relation zueinander und zur Komposition abrufbar sind, können die an sich hochkomplexen Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung und den sensorischen Attributen von Duft- und/oder Aromakompositio- nen in systematischer Art und Weise erfasst werden und stehen für weitergehende Analysen zur Verfügung.
Die Bewertung sensorischer Attribute von Duft- und/oder Aromakompositionen wird bekanntlich dadurch erschwert, dass eine sensorische Be- wertung durch einzelne Personen oftmals erhebliche Abweichungen aufgrund subjektiver Einflussfaktoren zeigt. Vorzugsweise wird deshalb ein qualifizierbares Vorgehen angewandt. Insbesondere kann dies gemäss Anspruch 3 mittels quantitativer deskriptiver Analyse vorgenommen werden.
Zweckmässigerweise wird für die Bildung des Attributvektors nur ein ausgewählter Teil der aus der quantitativen Bewertung hervorgehenden Attribute verwendet. Die Auswahl dieser Attribute wird gemäss Anspruch 4 vorteilhafterweise mittels einer Faktorenanalyse vorgenommen.
Die Ermittlung eines Operators, der eine Transformation von Rezepturvektoren auf Attributvektoren bewerkstelligt, kann dadurch erschwert sein, dass unter Umständen mehrere sehr unterschiedliche Rezepturen zu Kompositionen mit sehr ähnlichen sensorischen Attributen führen. Vorteilhafterweise wird deshalb das Verfahren nach Anspruch 5 angewendet, bei dem mittels multipler Regression und/oder neuronaler Netze und/oder eines Expertensystems die bijektive Relation zwischen Attribut- und Rezepturvektoren der Kompositionsdatenbank verwendet wird, um den gesuchten Operator aufgrund der lokalen Situation in der Umgebung eines abgewandelten Attributvektors zu ermitteln.
Bei der Bereitstellung einer Gruppe von Duft- und/oder Aromakompositionen ist es zweckmässig, aufbauend auf einigen als Grundlage dienenden Stoffkomponenten, welche eine herausragende Duft- bzw. Geschmacknote definieren, durch wahlweise Zugabe weiterer Stoffkompo- nenten eine Reihe von Kompositionen mit leicht unterschiedlichen sensorischen Attributen aufzubauen. Grundsätzlich können hierfür verschiedene Vorgehensweisen angewandt werden. Insbesondere kann dies gemäss Anspruch 6 in vorteilhafter Weise mittels statistischer Versuchsplanung durchgeführt werden. Eine hierfür ausgestattete Vorrichtung ist im Anspruch 9 definiert. Die dabei vorgesehenen Mittel zur Erzeugung von Rezepturvektoren können insbesondere durch ein programmierbares Rezepturmodul gebildet sein, das mit Mitteln zur Dateneingabe, Datenverarbeitung und Datenausgabe sowie mit Speicherungsmitteln, namentlich zur Speicherung der erzeugten Rezepturvektoren im Rahmen der Kompositions-Datenbank ausgestattet ist.
Für die Suche nach einer Komposition mit gewünschten sensorischen Attributen wird zweckmässigerweise ein entsprechender Attributvektor vorgegeben, der insbesondere als Abwandlung eines bereits in der Kompositions-Datenbank vorhandenen Attributvektors angesehen werden kann. Insbesondere kann die Abwandlung darin bestehen, dass ein bestimmtes Attribut verstärkt oder abgeschwächt werden soll. Vorteilhafterweise wird eine derartige Abwandlung auf interaktive Weise anhand geeigneter Visualisierungs- und Eingabemittel, beispielsweise über Bildschirmmonitor und Computer-Maus und dergleichen vorgenommen. Sofern der Wunsch besteht, eine vorgegebene Duft- und/oder Aromakomposition unbekannter Zusammensetzung nachzubilden, kann gemäss Anspruch 7 ein abgewandelter Attributvektor dadurch bestimmt werden, dass für die besagte Komposition eine Attributbewertung, beispielsweise gemäss Anspruch 3 mittels quantitativer deskriptiver Analyse, vorgenommen wird.
Zur Visualisierung und Bearbeitung von Attributvektoren sind an sich die verschiedensten Darstellungsarten möglich. Vorteilhafterweise werden die Attributvektoren gemäss Anspruch 8 in Form von Polardiagrammen, insbesondere als so genannte "Spiderwebs" dargestellt. Dabei ist jedem Attribut ein von einem gemeinsamen Zentrum ausgehender Strahlabschnitt zugeordnet, dessen Länge ein Mass für die Ausprägung des betreffenden Attributs ist. Vorteilhafterweise sind die Strahlen winkel- mässig äquidistant angeordnet.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher beschrieben, dabei zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung zur Erzeugung von Duft- und/oder Aroma- kompositionen, in schematischer Darstellung;
Fig. 2 eine schematische Darstellung des Vorgehens bei der Entwicklung eines Moduls;
Fig. 3 eine schematische Darstellung von sechs Kompositionen in einer durch zwei Attribute a und b aufgespannten Ebene;
Fig. 4 eine schematische Darstellung der Bestimmung von Zusammenhängen zwischen den Mengenanteilen von Stoffkompo- nenten und den Attributsausprägungen einer Komposition;
Fig. 5 grafische Darstellung des Zusammenhangs zwischen der Ausprägung des Aromas "Pfirsicharoma" und dem Mengenanteil der Stoffkomponente "Butylacetat" und zugehörige Regressionsgerade;
Fig. 6 eine Darstellung des Attributvektors einer Komposition als Polardiagramm.
Wege zur Ausführung der Erfindung Die in der Figur 1 dargestellte Vorrichtung zur Erzeugung von Duft- und/oder Aromakompositionen umfasst eine Datenverarbeitungseinheit 2 und eine von dieser steuerbare Mischvorrichtung 4. Die Mischvorrichtung 4 weist eine Vielzahl von mit einzelnen Stoffkomponenten befüllbaren Vorratsbehältern 6, 6a, etc. - beispielsweise kleine Glasflaschen - sowie eine Vielzahl von Aufnahmebehältern 8, 8a, 8b, 8c, etc. - beispielsweise Reagenzgläser - für Duft- und/oder Aromakompositionen auf.
Eine steuerbare Zuführvorrichtung 10 umfasst eine von einer nicht dargestellten Druckgasquelle versorgte Druckgasleitung 12, von welcher aus zu den einzelnen Vorratsbehältern 6, 6a, etc. führende Zuführleitungen 14, 14a, etc. abgezweigt sind. Des Weiteren ist ein jeder Vorratsbehälter 6, 6a, etc. mit einer Steigleitung 18, 18a, etc. ausgestattet, die im Wesentlichen bis zum Boden des betreffenden Vorratsbehälters ragt. Die einzelnen Steigleitungen 18, 18a, etc. sind an ihren von den Vorratsbe- hältern abgewandten, distalen Enden 20, 20a, etc. zu einem Füllarm 22 gebündelt, der zu einer Abfüllstation 24 gehört. In jeder Steigleitung 18, 18a, etc. befindet sich zudem ein steuerbares Ventil 16, 16a, etc.. Die Zuführleitung 14, 14a, etc. und die Steigleitung 18, 18a, etc. eines jeden Vorratsbehälters 6, 6a, etc. sind durch einen Behälterdeckel 26, 26a, etc. geführt, der einen druckdichten Abschluss bildet. Um eine gewisse Menge der in einem Vorratsbehälter 6 befindlichen Stoffkomponente in einen Aufnahmebehälter 8 zu bringen, wird das entsprechende Ventil 16 in der Steigleitung 18 geöffnet. Durch Wirkung des im Vorratsbehälter 6 herrschenden Überdrucks wird die Stoffkomponente in die Steigleitung 18, durch das Ventil 16 hindurch und bis zum Füllarm 22 gedrängt.
Weiterhin umfasst die Mischvorrichtung 4 einen im Wesentlichen horizontal angeordneten Drehtisch 28, dessen Peripherie mit einer Vielzahl von über den Umfang verteilten Öffnungen 30 versehen ist. Wie aus der Figur 1 hervorgeht, sind die einzelnen Aufnahmebehälter 8, 8a, 8b, 8c hängend am Drehtisch 28 in den einzelnen Öffnungen 30 angeordnet. Zu diesem Zweck weisen die Aufnahmebehälter 8, 8a, 8b, 8c etc. einen oberen Kragen auf, welcher die Weite der Öffnungen 30 übertrifft und damit eine Auflagefläche für die hängende Lagerung der Aufnahmebehälter 8, 8a, 8b, 8c, etc. bildet. Der Drehtisch 28 ist um seine Mittelach- se A drehbar und kann zudem von der hier dargestellten unteren Stellung in Achsenrichtung in eine obere Stellung verschoben werden. Eine im Wesentlichen koaxial oberhalb des Drehtisches 28 befindliche Deckscheibe 32 bildet eine obere Abdeckung für die im Drehtisch 28 hängenden Aufnahmebehälter 8a, 8b, 8c, etc.; aus Anschaulichkeitsgründen ist jedoch die Deckscheibe 32 in der Figur 1 gegenüber dem Drehtisch 28 etwas angehoben dargestellt.
Die Abfüllstation 24 beinhaltet überdies eine Wägevorrichtung 34, mittels welcher die in einen darauf stehenden Aufnahmebehälter 8 zugeführten Mengen der verschiedenen Stoffkomponenten exakt bestimmbar sind. Wie aus der Figur 1 ersichtlich, sind der Füllarm 22, der zu befüllende Aufnahmebehälter 8 und die Wägevorrichtung 34 im Wesentlichen senkrecht untereinander angeordnet. Eine Aussparung 36 in der Deckscheibe 32 lässt einen Durchgang für den auf der Wägevorrichtung 34 stehenden Aufnahmebehälter 8 frei.
Nach erfolgtem Befüllen des Aufnahmebehälters 8 werden zunächst die Deckscheibe 32 und der Füllarm 22 bis zur Freigabe des Aufnahmebehälters 8 angehoben; ausserdem wird der Drehtisch 28 hochgefahren bis der Aufnahmebehälter 8 daran hängend ist. Anschliessend wird der Drehtisch 28 soweit um die Mittelachse A gedreht, bis sich der nächste
zu befüllende Aufnahmebehälter 8a über der Wägevorrichtung 24 befindet. Danach wird der Drehtisch 28 abgesenkt, wodurch der Aufnahmebehälter 8a auf die Wägevorrichtung 24 zu stehen kommt. Schliesslich wird die Deckscheibe 32 auf die Oberteile der im Drehtisch 28 hängen- den Aufnahmebehälter 8, 8b, 8c abgesenkt; ausserdem wird der Füllarm 22 wieder soweit abgesenkt, dass sich die distalen Enden 20, 20a, etc. der Steigleitungen 18, 18a, etc. innerhalb oder knapp oberhalb der Mündung des Aufnahmebehälters 8a befinden, der nunmehr befüllt werden kann.
Die zuvor beschriebenen Bewegungen von Drehtisch 28, Füllarm 22 und Deckscheibe 32 werden durch eine lediglich schematisch dargestellte Antriebsgruppe 38 bewerkstelligt, die von der Datenverarbeitungseinheit 2 gesteuert wird.
Es ist zweckmässig, austauschbare unterschiedliche Drehtische vorzusehen. Beispielsweise kann ein erster Drehtisch für 64 kleinere, mit bis zu 20 g befüllbaren Behälter und ein zweiter Drehtisch für 28 grössere, mit bis zu 100 g befüllbaren Behälter vorgesehen werden.
Zweckmässigerweise umfasst die Vorrichtung mehrere, beispielsweise vier Abfüllstationen und eine entsprechende Anzahl von Wägevorrichtungen, Füllarme, Ventilgruppen etc., wodurch das Befüilen einer grös- seren Anzahl von Aufnahmebehältern entsprechend beschleunigt werden kann.
Die Datenverarbeitungseinheit 2 weist an sich bekannte Funktionsgruppen wie Computer, Speichermedien, Bildschirmmonitor, Computermaus und dergleichen auf, welche zur Eingabe, Speicherung, Verarbeitung und Abfrage von Daten dienen. Wie nachfolgend anhand der massgebli- chen Verfahrensschritte näher erläutert, umfasst die Datenverarbei-
tungseinheit 2 insbesondere Mittel zur Eingabe, Speicherung, Verarbeitung und Abfrage von mindestens einer Kompositions-Datenbank sowie Mittel zur Bestimmung von Abbildungsoperatoren, Mittel zur Eingabe von Attributvektoren, Mittel zur Berechnung von abgewandelten Rezeptur- Vektoren und Mittel zur Übertragung von durch die Rezepturvektoren geprägten Steuerungssignalen an die Mischvorrichtung 4.
Mit der oben beschriebenen Vorrichtung lassen sich Rezepte und sensorische Daten von Duft- und/oder Aromakompositionen - nachfolgend als "Kompositionen" bezeichnet - verwalten. Der Anwender kann die vorhandenen Datenbanken gezielt nach sensorischen Eigenschaften durchforsten und sich die Rezepte der Kompositionen anzeigen lassen. Die Rezepturen lassen sich, wenn sie nicht die geforderten sensorischen Eigenschaften besitzen, mit Hilfe einer Abwandlungsprozedur modifizie- ren. Dabei werden mehrere neue Rezepte erstellt, welche den gewünschten sensorischen Eigenschaften genügen sollten. Grundlage der Abwandlungsprozedur sind die bereits bestehenden Basis-Kompositionen und deren sensorischen Bewertungen. Die Erhebung und Auswertung dieser Daten sowie die Funktionsweise der Abwandlungsprozedur werden nachfolgend näher beschrieben.
In der praktischen Anwendung hat es sich bewährt, Gruppen von Kompositionen als sogenannte "Module" zu betrachten, wobei ein jedes Modul einer gewünschten Duft- oder Aromarichtung zugehört. Die Entwick- lung eines derartigen Moduls ist in der Figur 2 dargestellt. Um beispielsweise ein Modul für das Aroma von Mango zu erstellen, werden zunächst Fachliteratur und Datenbanken nach Komponenten durchforstet, die schon in Mangoaromen eingesetzt wurden oder natürlicherweise in der Frucht vorkommen. Nach erfolgter Auswahl von beispielsweise 10 bis 20 solcher Stoffkomponenten wird eine Gruppe von Kompositionen bereitgestellt, indem jeweils einige Stoffkomponenten miteinander ver-
mischt werden. Dabei werden je nach Anwendungsbereich neben den Aromakomponenten auch übliche Lösungsmittel, Trägersubstanzen und dergleichen mit vermischt. Mit der hier beschriebenen Vorrichtung werden die Stoffkomponenten in Reagenzgläser dosiert, die 8 bis 15 Gramm fassen, wobei bis zu 64 Kompositionen gleichzeitig hergestellt werden können. Jede so hergestellte Komposition ist durch einen Rezepturvektor charakterisiert, welcher die Mengenanteile der zur Bildung der Komposition verwendeten Stoffkomponenten angibt.
In algebraischer Schreibweise lässt sich die Bildung von beispielsweise 14 Kompositionen Ki bis Kι aus beispielsweise 33 Stoffkomponenten Si bis S33 wie folgt darstellen:
(K) = R (S) (1 )
wobei der Kompositionsvektor (K) ein Spaltenvektor der Dimension 14 und der Stoffkomponentenvektor (S) ein Spaltenvektor der Dimension 33 ist und wobei die Rezepturmatrix R eine Matrix mit 14 Zeilen und 33 Spalten ist. Das Matrixelement R stellt den Mengenanteil der Stoffkom- ponente Sj in der Komposition Kj dar. Ebenso kann die i-te Zeile der Rezepturmatrix R als Zeilenvektor (Rj)τ interpretiert werden, der die Zusammensetzung der Komposition Kj darstellt, weshalb (Rj)τ auch als Rezepturvektor der Komposition Kj bezeichnet wird. (In der hier verwendeten Notation werden Zeilenvektoren mit dem Index T für "transponiert" dargestellt).
Ein Ausschnitt einer Rezepturmatrix mit Mengenanteilen in Gewichtsprozent ist nachfolgend in Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1 : Ausschnitt einer Rezepturmatrix
Die so bereitgestellten Kompositionen werden anschliessend bezüglich ihrer sensorischen Attribute bewertet. Zweckmässigerweise kann in einer ersten Phase eine Vorausscheidung von ungeeignet erscheinenden Kompositionen wie auch eine Verfeinerung von geeignet erscheinenden Kompositionen vorgenommen werden. Zu diesem Zweck werden die Kompositionen bezüglich ihrer Aromacharakteristik beschnüffelt. Die Re- zepte der klar erkennbaren Mangoaromen werden verfeinert, produziert und wieder getestet. Die guten Mangoaromen werden danach in einer sauren Zuckerwasserlösung verkostet. Es kommt vor, dass gut riechende Aromen nicht dementsprechend gut schmecken und somit ebenfalls auszuscheiden sind.
Für die auf obige Weise ausgewählten "besten" Mangoaromen wird in der Folge eine quantitative Bewertung von sensorischen Attributen vorgenommen, wobei dies zweckmässigerweise in einem spezialisierten Sensorik-Labor durchgeführt wird. Dabei wird zu jeder Komposition ein zugeordneter Attributvektor gebildet, welcher den Bewertungsergebnissen der einzelnen sensorischen Attribute entspricht. In Analogie zu den oben eingeführten Rezepturvektoren (Rι)τ kann der Attributvektor einer Komposition Kj als Zeilenvektor (Am)τ geschrieben werden, bzw. die Attributvektoren einer Gruppe von Kompositionen können als Attributmatrix
A dargestellt werden, wobei das Matrixelement Ajm die Ausprägung des Attributes m in der Komposition Kj darstellt. Ein Ausschnitt einer Attributmatrix mit Merkmalsausprägungen auf einer Normskala von 0 bis 15 ist nachfolgend in Tabelle 2 dargestellt.
Tabelle 2: Ausschnitt einer Attributmatrix
Zweckmässigerweise wird nun im Sinne einer Datenreduktion eine Fak- torenanalyse (engl. auch "principal component analysis (PCA)" genannt) durchgeführt. Dabei werden Attribute auf Ähnlichkeiten in ihrer Struktur innerhalb der Attributmatrix untersucht. Pro extrahiertem Faktor wird ein Attribut ausgewählt, welches einerseits eine hohe Faktorladung hat und andererseits für die Aromarichtung am meisten Sinn macht. Nur die aus- gewählten Attribute können später im Rahmen des Abwandlungsverfahrens gezielt verändert werden. Deshalb werden vor allem Attribute gewählt, die einen positiven Effekt auf das betrachtete Aroma bzw. den betrachteten Duft haben. Es dürfte ja kaum erwünscht sein, beispielsweise ein bestehendes Mangoaroma später in Richtung einer stärker ausge- prägten Modrigkeit oder Hölzigkeit abzuwandeln. In der Praxis werden pro Modul ungefähr zehn sensorische Attribute ausgewählt. Dementsprechend wird die Dimensionalität der Attributvektoren (Am)τ reduziert, indem die Anzahl von Vektorkomponenten beispielsweise von 50 auf 10 reduziert wird.
Die verwendeten Rezepturvektoren sowie die ausgewählten Attributvektoren werden in einer Kompositions-Datenbank derart abgespeichert, dass für jede Komposition die ihr zugeordneten Vektoren in Relation zueinander und zur Komposition abrufbar sind.
Mit der oben beschriebenen Datenerhebung werden in einem multidi- mensionalen "Attributraum" einzelne Punkte bestimmt, wobei jede Komposition eines Moduls einem Punkt im besagten Attributraum entspricht. Dies ist schematisch in der Figur 3 für Kompositionen in einer durch zwei Attribute aufgespannten Ebene dargestellt. Um eine gezielte Abwandlung der Attribute vornehmen zu können, sollten die sensorischen Attribute der bereitgestellten Kompositionen bezüglich ihrer einzelnen Attribute eine möglichst grosse Streuung aufweisen.
Im Hinblick auf eine Abwandlung einer bestehenden Komposition wird für das zugehörige Modul eine Attribut-Rezepturmatrix M erstellt. Das Matrixelement Mmj gibt dabei an, wie stark die Ausprägung des Attributes k durch den Mengenanteil der Stoffkomponente Sj geprägt wird. Diese Zusammenhänge werden beispielsweise mittels multipler linearer Reg- ression und/oder neuronaler Netze und/oder eines Expertensystems ermittelt. Zweckmässigerweise werden die mit unterschiedlichen Methoden gewonnen Ergebnisse miteinander verglichen und bei Bedarf abgeglichen. Dieses Verfahren ist schematisch in der Figur 4 dargestellt. Das Prinzip zur Bestimmung eines Matrixelementes M ist zudem in der Figur 5 veranschaulicht. Darin ist für jede der 14 Komponenten eines Moduls die Ausprägung des Attributs "blumig im Aroma" gegen den Mengenanteil der Stoffkomponente "Butylazetat" aufgetragen. Die durch lineare Regression ermittelte Trendlinie zeigt, dass das Attribut Pfirsicharoma mit zunehmendem Mengenanteil von Butylazetat stärker ausgeprägt wird.
Ziel der vorgenannten Prozedur ist das Eruieren von Stoffkomponenten, die eine positive oder aber eine negative Hebelwirkung auf das interessierende Attribut haben. Eine positive Hebelwirkung bedeutet, dass die Erhöhung des Mengenanteils der betreffenden Stoffkomponente in ei- nem Aromarezept zu einer verstärkten sensorischen Wahrnehmung des interessierenden Attributes führt. Eine negative Hebelwirkung bedeutet demgegenüber, dass zur Verstärkung der sensorischen Wahrnehmung des interessierenden Attributes der Mengenanteil der betreffenden Stoffkomponente erniedrigt werden muss.
Die Attribut-Rezepturmatrix M kann als Matrixdarstellung eines Operators verstanden werden, der zumindest in einem lokalen Bereich des Attributraumes eine Transformation von Rezepturvektoren auf Attributvektoren bewerkstelligt, was formell durch die folgende Gleichung ausge- drückt. werden kann:
(A) = M (R) (2)
worin (A) und (R) nun die Attribut- und Rezepturvektoren in Spaltendar- Stellung sind. Für eine bereits charakterisierte Komposition Kj mit zugehörigem Rezepturvektor (Rj) ergibt Gleichung (2) den zugehörigen Attributvektor (Aj). Die erforderliche Lokalität der obigen Transformation bedeutet, dass die Gleichung (2) auch für eine gegenüber der Komposition K| leicht abgewandelten Komposition Kj' in guter Näherung gilt. Anders formuliert heisst dies, dass die Anwendung der Rechenvorschrift (2) auf einen gegenüber (Rj) leicht abgewandelten Rezepturvektor (Rj)' einen berechneten abgewandelten Attributvektor ergibt, der in guter Näherung dem Attributvektor (Aj)' der abgewandelten Komposition Kj' entspricht. Wird nun in der Praxis eine neue Komposition mit vorgegebener Attri- butsausprägung gesucht, so ist im Prinzip das zur gerade geschilderten Prozedur inverse Problem zu lösen. Vorgegeben ist nunmehr der ge-
wünschte Attributvektor (ASOιι) und gesucht ist ein zugehöriger Rezepturvektor (Rsoii), welcher als Herstellungsvorschrift für die gesuchte Komposition verstanden werden kann. Zweckmässigerweise wird man für diese Suche von einer bereits charakterisierten Komposition ausgehen, deren Attributsausprägung möglichst nahe bei der gewünschten ist. Es wird also eine Abwandlung einer bereits charakterisierten Komposition KjSt mit Rezepturvektor Rist und Attributvektor AjSt vorgenommen.
Im einfachsten Fall könnte das Abwandlungsverfahren als sogenannte "trial and error" Prozedur durchgeführt werden, d.h. man könnte beispielsweise mit Hilfe eines Zufallsgenerators eine Vielzahl von neuen Rezepturvektoren in der Umgebung von (RjSt) erzeugen und durch Anwendung von Gleichung (2) deren zugehörige Attributvektoren berechnen. Dies wäre solang zu wiederholen, bis ein Attributvektor gefunden wird, der genügend nahe am gewünschten Attributvektor (ASOιι) liegt. Sinnvoller ist es allerdings, für die Abwandlungsprozedur eine statistische Versuchsplanung zu verwenden. Eine mögliche Vorgehensweise wird nachfolgend näher erläutert.
Pro Attribut werden in der Regel vier bis zehn massgebliche Stoffkomponenten bestimmt. Sie werden nach ihrer Hebelwirkung positiv und negativ in die Kategorien 1 bis 3 eingeteilt, wobei Kategorie 1 der grössten Hebelwirkung und Kategorie 3 der kleinsten Hebelwirkung entspricht. In die Kategorie 1 und 2 werden jeweils nur eine positive und eine negative Stoffkomponente eingeteilt, während der Kategorie 3 mehrere Stoffkomponenten zugeteilt werden können.
Die Tabelle 3 zeigt beispielhaft einen Ausschnitt der Resultate einer Datenauswertung aus einem Modul für Apfelaroma. Es sind die Attribute "frisch im Geschmack" und "blumig im Aroma" und die dazu eruierten Stoffkomponenten aufgeführt, wobei die Stoffkomponenten codiert auf-
geführt sind. Wird zum Beispiel einem Apfelrezept die Stoffkömponente C335 zugegeben oder die Stoffkomponente C8 reduziert, sollte dieses Rezept blumiger im Geruch sein als das Basisrezept.
Tabelle 3: Ausschnitt der Datenauswertung eines Moduls für Apfelaroma
Wie oben beschrieben, lässt sich eine gegebene Rezeptur auswählen und danach durch deren Abwandlung die Ausprägung eines bestimmten Attributes gezielt verstärken. Dabei werden beispielsweise bis zu 14 neue Rezepturen nach einer eigens entwickelten Versuchsplanung erzeugt. Die Versuchsplanung sieht vor, dem Basisrezept die aus der Datenauswertung stammenden Stoffkomponenten zuzugeben oder zu reduzieren. In der Tabelle 4 ist der Ablauf der Versuchsplanung aufgezeigt. In den ersten vier Rezepten werden die Konzentrationen derjenigen Stoffkomponenten mit einer positiven Hebelwirkung erhöht und bei den Rezepten 5 bis 8 werden die Konzentrationen der Stoffkomponenten mit einer negativen Hebelwirkung reduziert. Dabei können nur Stoffkomponenten reduziert werden, die in der Basisrezeptur enthalten sind. Ist also
die Stoffkomponente mit negativer Hebelwirkung der Kategorie 2 in der Basisformulierung nicht enthalten, so wird die Rezeptur Nummer 6 nicht generiert. Stoffkomponenten mit positiver Hebelwirkung werden dagegen immer zugegeben. Die Rezepte 9 bis 14 werden durch die Kombination der ersten acht Aktionen erstellt.
Tabelle 4: Statistische Versuchsplanung
Aus der Versuchsplanung geht demnach hervor, welche Stoffkomponenten erhöht oder reduziert werden müssen. Die absolute Masse dieser Änderungen muss jedoch für jede Stoffkomponente einzeln berechnet werden und wird wie folgt durchgeführt.
Zuerst wird für jede Stoffkomponente die Differenz zwischen dem maximalen je eingesetzten Mengenanteil Rmaχ und dem minimalen je eingesetzten Mengenanteil Rmjn über alle Rezepturen des betrachteten Moduls
bestimmt. Das Ergebnis wird durch die Differenz zwischen der maximalen Ausprägung Amaχ und der minimalen Ausprägung Amjn eines Attributes über alle Rezepturen des betrachteten Moduls dividiert: X-j — (Kmax - Rmin) / (Amax " Amin (3)
In einem weiteren Schritt wird der in der Basisrezeptur eingesetzte Mengenanteil Rist der Stoffkomponente dividiert durch die sensorische Bewertung des Attributs der gewählten Rezeptur.
Diese Berechnung entfällt, wenn die Stoffkomponente nicht in der Basisrezeptur vorhanden ist, da dann RjSt gleich Null ist.
Im nächsten Schritt wird der Mittelwert der beiden oben berechneten Werte berechnet.
Diese Berechnung entfällt, wenn die zweite Berechnung entfällt. In diesem Fall ist x = x-|.
In einem letzten Schritt wird die Differenz zwischen der gewünschten Attributsausprägung AS0n und der sensorischen Bewertung AjSt des Attributs der gewählten Rezeptur mit dem Resultat von Gleichung (5) multipliziert:
ΔR = x (Asoii - Aist) (6)
Das Ergebnis ΔR ist nun der Mengenanteil der betrachteten Stoffkomponente, welcher der Basisrezeptur dazugegeben oder in der Basisrezeptur reduziert wird. Falls ΔR negativ ist und der Betrag von ΔR den Mengenanteil RiSt der Stoffkomponente in der Basisrezeptur übersteigt, wird diese Stoffkomponente aus dem Rezept gestrichen.
Die obige Berechnung ist auf eine Verstärkung eines Attributes ausgelegt, kann aber auf analoge Art und Weise auch für die Abschwächung eines Attributes verwendet werden.
Ein Beispiel für die Visualisierung des Attributvektors einer einzelnen Komposition in Form eines Polardiagrammes (auch "Spiderweb" genannt) ist in der Figur 6 wiedergegeben. Dabei ist jedem Attribut ein von einem gemeinsamen Zentrum ausgehender Strahlabschnitt zugeordnet, dessen Länge ein Mass für die Ausprägung des betreffenden Attributs ist. Die Strahlen sind dabei winkelmässig äquidistant angeordnet. Bei der gezeigten Komposition ist das Attribut "Citrus" am wenigsten und das Attribut "Vanille" und "Frisch" am stärksten ausgeprägt. Eine derartige Darstellung ist für eine interaktive Abwandlung von Kompositionen gut geeignet. Dabei kann beispielsweise mittels einer Computermaus das am Bildschirm dargestellte Polardiagramm gezielt verändert werden und damit ein abgewandelter Attributvektor für eine gewünschte neue Komposition vorgegeben werden.