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Stromverteilungssystem, insbesondere für Kleinsiedlungen Bei der Verteilung
des elektrischen Stromes in Wohngegenden ist es üblich, den Strom zunächst mit einer
höheren Spannung, 1s oder 6 kV, bis zu einer Transformatorenstation zu führen, in
welcher der Dreiphasenstrom auf 380,/22o V Gebrauchsspannung umgespannt und in dieser
Form in die einzelnen Häuser bzw. Wohnungen bis unmittelbar vor den Zähler geführt
wird. Der Zähler selbst und die an diesen angeschlossenen Hausinstallationen sind
in der Regel nur einphasig, zwischen einer Phase und dem Nulleiter, angeschlossen,
wobei durch abwechselnden Anschluß an die einzelnen Phasen ein Ausgleich der Belastungen
erreicht wird.
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Nach der Erfindung kann für Siedlungen, insbesondere mit kleiner Zimmerzahl,
in denen lediglich Lichtstrom verbraucht wird, eine wesentliche Vereinfachung dadurch
erreicht werden, daß schon die Zu-Führung zu einzelnen Häusergruppen (Zeilen) nur
einphasig erfolgt, wobei der im Interesse einer gleichmäßigen Belastung erforderliche
Anschluß an die verschiedenen Phasen zweckmäßig in der Weise erfolgt, daß drei nebeneinanderliegende
derartige Häuserzeilen zu einer Zeilengruppe zusammengefaßt und an die drei verschiedenen
Phasen angeschlossen werden. Es ist also der einphasige Anschluß nicht, wie bisher,
nur für eine Wohnung oder bestenfalls ein Haus durchgeführt, sondern eine Mehrzahl
von zweckmäßig in einer Reihe bzw. Zeile hintereinanderliegenden Häusern wird einphasig
angeschlossen. Mit besonderem Vorteil können je zwei solcher Zeilengruppen an der
der Zuführungsleitung abgewendeten Seite noch nach Art von Ringleitungen miteinander
verbunden werden. Eine sehr günstige Anordnung des Transformators ergibt sich, wenn
diesem eine größere Anzahl, beispielsweise
vier, solcher aus zwei
oder mehreren Zeilengruppen gebildeter Wohnblöcke zugeordnet wird. Bei größeren
Siedlungen werden dann zweckmäßig mehrere solcher Transformatoren hochspannungsseitig
zueinander parallel geschaltet, von denen jeder eine aus mehreren Blöcken gebildete
Siedlungseinheit versorgt.
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Eine weitere wesentliche Vereinfachung kann nach der Erfindung dadurch
erreicht werden, daß die Zuführung mit Hilfe von Einleiterkabeln durchgeführt wird.
Es wird hierzu ein an einer Phase angeschlossener Polleiter und ein Nulleiter, der
zweckmäßig an dem geerdeten Nullpunkt des Transformators angeschlossen ist, vorgesehen.
Es empfiehlt sich, die Einleiterkabel am Anfang und Ende je mit einem einfachen
Endverschluß auszurüsten und entsprechend der Anzahl der in einer Zeile untergebrachten
Häuser mit Hilfe von kurzen Zwischenschienen (in den Häusern) hintereinanderzuschalten,
wobei der Anschluß für das Haus selbst auch an diesen Zwischenschienen erfolgt.
Auf diese Weise ist die Möglichkeit gegeben, Abzweigmuffen innerhalb der Kabel zu
vermeiden. Bei dem Aufbau von Siedlungen mit einheitlicher Häusergröße und einheitlichem
Häuserabstand ist die Möglichkeit gegeben, die Kabel in normalisierten Längen (eine
oder gegebenenfalls auch zwei Normallängen) zu verwenden, wobei diese in diesen
Normallängen bereits im Herstellungswerk mit den Endverschlüssen ausgerüstet werden
können, was eine Verbilligung der Herstellung und Vereinfachung der Lagerhaltung
und auch der Verlegung darstellt.
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Es bildet also dann jede Phase eine Ringleitung, bestehend aus einer
Mehrzahl derartiger hintereinandergeschalteter Einzelstücke, wobei Jedes Haus (entsprechend
dem Ringsystem) von zwei Seiten gespeist wird. Im Falle einer Störung ist auch die
Möglichkeit gegeben, an den Zwischenschienen die Anschlüsse abzuklemmen und dadurch
das gestörte Stück aus dem Leitungszug auszuschalten, wobei alle übrigen Teile weiter
in Betrieb genommen werden können.
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Als Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung der Grundriß
einer Stromverteilung für eine Siedlungseinheit dargestellt. Hierbei ist folgende
Ausdrucksweise zugrunde gelegt: Eine Mehrzahl der Reihe nach an dieselbe Phase angeschlossener
Häuser wird Zeile genannt. Drei zweckmäßig nebeneinander abwechselnd an die verschiedenen
Phasen angeschlossene Zeilen werden eine Zeilengruppe genannt. Zwei gegebenenfalls
auch an den Enden miteinander verbundene derartige Zeilengruppen werden Block genannt,
während vier solche an einen Transformator angeschlossene Blöcke eine Stromverteilungseinheit
darstellen.
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Mit T ist der Transformator bezeichnet, der den Strom beispielsweise
von 6 kV auf 380/22o V umspannt. An dieser Stelle sind symmetrisch vier Blöcke angeschlossen,
von denen jeder aus achtzehn Doppelhäusern besteht, die zwei Zeilengruppen zu je
drei Zeilen mit je drei Doppelhäusern bilden. Die erste Zeile ist zwischen Phase
R und 0, die zweite zwischen Phase S und 0, die dritte zwischen Phase T und 0, die
vierte wieder zwischen Phase R und 0 und so fort angeschlossen. Wie die Zeichnung
zeigt, sind die Polleiter von der Schiene A ab zu den einzelnen Zeilen eines Blockes
getrennt verlegt, so daß im Erdboden keine Abzweigmuffen erforderlich sind. In den
Zeilen sind die Polleiter und die Nulleiter in die einzelnen Häuser eingeschleift,
so <laß auch hierfür keine Abzweigmuffen benötigt werden. Diese Leitungen können
in einfacher Weise durch Ziegelauflagen geschützt in der Erde verlegt werden.
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Als Polleiter können Einleiterkabel verwendet werden. Besonders zweckmäßig
sind Polleiter lediglich mit Kunststoffmantel, also ohne Eisenbewehrung. Dieser
Kunststoffmantel ersetzt den bei Kabeln üblichen Isolationsmantel aus Papier, den
als Feuchtigkeitsschutz dienenden Bleimantel, die als mechanischen Schutz dienende
Stahlarmatur und den als Korrosionsschutz dienenden getränkten Jutemantel. DieserKunststoffmantel
gewährt also außer einer ausreichenden Elastizität und mechanischen Festigkeit der
Leitung einen genügenden Feuchtigkeits- und Korrosionsschutz. In Fig. 2 ist ein
solcher Leiter dargestellt. Er besteht aus verseilten Drähten, die mit einem Kunststoffmantel
umgeben sind, der beispielsweise aufgespritzt ist. Wie erwähnt, haben derartige
Leitungen den Vorteil, daß sie praktisch keine Feuchtigkeit ansaugen, so daß gar
keine eigentlichen Endverschlüsse erforderlich sind. Die Leitungen können an den
Enden mit Hilfe von Kabelschuhen oder von aus dem Leiterende selbst gebogenen Ösen
oder auch bei Verwendung entsprechender Klemmen in gerader (nicht abgebogener) Form
angeschlossen werden.
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Der Gedanke, Leitungen mit einer Isolierung aus Kunststoff, z. B.
aus PolN-vinvlchlorid, als Kunststoffleitungen unmittelbar in Erde zu verlegen,
stellt eine Erfindung von selbständiger Bedeutung dar, deren Rahmen sich im Zusammenhang
mit dein neuen Stromverteilungssystem keineswegs erschöpft. Hierbei kommt der besondere
Vorteil dieser Leitungen zur Geltung, daß nicht nur keinerlei besonderer Schutz
gegen Eindringen von Feuchtigkeit an den Enden erforderlich ist, sondern daß auch
der mechanische Schutz derart hochwertig ist, daß man den Mantel nur unter Aufwendung
von Gewalt zerstören kann, also keine höhere Beschädigungsgefahr als bei den bisher
üblichen metallarmierten Kabeln mit ihrem erheblich größeren Aufwand besteht.
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Der Aufwand für die Verlegungsarbeiten ist auch deshalb gering, weil
die Leitungen gleichzeitig mit den Wasser-, Gas- und sonstigen Leitungen verlegt
werden können.
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Es ist auch möglich, statt die in der Zeichnung untereinander in einer
Reihe liegenden Häuser durch hintereinandergeschalteten Einphasenanschluß zu einer
Zeile zusammenzufassen, die in waagerechter Richtung in der Zeichnung nebeneinander
gezeigten Häuser in dieser Weise zusammenzufassen, wodurch sich grundsätzlich an
der Anordnung nichts ändert.
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Die Nulleiter können blank in den Boden verlegt werden, jedoch wird
es sich in vielen Fällen empfehlen, insbesondere wenn in der Nähe Straßenbahnschienen
u. dgl. liegen, auch die Nulleiter isoliert auszuführen, wobei jedoch die Isolierung
entsprechend schwächer gehalten werden kann.
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Die Verwendung des neuen Verteilungssystems ist insbesondere für kleine,
neu zu bauende Siedlungen
zweckmäßig. Es ergibt sich hierbei eine
sehr einfache Planungsarbeit, wobei alle Teile nach Art eines Baukastensvstems auf
Vorrat hergestellt und in gleicher Weise verwendet werden können, was eine schnelle
und billige Montage bei niedrigsten Kosten und vereinfachter Lagerhaltung ermöglicht.
Es ist hierbei auch eine sehr hohe Betriebssicherheit gewährleistet sowie auch die
Feststellung etwaiger Fehler und die vorübergehende Ausschaltung gestörter Teile
in einfachster Weise ermöglicht. Bei kleinen Installationen, die lediglich Lichtstrom
führen, wird es in vielen Fällen möglich sein, Leitungen von 6 dmm zu verwenden,
wobei sich infolge der beiderseitigen Speisung eine sehr günstige Ausnutzung des
Leitungsmaterials ergibt. Gegenüber den bisher üblichen Dreiphasenverteilungssystenten
ist also eine wesentliche Ersparnis an Leitungsaufwand erreicht. Bei dem neuen .System
ist es auch ohne Schwierigkeiten möglich, an einzelnen Stellen bereits bei der Herstellung
oder auch nachträglich einen dreiphasigen Anschluß zu schaffen, wobei lediglich
an die Stelle, wo ein solcher Anschluß erforderlich ist, Querverbindungen mit Hilfe
von kurzen Einleiterkabelstücken gelegt werden, die an die nächstliegende Zwischenschiene
der beiden benachbarten Häuserzeilen, die ja an den anderen Phasen liegen, angeschlossen
werden.
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Der Gedanke, Leitungen mit einem Isoliermantel aus Kunststoff, z.
B. Polyvinylchlorid, zu verwenden und unmittelbar in Erde zu verlegen, kann mit
Vorteil auch bei Siedlungen angewendet werden, bei denen die Stromverteilung mit
Hilfe von Freileitungen erfolgt, wobei jedoch die Ausführung der Zuleitungen zwischen
dem Freileitungsnetz und den einzelnen Hausanschlüssen als Freileitungen unerwünscht
ist, sei es mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der Abstützung derartiger Freileitungen
bei bestimmten einfachen Hausbauten, insbesondere Lehmhäusern, oder auch im Hinblick
auf Straßenbahnfahrdrähte oder ähnliche Anordnungen. In solchen Fällen kann unmittelbar
an die Leitungen des Freileitungsnetzes in der Nähe der Masten der Anschluß mit
Hilfe derartiger Leitungen hergestellt werden, die längs der Masten in den Erdboden
und von dort unter der Erde, zweckmäßig durch Mauer- oder Formsteine geschützt,
in das Haus geführt werden.
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Ein Ausführungsbeispiel hierfür ist in den Fig. 3 und 4 dargestellt.
Mit i ist hierin ein Mast eines Freileitungsnetzes bezeichnet, der die drei Phasenleiter
R, S, T eines Dreiphasensystems und den Nulleiter 0 trägt. Für einen Hausanschluß
ist hier eine zweipolige Leitung 2 mit Isolierung aus Polyvinylchlorid angewendet,
die an einen Phasenleiter T und den N ulleiter0 angeschlossen ist. Diese Leitung
ist längs des Mastes i nach unten geführt und an dem unteren Teil noch mit einer
Schutzleiste 3 abgedeckt, die bis in das Erdreich führt.
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Von dort führt die Leitung in waagerechter Linie unter dem Damm oder
Garten hindurch in das Haus. Die Leitung ist hierbei unmittelbar im Erdreich verlegt
und lediglich nach oben durch Mauer- oder Formsteine 6 abgedeckt, auf die das Erdreich
aufgefüllt ist. Der Anschluß der Leitung, die beispielsweise als Stegleitung ausgeführt
ist, an das Ortsnetz erfolgt hierbei in der Weise, daß an dem oberen Ende der Steg
durchgeschnitten und dabei die beiden Leitungsteile auseinandergezogen sind und
an den äußersten Enden blank gemacht werden, wobei dann mit Hilfe geeigneter Klemmen
7 (Fig. 4) der Anschluß an die blanken Leitungen der Freileitung ausgeführt wird.
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Im Haus kann die Leitung unmittelbar bis zu dem Zähler und Sicherungskasten
geführt werden.
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Dank des guten Haftvermögens der Isolierschicht an den Leitern, die
ein Eindringen von Feuchtigkeit unmöglich macht, sind keinerlei Kabelendverschlüsse
oder ähnliche Abschlüsse an den Leitungsenden erforderlich. Der :Material- und Kostenaufwand
ist also bei einer derartigen Anordnung kaum größer als bei unmittelbarem Anschluß
mit Hilfe von durch die Luft gezogenen Freileitungen, wobei jedoch einer solchen
Ausführung gegenüber, sofern sie in diesen Fällen überhaupt zulässig wäre, doch
erhebliche Vorteile erreicht sind.
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Die Anwendung desErfindungsgedankens ermöglicht nicht bloß einen einphasigen
Anschluß, sondern es können im Bedarfsfall auch alle vier Leiter in das Haus hereingeführt
werden, beispielsweise wenn an diese ein Drehstrommotor angeschlossen werden soll.
Es ist hierbei auch nicht wesentlich, ob zweipolige, vierpolige oder eine entsprechende
Anzahl von einpoligen Leitungen angewendet wird, da in allen Fällen gegenüber den
Ausführungen mit entsprechenden Kabeln wesentliche Vorteile und Ersparnisse erreicht
werden. Die Schutzleiste, die als solche nicht unbedingt erforderlich ist, kann
als flache oder U-förmige Leiste oder unter Umständen auch als Rohr ausgeführt werden.