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Verfahren zur Herstellung von gebleichten Haarhutstumpen bzw. daraus
hergestellten Hüten Bekanntlich werden die in der Haarhutindustrie verwendeten Haare
(Hasen- und Kaninhaare) in den Haarschneidereien am Fell gebeizt, wobei praktisch
nur etwa ein Drittel der Haarsubstanz, von der Haarspitze gerechnet, von der Beize
erfaßt wird. Die üblichen Beizverfahren bewirken dabei einen hydrolytischen und
oxydativen Einfluß auf die Haarsubstanz und somit einen gewissen mehr oder weniger
weitgehenden Abbau der Eiweißkörper der Haarsubstanz.
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Die in der Haarhutindustrie@ zur Verwendung kommenden Hasen- und Kaninhaare
fallen in verschiedenen Naturfarben an. Neben grauen und dunkelgrauen Tönen kommen
auch Haare in helleren Farbtönen und weiße Haare vor. Letztere sind seltener und
infolgedessen teurer. Die Stumpen bzw. Hüte werden in verschiedenen Farbtönen gefärbt,
wobei selbstverständlich für dunkle, satte Töne die grauen und dunkelgrauen Haarsorten,
für helle, insbesondere Pastelltöne die weißen oder leicht gelblichen Haare oder
Haargemische Verwendung finden.
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Versuche, die zu verarbeitenden Haare durch Bleichen aufzuhellen,
haben zu befriedigenden Erfolgen nicht geführt. Dies dürfte in der Hauptsache darauf
beruhen, daß jedes Bleichverfahren eine weitere Beeinträchtigung der bereits durch
die üblichen Beizverfahren hydrolytisch und oxydativ beeinflußten Haarsubstanz mit
sich bringt.
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Das Bleichen der von den Fellen getrennten gebeizten, losen Haare
kann nur in wässerigen, das Bleichmittel enthaltenden Medien vor sich gehen.
Für
die Weiterverarbeitung müssen die gebleichten Haare aber wieder getrocknet werden.
Dabei ist es kaum zu vermeiden, daß die gebeizten Haarspitzen (infolge der zusätzlichen
abbauenden Wirkungen der Bleichmittel) stärker quellen als die nicht gebeizten Haarteile
und beim Trocknen Verklebungen an den stärker gequollenen Haarteilen stattfinden.
Wenn die Haare alsdann in getrocknetem Zustand durch die Blasmaschine aufgelockert
werden, so finden Zerreißungen an den verklebten Stellen und mechanische Schädigungen
der Haare statt. Hinzu kommt, daß nicht unwesentliche Teile der verklebten, d. h.
gebeizten und das Filzen bewirkenden Stellen der Haare als Klümpchen verlorengehen.
Will man die Gefahr des Verklebens verhindern, so ist dies nur dadurch möglich,
daß die Ansprüche an das Bleichen stark herabgesetzt werden und auf die Erzielung
wirklich heller Farbtöne der Haare verzichtet wird. Hierdurch würde man aber das
Hauptziel, hochwertige Pastelltöne oder Weißfärbungen zu erhalten, preisgeben. Infolge
dieser Schwierigkeiten hat man bisher im allgemeinen darauf verzichtet, die Huthaare
vor der Verarbeitung durch Bleichen aufzuhellen.
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Erfindungsgemäß werden alle Nachteile, die mit dem Bleichen von losen,
gebeizten, handelsüblichen Haaren auftreten, vermieden, und zwar dadurch, daß man
sie in üblicher Weise auf Fache und diese auf Stumpen verarbeitet und das Bleichen
erst nach dem Anfilzen und gegebenenfalls Anwalken oder Walken der Stumpen vornimmt.
Den jeweils bestgeeigneten Zustand der Fache für die Durchführung des Bleichvorgangs
kann durch Versuche ermittelt werden. Man kann auf diese Weise ein sehr weitgehendes
Aufhellen des Farbtons erzielen und gewünschtenfalls bis auf Weiß bleichen. Bei
Durchführung des Bleichvorgangs vor dem Fertigwalken der Fache wird noch der besondere
Vorteil erzielt, daß das Fertigwalken leichter und rascher vor sich geht als bei
Stumpen, die aus ungebleichten Haaren hergestellt worden sind. Die gebleichten,
fertiggewalkten Stumpen können wie üblich gefärbt und weiterbehandelt bzw. nachbehandelt
werden.
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Das Verfahren kann mit Hilfe verschiedener Bleichmittel durchgeführt
werden. Als besonders günstig hat sich ein Bleichverfahren mit Wasserstoffsuperoxyd
erwiesen, das auf dem Prinzip beruht, daß ein Oxydationskatalysator in die Haare
eingeführt wird, durch welchen die Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds und die
Bleichwirkung günstig beeinflußt wird. Als geeignete, als Oxydationsvermittler dienende
Katalysatoren kommen Verbindungen des Eisens, Mangans, Kupfers usw. in Betracht.
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Der Bleichvorgang kann z. B. derart durchgeführt werden, daß man die
vorgefilzten bzw. vorgefilzten und vorgewalkten Fache nach geeigneter Vorbehandlung
mit den Katalysatoren in die Bleichlösung einlegt und bis zur Erreichung des gewünschten
Bleichgrades darin beläßt. Man kann z. B. auch derart verfahren, daß die vorgefilzten
und gewalkten Stumpen in eine Lösung der Katalysatoren eingelegt werden, dann durch
Maßnahmen, wie Abquetschen oder Zentrifugieren, von überschüssiger Lösung befreit
und hiernach mehrere Stunden, z. B. über Nacht, liegengelassen werden. Alsdann taucht
man die so behandelten Stumpen in eine Lösung des Bleichmittels ein, bis sie sich
vollgesaugt haben, befreit vom Überschuß durch Abquetschen, Abschleudern od. dgl.,
und läßt bei zweckmäßig gering erhöhter Temperatur, z. B. bei etwa 40°, mehrere
Stunden liegen, wobei dafür gesorgt wird, daß die Stumpen nicht austrocknen. Dies
kann durch Lagern in einer .mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre geschehen. Beispiel
Aus Graukaninhaaren hergestellte, noch nicht fertiggewalkte Haarstumpen werden in
einem leicht alkalischen Bad gereinigt und in eine etwa o,51/aige Ferrosulfatlösung
über Nacht eingelegt. Dann werden die Stumpen durch Ausschleudern vom Überschuß
der Lösung befreit und in eine o,5%-ige Wasserstoffsuperoxydlösung, die Stabilisatoren
enthält, eingebracht und unter zeitweiligem Bewegen so lange in dem schwach alkalisch
eingestellten Bad bei etwa 35° belassen, bis die gewünschte Aufhellung im Querschnitt
der Stumpen erfolgt ist. Nunmehr werden die Stumpen wie üblich weiterbehandelt,
mit Pastelltönen gefärbt und fertigverarbeitet. Man erhält auf diese Weise einwandfreie
Stumpen oder Hüte von hellen Farben, guten mechanischen Eigenschaften und gefälligem
Griff.
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.In manchen Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die
Stumpen noch einer Nachbleichung zu unterwerfen, die z. B. darin besteht, daß man
die Stumpen nochmals in die Bleichmittellösung einlegt, bis sie sich vollgesaugt
haben, und sie nach Befreiung von überschüssiger Lösung so lange liegenläßt, bis
die gewünschte helle Farbe erreicht--worden--ist.- Im allgemeinen hat es sich als
vorteilhaft erwiesen, den Bleichvorgang nach dem Filzcri und leichten: Anwalken
durchzuführen und nach Vollendung der Bleiche die Stumpen fertigzuwalken und der
weiteren Behandlung, wie Färben usw., zu unterwerfen.
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Die Erfindung ist nicht auf die; Verarbeitung von am Fell gebeizten
Haaren beschränkt. Man kann vielmehr auch derart verfahren, daß man die Haare in
ungebeiztem Zustand vom Fell schneidet, diese ungebeizten Haare .in Fache überführt,
die Fache mit geeigneten Haarbeizmitteln, z. B: durch Tauchen, behandelt und dann
in üblicher Weise durch Maßnahmen, wie Filzen und Walken, in Stumpen überführt,
wobei der Bleichvorgang an passender Stelle in die Behandlung der Fache eingefügt
bzw. an diese angefügt werden kann. Im Patent 912 739 ist ein Verfahren zum Filzbarmachen
von Huthaaren, wie Hasenhaaren oder Kaninhaaren, beschrieben, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die Haare in abgeschnittenem und ungebeiztem Zustand in ihrer ganzen Länge
mit wässerigen Lösungen von Stoffen, welche wie z. B. Thioglykolsäure oder Natriumbisulfit
oder das Natriumsalz der Oxymethansulfinsäure befähigt
sind, die
Cystinverbindungen der Haarkeratine im Sinne des Filzbarmachens der Haare zu beeinflussen,
z. B. durch Tauchverfahren in innige Berührung gebracht werden. Die auf diese Weise
in ihrer ganzen Länge gebeizten Haare können in üblicher Weise auf Fache verarbeitet
und diese der Bleichung gemäß vorliegender Erfindung unterworfen werden.
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Schließlich kann man auch noch derart verfahren, daß man vom Fell
geschnittene Haare in ungebeiztem Zustand in Fache überführt, die Fache mit Haarbeizmitteln,
z. B. durch Tauchen, behandelt, dann in üblicher Weise, z. B. durch Maßnahmen wie
Filzen oder Walken, in Stumpen überführt und die Fache bzw. Stumpen im Sinne der
vorliegenden Erfindung einer Bleichung unterwirft.
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Ein Verfahren, bei dem das Beizen der Haare erst nach Überführung
derselben in Fache vorgenommen wird, ist im Patent 917 993 beschrieben. Hierbei
wird vorteilhaft derart verfahren, daß die von der Fachmaschine zu einem Fach geformten
ungebeizten Haare zunächst mit heißem, gegebenenfalls angesäuertem Wasser befeuchtet,
dann @abgenommen, vorteilhaft leicht angefilzt und erst dann mit der Beize behandelt
werden. Als Beizen werden hierbei vorzugsweise Lösungen von oxydativ und hydrolytisch
wirkenden Beizmitteln verwendet, deren pH-Werte- unter 2, vorzugsweise unter i liegen.
Man kann z. B. eine Lösung verwenden, die etwa i,5olo H202 enthält, einen pH-Wert
von etwa i oder weniger aufweist. Diese Lösung wird zweckmäßig in großem Überschuß
zur Anwendung gebracht. An den Beizvo:rgang kann eine Bleichung der Fache im Sinne
vorliegender Erfindung angeschlossen werden.
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Das kombinierte Verfahren des Beizens und Bleichens der Fache kann
z. B. derart ausgeführt werdeni, daß die vorgefilzten Fache mit einer sauer und
oxydativ wirkenden oder einer reduktiv wirkenden Beize getränkt, ausgequetscht oder
zentrifugiert werden und mehrere Stunden liegengelassen werden. Dann kann man den
Bleichvorgang gemäß vorliegender Erfindung einfügen, indem man zunächst Oxydationskatalysatoren
durch Tränken mit einer dieselben enthaltenden Lösung und Ausquetschen einbringt
und anschließend das Bleichmittel zur Anwendung bringt. Hierbei empfiehlt es sich
im allgemeinen, die Konzentration der Bleichlösung verhältnismäßig hoch zu wählen.
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In allen vorstehend erörterten Fällen kann im Bedarfsfalle noch eine
Nachbleiche angewendet werden, indem man z. B. nach einiger Zeit des Lagerns die
Fache erneut mit dem Bleichmittel tränkt und nach Beseitigung überschüssiger Bleichlösung,
z: B. durch Ausquetschen, ausreagieren läßt.