Die Erfindung betrifft einen planaren optischen Wellenleiter nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Herstellung eines planaren
optischen Wellenleiters nach dem Oberbegriff des Anspruchs 4.
In integrierten optischen Schaltungen, z. B. optischen Verzweigern oder Mach-Zehnder-lnterferometern,
wird das Licht in planaren optischen Wellenleitern
geführt. S. H. Houde-Walter beschriebt in Optics & Photonics News, June
1994, S. 8 - 12, den typischen Aufbau derartiger optischer Wellenleiter. Auf
einem als Träger dienenden Silizium-Substrat ist eine Pufferschicht aufgebracht,
über der sich eine mit Hilfe von Ätzprozessen strukturierte Kernschicht
befindet. Die strukturierten Kernschicht ist von einer Deckschicht bedeckt. Der
Brechungsindex der Kernschicht ist höher als derjenige der Puffer- und der
Deckschicht, so daß in die Kernschicht eingekoppeltes Licht aufgrund von Totalreflektion
an den Grenzflächen im wesentlichen in der Kernschicht geführt
wird.
Als Materialien für die Puffer-, Kern- und Deckschicht verwendet man in der
Regel Silikatgläser (SiO2), die zur Einstellung eines definierten Brechungsindexes
mit geeigneten Stoffen, z. B. Germanium oder Titan, dotiert werden. Ein
besonders vorteilhaftes Verfahren zum Aufbringen von Glasschichten auf einem
Substrat ist bekannt aus einem Aufsatz von M Kasachi et al. mit dem Titel
"Fabrication of SiO2-TiO2 Glass Planar Optical Waveguides by Flame Hydrolysis
Deposition", Electronic Letters, July 1983, Vol. 19, No. 15, Seiten 583-584.
Bei dem dort beschriebenen Verfahren werden mit Hilfe einer Flamme
feine Glaspartikel auf einem Substrat aufgebracht und anschließend in einem
Ofen bei hoher Temperatur (ca. 1250 °C) zu einem homogenen Glas gesintert.
Nach dem Erkalten wird die nächste Schicht aufgebracht, gesintert usw.
Wenn man als Substrat einen kristallinen Siliziumwafer verwendet, so stellt
man fest, daß der Wafer nach dem Erkalten der Pufferschicht nicht mehr plan,
sondern leicht gekrümmt ist. Die Krümmung des Siliziumwafers beim Sintern
hat seine Ursache darin, daß Silizium einen etwa siebenfach größeren thermischen
Ausdehnungskoeffizienten hat als Silikatglas (αSi ≈ 3,5 · 10-6; αSilikat ≈
0,5 · 10-6). Wenn am Ende des Sintervorgangs die Pufferschicht verglast und
damit fest geworden ist, so krümmt sich während des Erkaltungsvorgangs der
Wafers konkav von der Pufferschicht weg. Bei einem typischen Wafer-Durchmesser
von 4 Zoll und einer 50 µm dicken Pufferschicht beträgt die
Krümmungshöhe etwa 240 µm.
Diese Krümmung bereitet zum einen erhebliche Probleme bei der Strukturierung
der daraufliegenden Kernschicht. Zum anderen sind die nach der Strukturierung
der Kernschicht übrigbleibenden, meist nur wenige µm breiten Stege
infolge der Krümmung des Wafers einer Verspannung ausgesetzt, wodurch
sich der Brechungsindex in den Stegen in unerwünschter Weise verändert. Als
Folge davon breiten sich TE- und TM-Moden mit unterschiedlichen Laufzeiten
aus, was nur durch aufwendige Hilfsmittel, z. B. Einbau von λ/2-Plättchen,
kompensiert werden kann.
Dieses Problem läßt sich auch nicht einfach durch die Verwendung anderer
Substratmaterialien umgehen. So ist selbst bei Glassubstraten beobachtet
worden, daß sich das Substrat zusammen mit einer darauf aufgebrachten
Glas-Pufferschicht nach Wärmeeinwirkung dauerhaft verzieht. In der EP-A2-793
122 wird beispielsweise vorgeschlagen, zur Vermeidung dieses Effekts ein
Glassubstrat zu verwenden, das einen besonders niedrigem Gehalt an
Hydroxyl-Gruppen hat.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen planaren optischen Wellenleiter anzugeben,
bei dessen Herstellung eine Krümmung des den planaren optischen
Wellenleiter tragenden Substrats weitgehend vermieden wird. Es ist ferner Aufgabe
der Erfindung, ein hierfür geeignetes Herstellungsverfahren anzugeben.
Die Erfindung löst diese Aufgaben mit Hilfe der in Anspruch 1 bzw. der in Anspruch
4 angegebenen Merkmale.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß zwischen dem Substrat und der für die
Lichtführung vorgesehenen Anordnung von Glasschichten eine Zwischenschicht
ist, die einen größeren thermischen Ausdehnungskoeffizienten hat als
das Substrat und die Pufferschicht. Während des Erkaltens nach dem Sintern
möchte sich diese Zwischenschicht sowohl vom Substrat als auch von der Pufferschicht
wegkrümmen. Beide Einflüsse kompensieren sich jedoch, so daß die
Zwischenschicht die Wärmespannungen aufnimmt, ohne daß es dabei zu einer
Krümmung kommt.
Vorzugsweise besteht diese Zwischenschicht aus Aluminiumoxid (Al2O3), welches
besonders günstige Eigenschaften bei der Verarbeitung hat. Desweiteren
hat dieses Material den Vorteil, im Bereich der üblicherweise in integrierten
optischen Schaltungen verwendeten Lichtwellenlängen transparent zu sein.
Somit kommt es zu keiner unerwünschten zusätzlichen Dämpfung des im
planaren optischen Wellenleiter geführten Lichts.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den Unteransprüchen
entnehmbar.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Ausführungsbeispiele und der
Zeichnungen eingehend erläutert. Es zeigen:
Fig. 1: Eine Prinzipskizze zur Erläuterung der Funktionsweise der Erfindung; Fig. 2: Einen erfindungsgemäßen planaren optischen Wellenleiter.
Die Funktionsweise der Erfindung wird nachfolgend anhand der Fig. 1 erläutert.
Ganz oben auf der Figur ist eine Pufferschicht PS dargestellt, die mit einer
Zwischenschicht ZS verbunden ist. Da erfindungsgemäß die Zwischenschicht
ZS einen höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten besitzt als die Pufferschicht
PS, krümmt sich der Verbund aus beiden Schichten während des sich
an eine Wärmezufuhr anschließenden Erkaltens konkav zur Zwischenschicht
ZS hin. In Fig. 1 ist diese Krümmung stark übertrieben dargestellt.
In der Mitte der Fig. 1 ist ein Substrat SUB dargestellt, welches ebenfalls mit
einer Zwischenschicht ZS verbunden ist. Erfindungsgemäß hat die Zwischenschicht
auch einen höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten als das
damit verbundene Substratmaterial. Folglich krümmt beim Erkalten der Verbund
beider Schichten genauso wie im oben dargestellten Fall konkav zur
Zwischenschicht hin.
Wenn man sich nun vorstellt, daß die oben dargestellte Zwischenschicht ZS
eins mit der in der Mitte dargestellten Zwischenschicht ZS ist, so entsteht der in
Fig. 1 unten gezeigte Verbund aus einem Substrat SUB, einer Zwischenschicht
ZS und einer Pufferschicht PS. Die in Fig. 1 darüber dargestellten Krümmungen
heben sich bei diesem Verbund gleichsam gegenseitig auf, so daß der
Verbund auch nach Wärmezufuhr und anschließendem Erkalten plan bleibt.
Fig. 2 zeigt einen erfindungsgemäßen planaren optischen Wellenleiter POWL.
Auf einem aus kristallinem Silizium bestehendem Substrat SUB befindet sich
eine Zwischenschicht ZS und darüber eine Pufferschicht PS. Als Substrat kann
ebenso auch ein anderes Material, etwa Glas oder eine Keramik, verwendet
werden. Die Zwischenschicht ZS hat erfindungsgemäß einen thermischer Ausdehnungskoeffizienten,
der größer ist als der des Silizium-Substrats und der
der darüberliegenden Pufferschicht PS. Auf der Pufferschicht sind wie bei bekannten
planaren optischen Wellenleitern eine (strukturierte) Kernschicht KS
und eine Deckschicht DS angeordnet, die den planaren optischen Wellenleiter
nach oben hin abschließt.
Die Pufferschicht PS, die Kernschicht KS und die Deckschicht DS bestehen in
diesem Ausführungsbeispiel aus Silikatglas. Geeignet sind jedoch auch andere
Arten von Gläsern. Die Kernschicht kann beispielsweise auch aus einem Polymer
hergestellt sein. Für die Zwischenschicht ZS sind grundsätzlich alle Materialien
geeignet, deren thermischer Ausdehnungskoeffizienten größer ist als
der des Substrats und der der darüberliegenden Pufferschicht PS.
Für Pufferschichten aus Silikatglas und Substraten aus Silizium hat sich gezeigt,
daß eine Zwischenschicht aus Aluminiumoxid (Al2O3) diesen Anforderungen
genügt. Aluminiumoxid hat zusätzlich den Vorteil, sehr gute Verarbeitungseigenschaften
zu haben. So bleibt eine Aluminiumoxidschicht auch beim Sintern
der darüberliegenden Silikatglasschichten im festen Zustand hart, da der
Schmelzpunkt von Aluminiumoxid bei ca. 1800 °C liegt. Der thermische Ausdehnungskoeffizient
von Aluminiumoxid beträgt etwa 6 · 10-6 und ist damit
beinahe doppelt so groß wie der von Silizium und mehr als 10mal so groß wie
der von Silikatglas. Ferner ist Al2O3 im Bereich der üblicherweise in integrierten
optischen Schaltungen verwendeten Lichtwellenlängen transparent, so daß
Licht, welches im planaren optischen Wellenleiter geführt wird, durch eine Zwischenschicht
aus Al2O3 kaum gedämpft wird.
Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen planaren optischen Wellenleiters
wird nach einem bevorzugten Ausführungsbeispiel zunächst ein mit einer
thermischen Oxidschicht bedeckter Siliziumwafer mit einer dünnen Aluminiumschicht
versehen. Das Aluminium kann beispielsweise durch Sputtern aufgebracht
werden. Die optimale Dicke der Aluminiumschicht hängt vom Verhältnis
der thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Aluminiumoxid, des Silizium-Substrats
und der Pufferschicht ab. Empirisch läßt sich die optimale Dicke
der Aluminiumschicht leicht ermitteln; bei einer gängigen Dimensionierung
eines planaren optischen Wellenleiters liegt sie in der Größenordnung von ca.
150 bis 300 nm. Anschließend wird auf diese Aluminiumschicht mit Hilfe der
Flammhydrolyse eine Pufferschicht aus Silikatglas aufgebracht. Die hierzu
notwendigen Maßnahmen sind an anderer Stelle (siehe z. B. den eingangs
zitierten Aufsatz von M. Kawachi et al.) eingehend beschrieben und werden
daher an dieser Stelle nicht näher erläutert. Beim Sintern der Pufferschicht bei
ca. 1300 °C in sauerstoffhaltiger Atmosphäre wandelt sich das Aluminium in
Aluminiumoxid um. Die Kern- und die Deckschicht wird anschließend in an
sich bekannter Weise aufgebracht.