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Hintergrund der Erfindung
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MUC-1-Mucin
ist ein Glycoprotein mit hohem Molekulargewicht mit einem Proteinkern,
bestehend aus Tandemwiederholungen einer 20 Aminosäuren langen
Sequenz und hochgradig verzweigten Kohlenhydrat-Seitenketten. Viele
menschliche Adenokarzinome, wie Brust-, Darm-, Lungen-, Eierstock-
und Bauchspeicheldrüsenkrebs, überexprimieren
unterglycosyliertes MUC-1-Protein und sondern große Mengen
davon ab. Es ist von Bedeutung, daß ein hohes Niveau der MUC-1-Mucin-Expression
mit einem hohen metastatischen Potential und schlechten Prognosen
verknüpft
ist. MUC-1 ist daher ein klinisch signifikanter Marker für diese Krebsarten.
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Große Mengen
von MUC-1 im Serum von Krebspatienten wurden auch mit der Immunsuppression
in Patienten mit metastatischem Adenokarzinom, die eine aktive spezifische
Immuntherapie erhielten, in Verbindung gebracht. Die hier angegebenen
Daten zeigen, daß MUC-1
wenigstens teilweise direkt für
diese Immunsuppression verantwortlich ist.
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Zytokine,
wie IL-2, wurden klinisch verwendet, um die Immuntherapie verschiedener
Krebsarten zu unterstützen.
Die Verwendung von Zytokinen führt,
obwohl diese die MUC-1-induzierte Immunsuppression umkehren können, zu
einer relativ unspezifischen Aktivierung einer großen Vielzahl
von Immunzellen.
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Es
besteht daher ein Bedarf nach verbesserten immuntherapeutischen
Medikamenten sowie Vorschriften zu deren Verwendung, die die MUC-1-induzierte
Suppression und/oder die Anergie von Immunantworten reduzieren oder
eliminieren.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Ein
Ziel der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, verbesserte
immuntherapeutische Medikamente bereitzustellen, die zur Linderung
von Anergie und/oder Suppression des Immunsystems geeignet sind. Gemäß diesem
Ziel werden neue Medikamente bereitgestellt, die beim Lindern von
Immunzellanergie und/oder Immunsuppression aktiv sind. Eine Klasse
solcher Medikamente umfaßt
MUC-1-Derivate, die die durch MUC-1 vermittelte Immunsuppression
umkehren. In einer Ausführungsform
werden MUC-1-Derivate, umfassend ein von der MUC-1-Kernsequenz PDTRPAPGSTAPPAHGVTSA
abgeleitetes Peptid, und Permutationen davon bereitgestellt. In
einer weiteren Ausführungsform
werden MUC-1-Derivate bereitgestellt, die ein MUC-1-Kernpeptidderivat
umfassen, welches mit einem stimulierenden Antigen fusioniert ist.
In noch einer weiteren Ausführungsform
werden MUC-1-Derivate bereitgestellt, die ein mit einem Zytokin
fusioniertes MUC-1-Kernpeptidderivatumfassen.
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Es
ist ein weiteres Ziel der Erfindung, pharmazeutische Zusammensetzungen
bereitzustellen, die für therapeutische
Anwendungen geeignet sind, welche die Umkehrung von Immunzellanergie
und/oder Immunsuppression erfordern. Gemäß diesem Ziel werden pharmazeutische
Zusammensetzungen bereitgestellt, die MUC-1-Derivate im Gemisch
mit einem pharmazeutisch verträglichen
Hilfsstoff umfassen.
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Es
ist noch ein weiteres Ziel der Erfindung, Behandlungsverfahren bereitzustellen,
die die antigeninduzierte Immunsuppression und/oder Immunzellanergie
lindern. Gemäß diesem
Ziel werden Verfahren bereitgestellt, die die Verabreichung eines
MUC-1-Derivats an einen Patienten, der eine Behandlung benötigt, umfassen.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1 zeigt
die Fähigkeit
von MUC-1 zur Suppression der Immunantwort auf die verschiedenen
gezeigten Stimuli.
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2,
Feld (a) zeigt eine ähnliche
Suppression durch größere Tandemwiederholungen
der MUC-1-Kernsequenz, jedoch nicht durch das 16-mere mit einer
einzelnen Wiederholungseinheit. Die Felder (b) und (c) zeigen die
Umkehrung der MUC-1-Suppression durch Anti-CD28 und IL-2.
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3 zeigt
die Linderung der MUC-1-induzierten Anergie/Suppression durch das
16-mere Peptid BP16, abgeleitet von der
MUC-1-Kernsequenz. Das linke Feld zeigt das Kontrollmedium und das
rechte Feld zeigt das Experiment, welches eine spezifische Linderung
der Anergie/Suppression zeigt.
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Ausführliche Beschreibung
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Die
Mucine sind eine Familie großer
Glycoproteine mit einem Molekulargewicht von mehr als 200 kDa. Einige
Mucine, wie MUC-1, sind membrangebundene Moleküle mit einer erweiterten extrazellulären Domäne, bestehend
aus Tandemwiederholungen von Aminosäure- (aa-) Sequenzen, die zahlreiche
potentielle O-Glycosylierungsstellen enthalten. Devine et al., BioEssays
14:619 (1992).
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Zahlreiche
klinische Studien haben angedeutet, daß mucinartige Tumorantigene,
und zwar sowohl diejenigen, die auf der Zelloberfläche von
Tumorzellen exprimiert werden, als auch diejenigen, die von der Oberfläche von
Tumorzellen abgegeben werden, bei einer Vielzahl von Krebsarten
mit einer schlechten Prognose verknüpft sind. Siehe beispielsweise
Kobayashi et al., J. Clinical. Oncol. 10:95–101 (1992).
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In
einer kürzlich
durchgeführten
Studie zeigten wir, daß von
Krebspatienten abgeleitetes MUC-1-Mucin die Inhibition spezifischer
humaner T-Zell-Antworten bewirkt. Agrawal et al., Nature Medicine,
4:43–49 (1998).
Zusätzlich
erzeugen von MUC-1-Mucin abgeleitete lange synthetische Peptide,
nicht jedoch kleine Peptide, die gleiche T-Zell-Suppression. Diese
von MUC-1 abgeleiteten Peptide umfassen mehrere Tandemwiederholungen
der spezifischen 20 Aminosäuren
langen Kernwiederholung von MUC-1, was auf die Bedeutung der Wiederholungen
bei dieser physiologischen Wirkung hinweist. Überraschenderweise fanden die
Erfinder jedoch heraus, daß ein
Peptid, welches kleiner als drei Vielfache der 20 Aminosäuren langen
Kernwiederholung war, keine Anergie induzierte, wenn es getestet
wurde.
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Der
Teil von MUC-1, von dem angenommen wird, daß er für dessen spezifische immunsuppressive Eigenschaften
verantwortlich ist, besteht aus mehreren Tandemwiederholungen der
zwanzig Aminosäuren langen
Sequenz. Die Erfinder nehmen hypothetisch an, daß mehrere Wiederholungen notwendig
sind, um eine Immunsuppression zu induzieren, da eine gleichzeitige
Wechselwirkung mit mehreren Zelloberflächenrezeptoren erforderlich
ist. Somit kann eine Vernetzung mehrerer Rezeptoren und möglicherweise
das Abdecken der vernetzten Rezeptoren für eine Immunsuppression erforderlich
sein. Dementsprechend ist ein Medikament, welches diesen Prozeß spezifisch
stören
kann, möglicherweise
beim Umkehren oder sogar Verhindern einer MUC-1-induzierten Immunsuppression
von Nutzen.
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Die
vorliegende Erfindung betrachtet MUC-1-Derivate, einschließlich bestimmter
Peptide und Peptidmimetika, die, wie durch Tests, wie z.B. die unten
beschriebenen, gezeigt wird, die Fähigkeit besitzen, eine MUC-1-induzierte
Anergie/Immunsuppression umzukehren oder zu verhindern. Solche Verbindungen
können insbesondere
die nachteiligen, pathologischen Wirkungen von MUC-1 stören. Wie
sie hierin verwendet werden, sind die Begriffe "Anergie" und "Immunsuppression" austauschbar und umfassen insbesondere
alle Attribute, die diesen Begriffen auf dem Gebiet der Immunologie
einzeln oder gemeinsam zugeschrieben werden.
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Im
Hinblick auf das Vorstehende besteht eine Klasse geeigneter Verbindungen
aus denjenigen Verbindungen, die die Bindung von MUC-1 an einen
Zelloberflächenrezeptor
stören.
Diese Störung
kann dadurch erfolgen, daß die
Bindung von MUC-1 kompetitiv gehemmt wird. Bei einer prophylaktischen
Anwendung besetzt somit die Verbindung die Stelle, durch die MUC-1
seine immunsuppressive Wirkung vermittelt, wodurch eine Bindung
von MUC-1 insgesamt verhindert wird. Bei einer anderen Anwendung
können
die erfindungsgemäßen Verbindungen
verwendet werden, um die Bindung von MUC-1 umzukehren, indem es
vom Rezeptor verschoben wird.
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Verbindungen der Erfindung
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Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
werden hier allgemein als "MUC-1-Derivate" bezeichnet. Die Verbindungen
sind jedoch nicht auf diejenigen Verbindungen beschränkt, die
spezifisch von MUC-1 abgeleitet sind, sondern umfassen die gesamte
Klasse von Verbindungen, die eine Wirkung beim Lindern von MUC-1-induzierter
Immunsuppression zeigen.
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Eine
wichtige Klasse der MUC-1-Derivate umfaßt Peptidderivate. Spezifische
peptidbasierte Derivate umfassen diejenigen, die von der Sequenz
der Kernwiederholung von nativem MUC-1 abgeleitet sind. In einer Ausführungsform
umfaßt
das Peptid die extrazelluläre
Tandemwiederholungsregion von MUC-1, die Wiederholungen der Aminosäuresequenz
DTRP (Asp-Thr-Arg-Pro) umfaßt.
Vorzugsweise umfassen diese Tandemwiederholungen die Sequenz SAPDTRP
(Ser-Ala-Pro-Asp-Thr-Arg-Pro).
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Eine
MUC-1-"Kernwiederholung", eine MUC-1-"Kernsequenz" oder ein MUC-1 "Kern", wie sie hierin verwendet
werden, betreffen im allgemeinen diejenigen, die in dem nativen
MUC-1- Molekül vorliegen,
dessen Sequenz dem Fachmann auf dem Gebiet gut bekannt ist und welches
die 20 Aminosäuren
lange Sequenz PDTRPAPGSTAPPAHGVTSA (Pro-Asp-Arg-Thr-Pro-Ala-Pro-Gly-Ser-Thr-Ala-Pro-Pro-Ala-His-Gly-Val-Thr-Ser-Ala)
umfaßt.
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Deletionsderivate,
einschließlich
Trunkierungen und interner Deletionen, sind von besonderem Nutzen.
Ein besonders geeignetes MUC-1-Derivat dieser Klasse ist ein 16
Aminosäuren
langes Peptid mit der Sequenz GVTSAPDTRPAPGSTA.
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Einige
bevorzugte peptidbasierte MUC-1-Derivate umfassen eine oder wenigstens
eine Peptidkernwiederholung des MUC-1-Mucins. Natürlich ist
eine Mindestgröße von wenigstens
einem Dipeptid in solchen Derivaten inhärent, da sie Peptidbindungen
enthalten. Somit zieht die Bezeichnung "höchstens
eine MUC-1-Kernwiederholung" mindestens
ein Dipeptid in Betracht. Dies ist natürlich abhängig davon, ob ein solches
Molekül
die erforderlichen Eigenschaften zur Linderung von Anergie/Immunsuppression
besitzt. Somit haben typische MUC-1-Kernwiederholungen eine Mindestgröße von wenigstens
etwa 5 Aminosäuren,
beispielsweise SAPDTRP, wobei eine Klasse besonders geeigneter Wiederholungen
eine Mindestgröße von etwa 10
Aminosäuren
hat. Die maximale Größe von "höchstens einer MUC-1-Kernwiederholung" beträgt 20 Aminosäuren, wie
es durch die native Länge
vorgegeben ist.
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Weitere
geeignete MUC-1-Derivate umfassen glycosylierte oder unglycoslierte
Peptide. Glycosylierung kann die Halbwertszeit im Kreislauf verbessern
und eine Modulation der die Immunsuppression umkehrenden Eigenschaften
von MUC-1-Derivaten erlauben. Die Glycosylierung kann biologisch
oder nicht-biologisch sein. Beispielsweise werden biologisch relevante
N- oder O-verknüpfte
Kohlenhydrate in Betracht gezogen. Alternativ können auch andere Derivate,
wie ein Succinat, verwendet werden. Weitere chemische Modifikationen,
wie z.B. mit Polyethylenglycolen, werden ebenfalls in Erwägung gezogen.
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Obgleich
sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus bestimmten technischen
Gesichtspunkten kleine Peptide bevorzugt sein können, werden auch größere Moleküle in Erwägung gezogen.
So können
peptidbasierte MUC-1-Derivate mit anderen geeigneten therapeutischen
Mitteln kombiniert werden, was verbesserte Eigenschaften liefert.
Sie können
beispielsweise kovalent oder elektrostatisch kombiniert werden.
In idealer Weise handelt es sich bei den anderen therapeutischen
Mitteln um Immunmodulatoren, und sie besitzen vorzugsweise immunstimulatorische
Eigenschaften. Obwohl auch Mittel in Betracht gezogen werden, die
keine Proteine sind, sind die zusätzlichen therapeutischen Mittel
vorzugsweise Proteine, die im allgemeinen Peptide umfassen. Einige
besonders geeignete Proteintherapeutika umfassen Zytokine.
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In
einem Beispiel umfassen Fusionsproteine ein erfindungsgemäßes Peptid,
welches mit einem Zytokin fusioniert ist. Es wird erwartet, daß solche
Fusionen Hybrideigenschaften zum Umkehren von MUC-1-induzierter
Immunsuppression besitzen und die Immunantwort in breiterem Maße induzieren.
Darüber
hinaus liegt aufgrund der Wechselwirkung der MUC-1-basierten Peptidkomponente
mit unterdrückten
T-Zellen das Zytokin physikalisch sehr nahe bei der Zielzelle, was
eine spezifische zytokinvermittelte Induktion genau der Zellen,
die durch den Peptidteil des MUC-1- Derivats dereprimiert werden, ermöglichen
kann. So wird nicht nur die Immunsuppression gelindert, sondern
es wird auch eine spezifische Immunstimulation der gleichen T-Zell-Population
erzielt.
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Besonders
geeignete Zytokine umfassen diejenigen mit immunstimulatorischer
Aktivität.
Einige bevorzugte Zytokine umfassen die Interleukine (ILs) und insbesondere
IL-2. Weitere geeignete Zytokine umfassen beispielsweise IL-1, IL-4,
IL-7, IL-10, IL-12 und γ-Interferon.
MUC-1 kann unter Verwendung rekombinanter DNA-Techniken mit diesen
Molekülen
verknüpft
werden. Alternativ können
die Proteine unter Verwendung multivalenter Vernetzungsmittel aneinander
angehängt
sein. Diese beiden Techniken sind Fachleuten auf dem Gebiet gut
bekannt und in allen Standardwerken zu Laborverfahren, wie den aktuellen
Ausgaben von Sambrook et al., 1989, MOLECULAR CLONING, A LABORATORY
MANUAL, Cold Spring Harbor Press, NY, und Ausubel et al., 1989,
CURRENT PROTO-COLS
IN MOLECULAR BIOLOGY, Green Publishing Associates and Wiley Interscience,
NY, zu finden.
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Besonders
geeignete MUC-1-Derivate können
unter Verwendung von Verfahren, die den Verdau mit Enzymen, wie
Pepsin oder Papain umfassen, von gereinigtem MUC-1 oder Teilen davon,
die durch native Quellen oder rekombinante DNA-Verfahren hergestellt
wurden, abgeleitet werden. Alternativ können von der vorliegenden Erfindung
umfaßte
Peptide unter Verwendung automatischer Peptidsynthetisierer, wie
z.B. denjenigen, die von Applied Biosystems, Multiple Peptide Systems
und anderen kommerziell erhältlich
sind, synthetisiert werden, oder sie können unter Verwendung auf dem
Gebiet gut bekannter Techniken manuell hergestellt werden. Siehe
Geysen et al., J. Immunol. Methods 102:259 (1978). Glycosylierte
und andere Formen von Peptid- oder Protein-MUC-1-Derivaten können unter Verwendung von auf
dem Gebiet gut bekannten Verfahren hergestellt werden.
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Obwohl
die am meisten bevorzugten MUC-1-Derivate auf Proteinen (oder Peptiden)
basieren, werden auch andere Derivate in Betracht gezogen. Beispielsweise
können
kleine Moleküle,
die Aminosäure-
oder Peptidmimetika sind, geeignet sein. Eine rationale Ausgestaltung
solcher Moleküle
ist unter Verwendung von auf dem Gebiet bekannten Verfahren möglich. Beispielsweise
unter Verwendung von Kalottenmodellen können ansonsten strukturell
nicht verwandte Verbindungen dazu gebracht werden, proteinbasierende
MUC-1-Derivate nachzuahmen. Die Nützlichkeit dieser MUC-1-Derivate
kann unter Verwendung von Routinetests, wie den in den Beispielen
gezeigten, bestätigt
werden.
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Pharmazeutische Zusammensetzungen
der Erfindung
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Die
erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
können
für die
Verabreichung auf einer Vielzahl von Wegen formuliert werden. Die
pharmazeutischen Zusammensetzungen der Erfindung enthalten im allgemeinen
eine pharmazeutisch wirksame Menge einer erfindungsgemäßen Verbindung.
Vorzugsweise ist die Verbindung mit einem pharmazeutisch wirksamen
Vehikel (Hilfsstoff) gemischt.
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Eine
geeignete Formulierung ist abhängig
von der Beschaffenheit des bestimmten gewählten Medikaments, davon, ob
die Behandlung in vivo oder ex vivo durchgeführt wird, vom gewünschten
Verabreichungsweg und von der Beurteilung durch den behandelnden
Arzt. Geeignete Formulierungen und pharmazeutisch wirksame Vehikel
sind beispielsweise zu finden in REMINGTON'S PHARMACEUTICAL SCIENCES, Kapitel 83–92, Seiten
1519–1714
(Mack Publishing Company 1990) (Remington's).
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Bevorzugte
Vehikel umfassen Liposome. Siehe beispielsweise Remington's auf S. 1691–92. So
können
die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
auch in Kombination mit anderen bekannten Medikamenten, die eine
komplementäre,
die Anergie/Immunsuppression lindernde Aktivität bereitstellen können, in
liposomalen Formulierungen formuliert und verabreicht werden. Bevorzugte
andere Medikamente umfassen Immunmodulatoren, wie die oben diskutierten
Zytokine.
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Die
pharmazeutischen Zusammensetzungen der Erfindung können auch
mit stimulierenden Antigenen, wie Adjuvanzien, formuliert werden.
Solche Adjuvanzien sind auf dem Gebiet der Impfstoffe gut bekannt und
funktionieren typischerweise so, daß sie die Immunantwort verstärken. Bevorzugte
Adjuvanzien, die in der Erfindung von Nutzen sind, sind somit dadurch
gekennzeichnet, daß sie
die Wirkung der hier beschriebenen erfindungsgemäßen Medikamente so verstärken, daß sie die
antigeninduzierte Immunsuppression/Anergie lindern. Einige Beispiele
gut bekannter und nützlicher
Adjuvanzien umfassen diejenigen, die von bakteriellen Lipopolysacchariden
abgeleitet sind, wie Lipid A oder Monophosphoryl-Lipid A.
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Verfahren der Erfindung
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Die
erfindungsgemäßen Verfahren
umfassen typischerweise das Verabreichen einer wirksamen Menge wenigstens
eines MUC-1-Derivats, wie oben beschrieben, an einen Patienten,
der eine Behandlung benötigt.
Natürlich
ist in allen erfindungsgemäßen Verfahren
die Verabreichung der obigen pharmazeutischen Zusammensetzungen
austauschbar mit der Verabreichung eines MUC-1-Derivats. Weitere Verfahren ziehen eine Kombinationstherapie
mit wenigstens einem MUC-1-Derivat zusammen mit wenigstens einem
anderen Medikament in Betracht. Der Patient kann ein menschliches
oder nicht-menschliches Tier sein. Ein Patient bedarf typischerweise
einer Behandlung, wenn er an einer Anergie/Immunsuppression leidet,
die möglicherweise durch
MUC-1 induziert ist.
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Obwohl
die erfindungsgemäßen Verfahren
primär
auf MUC-1-induzierte Störungen
anwendbar sind, wird in Betracht gezogen, daß sie sich womöglich auch
allgemeiner anwenden lassen. Die hier beobachtete biologische Aktivität kann daher
auch Aspekte haben, die nicht nur antigenspezifisch sind, sondern
die auch für
das Umkehren von Anergie/Immunsuppression im allgemeinen relevant
sind. Eine solche Situation entsteht typischerweise aufgrund von
antigener Kreuzreaktivität.
Somit können
andere die Anergie oder Immunsuppression induzierende Antigene die
gleichen Epitope wie MUC-1 oder überlappende
Epitope enthalten. Dementsprechend sind die hier offenbarten Verbindungen
bei der Behandlung solcher Störungen
anwendbar.
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Die
erfindungsgemäßen Verfahren
können
in vivo oder ex vivo eingesetzt werden. Bei einem typischen Verfahren
ex vivo können
beispielsweise periphere T-Zellen aus Patienten isoliert, mit wenigstens
einem MUC-1-Derivat allein oder in Kombination behandelt und wieder
in den Patienten infundiert werden.
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Die
Verabreichung bei der Behandlung in vivo kann über eine Anzahl von Wegen,
einschließlich
parenteral und oral, erfolgen. Bestimmte bevorzugte Verabreichungswege
umfassen die direkte Injektion in den Tumor oder in die ableitenden
Lymphknoten. So werden beispielsweise die den Tumor infiltrierenden
Lymphozyten in dem Tumor, von denen bekannt ist, daß sie immunsupprimiert
sind, spezifisch angezielt und von der Unterdrückung befreit.
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MUC-1-Derivate
können
alleine, in Kombination miteinander oder in Kombination mit anderen
Medikamenten verabreicht werden. Idealerweise sind diese anderen
Medikamente Immunmodulatoren und besitzen vorzugsweise immunstimulatorische
Eigenschaften. Es werden sowohl Mittel, die Proteine sind, als auch Mittel,
die keine Proteine sind, in Betracht gezogen. Einige besonders geeignete
proteinbasierte Mittel umfassen stimulierende Antigene und Zytokine,
wie sie oben beschrieben wurden. Beispielsweise können Zytokine entweder
gleichzeitig oder nacheinander zusammen mit MUC-1-Derivaten verabreicht
werden. Natürlich
können
auch MUC-1-Derivate in Kombination mit anderen antineoplastischen
Regimes verwendet werden.
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Der
Begriff "Behandeln" in seinen zahlreichen
grammatikalischen Formen in Bezug auf die vorliegende Erfindung
bezieht sich auf das Verhindern, Heilen, Umkehren, Abschwächen, Lindern,
Minimieren, Unterdrücken
oder Stoppen der schädlichen
Auswirkungen eines Erkrankungszustands, eines Fortschreitens der
Erkrankung, eines die Erkrankung verursachenden Mittels oder eines
anderen abnormalen Zustands. Insbesondere Verfahren zur Prophylaxe
sind von dem Begriff "Behandlung" umfaßt.
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Die
Bestimmung einer pharmazeutisch wirksamen Menge von MUC-1-Derivat
liegt im Bereich des Fachwissens eines erfahrenen Klinikarztes und
hängt zum
großen
Teil von der genauen Identität
der erfindungsgemäßen Verbindung,
den Charakteristika des bestimmten Patienten, dem Verabreichungsweg
und der Art der behandelten Störung
ab. Allgemeine Anleitungen sind beispielsweise in den Veröffentlichungen
der International Conference on Harmonisation und in REMINGTON'S PHARMACEUTICAL
SCIENCES, Kapitel 27 und 28, S. 484–528 (Mack Publishing Company
1990) zu finden.
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Die
Bestimmung einer pharmazeutisch wirksamen Menge hängt insbesondere
von solchen Faktoren wie der Toxizität und der Wirksamkeit des Medikaments
ab. Die Toxizität
kann unter Verwendung von Verfahren, die auf dem Gebiet gut bekannt
und in den vorgenannten Literaturstellen zu finden sind, bestimmt
werden. Die Wirksamkeit kann unter Verwendung der gleichen Anleitung
zusammen mit den unten in den Beispielen beschriebenen Verfahren
bestimmt werden. Eine pharmazeutisch wirksame Menge ist daher eine
Menge, von der der Klinikarzt annimmt, daß sie toxikologisch verträglich und
doch wirksam ist.
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Die
Wirksamkeit wird entsprechend der oben diskutierten Definition von "Behandeln" beispielsweise anhand
der Linderung oder wesentlichen Linderung der Anergie oder Immunsuppression
gemessen. Quantitativ bedeutet eine "wesentliche Linderung" für gewöhnlich eine
Wirkung von wenigstens 50% im Vergleich zu einer normalen Kontrolle,
gemessen mittels konventioneller Immuntests. Da es für gewöhnlich wünschenswert ist,
ein höheres
Maß an
Linderung der Immunsuppression/Anergie zu erzielen, liefert eine
bevorzugte wirksame Menge eine Umkehrung der Immunsuppression/Anergie
zu 75%. Am meisten bevorzugt wird jedoch wenigstens eine Wirkung
von 90% erhalten, was als im wesentlichen vollständige "Linderung" betrachtet wird.
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Die
vorstehende Diskussion und die nachfolgenden Beispiele werden lediglich
zu Veranschaulichungszwecken angegeben und sollen nicht beschränkend sein.
Ein Fachmann auf dem Gebiet erkennt leicht zusätzliche Ausführungsformen,
die innerhalb des Schutzbereichs der Erfindung liegen und nicht
spezifisch beispielhaft veranschaulicht sind.
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BEISPIELE
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Beispiel 1:
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Dieses
Beispiel zeigt, daß die
Zugabe von gereinigtem menschlichem MUC-1-Mucin zu Kulturen von menschlichen
T-Zellen die T-Zell-Proliferation gegen einen starken alloantigenen
Stimulus (oder mitogenen Stimulus) in vitro stark hemmt.
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Die
Reaktion mit gemischten Lymphozyten wird durchgeführt, indem
die Lymphozyten von hinsichtlich HLA ungleichen Individuen in Gewebekulturen
in vitro gemischt werden. Die "Responder-Population" in diesem Experiment
bilden gereinigte T-Zellen aus einer Population, während die "Stimulator"-Population in diesem
Experiment die Peripherblutlymphozyten bilden, die aus einem hinsichtlich
HLA nicht passenden Individuum als Donor erhalten wurden. Die beiden
Zellpopulationen werden gemischt und entweder in Gegenwart oder
in Abwesenheit verschiedener Dosen von affinitätsgereinigtem MUC-1-Mucin B27.29,
welches aus dem Fluid eines Pleuraergusses gereinigt wurde, kultiviert.
Die Ergebnisse dieses Experiments sind in 1 gezeigt.
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In
dem in 1 gezeigten Experiment wurden 106 T-Zellen
in AIM V-Medium in Gegenwart von 106 Allo-PBLs
(mit Mitomycin C behandelt) mit der angegebenen Konzentration oder
ohne die angegebene Konzentration von affinitätsgereinigtem MUC-1 oder OSM
für 6–7 Tage
kultiviert. Zu diesem Zeitpunkt wurden die T-Zellen geerntet und
in einer Menge von 105/Well in 96-Well-Platten
mit flachem Boden und mit den polyklonalen Stimuli Allo-PBLs (105/(Well) oder Anti-CD3 (1 μg/ml) oder
PHA (02 μg/ml)
in Gegenwart oder in Abwesenheit von MUC-1 oder OSM für 4 Tage
ausplattiert. Jede Gruppe wurde in einem Replikat von fünf Wells gebildet. 3H-Thymidin (1 μCi/Well) wurde zugegeben, und
die Kulturplatten wurden vor dem Ernten für 18–24 h weiter inkubiert. Die
Aufnahme von 3H-Thymidin in die DNA proliferierender
T-Zellen wurde mittels Flüssigszintillationszählung gemessen.
Die Daten sind als mittlere CPM für die Replikatwells ± Standardabweichungen gezeigt.
Jedes Experiment wurde viermal wiederholt, und die Daten eines repräsentativen
Experiments sind gezeigt.
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Beispiel 2
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Dieses
Beispiel zeigt die Fähigkeit
synthetischer Peptide mit mehreren Tandemwiederholungen des MUC-1-Kerns
zur Inhibition der Proliferation von T-Zellen und das Unvermögen eines
enthaltenen MUC-1-Derivats zu einer solchen Inhibition.
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Mucine:
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MUC-1
wurde aus Aszitesflüssigkeit,
die von Eierstockkrebspatienten erhalten wurde, gereinigt. 2 M Natriumacetat
mit einem pH-Wert von 5 wurden zu der Aszitesflüssigkeit zugegeben und für 30 Minuten
bei 20.000 U.p.M. zentrifugiert. Nach Filtration durch einen 0,45
Mikrometer-Zelluloseacetatfilter
wurde die Lösung mit
B27.29 Mab (Reddish et al., J. Tumor Marker Oncol., 7:19–27 (1992))
gemischt, mit CNBr über
Nacht an Sepharose 4B gekoppelt, gefolgt von Waschen mit 1 M NaCl/PBS.
Das affinitätsgebundene
MUC-1-Mucin wurde mit 50 mM Diethanolamin (gereinigt nach Fisher)
in 150 mM NaCl bei einem pH-Wert von 11 eluiert. Das Elutionsmittel
wurde mit 2 M Natriumacetat bei einem pH-Wert von 5 neutralisiert.
Das affinitätsgereinigte
Material wurde gegen PBS dialysiert und dann mit einem Nalgene 0,2
Mikrometer-Zelluloseacetat-Spritzenfilter sterilfiltriert. Das affinitätsgereinigte
MUC-1-Mucin wurde unter Verwendung des Truquant BR R1A-Tests (Biomira
Diagnostics Inc., Roxdale, ON, Kanada) quantifiziert. Zur Berechnung
der Menge von MUC-1-Mucin wurde die Umwandlungsformel verwendet,
wonach 1 BR-Einheit ungefähr
50 ng MUC-1-Mucin entspricht.
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Synthetische
MUC-1-Derivate enthielten 1, 3, 4, 5 oder 6 Tandemwiederholungen
des MUC-1-Kerns und
waren ungefähr
16, 60, 80, 100 und 120 Aminosäuren
lang. Das 16-mer (BP16) enthielt die Sequenz GVTSAPDTRPAPGSTA.
Die anderen Derivate enthielten Tandemwiederholungen der Sequenz
TAPPAHGVTSAPDTRPAPGS:
Schaf-Submaxillar-Mucin (OSM) wurde als
Kontrolle verwendet.
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T-Zell-Kulturen:
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Angereicherte
T-Zell-Populationen wurden mittels zuvor berichteter Verfahren unter
Verwendung von Nylon-Wattesäulen
aus Leukozyten- und Thrombozytenschichten normaler Blutspender gereinigt.
Siehe z.B. Agrawal et al., J. Immunol. 157:2089–95 (1996) und Agrawal et al.,
J. Immunol. 157:3229–34
(1996). Für
Allo-MLR wurden mit Mitomycin C behandelte allogene PBLs zusammen
mit gereinigten T-Zellen in Gegenwart oder in Abwesenheit von affinitätsgereinigtem
MUC-1-Mucin oder Kontroll-OSM kultiviert. In den meisten Experimenten
wurden die T-Zellen 6–7
Tage in AIM V-Medium
in Abwesenheit oder in Gegenwart von MUC-1, MUC-1-Derivat oder OSM
in der angegebenen Konzentration kultiviert. Danach wurden die T-Zellen
geerntet, gewaschen und wie angegeben kultiviert.
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Proliferationstest:
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Für das in 2 dargestellte
Experiment wurden gereinigte T-Zellen (106/ml)
in AIM V-Medium
mit Allo-PBLs in Abwesenheit oder in Gegenwart von MUC-1, MUC-1-Derivat
oder OSM, 10 μg/ml,
für 6–7 Tage
kultiviert. Die T-Zellen wurden geerntet und in einer Menge von
105/Well in 96–Well-Platten mit flachem Boden
mit Allo-PBLs (105/Well) ausplattiert, und
zwar in Gegenwart oder in Abwesenheit von affinitätsgereinigtem MUC-1,
MUC-1-Derivat oder OSM. Die Kontrollkulturen wurden entweder mit
50 U/ml IL-2 oder mit 1 μg/ml Anti-CD28-Mab
behandelt. Nach 4 Tagen der Kultur wurde 3H-Thymidin
(1 μCi/Well)
zugegeben. Die Zellen wurden am fünften Tag geerntet, und die
Aufnahme von 3H-Thymidin wurde mittels Flüssigszintillation
gemessen.
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Ergebnisse:
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Wie
es in den
2 und
3 zu erkennen
ist, reduzierten synthetische Peptide, die 3–6 Tandemwiederholungen des
MUC-1-Kerns enthielten, das Niveau der Proliferation von T-Zellen
im Vergleich zur Kontrolle signifikant. Diese Wirkung wurde bei
einem Peptid, welches eine einzige Wiederholung enthielt, nicht
beobachtet. Darüber
hinaus wurde diese Wirkung durch Behandlung mit IL-2 oder CD28-Mab
umgekehrt. Tabelle 1 zeigt die statistische Bedeutung dieser Daten
im Vergleich zum Kontrollmedium. Tabelle
1
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Tabelle
2 zeigt die statistische Bedeutung dieser Daten im Vergleich zur
OSM-Kontrolle. Tabelle
2
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Beispiel 3
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Dieses
Beispiel zeigt die Fähigkeit
eines repräsentativen
MUC-1-Derivats zur Linderung von MUC-1-induzierter Immunsuppression.
Wie es in 3 gezeigt ist, kehrt die Behandlung
mit dem MUC-1-Derivat BP16 die durch ein
100-meres MUC-1-Peptid induzierte Suppression/Anergie um.
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In
dem Experiment von 3 wurden gereinigte T-Zellen
(106/ml) in AIM V-Medium mit Allo-PBLs in Gegenwart
(100-mere MUC-1-Peptidgruppe, rechtes Feld) oder in Abwesenheit
(Mediengruppe, linkes Feld) von 100-merem synthetischem MUC-1-Peptid
(25 μg/ml)
für 6–7 Tage
kultiviert. Zu diesem Zeitpunkt wurden die T-Zellen geerntet und
in einer Menge von 105/Well auf 96–Well-Platten
mit flachem Boden mit Allo-PBLs (105/Well)
in Gegenwart oder in Abwesenheit von 100-merem MUC-1-Peptid (25 μg/ml) und
dem 16-meren MUC-1-Peptid (weniger als eine Tandemwiederholung)
in variierenden Mengen ausplattiert. Die Wells wurden am vierten
Tag der Kultur mit 3H-Thymidin (1 μCi/Well)
gepulst, gefolgt vom Ernten am fünften
Tag. Die Aufnahme von 3H- Thymidin in die DNA proliferierender
T-Zellen wurde mittels eines Flüssigszintillationszählers ge
messen. Die Daten sind als mittlere CPM ± Standardabweichungen gezeigt.
Jede Gruppe wurde in Replikaten von 3 Wells gebildet.
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Die
vorstehende Beschreibung und die darauffolgenden Beispiele werden
lediglich zu Ver anschaulichungszwecken angegeben und sollen nicht
beschränkend
sein. Somit sind für
einen Fachmann auf dem Gebiet leicht zusätzliche Ausführungsformen
offensichtlich, die im Schutzbereich der Erfindung liegen und hier nicht
speziell beispielhaft ausgeführt
sind.