DESC015033MA - - Google Patents
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Tag der Anmeldung·: 7. April 1954 Bekanntgemacht am 29. Dezember 1955
Die Erkenntnis, daß der in den Kläranlagen der Städte und gewisser Industrien anfallende Schlamm
infolge seines hohen Gehaltes an organischer Substanz in Verbindung mit gewissen Mengen an
Stickstoff, Kali und Phosphorsäure einen wertvollen Dünger darstellt, ist schon alt. Es gibt daher
auch eine ganze Reihe bekannter Verfahren, den Abwasserschlamm für seine Verwendung als
Dünger aufzubereiten, wobei Maßnahmen zur Trocknung des Materials die Hauptrolle spielen.
Ein Teil der bekannten Verfahren arbeitet bei der Trocknung des Schlammes unter Bedingungen
und mit Temperaturen, die eine Abtötung der Bakterien und anderer Organismen des Schlammes
ausschließen. Diese Verfahren verkettinen die Bedeutung,
die bei der Aufbereitung von Abwasserschlamm zu einem einwandfreien Dünger der Vernichtung
der darin enthaltenen hygienisch bedenklichen Stoffe und der Unkrautsamen zukommt. Sie
sind überdies dem Irrtum verfallen, daß die in diesen Schlämmen ursprünglich vorhandene Bakterienwelt
für die Verwendung des Schlammes als Dünger nutzbringend ist. In Wirklichkeit ist es aber
so, daß es sich hierbei um nur anaerob gedeihende Organismen handelt, die im durchlüfteten Kulturboden
überhaupt keinen Bestand haben. In der
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Bodcnkninie arbeiten pan/, andere, sauerstoftliebende
Bakterien, nur! der Wert eines guten
I lumusdüngers beruht vor allem darauf, die chemischen, physikalischen und biologischen Vor-S
atissetzungen für eine optimale Entwicklung dieser Bakterien zu schaffen.
Andererseits gibt es auch verschiedene ■Verfahren, die bei der Trocknung des Schlammes so
hohe Temperaturen anwenden, daß die darin enthaltenen Bakterien und Unkrautsamen vernichtet
werden. Diese Verfahren sind jedoch durchweg auf eine sehr weitgehende bzw. praktisch vollständige
Trocknung des Schlammes abgestellt.
Demgegenüber sieht das erfmdungsgemäfie Ver-
If1 fahren, bei dem ebenfalls Temperaturen benutzt
werden, bei denen die im Schlamm enthaltenen tierischen und pflanzlichen Organismen und deren
I lauerformen mit Sicherheit abgetötet werden, eine Trocknung nur bis zu einem gewissen Restwassergehalt
vor, bei dem der Schlamm sein Wasserbindevermögen beibehält und den beim nachträglichen
Lagern oder bei seiner Verwendung als Dünger selbsttätig einsetzenden Oxydations- und Fermentationsvorgängen
und der raschen Neubelebung durch Bakterien und Kleinorganismen zugänglich bleibt.
Diese Arbeitsweise ist auf Grund folgender Erfahrungen und Ilcobachtimgcn entwickelt worden.
Abwassersehlämme, die praktisch vollständig oder bis zu einem Restwassergehalt von etwa 10% entwässert werden, sind »tot« getrocknet, d. h. sie
haben ihr Wasserbindevermögen verloren und werden auch im feuchten Hoden nur sehr langsam
wieder wasseraufnahmefähig. Infolgedessen ist so weitgehend entwässerter Schlamm nur ganz allmählich
imstande, die von einem 1 runiusdünger im
Hoden zu erwartenden biologischen Funktionen zu erfüllen.
Bleibt man bei der Trocknung mit dem Wasscrgehalt des Trockengutes über io°/o, so kommt man
zunächst in einen Hereich, bei dem die Lagerfähigkeil
des Materials in Frage gestellt wird. Ein Schlamm mit einem Wassergehalt zwischen etwa
10 und 2o(l/(i erwärmt sich beim Lagern durch Oxy-
4Γ) dalions- und andere Vorgänge so stark, daß er
dabei in Brand geraten kann. Dieser Trocknungsbereich muß daher nach Möglichkeit vermieden
werden.
ICi-St bei einem Restwassergehalt von etwa 2O0Zo
und darüber, auf den das vorliegende Verfahren abgestellt ist, ist diese Gefahr ausgeschaltet. Ein
derartig getrockneter Schlamm erfährt zwar beim Lagern auch noch eine erhebliche Erwärmung, der
höhere Wassergehalt unterbindet jedoch die Selbstentzündtmg.
Außerdem bleibt bei diesem Wassergehalt die Wasserbindefähigkeit des Schlammes völlig erhalten.
Abwasserschlamm, der auf die erfindungsgemäße Weise getrocknet wird, bringt somit bei seiner Ver-
fio wendung als 1 lumusdünger eine ganze Reihe von Vorteilen. Der dem Schlamm noch anhaftende
Wassergehalt und die damit gesicherte Erhaltung seiner Wasserbindefähigkeit schützt den mit dem
Schlamm gedüngten Boden einerseits vor Austrocknung und macht ihn andererseits bei Hinzutreten
von Feuchtigkeit entsprechend wasseraufnahmefähig. Durch die beim Lagern eines solchen
Schlammes eintretende chemische und biologische Wärme tritt noch eine rasche und nachhaltige
Weitertrocknung ein, so daß die künstliche Ent-Wässerung nicht so weit getrieben zu werden
braucht. Dies ist besonders deshalb von Bedeutung, weil der Absatz des aus Schlamm gewonnenen
Humusdüngers nur saisonweisc möglich ist und der Schlamm daher bis zu seinem Verkauf an der Erzeugungsstellc
längere Zeit auf Halde liegt. Eingehende Beobachtungen haben gezeigt, daß es möglich
ist, bei einem erfindungsgcmäß auf etwa 35% Wassergehalt getrockneten Schlamm auf der Halde
schon in relativ kurzer Zeit unter Erwärmung auf etwa 50 bis 700 eine Nachtrocknung bis auf einen
Rest wassergehalt von 25% zu erreichen. Man spart also durch diese natürliche Nachtrocknung ganz
erheblich an Wärmeaufwand bei der künstlichen Trocknung. Die gleichzeitig auf der Halde eintretende
Neubelebung des Schlammes mit Bakterien und Kleinorganismen, auf die zum größten Teil
die Selbsterwärmung zurückzuführen ist, kommt außerdem dem mit dem Schlamm gedüngten Boden
zugute, da es sich um ähnliche oder dieselben Organismen handelt, die auch im Kulturboden wirksam
sind. Man erhält also auf diese Weise ganz im Gegensatz zu allen bekannten Verfahren aus dem
erfindungsgemäß aufbereiteten Abwasserschlamm einen auch bereits biologisch aktiven· Hivinusdünger.
Für die Anwendung des vorliegenden Verfahrens kommen Schlämme der verschiedensten Art in
Frage, z. B. von Absetzbecken, von Tropfkörpern oder Belebtschlammanlagcn, in denen häusliche
oder auch bestimmte gewerbliche Abwasser oder beides gereinigt werden.
In den Fällen, wo der auf den Kläranlagen anfallende Schlamm vorher ausgefault wird, wird der
Faulschlamm, gegebenenfalls unter Zusatz gewisser Flockungsmittel, z. B. von Eisensalzen, in einem
Vakuumfilter oder in einer anderen hierfür brauchbaren Vorrichtung in an sich bekannter Weise vorentwässert
und dann in zweiter Phase in einer mit erhöhten Temperaturen arbeitenden Trocknungs- no
anlage, z. B. einer Trockentrommel, bei Temperaturen, die eine Abtötung aller Organismen sicherstellen,
weitergetrocknet, und zwar crfmdungsgemäß bis zu einem Rcstwassergchalt, der 20%>
nicht unterschreiten darf, zweckmäßig aber wcsentlieh
höher gehalten wird, weil durch die beim Lagern des so verarbeiteten Schlammes eintretende
Erwärmung eine starke Nachtrocknung erreicht werden kann. Dabei kann die künstliche Trocknung
auch noch im Interesse der besseren Anwendbarkeit des gewonnenen Schlammdüngers mit einer Zerkleinerung
des Schlammes verbunden werden.
Die Eigenart des erfindungsgemäßen Aufbereitungsverfahrens ermöglicht es, daß es unter Anwendung
kleiner technischer Abänderungen auch auf Frischschlamm übertragen werden kann, wo-
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durch das Ausfaulen des Schlammes auf den Kläranlagen, für das erhebliche zusätzliche Bau- und
Betriebskosten aufgewendet und wesentliche Erschwernisse im Betrieb der Kläranlagen in Kauf
genommen werden müssen, in Wegfall kommt. Grundsätzlich wird hierbei in derselben Weise gearbeitet,
nur daß außerdem der Schlamm entweder vor, während oder unmittelbar nach der Trocknung
einen Zusatz von so viel Kalk erhält, daß er einen
ίο pH-Wert von etwa 9 bis 10 annimmt.
Der so behandelte Frischschlamm ist in hygienischer Hinsicht dem aufbereiteten Faulschlamm
praktisch ebenbürtig. Durch die hohen Temperaturen, die in der zweiten Phase der Trocknung
wirksam werden, werden sowohl die pathogenen Keime, die Wurmeier oder andere Parasiten, wie
auch sämtliche Unkrautsamen abgetötet, so daß der gewonnene Dünger in jeder Beziehung unbedenklich
ist. Der Kalkzusatz bindet weitgehend den unangenehmen Geruch des Frischschlammes und
macht ein nachträgliches Übergehen des Schlammes in saure Gärung unmöglich.· Andererseits
bleiben bei der Aufbereitung von Frischschlamm sämtliche Wertstoffe, also vor allem die organische
Substanz, die beim Ausfaulen teilweise abgebaut wird, und der Eiweißstickstoff des frischen
Schlammes fast ohne Verlust erhalten. Infolgedessen ist der Wert dieses Schlammes, insbesondere
in bezug auf seine Rolle als Humus- und Stiekstoffträger, gegenüber dem entsprechend aufgearbeiteten
Faulschlamm wesentlich erhöht. Ein technischer Vorteil der Verwertung von Frischschlamm
ergibt sich aus dessen grobflockiger Struktur, die eine wesentlich bessere Vorentwässerung
ermöglicht, als dies bei dem mit feinsten Stoffen durchsetzten Faulschlamm der Fall ist.
Eine dritte Möglichkeit der Anwendung der erfindungsgemäßen Schlammaufbereitung besteht
schließlich darin, daß man auch ein Gemisch von Faul- und Frischschlamm in analoger Weise verarbeiten
kann. Dabei überträgt sich die bessere Filtrier- bzw. Vortrocknungsfähigkeit des Frischschlammes
je nach dem angewandten Mengenverhältnis beider Schlammarten auch auf das Schlammgemisch
und erleichtert so den ersten Teil der Trocknung. Die starke Neutralisationskraft, die
dem Faulschlamm infolge seines hohen Gehalts an Ammoniakverbindungen innewohnt, wirkt einer
nachträglichen Säuerung des aufbereiteten Schlammgemisches entgegen, wobei im Bedarfsfalle auch
noch durch Kalkzusatz nachgeholfen werden kann. Wertmäßig steht der so gewonnene Mischschlamm
zwischen dem aufbereiteten Faul- und Frischschlamm.
Die Verarbeitung einer Mischung von Faul- und Frischschlamm wird sich vor allem da empfehlen,
wo ein Faulraum zwar bereits vorhanden ist, aber durch Vergrößerung der Abwassermenge oder
durch Ausbau der Kläranlage nicht mehr für die volle Aufnahme der dadurch angestiegenen Frischschlammengen
ausreicht. Man kann sich dann die Errichtung weiterer .Faulräume sparen, wenn ein
Teil des Frischschlammes zusammen mit dem Faulschlamm aufbereitet wird.
Claims (3)
1. Verfahren zur Aufbereitung von Abwasserschlamm
zu hygienisch unbedenklichem Humusdünger, dadurch gekennzeichnet, daß der auf den Kläranlagen anfallende ausgefaulte
Schlamm, gegebenenfalls unter Zusatz gewisser Flockungsmittel, in an sich bekannter Weise in
einem Vakuumfilter oder in einer anderen hierfür geeigneten Vorrichtung vorentwässert und
dann in zweiter Phase in einer besonderen Trocknungsanlage, z. B. einer Trockentrommel,
evtl. in Verbindung mit einer künstlichen Zerkleinerung, bei Temperaturen, bei denen die im
Schlamm enthaltenen tierischen und pflanzlichen Organismen und deren Dauerformen mit
Sicherheit abgetötet werden, bis zu einem Restwassergehalt, der 20 % nicht unterschreiten darf,
weiter getrocknet wird, wobei der Schlamm sein Wasserbindevermögen behält und den beim
nachträglichen Lagern oder bei seiner Verwendung als Dünger selbsttätig einsetzenden Oxydations-
und Fermentationsvorgängen und der raschen Neubelebung durch Bakterien und
Kleinorganismen zugänglich bleibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß an Stelle von ausgefaultem Schlamm Frischschlamm verwendet wird und diesem im Zuge der Trocknung Kalk bis zu
einem pH-Wert von etwa 9 bis 10 zugegeben
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Gemisch von Faul- und
Frischschlamm in analoger Weise verarbeitet wird.
Angezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschriften Nr. 851 070, 821 946, 677519. 670507, 57OS4O, 502913, 497 983, 188, 377 823.
Deutsche Patentschriften Nr. 851 070, 821 946, 677519. 670507, 57OS4O, 502913, 497 983, 188, 377 823.
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