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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG 1. Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft modifizierte Elektroden und ihre Herstellung.
Beschrieben werden die Verwendung solcher modifizierten Elektroden,
Elektrofreisetzungssysteme, die solche Elektroden zur Elektrofreisetzung
von Verbindungen, wie z.B. medizinischen oder veterinären pharmazeutischen
Verbindungen, umfassen, und Verfahren zur Elektrofreisetzung. Elektrofreisetzung
bedeutet, dass die elektrochemische Freisetzung der Verbindung oder
die Hemmung solch einer Freisetzung durch das Anlegen einer geeigneten
Vorspannung an eine Elektrode erfolgt. Solch ein System erlaubt
eine genaue Kontrolle des Zeitpunkts und/oder der Menge der Freisetzung.
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2. Stand der
Technik
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Eine
blanke Elektrode, die in eine leitende Lösung gegeben wird, kann als
unendliche Senke oder Quelle von Elektronen betrachtet werden, die
sich wie ein abstimmbares Redoxreagens verhält. Die Oxidations- oder Reduktionsgeschwindigkeit
von Molekülen,
die sich nahe der Elektrode befinden, kann durch Variieren des Grenzflächen-Elektrodenpotenzials
gesteuert werden. Auf diese Weise können Reaktionen ein- oder ausgeschaltet
werden. Vor etwa zwanzig Jahren wurde erkannt, dass eine chemische
Modifikation einer Elektrodenoberfläche mit funktionellen Gruppen
eine noch genauere Kontrolle der Elektrochemie ermöglicht.
Die Arten von Kontrolle, die erwünscht
sind, umfassen: chirale Induktion, wodurch ein prochirales Molekül zu einem
einzelnen optischen Isomer reduziert oder oxidiert wird; Elektrokatalyse,
wodurch die Elektronentransferchemie durch Bindung von Substratmolekülen an katalytischen
Stellen katalysiert wird; Elektrofreisetzung, wodurch elektrodengebundene
Moleküle
in eine Lösung
abgegeben werden, indem das Elektrodenpotenzial geändert wird;
und Elektroabtastung, wodurch eine selektive Wechselwirkung eines
Ana lyten mit der modifizierten Oberfläche zu einer messbaren Elektrodenreaktion
führt.
Der Entwurf und die Konstruktion von Vorrichtungen, die auf modifizierten
Elektroden basieren, sind eventuell in Bereichen, wie gesteuerter
Arzneistofffreisetzung, Bioelektrokatalyse und Bioelektronik, einsetzbar.
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Es
wurden schon früher
einige Vorschläge
für ein
Elektrofreisetzungssystem veröffentlicht.
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben Details von modifizierten
Elektroden in den am Ende der Beschreibung angeführten Publikationen veröffentlicht.
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Kwon
et al. beschreiben im Journal of Controlled Release 17, 149–156 (1991),
ein synthetisiertes vernetztes Polymer [poly (AMPS/BMA)], das sie
zur Untersuchung der Auswirkung von elektrischem Strom auf die Freisetzung
von gelösten
Stoffen einsetzten. Platindrähte
wurden in eine halbkreisförmige
Stange des Polymergels eingeführt.
Eine ionische Verbindung (Edrophoniumchlorid) wurde durch Ionenaustausch
geladen, sodass sie an eine Sulfonsäuregruppe band. Die Abgabe
der ionischen Verbindung in Wasser wurde erreicht, indem Strom zwischen
den Elektroden angelegt wurde.
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In
der WO-A-91/15260 ist iontophoretische transdermale Arzneistofffreisetzung
mithilfe eines zweischichtigen aktiven Elektrodenelements mit einem
Hautkontakthydrogel und einer den Arzneistoff tragenden Polymerträgerschicht
beschrieben, die durch eine Elektrodenplatte gestützt wird.
Das Hydrogel ist ein Ionomer, das die gleiche Ionenladung aufweist
wie das Arzneistoffmolekül.
Durch Anlegen einer Spannung zwischen dieser Elektrode und einer
Gegenelektrode, die mit der Haut in Kontakt ist, wird der Arzneistoff
in die Haut oder Schleimhaut transportiert.
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Pickett
et al. beschreiben im Journal of the Chemical Society, Dalton Transactions,
2181–2189
(1994), modifizierte Elektroden, die einen Film aus einem derivatisierten
Poly(pyrrol) umfassen. Ein mit Aminosäure, einem Peptid oder aktiviertem
Pentafluorphenylester funktionalisiertes Pyrrol wurde elektropolymerisiert,
um den elektrodengebundenen Film zu bilden. Nach der Polymerisation
wurde das Pentafluorphe nylesterderivat mit Ferrocenmethanol umgesetzt,
um einen Ferrycenyl-deriviatisierten elektrodengebundenen Poly(pyrrol)film zu
bilden.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung haben nun Elektroden entwickelt,
die elektrofreisetzbare Verbindungen tragen, und eine elektrisch
stimulierte Freisetzung erreicht.
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Der
Hintergrund dieser Entwicklung sind frühere Arbeiten, die von den
Erfindern und anderen Forschern im Nitrogen Fixation Laboratory,
Norwich, England, an Elektroden durchgeführt wurden, die durch Auftragen
einer Schicht aus einem polymerisierten Pyrrol- oder Thiophenderivat
modifiziert wurden. Die relevanten Publikationen sind am Ende dieser
Beschreibung aufgelistet. Für
Details zur Herstellung der funktionalisierten Polypyrrol- oder
Polythiophenschichten, die in einigen Aspekten der Erfindung verwendet
werden, sei auf diese Publikationen (Verweise 1–5) verwiesen.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung steht der Inhalt der
EP-B-0959941, die
ein Elektrofreisetzungssystem mit einer Elektrode, einer elektrofreisetzbaren
Verbindung und einer Schichtstruktur auf der Elektrode, welche die
elektrofreisetzbare Verbindung freisetzbar hält, aufweist, wobei die Schichtstruktur zumindest
eine funktionelle Verbindung umfasst. Diese funktionelle Verbindung
oder funktionellen Verbindungen stellen eine erste funktionelle
Gruppe, die eine ionische Bindung mit der elektrofreisetzbaren Verbindung bildet,
und eine zweite funktionelle Gruppe bereit, die so angepasst ist,
dass sie bei Anlegung einer geeigneten Vorspannung an die Elektrode
Protonen erzeugt, die sich auf den Zustand der ionischen Bindung
auswirken, und so die Freisetzung der elektrofreisetzbaren Verbindung
regelt. Dieses System kann beispielsweise für ein transdermales Zufuhrsystem
zur transdermalen Zufuhr einer elektrofreisetzbaren Verbindung verwendet
werden, die ein medizinisches oder veterinäres Pharmazeutikum darstellt.
Andere Anwendungsmöglichkeiten
sind subkutane und intravenöse
Zufuhr.
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Der
Begriff „ionische
Bindung" bedeutet,
dass die elektrofreisetzbare Verbindung elektrostatisch gebunden
ist. Andere Wechselwirkungen mit der elektrofreisetzbaren Verbindung,
wie z.B. eine Wasserstoffbindung, können zusätzlich vorkommen, solange sie
die gewünschte
Freisetzung der Verbindung nicht verhindern.
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Sehr
viele pharmazeutische Verbindungen oder ihre Salze liegen in ionischer
Form vor, weshalb sie zur Verwendung in diesem Elektrofreisetzungssystem
geeignet sind. Ein Beispiel für
eine anionische Verbindung mit einer Carboxylatgruppe ist Ibuprofen.
Beispiele für
kationische Verbindungen sind Morphium-, Dopamin- und Alkaloidsalze.
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Ionisisierte
Polypeptide und Proteine können
ebenfalls in der Lage sein, durch solch ein System gebunden und
freigesetzt zu werden.
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Die
Erzeugung von Protonen durch elektrochemische Oxidation an der zweiten
funktionellen Gruppe führt
zum Bruch der ionischen Bindung, wodurch die elektrofreisetzbare
Spezies freigesetzt wird. Die Protonen verbinden sich typischerweise
mit dem Anion der ionischen Bindung, um seine Ladung zu neutralisieren.
Beispielsweise verbindet sich das Proton mit einer Carboxylatgruppe
der ionischen Verbindung. Die elektrofreisetzbaren Spezies können anionisch
oder kationisch sein. Wenn sie anionisch sind, z.B. eine Carboxylatgruppe
aufweisen, können
sie sich mit einem freigesetzten Proton verbinden, um sie zur Carbonsäureform
zu überführen, die
in einen Elektrolyten freigesetzt wird, der an die Elektrode angrenzt.
In diesem Fall ist die erste funktionelle Gruppe, welche die ionische
Bindung bildet, kationisch, z.B. quaternäres Ammonium oder Phosphonium.
Umgekehrt kann, wenn die elektrofreisetzbare Verbindung kationisch
ist, sich das freigesetzte Proton mit dem Anion der ionischen Bindung
verbinden, das durch die erste funktionelle Gruppe bereitgestellt
wird, z.B. mit einem Carboxylatanion, wodurch das Kation der elektrofreisetzbaren
Verbindung freigegeben wird und in den an die Elektrode angrenzenden
Elektrolyten wandern kann. Neben Carboxylat können auch andere geeignete
anionische Spezies eingesetzt werden, wie z.B. eine Sulfonatgruppe
(–SO3).
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Der
Elektrolyt kann eine Flüssigkeit
sein oder in einem transdermalen Zufuhrsystem, bei dem eine Gegenelektrode
an einer anderen Stelle auf der Haut des Patienten angebracht wird,
durch die Haut eines Patienten bereitgestellt werden.
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Die
zweite funktionelle Gruppe, die ein Proton freisetzt, kann beispielsweise
eine Cysteingruppe sein, die elektrochemisch in eine Cystingruppe übergeführt wurde,
oder eine Hydrochinongruppe.
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Der
beschriebene Freisetzungsmechanismus, der durch das Anlegen einer
Vorspannung an die Elektrode ausgelöst wird, kann reversibel sein,
wenn beispielsweise die Vorspannung entfernt wird oder eine Gegenspannung
angelegt wird, unter der Voraussetzung, dass die Reaktionen an der
ersten und zweiten funktionellen Gruppe reversibel sind. Bei der
Freisetzung einer pharmazeutischen Verbindung ist im Allgemeinen keine
Umkehrbarkeit erforderlich, aber eine Umkehrbarkeit kann das Wiederaufladen
einer teuren Elektrode mit der elektrofreisetzbaren Verbindung ermöglichen.
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Die
Schichtstruktur, welche die erste und zweite funktionelle Gruppe
umfasst, kann eine leitfähige
Polymerstruktur sein, die an der Elektrode haftet oder vorzugsweise
in situ als gebundene Schicht auf der Elektrode ausgebildet wurde,
die so den Träger
für die
Schichtstruktur bildet. Geeignete leitfähige Polymerstrukturen können auf
Pyrrol oder Thiophen basieren, wobei Pyrrol bevorzugt ist. Polypyrrole
können
leicht durch In-situ-Polymerisation gebildet werden, wie in den
nachstehend angeführten
Literaturverweisen 1–5
beschrieben ist. Das Monomer kann ein Pyrrolderivat sein, das die
gewünschte(n)
funktionelle(n) Gruppe(n) trägt.
Alternativ dazu kann die gewünschte
funktionelle Gruppe nach der Polymerisation eines Pyrrols oder eines
polymerisierbaren Pyrrolderivats auf dem Polypyrrol gebildet werden,
indem ein geeignetes Reagens mit dem Polypyrrol umgesetzt wird.
Bei der Herstellung kann die gewünschte
Schichtstruktur durch Ionenaustausch mit der elektrofreisetzbaren
Verbindung beladen werden.
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Die
Erfinder der vorliegenden Erfindung haben herausgefunden, dass die
gewünschte
Biofunktionalität
der Schichtstruktur auf vorteilhafte Weise erhalten werden kann,
wenn zumindest zwei leitfähige
Schichten mit jeweils unterschiedlichen Substituenten auf dem Polypyrrol
in der Schichtstruktur bereitgestellt werden. Dies stellt das Grundkonzept
der vorliegenden Erfindung dar.
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine modifizierte Elektrodenstruktur
mit einer Elektrode und auf der Elektrode mehreren leitfähigen Polymerschichten
bereit, worin jede Polymerschicht Polymere mit Monomereinheiten
der Form
umfasst, worin P
ist und X eine andere Substituentengruppe
ist als N, die an die 1(N)-Position oder die 3-Position gebunden
ist, wenn P
ist, und an die 3-Position,
wenn P
ist, wobei sich die Substituenten
X in den beiden Polymerschichten unterscheiden und so unterschiedliche Funktionen
und/oder unterschiedliche Reaktivitäten bereitstellen. Es können mehrere
Substituenten X, die gleich oder unterschiedlich sein können, an
die Monomereinheit P gebunden sein.
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Diese
Anordnung aus zwei (oder mehr) Polymerschichten auf Pyrrol- oder
Thiophenbasis mit unterschiedlicher Funktionalität ermöglicht die Herstellung von
modifizierten Elektroden mit nützlichen
Eigenschaften, da die unterschiedlichen Schichten unterschiedliche
Wirkungen bereitstellen können.
Die Verwendung von Polymeren auf Polypyrrol- oder Polythiophenbasis,
die leitfähige
Schichten bereitstellen, ermöglicht
die Durchführung
von elektrochemischen Reaktionen in einer oder mehreren dieser Schichten,
und eine oder mehrere der Schichten können Eigenschaften be reitstellen,
die an die jeweilige Umgebung angepasst sind, in der die Elektrode
eingesetzt werden soll. Beispielsweise kann eine hydrophobe oder
hydrophile Schicht vorhanden sein. Eine oder mehrere Schichten können auch
den Zugang von Spezies in eine andere der Schichten regeln, beispielsweise
die Diffusion der Spezies in eine andere oder aus einer anderen
Schicht.
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Vorzugsweise
werden die elektrodengebundenen Polymerschichten in situ gebildet,
und zwar durch einen Elektropolymerisationsschritt mit einem substituierten
Pyrrol oder Thiophen für
jede Schicht, die gebildet werden soll. Wie oben erwähnt, sind
in den Literaturverweisen 1–5
Details über
die Produktion von einzelnen Schichten aus Polypyrrolderivaten enthalten.
Wenn es die Beschaffenheit des Substituenten X erlaubt, kann das
Polymerisationsmonomer mit X substituiertes Pyrrol oder Thiophen
sein. Alternativ dazu kann eine Schicht gebildet werden, indem ein
substituiertes Pyrrol oder Thiophen in situ polymerisiert wird,
das dann in situ modifiziert wird, um den gewünschten Substituenten X zu
inkorporieren. Solch eine Modifikation kann, je nach Fall, vor oder
nach der Bildung einer nachfolgenden Polymerschicht erfolgen.
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Es
wurde gezeigt, dass die chemische Modifikation eines derivatisierten
Polypyrrols oder Polythiophens nicht zu einer Polymeroberflächenmodifikation
führt,
sondern zu einer Transformation des gesamten Films (Literaturverweis
4). Polymerüberführungen,
wie z.B. eine Quaternisierung und die Spaltung einer Disulfidbindung
(bei der Bildung von Cysteinylgruppen aus Polycystinylpyrrolen),
wurden gezeigt; Überführungen, die
eine aktivierende Estergruppe (z.B. Pentafluorphenyl- oder 2,4-Dinitrophenylester)
umfassen, wurden entwickelt, um andere Ester, Amide und Aminosäurederivate
herzustellen, und zur Verwendung bei der Polymervernetzung. Der
Vorteil der Funktionalisierung nach einer Polymerisation ist, dass
Gruppen, die gegenüber
den oxidativen Bedingungen des Polymerwachstums empfindlich sind
oder welche die Polymerisation stören, leicht eingeführt werden
können;
außerdem
sind die Transformationen wirtschaftlich, da minimale Menge Reaktionsmittel
erforderlich sind. Die Bildung von Methionin-derivatisierten Pyrrolen
veranschaulicht einen dieser Punkte. Methioninmethylester reagiert
rasch und quantitativ mit einem Polymer, das die aktivierenden Estergruppen
enthält,
und ergibt den gewünschten
funktionalisierten Film.
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Es
ist beispielsweise möglich,
ein substituiertes Pyrrol oder Thiophen, das eine photolabile Gruppe aufweist,
in situ zu polymerisieren. Eine Photospaltung („Photoclearage") der photolabilen
Gruppe kann danach durchgeführt
werden, um eine Modifikation des Polypyrrols zu erlauben. Dies kann
selektiv ausgeführt werden,
indem Licht für
die Photospaltung („Photoclearage") gemustert wird.
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Bei
der Verwendung der zweilagigen oder mehrlagigen Strukturen in modifizierten
Elektroden der Erfindung kann elektrische Ladung an die gewünschte Stelle
geleitet werden, um beispielsweise Redoxreaktionen durch das leitfähige Polymerrückgrat auszulösen oder
durch Elektronensprünge
zwischen Redoxgruppen.
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Die
in den Elektrodensystemen dieser Erfindung verwendete Elektrode
kann beispielsweise eine Platinelektrode oder eine Glaskohleelektrode
sein. In-situ-Wachstum von Polypyrrolfilmen auf diesen beiden Elektroden
wurde schon demonstriert. Andere auf Kohlenstoff basierende Elektroden,
wie z.B. Kohlefilz, können ebenfalls
als Elektrode verwendet werden, wie auch leitfähige Tinte oder leitfähige Paste,
die auf ein Substrat aufgetragen wird.
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Die
Erfindung umfasst außerdem
ein Verfahren zur Herstellung der modifizierten Elektrodenstruktur, wie
es in Anspruch 5 dargelegt ist.
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Eine
Basisschicht aus unsubstituiertem Polypyrrol oder Polythiophen kann
auf die Elektrode aufgebracht werden, um die Haftung der Polymerschichten
zu verbessern, aber die Erfinder sind der Ansicht, dass dies nicht
notwendig ist.
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Beispiele
für modifizierte
Elektroden gemäß der Erfindung
werden nachstehend angeführt.
Die Begriffe „innere" und „äußere" beziehen sich auf
Schichten, die näher
bei der Elektrode sind bzw. weiter von ihr entfernt sind.
- I. Eine Elektrodenstruktur mit einer inneren
hydrophoben Polymerschicht, die einen funktionellen Substituenten
X trägt,
der an einer elektrochemischen Reaktion teilnehmen soll, wie beispielsweise
einer Elektrofreisetzung, wie sie oben beschrieben ist, oder einer
Reaktion mit einer Spezies, die von außen in die Schichtstruktur
eintritt, und einer äußeren hydrophilen
Schicht, welche die Elektrodenstruktur mit einem wässrigen
Medium benetzbar macht, sodass Spezies in die innere Schicht eindringen
oder aus ihr austreten können.
- II. Eine Elektrodenstruktur mit einer elektrofreisetzbaren Verbindung,
die ionisch an eine innere Polymerschicht gebunden ist, wie oben
beschrieben ist, und einer äußeren Schicht,
die Biokompatibilität
der Elektrodenstruktur bereitstellt, z.B. eine äußere Schicht mit einer Gruppe
vom Zuckertyp.
- III. Eine Elektrodenstruktur, worin zwei Schichten zwei jeweils
unterschiedliche funktionelle Gruppen tragen, die zusammenwirken,
um eine elektrochemische Reaktion bereitzustellen, wie z.B. die
erste und zweite funktionelle Gruppe des oben beschriebenen Elektrofreisetzungssystems.
Alternativ dazu können
zwei oder mehr der oben beschriebenen Elektrofreisetzungssysteme
als separate Schichten aufgetragen werden, was eine kontrollierte
selektive Freisetzung von unterschiedlichen elektrofreisetzbaren
Verbindungen ermöglicht.
- IV. Eine Elektrodenstruktur, worin eine äußere Schicht eine funktionelle
Gruppe, wie z.B. Phosphocholin, trägt, die Zellhaftung hemmt,
wenn sich die Elektrodenstruktur in einer biologischen Umgebung
befindet.
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Es
können
leicht mehrere Schicht aufgebaut werden, z.B. zwei oder mehr Schichtarten
in einem sich wiederholenden Muster (z.B. Schicht A - Schicht B
- Schicht A - Schicht B ... usw., oder Schicht A - Schicht B - Schicht
C - Schicht A ... usw.).
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Jede
Schicht kann eine Dicke im Bereich von 100–5000 nm, z.B. von etwa 1000
nm, aufweisen.
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Funktionelle
Gruppen, die in Polymerschichten einer solchen Elektrodenstruktur
der Erfindung bereitgestellt werden können, umfassen Peptidgruppen,
welche die Zusammenstellung von elektroaktiven bioanorganischen
Strukturen ermöglichen.
Beispielsweise ermöglicht
die Elektropolymerisation der eine Cystinbindung aufweisenden Verbindung
I:
und ihre
Reduktion zum Cysteinylzustand die Bindung eines elektroaktiven
Ferredoxinzentrums:
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Details
zur Bindung eines Ferredoxinzentrums auf diese Weise in einer einzelnen
Polypyrrolschicht finden sich in den Literaturverweisen 1, 2 und
3. Die Erfinder haben herausgefunden, dass eine Konzentration von
etwa 1 M Ferredoxinzentren im Polymerfilm erreicht werden kann.
Diese Zentren sind in Redoxkommunikation zueinander und mit der
Elektrode.
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Eine
weitere Möglichkeit
zur Verwendung solcher Peptidgruppen ist die Bindung eines Cofaktors
eines Proteins, wie z.B. des „FeMoco"-Cofaktors von Nitrogenase,
durch N-Histidin-Bindung am Mo-Atom und S-Cysteinbindung am distalen
Fe-Atom. Solch eine Struktur kann zu Elektrokatalysatoren unter
Verwendung solch eines Cofaktors führen.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1A und 1B sind
Darstellungen von zwei Zuständen
(Cysteinyl und Cystinyl) einer modifizierten Elektrode eines Elektrofreisetzungssystems
der Erfindung, die Beispiele der obigen Beschreibung (keine Ausführungsformen)
darstellen.
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2A und 2B sind
Darstellungen von zwei Zuständen
einer zweischichtigen modifizierten Elektrodenstruktur gemäß der Erfindung.
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3A und 3B zeigen
Stufen der Bildung einer zweischichtigen modifizierten Elektrode
gemäß der Erfindung.
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4A, 4B, 4C und 4D zeigen
Stufen der Bildung einer weiteren zweischichtigen modifizierten
Elektrode gemäß der Erfindung.
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BESCHREIBUNG
BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Die
Elektrofreisetzung einer ionischen Verbindung ist in den beiliegenden 1A und 1B dargestellt.
Diese Figuren zeigen eine Pyrrolpolymerschicht, die auf einer Platinelektrode
ausgebildet ist und eine Cysteinyl/Cystinyl-Substituentengruppe
aufweist. Im Cysteinylzustand (1A) ist
ein 4-Cyanobenzoatcarboxylatanion ionisch gebunden. Eine Elektrooxidation
durch Anlegen einer Vorspannung an die Elektrode bildet die Disulfidbindung
(Cystinylzustand, 1B), wodurch Protonen abgegeben
werden, welche die freie Carbonsäure
in die Lösung
freisetzen. Anionen (BF4 – in
diesem Fall) wandern von der Lösung
(in diesem Fall wird eine nichtwässrige
Lösung
verwendet) in die Polymerschicht, um die Ladung auszugleichen. Diese
Frei setzung kann durch die angelegte Spannung geregelt werden, sowohl
in Bezug auf die Dauer als auch auf die Menge, und ist für pharmazeutische
Verbindungen mit Carboxylatgruppen anwendbar. 4-Cyanobenzoat wurde für dieses
Beispiel gewählt,
weil es leicht spektroskopisch detektierbar ist. FTIR- (Fourier-Transformations-Infrarot-) Diffusreflexionsspektren
des Polymerfilms zeigen die Bindung des 4-Cyanobenzoat und ihren Ersatz durch
BF4 –-Anionen bei einer Elektrooxidation
des Polymers.
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2A und 2B zeigen
die Verwendung von zweischichtigen Pyrrolpolymer-Elektrodenstrukturen zur Durchführung einer
ein- und ausschaltbaren Freisetzung von Arzneistoffen.
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Ein
Polypyrrol, das mit reaktiven Gruppen funktionalisiert wurde, wird
elektrochemisch auf einem leitenden Material bis zu einer gewünschten
Dicke wachsen gelassen, um die innere Polymerschicht aus 2A und 2B auszubilden.
Auf dieser Schicht wird ein zweites funktionalisiertes Polypyrrol
bis zur gewünschten Dicke
elektrochemisch wachsen gelassen, um die äußere Polymerschicht zu bilden.
Diese äußere Schicht
besitzt entweder eine Carbonsäuregruppe
zur Bindung von kationischen Arzneistoffen, wie z.B. Metoclopramid- oder
Morphinderivaten (Typ I), oder eine kationische Gruppe, wie z.B.
NMe3 +, zur Bindung
von Carboxylat-Arzneistoffen, wie z.B. Ibuprofen (Typ II). Typ I
ist in den 2A und 2B dargestellt.
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Die
innere Polymerschicht wird selektiv mit einer Gruppe umgesetzt,
die an ein elektrooxidierbares QHn-Zentrum
gebunden ist, um dieses Zentrum in der inneren Schicht unterzubringen.
QHn kann beispielsweise eine Hydrochinon-
oder Thiolgruppierung sein. Hydrochinon ist in den 2A und 2B dargestellt.
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Das
Beladen der Elektrode mit kationischen Arzneistoffen erfolgt durch
Carboxylatsalzbildung mit der äußeren Schicht
vom Typ I. Das Beladen der Elektrode mit einem anionischen Carboxylat-Arzneistoff
erfolgt durch Salzbildung mit der äußeren kationischen Schicht
vom Typ II. 2A und 2B zeigen
Typ I, wobei der ionisch gebundene Arzneistoff kationisches Metoclopramid
ist, das eine ionische Bindung mit einer Carboxylatgruppe in der äußeren Schicht
bildet. Wie schon erwähnt
weist die innere Schicht eine Hydrochinongruppe auf, die Protonen
freisetzt. Der gebundene Zustand ist in 2A dargestellt.
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Der
Arzneistoff wird durch elektrochemisches Einstellen des Potenzials
der Elektrode auf einen Wert freigesetzt, der dazu führt, dass
QHn zu Q + nH+ oxidiert.
Dies ist in 2A durch die Migration von e
und H+ dargestellt. Die Dosis wird durch
die Dauer und die Stärke
des Stromflusses geregelt. Protonen, die in der inneren Polymerschicht
gebildet werden, neutralisieren die Carboxylatgruppen der äußeren Schicht
vom Typ I, wodurch der kationische Arzneistoff in das umliegende
Medium freigesetzt wird, das eine wässrige Lösung oder ein anderes geeignetes
Medium, wie z.B. menschliches oder tierisches Gewebe, sein kann.
Dieser Zustand ist in 2B dargestellt.
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3A und 3B zeigen
ein Verfahren zur Herstellung einer modifizierten Elektrode mit
einer Doppelschicht mit einer gewünschten derivatisierten inneren
Schicht. Eine Doppelschicht, wie sie in 3A dargestellt
ist, wird durch Polymerisation von Pyrrol, das an der 1(N)-Position
mit einer 2,4-Dinitrophenylpropansäureestergruppe substituiert
ist, als erste Schicht auf der Elektrode und einer 3-Nitrophenylpropansäureestergruppe
als zweite Schicht gebildet. Solche Filme können durch Elektropolymerisation
des monomeren Pyrrols auf Pt-Scheiben in einer CH3CN-Lösung mit
[N(C4H9][BF4] (0,1 M) wachsen gelassen werden. Die Monomerkonzentration
beträgt
typischerweise 8 bis 10 mM. Die Elektroden wurden vorher unter Verwendung
von Diamantenpaste poliert und dann mit Wasser und CH3CN
gewaschen. Wenn diese Doppelschicht mit einer Methanollösung in
Kontakt gebracht wird, dringt das Methanol in die innere Schicht
ein, um den Methylester bereitzustellen, wie in 3B dargestellt
ist. Die äußere Schicht
bleibt unverändert.
Diese Veränderung
wird spektroskopisch detektiert.
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4A–4D zeigen
ein weiteres Verfahren zur Herstellung einer modifizierten Elektrode
mit einer Polymerdoppelschicht. 4A zeigt
eine erste Schicht, die durch Polymerisation des 2,4-Dinitrophenylpropansäureesterpyrrolderivats
gebildet wurde. 4B zeigt die Überführung davon
in ein Amid durch Umsetzung mit Histidinmethylester. Dann wird eine
zweite Polymerschicht aus dem 2,4-Dinitrophenylpropansäureesterpyrrolderivat
gebildet (4C) und dann durch Umsetzung
mit Glucosamin übergeführt (4D),
um eine hydrophile äußere Schicht
zu erhalten, wodurch eine bifunktionelle Doppelschichtstruktur auf
der Elektrode ausgebildet wird.
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Die
in den Doppelschichten aus 3 und 4 verwendeten Monomere wurden wie folgt
hergestellt:
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2,4-Dinitrophenyl-3-(1H-1-pyrrolyl)propanoat
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Festes
Dicyclohexylcarbodiimid (1,5 g, 7,3 mmol) wurde zu einer kalten
gerührten
Lösung
von 3-(Pyrrol-1-yl)propansäure
(1 g, 7,2 mmol), die wie im Literaturverweis 4 beschrieben synthetisiert
worden war, und 2,4-Dinitrophenol (1 g, 7,2 mmol) in Ethylacetat
(35 ml) zugesetzt. Nach einer Stunde Rühren wurde ausgefallener Dicyclohexylharnstoff
(DCU) aus der Lösung
abfiltriert. Das Filtrat wurde weitere 15 Stunden lang bei Raumtemperatur
gerührt,
und die Lösung
wurde erneut filtriert, um weiteren DCU zu entfernen. Das Filtrat
wurde unter Vakuum eingedampft, um ein rohes Öl zu erhalten. Dieses wurde
in Acetonitril gelöst,
und die Lösung wurde
3 Stunden lang bei –15 °C stehen
gelassen. Weiterer DCU wurde abfiltriert, und das resultierende
Filtrat wurde unter Vakuum eingedampft. Das ölige Produkt wurde mit Hexan
pulverisiert, wodurch sich ein blassgelber Feststoff bildete. Der
Feststoff wurde aus Diethylether/Hexan umkristallisiert. Ausbeute
70 % (2,30 g), Fp. 86 °C.
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Mikroanalyse
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Gefunden
(%): C, 51,7; H, 4,1; N, 12,3. Ber. für C13H11N3O6:
C, 51,2; H, 3,6; N, 13,7.
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3-Nitrophenyl-3-(1H-1-pyrrolyl)propanoat
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Diese
Verbindung wurde aus 3-Nitrophenol hergestellt, wobei das gleiche
Verfahren wie oben für
die 2,4-Dinitrophenylverbindung verwendet wurde. Ausbeute 65 % (1,20
g), Fp. 68–69 °C.
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Mikroanalyse
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Gefunden
(%): C, 59,8; H, 4,6; N, 10,7. Ber. für C13H12N2O4:
C, 60,0; H, 4,7; N, 10,8.
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Literaturverzeichnis
-
- 1. J.-C. Moutet and C.J. Picket, J. Chem. Soc.,
Chem. Commun., 188, "Ironsulphur
clusters in ionic polymers on electrodes" (1989)
- 2. C.J. Pickett, K.S. Ryder and J.-C. Moutet, J. Chem. Soc.,
Chem. Commun., 694, "Synthesis
and Anodic Polymerisation of an L-Cystine derivatised Pyrrole; Copolymerisation
with a Tetraalkylammonium Pyrrole allows Reduction of the Cystinyl
Film to a Cysteinyl State that Binds Electroactive {Fe4S4}2+ Centres" (1992)
- 3. C.J. Pickett, K.S. Ryder and J.-C. Moutet, J. Chem Soc. Dalton
Trans., 3695, "Iron-sulphur
clusters in ionic polymers on electrodes" (1993)
- 4. C.J. Pickett and K.S. Ryder, J. Chem. Soc. Dalton Trans.,
2181, "Bioinorganic
Reaction Centres on Electrodes. Modified Electrodes possessing Amino
Acid, Peptide and Ferredoxin-type Groups on a Poly(pyrrole) Backbone" (1994)
- 5. S.K. Ibrahim, C.J. Pickett and C. Sudbrake, J. Electroanalytical
387, 139, "Peptide
derivatised poly(pyrrole) modified electrodes with built-in ion-exchange
functions" (1995)