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Die
Erfindung betrifft virale, vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren ähnliche
Proteine, die an den VEGF-Rezeptor-2 von Säugern binden und diesen aktivieren
und so Gefäßpermeabilität von Endothelzellen
induzieren, und sie betrifft insbesondere pharmazeutische und diagnostische
Zusammensetzungen und Verfahren, die den Faktor verwenden oder sich
von diesem ableiten.
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Hintergrund
der Erfindung
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Während der
Entwicklung eines Embryos wird das primäre Gefäßnetz durch in situ-Differenzierung von
Mesodermzellen in einem Vaskulogenese genannten Prozess etabliert.
Es wird vermutet, dass alle nachfolgenden Prozesse, die die Entstehung
neuer Gefäße im Embryo
und die Neovaskularisation bei Erwachsenen umfassen, von der Sprossung
oder Teilung neuer Kapillaren aus der bereits bestehenden Vaskulatur
in einem Angiogenese genannten Prozess gesteuert werden (Pepper
et al., Enzyme & Protein,
49: 138–162, 1996;
Breier et al., Dev. Dyn., 204: 228–239, 1995; Risau, Nature,
386: 671–674,
1997). Angiogenese ist nicht nur an der embryonalen Entwicklung
und dem normalem Wachstum, der normalen Reparatur und der normalen
Regeneration von Gewebe beteiligt, sondern auch am weiblichen Reproduktionszyklus,
an der Etablierung und am Erhalt einer Schwangerschaft und an der
Heilung von Wunden und Brüchen.
Neben der bei einem normalen Individuum stattfindenden Angiogenese,
sind Angiogenesevorgänge
an vielen pathologischen Prozessen beteiligt, insbesondere an Tumorwachstum
und Metastasierung, und an anderen Zuständen, bei denen eine erhöhte Blutgefäßproliferation,
insbesondere des mikrovaskulären
Systems, vorliegt, beispielsweise bei diabetischer Retinopathie,
Psoriasis und Arthropathien. Eine Inhibierung der Angiogenese ist
nützlich,
um diese pathologischen Prozesse zu verhindern oder zu lindern.
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Andererseits
ist die Förderung
von Angiogenese in Situationen erwünscht, in denen die Vaskularisation
etabliert oder ausgeweitet werden soll, beispielsweise nach Gewebe-
oder Organtransplantationen, oder um die Etablierung des Kollateralkreislaufs
bei Gewebeinfarkt oder Arterienstenose, beispielsweise bei koronarer
Herzerkrankung und Thrombangiitis obliterans, zu stimulieren.
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Der
Angiogeneseprozess ist hochkomplex und umfasst die Erhaltung der
Endothelzellen im Zellzyklus, den Abbau der extrazellulären Matrix,
die Migration und Invasion in das umliegende Gewebe und schließlich Kanalbildung.
Die molekularen Mechanismen, die dem komplexen Angiogeneseprozess
zugrunde liegen, sind noch weitgehend unverstanden.
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Wegen
der entscheidenden Rolle der Angiogenese bei vielen physiologischen
und pathologischen Prozessen wurden Faktoren, die an der Kontrolle
der Angiogenese beteiligt sind, intensiv untersucht. Von einer Reihe
von Wachstumsfaktoren wurde gezeigt, dass sie an der Regulation
der Angiogenese beteiligt sind; diese umfassen Fibroblastenwachstumsfaktoren
(FGF), Plättchenwachstumsfaktor
(Platelet-Derived Growth Factor, PDGF), transformierenden Wachstumsfaktor
alpha (TGFα)
und Hepatozytenwachstumsfaktor (HGF). Für einen Überblick siehe beispielsweise
Folkman et al., J. Biol. Chem., 267: 10931–10934, 1992.
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Es
wurde vermutet, dass in erster Linie eine bestimmte Familie endothelzellspezifischer
Wachstumsfaktoren, die vaskulären
endothelialen Wachstumsfaktoren (VEGF) und ihre entsprechende Rezeptoren,
für die
Stimulierung von Endothelzellwachstum und -differenzierung und für bestimmte
Funktionen der differenzierten Zellen verantwortlich sind. Diese
Faktoren sind Mitglieder der PDGF-Familie und scheinen vorwiegend über endotheliale
Rezeptortyrosinkinasen (RTK) zu wirken.
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Neun
verschiedene Proteine wurden in der PDGF-Familie identifiziert,
nämlich
zwei PDGF (A und B), VEGF und sechs Mitglieder, die mit VEGF eng
verwandt sind. Die sechs eng mit VEGF verwandten Mitglieder sind:
VEGF-B, beschrieben in der Internationalen Patentanmeldung PCT/US96/02957
(WO 96/26736) und in den US-Patenten 5,840,693 und 5,607,918 von
Ludwig Institute for Cancer Research und The Universität of Helsinki;
VEGF-C, beschrieben bei Joukov et al., EMBO J., 15: 290–298, 1996
und Lee et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 93: 1988–1992, 1996;
VEGF-D, beschrieben in der Internationalen Patentanmeldung PCT/US97/14696
(WO 98/07832) und Achen et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 95:
548–553,
1998; der Plazentawachstumsfaktor (PlGF), beschrieben bei Maglione
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 88: 9267–9271, 1991; VEGF2, beschrieben
in der Internationalen Patentanmeldung PCT/US94/05291 (WO 95/24473)
von Human Genome Sciences, Inc.; und VEGF3, beschrieben in der Internationalen
Patentanmeldung PCT/US95/07283 (WO 96/39421) von Human Genome Sciences,
Inc. Jedes VEGF-Familienmitglied besitzt zwischen 30% und 45% Aminosäuresequenzidentität mit VEGF.
Die VEGF-Familienmitglieder teilen eine VEGF-Homologiedomäne, die
sechs Cysteinresten enthält,
die das Cysteinknotenmotiv bilden. Funktionelle Eigenschaften der
VEGF-Familie beinhalten unterschiedlich hohe Mitogenität für Endothelzellen,
Induktion von Gefäßpermeabilität sowie
angiogene und lymphangiogene Eigenschaften.
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Der
vaskuläre
endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) ist ein homodimeres Glycoprotein,
das aus verschiedenen Quellen isoliert wurde. VEGF zeigt hochspezifische
mitogene Aktivität
für Endothelzellen.
VEGF hat wichtige regulatorische Funktionen bei der Bildung neuer
Blutgefäße bei der
embryonalen Vaskulogenese und bei der Angiogenese im Leben eines
Erwachsenen (Carmeliet et al., Nature, 380: 435–439, 1996; Ferrara et al.,
Nature, 380: 439–442,
1996; Übersichtsartikel
von Ferrara und Davis-Smyth, Endocrine Rev., 18: 4–25, 1997).
Die Bedeutung der Rolle von VEGF wurde mit Untersuchungen gezeigt,
die zeigen, dass die Inaktivierung eines einzigen VEGF-Allels aufgrund
fehlerhafter Entwicklung des Gefäßsystems
zum Absterben des Embryos führt
(Carmeliet et al., Nature, 380: 435–439, 1996; Ferrara et al.,
Nature, 380: 439–442,
1996). Ferner hat VEGF eine starke chemoattraktive Wirkung auf Monozyten,
kann Plasminogenaktivator und Plasminogenaktivatorinhibitor in Endothelzellen
induzieren und kann ferner mikrovaskuläre Permeabilität induzieren. Wegen
letztgenannter Aktivität
wird er manchmal auch als vaskulärer
Permeabilitätsfaktor
(VPF) bezeichnet. Die Isolierung und die Eigenschaften von VEGF
wurden in Übersichtsartikeln
beschrieben; siehe Ferrara et al., J. Cellular Biochem., 47: 211–218; 1991
und Connolly, J. Cellular Biochem., 47: 219–223, 1991. Alteratives Spleissen
von mRNA eines einzigen VEGF-Gens liefert fünf Isoformen von VEGF.
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VEGF-B
besitzt ähnliche
angiogene und andere Eigenschaften wie VEGF, ist aber im Gewebe
anders verteilt und wird anders exprimiert als VEGF. VEGF-B wird
insbesondere im Herzen sehr stark und in der Lunge nur schwach exprimiert,
während
für VEGF
das Gegenteil der Fall ist. Dies lässt vermuten, dass VEGF und VEGF-B
trotz der Tatsache, dass sie in vielen Geweben co-exprimiert werden,
viele verschiedene funktionelle Unterschiede aufweisen.
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VEGF-B
wurde mit einer Hefe-Cohybrid-Interaction-Trap-Screeningmethode
isoliert, indem auf zelluläre
Proteine gescreent wurde, die mit zellulärem Retinsäure-Bindungsprotein Typ I (CRABP-I)
in Wechselwirkung treten können.
Seine Isolierung und seine Eigenschaften sind in der PCT/US96/02957
und bei Olofsson et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 93: 2576–2581, 1996
ausführlich
beschrieben.
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VEGF-C
wurde aus konditionierten Medien der PC-3-Prostataadenokarzinomzelllinie
(CRL1435) isoliert, indem auf die Fähigkeit des Mediums gescreent
wurde, eine Tyrosinphosphorylierung der endothelzellspezifischen
Rezeptortyrosinkinase VEGFR-3 (Flt 4) herbeizuführen, wobei Zellen verwendet
wurden, die so transfiziert waren, dass sie VEGFR-3 exprimierten.
VEGF-C wurde mittels Affinitätschromatographie
mit rekombinantem VEGFR-3 aufgereinigt und aus einer PC-3-cDNA-Bank
kloniert. Seine Isolierung und seine Eigenschaften sind bei Joukov
et al., EMBO J., 51: 290–298,
1996 ausführlich
beschrieben.
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VEGF-D
wurde aus einer cDNA-Bank von humaner Brust, die kommerziell bei
Clontech zu erhalten ist, durch Screenen mit einem Expressed Sequence
Tag, das aus einer humanen cDNA-Bank mit der Bezeichnung „Soares
Breast 3NbHBst" erhalten
wurde, als Hybridisierungssonde isoliert (Achen et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 95: 548–553,
1998). Seine Isolierung und seine Eigenschaften sind in der Internationalen
Patentanmeldung PCT/US97/14696 (WO 98/07832) ausführlich beschrieben.
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Das
VEGF-D-Gen wird beim erwachsenen Menschen breit exprimiert, aber
sicherlich nicht ubiquitär. VEGF-D
wird im Herz, in der Lunge und im Skelettmuskel stark exprimiert.
VEGF-D wird in der Milz, den Eierstöcken, im Dünndarm und im Kolon mittelstark
und in der Niere, im Pankreas, im Thymus, in der Prostata und in
den Hoden schwach exprimiert. In RNA aus Hirn, Plazenta, Leber oder
peripheren Blutleukozyten wurde keine VEGF-D-mRNA nachgewiesen.
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PlGF
wurde aus einer cDNA-Bank aus Plazenta nach termingerechter Geburt
isoliert. Seine Isolierung und seine Eigenschaften sind bei Maglione
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 88: 9267–9271, 1991 ausführlich beschrieben.
Seine biologische Funktion wird zurzeit noch nicht voll verstanden.
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VEGF2
wurde aus einer hochtumorigen, östrogenunabhängigen humanen
Brustkrebszelllinie isoliert. Obwohl von diesem Molekül eine 22%-ige
Homologie zu PlGF und ein 30%-ige Homologie zu VEGF behauptet wird,
ist das Verfahren zur Isolierung des für VEGF2 codierenden Gens unklar
und es wird keine Charakterisierung der biologischen Aktivität offenbart.
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VEGF3
wurde aus einer aus Kolongewebe stammenden cDNA-Bank isoliert. VEGF3
besitzt vermutlich 36% Identität
und 66% Ähnlichkeit
mit VEGF. Das Verfahren zur Isolierung des für VEGF3 codierenden Gens ist
unklar und es wird keine Charakterisierung der biologischen Aktivität offenbart.
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Ähnlichkeit
zwischen zwei Proteinen wird durch Vergleich der Aminosäuresequenz
und der konservativen Aminosäuresubstitutionen
eines der beiden Proteine mit der Sequenz des zweiten Proteins bestimmt, wohingegen
Identität
ohne Einbeziehen der konservativen Aminosäuresubstitutionen bestimmt
wird.
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PDGF/VEGF-Familienmitglieder
fungieren in erster Linie über
Bindung an Rezeptortyrosinkinasen. Fünf endothelzellspezifische
Rezeptortyrosinkinasen wurden identifiziert, nämlich VEGFR-1 (Flt-1), VEGFR-2 (KDR/Flk-1),
VEGFR-3 (Flt4), Tie und Tek/Tie-2. Alle besitzen die zur Signaltransduktion
notwendige intrinsische Tyrosinkinaseaktivität. Die wesentliche, spezifische
Rolle von VEGFR-1, VEGFR-2, VEGFR-3, Tie und Tek/Tie-2 bei Vaskulogenese
und Angiogenese wurde durch gezielte Mutationen gezeigt, die diese
Rezeptoren bei Mäuseembryos
inaktivieren.
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Die
einzigen Rezeptortyrosinkinasen, die bekanntermaßen an VEGF binden, sind VEGFR-1,
VEGFR-2 und VEGFR-3. VEGFR-1 und VEGFR-2 binden VEGF mit hoher Affinität und VEGFR-1
bindet auch VEGF-B und PlGF. Es wurde gezeigt, dass VEGF-C der Ligand
für VEGFR-3
ist und auch VEGFR-2 aktiviert (Joukov et al., The EMBO Journal,
15: 290–298,
1996). VEGF-D bindet sowohl an VEGFR-2 als auch an VEGFR-3. Ein
Ligand für
Tek/Tie-2 wurde in der Internationalen Patentanmeldung PCT/US95/12935
(WO 96/11269) von Regeneron Pharmaceuticals, Inc. beschrieben. Der
Ligand für
Tie wurde noch nicht identifiziert.
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Vor
kurzem wurde ein neuer, für
eine VEGF-Isoform spezifischer Rezeptor von 130–135 kDa gereinigt und kloniert
(Soker et al., Cell, 92: 735–745,
1998). Es zeigte sich, dass der VEGF-Rezeptor die VEGF165-Isoform spezifisch über die
von Exon 7 codierte Sequenz bindet, die eine schwache Affinität für Heparin
zeigt (Soker et al., Cell, 92: 735–745, 1998). Überraschenderweise
zeigte sich, dass der Rezeptor mit humanem Neuropilin-1 (NP-1),
einem Rezeptor, der an der frühen
Neuromorphogenese beteiligt ist, identisch ist. PlGF-2 scheint auch
mit NP-1 in Wechselwirkung zu treten (Migdal et al., J. Biol. Chem.,
273: 22272–22278,
1998).
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VEGFR-1,
VEGFR-2 und VEGFR-3 werden von Endothelzellen unterschiedlich exprimiert.
Sowohl VEGFR-1 als auch VEGFR-2 werden im Endothel von Blutgefäßen exprimiert
(Oelrichs et al., Oncogene, 8: 11–18, 1992; Kaipainen et al.,
J. Exp. Med., 178: 2077–2088,
1993; Dumont et al., Dev. Dyn., 203: 80–92, 1995; Fong et al., Dev.
Dyn., 207: 1–10,
1996) und VEGFR-3 wird hauptsächlich
im Lymphendothel adulter Gewebe exprimiert (Kaipainen et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, 9: 3566–3570,
1995). VEGFR-3 wird auch in den Blutgefäßen, die Tumore umgeben, exprimiert.
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Eine
Zerstörung
der VEGFR-Gene resultiert in einer aberranten Entwicklung des Gefäßsystems,
was zum Absterben des Embryos gegen Mitte der Schwangerschaft herum
führt.
Eine Analyse von Embryos, die ein vollständig inaktiviertes VEGFR-1-Gen
tragen, lässt
vermuten, dass dieser Rezeptor zur funktionellen Organisation des
Endothels benötigt
wird (Fong et al., Nature, 376: 66–70, 1995). Jedoch erzeugt
eine Deletion der intrazellulären
Tyrosinkinase-Domäne
von VEGFR-1 lebensfähige
Mäuse mit
einem normalen Gefäßsystem
(Hiratsuka et al., Proc. Natl. Acad. Sci USA, 95: 9349–9354, 1998).
Die Gründe
für diese
Unterschiede müssen
noch geklärt
werden, es ist jedoch zu vermuten, dass eine Signalgebung des Rezeptors über die
Tyrosinkinase für
eine korrekte Funktion von VEGFR-1 nicht erforderlich ist. Eine
Analyse homozygoter Mäuse mit
inaktivierten VEGFR-2-Allelen legt nahe, dass dieser Rezeptor zur
Endothelzellproliferation, Hämatopoiese und
Vaskulogenese benötigt
wird (Shalaby et al., Nature, 376: 62–66, 1995; Shalaby et al.,
Cell, 89: 981–990, 1997).
Aufgrund anomaler Organisation der großen Gefäße führt eine Inaktivierung von
VEGFR-3 zu einem Herz-Kreislauf-Versagen
(Dumont et al., Science, 282: 946–949, 1998).
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Obwohl
VEGFR-1 hauptsächlich
während
der Entwicklung in Endothelzellen exprimiert wird, ist er auch während den
frühen
Embryogenesestadien in hämatopoietischen
Vorläuferzellen
zu finden (Fong et al., Nature, 376: 66–70, 1995). Bei Erwachsenen
exprimieren auch Monozyten und Makrophagen diesen Rezeptor (Barleon
et al., Blood, 87: 3336–3343,
1995). Bei Embryos wird VEGFR-1 von den meisten, wenn auch nicht allen
Gefäßen exprimiert
(Breier et al., Dev. Dyn., 204: 228–239, 1995; Fong et al., Dev.
Dyn., 207: 1–10,
1996).
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Während der
frühen
Embryonalentwicklung wird der VEGFR-3-Rezeptor stark auf Endothelzellen
exprimiert, mit fortschreitender Embryogenese wird dies jedoch auf
das Venenendothel und später
auf das Lymphendothel beschränkt
(Kaipainen et al., Cancer Res., 54: 6571–6577, 1994; Kaipainen et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 92: 3566–3570, 1995). In adulten Geweben
wird VEGFR-3 in Lymphendothelzellen exprimiert. Dieser Rezeptor
ist für
die Gefäßentwicklung
während
der Embryogenese wesentlich.
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Eine
gezielte Inaktivierung beider Kopien des VEGFR-3-Gens in Mäusen resultierte
in fehlerhafter Blutgefäßbildung,
die durch anormal organisierte große Gefäße mit defekten Lumina gekennzeichnet
ist, was zu Flüssigkeitsakkumulation
in der Perikardhöhle
und zu Herz-Kreislauf-Versagen an Tag 9,5 postkoital führt. Auf
Basis dieser Erkenntnisse wurde vorgeschlagen, dass VEGFR-3 für die Reifung
primärer
Gefäßnetze zu größeren Blutgefäßen erforderlich
ist. Die Rolle von VEGFR-3 bei der Entwicklung der Lymphgefäße konnte bei
diesen Mäusen
jedoch nicht untersucht werden, da die Embryos vor der Entstehung
des Lymphsystems starben. Angesichts seiner spezifischen Expression
in Endothelzellen während
der Embryogenese und im Erwachsenenleben nimmt man nichtsdestotrotz
an, dass VEGFR-3 eine Rolle bei der Entwicklung der Lymphgefäße und bei
der Lymphangiogenese spielt. Dies wird von der Beobachtung gestützt, dass
eine ektopische Expression von VEGF-C, einem Liganden für VEGFR-3,
in der Haut transgener Mäuse
zu Lymphendothelzellproliferation und zu Gefäßvergrößerung in der Dermis führte. Dies
lässt zudem
vermuten, dass VEGF-C eine Primärfunktion
im Lymphendothel und eine Sekundärfunktion
bei Angiogenese und Permeabilitätsregulation
besitzen könnte,
die mit VEGF geteilt wird (Joukov et al., EMBO J., 15: 290–298, 1996).
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Es
wurde gezeigt, dass einige Inhibitoren des Systems VEGF/VEGF-Rezeptor
Tumorwachstum über einen
anti-angiogenen Mechanismus verhindern; siehe Kim et al., Nature,
362: 841–844,
1993 und Saleh et al., Cancer Res., 56: 393–401, 1996.
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Daneben
wurden VEGF-ähnliche
Proteine identifiziert, die von vier verschiedenen Stämmen des ORF-Virus codiert werden.
Dies ist der erste Virus, von dem berichtet wird, dass er für ein VEGF-ähnliches Protein
codiert. Die ersten beiden Stämme
sind NZ2 und NZ7 und sie sind bei Lyttle et al., J. Virol., 68:
84–92, 1994
beschrieben. Ein dritter ist D1701 und ist bei Meyer et al., The
EMBO Journal, 18: 363–374,
1999 beschrieben. Der vierte Stamm ist NZ10 und er wird hierin beschrieben.
Diese Proteine zeigen Aminosäuresequenzähnlichkeit
zu VEGF und zu einander.
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Das
ORF-Virus ist eine Speziesart aus der Gattung der Parapoxviren,
die eine hochansteckende pustuläre
Dermatitis bei Schafen und Ziegen verursacht und leicht auf Menschen übertragen
werden kann. Die Kennzeichen einer durch ORF-Virus-Infektion induzierten
pustulären
Dermatitis sind Dilatation der Blutgefäße, Anschwellen der lokalen
Umgebung und merkliche Proliferation von Endothelzellen, die die
Blutgefäße auskleiden.
Diese Merkmale findet man bei allen mit ORF infizierten Spezies,
und aufgrund der Virusreplikation in Epidermiszellen können sie
zur Ausbildung eines tumorartigen Wachstums oder zur Bildung von
Knötchen
führen.
In der Regel verschwinden ORF-Virus-Infektionen innerhalb von ein
paar Wochen, bei immungeschwächten
Individuen sind jedoch schwere Infektionen zu beobachten, die nicht
ohne chirurgischen Eingriff verschwinden. Die Feststellung, dass
die ORF-Virusstämme
NZ2 und NZ7 für
Moleküle
mit VEGF-ähnlichen
Sequenzen codieren, wirft die wichtige Frage auf, ob diese Proteine
an VEGF-Rezeptoren von Säugern
binden und charakteristische VEGF-ähnliche Wirkungen wie Mitogenese
von Endothelzellen und Gefäßpermeabilität induzieren
können.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Entdeckung zugrunde, dass ein virales, VEGF-ähnliches
Protein aus dem ORF-Virus-Stamm
NZ10 an die extrazelluläre
Domäne
des VEGF-Rezeptor-2 binden kann, so dass bioaktive Komplexe gebildet
werden, die nützliche
zelluläre
Reaktionen vermitteln und/oder unerwünschte biologische Aktivitäten antagonisieren.
Die Erfindung stellt allgemein Verfahren bereit, die diese biologischen
Aktivitäten stimulieren
oder inhibieren, Verfahren für
therapeutische Anwendungen und zum Auffinden von Antagonisten von
NZ10.
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Gemäß einem
ersten Aspekt stellt die Erfindung ein isoliertes und gereinigtes
Nukleinsäuremolekül bereit,
das eine Polynukleotidsequenz mit wenigstens 95% Identität zu wenigstens
der in 10 gezeigten Sequenz (SEQ ID:
10) umfasst und das für
ein neues Polypeptid, das ORFV10-VEGF (im Folgenden NZ10) genannt
wird und eine Strukturhomologie zu VEGF und NZ2 besitzt, codiert.
Dieser Aspekt der Erfindung umfasst auch DNA-Moleküle mit einer
solchen Sequenz, dass sie unter stringenten Bedingungen mit wenigstens
Nukleotiden der in 10 (SEQ ID NO: 10) angegebenen
Sequenz oder Fragmenten davon, hybridisieren.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt besitzt das erfindungsgemäße Polypeptid die Fähigkeit,
Endothelzellproliferation zu stimulieren und es umfasst eine Sequenz
an Aminosäuren
mit der in 11 angegebenen Aminosäuresequenz
(SEQ ID NO: 11).
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Stimulation
von Endothelzellproliferation, -differenzierung, -migration oder
-überleben
oder mehreren davon bereit, indem sie NZ10 oder einem Fragment oder
Analogon davon, das die Fähigkeit
dazu besitzt, ausgesetzt werden.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Verfahren zur Aktivierung
von VEGF-Rezeptor-2
bereit, das den Schritt des Aussetzens der Zellen, die diesen Rezeptor
tragen, gegen eine wirksame, den Rezeptor aktivierende Menge von
NZ10 oder einem Fragment oder Analogon davon, das die Fähigkeit
dazu besitzt, umfasst.
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Da
sowohl ORFV2-VEGF als auch NZ10 spezifisch den VEGF-Rezeptor-2 aktivieren,
kann ORFV2-VEGF
dazu verwendet werden, Endothelzellproliferation in einer Situation
zu stimulieren, in der VEGF-Rezeptor
1 nicht aktiviert ist. Daher stellt die Erfindung ein Verfahren
zur spezifischen Aktivierung von VEGF-Rezeptor-2 bereit, wenn VEGF-Rezeptor-1
nicht aktiviert ist.
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Diese
Fähigkeiten
werden hier als „biologische
Aktivitäten
von NZ10" bezeichnet
und können
leicht mit im Stand der Technik gebräuchlichen Verfahren, beispielsweise
dem in Beispiel 5 beschriebenen Mitogenitätstest, getestet werden. NZ10
besitzt insbesondere die Fähigkeit,
Endothelzellproliferation oder -differenzierung, einschließlich, aber
nicht beschränkt
auf, Proliferation oder Differenzierung vaskulärer und/oder lymphatischer Endothelzellen
zu stimulieren.
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Besonders
bevorzugt besitzt NZ10 die in 10 angegebene
Aminosäuresequenz
(SEQ ID NO: 11).
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In
einem weiteren bevorzugten Aspekt stellt die Erfindung Polpeptide
bereit, die die charakteristische Aminosäuresequenz besitzen:
Pro-Xaa-Cys-Xaa-Xaa-Xaa-Xaa-Arg-Cys-Xaa-Gly-Cys-Cys
(SEQ ID NO: 11), die für
die Mitglieder der PDGF/VEGF-Familie von Wachstumsfaktoren charakteristisch
ist.
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Der
Begriff „NZ10", wie er hier verwendet
wird, bezeichnet allgemein das Polypeptid mit der in 11 angegebenen Aminosäuresequenz (SEQ ID NO: 11)
sowie Fragmente davon mit der biologischen Aktivität des Polypeptids
mit der Aminosäuresequenz
SEQ ID NO: 11, beispielsweise aus natürlichen Isolaten des ORF-Virus, welche die
biologische Aktivität
von NZ10 haben, wie sie hier definiert ist. Der Fachmann erkennt,
dass es einen beachtlichen Spielraum für Aminosäuresequenzänderungen gibt, die natürlich auftreten
oder durch gentechnische Veränderung
entstehen können,
ohne dass die biologische Aktivität des Polypeptids beeinträchtigt wird.
Vorzugsweise sind die varianten Polypeptide zu wenigstens 95% mit
der Aminosäuresequenz
der 11 (SEQ ID NO: 11) identisch.
Die prozentuale Sequenzidentität
wird mit herkömmlichen
Verfahren bestimmt. Siehe beispielsweise Altschul et al., Bull.
Math. Bio., 48: 603–616,
1986 und Henikoff und Henikoff Proc. Natl. Acad., Sci. USA, 89:
10915–10919,
1992.
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Solche
varianten Formen von NZ10 können
hergestellt werden, indem man nicht-essentielle Bereiche des NZ10-Polypeptids
als Ziel für
Modifikationen aussucht. Andere variante Formen können auf
natürliche Weise
von verwandten ORF-Virusstämmen
produziert werden. Es ist zu erwarten, dass diese nicht-essentiellen
Bereiche nicht in die hochkonservierten Bereiche fallen, die in 1 angegeben sind. Insbesondere sind die
Wachstumsfaktoren der PDGF-Familie, einschließlich VEGF, dimer, und VEGF,
VEGF-B, VEGF-C, VEGF-D, ORFV2-VEGF, PlGF, PDGF-A und PDGF-B weisen
vollständige
Konservierung von acht Cysteinresten in den N-terminalen Domänen, d.h.
den PDGF-ähnlichen
Domänen,
auf (Olofsson et al., 1996; Joukov et al., 1996). Es wird angenommen,
dass diese Cysteine an intra- und intermolekularen Disulfidbrücken beteiligt sind.
Außerdem
gibt es weitere stark, aber nicht vollständig konservierte Cysteinreste
in den C-terminalen Domänen.
Loops 1, 2 und 3 jeder Untereinheit, die durch intramolekulare Disulfidbrücken gebildet
werden, sind an der Bindung an Rezeptoren für die PDGF/VEGF-Familie von
Wachstumsfaktoren beteiligt (Andersson et al., Growth Factors, 12:
159–164,
1995). Wie hier gezeigt, sind die Cysteine, die in bereits bekannten
Mitgliedern der VEGF-Familie konserviert sind, auch in ORFV2-VEGF
konserviert.
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Ein
Fachmann ist sich darüber
im Klaren, dass diese Cysteinreste in jeder vorgeschlagenen varianten Form
erhalten bleiben sollten und dass die aktiven Zentren, die in den
Loops 1, 2 und 3 auftreten, ebenfalls erhalten bleiben sollten.
Von anderen Bereichen des Moleküls
ist zu erwarten, dass sie für
die biologische Funktion von geringerer Bedeutung sind und dass
sie daher geeignete Ziele für
eine Modifikation bieten. Modifizierte Polypeptide können leicht
mit Hilfe üblicher
Aktivitätstests
wie Zellproliferationstests auf ihre Fähigkeit getestet werden, die
biologische Aktivität
von ORFV2-VEGF zu zeigen.
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Es
wird in Betracht gezogen, dass einige modifizierte NZ10-Polypeptide
die Fähigkeit
besitzen werden, an Endothelzellen, z.B. an VEGF-Rezeptor-2, zu
binden, aber nicht in der Lage sein werden, Endothelzellproliferation,
-differenzierung, -migration oder -überleben zu stimulieren. Es
ist zu erwarten, dass diese modifizierten Polypeptide dazu fähig sind,
als kompetitive oder nicht-kompetitive Inhibitoren von NZ10-Polypeptiden und
Wachstumsfaktoren der PDGF/VEGF-Familie zu fungieren und dass sie
sich für
Situationen eignen, in denen es wünschenswert ist, die Wirkung
von ORFV2-VEGF- oder NZ10-Polypeptid oder von der PDGF/VEGF-Wachstumsfaktorfamilie
zu verhindern oder zu reduzieren. Solche Rezeptor bindenden, aber nicht
mitogenen, keine Differenzierung induzierenden, keine Migration
induzierenden, keine Motilität
induzierenden, kein Überleben
fördernden,
keine Entwicklung von Bindegewebe fördernden, keine Wundheilung
oder keine Gefäßproliferation
induzierenden Varianten des ORFV2-VEGF oder NZ10-Polypeptids werden
hier als „Rezeptor
bindende, aber ansonsten inaktive Variante" bezeichnet. Da ORFV2-VEGF oder NZ10
ein Dimer bildet, um seinen einzigen bekannten Rezeptor zu aktivieren,
wird in Betracht gezogen, dass ein Monomer das Rezeptor bindende
aber ansonsten inaktive variante modifizierte ORFV2-VEGF- oder NZ10-Polypeptid
und ein zweites Monomer ein Wildtyp-ORFV2-VEGF oder NZ-10 oder einen
Wildtyp-Wachstumsfaktor der PDGF/VEGF-Familie umfasst. Diese Dimere
können
an ihren entsprechenden Rezeptor binden, aber stromabwärts keine
Signalgebung induzieren.
-
Es
kommt auch in Betracht, dass es andere modifizierte NZ10-Polypeptide
gibt, die die Bindung eines Wildtyp-NZ10 oder eines Wildtyp-Wachstumsfaktors
der PDGF/VEGF-Familie an dessen entsprechenden Rezeptor auf Endothelzellen
verhindern können.
Daher werden diese Dimere nicht in der Lage sein, Endothelzellproliferation,
-dfferenzierung, -migration oder -überleben zu stimulieren. Es
ist zu erwarten, dass diese modifizierten Polypeptide dazu fähig sind,
als kompetitive oder nicht-kompetitive Inhibitoren von NZ10-Polypeptiden und
Wachstumsfaktoren der PDGF/VEGF-Familie zu fungieren und dass sie
sich für
Situationen eignen, in denen es wünschenswert ist, die Wirkung
von ORFV2-VEGF- oder NZ10-Polypeptid oder von der PDGF/VEGF-Wachstumsfaktorfamilie
zu verhindern oder zu reduzieren. Solche Situationen umfassen das Remodelling
von Gewebe, das bei der Invasion von Tumorzellen in eine normale
Zellpopulation durch Bildung von primären Tumoren oder metastatischen
Tumoren stattfindet. Solche Varianten des NZ10-Polypeptids, die ORFV2-VEGF
oder NZ10 oder Wachstumsfaktoren der PDGF/VEGF-Familie binden, aber
nicht mitogen sind, keine Differenzierung induzieren, keine Migration
induzieren, keine Motilität
induzieren, das Überleben
nicht verbessern, kein Bindegewebe fördern, keine Wundheilung oder
keine Gefäßproliferation
induzieren, werden hier als „NZ10-Polypeptiddimer
bildende, aber ansonsten inaktive oder interferierende Varianten" bezeichnet.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist daher ein NZ10-Antagonist, wobei
der Antagonist ein isoliertes Polypeptid ist, das eine Aminosäuresequenz
mit wenigstens 85% Identität
zu der Aminosäuresequenz
der 11 (SEQ ID NO: 11) umfasst und
die Fähigkeit
besitzt, an NZ10 zu binden und die biologische Aktivität von NZ10
zu verhindern.
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Wie
oben angegeben, verursacht das ORF-Virus bekanntermaßen eine
pustuläre
Dermatitis bei Schafen, Ziegen und Menschen. Die Läsionen,
die nach der Infektion mit dem ORF-Virus induziert werden, zeigen eine
extensive Proliferation von Gefäßendothelzellen,
Dilatation von Blutgefäßen und
Hautschwellungen. Die Expression eines zur Angiogenesestimulation
fähigen
ORF-Virus-Gens kann eine Erklärung
für diese
histologischen Befunde liefern.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung stellt dementsprechend die Verwendung
eines NZ10-Antagonisten, wie er hier definiert ist, zur Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung von pustulärer Dermatitis bereit.
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Wenn
NZ10 oder ein NZ10-Antagonist zu therapeutischen Zwecken verwendet
werden sollen, hängen Dosis
und Verabreichungsweg von dem zu behandelnden Zustand ab und liegen
im Ermessen des behandelnden Arztes oder Tierarztes. Geeignete Verabreichungswege
umfassen subcutane, intramuskuläre,
intraperitoneale oder intravenöse
Injektion, topische Applikation, Implantate usw. Topische Applikation
von NZ10 kann in analoger Weise wie bei VEGF erfolgen.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung stellt Expressionsvektoren, die die
erfindungsgemäße DNA oder
ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül umfassen,
sowie Wirtszellen, die mit den erfindungsgemäßen Nukleinsäuremolekülen oder
Vektoren transformiert oder transfiziert sind, bereit. Die Vektoren
umfassen auch eine Nukleinsäuresequenz,
die unter stringenten Bedingungen mit der Sequenz der 10 hybridisiert.
Diese Zellen sind besonders zur Expression des erfindungsgemäßen Polypeptids
geeignet und sie umfassen Insektenzellen wie Sf9-Zellen, die bei
der American Type Culture Collection (ATCC SRL-171) erhältlich sind
und mit einem Baculovirusvektor transformiert sind, und die humane
Embryo-Nierenzelllinie 293 EBNA, die mit einem geeigneten Expressionsplasmid
transfiziert ist. Bevorzugte Vektoren der Erfindung sind Expressionsvektoren, in
denen eine erfindungsgemäße Nukleinsäure funktionsfähig mit
einem oder mehreren geeigneten Promotoren und/oder anderen Kontrollsequenzen
verknüpft
ist, so dass geeignete Wirtszellen, die mit den Vektoren transformiert
oder transfiziert sind, zur Expression des erfindungsgemäßen Polypeptids
fähig sind.
Andere bevorzugte Vektoren sind solche, die zur Transfektion von
Säugerzellen
oder für
gentherapeutische Zwecke geeignet sind, wie beispielsweise adenovirale
Vaccinia- oder auf Retroviren basierende Vektoren oder Liposome. Eine
Vielzahl entsprechender Vektoren ist im Stand der Technik bekannt.
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Die
Erfindung stellt auch ein Verfahren zur Herstellung eines Vektors
bereit, der in der Lage ist, ein von einer erfindungsgemäßen Nukleinsäure codiertes
Polypeptid zu exprimieren, wobei das Verfahren den Schritt des funktionsfähigen Verknüpfens der
Nukleinsäure
mit einem oder mehreren geeigneten Promotoren und/oder anderen Kontrollsequenzen
umfasst, wie oben angegeben ist.
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Die
Erfindung stellt ferner ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Polypeptids
bereit, das die Schritte des Exprimierens einer erfindungsgemäßen Nukleinsäure oder
eines erfindungsgemäßen Vektors
in einer Wirtszelle und das Isolieren des Polypeptids aus der Wirtszelle
oder aus dem Kulturmedium der Wirtszelle umfasst.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung einen Antikörper bereit, der spezifisch
mit NZ10 reagiert. Dieser Aspekt der Erfindung umfasst Antikörper, die
spezifisch für
die oben genannten varianten Formen, Fragmente und Analoga von NZ10
sind. Der Begriff „Analogon" oder „funktionelles
Analogon" bezeichnet
eine modifiziere Form von NZ10, in der wenigstens eine Aminosäuresubstitution
vorgenommen wurde, so dass das Analogon im Wesentlichen die gleiche
biologische Aktivität
wie das nicht-modifizierte NZ10 in vivo und/oder in vitro behält. Solche
Antikörper
sind als Inhibitoren oder Agonisten von NZ10 und als diagnostische
Mittel zum Nachweis und zur Quantifizierung von NZ10 nützlich.
Es können
polyklonale oder monoklonale Antikörper verwendet werden. Monoklonale
und polyklonale Antikörper
können
mit Hilfe im Stand der Technik gebräuchlicher Standardverfahren
gegen erfindungsgemäße Polypeptide
gerichtet werden. Für
manche Zwecke, beispielsweise, wenn ein monoklonaler Antikörper klinisch
eingesetzt werden soll, um die Wirkung von NZ10 zu inhibieren, kann
der Einsatz humanisierter oder chimärer monoklonaler Antikörper erwünscht sein.
Zudem kann das Polypeptid an Epitop-Tag, beispielsweise das FLAG®-Octapeptid
(Sigma, St. Louis, MO) gebunden werden, um eine Affinitätsreinigung
zu erleichtern. Für
manche Zwecke, beispielsweise, wenn der monoklonale Antikörper klinisch
eingesetzt werden soll, um die Wirkung von PDGF-C zu inhibieren, kann
der Einsatz humanisierter oder chimärer monoklonaler Antikörper erwünscht sein.
Solche Antikörper
können
ferner durch Zugabe cytotoxischer oder cytostatischer Medikamente
modifiziert sein. Verfahren zu deren Herstellung, einschließlich rekombinanter
DNA-Verfahren, sind im Stand der Technik auch allgemein bekannt.
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Erfindungsgemäße Polypeptide
oder Antikörper
können
mit einem nachweisbaren Marker markiert sein und für diagnostische
Zwecke eingesetzt werden. In ähnlicher
Weise kann das so markierte Polypeptid der Erfindung dazu verwendet
werden, seinen entsprechenden Rezeptor in situ zu identifizieren.
Zur Bildgebung kann das Polypeptid oder der Antikörper kovalent
oder nicht-kovalent an ein geeignetes supermagnetisches, paramagnetisches,
elektronendichtes, echogenes oder radioaktives Mittel gekoppelt
werden. Zur Verwendung in diagnostischen Tests können radioaktive oder nicht-radioaktive
Marker verwendet werden. Beispiele für radioaktive Marker umfassen
ein radioaktives Atom oder eine radioaktive Gruppe, wie 125I oder 32P. Beispiele
für nicht-radioaktive
Marker umfassen Enzymmarker, beispielsweise Meerrettich-Peroxidase,
oder fluorimetrische Marker, beispielsweise Fluorescein-5-isothiocyanat
(FITC). Die Markierung kann direkt oder indirekt, kovalent oder
nicht-kovalent erfolgen.
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Klinische
Applikationen der Erfindungen umfassen diagnostische Applikationen,
Beschleunigung von Angiogenese bei Wundheilung, Gewebe- oder Organtransplantationen
oder Etablierung des Kollateralkreislaufs bei Gewebeinfarkt oder
Arterienstenose, beispielsweise bei koronarer Herzerkrankung, und
Inhibierung von Angiogenese bei der Behandlung von Krebs oder diabetischer
Retinopathie.
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Umgekehrt
könnten
NZ10-Antagonisten (z.B. Antikörper
und/oder Inhibitoren) zur Behandlung von Zuständen, beispielsweise kongestive
Herzinsuffizienz, verwendet werden, bei denen es aufgrund eines
Anstiegs der Gefäßpermeabilität zu einer
Flüssigkeitsakkumulation,
beispielsweise in der Lunge, kommt, indem sie eine ausgleichende
Wirkung auf die Gefäßpermeabilität ausüben, um
der Flüssigkeitsakkumulation
entgegenzuwirken. ORFV2-VEGF-Applikationen könnten infolge seiner die Blutzirkulation
und Gefäßpermeabilität erhöhenden Aktivität dazu verwendet
werden, Malabsorptionssyndrome im Verdauungstrakt zu behandeln.
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Die
Erfindung sieht daher die Ansprüche
32 bis 36 vor.
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Der
Antagonist kann jedes Mittel sein, das die Wirkung von NZ10 verhindert,
indem es entweder die Bindung von NZ10 an seinen entsprechenden
Rezeptor oder die Zielzelle verhindert, oder indem es die Aktivierung
des Überträgers des
Signals vom Rezeptor zu dessen zellulärem Wirkort verhindert. Geeignete
Antagonisten umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, gegen NZ10 gerichtete
Antikörper;
und Antisense-Nukleotidsequenzen,
die zu wenigstens einem Teil der für NZ10 codierenden DNA-Sequenz
komplementär
sind.
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Es
wird auch ein Verfahren zum Nachweis von NZ10 in einer biologischen
Probe bereitgestellt, das den Schritt des In-Kontakt-Bringens der
Probe mit einem zur Bindung von ORFV2-VEGF fähigen Reagenz und den Nachweis
der Bindung umfasst. Vorzugsweise ist das zur Bindung von NZ10 fähige Reagenz
ein gegen NZ10 gerichteter Antikörper,
besonders bevorzugt ein monoklonaler Antikörper. In einer bevorzugten
Ausführungsform
werden die Bindung und/oder das Ausmaß der Bindung mit Hilfe eines
nachweisbaren Markers nachgewiesen; geeignete Marker sind oben erörtert.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung Mittel zur Diagnose, üblicherweise
in Form von Testkits, bereit. In einer Ausführungsform der Erfindung wird
beispielsweise ein diagnostisches Testkit bereitgestellt, das einen
Antikörper
gegen NZ10 und Mittel zum Nachweis, und besonders bevorzugt zur
Abschätzung,
der Bindung zwischen dem Antikörper
und NZ10 umfasst. In einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mittel
zur Diagnose ist entweder der Antikörper oder NZ10 mit einem nachweisbaren
Marker markiert und entweder der Antikörper oder NZ10 an ein Substrat
gebunden, so dass die Wechselwirkung zwischen NZ10 und Antikörper durch
Bestimmung der Markermenge ermittelt werden kann, die infolge der
Bindung zwischen dem Antikörper
und dem NZ10 an das Substrat gebunden hat. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung können
die Mittel zur Diagnose in Form eines üblichen ELISA-Kits bereitgestellt
werden.
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Es
wird ein Verfahren zur Bestimmung von Mitteln beschrieben, die an
NZ10 binden. Das Verfahren umfasst das In-Kontakt-Bringen von NZ10
mit einem Testmittel und das Monitoring der Bindung mit Hilfe beliebiger
geeigneter Mittel. Mittel können
sowohl Verbindungen als auch andere Proteine umfassen.
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Hier
wird ein Screeningsystem zum Auffinden von Mitteln beschrieben,
die NZ10 binden. Das Screeningsystem umfasst die Herstellung von
NZ10, die Exposition von NZ10 gegenüber einem Testmittel und die Quantifizierung
der Bindung dieses Mittels an NZ10 mit Hilfe beliebiger geeigneter
Maßnahmen.
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Die
Verwendung dieses Screeningsystems stellt ein Mittel zur Bestimmung
von Verbindungen bereit, die die biologische Funktion von NZ10 verändern können. Dieses
Screeningverfahren kann für
automatisierte Verfahren in großem
Maßstab
ausgelegt werden, beispielsweise ein PANDEX®-System
(Baxter-Dade Diagnostics), was ein effizientes Screening nach möglichen
Therapeutika mit hohem Durchsatz ermöglicht.
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Für dieses
Screeningsystem wird NZ10 wie hier beschrieben, vorzugsweise mit
rekombinanter DNA-Technologie,
hergestellt. Ein Testmittel, z.B. eine Verbindung oder ein Protein,
wird in ein NZ10 enthaltendes Reaktionsgefäß eingebracht. Die Bindung
des Testmittels an NZ10 wird mit beliebigen geeigneten Mitteln bestimmt,
welche radioaktives oder chemisches Markieren des Testmittels umfassen,
aber nicht darauf beschränkt
sind. Die Bindung von NZ10 kann auch mit einem im U.S. Patent 5,585,277
offenbarten Verfahren durchgeführt
werden. Bei diesem Verfahren wird die Bindung des Testmittels an
NZ10 durch Monitoring des Verhältnisses
von gefaltetem Protein zu ungefaltetem Protein bestimmt. Beispiele
für dieses
Monitoring können,
ohne darauf beschränkt
zu sein, umfassen: Zugänglichkeit
für eine
Bindung des Proteins durch einen spezifischen Antikörper gegen
den gefalteten Zustand des Proteins.
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Ein
Fachmann ist sich darüber
im Klaren, dass IC50-Werte von der Selektivität des getesteten
Mittels abhängen.
Ein Mittel mit einem IC50 von weniger als
10 nM wird beispielsweise in der Regel als ausgezeichneter Kandidat
für medikamentöse Therapien
betrachtet. Ein Mittel mit geringerer Affinität, das aber für ein bestimmtes
Ziel selektiv ist, kann jedoch noch ein besserer Kandidat sein.
Ein Fachmann ist sich darüber
im Klaren, dass jede Information, die Bindungspotential, Inhibitorwirkung
oder Selektivität
eines bestimmten Mittels betrifft, für die Entwicklung pharmazeutischer
Produkte von Nutzen ist.
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Wo
NZ10 oder ein NZ10-Antagonist zu therapeutischen Zwecken verwendet
werden soll, werden die Dosis/Dosen und der Verabreichungsweg von
der Natur des Patienten und dem zu behandelnden Zustand abhängen und
werden vom behandelnden Arzt oder Tierarzt bestimmt werden. Geeignete
Verabreichungswege umfassen orale, subkutane, intramuskuläre, intraperitoneale
oder intravenöse
Injektion, parenterale, topische Applikation, Implantate usw. Topische
Applikation von NZ10 kann in analoger Weise wie bei VEGF erfolgen. Beispielsweise,
wird eine wirksame Menge NZ10, wenn es zur Wundheilung oder anderer
Verwendung, wo eine verstärkte
Angiogenese von Vorteil ist, verwendet wird, einem Organismus mit
entsprechendem Bedarf in einer Dosis zwischen etwa 0,1 und 1000 μg/kg Körpergewicht
verabreicht.
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Das
NZ10 oder ein NZ10-Antagonist kann in Kombination mit einem geeigneten
pharmazeutischen Träger
verwendet werden. Die resultierenden Zusammensetzungen umfassen
eine therapeutisch wirksame Menge von NZ10 oder eines NZ10-Antagonisten,
und ein pharmazeutisch verträgliches,
nicht-toxisches Salz davon und einen pharmazeutisch verträglichen
festen oder flüssigen
Träger
oder Hilfsstoff. Beispiele für
solche Träger
oder Hilfsstoffe umfassen, sind aber nicht beschränkt auf,
Kochsalzlösung,
gepufferte Kochsalzlösung, Ringer-Lösung, Mineralöl, Talk,
Maisstärke,
Gelatine, Lactose, Sucrose, mikrokristalline Cellulose, Kaolin, Mannitol,
Dicalciumphosphat, Natriumchlorid, Alginsäure, Dextrose, Wasser, Glycerin,
Ethanol, Verdickungsmittel, Stabilisatoren, Suspensionsmittel und
Kombinationen davon. Die Zusammensetzungen können in Form von Lösungen,
Suspensionen, Tabletten, Kapseln, Cremes, Salben, Elixieren, Sirups,
Oblaten, Salben oder anderen üblichen
Formen vorliegen. Die Formulierung sollte für die Verabreichungsweise geeignet
sein. Zusammensetzungen, die NZ10 umfassen, können ferner gegebenenfalls
ein oder mehrere von PDGF-A, PDGF-B, VEGF, VEGF-B, VEGF-C, VEGF-D,
PlGF und/oder Heparin umfassen. Zusammensetzungen, die ORFV2-VEGF
oder NZ10 umfassen, werden zwischen etwa 0,1 und 90 Gew.-% Wirkstoff(e)
und in der Regel am ehesten zwischen etwa 10 und 30% enthalten.
Für intramuskuläre Präparationen
kann eine eine sterile Formulierung, vorzugsweise eine geeignete,
lösliche
Salzformulierung von NZ10, beispielsweise Hydrochloridsalz, gelöst und in
einem pharmazeutischen Verdünnungsmittel,
beispielsweise pyrogenfreiem Wasser (destilliert), physiologischer
Kochsalzlösung
oder 5%-iger Glucoselösung,
verabreicht werden. Eine geeignete unlösliche Form der Verbindung
kann als Suspension in einer wässrigen
Base oder einer pharmazeutisch verträglichen öligen Base, z.B. einem Ester
einer langkettigen Fettsäure
wie Ethyloleat, hergestellt und verabreicht werden.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft die Bereitstellung einer
pharmazeutischen Zusammensetzung, die NZ10 oder ein Fragment oder
Analogon davon, welches die Endothelzellproliferation fördert, oder einen
Antagonisten, wie einen Antikörper
dagegen umfasst. Zusammensetzungen, die NZ10 umfassen, können ferner
gegebenenfalls ein oder mehrere von VEGF, VEGF-B, VEGF-C, VEGF-D,
PlGF und/oder Heparin umfassen.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Proteindimer, das
NZ10 umfasst, insbesondere ein disulfidverbrücktes Dimer. Die erfindungsgemäßen Proteindimere
umfassen sowohl Homodimere von NZ10 als auch Heterodimere NZ10 und
VEGF, VEGF-B, VEGF-C VEGF-D, PlGF oder PDGF.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt der Erfindung wird ein NZ10-Antagonist bereitgestellt,
der eine Antisense-Nukleotidsequenz sein kann, die zu wenigstens
einem Teil einer DNA-Sequenz komplementär ist, die für NZ10 oder
ein Fragment oder Analogon davon codiert, der verwendet werden kann,
um die NZ10-Expression
zu inhibieren oder wenigstens abzuschwächen. Außerdem kann eine Antisense-Nukleotidsequenz gegen
die Promotorregion des ORFV10-VEGF-Gens oder zu einem anderen nicht-codierenden
Bereich des Gens gerichtet sein, die zur Inhibierung oder wenigstens
Abschwächung
der NZ10-Expression verwendet werden kann. Die Verwendung eines
derartigen Antagonisten zur Inhibierung der ORFV10-VEGF-Expression
wird dann bevorzugt, wenn die Expression von ORFV10-VEGF mit einer
Erkrankung, beispielsweise pustulärer Dermatitis, zusammenhängt. Die
Transformation solcher Zellen mit einem Vektor, der eine Antisense-Nukleotidsequenz
enthält,
würde die
Angiogenese unterdrücken
oder verzögern
und somit das Wachstum von Läsionen
inhibieren oder verzögern.
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Noch
ein anderer Aspekt der Erfindung betrifft einen isolierten NZ10-
und VEGFR-2-Komplex. Isolierung und Aufreinigung von Komplexen könnte mit
herkömmlichen
Verfahren erfolgen, wie Immunaffinitätsreinigung mit monoklonalen
Antikörpern
gemäß den in
Standardwerken wie Harlow et al., Antibodies, A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, 1988 und/oder Marshak et al., Strategies
for Protein Purification and Characterization, Cold Spring Harbor
Laboratoty Press, 1986 beschriebenen Methoden.
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Erfindungsgemäße Polynukleotide
wie diejenigen, die oben beschrieben sind, Fragmente dieser Polynukleotide
sowie Varianten dieser Polynukleotide, die ausreichende Ähnlichkeit
zum nicht-codierenden Strang dieser Polynukleotide besitzen, um
unter stringenten Bedingungen mit diesen zu hybridisieren, sind
alle zur Indentifikation, Aufreinigung und Isolierung von Polynukleotiden,
die für
andere, virale Formen VEGF-ähnlicher
Polypeptide codieren, nützlich.
Daher werden solche Polynukleotidfragmente und -varianten als Aspekte der
Erfindung angesehen. Beispielhafte stringente Hybridisierungsbedinungen
sind folgende: Hybridisierung bei 42°C in 5 × SSC, 20 mM NaPO4,
pH 6,8, 50% Formamid; und Waschen bei 42°C in 0,2 × SSC. Fachleute verstehen,
dass es wünschenswert
ist, diese Bedingungen empirisch auf Basis der Länge und des Anteils an GC-Nukleotidbasen
der zu hybridisierenden Sequenzen zu variieren und dass Formeln
zur Bestimmung solcher Variationen existieren. Siehe beispielsweise
Sambrook et al., Molecular Cloning: A laboratory Manual, 2. Ausgabe,
S. 9.47–9.51,
Cold Spring Harbor, New York, Cold Spring Harbor Laboratory (1989).
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Es
versteht sich, dass erfindungsgemäße Nukleinsäuren und Polypeptide synthetisch
oder rekombinant hergestellt oder aus natürlichen Quellen gereinigt werden
können.
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Es
versteht sich, dass der Ausdruck „umfassend" für
die Zwecke dieser Beschreibung „einschließlich, aber nicht beschränkt auf" bedeutet. Die entsprechende
Bedeutung trifft auf das Wort „umfasst" zu.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnung
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1 zeigt ein vergleichendes Sequenzalignment
der Aminosäuresequenzen
von ORFV2-VEGF mit anderen Mitgliedern der VEGF-Familie von Wachstumsfaktoren.
Mit der abgeleiteten Aminosäuresequenz
von ORFV2-VEGF wurde ein Alignment mit den Sequenzen von VEGF121 (SEQ ID NO: 3), VEGF165 (SEQ
ID NO: 4), PIGF (SEQ ID NO: 5), VEGF-B167 (SEQ
ID NO: 6) und trunkierten Sequenzen von VEGF-C (SEQ ID NO: 7) und
VEGF-D (SEQ ID NO: 8) vorgenommen. Die Reste, die Identität mit ORFV2-VEGF
(SEQ ID NO: 2) zeigen, sind eingerahmt. Die konservierten Cysteinreste
des Cystinknotenmotivs sind mit einem Sternchen gekennzeichnet.
Die Signalsequenz, wie sie durch N-terminale Sequenzierung bestimmt
wurde, wird durch die Linie über
der Sequenz angezeigt. Die potentiellen Stellen für N- und
O-gebundene Glykosylierung sind durch eine Klammer bzw. eine gestrichelten
Linie angegeben. Die VEGF-Homologie-Domäne ist mit Pfeilen gekennzeichnet.
-
2 zeigt die Analyse und Aufreinigung exprimierter
ORFV2-VEGF-Polypeptide.
- (A) Mit FLAG-Tag versehenes
ORFV2-VEGF wurde mittels transienter Transfektion in COS-Zellen exprimiert.
Die Zellen wurden 4 Stunden biosynthetisch mit 35S-Cystein/Methionin
markiert. Konditioniertes Medium dieser Zellen wurde entweder mit
M2-Gel oder Kontrollkügelchen
immunpräzipitiert
und die gewaschenen Kügelchen
mit SDS-PAGE-Probenpuffer
unter reduzierenden (2% β-Mercaptoethanol)
oder nicht-reduzierenden Bedingungen eluiert. Der einzelne Pfeil
kennzeichnet die nicht-reduzierte Form von ORFV2-VEGF und die Doppelpfeile
kennzeichnen die zwei Spezies der reduzierten Form.
- (B) Konditioniertes Medium aus COS-Zellen, die mit FLAG-Tag
versehener ORFV2-VEGF-DNA
transfiziert waren, wurde auf M2-Gel gereinigt und mit freiem FLAG-Peptid
eluiert. Die vom M2-Gel eluierten Fraktionen (1: Leervolumen; 2,
3 und 4; gereinigtes Protein) wurden gesammelt, mit 2 × SDS-PAGE-Probenpuffer (reduzierend)
zusammengegeben, aufgekocht und mittels SDS-PAGE aufgetrennt (4–20%-iger
Gradient). Die Proteine wurden mit Silberfärbung identifiziert. Molekulargewichtsmarker
sind angegeben. Die gereinigten Proteine sind mit Pfeilen gekennzeichnet.
-
3 zeigt
die Ergebnisse der Analyse des ORFV2-VEGF-Proteins mit dem VEGFR2-Bioassay.
Gereinigtes ORFV2-VEGF wurde auf seine Fähigkeit getestet, die Proliferation
von Ba/F3-Zellen zu induzieren, die einen chimären VEGFR-2 exprimieren. Die
Zellen aus dem Bioassay wurden gewaschen, um IL-3 zu entfernen,
und anschließend
48 Stunden bei 37°C
in Feuchtatmosphäre
mit 10% CO2 in Verdünnungen von ORFV2-VEGF, von
gereinigtem murinen VEGF164 oder in Medium
allein resuspendiert. DNA-Synthese wurde durch die Zugabe von 1 μCi 3H-Thymidin und Auszählen der in einem Zeitraum
von 4 Stunden eingebauten Menge quantifiziert. Die Werte sind als
Mittelwerte ± Standardabweichungen
angegeben und geben 4 Versuche wieder.
-
4 zeigt die VEGFR-Bindungsspezifität von ORFV2-VEGF.
Lösliche
Fusionsproteine, die aus der extrazellulären Domäne von VEGFRs und dem Fc-Teil
von humanem IgG1 bestehen, wurden zur Abschätzung der Rezeptorbindungsspezifität von ORFV2-VEGF
verwendet. Biosynthetisch markiertes konditioniertes Medium, das
von 293EBNA-Zellen stammte, die mit ORFV2-VEGF, murinem VEGF164, humanem VEGF165,
humanem VEGF-DΔNΔC, humanem
VEGF-CΔNΔC oder Vektor
allein transfiziert waren, wurden mit an VEGFR-1-Ig, VEGFR-2-Ig,
VEGFR-3-Ig oder Neuropilin-1-Ig gebundenem Protein A immunpräzipitiert,
mit SDS-PAGE-Probenpuffer von den gewaschenen Kügelchen eluiert und mittels
SDS-PAGE (4–20%)
aufgetrennt. Nur das ORFV2-VEGF und das VEGF-DΔNΔC waren mit einem FLAG-Tag versehen.
Getrocknete Gele wurden mittels Phosphorimager-Analyse sichtbar
gemacht. Das bei der jeweiligen Fällung verwendete Fusionsprotein
ist über
jeder Abbildung angegeben.
-
5 zeigt
die Autophosphorylierung des VEGFR-Rezeptors nach Stimulation durch
rekombinanten ORFV2-VEGF. NIH3T3-Zellen, die entweder VEGFR-2 oder
VEGFR-3 exprimierten, wurden ruhend gemacht, indem sie über Nacht
in 0,2% Rinderserumalbumin enthaltendem Dulbeccos modifiziertem
Eagle-Medium (DMEM) gehungert worden waren. Die Zellen wurden entweder
mit ORFV2-VEGF (100 ng/ml), VEGF165 (50 ng/ml),
humanem VEGF-CΔNΔC (100 ng/ml)
oder Mockmedium stimuliert, lysiert und mit rezeptorspezifischen Antikörpern immunpräzipitiert.
Die Immunpräzipitate
wurden mittels Immunoblotting mit Phosphotyrosin analysiert. Die
apparenten Molekulargewichte der tyrosylphosphorylierten VEGFR-2
und VEGFR-3 sind gezeigt. Ein Sternchen (*) markiert eine 200 kDa
große
intrazelluläre
Form von VEGFR-2, die nicht in Reaktion auf die Rezeptorstimulation
phosphoryliert wird.
-
6 zeigt
die mitogene Wirkung von gereinigtem ORFV2-VEGF auf Endothelzellen
der humanen Nabelvene (HUVECs). Die HUVECs wurden 3 Tage lang gereinigtem
ORFV2-VEGF, murinem VEGF164 oder humanem
VEGF-DΔNΔC ausgesetzt.
Nach 72 Stunden wurde das Ausmaß der
Zellproliferation mit einem 3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyltetrazoliumbromid-Assay
(MTT, Sigma), der die Umwandlung eines MTT-Substrats misst, quantifiziert.
Die gepunktete Linie zeigt die Stimulationshöhe an, die mit Medium alleine erreicht
wurden. Die Werte sind als Mittelwert ± Standardabweichungen angegeben
und geben 3 Versuche wieder.
-
7 zeigt die Gefäßpermeabilitätsaktivität von gereinigtem
ORFV2-VEGF im Miles-Assay. Betäubten
Meerschweinchen wurden intrakardiale Injektionen des Farbstoffs
Evans Blue verabreicht. Gereinigtes ORFV2-VEGF, murines VEGF164 und geeignete Kontrollen wurden in Medium
verdünnt
und 150 μl
wurden intradermal in die rasierten Bereiche auf dem Rücken der
Tiere injiziert. Nach 30 Minuten wurden die Tiere getötet und
die Haut exzidiert (7A) und anschließend in
Formamid eluiert und (7B) die Extinktion bei 620 nm
ausgelesen. Die Werte sind als Mittelwert ± Standardabweichungen angegeben
und geben 3 Versuche wieder.
-
8 zeigt
die für
ORFV2-VEGF codierende Nukleotidsequenz (SEQ ID NO: 1).
-
9 zeigt
die von der Nukleotidsequenz in 8 codierte
Aminosäuresequenz
(SEQ ID NO: 2).
-
10 zeigt
die für
ORFV10-VEGF codierende Nukleotidsequenz (SEQ ID NO: 10).
-
11 zeigt die von der Nukleotidsequenz
in 10 codierte Aminosäuresequenz (SEQ ID NO: 11).
-
Ausführliche
Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen
-
1 zeigt ein vergleichendes Sequenzalignment
der Aminosäuresequenzen
von ORFV2-VEGF mit anderen Mitgliedern der VEGF-Familie von Wachstumsfaktoren.
Mit der abgeleiteten Aminosäuresequenz
von ORFV2-VEGF wurde ein Alignment mit den Sequenzen von VEGF121 (SEQ ID NO: 3), VEGF165 (SEQ
ID NO: 4), PlGF (SEQ ID NO: 5), VEGF-B167 (SEQ
ID NO: 6) und trunkierten Sequenzen von VEGF-C (SEQ ID NO: 7) und
VEGF-D (SEQ ID NO: 8) vorgenommen. Alignment der vorhergesagten
Aminosäuresequenz
von ORFV2-VEGF (SEQ ID NO: 2) mit Mitgliedern der VEGF-Familie zeigt,
dass ORFV2-VEGF
einen hohen Grad an Sequenzhomologie mit der VEGF-Homologiedomäne (VHD)
dieser Proteinfamilie aufweist. ORFV2-VEGF enthält alle sechs Cysteinreste
des Cystinknotenmotivs, die bei allen Familienmitgliedern vollständig konserviert
sind. Die konservierten Cysteinreste des Cystinknotenmotivs sind
mit einem Sternchen (*) markiert. Verschiedene andere invariante
oder hochkonservierte Aminosäuren
sind angegeben. ORFV2-VEGF enthält nicht
die bei VEGF-C und VEGF-D zu findenden erweiterten N- und C-terminalen Bereiche.
Insgesamt ist ORFV2-VEGF zu 43,3%, 34,3%, 25,4%, 26,9% und 33,6%
identisch mit humanem VEGF165 (SEQ ID NO:
4), VEGF-B (SEQ ID NO: 6), VEGF-C (SEQ ID NO: 7), VEGF-D (SEQ ID
NO: 8) bzw. PlGF (SEQ ID NO: 5). Die Aminosäuresequenz von ORFV2-VEGF ist
zu 87% identisch mit NZ10. Diese Sequenzähnlichkeit von ORFV2-VEGF und
NZ10 mit den Säuger-VEGFs
wirft die Frage auf, ob sich die strukturelle Verwandtschaft auf
Rezeptorbindung und biologische Funktion erstreckt.
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Der
Verwandtschaftsgrad von ORFV2-VEGF/NZ10 mit VEGF165 legt
die Möglichkeit
nahe, dass sich ORFV2-VEGF/NZ10 vom VEGF165-Gen
ableitet, dass Sequenzdivergenz aber zu Änderungen führen kann, die die Rezeptorbindung
und damit die biologische Funktion beeinträchtigen können. Es ist jedoch auch möglich, dass
sich ORFV2-VEGF/NZ10 von einem anderen, noch nicht identifizierten
Familienmitglied von Säuger-VEGFs ableitet, da
ein anderes ORF-Virus-Gen (ein Homologes von IL-10) 80% Aminosäuresequenzidentität mit seinem
Säuger-Gegenstück zeigt.
Diese Vorhersagen werden durch das Vorliegen einer varianten Form
des viralen VEGF im NZ7-Stamm des ORF-Virus kompliziert. Der NZ7-Stamm
codiert für
ein Protein, das nur 23% Aminosäureidentität mit humanem
VEGF, 43% Identität
mit ORFV2-VEGF und 40% Identität
mit NZ10 besitzt.
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Beispiel 1 Expression
und Aufreinigung von ORFV2-VEGF und NZ10
-
Ein
DNA-Fragment, das die Nukleotide 4 bis 401 der in 8 (SEQ
ID NO: 1) gezeigten Sequenz des VEGF-ähnlichen Gens des ORF-Virusstamms
NZ2 enthält,
wurde mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) hergestellt, bei der
pVU89 als Matrize verwendet wurde (Lyttle et al., J. Virol., 68:
84–92,
1994). Das Fragment wurde unmittelbar stromaufwärts von der für das FLAG-Octapeptid
codierenden DNA-Sequenz in den pEFBOS-I-FLAG-Expressionsvektor inseriert.
Daneben wurde die für
NZ10 codierende cDNA (SEQ ID NO: 10) an ihrem C-Terminus mit der
für das
FLAG-Octapeptid codierenden Sequenz verknüpft. Bei der Proteinsynthese entstanden
VEGF-ähnliche
Polypeptide, die an ihrem C-Terminus mit dem FLAG-Octapeptid-Tag versehen sind.
Diese Proteine wurde mit FLAG-Tag versehene ORFV2-VEGF oder mit
FLAG-Tag versehenes NZ10 genannt. Das mit FLAG-Tag versehene NZ10-Konstrukt
wurde in den pAPEX-3-Expressionsvektor
subkloniert und anschließend über mittels
Fugene vermittelter Transfektion transient in 293EBNA-1-Zellen exprimiert. Nach
24 bis 72 Stunden wurde das konditionierte Medium gesammelt und
die mit FLAG-Tag versehenen Proteine wurden auf dem M2-Gel gereinigt,
wie unten beschrieben ist. COS-Zellen wurden mit Hilfe des bei Aruffo und
Seed, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84: 8573–8577, 1987 beschriebenen DEAE-Dextranverfahrens
transient mit dem Vektor, der mit einem FLAG-Tag versehenes ORFV2-VEGF
enthält
und für
4 Stunden biosynthetisch mit 35S-Cystein/Methionin
markiert wurde, transfiziert. Nach 3-tägiger Inkubation wurde ein
Teil der transfizierten COS-Zellen, wie bei Joukov et al., EMBO
Journal, 15: 290–298,
1996 beschrieben, metabolisch markiert. Die übrige Kultur wurde für insgesamt
7 Tage inkubiert. Konditioniertes Zellkulturmedium wurde gesammelt
und mittels Zentrifugation geklärt,
bevor die mit FLAG-Tag
versehenen Proteine durch Immunpräzipitation mit entweder M2-Gel
(anti-FLAG) oder Kontrollkügelchen
wiedergewonnen wurden. Die konditionierten Medien wurden in dem
Bioassay, wie unten beschrieben ist, getestet und die Ergebnisse
zeigten, dass die COS-Zellen tatsächlich biologisch-aktives ORFV2-VEGF
exprimierten und sekretierten.
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SDS-PAGE und Immunoblotting
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Gereinigte
Proteine oder gewaschene Immunpräzipitate
wurden unter reduzierenden (2% β-Mercaptoethanol)
oder nicht-reduzierenden Bedingungen mit SDS-PAGE-Probenpuffer zusammengegeben,
aufgekocht und mittels SDS-PAGE aufgetrennt. Die Proteine wurden,
falls erforderlich, auf Nitrozellulose transferiert und mit M2-Antikörper geblottet.
Unter nicht-reduzierenden Bedingungen ließ sich eine Bande mit einem
Mr von etwa 44–48 kDa beobachten, während unter
reduzierenden Bedingungen eine schneller wandernde Bande mit einem
Mr von etwa 23–26 kDa zu sehen war (siehe 2A).
Die nachgewiesenen Banden stimmen damit überein, dass ORFV2-VEGF ein
disulfidverbrücktes
Homodimer mit einem monomeren Mr von etwa
25 kDa ist. Dies ist größer als
die vorhergesagte Größe von 13.456
Da für
ORFV2-VEGF und lässt
eine Modifikation durch Glykosylierung vermuten. Eine Untersuchung
der ORFV2-VEGF-Sequenz offenbart eine mögliche N-gebundene Glykosylierungsstelle
(Asn85-Thr87) und zwei mögliche
O-gebundene Glykosylierungsstellen (Thr121–Thr125). Eine Behandlung mit
N-Glycanase verminderte die Größe des ORFV2-VEGF-Monomers
um etwa 5 kDa (nicht gezeigt). Man vermutet, dass die restliche
Größendifferenz
eine Folge der O-gebundenen Glykosylierung ist, für die Consensus-Sequenzen
im Threonin/Prolin-reichen C-Terminus von ORFV2-VEGF vorliegen.
In 2A gibt der einzelne Pfeil die nicht-reduzierte
Form von ORFV2-VEGF und die Doppelpfeile geben die zwei Spezies
der reduzierten Form an.
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Unmarkiertes,
mit FLAG-Tag versehenes ORFV2-VEGF wurde aus dem konditionierten
Medium transfizierter COS-Zellen mittels Affinitätschromatographie mit M2-Harz
und anschließender
Elution mit FLAG-Peptid angereichert. Die Analyse dieses Materials
mittels SDS-PAGE und Silberfärbung
(2B) oder Western Blotting mit monoklonalen anti-FLAG-Antikörpern (nicht
gezeigt) zeigte Spezies mit dem gleichen Mr wie
dem, das nach biosynthetischer Markierung zu sehen ist. N-terminales
Sequenzieren des sekretierten gereinigten Proteins zeigte eine einzige
Sequenz, und diese war mit der abgeleiteten Aminosäuresequenz
von Rest 21 bis 43 der 9 (SEQ ID NO: 2) identisch und
bestätigte
die Vorhersage, dass ORFV2-VEGF ein Protein mit einer Signalsequenz
von 20 Aminosäuren
ist.
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Für NZ10 wurde
ebenfalls gefunden, dass die gereinigten VEGF-ähnlichen Polypeptide disulfidverbrückte Homodimere
sind (nicht gezeigt). Unter reduzierenden Bedingungen wandern die
Monomere von NZ10 bei einem Mr von etwa
30 K (nicht gezeigt).
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Beispiel 2 Bioassay für ORFV2-VEGF/NZ10
auf Bindung an VEGF-Rezeptor-2
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ORFV2-VEGF
und NZ10 wurden in einem Bioassay getestet, der Liganden für VEGFR-2
nachweist. 3 zeigt die Ergebnisse der Analyse
von ORFV2-VEGF-Protein mit dem VEGFR2-Bioassay. Die Ergebnisse von
NZ10 sind nicht gezeigt. Der Bioassay wurde mit Ba/F3-Zellen durchgeführt, die
einen chimären
Rezeptor exprimieren, der aus der extrazellulären Domäne von murinem VEGFR-2 und
der Transmembrandomäne
und cytoplastischen Domäne
des murinen Erythropoietinrezeptors (EpoR) besteht. Die Zellen wurden
in Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) gehalten, das 10%
fötales
Rinderserum (FBS), 50 mM L-Glutamin, 50 μg/ml Gentamicin und 10% Walter
und Eliza Hall Institute of Medical Research (WEHI)-3D-konditioniertes
Medium als Quelle für
Interleukin-3 (IL-3) enthielt. Zellen, die den chimären VEGFR-2-EpoR-Rezeptor exprimierten,
wurden 3-mal in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS) gewaschen und einmal
in Komplexmedium ohne IL-3. Zellen (104)
wurden in 96-Loch-Mikrotiterplatten, die Verdünnungen des Testreagens oder des
Mediums alleine enthielten, aliquotiert. Zellen wurden 48 Stunden
lang bei 37°C
in befeuchteter Atmosphäre
mit 5% CO2 inkubiert. 4 Stunden vor der
Ernte wurde die Zellproliferation durch Zugabe von 1 μCi 3H-Thymidin quantifiziert. Eingebautes 3H-Thymidin wurde mit Hilfe eines Zellernters
und über β-Zählung bestimmt.
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Die
Aktivierung des chimären
Rezeptors rettet die Zellen aus ihrer Abhängigkeit von IL-3 und bedingt, dass
die Zellen in Abwesenheit von IL-3 proliferieren. VEGF, VEGF-CΔNΔC (die VEGF-Homologiedomäne von VEGF-C)
und VEGF-DΔNΔC (die VEGF-Homologiedomäne von VEGF-D),
welche alle Liganden für
VEGFR-2 sind, stimulieren das Wachstum dieser Zelllinie in einer
spezifischen und dosisabhängigen
Art und Weise (Achen et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 95: 548–553, 1998).
Mit einer Konzentration von 25 ng/ml konnte gereinigtes ORFV2-VEGF
nachweisbare DNA-Synthese in der Zelllinie des Bioassays induzieren.
Im Vergleich dazu konnte VEGF mit einer Konzentration von 5 ng/ml
DNA-Synthese in der Zelllinie des Bioassays induzieren. Im Vergleich
zu murinem VEGF war ORFV2-VEGF allgemein viermal geringer wirksam
im Bioassay. Die Ergebnisse zeigen klar, dass ORFV2-VEGF an die
extrazelluläre
Domäne
von VEGFR-2 binden und diese quervernetzen und eine Proliferationsreaktion
induzieren kann. Ähnliche
Ergebnisse fand man bei NZ10.
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Beispiel 3 Bindung von
ORFV2-VEGF an lösliche
extrazelluläre
Domänen
von VEGF-Rezeptor-2
-
Um
ferner die Wechselwirkungen zwischen ORFV2-VEGF und den VEGF-Rezeptoren
näher zu
bestimmen, wurde ORFV2-VEGF auf seine Fähigkeit getestet, an lösliche Ig-Fusionsproteine
zu binden, die die extrazellulären
Domänen
von humanem VEGFR-1, VEGFR-2 und VEGFR-3 enthielten. Die Fusionsproteine, als
VEGFR-1-Ig, VEGFR-2-Ig und VEGFR-3-Ig bezeichnet, wurden transient
in 293EBNA-Zellen exprimiert. Alle Ig-Fusionsproteine waren humane
VEGFRs. Die Zellen wurden nach der Transfektion 24 Stunden inkubiert,
mit 0,2% Rinderserumalbumin enthaltendem DMEM gewaschen und 24 Stunden
gehungert. Die Fusionsproteine wurden dann mit Protein A-Sepharose-Kügelchen
aus dem geklärten
konditionierten Medium ausgefällt.
Die Kügelchen
wurden mit 100 μl
10× Bindungspuffer
(5% Rinderserumalbumin, 0,2% Tween 20 und 10 μg/ml Heparin) und 900 μl konditioniertem
Medium aus 293-Zellen, die mit für
VEGF, VEGF-DΔNΔC und ORFV2-VEGF
codierenden Expressionsplasmiden oder Kontrollvektor transfiziert
worden waren, zusammengegeben und anschließend 4 bis 16 Stunden metabolisch
mit 35S-Cystein/Methionin markiert. Nach
2,5 Stunden bei Raumtemperatur wurden die Sepharose-Kügelchen
3-mal bei 4°C
mit Bindungspuffer und einmal mit phosphatgepufferter Kochsalzlösung gewaschen
und in SDS-PAGE-Puffer aufgekocht. An die Ig-Fusionsproteine gebundene, markierte
Proteine wurden mittels SDS-PAGE unter reduzierenden Bedingungen
analysiert. Radiomarkierte Proteine wurden mit einem Phosphorimager-Analyzer
nachgewiesen.
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Wie
in 4A zu sehen ist, wurden Polypeptide, die der Größe von ORFV2-VEGF
entsprachen, mit VEGFR-2-Ig aus dem Medium von Zellen, die ORFV2-VEGF
exprimierten, präzipitiert.
Im Gegensatz dazu präzipitierten
VEGFR-1-Ig oder VEGFR-3-Ig keine Proteine aus diesem Medium.
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Wie
erwartet wurde von VEGFR-1-Ig und VEGFR-2-Ig ein Polypeptid von
etwa 24 kDa aus dem Medium von Zellen, die murines VEGF164 exprimierten,
präzipitiert,
aber nicht von VEGR-3-Ig. Ebenfalls wie erwartet wurde ein Polypeptid
von etwa 22 kDa von VEGFR-2-Ig und VEGFR-3-Ig aus dem Medium von
Zellen, die VEGF-DΔNΔC exprimierten,
präzipitiert,
aber nicht von VEGR-1-Ig. Von den drei Fusionsproteinen wurden keine
markierten Polypeptide aus dem Medium von Zellen präzipitiert,
die mit dem Expressionsvektor transfiziert waren, dem die für VEGF codierenden
Sequenzen fehlten. ORFV2-VEGF wurde auch auf seine Fähigkeit getestet,
den Neuropilin-1-Rezeptor, einen kürzlich beschriebenen Liganden
für VEGF,
zu binden (4B). Das Neuropilin-1-Ig-Fusionsprotein
konnte VEGF164 präzipitieren, aber nicht ORFV2-VEGF.
Insgesamt gesehen zeigen diese Daten an, dass das ORFV2-VEGF an
VEGFR-2, aber nicht an VEGFR-1, VEGFR-3 oder Neuropilin-1 binden
kann. Man fand auch, dass NZ10 nicht an VEGFR-1 bindet. Diese Rezeptorbindungsspezifität von ORFV2-VEGF
und NZ10 ist in der VEGF-Familie von Wachstumsfaktoren einzigartig.
Jüngere
Strukturanalysen von humanem VEGF identifizierten Reste, die vermutlich
für die
Bindung an VEGFR-1 und VEGFR-2 wichtig sind. Im Hinblick auf die
Rezeptorbindungseigenschaften von ORFV2-VEGF ist es verblüffend, dass die VEGF-Reste,
denen eine entscheidende Rolle bei der Bindung an VEGFR-1 zugesprochen
wird, in ORFV2-VEGF teilweise konserviert sind, nicht aber diejenigen,
die an der Bindung von VEGFR-2 beteiligt sind. Versuche, die die
Kristallstruktur von VEGF bestimmten, sagten als entscheidende Reste
für die
Bindung an VEGFR-2 Phe17, Ile46, Glu64, Gln79, und Ile83 und für die Bindung
an VEGFR-1 Asp63 und Glu64 vorher. Der Mechanismus, über den
ORFV2VEGF an VEGFR-2 bindet, ist offensichtlich von Interesse; die
mangelnde Konservierung der Schlüsselreste
lässt vermuten,
dass sich die Bindungsstelle für
ORFV2-VEGF von derjenigen von VEGF unterscheidet.
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Beispiel 4 ORFV2-VEGF
aktiviert VEGFR-2
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Die
Fähigkeit
von ORFV2-VEGF, die Tyrosinphosphorylierung von humanem VEGFR-2
und humanem VEGFR-3 zu induzieren, wurde untersucht. ORFV2-VEGF,
VEGF165 und VEGF-CΔNΔC wurden in 0,2% Rinderserumalbumin
enthaltendem DMEM verdünnt
und zur Stimulation von VEGFR-2 oder VEGFR-3 exprimierenden NIH3T3-Zellen
verwendet. Nach der Stimulation wurden die Zellen lysiert und VEGFR-2
oder VEGFR-3 wurden immunpräzipitiert
und mittels Western Blot-Analyse mit phosphotyrosinspezifischen
monoklonalen Antikörpern
analysiert. Wie in 5 gezeigt, stimulierte ORFV2-VEGF
die Tyrosinkinasephosphorylierung von VEGFR-2, aber nicht die von
VEGFR-3. Wie erwartet, waren die Positivkontrollproteine VEGF165 und VEGF-CΔNΔC dazu fähig, die Phosphorylierung von
VEGFR-2 bzw. VEGFR-3 zu induzieren. Diese Daten zeigen, dass ORFV2-VEGF
die Phosphorylierung von VEGFR-2 spezifisch induzieren kann.
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Beispiel 5 Mitogenität von ORFV2-VEGF
für Endothelzellen
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Mitglieder
der VEGF-Familie von Proteinen zeigen unterschiedlich hohe Mitogenität für Endothelzellen.
Das mitogene Vermögen
von ORFV2-VEGF wurde mit Endothelzellen der humanen Nabelvene (HUVECs)
getestet. Zellen, die in Endothelzell-spezifischem Medium-2 (EBM-2,
Clonetics), das ergänzend
SingleQuots plus Wachstumsfaktoren und Serum enthielt, angezüchtet worden
waren, wurden mit Trypsin entfernt, gewaschen und mit 103 Zellen pro Vertiefung in eine 96-Loch-Platte
aliquotiert. Die Zellen wurden sich in 6 bis 16 Stunden bei 37°C in EBM-2-Medium
plus Serum ohne Wachstumsfaktoren anheften gelassen, bevor Wachstumsfaktorproben,
die in dem gleichen Medium verdünnt
waren, dazugegeben wurden. Die HUVEC wurden 3 Tage lang bei 37°C gereinigtem
ORFV2-VEGF, murinem VEGF164 oder humanem
VEGF-DΔNΔC ausgesetzt
und anschließend
wurden die Zellen trypsiniert und ausgezählt. Das Ausmaß der Zellproliferation wurde
mit einem 3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyltetrazoliumbromid-(MTT)Assay
quantifiziert, der die Umwandlung eines MTT-Substrats misst. Wie
in 6 zu sehen ist, war ORFV2-VEGF (0,5–100 ng/ml)
im Vergleich zu Medium, das keinen hinzugegeben Wachstumsfaktor
enthielt, in der Lage, eine Erhöhung
der Zellzahl nach 3 Tagen zu stimulieren. Die Kontrollproteine VEGF164 und VEGF-CΔNΔC stimulierten die Endothelzellen
ebenso. Das Proliferationsvermögen
von HUVECs, die ORFV2-VEGF ausgesetzt waren, ließ sich mit denjenigen vergleichen,
die mit murinem VEGF164 angezüchtet worden
waren.
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Beispiel 6 Test auf Gefäßpermeabilität
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Da
Läsionen
durch den ORF-Virus durch Schwellungen und Flüssigkeitsakkumulation gekennzeichnet sind,
wurde das gereinigte ORFV2-VEGF auf seine Fähigkeit gettestet, Gefäßpermeabilität in einem
Miles- Assay zu induzieren.
Betäubten
Meerschweinchen wurden intrakardial 500 μl 0,5% Evans Blue-Farbstoff
in phosphatgepufferter Kochsalzlösung
injiziert, um den Farbstoff in den Blutstrom einzuschleusen. Gereinigtes ORFV2-VEGF,
murines VEGF164 und geeignete Kontrollen
wurden in Medium verdünnt
und 150 μl
wurden intradermal in die rasierten Bereiche auf dem Rücken der
Tiere injiziert. Nach 30 Minuten wurden die Tiere getötet und
die Haut exzidiert (7A) und anschließend in
Formamid eluiert und (7B) die Extinktion bei 620 nm
ausgelesen. Die Aliquote von ORFV2-VEGF enthielten 8 bis 66 ng Faktor.
Im Vergleich zu Medium alleine ließ sich eine nachweisbare und
dosisabhängige,
von ORFV2-VEGF induzierte Permeabilität feststellen. ORFV2-VEGF ist
als Gefäßpermeabilitätsfaktor
etwa fünfmal
weniger wirksam als murines VEGF164.
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8 zeigt
die für
ORFV2-VEGF codierende Nukleotidsequenz (SEQ ID NO:).
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9 zeigt
die von der Nukleotidsequenz in 8 codierte
Nukleinsäuresequenz
(SEQ ID NO: 2).
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Die
obigen Beispiele lassen stark vermuten, dass ORFV2-VEGF die Aktivierung
des VEGFR-2-Signalgebungswegs
analog zur VEGF-Stimulation induzieren kann. ORFV2-VEGF ist auch
dazu fähig,
die Proliferation von Endothelzellen zu induzieren. VEGFR-2 scheint
ein Hauptvermittler einer solchen Aktivität zu sein. Die Fähigkeit
von ORFV2-VEGF zur Induktion von Gefäßpermeabilität in Kombination
mit dessen eingeschränkter
Rezeptorbindungsspezifität
zeigt an, dass VEGFR-2 Gefäßpermeabilität in der
VEGFR-Familie vermitteln kann, wie auch schon durch Analyse von
VEGF-C-Mutanten nahe gelegt wurde. Die Anwesenheit eines neuartigen,
Permeabilität
vermittelnden Rezeptors kann dennoch nicht ausdrücklich ausgeschlossen werden.
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Bioassays zur Bestimmung
der Funktion von ORFV2-VEGF
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Andere
Tests werden durchgeführt,
um abzuschätzen,
ob ORFV2-VEGF oder NZ10 bezüglich
Endothelzellfunktion, Angiogenese und Wundheilung ähnliche
Aktivitäten
wie VEGF, VEGF-D und/oder VEGF-D besitzen.
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I. Tests der Endothelzellfunktion
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a) Endothelzellproliferation
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Tests
des Endothelzellwachstums werden mit im Stand der Technik allgemein
bekannten Verfahren durchgeführt,
z.B. denjenigen von Ferrara & Henzel,
Nature, 380: 439–443,
1989; Gospodarowicz et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 86: 7311–7315, 1989;
und/oder Claffey et al., Biochim. Biophys. Acta; 1246: 1–9, 1995.
-
b) Zelladhäsionstest
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Die
Wirkung von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf die Adhäsion polymorphkerniger Granulozyten
an Endothelzellen wird getestet.
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c) Chemotaxis
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Der
Standardtest auf Chemotyxis mit der Boyden-Kammer wird verwendet,
um die Wirkung von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf die Chemotaxis zu testen.
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d) Plasminogenaktivatortest
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Endothelzellen
werden nach der Methode von Pepper et al., Biochim. Biophys. Res.
Comm., 181: 902–906,
1991 auf die Wirkung von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf die Produktion
von Plasminogenaktivator und Plasminogenaktivatorinhibitor getestet.
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e) Test der Endothelzellenmigration
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Die
Fähigkeit
von ORFV2-VEGF oder NZ10, Endothelzellen zur Migration und zur Röhrenbildung
zu stimulieren, wird, wie bei Montesano et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 83: 7297–7301,
1986 beschrieben, getestet. Alternativ dazu kann der bei Joukov
et al., (1996) beschriebene dreidimensionale Collagengel-Test oder eine
mit Gelatine überzogene
Membran in einer modifizierten Boyden-Kammer (Glaser et al., Nature,
288: 483–484,
1980) verwendet werden.
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II Angiogenesetest
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Die
Fähigkeit
von ORFV2-VEGF oder NZ10, eine angiogene Antwort in der Chorioallantoismembran von
Küken zu
induzieren, wird, wie bei Leung et al., Science, 246: 1306–1309, 1989
beschrieben, getestet. Alternativ dazu kann der Ratten-Corneatest
von Rastinejad et al., Cell, 56: 345–355, 1989 verwendet werden; dies
ist ein anerkanntes Verfahren zum Test von in vivo-Angiogenese,
und die Ergebnisse sind leicht auf andere in vivo-Systeme übertragbar.
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III Wundheilung
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Die
Fähigkeit
von ORFV2-VEGF oder NZ10, die Wundheilung zu stimulieren, wird mit
dem klinisch relevantesten zur Verfügung stehenden Modell getestet,
wie es bei Schilling et al., Surgery, 46: 702–710, 1959 beschrieben und
von Hunt et al., Surgery, 114: 302–307, 1967 eingesetzt wird.
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IV Das Hämatopoietische
System
-
Eine
Vielzahl von in vitro- und in vivo-Tests, welche spezifische Zellpopulationen
des hämatopoietischen
Systems verwenden, sind im Stand der Technik bekannt und unten dargelegt.
Insbesondere sind zahlreiche in vitro-Tests mit murinen Stammzellen
besonders geeignet, bei denen Zellen verwendet werden, die im fluoreszenzaktivierten
Zellsortierer gereinigt wurden.
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a) Neu besiedelnde Stammzellen
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Dies
sind Zellen, die in der Lage sind, das Knochenmark letal bestrahlter
Mäuse neu
zu besiedeln und die den Lin–, Rhh1,
Ly-6A/E+, c-kit+-Phänotyp aufweisen.
ORFV2-VEGF oder NZ10 wird auf diesen Zellen entweder allein oder
durch Co-Inkubation mit anderen Faktoren und anschließende Messung
der Zellproliferation durch Einbau von 3H-Thymidin
getestet.
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b) Stammzellen im späten Stadium
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Dies
sind Zellen, die eine vergleichsweise geringe Fähigkeit besitzen, das Knochenmark
neu zu besiedeln, die aber D13-CFU-S bilden können. Diese Zellen zeigen den
Lin–,
Rhh1, Ly-6A/E+,
c-kit+-Phänotyp. ORFV2-VEGF oder NZ10
wird eine bestimmte Zeit mit diesen Zellen inkubiert, in letal bestrahlte
Rezipienten injiziert, und es wird die Anzahl von D13-Milz-Kolonien
ausgezählt.
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c) Progenitor-angereicherte
Zellen
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Dies
sind Zellen, die in vitro auf einzelne Wachstumsfaktoren ansprechen
und den Lin–,
Rhh1, Ly-6A/E+, c-kit+-Phänotyp aufweisen.
Dieser Test zeigt, ob ORFV2-VEGF oder NZ10 direkt auf hämatopoietische
Progenitorzellen wirken können.
OFV2-VEGF oder NZ10 wird mit diesen Zellen in Agarkulturen inkubiert
und die Anzahl an Kolonien nach 7 bis 14 Tagen wird ausgezählt.
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V Arteriosklerose
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Glatte
Muskelzellen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung
oder Initiation von Arteriosklerose, bei der ein Phänotypwechsel
von einem kontraktilen in einen alternden Zustand erforderlich ist.
Makrophagen, Endothelzellen, T-Lymphozyten und Blutplättchen spielen
alle eine Rolle bei der Entwicklung von arteriosklerotischen Plaques,
indem sie das Wachstum und die phänotypischen Modulationen glatter
Muskelzellen beeinflussen. Ein in vitro-Test mit einer modifizierten
Rose-Kammer, in der verschiedene Zelltypen auf gegenüberliegenden
Coverslips angesät
werden, misst die Proliferationsgeschwindigkeit und die phänotypischen
Modulationen glatter Muskelzellen in einer multizellulären Umgebung
und wird dazu verwendet, die Wirkung von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf
glatte Muskelzellen festzustellen.
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VI Metastasierung
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Die
Fähigkeit
von ORFV2-VEGF oder NZ10, Metastasierung zu inhibieren, wird mit
Hilfe des Lewis-Models
eines Lungenkarzinoms, beispielsweise mit dem Verfahren von Cao
et al., J. Exp. Med., 182: 2069–2077,
1995 untersucht.
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VII ORFV2-VEGF oder NZ10
in anderen Zelltypen
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Die
Wirkungen von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf die Proliferation, Differenzierung
und Funktion anderer Zelltypen, wie beispielsweise Leberzellen,
Herzmuskelzellen und anderen Zellen, endokrine Zellen und Osteoblasten,
kann leicht mit im Stand der Technik bekannten Verfahren, wie beispielsweise
der Aufnahme von 3H-Thymidin durch in vitro-Kulturen,
untersucht werden.
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VIII Konstruktion von
ORFV2-VEGF- oder NZ10-Varianten und Analoga
-
ORFV2-VEGF
und NZ10 sind Mitglieder der VEGF-Familie von Wachstumsfaktoren,
die einen hohen Grad an Homologie mit den anderen Mitgliedern der
VEGF-Familie aufweisen. Sowohl ORFV2-VEGF als auch NZ10 enthalten
acht konservierte Cysteinreste, die für diese Familie von Wachstumsfaktoren
charakteristisch sind. Diese konservierten Cysteinreste bilden Disulfidbrücken innerhalb
der Ketten, wodurch die Cysteinknotenstruktur entsteht, und Disulfidbrücken zwischen
den Ketten, wodurch Proteindimere entstehen, die für Mitglieder
der PDGF-Familie von Wachstumsfaktoren charakteristisch sind. ORFV2-VEGF
und NZ10 werden mit den Rezeptoren der Proteintyrosinkinase-Wachstumsfaktoren
in Wechselwirkung treten.
-
Im
Gegensatz zu Proteinen, bei denen man wenig oder nichts über die
Proteinstruktur und die aktiven Zentren weiß, die für die Rezeptorbindung und die
daraus folgende Aktivität
benötigt
werden, wird die Konstruktion aktiver Mutanten von ORFV2-VEGF oder
NZ10 dadurch stark erleichtert, dass sehr viel über die aktiven Zentren und
die wichtigen Aminosäuren
der Mitglieder der PDGD-Familie von Wachstumsfaktoren bekannt ist.
-
Veröffentlichte
Artikel, die die Zusammenhänge
zwischen Struktur/Aktivität
der Mitglieder der PDGF-Familie
von Wachstumsfaktoren beinhalten, umfassen für PDGF: Oestman et al., J.
Biol. Chem., 266: 10073–10077,
1991; Andersson et al., J. Biol. Chem., 267: 11260–11266,
1992; Oefner et al., EMBO J., 11: 3921–3926, 1992; Flemming et al.,
Molecular and Cell Biol., 13: 4066–4076, 1993 und Andersson et
al., Growth Factors, 12: 159–164,
1995; und für
VEGF: Kim et al., Growth Factors, 7: 53–64, 1992; Pötgens et
al., J. Biol. Chem., 269: 32879–32885,
1994 und Claffey et al., Biochim. Biophys. Acta, 1246: 1–9, 1995.
Aus diesen Veröffentlichungen
geht hervor, dass die Mitglieder der PDGF-Familie von Wachstumsfaktoren
wegen der acht konservierten Cysteinreste eine charakteristisch
geknotete Faltstruktur und Dimerisierung aufweisen, was zur Bildung
drei exponierter Loop-Regionen an jedem Ende des dimerisierten Moleküls führt, von
denen zu erwarten ist, dass dort die Rezeptorbindugsstellen lokalisiert
sind.
-
Ausgehend
von diesen Informationen kann eich Fachmann aus dem Bereich der
Biotechnologie ORFV2-VEGF- oder NZ10-Mutanten konstruieren, die
ein mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit die ORFV2-VEGF- oder
NZ10-Aktivität
behalten, indem er die acht Cysteinreste, die für die geknotete Faltstruktur und
die Dimerisierung verantwortlich sind, konserviert, und indem er
auch die wahrscheinlichen Rezeptorsequenzen in den Loop 1-, Loop
2- und Loop 3-Regionen der Proteinstruktur konserviert oder dort
nur konservative Aminosäuresubstitutionen
vornimmt.
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Die
Bildung erwünschter
Mutationen an spezifisch gezielten Stellen in einer Proteinstruktur
ist als Standardmetode im Arsenal der Proteinchemiker anzusehen
(Kunkel et al., Methods in Enzymol., 154: 367–382, 1987). Beispiele einer
solchen auf eine Stelle gerichteten Mutagenese mit VEGF sind bei
Pötgens et
al., J. Biol. Chem., 269: 32879–32885,
1994 und Claffey et al., Biochim. Biophys. Acta, 1246: 1–9, 1995
zu finden. Eine auf eine Stelle gerichtete Mutagenese ist in der
Tat so allgemein üblich,
dass es kommerziell erhältliche
Kits gibt, die solche Verfahren erleichtern (z.B. Promega-Katalog
1994–1995,
S. 142–145).
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Die
Aktivität
auf die Endothelzellproliferation von ORFV2-VEGF- oder NZ10-Mutanten
kann leicht mit allgemein etablierten Screeningverfahren festgestellt
werden. Beispielsweise kann ein Verfahren verwendet werden, das
zu dem Endothelzellmitosetest, der bei Claffey et al., Biochim.
Biophys. Acta, 1246: 1–9,
1995 beschrieben ist, analog ist. In ähnlicher Weise können die
Wirkungen von ORFV2-VEGF oder NZ10 auf die Proliferation anderer
Zelltypen, auf die Zelldifferenzierung und auf humane Metastasierung
mit Verfahren, die im Stand der Technik allgemein bekannt sind,
getestet werden.
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Beitrag von ORFV2-VEGF
oder NZ10 zu viralen Läsionen
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Es
erscheint wahrscheinlich, dass die biologischen Aktivitäten von
ORFV2-VEGF oder NZ10 zum proliferativen und hochvaskulären Charakter
von ORF-viralen Läsionen
beitragen. Dies wird durch die kürzlich
erfolgte Analyse eines rekombinanten ORF-Virus gestützt, in
dem das für
ORFV2-VEGF codierende Gen entfernt worden war. Vergleiche von Läsionen,
die aus Infektionen bei Schafen durch Wildtyp- und rekombinanten ORFV2-VEGF-defizienten
ORF-Virus resultieren, zeigen, dass bei Läsionen der Haut in Abwesenheit
von ORFV2-VEGF signifikant weniger Gefäße gebildet werden.
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Die
Identifikation eines viralen VEGF-Proteins, das in der Lage ist,
zur Unterstützung
der viralen Infektion Säuger-VEGF-Rezeptoren
zu zerrütten,
zeigt auch die Möglichkeit
auf, dass andere Viren auf gleiche Art und Weise arbeiten können.
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Die
obige Beschreibung und die obigen Beispiele dienen lediglich Demonstrationszwecken
und sollen die Erfindung nicht beschränken. Da dem Fachmann Modifikationen
der offenbarten erfindungsgemäßen Ausführungsformen
geläufig
sind, sollte die Erfindung breit ausgelegt werden und alle Variationen,
die im Umfang der angehängten
Ansprüche
und Äquivalente
enthalten sind, umfassen.
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