Vorrichtung und Verfahren zur automatisierten Durchführung von Laborarbeitsschritten
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur automatisierten Durchführung von Laborarbeitsschritten an Zeil- oder Gewebeproben, die eine Mehrzahl von modularen Stationen, die jeweils mindestens einen Arbeitsschritt in einer Gesamtfolge von Arbeitsschritten ausführen, und mindestens eine Fördereinheit zum Fördern von Probenbehältern zu und zwischen den Stationen aufweist.
Die Entwicklung neuer Arzneimittelwirkstoffe ist extrem zeit- und kostenaufwendig. Innerhalb des herkömmlichen Wirkstoffentwicklungsprozesses beinhalten insbesondere die Identifizierung und Validierung therapeutischer Angriffspunkte (Targets), das Auffinden potentieller Wirkstoffe sowie die präklinische Phase Schritte, die zu optimieren sind, um Zeit, Kosten und das Risiko von Produktausfällen in späteren Entwicklungsphasen zu verringern. Die Engpässe in der präklinischen Phase sind in jüngerer Zeit durch Fortschritte beim sogenannten "High-throughput screening" (HTS), der kombinatorischen Chemie, der Computer-gestützten Biochemie und der virtuellen Pharmakologie, die eine große Zahl möglicher Kandidaten für einen neuen Wirkstoff liefern, verschärft worden.
Da die große Zahl möglicher Wirkstoffkandidaten praktisch nicht mehr oder nur mit unzumutbarem Aufwand in Tierversuchen weiterevaluiert werden kann, gewinnt die Vorauswahl aussichtsreicher Wirkstoffkandidaten durch in vitro-Untersuchungen an Zellen oder Zellgewebeproben zunehmend an Bedeutung. Die in vitro-Vorevaluierung hilft, ungeeignete Wirkstoffkandidaten bereits vor dem in vivo-Screening auszusortieren oder besonders geeignete Targets und Wirkstoffkandidaten schneller zu erkennen.
Auch wenn entsprechende in vitro-Verfahren für das Wirkstoffscreening im Vergleich zu in vivo-Verfahren relativ zeit- und kostengünstig sind, verbleibt das Problem, daß Zellgewebeproben aufwendig und über einen längeren Zeitraum kultiviert werden müssen, so daß aufgrund der großen Anzahl simultan zu bearbeitender Proben, die jeweils einer langen Abfolge komplexer, chemischer oder analytischer Bearbeitungsschritte unterworfen werden müssen, das Bedürfnis nach einer Automatisierung der Laborarbeitsschritte besteht.
Die WO 02/49761 schlägt ein automatisiertes Laborsystem insbesondere zur Durchführung des PCR-Verfahrens vor. Die Vorrichtung umfaßt eine Mehrzahl von modularen Stationen, die jeweils mindestens einen Arbeitsschritt in einer Gesamtfolge von Arbeitsschritten ausführen, und eine modulare Station, die ohne menschliches Zutun Material an eine andere Station weitergibt.
Die DE 198 53 184 A1 offenbart eine Vorrichtung zum Fördern eines eine Mehrzahl von Probenmulden aufweisenden Trägerelements, insbesondere Titerplatte, zu und zwischen Lager- und/oder Bearbeitungsstationen, mit einem eine Aufgabe- und/oder Lagereinheit mit mindestens einer Bearbeitungsstation verbindenden, insbesondere linear wirkenden Fördereinheit zum Transportieren des Trägerelements, wobei die Bearbeitungsstation modulartig mit mindestens einer zum Ausführen einer automatisierbaren Bearbeitungsfunktion auf das Trägerelement bzw. dessen Probemulden ausgebildeten Funktionseinheit bestückbar eingerichtet ist und zum Übergeben eines Trägerelements zwischen Fördereinheit und Funktionseinheit die Bearbeitungsstation eine mindestens einen Drehteller oder Dreharm aufweisende Schwenkeinrichtung aufweist, die so ausgebildet ist, daß als Reaktion auf ein elektronisches Steuersignal ein von der Schwenkeinrichtung gehaltenes Trägerelement um einen vorbestimmten Winkel um eine Drehachse verschwenkt und von der Schwenkeinrichtung zu einem benachbarten Aggregat durch Verschieben übertragen werden kann. Als Funktionseinheiten schlägt dieses
Dokument einen Inkubator, einen Dispenser, einen Pipettor und eine Leseeinheit für eine am Trägerelement vorgesehene, bevorzugt optisch ablesbare Kennzeichnung vor.
Für eine Handhabung von Zeil- oder Gewebeproben sind die bekannten Laborautomatisierungsvorrichtungen weniger geeignet, da die Kultivierung und Bearbeitung von Zeil- und Gewebeproben über einen längeren Zeitraum besondere Bedingungen erfordert. Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, eine Vorrichtung zur automatisierten Durchführung von Laborarbeitsschritten an Zeil- oder Gewebeproben zur Verfügung zu stellen, mit der diese Proben auch über einen längeren Zeitraum kultiviert werden können.
Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung zur automatisierten Durchführung von Laborarbeitsschritten an Zeil- oder Gewebeproben gelöst, die eine Mehrzahl von modularen Stationen, die jeweils mindestens einen Arbeitsschritt in einer Gesamtfolge von Arbeitsschritten ausführen, und mindestens eine Fördereinheit zum Fördern von Proben zu und zwischen den Stationen aufweist und dadurch gekennzeichnet ist, daß sie mindestens eine Station zum automatischen Wechseln von flüssigen Medien in den Probenbehältern (Medienwechselstation) aufweist.
Die Laborarbeitsschritte können Teil komplexer und hochkomplexer Versuchsabläufe sein.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist mehrere modulare Stationen auf, bei denen es sich um bekannte Pipettier-, Dosier- oder Analyseautomaten handeln kann, wie sie beispielsweise in der WO 02/49761 oder dem DE 198 53 184 beschrieben sind. Als Fördereinheit zum Fördern von Probenbehältern zu und zwischen den Stationen eignet sich beispielsweise die in DE 198 53 184 offenbarte Fördereinheit.
Vorzugsweise umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung eine
Probeneinschleusungsstation, mindestens eine Inkubatorstation, eine
Medienwechselstation, eine Datenerfassungsstation und eine
Probenausschleusungsstation.
In der Probeneinschleusungsstation werden die Zeil- oder Gewebeproben, beispielsweise juvenile Zellegewebeproben, insbesondere juvenile Hirngewebeproben (z.B. als Hippocampus-Gewebeschnitte), aber auch Herz- oder Lebergewebeproben, wie kardiale Vorhofschnitte, in die erfindungsgemäße Vorrichtung eingebracht. Hierfür eignen sich
Probenbehälter in Form von Platten mit einer oder mehreren Vertiefungen, die Membraneinsätze enthalten können, wobei die Platten jeweils eine Deckelplatte aufweisen können. Entsprechende Probenbehälter sind beispielsweise als sogenannte 6-Lochplatten (auch Multischale) im Handel erhältlich und werden als Gewebekulturplatten verwendet. Diese Platten bestehen aus einer Grundplatte und einem abnehmbaren Deckel. Die Grundplatte enthält sechs Vertiefungen (Wells). In jede Vertiefung kann ein Membraneinsatz eingelegt werden. Hierbei handelt es sich um Schalen, deren Boden als Membran, z.B. in Form einer Glasfritte ausgebildet ist. An der Probeneinschleusungsstation werden die Membraneinsätze mit Gewebeproben bestückt, insbesondere manuell. Beispielsweise kann es sich bei den Gewebeproben um Hippocampus-Schnitte juveniler Ratten oder um Herz- oder Leberschnitte handeln. Es können sowohl tierische als auch humane Gewebeproben eingesetzt werden.
Üblicherweise stellt die erfindungsgemäße Vorrichtung an der Probeneinschleusungsstation auf Anforderung durch den Bediener einen Probenbehälter zur Verfügung, dessen Vertiefungen bereits mit einem gewünschten Medium in einer geeigneten Menge befüllt sind. Vorzugsweise enthält der Probenbehälter zwischen den Vertiefungen Wasser, insbesondere bidestilliertes Wasser, um in dem Behälter eine gewünschte Luftfeuchtigkeit einzustellen. An der Probeneinschleusungsstation werden dann die Gewebeschnitte in die Membraneinsätze gegeben, und anschließend wird der Probenbehälter automatisch an die Fördereinheit der Vorrichtung übergeben.
Zuvor hat die erfindungsgemäße Vorrichtung bereits beispielsweise einem Vorratsbehälter einen leeren Probenbehälter entnommen und in der Medienwechselstation dessen Vertiefungen mit dem gewünschten Medium in geeigneter Menge sowie, wenn gewünscht, den Raum zwischen den Vertiefungen mit Wasser befüllt. Die Multischale kann dann noch vor dem Zurverfügungstellen an der Probeneinschleusungsstation in einer Inkubatorstation, insbesondere einer Sauerstoffinkubatorstation, äquilibriert werden. Dies geschieht automatisch für einen vorbestimmten Zeitraum. Alternativ kann die Vorrichtung den leeren Probenbehälter an der Probeneinschleusungsstation statt aus einem Vorratsbehälter übernehmen.
Der vorzugsweise als Multischale ausgebildete Probenbehälter wird dann von der Fördereinheit beispielsweise zu einer Inkubationsstation gefördert und in dieser unter kontrollierten Bedingungen (beispielsweise Temperatur und Gaszusammensetzung) gelagert. In einer möglichen Ausführungsform umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung
mindestens zwei verschiedene Inkubatorstationen, eine Sauerstoffinkubatorstation und eine Stickstoffinkubatorstation. Die klimatischen Verhältnisse in dem Sauerstoffinkubator können beispielsweise 95% Luft und 5% CO2 bei 36°C betragen, die klimatischen Verhältnisse in dem Stickstoffinkubator 95% N2 und 5% CO2 bei 36°C.
Zur erfolgreichen Kultivierung von Zeil- und Gewebeproben müssen die für die Lagerung der Proben eingesetzten Medien, insbesondere Nährmedien, regelmäßig gewechselt werden. Hierfür werden die Probenbehälter von der Fördereinheit zu der Medienwechselstation gefördert. Die Medienwechselstation kann eine Einheit zum Entfernen eines flüssigen Mediums aus den Vertiefungen der Platte eines Probenbehälters und eine Einheit zum Zugeben eines oder mehrerer flüssiger Medien in die Vertiefungen der Platte des Probenbehälters aufweisen. Da die Probenbehälter mit einer Deckelplatte versehen sein können, kann die Medienwechselstation darüber hinaus eine Einheit zum Abnehmen und Aufsetzen einer solchen Deckelplatte umfassen.
Insbesondere bei der Verwendung von Multischalen mit Membraneinsätzen als Probenbehälter ergibt sich darüber hinaus das Problem, daß sich das flüssige Medium unterhalb des Membraneinsatzes in den Vertiefungen der Multischale befindet. Um das Entfernen des flüssigen Mediums aus den Vertiefungen der Multischale zu erleichtern, kann die Medienwechselstation daher zusätzlich mit einer Einheit zum Herausnehmen und Einsetzen der Membraneinsätze aus den Vertiefungen der Platte eines Probenbehälters ausgerüstet sein.
Insbesondere wenn mehrere verschiedene flüssige Medien in eine Vertiefung der Platte des Probenbehälters zugegeben werden, hat es sich darüber hinaus als vorteilhaft erwiesen, wenn die Medienwechselstation über eine Einheit zum Mischen flüssiger Medien in Vertiefungen einer Platte eines Probenbehälters verfügt.
Vorzugsweise arbeitet die Medienwechselstation daher wie folgt:
Von der Fördereinheit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird ein Probenbehälter, vorzugsweise eine Multischale, an die Medienwechselstation übergeben. Die Medienwechselstation erkennt automatisch, ob der übergebene Probenbehälter eine Deckelplatte aufweist. Falls der Probenbehälter eine Deckelplatte aufweist, wird diese von der Einheit zum Abnehmen der Deckelplatte abgenommen. Dies kann beispielsweise durch einen Robotergreifer, der mit einer Zange zum Greifen der Deckelplatte oder beispielsweise
mit einer Ansaugvorrichtung zum Ansaugen der Deckelplatte mittels Vakuum ausgerüstet ist, geschehen.
Anschließend werden die Membraneinsätze, sofern vorhanden, aus den Vertiefungen der Platte des Probenbehälters automatisch herausgenommen. Dies kann beispielsweise durch Robotergreifer geschehen, die eine oder mehrere der Membraneinsätze gleichzeitig oder nacheinander greifen und aus den Vertiefungen herausnehmen können. Beispielsweise kann der Robotergreifer ein Glied aufweisen, das in die Membraneinsätze hereingreift und dort Greifelemente auseinanderspreitzt. Vorzugsweise verfügt die Einheit zum Herausnehmen der Membraneinsätze über so viele Greifer, wie die eingesetzten Probenbehälter Membraneinsätze aufweisen, damit die Einheit alle Membraneinsätze eines Probenbehälters gleichzeitig ergreifen und herausnehmen kann.
Vorteilhaft sollte die Einheit zum Herausnehmen und Einsetzen der Membraneinsätze in der Lage sein, gezielt nur einzelne der mehrere Membraneinsätze aus einem Probenbehälter herauszunehmen, so daß während des Experiments beispielsweise als unbrauchbar erkannte Proben aussortiert werden können. Außerdem ermöglicht dies, daß während eines laufenden Experiments Proben beispielsweise verschiedener Herkunft in einem Probenbehälter gemischt (gepoolt) werden können.
Da die Membraneinsätze äußerst empfindliche Gewebeproben enthalten können, hat es sich darüber hinaus als vorteilhaft erwiesen, wenn die Medienwechselstation ferner eine Einheit zur Zwischenlagerung von Membraneinsätzen unter kontrollierten Bedingungen aufweist. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Multischale handeln, die geeignetes Nährmedium bei einer gewünschten Temperatur in den Vertiefungen enthält. Die Einheit zum Herausnehmen der Membraneinsätze kann dann die Membraneinsätze, die aus dem Probenbehälter entnommen werden, der an die Medienwechselstation übergeben wurde, in die Vertiefungen der Multischale einsetzen, so daß die Gewebeproben nur kurze Zeit von einem Nährmedium getrennt verweilen müssen.
Um ein Verschleppen von Medien aus einem Probenbehälter in die Einheit zur Zwischenlagerung von Membraneinsätzen oder aus dieser Einheit in einen anderen Probenbehälter zu vermeiden, kann die erfindungsgemäße Vorrichtung ferner eine Einheit zum Entfernen flüssigen Mediums von Membraneinsätzen aufweisen. Hierbei kann es sich beispielsweise um ein Filterpapier, eine Stoffbahn oder einen Schwamm handeln, auf die
die Membraneinsätze vor dem Einsetzen in bzw. nach dem Herausnehmen aus der Einheit zur Zwischenlagerung der Membraneinsätze abgesetzt und getrocknet werden.
Nach dem Entfernen der Membraneinsätze aus der Platte eines Probenbehälters wird dieser in der Medienwechselstation an eine Einheit zum Entfernen des flüssigen Mediums aus den Vertiefungen der Platte des Probenbehälters gefördert. Dies kann beispielsweise durch einen automatischen Robotergreifer oder ein Fließband erfolgen. Alternativ kann bei stationärem Probenbehälter die Einheit zum Herausnehmen der Membraneinsätze gegen die Einheit zum Entfernen des flüssigen Mediums ausgewechselt werden. Das Entfernen des flüssigen Mediums aus den Vertiefungen der Platte kann beispielsweise durch ein automatisches Auskippen des flüssigen Mediums aus den Vertiefungen oder durch Absaugen des flüssigen Mediums erfolgen. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Platte zum Entfernen des flüssigen Mediums beispielsweise um ca. 45° geneigt und das Medium dann abgesaugt wird. Hierdurch kann das Medium weitgehend rückstandfrei aus den Vertiefungen entfernt werden.
Das Absaugen kann beispielsweise mittels eines oder mehrerer Rohre erfolgen, die sich automatisch von oben in die Vertiefungen senken und das Medium mittels einer Pumpe absaugen. Vorzugsweise weist die Einheit zum Entfernen des flüssigen Mediums so viele Rohre zum Absaugen auf, wie der verwendete Probenbehälter Vertiefungen hat, damit das Medium aus allen Vertiefungen des verwendeten Probenbehälters gleichzeitig abgesaugt werden kann. Ferner kann es wünschenswert sein, daß die Einheit zum Entfernen des flüssigen Mediums über mehrere verschiedene Absaugrohre für jede Vertiefung des Probenbehälters verfügt, die wahlweise zum Absaugen eingesetzt werden können, damit unterschiedliche Medien beispielsweise in unterschiedlichen Sammelbehältern getrennt voneinander aufgefangen werden können. Alternativ kann die Mediumwechselstation über mehrere Einheiten zum Entfernen des flüssigen Mediums verfügen, die in Abhängigkeit von dem flüssigen Medium, das aus dem Probenbehälter entfernt werden soll, automatisch ausgewählt werden, um verschiedene flüssige Medien in verschiedenen Sammelbehältern getrennt voneinander aufzufangen.
Nach dem Entfernen des flüssigen Mediums aus den Vertiefungen des Probenbehälters wird dieser zu einer Einheit zum Zugeben eines oder mehrerer flüssiger Medien in die Vertiefungen des Probenbehälters weitergefördert. Dies kann entweder dadurch geschehen, daß der Probenbehälter beispielsweise durch eine Robotergreifer oder mittels eines Fließbands automatisch weiterbefördert wird. Alternativ kann bei stationärem
Probenbehälter die Einheit zum Entfernen des flüssigen Mediums gegen die Einheit zum Zugeben eines oder mehrerer flüssiger Medien ausgewechselt werden.
Bei der Einheit zum Zugeben eines oder mehrerer flüssiger Medien kann es sich beispielsweise um eine Pipettiereinheit handeln, mit der eine vorbestimmte Menge eines oder mehrerer flüssiger Medien aus einem oder mehreren Vorratsbehältern in eine Vertiefung des Probenbehälters eingebracht wird. Die Einheit kann über eine oder mehrere entsprechende Pipettiervorrichtungen verfügen, um mehrere unterschiedliche flüssige Medien in die Vertiefungen einfüllen zu können, ohne daß eine Pipettiereinheit mit unterschiedlichen Medien in Kontakt kommt. Die Zugabe kann gleichzeitig oder nacheinander erfolgen. Die Einheit kann darüber hinaus über so viele Pipettiereinheiten bzw. Kombinationen von Pipettiereinheiten verfügen, wie die eingesetzten Probenbehälter Vertiefungen aufweisen, um alle Vertiefungen eines Probenbehälters gleichzeitig befüllen zu können. Alternativ kann die Einheit über weniger Pipettiereinheiten bzw. Kombinationen von Pipettiereinheiten verfügen, als der Probenbehälter über Vertiefungen. In diesem Fall werden die Vertiefungen eines Probenbehälters nacheinander befüllt.
Insbesondere wenn mehrere verschiedene flüssige Medien in eine Vertiefung eines Probenbehälters eingefüllt worden sind, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Medienwechselstation der erfindungsgemäßen Vorrichtung zusätzlich über eine Einheit zum Mischen der flüssigen Medien in den Vertiefungen des Probenbehälters verfügt. Hierbei kann es sich beispielsweise um Rührer handeln, die von oben in die Vertiefungen eingreifen und die eingebrachten flüssigen Medien durch Rühren vermischen. Vorzugsweise kann es sich alternativ um einen Rütteltisch handeln, auf dem die Probenbehälter automatisch abgestellt werden. Die verschiedenen flüssigen Medien in den Vertiefungen des Probenbehälters werden dann durch Rütteln des Behälters vermischt.
Nach Zugabe des flüssigen Mediums bzw. der flüssigen Medien in die Vertiefungen des Probenbehälters werden von der Einheit zum Einsetzen der Membraneinsätze diese wieder in die Vertiefungen des Probenbehälters eingesetzt. Gegebenenfalls werden die Membraneinsätze hierfür aus der Einheit zur Zwischenlagerung herausgenommen, und, falls gewünscht, von der Einheit zum Entfernen flüssigen Mediums von den Membraneinsätzen gereinigt. Beim Einsetzen der Membraneinsätze in die Vertiefungen des Probenbehälters ist es wichtig, daß die erfindungsgemäße Vorrichtung die Membraneinsätze so einsetzt, daß sich zwischen der Oberfläche des eingefüllten flüssigen Mediums und der Unterseite des Membraneinsatzes keine Luftblasen bilden, da diese den
Austausch von Substanzen zwischen dem Medium und beispielsweise den Gewebeschnitten auf der Oberfläche der Membran behindern könnten.
Nach dem Einsetzen der Membraneinsätze in die Vertiefungen des Probenbehälters wird gegebenenfalls die Deckelplatte wieder aufgesetzt und die Multiplatte wird von der Medienwechselstation an die Fördereinheit zurück übergeben, die den Probenbehälter automatisch an die nächste modulare Station, beispielsweise eine Inkubatorstation, weiterfördert.
Im Laufe der Gesamtfolge von Arbeitsschritten können die Zeil- oder Gewebeproben beispielsweise krankheitssimulierenden Bedingungen ausgesetzt werden, um dann die Auswirkungen dieser Bedingungen auf die Proben und/oder den Einfluß von Testsubstanzen auf die Proben unter diesen Bedingungen zu untersuchen. Hierfür kann z.B. in der Medienwechselstation ein Nährmedium gegen ein anderes Medium ausgetauscht werden, das nicht die von dem Gewebe benötigten Nährstoffe enthält, um so einen Nährstoffmangel zu simulieren. Auch können die Proben beispielsweise statt in einem Sauerstoffinkubator in einem Stickstoffinkubator inkubiert werden, um einen Sauerstoffmangel zu simulieren.
Gleichzeitig oder alternativ können in einer Station zum Zugeben von Reagenzien zu den Probenbehältern eine oder mehrere Testsubstanzen, deren Wirkung auf die Zellgewebeproben getestet werden soll, zu den flüssigen Medien in die Vertiefungen der Probenbehälter zugegeben werden. Die Station zum Zugeben von Reagenzien ist vorzugsweise mit der Medienwechselstation gekoppelt, um unnötige Arbeitsschritte zu vermeiden. Gleichzeitig oder unabhängig mit dem Medienwechsel kann dann die gewünschte Substanz in geeigneter Menge mit in die Vertiefungen des Probenbehälters eingegeben werden, beispielsweise mittels einer automatischen Pipette.
Bei den zugegebenen Substanzen kann es sich beispielsweise auch um spezifische Substanzen zur Induktion oder Simulation unterschiedlicher krankheitsrelevanter Ereignisse (z.B. Lipopolysaccharide (LPS) und/oder spezifische Zytokine zur Induktion inflammatorischer Ereignisse) handeln. Außerdem können molekularbiologische Tools (z.B. small interference RNA (siRNA) oder antisense Sequenzen) oder molekularbiologische Konstrukte (z.B. virale Vektoren) zur Manipulation der gewebespezifischen Genexpression mit dem Ziel zugegeben werden, entweder krankheitsrelevante Situationen (z.B. Alzheimer-
ähnliche Pathophysiologie) zu induzieren oder Pharmaka-relevante Zielstrukturen (Targets) zu identifizieren bzw. zu validieren.
Alternativ oder zusätzlich zu der Testsubstanz, deren Wirkung auf die Zellgewebeproben getestet werden soll, kann gegebenenfalls auch eine Substanz, die die Aufnahme von Meßdaten der Zellgewebeproben unterstützt, von der Station zum Zugeben von Reagenzien in die Vertiefungen der Probenbehälter zugegeben werden. Bei einer solchen Substanz kann es sich beispielsweise um Propidium-Iodid (Pl) handeln, das zum Anfärben von Nukleinsäuren geeignet ist. Entsprechend angefärbte Proben können dann mittels Fluoreszenzmikroskopie in der Datenerfassungsstation untersucht werden. Als weitere Substanzen zur Unterstützung der Aufnahme von Meßdaten (Marker/readouts) eignen sich beispielsweise spezifische Apoptosemarker, Proliferationsmarker, zelluläre Differenzierungsmarker und fluoreszenzmarkierte Antikörper zur Visualisierung distinkter Proteine.
Um den Einfluß der Inkubationsbedingungen (z.B. Zusammensetzung des flüssigen oder gasförmigen Mediums) und/oder von Testsubstanzen auf die Gewebeproben ermitteln zu können, umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung vorzugsweise auch eine Datenerfassungsstation, in der beispielsweise mit Hilfe einer Mikroskopiereinheit (z.B. einer konfokalen, nicht konfokalen oder Infrarot-Mikroskopiereinheit) relevante Daten der Proben zu Beginn, während oder am Ende der Gesamtfolge von Arbeitsschritten erfaßt werden können. Beispielsweise können von entsprechenden Gewebeschnitten unter dem Mikroskop Transmissionsbilder und/oder nach Anfärben mit Pl Fluoreszenzbilder aufgenommen werden. Ein Vergleich der verschiedenen Aufnahmen vor, während und nach entsprechenden Behandlungsschritten ermöglicht dann dem Bediener zu ermitteln, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß die eingesetzte Testsubstanzen und/oder Änderungen der Inkubationsbedingungen Auswirkungen auf die Gewebekulturen haben.
Die Anfertigung von Transmissionsaufnahmen durch die Mikroskopiereinheit kann vollautomatisch erfolgen. Hierzu wird zunächst eine Aufnahme des kompletten Membraneinsatzes angefertigt und die Lage der einzelnen Gewebeschnitte in einem Membraneinsatz wird durch eine geeignete Software automatisch erkannt. Die einzelnen Gewebeschnitte werden anschließend zur Aufnahme der Transmissionsbilder einzeln vergrößert. Entsprechend kann für die Aufnahme der Fluoreszenzbilder verfahren werden.
Als zusätzliche oder alternative Datenerfassungsstation eignen sich beispielsweise auch Geräte für die Durchflußzytometrie (FACS-Analyse), Laser-basierte Mikrodissection, Massenspektrometrie (z.B. MALDI/TOF Analyse), Spektroskopie (z.B. IR-Spektroskopie, Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie) und Elektrophysiologie (z.B.
Multielektrodenarrays). Geeignete Datenerfassungsstationen können vom Fachmann in Abhängigkeit von dem durchgeführten Experiment und den eingesetzten Markern gewählt werden.
Nach Abschluß des Experiments werden die Probenbehälter von der Fördereinheit vorzugsweise zu einer Probenausschleusungsstation gefördert und beispielsweise dort gesammelt, um später entweder entsorgt oder recycelt werden zu können. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann auch mehrere, beispielsweise zwei Probenausschleusungsstationen für Probenbehälter beispielsweise mit unterschiedlichen flüssigen Medien aufweisen, wenn diese Medien getrennt voneinander gesammelt und entsorgt werden sollen.
In einer möglichen Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Vorrichtung eine Kombination folgender Stationen auf: eine Probeneinschleusungsstation, in der Zellgewebeproben manuell in Membranschalen eingebracht werden, die sich in Vertiefungen einer Multischale befinden, wobei die Vertiefungen ein Nährmedium für die Zellgewebeproben enthalten, eine Sauerstoffinkubatorstation, in der die Zellgewebeproben kultiviert werden, eine Medienwechselstation, in der das Nährmedium in den Multischalen nach vorbestimmten Zeitintervallen gewechselt wird, eine Reagenzienzugabestation, in der eine oder mehrere Testsubstanzen, deren Wirkungen auf die Zellgewebeproben getestet werden sollen und/oder gegebenenfalls eine oder mehrere Substanzen, die die Aufnahme von Meßdaten der Zellgewebeproben unterstützen, in die Vertiefungen der Multischalen zugegeben werden, gegebenenfalls eine Stickstoffinkubatorstation, in der die Zellgewebeproben im Laufe des Experiments zusätzlich bedarfsweise inkubiert werden, eine Datenerfassungsstation, in der Meßdaten der Zellgewebeproben beispielsweise vor und nach Zugabe einer Testsubstanz und/oder Kultivierung in dem Stickstoffinkubator erfaßt werden, um deren Einfluß auf die Zellgewebeproben zu bestimmen, eine Probenausschleusungsstation, in der Multischalen nach Abschluß der Untersuchungen aus der Vorrichtung ausgeschleust werden, und eine Fördereinheit zum Fördern der Multischalen von der Probeneinschleusungsstation zu und zwischen den Stationen bis zur Probenausschleusungsstation.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist den Vorteil auf, daß mit ihr vollautomatisch beispielsweise Gewebeschnitte kultiviert und die Einflüsse von Testsubstanzen sowie krankheitssimulierenden Bedingungen auf diese Gewebeschnitte untersucht werden können. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht somit ein funktionelles, gewebebasiertes Screening, insbesondere anhand krankheitsrelevanter Effekte. Hierdurch wird ein Engpaß zwischen den sehr schnellen HTS-Verfahren, die eine Vielzahl möglicher Wirkstoffkandidaten liefern, und den vergleichsweise langsamen und insbesondere kostenintensiven in vivo-Untersuchungen überwunden. Die vorliegende Erfindung betrifft somit auch die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung von Untersuchungen chemischer, biologischer und/oder physikalischer Einflüsse auf physiologische oder pathophysiologische Prozesse an Proben wie Zellgewebeproben. Insbesondere kann die Vorrichtung Verwendung zum Testen der Wirkung von Substanzen auf Proben, vorzugsweise auf Zellgewebeproben finden. Entsprechende Verwendungen sind beispielsweise anhand ex-vivo gehaltener, vitaler Mammalia-Herzgewebe-Zellen in der DE 103 22 986.8 der KeyNeurotek AG beschrieben.
Außerdem wird ein Verfahren zum Testen der Wirkung von Substanzen auf Proben, vorzugsweise auf Zellgewebeproben, zur Verfügung gestellt, das das Einschleusen von Proben in eine erfindungsgemäße Vorrichtung und das Auswerten von in der Datenerfassungsstation erfaßten Meßdaten umfaßt. Dieses Verfahren hat den besonderen Vorteil, daß nur noch die Proben manuell vorbereitet und die Meßdaten manuell ausgewertet werden müssen. Die arbeits-, zeit- und kostenintensiven Zwischenschritte auch komplexester Versuchsabläufe werden von der erfindungsgemäßen Vorrichtung vollautomatisch durchgeführt. Es kann daher eine große Anzahl verschiedener Proben und Testsubstanzen gleichzeitig untersucht werden.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht in ihrem modularen Aufbau, der es ermöglicht, je nach Ablauf des gewünschten Experiments einzelne modulare Stationen gegen andere auszutauschen oder die Vorrichtung beispielsweise zur Erhöhung der Kapazität mit zusätzlichen Inkubatoren oder z.B. auch mit einer zusätzlichen Medienwechselstation zu versehen. Im Prinzip sind der erfindungsgemäßen Vorrichtung damit keine Kapazitätsgrenzen gesetzt, da deren Kapazität durch Hinzufügung weiterer modularer Stationen jederzeit erhöht werden kann.
Die vorliegende Erfindung wird nun anhand eines konkretes Ausführungsbeispiels näher erläutert, ohne sie jedoch hierauf einzuschränken.
Die anliegende Figur 1 zeigt schematisch in Aufsicht eine mögliche Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Figur 2 zeigt die perspektivische Darstellung einer anderen möglichen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Man erkennt in Figuren 1 und 2 eine Probeneinschleusungsstation 1 , zwei Sauerstoffinkubationsstationen 2 und 2", eine Stickstoffinkubatorstation 3, eine Medienwechselstation 4, eine Datenerfassungsstation 5, eine Probenbehältervorratsstation 6 und (nur in Figur 1 ) zwei Probenausschleusungsstationen 7 und 7' sowie eine Fördereinheit 8 zum Fördern der Probenbehälter zu und zwischen den Stationen.
Nachfolgend wird die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Screenen möglicher Wirkstoffe gegen zerebrale Ischämie beispielhaft beschrieben. Normale Gehirnfunktionen hängen wesentlich von der permanenten Zufuhr von Glukose und Sauerstoff ab. Eine Unterbrechung des zerebrospinalen Blutflusses durch einen Schlaganfall, kurzzeitiges Aussetzen des Herzens oder als eine Nebenwirkung von herzchirurgischen Maßnahmen führt schnell zu ischämischen Bedingungen im Gehirn und anschließend zum Absterben neuronaler Zellen. Zur Ermittlung der Wirkung von Testsubstanzen auf zerebrale Ischämie können Hippocampus-Schnitte zunächst gemäß bekannten Protokollen kultiviert und dann ischämischen Bedingungen durch Sauerstoff- und Glukoseentzug ausgesetzt werden. Schäden an neuronalen Zellen durch diese Bedingungen können dann z.B. durch die intrazellulare Fluoreszenz von zugegebenem Propidium-Iodid (Pl) sichtbar gemacht werden, das nur in geschädigte Zellen inkorporiert wird. Eine mögliche positive Wirkung von zu testenden Substanzen auf die Fähigkeit von neuronalen Zellen, ischämische Bedingungen zu überleben, wird in einem Vergleichsexperiment unter denselben Bedingungen bei gleichzeitiger Zugabe der Testsubstanz zu dem Nähermedium bestimmt.
Die hierfür benötigten Laborarbeitsschritte können von der erfindungsgemäßen Vorrichtung beispielsweise wie folgt ausgeführt werden. Zunächst werden leere Multischalen mit in die Vertiefungen eingesetzten Membraneinsätzen über die Probeneinschleusungsstation 1 in die Vorrichtung einschleust. Die Fördereinheit 8 fördert die Multischalen zu der Medienwechselstation 4, in der bidestilliertes Wasser zwischen die Vertiefungen und Glukosemedium in alle Vertiefungen der Multischalen eingefüllt wird. Anschließend werden
die Multischalen von der Fördereinheit 8 in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' gefördert, wo sie zwischen 20 Minuten und 24 Stunden zum Äquilibrieren verbleiben. Anschließend werden die Multischalen aus dem Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zu der Probeneinschleusungsstation 1 gefördert. Dort werden die Membraneinsätze der Multischalen von dem Bediener mit Hippocampus-Schnitten, die zuvor manuell präpariert wurden, bestückt. Die Fördereinheit 8 fördert die bestückten Multischalen dann zurück in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2'.
Damit die Proben jederzeit eindeutig zusortierbar sind, werden die Multischalen vorzugsweise markiert, beispielsweise mit einem Barcode, der dann sowohl von der Fördereinheit als auch von den verschiedenen Stationen der erfindungsgemäßen Vorrichtung jederzeit abgelesen und mit dem Datenbestand verglichen werden kann.
Die Hippocampus-Schnitte werden in einem Sauerstoffinkubator 2 oder 2' für einen Zeitraum zwischen sechs Stunden und 13 Tagen oder länger kultiviert. Während dieser Verweilzeit erfolgt die Durchführung von zyklischen Medienwechseln (z.B. Wechsel des Glukosemediums). Hierzu werden in Intervallen von jeweils 60 bis 72 Stunden die Multischalen zur Medienwechselstation 4 und nach erfolgtem Medienwechsel zurück in den Inkubator gefördert. Die Kulturen werden solange kultiviert, bis sie von dem Bediener zur Kontrolle angefordert werden, üblicherweise nach sechs bis 13 Tagen.
Im nächsten Schritt findet eine Vorkontrolle der Proben statt. Hierzu wird eine Multischale aus einem Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zu der Datenerfassungsstation 5 gefördert. Dort werden in einer Mikroskopiereinheit Transmissionsaufnahmen der kompletten Membraneinsätze sowie der einzelnen Schnitte eines Membraneinsatzes angefertigt. Die Multischale wird anschließend in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zurückgefördert.
Die einzelnen Gewebeschnitte werden anhand der Transmissionsaufnahmen anschließend evaluiert und jedem einzelnen Membraneinsatz der Multischalen wird ein Experiment- Spezifik zugeordnet und der erfindungsgemäßen Vorrichtung beispielsweise über ein Computerterminal mitgeteilt.
Entsprechend der betroffenen Zuordnung werden die Membraneinsätze der Multischalen entweder ausgeschleust, wenn sie als ungeeignet erkannt wurden, oder in Multischalen neu zusammengestellt, wobei solche Membraneinsätze, die gleichen Kultivierungsbedingungen unterworfen werden sollen, in einer Multischale zusammengefaßt werden. Dieses "Poolen"
kann beispielsweise in der Medienwechselstation durch die Einheit zum Herausnehmen und Einsetzen von Membraneinsätzen aus Multischalen sowie das Zwischenlagern von Multischalen in der Einheit zur Zwischenlagerung von Membraneinsätzen unter kontrollierten Bedingungen erfolgen. Gleichzeitig wird der Datenbestand der Vorrichtung entsprechend aktualisiert, damit auch nach dem Poolen der Membraneinsätze die einzelnen Proben in den Multischalen eindeutig zugeordnet werden können.
Zur Durchführung der Experimente wird jedem Membraneinsatz über die Experiment- Spezifik beispielsweise eine von drei möglichen Konditionen zugeordnet:
Kondition 1 OGD ohne Zugabe von Substanz(en), Kondition 2 OGD unter Zugabe von Substanz(en), Kondition 3 Zugabe von Substanz(en) ohne OGD.
"OGD" bedeutet vorliegend, daß die Kulturen ischämischen Bedingungen, d.h. einem Sauerstoff- und Glukoseentzug ("oxygen and glucose deprivation OGD") unterworfen werden.
Die einzelnen Konditionen können weiter spezifiziert werden, z.B. durch Angabe der Art und Menge der einzusetzenden Testsubstanz, Dauer der OGD, etc.
Ca. eine Stunde vor OGD werden die Multischalen mit Membraneinsätzen, welche für die Kondition 2 oder die Kondition 3 bestimmt sind, von der Fördereinheit 8 zu der Medienwechselstation 4 gefördert. Dort wird das Glukosemedium gegen ein Glukose/Testsubstanz-Medium gewechselt, und die Multischalen werden anschließend in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zurückgefördert.
Vor OGD werden außerdem leere Multischalen ohne Membraneinsätze in den Vertiefungen entweder über die Probenbehältervorratsstation 6 oder über die Probeneinschleusungsstation 1 in die erfindungsgemäße Vorrichtung eingeschleust und von der Fördereinheit 8 zu der Medienwechselstation 4 gefördert. Dabei wird genau die Anzahl an neuen Multischalen eingeschleust, die der Anzahl Multischalen entspricht, welche für das bevorstehende Experiment Membraneinsätze enthalten, die der Kondition 1 oder der Kondition 2 zugeordnet sind. Außerdem findet eine systeminterne komplementäre Zuordnung der neuen Multischalen statt, wobei genau eine neu eingeschleuste Multischale jeweils einer Multischale eindeutig zugeordnet wird, welche für das bevorstehende
Experiment Membraneinsätze enthält, die für die Kondition 1 oder die Kondition 2 bestimmt sind.
In der Medienwechselstation 4 wird bidestilliertes Wasser zwischen die Vertiefungen der neu eingeschleusten Multischalen gefüllt. Außerdem wird ein Mannitolmedium in diejenigen Vertiefungen der neu eingeschleusten Multischalen, in denen sich auf der komplementären Multischalen Membraneinsätze befinden, welche für die Kondition 1 bestimmt sind, und ein Mannitol/Testsubstanz-Medium in diejenigen Vertiefungen der neu eingeschleusten Multischalen, in denen sich auf der komplementären Multischale Membraneinsätze befinden, welche für die Kondition 2 bestimmt sind, gefüllt. Die neu eingeschleusten Multischalen werden anschließend von der Fördereinheit 8 in einen Stickstoffinkubator 3 gefördert, wo sie zwischen 20 Minuten und 24 Stunden äquilibriert werden.
Ca. ein bis fünf Minuten vor OGD werden diejenigen Multischalen, die die Membraneinsätze mit den Gewebeschnitten enthalten, die für die Kondition 1 oder die Kondition 2 bestimmt sind, sowie die jeweiligen komplementären Multischalen mit dem Mannitolmedium von der Fördereinheit 8 zu der Medienwechselstation 4 gefördert. Dort werden die Membraneinsätze, welche für die Kondition 1 oder die Kondition 2 bestimmt sind, aus den Multischalen mit dem Glukosemedium in die komplementären Multischalen mit dem Mannitolmedium umgesetzt. Die Multischalen mit dem Mannitolmedium werden zur OGD in den Stickstoffinkubator 3 und die Multischalen mit dem Glukosemedium in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' gefördert.
Zur OGD verweilen die Multischalen mit dem Mannitolmedium je nach Experiment-Spezifik beispielweise fünf bis 90 Minuten oder länger in dem Stickstoffinkubator 3. Unmittelbar nach OGD werden die Multischalen mit Mannitolmedium aus dem Stickstoffinkubator 3 sowie die jeweiligen komplementären Multischalen mit dem Glukosemedium aus einem Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zur Medienwechselstation 4 gefördert. Dort werden die Membraneinsätze, welche für die Kondition 1 oder die Kondition 2 bestimmt sind, aus den Multischalen mit dem Mannitolmedium in die komplementären Vertiefungen der komplementären Multischalen mit dem Glukosemedium umgesetzt, und die Multischalen mit dem Glukosemedium werden von der Fördereinheit 8 in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' gefördert. Die leeren Multischalen mit dem Mannitolmedium werden über die Probenausschleusungsstation 7 oder 7' ausgeschleust.
Multischalen mit Membraneinsätzen, welche für die Kondition 2 oder die Kondition 3 bestimmt sind, werden ca. eine Stunde nach OGD von der Fördereinheit 8 zur Inkubatorstation 4 gefördert und in denjenigen Vertiefungen der Multischale, welche Membraneinsätze für die Kondition 2 oder die Kondition 3 enthalten, wird ein Medienwechsel mit Glukosemedium durchgeführt. Die Multischalen werden anschließend in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' gefördert, indem für einen Zeitraum zwischen zwei und 72 Stunden inkubiert werden.
Falls gemäß der Experiment-Spezifik für einige Multischalen die OGD mehrmalig durchgeführt werden soll, werden die vorstehend beschriebenen Schritte des Experimentzyklus entsprechend wiederholt.
Für die Auswertung des Experiments wird die Multischale ca. zwei Stunden vor der Datenerfassung von der Fördereinheit 8 aus einem Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zu der Medienwechselstation 4 gefördert und Propidium-Iodid (Pl) wird in vorgegebener Konzentration zu den Vertiefungen der Multischale zugegeben. Die Multischalen werden in einen Sauerstoffinkubator 2 oder 2' zurückgefördert und verweilen dort für ca. zwei Stunden. Unmittelbar vor der Datenerfassung kann gegebenenfalls in der Medienwechselstation 4 noch einmal Pl in gleicher oder anderer Konzentration zu den Vertiefungen der Multischale zugegeben werden.
Anschließend werden die Multischalen zur Datenerfassungsstation gefördert und dort automatisch der Mikroskopiereinheit übergeben. Dort werden Transmission- und Fluoreszenzaufnahmen der kompletten Membraneinsätze und der einzelnen Schnitte eines Membraneinsatzes unter dem Mikroskop gefertigt. Anschließend werden die Multischalen von der Datenerfassungsstation 5 durch die Fördereinheit 8 übernommen und je nach Medium über eine Probenausschleusungsstation 7 oder 7' ausgeschleust.
Die Experimentauswertung anhand der Transmissions- und Fluoreszenzaufnahmen kann manuell durch den Bediener erfolgen.
Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die vorstehende Ausführungsform beschränkt. Beispielsweise kann die Vorrichtung durch zusätzliche Stationen ergänzt oder einzelne Stationen können gegen andere ausgetauscht werden, um sie einem entsprechenden Versuchsablauf anzupassen. Auch ist innerhalb einer jeweiligen Station die Möglichkeit
gegeben, durch geringen Rüst- bzw. Umrüstaufwand diese flexibel an einen gewünschten Versuchsablauf anzupassen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht es, eine Vielzahl von Testsubstanzen mit geringem manuellen Aufwand sequentiell oder parallel auf deren Wirkung auf eine Gewebeprobe unter Normalbedingungen oder unter krankheitssimulierenden Bedingungen in vitro zu testen. Hierdurch wird beispielsweise die präklinische Pharmakaentwicklung oder die präklinische Entwicklung potentieller Pharmaka deutlich beschleunigt, so daß diese kostengünstiger für eine Vielzahl von Substanzen durchgeführt werden können. Außerdem sind durch die automatisierten Arbeitsschritte gleichbleibende Versuchsbedingungen sichergestellt, so daß die gewonnen Meßdaten über eine hohe Reproduzierbarkeit und Aussagekraft verfügen.