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Mittel zum Färben der Haut, besonders der Lippen
Für die Herstellung
kosmetischer Färbe- und Pflegemittel sind bisher natürliche oder künstliche Fette
und Wachse verwendet worden. Diese mußten einen entsprechend niedrigen Schmelzpunkt
haben, um beim Auftragen auf die menschliche Haut einen glatten Film zu ergeben.
In dieser Konsistenz sind diese Fette und Wachse jedoch leicht wischbar und die
Haftfestigkeit ist daher begrenzt.
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Das gleiche gilt für diese Fette und Wachse in ihrer Eigenschaft
als Träger von Farbstoffen und Pigmenten. Wegen der mangelhaften Wischfestigkeit
der Trägerstoffe lassen sich die färbenden Substanzen gleichzeitig nicht nachhaltig
fixieren.
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Um jedoch Farbstoffe trotzdem nachhaltig haftfest machen zu können,
ist vielfach der Weg beschritten worden, diese durch eine chemische Umsetzung auf
der menschlichen Haut selbst zu fixieren. Das bedingt jedoch eine Verschiebung des
pu-Wertes über oder unter den Neutralpunkt. Dadurch können aber Hautreize entstehen,
die häufig zu Allergien oder anderen Schäden geführt haben.
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Schließlich haftet den für diese Verwendung geeigneten und bisher
verwendeten Ölen, Fetten und Wachsen noch der besondere Nachteil an, daß sie nur
für einen sehr schmalen Temperaturbereich ihre Wirksamkeit voll behalten. Bei starker
Wärme werden sie so weitgehend flüssig, daß sie schmieren.
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Bei großer Kälte werden sie rissig und lassen die menschliche Haut
weitgehend ungeschützt. Demgegenüber wurde nun erfindungsgemäß festgestellt,
daß
die öligen oder fettigen Polymeren der Siloxane die oben beschriebenen Nachteile
der bisher verwendeten Fette oder Wachse nicht haben.
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Wie in der Veröffentlichung von M. Schoog, abgedruckt in der Zeitschrift
»Arzneimittelforschung«, I95I, S. I67 bis I69, angegeben wurde, können Silicone
als hautverträgliche Salbengrundlage verwendet werden. Weiter ist es bekannt, daß
Polysiloxane allgemein einen wasserabstoßenden und isolierenden Film auf praktisch
allen Oberflächen erzeugen, welche mit diesen Kunststoffen in irgendeiner Forni
überzogen werden, wobei die Stärke eines solchen Films nahezu gleichgültig ist.
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Es besteht jedoch physiologisch ein bedeutender Unterschied zwischen
den verschiedenen Struk--turen der menschlichen Haut. Ganz besonders empfindlich
sind verschiedene Partien der Gesichtshaut, insbesondere die Lippen. Hier können
Chemikalien, welche von der Körperhaut ohne weiteres vertragen werden, allergische
Reaktionen erzeugen, die nur durch klinische Behandiungen- zu beheben sind.
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In der Kosmetik bemüht man sich nun, der Forderung nach Verschönerung
durch Einfärben z. B. der Lippen nachzukommen, ohne nachteilige Wirkungen der kosmetischen
Präparate in Kauf nehmen zu müssen. Über die Forderung für allgemeine Salbengrundlagen
hinausgehend, müssen jedoch solche kosmetischen Präparate besondere Eigenschaffen
aufweisen, um in der P.raxis brauch- -bar zu sein. Hier hat sich nun gezeigt, daß
Polysiloxane wegen ihrer chemischen Indifferenz keine 'der befürchteten allergischen
Reaktionen' auslösen, sondern im Gegenteil eine ausgesprochene Schutzwirkung entfalten.
Diese Schutzwirkung wird insbesondere damit begründet, daß die Polysiloxanmoleküle
zwei verschiedene Radikale, nämlich ein endständiges stark hydrophobes und ein hydrophiles
haben. Trägt man die Polysiloxane z. B. auf menschliche Lippen auf, so richten sich
die hydropilzen Gruppen der Lippenhaut zu, entnehmen dieser jedoch keine Feuchtigkeit,
da sie z. B. im Gegensatz zu dem bisher verwendeten Triäthanolamin nicht hygroskopisch
wirken. Die hydrophoben Enden der Moleküle richten sich nach außen, verhindern einerseits
eine Benetzung der Lippenhaut durch den Speichel, welcher insbesondere in der kalten
Jahreszeit oder unter starker Sonneneinwirkung austrocknend wirkt und die Lippen
springen läßt. Andererseits verhindert diese Molekülstellung weitgehend das Austrocknen
der Lippen durch Abgabe von Wasserdampf, was für wesentliche Partien der Gesichtshaut
allgemein gilt, so daß die Gewebe unter diesem Silikonschutz ihre natürliche Flüssigkeitsfüllung
behalten und somit ein gutes Aussehen bewahren. Neben diesen rein chemisch erklärbaren,
besonders guten und neuartigen Wirkungen der Polysiloxane hat es sich herausgestellt,
daß auch technologisch bei der Herstellung von kosmetischen Präparaten die günstiger
mechanischen oder physikalischen Eigenschaften der Polysiloxane ausgenutzt werden
können. Es sei demzufolge nachstehend zusammengefaßt, welche Vorteile durch Einbau
dieser Kunststoffe in kosmetische Färbemittel gegenüber den bisherigen Mitteln zu
erzielen sind: a) Polysiloxane verändern ihre Viskosität praktisch in dem Temperaturbereich
kosmetischer Anwendung nicht; b) sie haben eine stark imprägnierende und wasserabstoßende
Wirkung und schützen Farbfilme vor dem Verwischen durch Flüssigkeiten und auch teilweise
gegen Abrieb c) sie wirken auf die menschliche Haut sehr konservierend, schützen
vor Austrocknung, Sprödigkeit, der Bildung von Rissen und sind vollkommen unschädlich,
erzeugen also keinerlei Reizwirkung; d) sie erzeugen als Schutzfilm in oder über
Farbstoffen einen brillianten Hochglanz 'und lassen Farbtöne leuchtender erscheinen.
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B e i 5 p i el I In I0 g einer wäßrigen Dispersion eines Diäthylpolysiloxanes
von öliger Beschaffenheit werden 0,5 g Eosin eingearbeitet, bis sich der Farbstoff
völlig gelöst hat. Diese Emulsion erzeugt beim Auftragen auf die Lippen nach dem
Verdunsten des Wassers einen wischfesten und glänzenden roten ueberzug.
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Beispiel II 10 g Wachsalkohol, 10 g Kakaobutter, I g Wasser, 3 g
eines pastenförmigen Diarylpolysiloxanes, o,8 g Eosin, 2 g eines handelsüblichen
Pigmentfarbstoffes und 0,1 g eines Netzmittels, z. B. den Monoäthyläther des lithylenglykols,
werden 1w einem Gefäß erwärmt, bis die Substanzen alle in flüssiger Form vorliegen.
Darauf wird diese Schmelze gut gemischt und in Formen gegossen.
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Nach dem Erkalten erhält man eine konsistente Masse von der Art normaler,
handelsüblicher Lippenstifte.
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PAENTANSPRUCH: Mittel zum Färben der Haut, besonders der Lippen,
gekennzeichnet durch einen Gehalt an Polysiloxanen. ~~~~~~~~ In Betracht gezogene
Druckschriften: M. Schoog, »Die Bedeutung der Silikone für die Dermatologie«, abgedruckt
in der Zeitschrift »Arzneimittelforschung«, I95I, 5. 167 bis I69; »Chemical Abstracts
of the American Chemical Society«, 45 (1951), S. I0487; »Einführung in die Chemie
der SiIikone« von Eugene Rochow, I952 (Tag-der Ausgabe: 29. I.