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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Aufreinigung bzw. Isolierung von Nukleinsäuren insbesondere aus großvolumigen
flüssigen
Proben unter Einsatz anorganischer oxidischer Trägermaterialien in Kombination
mit geeigneten Puffersystemen zur sauren Bindung und basischen Elution
der Nukleinsäuren.
Die Effektivität
der Aufreinigung konnte gegenüber
bekannten Verfahren durch Zugabe einer Proteinase zum Waschpuffer
erheblich gesteigert werden.
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Die Isolierung und Aufreinigung von
Nukleinsäuren
aus komplexen biologischen Startmaterialien, wie Körperflüssigkeiten,
ist von großer
Bedeutung z.B. zum Nachweis viraler Erkrankungen.
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Klassische Methoden für die Isolierung
von Nukleinsäuren
aus komplexen Startmaterialen wie Blut oder Plasma beginnen mit
der Lyse des biologischen Materials mittels eines Detergenz und/oder
eines chaotropen Salzes. Diese Substanzen ermöglichen die Inaktivierung und
Denaturierung von Proteinen und Enzymen. Nachfolgend werden mittels
organischer Lösungsmittel
wie z.B. Phenol und/oder Chloroform, Ethanolfällung und Zentrifugationsschritten
die Nukleinsäuren
gereinigt. Diese Methoden sind nicht nur sehr arbeitsintensiv und
zeitaufwendig, sondern auch schwer zu automatisieren.
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Modernere Methoden basieren auf dem
Gebrauch von Festphasen bzw. Trägermaterialien.
In
US 5,234,809 wird
eine Methode beschrieben, bei der die Nukleinsäuren in Gegenwart von chaotropen Agentien
wie Guanidiniumsalzen an eine Silika Festphase gebunden werden.
WO 99/40098 offenbart eine Methode, bei der die Nukleinsäuren unter
sauren Pufferbedingungen an Silika Festphasen gebunden werden.
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Es besteht jedoch noch immer der
Bedarf, Nukleinsäuren
nicht nur schnell und einfach sondern auch quantitativ insbesondere
aus großen
Probenvolumina zu isolieren. Besonders effektive Verfahren werden
vor allem dann benötigt,
wenn die Probe biologischen Ursprungs ist und nur sehr wenige der nachzuweisenden
Nukleinsäuren
enthält.
Ein Beispiel hierfür
ist der Nachweis von viralen Nukleinsäuren in Körperflüssigkeiten, wie Plasma oder
Blut.
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Für
den Nachweis der isolierten viralen Nukleinsäuren werden z.B. bekannte Nukleinsäureamplifikationstechniken,
wie z.B. Polymerase-Kettenreaktion
(PCR), branched-DNA Detection (bDNA) oder Nucleic Acid Sequence
based Amplification (NASBA) verwendet.
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Voraussetzung für einen erfolgreichen und sensitiven
Nachweis vitaler Partikel in Körperflüssigkeiten,
wie z.B. Hepatitis B- oder C-Virus, (HBV, HCV) oder Humanes Immundefizienz
Virus (HIV), über
die genannten Nukleinsäureamplifikationstechniken
ist die effiziente, quantitative Isolierung der viralen Nukleinsäuren (DNA
oder RNA) in möglichst reiner
und nativer Form. Die Nachweisgrenze der kommerziell erhältlichen
Testsysteme liegt bei etwa 100 bis 400 Nukleinsäure-Kopien pro ml Plasma. Die meisten
Testsysteme sind zudem nur für
einen Virustyp und auf den Einsatz von relativ kleinen Probenvolumina
ausgerichtet (100-500μl
Plasma).
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Daraus ergibt sich z.B. für zwei wichtige
Anwendungsfelder noch immer ein Problem aufgrund der zu geringen
Empfindlichkeit der Nachweissysteme:
- 1.) Blutbanken,
die durch hohe Probenaufkommen und Kostendruck bedingt sogenannte
Mini-Pools bilden (aus bis zu 100 individuellen Spenderproben),
müssen
die potentiell aus einem einzelnen Serum herrührenden Viren im Pool erfassen
können.
- 2.) Die Therapie von HCV und AIDS-Kranken erfordert das hochsensitive
Monitoring der Viruskonzentration im Blut, da diese Viren in sehr
geringer Kopienzahl (< 10
Kopien/ml) trotz Therapie persistieren können und deren Nachweis für die Therapiefortsetzung
entscheidend ist.
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Versuche, das Probenvolumen zu erhöhen, schlagen
zumeist aufgrund der begrenzten Bindungskapazität und/oder der Bindungsspezifität der eingesetzten
Festphasen fehl.
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Als Alternative werden gegenwärtig Vorkonzentrierungsverfahren
benutzt, um eine hohe Sensitivität
zu erlangen. Zellen oder Viren aus einer Probe werden über Filtration,
Ultrahochzentrifugation oder über
Affinitätsbindung
an einen Antikörper-Festphasen-Komplex
aus der Probe angereichert. Nach diesem Konzentrierungsschritt wird
die DNA oder RNA extrahiert und in geeigneter Weise für die Nachweisreaktion
aufgereinigt. Diese bekannten Konzentrierungsverfahren sind nicht
nur arbeitsaufwendig und kostspielig sondern auch nicht automatisiert
und zudem mit der potentiellen Gefahr von Verlusten, Kreuzkontaminationen
und Probenverwechslungen behaftet.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
war es daher, ein Verfahren zur Aufreinigung von Nukleinsäuren insbesondere
aus großvolumigen
biologischen Proben zur Verfügung
zu stellen, das kein Vorkonzentrierungsverfahren benötigt und
die bislang bekannten Methoden insbesondere in der Empfindlichkeit
und Effektivität
der Isolierung übertrifft.
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Es wurde gefunden, dass das aus WO 99/40098
bekannte Verfahren zur Isolierung von Nukleinsäuren durch Bindung an feste
Trägermaterialien
unter sauren Pufferbedingungen erheblich verbessert werden kann,
indem dem Waschpuffer eine Proteinase zugesetzt wird. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist insbesondere geeignet zur Isolierung von Nukleinsäuren aus
großvolumigen
Proben.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist daher ein Verfahren zur Isolierung von Nukleinsäuren aus
flüssigen
Proben gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
- a) Bereitstellen einer flüssigen Probe, die Nukleinsäuren enthält;
- b) Bereitstellen eines Trägermaterials
aus einem anorganischen hydroxylgruppenhaltigen oxidischen Material;
- c) Vermischen der Probe aus Schritt a) mit einem Bindepuffer,
so dass der pH-Wert des Gemisches unter 7 liegt;
- d) Behandeln der mittels eines Bindungspuffers angesäuerten Probe
aus Schritt c) mit dem Trägermaterial
aus Schritt b), wobei die Nukleinsäuren an das Trägermaterial
gebunden werden;
- e) Abtrennen des Trägermaterials
mit den gebundenen Nukleinsäuren
von dem Rest der Probe und dem Bindungspuffer;
- f) Waschen des Trägermaterials
mit einem Waschpuffer der zumindest eine Komponente enthält, die
Proteine abbaut;
- g) Elution der in Schritt d) gebundenen Nukleinsäuren von
dem Trägermaterial
mit einem alkalischen Elutionspufter.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
besteht die in Schritt a) bereitgestellte flüssige Probe aus zellfreier
Körperflüssigkeit.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
der Bindepuffer zusätzlich
mindestens eine lysierende Komponente, wie ein nicht-ionisches Detergenz.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
der Bindepuffer zusätzlich
mindestens ein Sulfatsalz, wie z.B. Ammoniumsulfat, Kobaltsulfat
oder Zinksulfat.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
hat die in Schritt a) bereitgestellte flüssige Probe ein Volumen von über 2 ml.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
besteht die in Schritt a) bereitgestellte Probe aus einer Mischung
von mindestens 10 Einzelproben. Typischerweise werden dazu Aliquots
aus jeder Einzelprobe entnommen und diese gemischt. Genauso können die
Einzelproben vollständig
gemischt werden und aus diesem Gemisch die in Schritt a) bereitzustellende
Probe entnommen werden. Die Vorgehensweise des Mischens mehrerer
Einzelproben, d.h. die Bildung von Proben-Pools, ist insbesondere für Anwendungen
in Blutbanken vorteilhaft, da sie die Möglichkeit bietet, zumeist automatisch
z.B. 10 bis 100 Einzelproben oder Aliquots der Einzelproben vor der
Nukleinsäureisolierung
zu mischen und auf einmal zu testen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
beträgt
das Volumen des Elutionspuffers in Schritt g) weniger als 1/10 des
Volumens der in Schritt a) bereitgestellten Probe.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird in Schritt f) und oder Schritt g) eine oder mehrere Kugeln
zur Unterstützung
der Resuspension des Trägermaterials
zugegeben.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist auch ein Test-Kit zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zumindest enthaltend ein Trägermaterial
aus einem anorganischen hydroxylgruppenhaltigen oxidischen Material,
einen Bindepuffer und einen Waschpuffer, der mindestens eine Komponente
enthält,
die Proteine abbaut.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist zudem die Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Isolierung
und zum Nachweis von viralen Nukleinsäuren aus Körperflüssigkeiten. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist dabei so empfindlich, dass Proben eingesetzt werden können, die
Viren in einer Kopienzahl von weniger als 200 pro ml Probe, besonders
bevorzugt in einer Kopienzahl von weniger als 50 pro ml Probe enthalten.
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Nähere
Angaben zu den 1 bis 4 finden sich in den Beispielen
3 bis 6.
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Flüssige Proben im Sinne der vorliegenden Erfindung
sind z.B. Pufferlösungen
und Homogenate oder komplexe biologische Flüssigkeiten, bevorzugt Proben
biologischen Ursprungs, insbesondere humane und tierische Körperflüssigkeiten
wie Blut, Plasma, Serum, Harn, Feces und Liquor. Besonders bevorzugt
sind zellfreie Körperflüssigkeiten,
wie Plasma, Serum, Liquor oder Harn.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders
gut geeignet zur Isolierung von Nukleinsäuren aus großvolumigen
Proben, d.h. nicht nur aus Proben zwischen 50 μl und 1 bis 2 ml, sondern insbesondere aus
Proben mit einem Volumen von über
2 ml, vor allem aus Proben mit einem Volumen zwischen 2 und 10 ml.
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Als Festphase bzw. Trägermaterial
kann erfindungsgemäß ein Material
verwendet werden, das an der Oberfläche Hydroxyl-Gruppen trägt, insbesondere
anorganische oxidische Materialien. Geeignete Materialien sind z.B.
Silikagel, Silikate, Metalloxide wie Eisenhydroxide, Hydroxylapatit
oder Glas. Bevorzugt sind Materialien, die an der Oberfläche Si-OH Gruppen
tragen. Die Trägermaterialien
können
porös oder
unporös
sein, in Form von z.B. Partikeln, Fasern, Membranen, Filtern oder
entsprechend modifizierten Gefässwänden. Partikuläre Materialien
werden im allgemeinen bevorzugt, da sie eine größere Bindungskapazität und -kinetik
insbesondere in größeren Probenvolumina
aufweisen. Besonders bevorzugt werden magnetisierbare Partikel,
da deren Abtrennung aus einer Suspension einfach zu automatisieren
ist. Eine erfindungsgemäß besonders
gut geeignete Festphase sind magnetisierbare Silika-Partikel, wie
MagPrep® Silica
Partikel (Merck KGaA, Darmstadt).
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Als Äquilibrierungspuffer für das Trägermaterial
wird vorzugsweise einer der im folgenden genannten Bindepuffer verwendet.
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Komponenten, die Proteine abbauen,
sind erfindungsgemäß insbesondere
Enzyme wie Proteinasen, besonders bevorzugt Proteinase K.
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Nukleinsäuren sind erfindungsgemäß Ribonukleinsäuren (RNA)
oder Desoxyribonukleinsäuren (DNA),
wie z.B. genomische DNA oder RNA, insbesondere virale genomische
DNA und/oder RNA.
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Die Bindung der Nukleinsäuren aus
der Probe an das Trägermaterial
erfolgt durch einfaches Absenken des pH-Wertes auf unter pH 7, bevorzugt
unter pH 6. Dazu wird ein Bindepuffer verwendet, der einen pH-Bereich
von 1 bis 6, vorzugsweise von 3 bis 5, aufrechterhalten kann. Geeignete
Puffer sind z.B. Formiat-, Acetat-, Citratpuffer oder andere Puffersysteme,
die in dem genannten pH-Bereich ausreichende Pufferkapazität besitzen.
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Die Pufferkonzentration wird je nach
Volumen und Pufferkapazität
der zu untersuchenden Probenflüssigkeit
ausgewählt.
Vorzugsweise wird ein Bindepuffer mit einer Konzentration von 100–200 mM verwendet,
der einen pH-Wert zwischen 4 und 5 hat, z.B. ein Puffer aus Essigsäure, der
mit Natronlauge, Kalilauge oder mit Tris-Base auf einen pH-Wert
zwischen 4 und 5 eingestellt wurde. Dem Bindepuffer können Nukleaseinhibitoren
zugesetzt werden; geeignete Nukleaseinhibitoren sind dem Fachmann
bekannt.
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Ein Bindepuffer entsprechend der
vorliegenden Erfindung enthält
weder ionische Detergenzien noch andere Ionen in hohen Konzentrationen,
so dass während
der Bindung der Nukleinsäuren
an das Trägermaterial
keine chaotropen Bedingungen vorliegen. Bevorzugt enthält der Bindepuffer
keine ionischen Detergenzien oder chaotropen Substanzen. Sollten
dennoch derartige Verbindungen enthalten sein, dann wird die Konzentration
der ionischen Detergenzien und chaotropen Substanzen so gewählt, dass
das Gemisch aus Probe und Bindepuffer weder ionische Detergenzien
noch chaotrope Substanzen in Konzentrationen > 500 mM, bevorzugt > 200 mM enthält. Besonders bevorzugt enthält dazu
der Bindepuffer weder ionische Detergenzien noch chaotrope Substanzen
in Konzentrationen > 500
mM, bevorzugt > 200
mM.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
der Bindepuffer zusätzlich
mindestens eine lysierende Komponente, wie z.B. nicht-ionische Detergezien.
Bevorzugt werden als lysierende Komponente Triton®, Tween®,
NP 40 oder Mischungen davon eingesetzt.
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Der Zusatz der lysierenden Komponente
ist vor allem von Bedeutung, wenn die Probe zuvor noch keinen lysierenden
Bedingungen unterworfen worden ist und daher beispielsweise noch
intakte Viren etc. enthalten kann. Um eine quantitative Isolierung der
gesamten viralen Nukleinsäuren
zu ermöglichen, müssen daher
durch Zugabe der lysierenden Komponente die viralen Partikel zunächst zerstört werden.
Die benötigte
Menge an lysierender Komponente ist dem Fachmann bekannt.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
enthält
der Bindepuffer erfindungsgemäß zusätzlich ein
oder mehrere Sulfatsalze, wie Kobaltsulfat, Zinksulfat oder bevorzugt
Ammoniumsulfat. Es wurde gefunden, dass dieser Zusatz die Bindung und
somit auch die Isolierung von insbesondere RNA verbessert. Bevorzugt
liegt die Konzentration der Sulfatsalze im Gemisch von Bindepuffer
und Probe unter 300 mM. Besonders bevorzugt enthält der Bindepuffer zwischen
100 und 200 mM Ammoniumsulfat.
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Das Trägermaterial mit den daran gebundenen
Nukleinsäuren
wird dann in einem nächsten Schritt
mit mindestens einem Waschpuffer mindestens einmal gewaschen. Der
pH-Wert der Waschpuffer liegt typischerweise zwischen 4 und 7, vorzugsweise
zwischen 4,5 und 6,5. Die Pufferkonzen tration kann geringer sein
als beim Bindepuffer; sie sollte im Bereich von 1 bis 50 mM, vorzugsweise
bei etwa 5 bis 15 mM liegen. Gegebenenfalls kann einer der Waschpuffer
Zusatzstoffe, beispielsweise Chelatbildner wie EDTA, chaotrope Substanzen
und/oder nichtionische Detergenzien enthalten. Die erfindungsgemäß offenbarten
Waschpuffer eluieren die gebundenen Nukleinsäuren nicht, selbst wenn diese
unter Zusatz von chaotropen Substanzen an das Trägermaterial adsorbiert wurden.
In einem Waschpuffer entsprechend der vorliegenden Erfindung sind
Zusätze von
organischen Lösungsmitteln
und/oder chaotropen Substanzen nicht notwendig, um die vorzeitige Elution
von Nukleinsäuren
zu vermeiden. Wesentlicher Bestandteil des Waschpuffers ist erfindungsgemäß mindestens
eine Komponente, die Proteine abbaut, wie z.B. eine Proteinase.
Es wurde gefunden, dass durch den Zusatz einer solchen Komponente zum
Waschpuffer die Effektivität
der Nukleinsäureisolierung
stark verbessert werden kann. Erstaunlicherweise bewirkt der Zusatz
von Proteinasen zum Bindepuffer keinen derartigen Effekt. Besonders
bevorzugt wird dem Waschpuffer Proteinase K zugesetzt.
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Typischerweise enthält der Waschpuffer
0,1 bis 4 mg/ml eines Enzyms wie Proteinase K, besonders bevorzugt
zwischen 0,2 und 1 mg/ml.
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Die Elution, d.h. das Ablösen der
gebundenen Nukleinsäuren
vom Trägermaterial,
erfolgt dann durch eine einfache Erhöhung des pH-Wertes auf über 7,5.
Der dazu verwendete Elutionspufter sollte einen pH-Bereich von 7,5
bis 9, vorzugsweise 8 bis 8,5 aufrechterhalten. Geeignete Puffer
sind z.B. Tris-HCl-Puffer, Tricin, Bicin und andere Puffer, die
in diesem pH-Bereich puffern, vorzugsweise Tris/HCl. Die Pufferkonzentration
sollte 5 bis 10 mM, vorzugsweise etwa 8 bis 10 mM betragen. Gegebenenfalls kann
der Elutionspufter Chelatbildner wie EDTA und/oder andere Inhibitoren
von Nukleasen enthalten.
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In einer bevorzugtem Ausführungsform
beträgt
das Volumen des Elutionspuffers weniger als 1/10 des Volumens der
ursprünglich eingesetzten flüssigen Probe.
Auf diese Weise werden die isolierten Nukleinsäuren zugleich aufkonzentriert.
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Die eluierten Nukleinsäuren sind
direkt, ohne weitere Reinigungsschritte, für molekularbiologische Anwendungen,
wie z.B. für
Ampifikationsreaktionen, einsetzbar.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Isolierung
und Aufreinigung von Nukleinsäuren
wird typischerweise so durchgeführt,
daß z.B.
ein die Nukleinsäuren
enthaltendes Plasma mit dem Bindepuffer versetzt und in ein Probenröhrchen gegeben
wird. Das Probenröhrchen
kann bereits das bevorzugte Trägermaterial
enthalten. Genauso kann die Zugabe des Trägermaterials nach dem Einfüllen der
flüssigen Probe
erfolgen. Nach einer Inkubationszeit von typischerweise 1 bis 10
Minuten wird der Trägermaterial-Nukleinsäure-Komplex
vom Überstand
abgetrennt und der Überstand
verworfen. Mit einem Waschpuffer wird resuspendiert, erneut abgetrennt
und der Überstand
erneut verworfen. Es können
auch mehrere dieser Waschschritte gegebenenfalls mit Waschpuffern
unterschiedlicher Zusammensetzung nacheinander ausgeführt werden.
Dementsprechend kann eine erfindungsgemäße Reagenzzusammenstellung,
d.h. ein Test-Kit, auch mehrere Waschpuffer enthalten. Schließlich wird
der Elutionspuffer zum Trägermaterial-Nukleinsäure-Komplex
hinzugefügt und
nach Abtrennung des Trägermaterials
der die Nukleinsäuren
enthaltende Überstand
in ein neues leeres Röhrchen überführt. Dieses
Eluat kann dann direkt für
weitere Analysenmethoden (PCR, NASBA) eingesetzt werden. Bei der
Verwendung von z.B. entsprechenden magnetischen Partikeln kann die
zur Abtrennung des Überstands
häufig
eingesetzte Zentrifugation durch das Anlegen eines magnetischen Felds
ersetzt werden.
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Für
ein effektives Waschen des Trägermaterial-Nukleinsäure-Komplexes
und für
eine effektive Elution der Nukleinsäuren vom Trägermaterial, ist es bei der
Verwendung von partikulären
Trägermaterialien
wichtig, dass das Trägermaterial
nach der Abtrennung homogen in den Puffern resuspendiert wird. In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden bei Zugabe des Waschpuffers und/oder des Elutionspuffers
daher zusätzlich
ein oder bevorzugt mehrere Kugeln zugegeben. Diese Kugeln bestehen
aus in den Puffern inerten, festen Materialien, bevorzugt aus Glas,
einem harten Kunststoff oder Metall. Das Material der Kugeln geht
keine Wechselwirkung mit Nukleinsäuren ein. Die Kugeln sind größer als
die Partikel des Trägermaterials,
bevorzugt zwischen 100 und 1000-fach größer. Diese Kugeln bewirken
bei sanftem Schütteln
des Reaktionsgefäßes eine
homogene Verteilung des Trägermaterials
in der Pufferlösung und
dieser Prozesschritt ist sehr einfach zu automatisieren. Insbesondere
wird das Trägermaterial
effektiv von der Gefäßwandung
gelöst
und Verklumpungen werden aufgelöst.
Als besonders effektiv hat sich die Zugabe der Kugelnbei der Verwendung
magnetisierbarer Trägermaterialien
und in Automationsprozessen erwiesen.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist weiterhin ein Test-Kit zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Der Test-Kit enthält
zumindest eine Festphase, bevorzugt eine Silika-Festphase, einen
Bindepuffer und einen Waschpuffer, der mindestens eine Komponente
enthält,
die Proteine abbaut.
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Weitere optionale Bestandteile sind
z.B.:
- – einen
oder mehrere weitere Waschpuffer
- – ein
Elutionspufter zum Ablösen
der gebundenen Nukleinsäuren
vom Trägermaterial
- – ein
oder bevorzugt mehrere Kugeln in geeigneter Darreichungsform, z.B.
in Puffer oder Wasser, die zur effektiven Resuspension des Trägermaterials
in Wasch- und/oder Elutionspuffer benutzt werden
- – eine
Anleitung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
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Die bei der Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens
angeführten
bevorzugten Zusammensetzungen der Reagenzien gelten auch für die Bestandteile
des erfindungemäßen Test-Kits.
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Die vorliegende Erfindung macht es
möglich, mit
relativ einfachen und kostengünstigen
Handhabungen eine geringe Anzahl von viralen Genomkopien aus einem
großen
Volumen – wie
zum Beispiel einem Pool von Spenderplasmen – zu extrahieren und anzureichern,
so daß die
nachgeschaltete Nachweisreaktion gesicherte Ergebnisse liefert.
Der gesamte Prozess kann mit Hilfe von magnetischen Silika Partikeln
automatisiert in weniger als einer Stunde aus vielen Primärröhrchen parallel
in einem Hochdurchsatz-Verfahren hochreine virale Nukleinsäuren extrahieren
und ersetzt das Vorkonzentrierungsverfahren.
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Das erfindungsgemäße Verfahren eröffnet erstmals
die Möglichkeit,
eine sehr geringe Kopienzahl (< 50
Kopien) von z.B. Viren in flüssigen
Proben nachzuweisen. In Blutbanken werden häufig mehrere Einzelproben von
Körperflüssigkeiten,
wie Plasma oder Serum, zu sogenannten Proben-Pools vereinigt. Damit auch in diesem
Probenpools geringe Kopienzahlen von Viren nachgewiesen werden können, ist es
zumeist nicht ausreichend, eine Probe von 100 μl zu untersuchen. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren
können
nun auch Kopienzahlen von z.B. unter 50 Viren in großvolumigen
Proben über
2 ml nachgewiesen werden. Zudem beträgt das Elutionsvolumen nach
der Isolierung der Nukleinsäuren
bevorzugt weniger als 1/10 des ursprünglich eingesetzten Probenvolumens,
so dass zugleich eine große
Verringerung des Probenvolumens und somit eine Aufkonzentrierung
der Nukleinsäuren
möglich
ist.
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Auch ohne weitere Ausführungen
wird davon ausgegangen, daß ein
Fachmann die obige Beschreibung im weitesten Umfang nutzen kann.
Die bevorzugten Ausführungsformen
und Beispiele sind deswegen lediglich als beschreibende, keineswegs als
in irgendeiner Weise limitierende Offenbarung aufzufassen.
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Die vollständige Offenbarung aller vor-
und nachstehend aufgeführten
Anmeldungen, Patente und Veröffentlichungen
ist durch Bezugnahme in diese Anmeldung eingeführt.
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Beispiele
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Beispiel 1) Basisprotokoll
S für kleine
Plasmaproben
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1,5mg MagPrep® Silica
Partikel (Merck KGaA) werden in 900μl Bindepuffer TAAN (200mM Acetat-Tris
pH 4.0, 0,5% NP40, 200mM Ammoniumsulfat) resuspendiert. Dieser Bindepuffer-Mix
enthält
zudem interne Kontroll-RNA und/oder -DNA.
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100μl Plasmaprobe werden mit 900μl Bindepuffer-Mix
homogen gemischt. Nach 1–10
Minuten Inkubation wird magnetisiert und der Überstand sorgfältig abgetrennt.
Nach Entfernung des Magnetfeldes werden die Partikel mit 500μl Waschpuffer
(10mM Tris-HCl pH 6.6; 0,5mg/ml Proteinase K) resuspendiert und
bis zu 10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert.
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Nach Magnetisierung wird der Überstand sorgfältig entfernt
und wieder mit 500μl
Waschpuffer versetzt. Nach Entfernung des Magnetfeldes werden die
Partikel resuspendiert, magnetisiert und der Überstand verworfen. Die Elution
der Nukleinsäuren von
den Partikeln erfolgt nach 10-minütiger Inkubation in 100μl Elutionspufter
(10mM Tris/HCl pH 8,5) bei 80°C.
Nach Magnetisierung wird das Eluat in ein neues, steriles Gefäß transferiert.
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Beispiel 2) Basisprotokoll
XL für
Pools und großvolumige
Einzelproben
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Es wird ein Plasmapool hergestellt,
in dem von 24 Plasmaproben jeweils 0,1ml entnommen und in einem
geeigneten Probenröhrchen
vereinigt werden. Eine der Plasmaproben enthält Virus-Partikel.
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7,5mg MagPrep® Silica
Partikel werden in 7,6ml Bindepuffer TA (200mM Acetat-Tris pH 4.0, 0,5%
NP40, 200mM Ammoniumsulfat) resuspendiert. Der Bindepuffer TA enthält zudem
interne Kontroll-RNA und/oder -DNA. Die 2,4ml des Plasmapools werden
mit 7,6ml Bindepuffer-Mix homogen gemischt. Nach 1–10 Minuten
Inkubation wird magnetisiert und der Überstand sorgfältig abgetrennt.
Nach Entfernung des Magnetfeldes werden die Partikel mit 5ml Waschpuffer
(10mM Tris-HCl pH 6.6; 0,5mg/ml Proteinase K) resuspendiert und
bis zu 10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert.
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Nach Magnetisierung wird der Überstand sorgfältig entfernt
und wieder mit 5ml Waschpuffer versetzt. Nach Entfernung des Magnetfeldes
werden die Partikel resuspendiert, magnetisiert und der Überstand
verworfen. Die Elution der Nukleinsäuren von den Partikeln erfolgt
nach 10-minütiger
Inkubation in 100μl
Elutionspufter (10mM Tris/HCl pH 8,5) bei 80°C. Nach Magnetisierung wird
das Eluat in ein neues, steriles Gefäß transferiert.
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Die Nukleinsäuren der gewonnenen Eluate werden
durch (RT)-PCR und geeignete Gensonden amplifiziert und nachgewiesen
(z.B. mit Hilfe eines Thermocyclers wie des ABI Prism 7000 (TagMan®) der
Firma Applied Biosystems oder des LightCycler® der
Firma Roche).
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Beispiel 3) Einfluss von
grossen Probenvolumina auf die Sensitivität
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Die Ergebnisse dieses Beispiels sind
in 1 graphisch dargestellt.
Dabei zeigt die Y-Achse die Ausbeute der Kopienzahl der Viren in
% an. Auf der X-Achse sind die 4 im folgenden erläuterten Ansätze aufgeführt.
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100μl Virus-positives Plasma (versetzt
mit 600 Kopien HIV: -gestreifte Balken- und 200 Kopien HBV:-gepunktete
Balken – in 1) wurden entweder direkt
extrahiert (Probe A und Q) oder wurden mit 2,3 ml (Probe 24P) bzw.
4,7 ml (Probe 48P) virusfreiem Plasma gemischt und das gesamte Großvolumen extrahiert.
Für Probe
A wurde das Basisprotokoll S gemäß Beispiel
1, für
die Proben 24P und 48P das Basisprotokol XL gemäß Beispiel 2 angewendet. Probe
Q wurde entsprechend dem QIA amp Viral RNA Extraction Kit der Firma
QIAGEN extrahiert. Die für
Probe A gefundenen Sensitivitäten
(Kopienzahl in den Eluaten detektiert in der quantitativen TagMan® PCR)
wurde gleich 100% gesetzt.
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Wie die 1 zeigt, können trotz 23facher bzw. 47facher
Verdünnung
der Virus-positiven Probe mit Virus-freiem Plasma die wenigen viralen DNA-/RNA-Molküle aus dem
Pool fast ohne Verlust quantitativ nachgewiesen werden.
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Beispiel 4) Auswirkung
von Sulfat-Salzen auf die Isolierung von RNA
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100μl von HBV- und HIV-positivem
Plasma (jeweils ca. 1000 Kopien) werden mit MagPrep® Silica
Partikeln und 900μl
eines Bindepuffers inkubiert, der entweder kein Ammoniumsulfat (Probe
#1) oder 200mM Ammoniumsulfat (Probe # 2) enthält. Die weitere Isolierung
erfolgt gemäß Beispiel
1.
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Die Ergebnisse dieses Versuchs sind
in 2 dargestellt. Auf
der Y-Achse ist
die Ausbeute an Nukleinsäuren
in % angegeben. Die Bindung von 100% entspricht dabei der Signalstärke der
quantitativen Amplifikation von 1000 Molekülen gereinigter HBV-DNA oder
HIV-RNA. Auf der X-Achse sind die oben erläuterten Ansätze 1 und 2 aufgetragen.
(HBV: schraffierter Balken; HIV: grauer Balken)
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Es zeigt sich deutlich, dass die
Ausbeute von RNA-Molekülen
durch Zugabe von Ammoniumsulfat zum Bindepuffer bis zur gewünschten
Sensititvität verbessert
werden kann.
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Beispiel 5) Auswirkung
der Zugabe von Proteinase K
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Vier Plasmaproben a 100μl werden
bereitgestellt. Eine Plasmaprobe wird mit Proteinase K bei einer
Konzentration von 0.5mg/ml für
4 Stunden vorinkubiert (Probe#1). Dann werden alle vier Plasmaproben
mit Viruspartikeln (HIV und HBV; jeweils 1000 Kopien/ml) versetzt.
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Die vier Proben werden analog des
Basisprotokolls S (Beispiel 1) extrahiert, wobei bei Probe #1, #2
und #3 der Waschpuffer keine Proteinase K enthält. Bei Probe #3 werden dem
Bindepuffer 0,5mg/ml Proteinase K zugesetzt. Bei Probe #4 werden
dem Waschpuffer 0,5mg/ml Proteinase K zugesetzt.
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Die Ergebnisse dieses Versuchs sind
in 3 dargestellt. Auf
der Y-Achse ist
die Ausbeute an Nukleinsäuren
in % angegeben. Die für
Probe #3 gefundene Sensitivität
(Kopienzahl in den Eluaten detektiert in der quantitativen TagMan® PCR)
ist dabei gleich 100% gesetzt. Auf der X-Achse sind die vier oben erläuterten
Ansätze 1 bis 4 aufgetragen.
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Die Ergebnisse zeigen, dass nur bei
Zugabe der Proteinase zum Waschpuffer die gewünschte Effektivität der Isolierung
der Nukleinsäuren
erzielt werden kann.
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Die Zugabe von Proteinase K zum Bindepuffer
oder die Vorinkubation der Probe mit Proteinase K zeigt keine wesentliche
Verbesserung.
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Beispiel 6) optimale Konzentration
des Trägermaterials
bei großem
und kleinem Probenvolumen
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Je 100μl HIV-positives Plasma (ca.
1000 copies) wird entweder gemäß Basisprotokoll
S (Beispiel 1) extrahiert (gestreifte Balken) oder mit 2,3 ml virus-freiem
Plasma gemischt und gemäß des Basisprotokolls
XL (Beispiel 2) extrahiert (graue Balken). Als Trägermaterial
werden MagPrep® Silica Partikel
eingesetzt. Die Menge des Trägermaterials wird
variiert. Die jeweils pro ml Plasma eingesetzte Menge ist in 4 auf der X-Achse angegeben.
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Auf der Y-Achse ist die Ausbeute
an isolierten Nukleinsäuren
in % angegeben. Die Ausbeute für 15mg/ml
wurde gleich 100% gesetzt.
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Die Ergebnisse zeigen, dass beim
Einsatz großer
Probenvolumina über
2 ml die Menge des Trägermaterials
im Verhältnis
zu der bei kleinen Probenvolumina benötigten Menge reduziert werden
kann. Weiterhin wird deutlich, dass die Menge des eingesetzten Trägermaterials
bei großen
Probenvolumina weniger Einfluß auf
die Ausbeute hat. Eine geringere Konzentration an Trägermaterial
von etwa 2 bis 3 mg/ml führt
zu leicht besseren Ausbeuten als die doppelte Menge von ca. 6 mg/ml.