Verarbeitung von Tiermehl zu Brennstoffen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung von Tiermehl zu Brennstoff sowie einen im wesentlichen aus Tiermehl hergestellten Festbrennstoff nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bzw. des Patent- anspruchs 8.
Tiermehl stellt bei der Entsorgung von Tierkadavern ein Endprodukt dar, das bislang als Tierfutter verwendet worden ist. In jüngster Zeit hat sich die Tiermehlverfutterung, insbesondere im Rahmen der BSE-Problematik, jedoch als kritisch erwiesen, so dass bei der gegenwärtigen Rechtslage Tiermehl aus seuchenhygienischen Gründen nicht mehr als Tierfutter verwendet werden darf. Die Verbrennung von Tiermehl ist jedoch bei Verwendung von normalem, unbehandeltem Tiermehl in vielerlei Hinsicht problematisch und wirft sowohl technische als auch Gesundheitsund Arbeits Schutzprobleme auf.
So ist Tiermehl hinsichtlich seines Energieinhalts hochenergetisch und es besteht bei der Verarbeitung die Gefahr von Staubexplosionen. Dies gilt insbesondere wenn das Tiermehl in im wesentlichen trockenen Zustand und in feiner Verteilung vorliegt. Zudem ist Tiermehl aufgrund seines hohen Proteinanteils geeignet Allergien auszulösen, wobei eine weitere
Gefahr in der möglichen Übertragung und Erzeugung von Infektionen besteht, so dass die Verarbeitung in der Regel Arbeitsschutzkleidung not¬ wendig macht.
Weiterhin muss aus seuchenhygienischen Gründen gewährleistet sein, dass das Material von Tieren nicht mehr aufgenommen wird, so dass eine unerlaubte Verwendung des Tiermehls zu Fütterungszwecken per se unterbunden ist.
Zusätzlich zu den bereits genannten Problemen ist jedoch auch die Verbrennung von Tiermehl nicht ohne weiteres möglich und birgt zahlrei- ehe, im wesentlichen technisch begründete, Probleme. So ist beispielsweise die Zuführung des Tiermehls zu einer Verbrermungseinrichtung problematisch, da Tiermehl in Reinform zur Erzeugung von Verstopfungen in den Zufuhrleitungen neigt. Weiterhin sind Brückenbildung und andere technische Probleme im Verbrennungsprozess zu befürchten und müssen bei der Zuführung zum Ofen besonders berücksichtigt werden. Gefordert ist an dieser Stelle deshalb ein Brennstoff, der sowohl blas- als auch rieselfähig sowie weitgehend abriebfest ist. Die Abriebfestigkeit ist im übrigen auch deshalb wünschenswert, um beim Transport, der Lagerung und der Einbringung in den Ofen eine Staubbildung zu vermeiden.
Aus vorgesagtem und daraus, dass, insbesondere im Bereich der Viehzucht auch in Zukunft große Mengen an Tiermehl anfallen werden, geht hervor, dass ein dringender Bedarf an einer Entsorgungsmöglichkeit für
Tiermehl besteht, wobei unter ökonomischen Gesichtspunkten auch eine optimale Ressourcennutzung, insbesondere im Hinblick auf den hohen Energiegehalt von Tiermehl, der in etwa dem von Holz oder Braunkohle entspricht, im Vordergrund stehen sollte. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass eine thermische Behandlung von Tiermehl so zu erfolgen hat, dass eine völlige Zerstörung der in dem Tiermehl enthaltenen organischen Substanzen gewährleistet ist. Derartige Temperaturen sind theoretisch in Kohlekraftwerken oder in Öfen von Zementfabriken gegeben. Es hat sich aber gezeigt, dass in der Praxis die Zugabe von Tiermehl zu Großfeue- rungsanlagen zu keiner ausreichenden Zerstörung der Eiweißstoffe führt und daher Proteinreste in der Asche und in den Rauchgasen gefunden werden.
Da es sich bei Tiermehl weiterhin um einen quasi-erneuerbaren Brennstoff-Rohstoff handelt, ist es auch unter energiewirtschaftlichen Gesichts- punkten wünschenswert, dass diese Ressource zum einen gefahrlos und darüber hinaus in sowohl technologischer als auch physiologischer Hinsicht problemlos und funktionsoptimiert zur Energieerzeugung verwendet werden kann. Eine entsprechende Nachfrage besteht sowohl seitens der Stromindustrie als auch von Seiten der Zementindustrie.
Somit ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur Verarbeitung von Tiermehl zu Brennstoff sowie einen daraus erzeugten Brennstoff aufzuzeigen, wobei die oben genannten Nachteile vermieden sowie die aufgezeigten Parameter hinsichtlich der Verarbeitbarkeit, der
physiologischen Unbedenklichkeit und einer optimalen Ressourcennutzung eingehalten werden und zudem eine Verwertung bzw. Entsorgung von Tiermehl unter Anwendung des Verfahrens möglich ist.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1 sowie durch einen Festbrennstoff gemäß Patentanspruch 8 gelöst.
Ein wesentlicher Gedanke der Erfindung besteht darin, Tiermehl unter Verwendung von Zuschlagstoffen hinsichtlich der Weiterverwendungs- form so zu konditiorueren, dass es ohne technische, allgemeine seuchenhygienische, und sonstige gesundheitliche Gefahren für die damit befass- ten Mitarbeiter, aber auch für die Umwelt, in den üblicherweise eingesetzten Öfen zur Wärmeerzeugung und zur Erzeugung von Prozessenergie, insbesondere im Zuge gewerblicher Tätigkeiten, vorzugsweise in Zement- und Kraftwerken eingesetzt werden kann.
Das Produkt als Ergebnis des nachbezeichneten Verfahrens ist ein ener- giereicher Brennstoff in vorzugsweise fester, gegebenenfalls auch staub- förmiger oder mehliger Form, der die vorgenannten Voraussetzungen erfüllt. Dieses Produkt kann durch Verwalzen des mit Zuschlagstoff(en) vermischten Tiermehls oder durch eine vorzugsweise formgebende Ver- pressung des Brennstoffmaterials gewonnen werden. Die Gefahr von Staubexplosionen oder anderen Kontaminationen mit Staub bei der weite¬ ren Verwendung wird durch die Verarbeitung des Brennstoffes zu einem Pressung vermieden.
Das Produkt stellt einen vielseitig verwendbaren Brennstoff dar, der zu¬ dem durch eine geeignete Wahl der Zuschlagstoffe, des Mischungsver¬ hältnisses und der Abmessungen der Presslinge bzw. der Körnigkeit des ungepressten Endmaterials exakt auf die jeweils besonderen Bedürfnisse des betreffenden Verbrennungsofens in Bezug auf Heizwert, Einführung in den Brennraum, Anpassung an das Gitter und die Dimensionierung des Rostes angepasst werden kann.
Insbesondere wird die Aufgabe dabei durch ein Verfahren zur Verarbeitung von Tiermehl zu Brennstoff, insbesondere für industrielle Feue- rungsanlagen, gelöst, bei dem das Tiermehl mit zumindest einem Zuschlagstoff, als den Ausgangsstoffen zur Herstellung des erfindungsgemäßen Brennstoffs, zu einer zu verpressenden Mischung vermischt und einer anschließenden Druckbehandlung unterworfen wird. Die Druckbehandlung umfasst vorzugsweise Walzen oder eine formgebende Druckbehand- lung, bei der vorzugsweise Pellets oder Brickets erzeugt werden.
Ein Zerbröseln der Pellets wird erfindungsgemäß ebenfalls dadurch vermieden, dass dem Tiermehl zumindest ein Zuschlagstoff zugegeben und dieser innig mit dem Tiermehl vermischt wird. Durch die Zugabe des Zuschlagstoffes wird die Adhäsionsfähigkeit des Tiermehls bzw. der Mi- schung verbessert, so dass die Mischung zu formstabilen und im wesentlichen abriebfesten Pellets oder Brickets geformt werden kann. Ein Zerbröseln bereits bei geringer Krafteinwirkung ist generell nicht zu befürchten.
Durch das Verpressen im Zuge der Herstellung des Brennstoffes wird das Tiermehl zudem in solcher Form chemisch und physikalisch an den Zuschlagstoff gebunden, dass eine gleichmäßige und homogene Verbrennung mit der Folge gewährleistet ist, dass im Gesamtbereich des Abbrandes des Brennstoffes Temperaturen und Oxidationsprozesse erzielt werden, die gewährleisten, dass weder in der Asche noch im Abluftstrom aus der Verbrennung Proteine, insbesondere die für die Verbreitung von BSE verantwortlich gemachten Prionen verbleiben. Das mit dem nachstehend ausgeführten Verfahren konditionierte Tiermehl und die darin enthaltenen problematischen bzw. gefährlichen organischen Verbindungen zerfallen im Verbrennungsprozess sicher und vollständig und sind sowohl in der Asche als auch in den Rauchgasen nicht mehr nachweisbar.
Darüber hinaus sind die erzeugten Presslinge unter herkömmlichen Einsatzbedingungen so weit abriebfest, so dass das Entstehen von Sekun- därstaub beim Handling des Produkts im Zuge von Transport, Aufnahme und Zuführung zur Verbrennung vermieden, zumindest jedoch auf ein vernachlässigbares, in jedem Fall aber ungefährliches, Maß reduziert ist. Dies betrifft sowohl technische Gefahren, insbesondere die einer Staubexplosion, aber auch eine reduzierte Verschmutzung von Maschinen und Gerätschaften, sowie allgemeine seuchenhygienische Gefahren durch eine unbeabsichtigte Verbreitung von Tiermehl in die Umgebung, und spezielle Gesundheit-sgefahren für die mit dem Handling des Brennstoffes betrauten Mitarbeiter. Insbesondere die Gefahren des Einatmens von Staub und
die dadurch über Atemwege und Lunge erfolgende Aufnahme von Krankheitskeimen aus dem Tiermehl sind hier zu nennen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass im Rahmen dieser Erfindung die Begriffe Tiermehl, Zuschlagstoffe) , Pressling(e) und Verpressung gemäß nachfolgender Definitionen zu verstehen sind:
Tiermehl:
Durch Verarbeitung von Tierkadavern nach bekannten Verfahren erzeugter Reststoff, bestehend aus ursprünglich in Kadavern enthaltenen Proteinen, Fetten, Kohlehydraten, Mineralien, einschließlich Knochenmehl, und sonstigen organischen Bestandteilen, in mehliger, staubförmiger oder breiiger Konsistenz. Tiermehl in diesem Sinne sind auch:
sogenannte Milchaustauscher. Darunter zu verstehen ist Milchpulver, bei dem das natürliche Fett der Milch entfernt wurde und durch Tierkadaverfett, welches bei der Herstellung üblichen Tier- mehls anfällt, ersetzt wurde, und
Schliefer, wie dieser beim Produktionsvorgang der Tiermehlerzeugung als Zwischenprodukt vor einer Abkühlung und einem Vermählen des Endproduktes "Tiermehl" entsteht.
Zuschlagstoff (e):
Beimischungen in mehliger, staubförmiger oder breiiger Konsistenz, bestehend aus Braunkohle, Steinkohle, Zellulose, Holz, Gips, Klärschlamm, Spuckstoffen, Deinkingschlamm, Kunststoff, Vergällungsmittel oder sons- tigen kohlenstoffhaltigen, insbesondere brennbaren, Materialien und Metallstäuben.
Pressling(e):
In Form von Pellets, Briketts oder in sonstige verpresste Formen gebrachtes Endprodukt (= Brennstoff).
Verpressung:
Vermischen und anschließendes Pressen oder Walzen zur Volumenreduzierung sowie zur Erzielung einer innigen Verbindung und einer Beförderung chemischer Verbindungen des Tiermehls und der Zuschlagstoffe im Zuge der Produktion des Brennstoffs.
Verbrennung:
Entweder direkte Verbrennung oder Vergasung und anschließende Verbrennung bei Temperaturen von vorzugsweise über 800 °C.
Gemäß einer Ausfuhrungsform der Erfindung wird das Vermischen des Tiermehls mit zumindest einem Zuschlagstoff in einem Mischer unter Anwendung von Unterdruck bzw. von gegenüber Atmosphärendruck reduziertem Druck durchgeführt. Dementsprechend wird das Tiermehl in einem geschlossenen Zuführungssystem - ebenfalls unter Unterdruck - der Ve ressungseinrichtung, vorzugsweise Walze, Pelletierer oder Bricketie- rer zugeführt. Hierdurch wird ein unbeabsichtigter, insbesondere staubförmiger, Austrag der Mischung aus dem Mischer vermieden. Weiterhin wird der Mischer während des Einfall- und Mischvorganges staubdicht verschlossen, insbesondere gekapselt, um auch so einen unbeabsichtigten Substanzverlust bzw. Staubaustra *go zu verhindern.
Weitere Sicherungsmaßnahmen, die gemäß einer Weiterbildung der Erfindung vor dem Vermischen der Ausgangssubstanzen und dem Druckbehandeln der Mischung durchgeführt werden, bestehen darin, dass der Ausgangsstoff Tiermehl in geschlossenen Behältern angeliefert und gelagert wird. Ein gegebenenfalls noch erforderlicher Mahivorgang der Aus- gangsstoffe, um diese in eine pulverförmige, mehlartige oder breiige Konsistenz zu bringen, erfolgt ebenfalls, wie der eigentliche Produktionsvorgang, gekapselt.
Gemäß einer Ausführungsform wird das Gesamtsystem ständig unter einem leichtem Unterdruck (= ca. 0,8 bis 0,9 Atm.) gehalten, wobei die durch eine geeignete Pumpe abgesogene Luft vorteilhafterweise mittels
eines Zyklons von darin enthaltenen Anteilen der Ausgangsstoffe, insbesondere des Tiermehls, gereinigt wird.
Gemäß einer weiteren Ausführungsfoim der Erfindung wird als Zuschlagstoff ein kohlenstoffhaltiger und/oder mineralischer und/oder me- tallhaltiger Stoff verwendet. Hierbei kommen insbesondere Kohlenstaub und/oder Sägemehl und/oder Gips und/oder Zellulose und/oder Spuckstoffe und/oder Deinkingschlamm und/oder Klärschlamm und/oder Kunststoff und/oder Metallstaub und/oder Denaturierungsmittel und/oder Vergällungsmittel in Frage.
Der Zuschlagstoff enthält vorzugsweise nicht oxydierten Kohlenstoff sowie Gruppen, die an freien Valenzen zu einer Wasserstoffbrückenbindung, einer Dipol-Dipol- oder einer van-der-Waais-Wechselwirkung mit den Bestandteilen des Tiermehls in der Lage sind, wobei der Zuschlagstoff zudem vorzugsweise in klüftiger Form vorliegt, die es ermöglicht, den Zuschlagstoff und das Tiermehl in enge, vorzugsweise tncaustierte Verbindung zu bringen, bei der das Tiermehl in die klüftige Struktur des Zuschlagstoffes eindringt. Dieser Vorgang wird durch die Einwirkung des im Tiermehl oder den Zuschlagstoffen enthaltenen oder - wie weiter unten ausgeführt - zusätzlich hinzugegebenem Fluid, insbesondere Wasser un- terstützt. Insbesondere eine hohe Porosität eines Zuschlagstoffes ist aufgrund der damit zur Verfügung stehenden großen Oberfläche gut für das erfindungsgemäße Verfahren geeignet.
Geeignete Zuschlagstoffe können im wesentlichen hinsichtlich ihrer adhäsionsfördernden und/oder verbrennungsfördernden Eigenschaften bzw. nach Vergällungseigenschaften unterschieden werden.
Zu den ersten beiden zählen Zuschlagstoffe, die ungeordnete räumliche Strukturen, wie Faltungen, Hohlräume und dergleichen Senken, sowie graphitische Anteile, polare Bindungszentren oder Dipolstrukturen bzw. nicht abgesättigte Valenzen aufweisen. Als geeignet haben sich hier Braunkohlenstaub, Steinkohlenstaub, Sägemehl, Gips, Deinkingschlam sowie Reststoffe aus dem Recyclingprozess von Papier wie beispielsweise Zellulose und Spuckstoffe, aber auch Klärschlamm erwiesen.
Zu den Vergällungsmitteln, die in erster Linie dazu dienen, das Tiermehl einer Verfütterung nicht mehr zugänglich zu machen, und auf diese Weise Missbrauch sicher verhindern sollen, dienen im wesentlichen handelsübliche Denaturierungsmittel, wie diese beispielsweise auch zur Denaturie- rung von nicht für Trinkzwecke bestimmten Ethylalkohol verwendet werden. Zu nennen sind beispielsweise 2-Butanon oder Pyridin-Basen, aber auch sonstige geeignete Vergällungsmittel wie Chloroform oder Toluol.
Zu verwendende Beimengungen werden vorzugsweise als Staub oder Mehl bzw. als klüftiger Bestandteil zugegeben. Hierdurch wird eine aus- reichende und innige Vermischung der Zuschlagstoff-Beimengungen mit dem Tiermehl ermöglicht, wobei sich das Tiermehl und der Staub gegenseitig benetzen bzw. ummanteln und das Tiermehl, insbesondere in klüfti-
ge Bestandteile eindringen kann, so dass ein guter wechselseitiger Verbund, insbesondere nach einem Pressen, ermöglicht wird und nicht die Gefahr besteht, dass Pellets bzw. Brickets aufgrund eines inhomogenen Aufbaus infolge einer inhomogenen Vermischung und einem daraus resul- tierenden mangelhaften Adhäsionsvermögen der Bestandteile auseinanderbrechen.
Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind die als Zuschlagstoff in Frage kommenden Substanzen selbst brennbar oder verbrennungsfördernd oder geeignet den Brennwert der erzeugten Pellets oder Brickets steuernd zu beeinflussen, wobei betont sei, dass obige Auflistung nicht abschließend zu verstehen ist. So sind beispielsweise auch Sauerstoff freisetzende Substanzen, wie beispielsweise hochoxidierte Salze, als Zuschlagstoff geeignet.
Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens werden die Zuschlagstoffe in einem Mengenbereich von 0,5 Vol.-% bis 20 Vol.-%, bevorzugt in einem Mengenbereich von 1,5 Vol.-% bis 18 Vol.-% und besonders bevorzugt in einem Mengenbereich von 3 Vol.-% bis 15 Vol.-% zu der Mischung zugegeben, wobei sich die angegebenen Mengenbereiche auf den Gesamt- Beimengungsanteil an Zuschlagstoffen beziehen.
Weiterhin ist es möglich der Mischung ein Fluid, vorzugsweise Wasser, zuzusetzen, um auf diese Weise einerseits eine potentielle Staubbildung während des Verarbeitungsvorgangs zu unterdrücken und andererseits
eine gewisse Klebrigkeit bzw. zusätzliche Haftfähigkeit der Substanzen in der Mischung zu initiieren und zudem eine Migration von Zuschlagstoffen und Tiermehl zu- und ineinander zu fördern.
Es ist an dieser Stelle ebenso möglich ein organisches Lösungsmittel, ein Netzmittel oder eine sonstige oberflächenaktive Substanz, insbesondere ein die Oberflächenspannung reduzierendes Fluid, zu der Mischung hinzuzufügen. Vorteilhafterweise wird hierbei ein Fluid verwendet, das eine geringe Verdampfungsenthalpie aufweist, oder selbst als Brennstoff dienen kann. Es kann auch ein anderes, vorzugsweise brandbeschleunigen- des, vorzugsweise kohlenstoffhaltiges Fluid zusätzlich oder ausschließlich zugegeben werden.
Es sei jedoch betont, dass auf den Zusatz eines Fluids auch gänzlich verzichtet werden kann, sofern das Tiermehl und oder die Zuschlagstoffe ein für eine Pelletbildung ausreichendes Adhäsionsvermögen sowie eine ge- eignete Oberflächenbeschaffenheit und/oder Feuchte aufweisen.
Das Fluid kann entweder während des Mischens zu der Mischung zugegeben werden, oder es kann unmittelbar vor dem Pelletieren zugesetzt werden, wobei letzteres bevorzugt ist.
Ein weiterer, optional zuzugebender, Zuschlagstoff ist Metallstaub eines lebhaft oxidierenden Metalls oder einer Legierung oder Lösung verschiedener Metalle. Die Oxidation des Metallstaubs fördert den Verbrennungs-
prozess der Masse und bewirkt eine Reduktion organischer Verbindungen um den darin enthaltenen Sauerstoff.
Die Ausgangsstoffe werden zu einer homogenen, je nach Feuchtigkeitsgehalt leicht pastösen Masse, vermischt und diese wird alsdann verpresst oder verwalzt. Dadurch werden einerseits chemische oder physikalische Bindungen, vorzugsweise durch Wasserstoffbrücken, Dipol-Dipol- oder van-der-Waals-Wechselwirkungen durch eine enge räumliche Anlagerung, vorzugsweise Incaustierung der Ausgangsstoffe zueinander erreicht. Die Verpressung kann zudem formgebend zu Pressungen verschiedener Dimensionen erfolgen. Die Formstabilität dieser Presslinge wird durch eine geeignete Wahl der Dimensionierung bei der Formgebung und durch eine geeignete Wahl des Pressdruckes und bei Pellets zudem der Dicke der Matrizenscheibe bzw. des Matrizenrings erreicht. Bei einem geeigneten Kohlenstof fanteil des Zuschlagstoffes und einem geeigneten Druck des Pressvorgangs werden formstabile und weitgehend abriebfeste Pellets o- der Briketts erzeugt, sofern der formgebende Druck des Pressvorgangs gemäß einer Weiterbildung der Erfindung im Bereich von 15 bar bis 250 bar, vorzugsweise im Bereich von 25 bar bis 200 bar und besonders bevorzugt im Bereich von 30 bar bis 180 bar liegt und insbesondere 120 kg/cm2 übersteigt. Dabei gilt, dass ausreichend forrastabile und abriebfeste Presslinge erzeugt werden können, wenn bei der Produktion von bezüglich der Dimensionen größerer Presslinge der Druck entsprechend li-
near ansteigt. Bei der Pellet-Formgebung soll die Matrizendicke 15 mm nicht wesentlich unterschreiten.
Die Pellets werden bevorzugt mittels eines Pelletierers in einer Größe im Bereich von 5 mm bis 30 mm und bevorzugt im Bereich von 10 mm bis 25 mm hergestellt, wobei je nach Zusammensetzung der Mischung auch größere Pellets oder Brickets, mit einer Größe im Bereich von 50 mm bis 500 mm, bevorzugt im Bereich von 100 mm bis 300 mm und besonders bevorzugt im Bereich von 150 mm bis 250 mm möglich sind. Der entscheidende Punkt hierbei ist, dass die Mischung hinsichtlich ihres Adhä- sionsvermögens derart an die Größe der herzustellenden Pellets bzw. Brickets angepasst wird, dass nach dem Verpressen der Mischung eine ausreichende Festigkeit der Pellets bzw. Brickets gewährleistet ist.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass selbstverständlich auch klebrige Zuschlagstoffe zur Erzeugung sehr großer Brickets im Rahmen der Erfin- düng liegen.
Die Konditionierung des Tiermehls mit einem oder mehreren Zuschlagstoffen wird dadurch erreicht, dass diese, insbesondere Braun- oder Steinkohle in pulverförmiger mehliger oder breiiger Form, extrem ungeordnete Strukturen in Form von Faltungen und/oder Hohlräumen in graphitischen Anteilen davon aufweisen, in die durch den Pressvorgang Tiermehl verfüllt wird.
Die Hohlraumdimension des dem Tiermehl beigemengten Zuschlagstoffs wird dadurch verringert, dass zwischen den polaren Bindungszentren, wie beispielsweise den Proteinen oder Proteinfragmenten des Tiermehls und nicht abgesättigten Valenzen des Kohlenstoffs sowie eventuell vorhande- ner Huminsäure (etwa bei Braunkohlenstaub, -mehl, -brei als Zuschlagstoff) neue Haupt und Nebenvalenzen entstehen. Es kommt unter anderem zu einer Wasserstoffbrückenbildung an den nicht abgesättigten Valenzen der Kohlenstoffe wodurch die Hohlraumdimensionen und die Faltstruktu- ren der Beimengungen verkleinert werden. Zugleich wird dadurch im Zu- sammenhang mit der Pressung eine Volumenkonzentration erreicht.
Darüber hinaus lagern sich entsprechend vorgenanntem auch unpolare Regionen der Bestandteile der Mischung aneinander. Auch hierbei bilden sich, beispielsweise van-der-Waals-Bindungen aus, die auch ihrerseits zu einer Volumenkontraktion beitragen.
Insbesondere wirken zwischen kleinen Kohlekörnchen des Ausgangsmaterials Adhäsionskräfte, die dadurch erzeugt werden, dass die Kohlekörnchen durch den Pressvorgang ausreichend nahe zusammengebracht werden. Selbiges gilt auch für Graphitkriställchen, die im Ausgangsmaterial vorliegen. Verstärkt wird der Adhäsionseffekt durch die Proteine des Tiermehls, die mit ihren überwiegend polaren Strukturen besonders starke zwischenmolekulare Bindungen und Wasserstoffbrückenbindungen bereits erwähnter Art erzeugen.
Durch das vorgenannte Verfahren ist es möglich feste und weitgehend abriebfeste Pellets unterschiedlicher Größe herzustellen, die exakt entsprechend den Bedürfnissen des Einsatzofens angepasst werden können. Das Endprodukt ist hierbei ein homogener, jederzeit technisch in großen Mengen und in reproduzierbarer Weise, herstellbarer ungefährlicher Brennstoff. Der Brennwert des Brennstoffs lässt sich durch entsprechende Veränderungen des Mischungsverhältnisses der Bestandteile individuell einstellen.
Ebenso ist das Material nahezu beliebig mit anderen Brennmaterialien, die in den in Frage kommenden Öfen zum Einsatz kommen, mischbar. Hierbei ist insbesondere eine Mischung mit Spuckstoffen, mit verschiedenen Kunststoffen oder Kunststofffraktionen sowie nicht zuletzt eine Mischung mit Papier, aber auch oben genannten brennbaren und/oder Zuschlag-Materialien vorteilhaft. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Pel- lets bzw. Brickets auf Tiermehlbasis auch mit verbrennungsfördernden oder eine langsame Verbrennung gewährleistenden Stoffen ummantelt sein können, sofern dies gewünscht ist.
Das Material ist, je nach Größe, blasfähig und/oder rieselfähig und kann einem Verbrennungsofen mit den üblichen Zuführungseinrichtungen zuge- führt werden. Verstopfungen der Zufuhrleitungen aufgrund der Tiermehlbestandteile sind mit einem erfindungsgemäßen Brennstoff nicht zu befürchten.
Die Behandlung des Endprodukts, vorzugsweise nach formgebender Verpressung erfolgt konventionell; vermöge der dabei erreichten Formstabilität, Abriebfestigkeit, und Staubfreiheit sind Gefahren hinsichtlich allgemeiner Seuchenhygiene und hinsichtlich der Gesundheit der Mitarbeiter soweit vermindert, dass ein einfacher Staubfilter als Mund- und Nasenschutz zum Schutz der unmittelbar mit dem Handling des Produktes be- fassten Mitarbeiter ausreicht. Sowohl die Beschaffenheit des fertigen Breimstofftnaterials als auch der Produktionsvorgang des Materials an sich ermöglichen es, dass ein direkter Hautkontakt in allen Stadien der Herstellung, der Verarbeitung und des Einsatzes vermieden werden kann.
Weiterhin wird die Aufgabe durch einen Festbrennstoff auf der Basis organischen Materials, insbesondere für industrielle Feuerungsanlagen, wie beispielsweise Kraftwerke, Brennöfen oder Verbrennungsöfen, gelöst, wobei der Festbrennstoff im wesentlichen aus Tiermehl und zumindest einem Zuschlagstoff besteht.
Vorzugsweise liegt der Festbrennstoff in Form von Pressungen, insbesondere in Form von Pellets oder Brickets mit oben genannten Abmessungen oder in einer gewalzten Form vor.
Der Festbrennstoff weist als Zuschlagstoff erfindungsgemäß kohlenstoffhaltige und/oder rnineralische und/oder metallhaltige Stoffe auf, wobei insbesondere Kohlenstaub, wie Braunkohlenstaub und
Steinkohlenstaub, Sägemehl, Gips, Zellulose, Spuckstoffe,
Deinkingschlamm, Klärschlamm, Kunststoffe), Metallstaub, Denaturie- rungsmittel und Vergällungsmittel zu nennen sind. Die Zuschlagstoffe liegen einzeln oder in Kombination vor und gewährleisten die mechanische Stabilität, Abriebfestigkeit und gute Oxidierbarkeit des Festbrenn- Stoffs.
Die Gesamtkonzentration der in dem Festbrennstoff vorliegenden Zuschlagstoffe liegt im Bereich von 0,5 Vol.-% bis 20 Vol.-% , bevorzugt im Bereich von 1,5 Vol.-% bis 18 Vol.- und besonders bevorzugt im Bereich von 3 Vol.-% bis 15 Vol.-% , wobei die Zuschlagstoffe bevorzugt innig mit dem Tiermehl vermischt sind und in dem Festbrennstoff homogen verteilt vorliegen. Es sei jedoch betont, dass auch ein schichtenweiser Aufbau der Pellets oder Brickets, insbesondere wenn diese in kugeliger oder ovaler Form vorliegen, möglich ist, wobei die Schichten hinsichtlich ihrer Oxidierbarkeit, respektive Brennbarkeit, unterschiedliche Reaktion- senthalpien aufweisen.
Des weiteren, kann der Festbrennstoff, sofern dies erforderlich ist, ein o- der mehrere Fluide als Koagulations- bzw. Adhäsionshilfsstoffe und/oder als Regulationsmittel hinsichtlich der Brennbarkeit und/oder als Vergällungsmittel aufweisen. In Betracht kommt hierbei im wesentlichen Was- ser, jedoch sind auch organische Fluide, insbesondere im Hinblick auf eine Denaturierung, möglich. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Festbrennstoff, beispielsweise in Kombination mit leicht entflammbaren orga-
nischen Fluiden auch alles Anzünder dienen kann, wenngleich dies hier eine untergeordnete Rolle spielt.
Im übrigen wird die vorliegende Aufgabe durch die Verwendung des oben aufgezeigten Verfahrens gelöst, das geeignet ist tierische Rückstände, insbesondere Tiermehl, zu entsorgen.
Das obige Verfahren zur Herstellung eines Brennstoffs aus Tiermehl ist hierfür ausgezeichnet geeignet, da eine im wesentlichen vollständige und rückstandsfreie Entsorgung von tierischen Rückständen unter energetisch optimaler Ressourcennutzung möglich ist. Unter Verwendung des mit dem Verfahren erzeugten Festbrennstoffs ist es in den genannten Einsatzgebieten möglich auf fossile, nicht erneuerbare, Brennstoffe ^mindest teilweise zu verzichten. Darüber hinaus sind auch gesundheitliche Bedenken, die von tierischen Rückständen, insbesondere von Tiermehl ausgehen, nach der Herstellung des erfindungsgemäßen Festbrennstoffs gemäß dem aufgezeigten Verfahren weitgehend ausgeräumt.
Weitere Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
80 % Tiermehl, 4 % Braunkohlenstaub, 4 % Steinkohlenstaub, 1 % Sägemehl, 3 % Metallstaub, 1 % Gips, 1 ,5 % Zellulose und 5 % Klär-
Schlamm und 0,5 % Denaturierungsmittel werden in einer Mühle zu einem homogenen Material zermahlen, anschließend vermischt und alsdann vorzugsweise zu Pellets oder Brickets verpresst. Der Pressdruck beträgt 180 kg/cm2. Bei der Herstellung von Pellets beträgt der Lochdurchmesser der Matrize 9 mm und deren Stärke 45 mm. Der resultierende Festbrennstoff ist rieselfähig und blasfähig, zeigt keinen Abrieb und ist auch bei den im Rahmen des normalen Handlings gegebenen Belastungen und Drücken auf die Presslinge formstabil.
Dieses Verfahren betrifft daher eine ungefährliche und sichere Form der Entsorgung von Tiermehl und einen ausgezeichneten Brennstoff für industrielle Öfen zur Erzeugung von Wärme und Prozessenergie sowohl in staubförmiger, mehliger, breiiger und vorzugsweise gepresster Konsistenz.
Aus obigem geht hervor, dass die vorliegende Erfindung nicht nur ein Verfahren zur Verarbeitung von Tiermehl zu Brennstoff, sondern auch einen Festbrennstoff sowie ein Verfahren zur Entsorgung von tierischen Rückständen betrifft.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass alle oben beschriebenen Teile für sich alleine gesehen und jeder Kombination als erfindungswesent- lieh beansprucht werden. Abänderungen hiervon sind dem Fachmann geläufig.