-
Beschreibung der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum automatisierten
Bearbeiten von gepoolten Proben, insbesondere Blutproben. Weiterhin
bezieht sich die vorliegende Erfindung auf eine Vorrichtung zur
Ausführung
des Verfahrens. Das Verfahren und demzufolge auch die Vorrichtung
kann insbesondere zur Durchführung
von Nukleinsäure-Amplifikationstechniken
(NAT) zur Testung von Blutspenden und Blutprodukten angewendet werden.
-
Hintergrund der Erfindung
-
Menschliches
Blut ist für
die Medizin ein sehr wertvoller und bisher unverzichtbarer Rohstoff,
aus dem heute eine Vielzahl von Komponenten und Produkten gewonnen
bzw. hergestellt wird. Der sogenannte AIDS-Skandal Anfang der 90er
Jahre hat die Virussicherheit von Blut und Blutprodukten in der Öffentlichkeit
wie in Fachkreisen schlagartig in den Mittelpunkt des Interesses
gerückt.
-
NAT-Technik verringert Infektionsrisiko
bei Bluttransfusionen
-
Das
Risiko, sich durch eine Bluttransfusion mit viralen Krankheitserregern,
wie HIV 1/2, HCV, HBV oder HAV, zu infizieren, konnte in den letzten Jahren
durch verbesserte Methoden bei der Untersuchung der Blutkonserven
erheblich gesenkt werden. Es wurde zeigt, daß durch die Einführung der
so genannten Nukleinsäure-Amplifikationstechniken
(NAT) die Chance, infizierte Blutkonserven zu entdecken, weiter
gestiegen ist.
-
Bevor
gespendetes Blut an einen Patienten weitergegeben wird, muß es auf
Krankheitserreger hin überprüft werden.
Vor Einführung
der NAT wurden beispielsweise HIV- und Hepatitis-Viren in Blutkonserven in erster Linie
durch den Nachweis von Antikörpern
entdeckt. Da solche Antikörper
als Reaktion auf eine erfolgte Infektion erst nach einer gewissen
Zeit vom Immunsystem gebildet werden, bestand bei den Kontrollen
ein offenes Zeitfenster (diagnostisches Fenster): In der Anfangsphase
einer Infektion war es nicht möglich,
die Erreger in der entsprechenden Blutspende zu entdecken, infiziertes Blut
konnte somit in die medizinische Versorgung gelangen. Das Risiko,
Blut von frisch infizierten Spender weiterzugeben, ließ sich für Plasma
nur dadurch minimieren, daß alle
Blutspender zu einer zweiten Spende aufgefordert wurden, die nach
einem Mindestabstand von 2–3
Monaten erfolgte. Damit konnten im Falle einer Infektion die in
der Zwischenzeit gebildeten Antikörper beim Spender nachgewiesen werden.
Das zuerst gespendete Plasma wurde so lange eingefroren, bis der
Antiköpertest
der zweiten Spende negativ ausgefallen war, und erst dann für eine medizinische
Behandlung verwendet.
-
Seit
Mitte der 1990er Jahre wird erfolgreich an Methoden gearbeitet,
mit deren Hilfe Viren anhand ihrer Nukleinsäuren nachgewiesen werden können. Durch
die Plasma-verarbeitende Industrie angeregt, die ihre Produktionspools
vor hohen Virusbelastungen schützen
wollte, wurden Mitte der 90er Jahre Nukleinsäuretestungen (NAT) für die transfusionsrelevanten
Viren und später
auch für
Parvovirus B19 (PB 19) und HAV als Qualitätskontrollmaßnahmen
eingeführt.
1999 wurde schließlich
die HCV NAT-Testung für
Plasma und zelluläre
Bestandteile vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland verbindlich
eingeführt.
Die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben jedoch
von Anfang an, die ersten 1997 beginnend, alle Spenden auf die transfusionsrelevanten
Viren HCV, HIV und HBV getestet. Sie waren auch die ersten, die
im Jahre 2000 die NAT-Testung auf PB 19 und HAV ausweiteten, was
heute bei den DRK-Blutspendediensten Standard ist. Seit Mai 2004
hat das PEI außerdem die
HIV-NAT angeordnet.
-
So
wurden zwischen 1997 und 2002 in einer Studie insgesamt 3,6 Mio
Blutspendeproben in Mitteleuropa auf HCV und HIV-1 (Roth, WK et
al. Transfusion 2002; 42: 862–868.)
und HBV (Roth, WK et al. Transfusion 2002; 42: 869–875.) mittels
NAT getestet. Dabei konnten 6 HCV und 2 HIV-1 PCR-positive Spenden
mit negativem Antikörper-Test
(Häufigkeit
1 in 600.000 bzw. 1 in 1,8 Mio) und 6 HBV PCR-positive Spenden,
die aber HBsAg-negativ waren, identifiziert werden.
-
Das
virologische Restrisiko ist aufgrund der verschiedenen Maßnahmen,
wie Spenderselektion, ELISA-Testung und NAT-Testung, für die untersuchten
transfusionsrelevanten Viren auf ein bisher nicht gekanntes, unvorstellbar
geringes Maß gesunken. So
ist das Restrisiko, das in Deutschland nach Einführung der PCR für die drei
transfusionsrelevanten Viren HCV, HIV, HBV noch verbleibt, mit < 1:20 Mio. für HCV und HIV
und < 1:1 Mio für HBV so
gering geworden, daß man
fast von keinem wirklichen virologischen Restrisiko mehr sprechen
kann.
-
Demgegenüber rücken nun
die Restrisiken, die durch bakterielle Kontamination von Blutprodukten
entstehen, zwangsläufig
in den Vordergrund des Interesses. Während ca. 0,1 bis 0,05% der
Blutkomponenten bakteriell kontaminiert sind, kommt es nur bei 1:10.000
Fällen
zu einer Transfusionskomplikation und bei 1:600.000 zu einer tödlichen
Transfusionskomplikation. Damit rückt das bakterielle Risiko, das
vor der Einführung
der Nukleinsäuretestung deutlich
unter dem virologischen Risiko lag, nach vorne und ist um Größenordnungen
höher geworden, als
das verbleibende virologische Restrisiko (Roth, WK und Seifried,
E, hämotherapie
2003; 1: 22–35.).
-
Generell
führte
die Einführung
der aufwendigen und teuren NAT-Technologie zu einer zusätzlichen
finanziellen Belastung der Blutspendedienste. Ein Weg zur Reduzierung
der Kosten ist dabei die Zusammenfassung vieler einzelner Spenderproben
zu einer einzigen durch Bildung von sogenannten Minipools (siehe
Roth, WK und Seifried, E, Transfusion Medicine 2002; 12: 255–258.).
So werden bis zu 96 Blutspendeproben zu einem Pool zusammengeführt, was
zu einem Durchsatz von 2.000 bis 4.000 Proben pro Tag führt (Roth,
WK et al. Vox Sang 2000; 78 (suppl 2): 257–259.).
-
Dennoch
ist NAT zur Zeit ein hauptsächlich manuelles
Verfahren mit geringem Durchsatz und hohen Kosten. Dies ist der
Hauptgrund für
das Pooling von Proben, da das Testen von bis zu 3.000 Proben pro
Tag auf 3 bis 5 Viren eine Zahl von 9.000 bis 15.000 NAT-Tests pro
Tag erforderlich machen würde.
Derzeit sind jedoch, noch keine Verfahren und keine Thermocycler/Analysatoren
erhältlich,
die es erlauben würden,
in einer 8-Stunden-Schicht eine derart hohe Zahl von Tests durchzuführen. Nur
das Pooling erlaubt Hochdurchsatz-NAT durch die Verringerung der
Anzahl von durchzuführenden
Tests (Roth, WK und Seifried, E, Transfus. Clin. Biol. 2001; 8:
282–284.).
-
Aus
dem europäischen
Patent
EP 0 769 954 B1 sind
Verfahren zum Bearbeiten von gepoolten Proben bekannt, welche das
zur Verfügung
stellen von Proben; eine Zusammenführung (Pooling) der Proben
zu mindestens einem Probenpool; eine Anreicherung des mindestens
einen Probenpools durch Zentrifugation; die Zugabe einer Lösung, die
zur Lyse von Zellen geeignet ist, zu dem mindestens einen angereicherten
Probenpool; das Resuspendieren des mindestens einen Probenpools
in der zugegebenen Lösung,
wobei danach eine Extraktion von Nukleinsäure erfolgt; und das Zuführen des
mindestens einen Probenpools zu einem oder mehreren weiteren Nachweisverfahren
umfasst.
-
Ein
Vergleich eines manuellen Verfahrens mit einem automatisierbaren
Verfahren zum Bearbeiten von Minipools für die NAT-Testung wird in Hourfar et
al., 2005 gezeigt (Hourfar et al., Vox Sanguinis 2005, 89, 71–76). Das
darin beschriebene automatisierte Chemagic-Verfahren verzichtet auf eine Anreicherung
der Probenpools. Durch diesen Verzicht auf die Anreicherung wird
eine Automation der Extraktion von Minipools erst ermöglicht.
-
US 6,063,563 A offenbart
Verfahren und Vorrichtungen zur Testung von Blut und Plasmaproben auf
Viruskontaminationen. Insbesondere erlauben die beschriebenen Vorrichtung
und Verfahren ein vereinfachtes Pooling der einzelnen Proben mit
anschließender
Analyse auf Anwesenheit von Viren.
-
Eine
modulare Vorrichtung zur automatisierten Durchführung von Laborarbeitsschritten,
insbesondere in der Zellkultur, wird in der deutschen Anmeldung
DE 103 44 284 A1 offenbart.
Plattformen zur automatisierten Durchführung von Hochdurchsatz Testungen
chemischer Verbindungen sind zudem aus
US 2002/0012611 A1 bekannt.
-
US 2002/000934 A1 beschreibt
ein modulares System, worin voll automatisiert Probenvorbereitung,
Instrumentierung und Analyse von biopolymeren Substanzen, bspw.
Nukleinsäuren,
Proteinen, Peptiden oder auch Kohlenhydraten, durchgeführt wird.
Die dargestellte Robotik des Systems erlaubt eine Verarbeitung sehr
kleiner Volumina bis in den Picoliterbereich
-
Verfahren
zur voll automatisierten Homogenisierung von Gemischen ist in der
Schrift
DE 100 6 389
A1 beschrieben. Das System umfasst das Herstellen eines
Gemisches aus zumindest drei Komponenten mit nachfolgender Homogenisation
und Charakterisierung. Aus
WO
00/25925 A1 ist wiederum ein Verfahren bekannt wodurch
warmes Gas oder Flüssigkeit
in bewegte Probengefäße mittels
höhenverstellbarer
Kanülen
geführt
werden kann. Das System umfasst im Weiteren eine Zentrifuge mit
integriertem Schüttler.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zu
entwickeln, das eine schnellere und verbesserte Durchführung der Nukleinsäure-Amplifikationstechniken
erlaubt. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, das Verfahren auch
für die
Testung auf bakterielle Kontaminationen anwendbar zu machen.
-
Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das
zur Verfügung
stellen eines automatisierten Verfahrens zum Barcode-kontrollierten
Bearbeiten von gepoolten Proben gelöst.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
führt zu einer
Erhöhung
des Probendurchsatzes, Verringerung der Zeit zur Probenvorbereitung
und Probenbeabeitung und/oder Steigerung der Zuverlässigkeit
der Probenvorbereitung und Probenbeabeitung.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
umfaßt dabei
bevorzugt folgende Schritte:
- a) zur Verfügung stellen
von Proben,
- b) Zusammenführung
(Pooling) der Proben zu mindestens einem Probenpool in mit Barcodes versehene
Gefäße,
- c) Anreicherung des mindestens einen Probenpools durch Zentrifugation
mittels einer Zentrifuge mit Festwinkelrotor,
- d) Zugabe einer Lösung,
die zur Lyse von Zellen geeignet ist, zu dem mindestens einen angereicherten
Probenpool,
- e) Resuspendieren des mindestens einen Probenpools in der zugegebenen
Lösung
durch Durchmischen auf einem Schüttler,
- f) Extraktion von Nukleinsäure
und Bindung der freigesetzten Nukleinsäuren an Magnetpartikel, und
- g) Zuführen
des mindestens einen Probenpools zu einem oder mehreren weiteren
Nachweisverfahren.
-
Bei
den Proben handelt es sich bevorzugt um Blutproben oder andere Körperflüssigkeiten,
aber auch um Lebensmittel oder Bakterienkulturen.
-
Bevorzugt
handelt es sich bei einer Blutprobe um eine Bestandteile des Blutes
enthaltende Probe. Bevorzugt werden Proben verwendet, die in der Blutspende
und in der Transfusionsmedizin vorkommen und verwendet werden. Bevorzugte
Proben werden aus der Gruppe bestehend aus Vollblut, Plasma, Serum,
zellulären
Blutbestandteilen und/oder weiteren Blutprodukten ausgewählt. Dabei
kann es sich auch um folgende Blutpräparate aus Vollblut- und Apherese-Spenden
handeln:
- – Produkte
aus Einzelspenden, wie Erythrozytenkonzentrate (EK), Thrombozytenkonzentrate (TK),
Stammzellpräparate,
Granulozyten oder Lymphozyten aus Apherese, Gefrorenes Frischplasma
(GFP)
- – gepoolte
Blutplättchenprodukte,
wie Pool-TK aus Buffy-Coat
- – Produkte
aus Plasmapools, wie GFP mit SD (solvent/detergent) Pathogen-Inaktivierung, Albumin,
Gerinnungsfaktoren, Fibrinkleber, Inhibitoren, Immunglobuline.
-
Es
kann sich bei den in Schritt a) zur Verfügung gestellten Proben um flüssige oder
verflüssigte Proben
handeln.
-
Gemäß der Beschreibung
handelt es ich bei der zugegebenen Lösung in Schritt d) um Wasser, Reagenzien
zur Lyse von Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen, wie beispielsweise
Lyse- bzw. kombinierte Lyse/Bindepuffer unter Verwendung von Detergenzien,
Proteasen, chaotropen Salzen, organischen Lösungsmitteln sowie weiteren
dem Fachmann bekannten Lösungen
und Suspensionen, die zur Extraktion von Nukleinsäure geeignet
sind, und Extraktionsreagenzien. Puffer können alkalischen, neutralen
oder sauren pH-Werts sein. Den Puffer können Festphasen zur Bindung
der freigesetzten Nukleinsäuren
beigefügt
sein.
-
Schritte
d) und e) können
auch mehrfach durchgeführt
werden.
-
Das
bei bisherigen Verfahren unter Einbeziehung von manuellen Teilschritten
zur Virus- bzw. Bakterienanreicherung bestehende Risiko von Probenverwechslungen
läßt sich
durch das erfindungsgemäße Verfahren
effektiv beseitigen. Zu diesem Zweck erfolgt das Pooling der Blutproben
direkt in mit Barcodes versehene Gefäße, bevorzugt Zentrifugenröhrchen.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren um einen einzigen
homogenen Prozeß ohne
manuelles Eingreifen.
-
Weiterhin
ist bevorzugt, daß die
Proben, insbesondere die Blutproben, auf die Anwesenheit von Nukleinsäure oder
Protein(en) untersucht werden. Bei den Nukleinsäuren kann es sich um DNA, RNA, wie
rRNA, insbesondere 16S oder 23S rRNA handeln. Bei den Proteinen
kann es sich um Prionen-Proteine handeln.
-
Weiterhin
handelt es sich bevorzugterweise um die Nukleinsäure eines Virus, eines Bakteriums oder
die Nukleinsäue
von Protozoen und Zellen.
-
Die
Viren können
dabei ausgewählt
sein aus der Gruppe bestehend aus: humanes Immundefizienz-Virus
1 und 2 (HIV-1 und HIV-2), sowie die HIV-1-Untergruppen M, N und
O. Hepatitis C-Virus (HCV), Hepatitis B-Virus (HBV), Cytomegalie-Virus (CMV,
HHV 5), Hepatitis A-Virus (HAV), Parvovirus B19 (PB 19), Humanes
T-Zell-Leukämie-Virus
I/II (HTLV I/II), West-Nil-Virus (WNV), SARS Coronavirus (SARS CoV)
und sonstigen Viren, wie EBV, HHV 8, HGV/GBVC, TTV. Es kann ebenso
die Anwesenheit der Nukleinsäuren
bisher unbekannter Viren untersucht werden.
-
Die
Bakterien können
dabei aus der Gruppe bestehend aus grampositiven und gramnegativen Bakterien
ausgewählt
sein. Es wird beschrieben, die Anwesenheit bakterieller 16S oder
23S rRNA zu untersuchen. Es können
Bakterien-Spezies mit transfusionsmedizinischer Relevanz wie Staphylococcus epidermidis,
Staphylococcus aureus, Streptomyces pyogenes, Bacillus cereus, Klebsiella
oxytoca, E. coli, Enterobacter cloacae, Serratia marcescens, Salmonella
choleraesuis, Pseudomonas aeruginosa, Klebsielle pneumoniae, und
Propionibacterium acnes nachgewiesen werden.
-
Weiter
kann eine simultane Untersuchung auf die Anwesenheit der Nukleinsäure von
mehreren Viren erfolgen. Das Verfahren kann zur simultanen Untersuchung
auf 5 Viren verwendet werden, wie HCV, HIV, HBV, HAV und PB 19.
-
Alternativ
kann die Untersuchung auf freie, z. B. im Plasma zirkulierende,
Nukleinsäuren
erfolgen. Dabei wird bevorzugt eine großvolumige Probe eines Blutbestandteils
eines Patienten verwendet. Enthaltene Nukleinsäuren werden durch Zentrifugation
angereichert und dem beschriebenen Verfahren zugeführt.
-
Bevorzugterweise
handelt es sich bei einem weiteren Nachweiserfahren aus Schritt
g) um eine Amplifizierung von Nukleinsäuren oder einen Protein-Nachweis.
Eine erfindungsgemäße Amplifizierung von
Nukleinsäuren
kann eine PCR, TaqMan PCR, Real Time-PCR, TMA, NASBA, SDA oder LCR
umfassen.
-
Weiter
ist bevorzugt, daß der
Amplifizierung ein Verfahren zur Detektion der amplifizierten Nukleinsäure nachgeschaltet
ist. Es ist auch eine Zuführung
des Probenpools zu einem Detektionsverfahren möglich, das keine vorherige
Amplifikation benötigt.
-
Gemäß der Beschreibung
handelt es sich bei dem Verfahren zur Amplifizierung der Nukleinsäure um eine
Real Time-PCR, die zugleich eine online Detektion der amplifizierten
Nukleinsäure
ermöglicht.
-
Es
ist weiter bevorzugt, daß nach
der Zusammenführung
(Pooling) der Proben zu mindestens einem Probenpool eine Behandlung
des mindestens einen Probenpools (Schritt c) in Form einer Anreicherung
erfolgt. Eine erfindungsgemäße Anreicherung umfaßt bevorzugterweise
eine Zentrifugation (mit oder ohne Zusatz von dem Fachmann bekannten Pelletionshilfen),
Präzipitation
oder die Bindung an eine feste Phase.
-
Weiter
ist bevorzugt, daß nach
Schritt e) eine Extraktion von Nukleinsäure erfolgt. Bei bevorzugten Extraktionsverfahren
handelt es sich um Lyse mit Hilfe von Detergenzien, Bindung der
freigesetzten Nukleinsäuren
unter sauren Bedingungen an Magnetpartikel, Verwendung von Extraktionsreagenzien
auf Basis chaotroper Salze (wie in Verbindung mit Membranen oder
Magnetpartikeln als Festphase) oder weiterer dem Fachmann bekannter
Extraktionsmethoden.
-
Weiterhin
ist bevorzugt, daß der/die
Probenpools auf den nachfolgenden Amplifizierungsschritt vorbereitet
werden. Dabei erfolgt eine Aufreinigung der Nukleinsäuren durch
Bindung an eine Festphase, ein bis mehrere Waschschritte und Elution
der aufgereinigten und aufkonzentrierten Nukleinsäuren.
-
Insbesondere
erfolgt die Extraktion und PCR-Vorbereitung für 5 Viren simultan, wie HCV, HIV,
HBV, HAV, PB 19.
-
Außerdem ist
bevorzugt, daß in
Schritt b) eine Zusammenführung
(Pooling) von mindestens 2 Proben durchgeführt wird.
-
Es
werden 2 bis 96 Proben pro Probenpool zusammengeführt (Schritt
b) des Verfahrens). Bevorzugterweise können erfindungsgemäß 2, 4,
6, 8, 12, 24, 48 oder 96 Proben zu einem Probenpool zusammengeführt werden
(Schritt a). Es können
auch 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18,
19, 20, 21, 22, 23, 24 Proben zu einem Probenpool zusammengeführt werden.
So können
96 Proben von jeweils 100 μl,
48 Proben von jeweils 200 μl,
24 Proben von jeweils 400 μl,
12 Proben von jeweils 800 μl oder
6 Proben von jeweils 1600 μl
zusammengeführt werden.
Das Gesamtvolumen eines Probenpools beträgt 10 ml.
-
Das
beschriebene Verfahren bietet eine vorteilhafte hohe Flexibilität für ein potentielles
Hochskalieren („scaling
up”).
So kann, wenn eine höhere
Sensititvität
erforderlich ist, das Ausgangsvolumen der Proben erhöht werden.
Es können
96 Proben von jeweils 100 μl,
48 Proben von jeweils 200 μl,
24 Proben von jeweils 400 μl,
12 Proben von jeweils 800 μl,
6 Proben von jeweils 1600 μl
verwendet werden.
-
Gemäß der Beschreibung
werden 43 Probenpools und 5 Kontrollen, wie Positivkontrollen und Negativkontrollen,
im Verfahren verwendet.
-
Die
maximale Kapazität
des Verfahrens können
4128 Proben pro Durchgang, d. h. 96 Proben pro Probenpool, sein.
-
Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist eine Vorrichtung, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß sie sich
für die
Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
eignet und eine automatisierte Pipettier-Station mit einem darin
integrierten Magnetseparator und einem darin integrierten Schüttler umfasst.
Die Vorrichtung eignet sich zur automatischen Nukleinsäureextraktion
und PCR-Vorbereitung.
-
Die
Vorrichtung ermöglicht
die vorteilhafte Verknüpfung
der Gefäße, in denen
sich die angereicherte Probenpools befinden, mit einem automatischen
Extraktionsverfahren.
-
Eine
Vorrichtung gemäß der Beschreibung kann
mehrere Komponenten umfassen, bevorzugt
- – eine automatisierte
Pipettier-Station,
- – einen
Magnetseparator,
- – einen
Flüssigkeitsbearbeitungsarm,
- – einen
Roboter-Arm,
- – einen
Schüttler,
- – optional
SPE-Säulen
(SPE: solid Phase extraction) auf einer optionalen Vakuum-Station.
-
Dabei
können
Magnetseparator und Schüttler
in die automatisierte Pipettierstation integriert sein. Nach Zugabe
einer Flüssigkeit
(mit oder ohne Zusatz von magnetischen Festphasen) zu Zentrifugenröhrchen erfolgt
ein Durchmischen auf dem Schüttler.
Anschließend
wird die Flüssigkeit
durch den Flüssigkeitsbearbeitungsarm
in Reaktionsgefäße auf einen
Magnetseparator oder optional auch in SPE-Säulen auf einer Vacuum-Station überführt. Alternativ
kann das initiale Durchmischen auch ohne Verwendung eines Schüttlers erfolgen
(z. B. durch Auf- und Abpippetieren).
-
Eine
weitere Vorrichtung umfaßt
SPE-Säulen
auf einer Vakuum-Station, aber keinen Schüttler oder keinen Magnetseparator.
-
In
einer Vorrichtung gemäß der Beschreibung
sind alle Komponenten als eine integrierte Vorrichtung ausgelegt
und befinden sich in einem Gehäuse.
-
Als
Komponenten der Vorrichtung eignen sich beispielsweise Geräte der Firma
Tecan, Crailsheim. So eignet sich als Pipettierautomat beispielsweise
ein Pipettierautomat vom Typ Freedom EVO, wie ein Tecan EVO 150-Gerät, als Magnetseparator beispielsweise
ein Gerät
vom Typ TeMagS und als Schüttler
beipielsweise ein Gerät
vom Typ TeShake.
-
Geeignete
Komponenten sind auch Geräte anderer
Hersteller, wie z. B. Hamilton, Beckman, Xiril, Sias.
-
Die
Vorrichtung kann weiterhin Software-gesteuert sein. Der Extraktionsprozeß kann durch
eine Software gesteuert werden. Die Überwachung des Gesamtprozesses
(Pooling, Zentrifugation, Extraktion, Detektion, Auswertung) kann
durch Software erreicht werden. Die Software überwacht den Gesamtprozeß. Die Software
gibt dabei den Softwareprogrammen der einzelnen Teilprozesse Arbeitslisten vor
und verarbeitet, bewertet und archiviert z. B. Fehlermeldungen und
Ergebnisse der Teilprozesse. Die Software kann zur Integration von
Pooling, Extraktion, PCR-Vorbereitung und Real Time-PCR programmiert
werden.
-
Daher
ist ein weiterer Aspekt der Offenbarung ein Computerprogramm zur
Steuerung und Überwachung
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
-
Es
wird außerdem
besonders bevorzugt, daß eine
Probe, wie eine Blutspendeprobe, bis zum Ergebnis durch eine Barcode-Markierung
verfolgt wird und damit identifiziert werden kann. Das direkte Pooling
in mit Barcodes versehene Gefäße, wie
Zentrifugenröhrchen,
sowie die im Anschluß an
den Anreicherungsprozeß erfolgende
automatisierte, barcodekontrollierte Nukleinsäureextraktion, Amplifikation
und Detektion schließt
eine Probenverwechslung während
des gesamten Prozesses der NAT-Testung aus. Somit lassen sich durch
das erfindungsgemäße Verfahren
der hohe Durchsatz und die hohen Sensitivitäten eines Verfahrens welches
einen Anreicherungsschritt beinhaltet mit der hohen Sicherheit eines automatisierten
und vollständig
barcodekontrollierten Prozesses kombinieren.
-
Das
bei bisherigen Verfahren unter Einbeziehung von manuellen Teilschritten
zur Virus- bzw. Bakterienanreicherung bestehende Risiko von Probenverwechslungen
läßt sich
durch das erfindungsgemäße Verfahren
effektiv beseitigen. Zu diesem Zweck erfolgt das Pooling der Proben,
insbesondere von Blutproben, direkt in mit Barcodes versehene Gefäße, wie
Zentrifugenröhrchen.
Nach der sich anschließenden
Anreicherung der potentiell enthaltenen Viren und dem Dekantieren
des Überstandes werden
diese Gefäße einem
Extraktionsverfahren zugeführt,
daß durch
Barcodeüberwachung
bzw. physikalisch feste Zuordnung keine Probenverwechslungen zuläßt. Bevorzugt
handelt es sich dabei um ein vollautomatisierten homogenen Prozeß ohne manuelles
Eingreifen. Dem Extraktionsprozeß schließen sich ein automatisiertes
und Software-überwachtes
PCR-Setup, Amplifikation sowie Software-gestützte Detektion und Auswertung
ab.
-
Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
kann beispielsweise ein maximaler Durchsatz von 4128 Proben in 6
Stunden und 30 min in einem Durchgang und 8256 Proben in 9 Stunden
(2 Durchgänge)
erreicht werden.
-
Die
vorliegende Erfindung soll durch die folgenden Beispiele unter Bezugnahme
auf die beigefügten
Figuren verdeutlicht werden, ohne jedoch auf die Beispiele beschränkt zu sein.
-
Figuren
-
In
den Figuren zeigen
-
1 den
Prozeßablauf
der automatisiertem NAT in einem Flußdiagramm.
-
2A und 2B die
Arbeitsschritte und die Vorrichtungen, die im automatisiertem NAT
zum Einsatz kommen.
-
Beispiele
-
Beispiel: Prozessierung von 4128 Proben
-
(Dauer: 6,5 h nach erfolgtem Pooling)
-
Das
Zusammenfassen von jeweils 96 Einzelproben zu einem Pool erfolgt
auf einer automatisierten Pipettier-Station. Dazu werden 96 mit
Barcodes versehene Primärröhrchen (EDTA-Vacuette,
Greiner, Frickenhausen), die zuvor bei 3.500 xg für 10 min
zur Trennung von Plasma und zellulären Blutbestandteilen zentrifugiert
(Multifuge, Kendro, Osterode) wurden, auf Stripracks dem Pipettierroboter
zugeführt. Zusätzlich werden
zwei mit Barcodes versehene 2 ml Deepwell-Platten und ein barcodiertes
16 ml Zentrifugenröhrchen
(Nalgene, Hereford, UK) auf der Arbeitsfläche des Pipettierrobotters
platziert. Nach Start der Pooling-Software werden aus jedem Primärröhrchen 1,8
ml Plasma entnommen. 100 μl
davon werden in das Zentrifugenröhrchen
(Poolgefäß) abgegeben
und 800 bzw. 900 μl
den beiden Deepwell-Platten zugeführt (Rückstellmaterial).
-
Als
Pipettier-Station und deren Steuersoftware eignen sich beispielsweise
Produkte der Firma Tecan, Crailsheim. So eignet sich als Pipettier-Station
ein Gerät
vom Typ Genesis und als Pooling-Software das Produkt Logic.
-
Nach
beendetem Pooling werden die Zentrifugenröhrchen verschlossen und einer
einstündigen Zentrifugation
bei 22.000 U/min (oder auch mindestens 48.000 xg) und 4°C zugeführt (Avanti
J-25, Beckman, Krefeld, Deutschland). Je 22 Probenpools und 2 Positivkontrollen
(9,1 ml Plasma + 500 μl
virushaltiges Plasma) werden dabei in einem Festwinkel-Zentrifugenrotor
platziert. Nach beendeter Zentrifugation werden die Poolröhrchen entnommen
und der Überstand
manuell dekantiert. Anschließend werden
die Poolröhrchen
auf Stripracks dem Extraktionsautomaten zugeführt.
-
Hierbei
handelt es sich um einen Pipettierautomaten. Zur Automatisierung
der Nukleinsäureisolation
ist dieser mit einem Magnetseparator und einem Schüttler versehen.
Für die
Extraktion der viralen Nukleinsäuren
wird eine auf Magnetpartikeln basierende Extraktionschemie verwendet,
die in der deutschen Patentanmeldung
DE 102 58 258 A1 offenbart ist. Zusätzlich zu
den 48 barcodierten Zentrifugenröhrchen
wird der Extraktionsautomat mit Verbrauchsmaterialien (Einweg-Tips,
Reaktionsgefäßen, Deepwell-Platten), Extraktionsreagenzien
(Lyse/Bindepuffer TAAN versetzt mit Magnetpartikeln, Waschpuffer
WBN, Elutionspuffer WBN) und PCR-Reagenzien für HIV, HCV, HBV, HAV und PB19 (sogenannten
Mastermixen) versehen.
-
Nach
dem Start des vollautomatischen Extraktionsprozesses werden die
Barcodes der Poolröhrchen
eingelesen und die Röhrchen
mit je 900 μl Bindepuffer
versetzt. Anschließend
werden diese für 10
min bei 800 U/min auf dem Magnetseparator agitiert. Nachfolgend
wird der Bindepuffer (inklusive Magnetpartikeln und festgelegten
Volumina an internen Kontroll-Sequenzen)
in die 2 ml Reaktionsgefäße überführt. Es
folgen zwei Waschschritte mit Protease-haltigem Waschpuffer und
die Elution der Nukleinsäuren
in einem Puffer niedriger Ionenstärke bei 80°C (Heizblock des Magnetseparators).
Trennung von Flüssigkeit
und nukleinsäurebindender
Matrix erfolgt dabei jeweils durch magnetische Separation auf dem
Magnetseparator.
-
Nach
erfolgter Nukleinsäureisolierung schließt sich
das vollautomatisierte PCR-Setup an. Dieses erfolgt, ebenso wie
die Nukleinsäureextraktion
vollständig
Barcode-kontrolliert und nach einer Arbeitsliste, die von einer
Software erstellt wird. Zu diesem Zweck werden die jeweiligen virusspezifischen PCR-Mastermixe,
die zuvor auf der Arbeitsfläche
des Extraktionsautomaten positioniert wurden, in die jeweiligen
PCR-Platten vorgelegt und die Extrakte nachfolgend hinzugefügt. Die
Gesamtdauer für
Extraktion und PCR-Setup beträgt
ca. 2,5 h.
-
Als
Pipettierautomat und dessen Komponenten eignen sich beispielsweise
Geräte
der Firma Tecan, Crailsheim. So eignet sich als Pipettierautomat beispielsweise
ein Pipettierautomat vom Typ Freedom EVO, als Magnetseparator beispielsweise
ein Gerät
vom Typ TeMagS und als Schüttler
beipielsweise ein Gerät
vom Typ TeShake.
-
Als
Magnetpartikeln eignen sich beispielsweise MagPrep®-Silica
der Firma Merck, Darmstadt.
-
Die
Barcode-Kontrolle sowie die Steuerung und Überwachung der Extraktion und
des PCR-Setups ist
Software-gesteuert.
-
Abschließend erfolgt
manuelles oder automatisiertes Versiegeln der PCR-Platten und der Transfer
selbiger in Real Time-PCR-Thermocycler. Die Amplifizierung wird
wie bereits veröffentlicht durchgeführt, für HIV-1
siehe Drosten C. et al. (J. Clin. Microbiol., 2001, 39: 4302–4308),
für HBV
siehe Drosten C. et al. (Transfusion, 2000, 40: 718–427) oder
für HCV,
HBV und HIV-1 siehe Roth WK et al. (Lancet, 1999, 353: 359–363). Bevorzugt
handelt es sich um einen TaqMan PCR-Assay mit einer kompetitiven
internen Kontrolle.
-
Die
obige Amplifikation und Detektion beansprucht ca. 2,5 h.
-
Als
Thermocycler eignen sich beispielsweise Geräte vom Typ ABI 7000 SDS (Applera,
Darmstadt).
-
Ergebnisse:
Bei dem beschriebenen Versuch wurde vollständige Barcode-Kontrolle des
Prozesses der NAT-Testung erzielt. Eine Probenverwechslung konnte
so sicher ausgeschlossen werden. Die für die einzelnen Viren erzielten
95%-Nachweisgrenzen bezogen auf die Einzelspende waren 997 IU/ml
für HCV,
1029 IU/ml für
HIV-1, 59 IU/ml für
HBV, 1099 IU/ml für
HAV und 362 IU/ml für
PB19.