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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur kovalenten Immobilisierung
von Biomolekülen
an Trägern
und Membranen mittels kovalenter Bindung mit fusionierten Histidin-Tags.
Die Erfindung betrifft ebenso Wege zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer
kovalenten Bindung zwischen Träger
oder Membran und den Histidinresten, die das His-Tag bilden, indem
die entsprechenden reaktiven Gruppen und/oder physikochemischen
Parameter gewählt werden.
Die vorliegende Erfindung zielt ebenso darauf ab, gleichzeitig ein
universelles Nachweisverfahren mit erhöhter Empfindlichkeit nach Quervernetzung
bereitzustellen.
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Rekombinante
Proteine werden häufig
als Fusionsproteine exprimiert, um ihr Expressionsniveau zu erhöhen und/oder
ihre Reinigung zu erleichtern. Der Fusionsteil kann eine chemische
Spaltungsstelle (z.B. Hydroxylamin, CNBr) oder eine enzymatische
Spaltstelle (z.B. Enterokinase, Thrombin) enthalten, die die nachfolgende
Reinigung des reifen Proteins gestattet.
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Die
verfolgten Strategien zur Reinigung solcher Fusionsproteine können auf
einer verstärkten Bindung
an Ionenaustauschchromatographieharze durch Einführen eines polykationischen
(poly Lys, poly Arg) oder eines polyanionischen (poly Asp, poly Glu)
Schwanzes beruhen. Die meisten Fusionsproteine wurden entwickelt,
um einen Affinitätschromatographieschritt
einzuführen,
da dieser spezifischer ist und eine höhere Anreicherung während der
Chromatographie gestattet. Zu diesen Fusionspartnern auf Affinitätsbasis
gehören
beispielsweise: prot A für
die Reinigung an immobilisierten IgG (Löwenadler et al, EMBO J, 5,
2393, 1986), GST-Fusion zur Reinigung an immobilisiertem GSH (Smith & Johnson, Gene, 67,
31, 1988) oder Maltose- Bindungsprotein
zur Reinigung an immobilisierter Maltose (Chu Di Guan, Gene, 67,
21, 1988). Eine weitere Verfeinerung des letzteren Ansatzes bestand
in der Einführung
kleiner Affinitäts-Tags:
z.B. Streptag zur Bindung an Aminobiotin (Schmidt & Skerra, Prot.
Engeneering, 6, 109, 1993), der Z-Domäne von Protein A (Murby et
al., Biotechnol. Appl. Biochem., 14, 336, 1991) der Mannose-Bindungsdomäne („Taylor & Drickamer, Biochem.J,
274, 575, 1991) oder dem (His)6-Tag. Histidin-Tags
sind zur Zeit in der Biotechnologie äußerst populär. Sie gestatten eine leichte
Reinigung auf einer immobilisierten Metallaffinitätschromatographie (IMAC).
Das „IMAC"-Reinigungskonzept wurde von Porath (Nature,
258, 598-299, 1975)
eingeführt.
Er stellte fest, daß einige
Aminosäuren,
wie etwa Histidin, Tyrosin und Cystein, auf nichtkovalenter (Elektronendonor-Akzeptor-)
Basis mit Metallionen wechselwirken können, wobei er diese Erkenntnis
auf die Proteinreinigung anwandte, indem er die Metallionen über einen
harzgebundenen Chelator, wie etwa Iminodiessigsäure (IDA) immobilisierte. IMAC
besitzt den Vorteil, daß die
Bindung zwischen dem Metallion und dem Protein leicht durch ein
kompetitives Agens, wie etwa Imidazol, oder durch Erniedrigung des pH-Werts
leicht gelöst
werden kann und daß das Harz
sich durch einen EDTA-Waschschritt regenerieren läßt. Die
Protein-Metallion-Wechselwirkung wird durch das Vorhandensein nichtionischer
Detergenzien oder hoher Salzkonzentrationen nicht beeinflußt.
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Die
Stärke
und Spezifität
der Protein-Metallionen-Wechselwirkung
hängt von
der topographischen Verteilung der Histidinreste ab (Hemdan et al., PNAS,
86, 1811-1815, 1989).
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Die
Anwendungen von IMAC in der Biotechnologie wurden durch die Einführung der
(His)6-Tags in rekombinanten Fusionsproteinen
sowie die Verwendung von Nitrilotriessigsäure (NTA) als harzimmobilisierten Chelator
enorm erhöht
(Hochuli et al., Bio/Technology, 6, 1321-1325, 1988). IMAC läßt sich unter
nichtdenaturierenden ebenso wie unter denaturierenden (6M Harnstoff,
6M Gu.HCl) Bedingungen anwenden, wobei ein über 95% reines rekombinantes
Protein in einem einzigen Chromatographieschritt erhalten werden
kann. Weiterhin wird die Verwendung eines (His)6-Tags
durch die Tatsache begünstigt,
daß das
Tag in den meisten Fällen
die biologische Aktivität
oder die immunologische Reaktivität nicht stört und daß die (His)6-Sequenz
für E.coli
weniger toxisch ist als die anderen getesteten Tag-Sequenzen (Viaplana & Villaverde, 12,
723-727, 1996). Die Produktion von Antikörpern gegen das (His)6-Tag ist ziemlich schwierig, was darauf
hindeutet, daß diese
Sequenz nur eine geringe Immunogenität aufweist. Weitere Metall-Bindungssequenzen
wurden veröffentlicht
(Ljungquist et al., 186, 563-569, 1989; Smith et al, J Biol. Chem.,
263, 7211-7215, 1988), doch erreichten diese Sequenzen nicht die
Popularität
des (His)6-Tags.
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Das
IMAC-Reinigungskonzept wurde auf Polystyrolplatten für ELISA-Anwendungen übertragen (Paborsky
et al, Anal. Biochem., 234, 60-65, 1996), und biotinyliertes NTA
wurde für
den Nachweis von (His)6-Tag-Fusionsproteinen
auf einem Western-Blot verwendet (O'Shannessy et al, Anal. Biochem.J. 229, 119-124,
1995). Das IMAC-Konzept wurde ebenso erfolgreich für eine reversible
Immobilisierung an IDA-Harzen für
Glykoproteine nach Kaliumperiodatoxidation und Histidinkopplung
angewandt (Chaga, Biotechnol. Appl. Biochem, 20, 43-53, 1994). Die
dreiseitige Chelator-Metallionen-(His)-Tag-Wechselwirkung wurde ebenso zur Insertion
von Fusionsproteinen in Liposomen (Dietrich et al, Biochemistry,
35, 1100-1105, 1996) und zur Immobilisierung von Nukleinsäuren an
Trägern
(Komissarov et al, Anal. Biochem, 247, 2106-2113, 1997) verwendet.
Rekombinante Proteine wurden mit ihren Histidin-Tags an Metallchelatoren
reversibel (nicht kovalent) immobilisiert, die dann ihrerseits kovalent
an Mikrotiterplatten (Paborsky et al, Anal. Biochem, 234, 60-65,
1996), synthetische Lipide (Dietrich et al, Biochemistry, 35, 1100-05,
1996) oder an die Biacore-Biosensormembran
(Gershon & Khilko,J
Immunol Methods, 183, 65-76, 1995) gebunden wurden. Glykoproteine
wurden an Metallaffinitätsharz
nach Oxidation und Histidinkopplung komplexiert, das Harz konnte
nach Regenerierung mit EDTA leicht wiederverwendet werden (Chaga,
Biotechnol Appl Biochem, 20, 43-53, 1994).
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Während an
rekombinante Proteine fusionierte (His)-Tags äußerst wirkungsvoll bei Reinigungsprotokollen
sind, stellen sie einen wichtigen Nachteil dar, wenn sie zur Immobilisierung
von Biomolekülen
an Träger
oder Membranen verwendet werden. Die IDA-(oder NTA-)-His-Tag-Wechselwirkung
ist nicht kovalent und somit, per Definition, reversibel und hängt von
den Gleichgewichtsregeln ab. Dies führt zu negativen Effekten,
wie etwa „Off-Binding", verlust von Material
und Instabilität
des Produkts, Produktwanderung („Band Shuffling"), wobei dies wiederum
zu einer geringeren Empfindlichkeit oder zu falschen Schlußfolgerungen
führt.
Aus diesem Grund scheint die kovalente Bindung von Biomolekülen an Membranen
oder Träger
häufig
ein besserer Ansatz zu sein. Biomoleküle lassen sich an Membranen
oder Träger über eine
Umsetzung mit reaktiven Gruppen, die häufig ein breites Spektrum aufweisen,
binden, was zu einer mehr oder weniger stochastischen Immobilisierung
der Biomoleküle
und damit häufig
zu einem hohen Verlust an Bioaktivität führt. Dies wurde in der Vergangenheit
dadurch verhindert, daß die
Biomoleküle
mit einem Schwanz bestehend aus chemischen Gruppen mit einer höheren Reaktivität, der gleichzeitig
als Abstandhalter fungiert, versehen wurden. Die Häufigkeit
der Inaktivierung nach Immobilisierung der Biomoleküle wird
dadurch drastisch herabgesetzt. Bei rekombinanten Proteinen lassen
sich diese Schwänze
leicht durch translationale Fusionen mit einem Abschnitt aus hochreaktiven
Aminosäureresten
binden. Poly-Lys, Poly-Arg, Poly-Glu, Poly-Asp und Poly-Cys wurden dabei
in der Vergangenheit berücksichtigt
und angewandt, wobei Poly-Lys am erfolgreichsten war. Obwohl Histidinreste
ebenso ziemlich reaktiv sind, wurden Poly-His-Schwänze nie
als Lösung
für das
obige Problem angesehen. Histidinreste sind zusammen mit α- und ϵ-Aminogruppen,
Cystein, Tyrosin, Argenin, Methionin und sauren Resten die reaktivsten Reste.
Histidinreste (pK~6,5) reagieren leicht mit den meisten Azylierungs-,
Alkylierungs- und vielen elektrophilen Reagensien. Die Photooxidation
wurde ebenso für
die kovalente Immobilisierung von Proteinen über deren Histidinreste an
ein Hydroxypropylmethacrylamidpolimer (Shen et al., J. Photochem Photobiol,
34, 203-210, 1996) oder zur Erzeugung von Proteinquervernetzung
verwendet (Verwej et al., Biochem Biophys Acta, 647, 87-94, 1981).
Die kovalente Immobilisierung von Protein-Einzelschichten über eine
Linker-Anbindung an eine Siliziumnitridoberfläche oder ein Protein wurde
von Williams& Blanch
(Biosens Bioelectron, 9, 159-167, 1994) untersucht. Zwar ist die
Häufigkeit
von Histidinresten in Proteinen eher gering, doch spielen sie häufig eine wichtige
Rolle für
die biologische Aktivität
des Proteins, wobei die Imidazolgruppen ziemlich reaktiv sind. Dies
könnte
zum Teil erklären,
daß ein
Interesse an der Berücksichtigung
von Poly-His-Schwänzen als Mittel
zur kovalenten Immobilisierung fehlt.
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Andererseits
sind Histidinreste mittels spezifischer chemischer Modifikationen
gut untersucht, da sie häufig
für die
biologische Aktivität
von Proteinen wichtig sind. Dabei ist chemische Modifikation als
ein Prozeß definiert,
der zu einer kovalenten Derivatisierung von Aminosäureresten,
vorzugsweise in einer selektiven und spezifischen Weise und ohne
die Konformation des Proteins zu ändern, führt. Auf diese Weise läßt sich
ermitteln, ob Histidinreste eine wichtige Rolle beim enzymatischen
Prozeß bestimmter Enzyme
spielen.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Wahrscheinlichkeit
des Flusses von Bioaktivität
eines Biomoleküls
nach Immobilisierung zu verringern.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
neuer Verfahren zur kovalenten Immobilisierung von Biomolekülen an Träger oder
Membranen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
neuer Funktionalitäten
für His-Tags, die zur Zeit
bei Reinigungsprotokollen eingesetzt werden.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Stabilität eines
Produkts, das aus der Immobilisierung eines Biomoleküls resultiert, zu
erhöhen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von Verfahren, die die Bindung und/oder die kovalente Immobilisierung von
Biomolekülen
mittels Aminosäureresten,
die ein His-Tag bilden, erhöhen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der gleichzeitigen
Bereitstellung eines universellen Nachweisverfahrens für Biomoleküle, die
ein His-Tag enthalten.
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Das
obige technische Problem wird durch die Bereitstellung der in den
Ansprüchen
und unten dargelegten Ausführungsformen
gelöst.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, bei dem das Vorhandensein
von His-Tags für
die kovalente Immobilisierung eines das His-Tag enthaltenden Biomoleküls ausgenutzt
wird, wobei die das His-Tag umfassenden Aminosäurereste direkt an der kovalenten
Bindung beteiligt sind. Dieses His-Tag, das Teil des Moleküls ist,
erhöht
in signifikanter Weise die Wahrscheinlichkeit der Immobilisierung
des Biomoleküls
in einer gerichteten Weise, ohne daß dabei die Konformation und
Funktionalität
des Biomoleküls
gestört
werden. Die Wahrscheinlichkeit einer spezifischen Verknüpfung des
Biomoleküls
durch direkte Reaktion der Histidinreste, die in dem His-Tag enthalten
sind (und somit nicht durch die Histidinreste des Proteins selbst)
wird bereits durch die Tatsache erhöht, daß (1) Histidinreste in Proteinen
selten vorkommen und unter nativen Bedingungen normalerweise verdeckt sind
und (2) die Histidine im Fusionsschwanz leicht erreichbar sind,
da die rekombinanten Proteine sehr häufig unter nicht denaturierenden
Bedingungen an IMAC gereinigt werden. Die polaren Aminosäuren (z.B.
Lys, Arg, Gly, Asp) sind in ihrer Mehrheit an der Oberfläche des
Proteins lokalisiert, während
die hydrophoben (nicht polaren) Aminosäuren gegen die wäßrige Umgebung
abgeschirmt sind. Somit bildet sich ein Polaritätsgradient von der Außenseite
zum Zentrum eines Proteins aus, wobei sich dieser Gradient auch
in „taschenähnlichen" Strukturen an der Proteinoberfläche findet.
Neben ihrer Nukleophilität sind
die Zugänglichkeit
der Reste zusammen mit ihrer Mikroumgebung (Lösungsmittel, Reste in der Nachbarschaft)
wichtige Aspekte für
die Reaktivität mit
modifizierenden Agenzien.
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Vorzugsweise
ist das His-Tag bereits im Expressionsprodukt (Fusionsprotein) vorhanden,
wobei es aminoterminal oder carboxyterminal oder sogar innerhalb
des rekombinanten Proteins lokalisiert sein kann. Die His-Tags können jedoch
auch durch chemische Modifikation eingeführt werden, wodurch das His-Tag
an jeder möglichen
Stelle des Biomoleküls verankert
wird. Vorzugsweise sind die His-Tags auf der Außenseite des Proteins an Stellen
lokalisiert, die die Konformation des Proteins nach der Immobilisierung
nicht stören
und die die Bioaktivität,
wenn auf enzymatische Reaktionen abgezielt wird, und/oder die Immunreaktion,
wenn auf Antigen-Antikörper-Wechselwirkungen
abgezielt wird, bewahren. Gleichzeitig funktioniert das His-Tag
zur gleichen Zeit als Abstandhalter, um die Präsentation zu verbessern, so
daß eine
Wechselwirkung mit dem Stütz- oder Trägermolekül minimiert
wird.
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Es
sollte sich verstehen, daß,
wann immer der Begriff „His-Tag" in der Beschreibung
verwendet wird, diesem eine breite Definition gegeben werden kann,
worunter alle Sequenzen verstanden werden, die eine Menge an Histidinresten
aufweisen, die ausreichend hoch ist, um eine entsprechende Anwendung
zu gestatten. Im Prinzip sollte eine 10-Aminosäuren lange Sequenz, die zwei
Histidinreste aufweist und wenigstens zweimal wiederholt wird, ausreichen.
Insbesondere enthält
das „His-Tag" typischerweise wenigstens
drei Histidine innerhalb eines Abschnitts aus sechs Aminosäuren. Der
Begriff „His-Tag" kann ebenso die
histidinreiche Domäne des
WHP-Proteins aus E.coli (Wülfing
et al., J.Biol. chem., 269, 2895, 1994) oder jede andere Wiederholung
eines Histidins, dem unmittelbar wenigstens ein Rest folgt, umfassen.
Vorzugsweise bezieht sich der Begriff His-Tag auf wenigstens drei
aufeinanderfolgende Histidinreste, besonders bevorzugt auf wenigstens
vier Histidinreste oder noch bevorzugter auf wenigstens fünf oder
wenigstens sechs aufeinanderfolgende Histidinreste.
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Der
Begriff „Biomolekül", wie er in der gesamten
Beschreibung verwendet wird, bezieht sich auf ein beliebiges Molekül biologischen
Ursprungs, RNA Proteine, Peptide, einschließlich DNA, Aminosäuren, Stoffwechselverbindungen,
Zucker, Lipide, u.ä.,
sowie Kombinationen davon, die sich für diagnostische und therapeutische
Zwecke verwenden lassen. Der Begriff „Biomolekül" bezieht sich somit auf solche Moleküle, die
durch Reinigung aus lebenden Systemen erhalten wurden. Der Begriff „Biomolekül" bezieht sich ebenso
auf Moleküle,
die chemisch synthetisiert wurden, oder die durch rekombinante Mittel,
oder Kombinationen davon, erhalten wurden, wodurch sie Moleküle imitieren,
wie sie in lebenden Systemen erhalten werden, ohne daß dabei ihre
biologische Aktivität
oder Funktion stark verändert
wird, wodurch sie Peptidnukleinsäuren
(PNAs), Arzneistoffe, die bestimmte Substrate oder Hormone imitieren
können
oder die Epitope imitieren können, wodurch
sie Enzyme, Rezeptoren bzw. Antikörper stören und/oder daran binden,
umfassen.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ebenso ein Verfahren, bei dem
die kovalente Immobilisierung oder kovalente Quervernetzung durch
Ausnutzen des Vorhandenseins eines His-Tags erzielt wird, wobei
eine kovalente Bindung zwischen dem Träger oder der Membran und der
aminoterminalen freien Amingruppe oder der carboxyterminalen freien
Carboxygruppe des His-Tags gebildet wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann ein Protein oder Peptid oder jedes
andere Biomolekül,
das ein His-Tag enthält,
mittels des His-Tags immobilisiert werden, indem eine beliebige
Art von Reagens verwendet wird, das mit Histidinresten reagieren
kann, ohne dabei eine besondere Selektivität für Histidin aufzuweisen. Reagensien
für die
Histidinrestmodifikation lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
Nichtspezifische Reagensien oder angemessene histidinspezifische
Reagensien. Obwohl die Liste alles andere als vollständig sein
dürfte,
lassen sich die folgenden Reagensien als nicht-histidinspezifische
Reagensien angeben: alpha-Halogensäuren und -amide, bis-Alkylhalogenide wie
etwa 1,3-Dibromaceton, N-Bromsuccinimid, Woodward-K-Reagens,
Diazoniumsalze, Styrol und Styroloxid, Aldehyd, Iod, Sulfonylhalogenide,
Dansylchlorid, Cyanierung, 1-Fluor- 2,4-Dinitrobenzol, N-Ethylmaleimid.
Es sollte sich verstehen, daß andere
Reagensien, die nicht in dieser Liste aufgeführt sind, dem Fachmann bekannt
und hiermit umfaßt sind.
Diese Ausführungsform
betrifft die Ausnutzung des Vorhandenseins von His-Tags in allen
Arten von Biomolekülen,
um die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion mit Aminosäureresten,
die das His-Tag umfassen, zu erhöhen,
indem die Anzahl der Histidinreste erhöht und/oder die Präsentation
des His-Tags gegenüber den
reaktiven Gruppen verbessert wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung die Manipulation eines oder mehrerer
physikochemischer Parameter der Reaktionsbedingungen, wodurch die
Selektivität
der Reaktion gegenüber
den Histidinresten, die das His-Tag bilden, erhöht wird. Das Reaktionsmuster der
oben aufgeführten
Reagensien mit Protein kann von den Reaktionsbedingungen (z.B. pH-Wert,
Temperatur, Lösungsmittel
und/oder verwendeter Puffer, Beleuchtungsgrad, Überschuß an Reagens, und weitere physikochemische
Parameter) deutlich beeinflußt
werden: d.h. die Spezifität
dieser Reagensien läßt sich
gegenüber
einer reaktiven Gruppe in signifikanter Weise erhöhen, indem
die Bedingungen angepaßt
werden. Als Beispiel für
nichtspezifische Histidinreagensien seien nukleophile Substitutionsreaktionen
von Alkylhalogeniden genannt. Die Reaktion findet über einen „bimolekularen
Mechanismus" statt: Eine
alpha-Carbonylgruppe,
wie etwa die von Halogenacetaten, verbessert die Reaktivität durch
direkte Verdrängung.
Die Reaktivität
der Halogenacetate hängt
von dem Halogenid (d.h. l>Br>Cl≫F) ab, so daß Iod- und Bromacetate die
geeigneteren Agenzien für
die Proteinmodifikation sind. Die relative Reaktivität von alpha-Halogenacetaten
gegenüber
Proteinfunktionalitäten
ist Sulfohydryl > Imidazolyl > Thioether > Amin, doch kann der
pH-Wert hier als ein Reaktionsmoderator verwendet werden, da die
Nukleophilität
der Seitenketten sich stark unterscheidet (pKa-Wert
von -SH 8,8-9,0; pKa-Wert Imidazolyl-Stickstoff
~ 6,0-6,5; pKa-Wert epsilon-Amin des Lysins
~9,5 und pKa-Wert alpha-Aminogruppe ~ 7,5-8,0).
Iodacetat reagiert somit optimal mit Sulfhydrylgruppen bei ~ pH
8. Bei pH ~ 6, bei dem Imidazolgruppen wenigstens teilweise nicht
protoniert sind, ist die Modifikation der Histidylseitenketten hinreichend
schnell, so daß sie
die Hauptreaktion in denjenigen Proteinen darstellt, die keine zugänglichen
Sulfhydrylgruppen aufweisen. Die Reaktion mit Imidazolgruppen kann
in zwei Schritten zu einem stabilen 1,3-Dicarboxylmethylderivat
ablaufen. Die alpha-Halogenacetamidderivate weisen den gleichen Trend
hinsichtlich der relativen Reaktivitäten auf und werden typischerweise
als Blockierungsmittel verwendet, da ihnen die funktionelle Carboxylatgruppe fehlt.
Diazoniumgruppen enthalten reaktive Wasserstoffatome, die in der
Lage sind, an Konjugationsreaktionen teilzunehmen, wobei sie von
einer angreifenden elektrophilen Gruppe, die in der Lage ist, eine neue
stabile kovalente Bindung zu bilden, leicht verdrängt werden.
Die Histidinseitenketten und die Tyrosine sind die Ziele für das Diazoniumsalz.
Der pH-Wert kann hier wiederum als Reaktionsspezifizierungsmittel
fungieren: Bei pH 8 reagieren die Diazoniumsalze hauptsächlich mit
den Histidylresten; Bei höherem
pH können
die phenolischen Seitenketten des Tyrosins ebenso modifiziert werden.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform kann
die Störung
durch reaktive Gruppen im Biomolekül (vorwiegend Cys- und Lys-Reste) durch
eine zuvor erfolgende und reversible Derivatisierung dieser Gruppen
(z.B. Sulfonierung von Cys, Citraconylierung von Lysinen) ausgeschlossen
werden. Die reversiblen Modifikationsgruppen werden nach der Immobilisierung
oder Quervernetzung des Proteins entfernt. Die Störung durch
reaktive Histidine oder Cysteine im aktiven Zentrum kann durch Quervernetzen oder
Immobilisieren in Gegenwart eines Substrats oder Substratderivats
oder eines kompetitiven oder nichtkompetitiven Inhibitors, vorzugsweise
reversibel, umgangen werden, wodurch die Reste vor einer Reaktion
und das Protein vor Inaktivierung geschützt werden und möglicherweise
ebenso die native Konformation des Proteins oder Peptids oder Biomoleküls während des
Immobilisierungsvorgangs bewahrt wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ebenso Verfahren, die die Wahrscheinlichkeit
einer Reaktion mit den Histidinresten des His-Tags des Biomoleküls erhöhen können, indem
ein niedriger pH-Wert während
der Reaktionsbedingungen und eine Erhöhung der Hydrophobizität der Membran
oder des Trägers,
an den das Biomolekül
kovalent immobilisiert werden soll, kombiniert werden. Der niedrige
pH-Wert, vorzugsweise weniger als 6, zielt auf eine Erhöhung der
Hydrophobizität
des His-Tags. Unter niedrig-pH-Bedingungen
sind die Imidazolgruppen der Histidinreste vollständig deprotoniert,
wodurch das Protein einen ziemlich hydrophoben histidinreichen Schwanz
auf der Außenseite
eines ansonsten ziemlich hydrophilen Proteins erhält. Wird
dieses mit einer hydrophilen/hydrophoben Phasengrenzfläche in Kontakt
gebracht, so versuchen die His-Tags, mit der hydrophoben Phase in
Kontakt zu treten, wobei der Rest des Proteins in der hydrophilen
oder wäßrigen Phase
verbleibt. Die Hydrophobizität
des His-Tags kann auch durch Einschluß hydrophober Reste verstärkt werden.
Die Erhöhung
der Hydrophobizität
der Membran oder des Trägers
zielt somit auf die Bereitstellung einer solchen Phasengrenzfläche ab,
wobei der Kontakt zwischen den auf der Membran oder dem Träger vorhandenen
reaktiven Gruppen mit den Histidinresten des His-Tags erhöht wird,
während
der Kontakt mit anderen reaktiven Gruppen oder einzelnen Histidinresten,
die Teil des Rests des Biomoleküls sind, abnimmt,
wodurch die Reaktion in Richtung der kovalenten Bindung mit dem
His-Tag getrieben wird. Die Hydrophobizität des Trägers oder der Membran kann einfach
dadurch erhöht
werden, daß das
entsprechende Material, aus dem sich der Träger oder die Membran zusammensetzt,
gewählt
wird. Ein Beispiel dafür
ist die Verwendung von Polystyrol. Als Alternative können zusätzliche
Verbindungen in das Polymer integriert oder daran gebunden werden,
die dazu neigen, die Hydrophobizität der Mikroumgebung der Membran
oder des Trägers
zu erhöhen.
Dabei lassen sich Glaskügelchen
oder Platten oder Nylonstreifen mit 2-(3,4,Epoxy-cyclohexyl)ethyl-trimethoxysilan silanisieren.
Neutrale Nylonstreifen können
mit hydrophoben Siliziummolekülen
behandelt werden. Vorzugsweise mit (Epoxy-cyclohexylethyl)-Methylsiloxan-Dimethylsiloxan-Copolymeren.
Durch ein solches Siliziummolekül
wird der Streifen mit einem hydrophoben Film überzogen, der die Reaktion
mit den Histidinen, die das His-Tag bilden, begünstigt und dennoch die Reaktion
mit ringgespannten Epoxy-cyclohexylethylgruppen gestattet. Als Alternative
kann der Träger
oder können
die Membranen mit Verbindungen behandelt werden, die aufgrund ihres
von Natur aus amphotären
Charakters eine Phasengrenzfläche
an der Träger-
oder Membranoberfläche erzeugen.
Die vorliegende Erfindung betrifft ebenso die Verwendung apolarer
Lösungsmittel,
in die der Träger
oder die Membran getaucht werden kann, bevor er bzw. sie in eine
wäßrige Phase überführt wird, in
der die Reaktion mit dem His-Tag enthaltenden Biomolekül stattfindet.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
umfaßt
die vorliegende Erfindung ebenso die Verwendung von Anti-(His-Tag)-Antikörpern oder
Mikroproteinen oder von Ni-Chelatoren
wie etwa NTA oder IDA, oder allen anderen Molekülen, die eine Affinität für Histidinreste
aufweisen. Diese Verbindungen weisen die Eigenschaft auf, daß sie eine
hohe bis sehr hohe Affinität
für das
His-Tag besitzen. Werden diese Verbindungen kovalent an die Träger oder
Membranen gebunden oder sonstwie immobilisiert, so können sie
verwendet werden, um das His-Tag in enge Nachbarschaft mit dem Träger oder
der Membran zu bringen, wonach eine beliebige kovalente Verknüpfung eingegangen
werden kann, wodurch die Wahrscheinlichkeit, daß das His-Tag an dieser Reaktion beteiligt
ist, erhöht
wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung insbesondere die Verwendung reaktiver
Verbindungen, die eine mäßige bis
hohe Selektivität
für Histidinreste
aufweisen, wobei wiederum die Wahrscheinlichkeit, daß das His-Tag
an der kovalenten Immobilisierung des Biomoleküls beteiligt ist, erhöht wird.
Diethylpyrocarbonat (DEP) sowie photooxidation in Gegenwart von Farbstoffen
wie etwa Bengalrosa oder Methylenblau werden häufig als histidinspezifische
Modifikationsmittel angegeben. Diethylpyrocarbonat wurde in großem Ausmaß zur Bestimmung
der Lokalisierung eines Histidinrests im aktiven Zentrum von Enzymen (Fruchter & Crestfield, J
Biol. Chem, 242, 5807-5812, 1967; Davis et al, Biochemistry, 33,
1278-86, 1994; Kunno et al, Arch Biochem Biophys, 277, 211-7 1990) und
Cytokinen als Tumornekrosefaktor (Yamamoto et al, Protein engineering,
2, 553-559, 1989) und als rekombinanter menschliche Makrophagenkolonie-stimulierender
Faktor-β (Glockner
et al, Biochemistry, 35, 14625-14633, 1996) und Rezeptor (Lacorazza
et al, Neurochem Int, 28, 77-87,
1996) verwendet. An die Modifikation von Histidinresten kann sich eine
Erhöhung
der Absorption bei 230 bis 240 nm anschließen, die als solche zur Quantifizierung
der Anzahl modifizierter Reste verwendet werden kann (Roosemont,
Anal. Biochem, 88, 314-320, 1978; Melchior & Farhney; Biochemistry, 9, 251, 1970).
Die Reaktion mit Diethylpyrocarbonat kann durch Inkubation mit Hydroxylamin-Hydrochlorid
bei pH 7 oder durch Inkubation in alkalischer Lösung (Melchior und Farhney,
1970) umgekehrt werden. Von Raab (Z. Biol., 39, 524, 1900) wurde
erstmals über
die letalen Wirkungen von sichtbarem Licht auf Mikroorganismen, die
mit Farbstoffen behandelt worden waren, berichtet, wobei dies später auf
die Oxidation bestimmter Aminosäuren
zurückgeführt wurde.
Methylenblau und Rose Bengal sind die am häufigsten verwendeten Farbstoffe.
Diese vermitteln eine Reaktion zwischen Histidinresten und gestatten
somit die Bildung einer kovalenten Bindung zwischen His-Tags. Der Reaktionsmechanismus
ist noch nicht vollständig
geklärt,
doch lassen verschiedene Untersuchungen vermuten, daß die Photooxidation
durch photochemisch erzeugten Singulett-Sauerstoff und/oder andere reaktive
Sauerstoffspezies vermittelt zu werden scheint (Henderson & Dougherty, Photochem
Photobiol, 55, 145-157, 1992). Es stellte sich heraus, daß die Quantenausbeuten
allgemein mit steigender Sauerstoffkonzentration ansteigen (Webster
et al., Anal Biochem, 179, 154-157, 1989). Die Photooxidation verläuft schnell,
selbst bei niedriger Temperatur, und ihre Spezifität läßt sich
wiederum durch den pH-Wert beeinflussen (Straight & Spikes, Singlet
O2 Bd. IV, CRC Press, Boca Raton, FL, S.
91-143, 1985). Rose Bengal scheint am selektivsten für Histidinreste
zu sein: Man nimmt an, daß die
Farbstoffspezifität
durch die Bildung kurzlebiger Farbstoff-Imidazolkomplexe begünstigt wird
(Bellin und Yankus, Arch. Biochem. Biophys., 123, 18, 1968). Nichtprotonierte
Imidazolgruppen des Histidins reagieren schneller mit dem Einzelsauerstoff
als die protonierte Form (Shen et al., J. Photochem Photobiol, 35,
213-219, 1996) Wird dieser Reaktionstyp für die kovalente Immobilisierung
von Biomolekülen
mit einem His-Tag an einen Träger
oder eine Membran verwendet, so wird der Träger bzw. die Membran zunächst durch
Einführen
von Histidinresten oder His-Tags oder beliebigen anderen Molekülen, die
Imidazolgruppen enthalten, wie z.B. Histamin, präpariert. Dies läßt sich
mit einer beliebigen im Fachgebiet bekannten Reaktion durchführen. Typischerweise wird
an die Träger oder
Membranen eine Polyhistidinsequenz durch Umsetzung mit aktiviertem
Aldehyd gebunden, wodurch eine kovalente Bindung zwischen dem Träger bzw.
der Membran und der endständigen
Aminogruppe der Polyhistidinsequenz erzeugt wird. Eine Histidinmodifikation
findet auch in vivo statt: Das Chinon acetylierter Katecholamine durchläuft nukleophile
Additionsreaktionen mit Histidin in kutikulären Proteinen (Xu et al, Arch
Biochem Biophys, 329, 56-64, 1996); Michael-Additionsarten von Alkanaladdukten
liegen aufgrund von oxidativem Streß in Proteinen vor und sind
Marker für
Erkrankungen (Friguet et al, J Biol Chem, 34, 21639-21643, 1994;
Bruenner et al, Rapid Commun Mass Spectrom, 8, 509-512, 1994; Ohya,
Biol Pharm Bull, 17, 554-556, 1994). Brombenzol-3,4-oxid alkyliert Histidinreste
von Rattenleberproteinen (Bambal & Hanzlik,
Chem. Res Toxicol, 8, 729-35, 1995).
-
Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung ebenso die Verwendung des His-Tags als Marker oder
Nachweiswerkzeug z.B. direkten Einbau markierter Aminosäureanaloge
während
der Translation oder chemischen Synthese, oder als Tag zur Modifikation.
Nachweis von Histidinen unter spezifischen Bedingungen oder durch
Verwendung spezifischer Reagensien (Nakamura, J Chromatogr, 131,
215-222, 1977; Sundler & Hakanson,
Brain Res Bull, 9, 107-116, 982) oder durch Quervernetzung des His-Tags
mit bindenden Verbindungen, wie etwa Antikörpern. Dieses Verfahren besitzt
den Vorteil, daß der
Nachweis universell ist und daß die
Signalintensität
unmittelbar mit der Konzentration der „His-reichen" Sequenz korreliert und
keine weiteren Werkzeuge/Modifikationen benötigt werden.
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Weiterhin
läßt sich
die „histidinreiche" Sequenz als Quervernetzungselement
verwenden, und die Quervernetzten Biomoleküle können dann zur Konjugation an
die Membran/Stütze
präsentiert
werden. Diese Ausführungsform
betrifft ebenso die Verwendung verzweigter Peptide, die die Bildung
von Aggregaten erhöhen
können,
oder von reaktiven Zentren für
die kovalente Immobilisierung von Biomolekülen an den Träger oder
die Membran. Letzteres würde
zu einer erhöhten
Konzentration an Antigen auf der Membran führen und die Empfindlichkeit erhöhen. Der „Quervernetzung"-Aspekt kann sich auch
zur Produktion von Antikörpern
gegen Moleküle eignen,
die nur eine schwache Immunogenität aufweisen. Dieser Effekt
kann beispielsweise mit der bereits gut beschriebenen Verwendung
von 1-Fluor-2,4-dinitrofluorbenzol zur Quervernetzung an Trägerstützen durch
Lysine verglichen werden.
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Der
Begriff „Träger", wie er in der gesamten Beschreibung
verwendet wird, läßt sich
auf enge Weise interpretieren, wobei er einen festen Träger bedeutet,
der die Immobilisierung von Biomolekülen auf eine feste Oberfläche gestattet,
wodurch alle Vorteile der Immobilisierung, wie sie im Fachgebiet
bekannt sind, bereitgestellt werden. In dieser Hinsicht kann es
sich bei dem festen Träger
um eine Membran handeln, die sich zur Bereitstellung eines diagnostischen
oder therapeutischen Werkzeugs verwenden läßt. Der Träger kann jedoch auch eine beliebige
Form aufweisen, die für
den Fachmann vorteilhaft sein kann, wie z.B. Kügelchen, Mikropartikel, Fasern
und Hydrogele. Bei einer nicht einschränkenden Liste solcher festen
Träger
handelt es sich um Nylonstreifen, Polystyrolmembranen, auf Polysacchariden,
wie z.B. Zellulose und Agarose beruhende Membranen, synthetische
oder biologisch basierte Polymere, Polyphosphazene; und alle Stützen auf
Siliziumbasis. Ein solcher Träger
kann jedoch auch in Form von Kügelchen
oder Mikropartikeln vorliegen, die in Suspension gehalten oder in
Säulen
gepackt werden können,
oder die sich für
die Präzipitation eignen.
Eine solche Form kann für
eine beliebige Form von Biofermentation oder ein beliebiges anderes Verfahren
vorteilhaft sein, wobei auf die Bioaktivität des immobilisierten Biomoleküls abgezielt
wird. Ebenso kann sie als Schritt in einem Diagnoseverfahren vorteilhaft
sein, beispielsweise um einen Konzentrationsschritt mittels Präzipitation
bereitzustellen. In dieser Hinsicht kann bzw. können der Träger bzw. die Mikropartikel
zur Erhöhung
der Empfindlichkeit verwendet werden. Eine Liste möglicher
Materialien, die in dieser Hinsicht verwendet werden können, besteht aus
weiteren Proteinen oder Peptiden oder Aggregaten davon, Mikropartikeln
von viralem Ursprung, proteinhaltigen Partikeln oder Mikropartikeln,
die Polysaccharide, DNA, RNA, Oligonukleotide oder Liposomen oder
Kombinationen daraus umfassen, bestehen.
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Der
Begriff „Träger", wie er in der gesamten Beschreibung
verwendet wird, kann ebenso weitgefaßt interpretiert werden. In
dieser Hinsicht berücksichtigt
der Träger
die kovalente Verknüpfung
mit einem Biomolekül,
ohne daß dabei
eine feste Form, wie z.B. Membranen oder Kügelchen, entsteht, die präzipitiert
werden kann. Die Kügelchen
oder Mikropartikel können
so klein sein, daß sie
nicht länger
zu einer Suspension führen,
die präzipitierbar
ist, sondern eine kolloidale Lösung
oder eine Lösung
ergeben. Solche Mikropartikel können
somit ein beliebiges Molekül
oder beliebige Moleküle
umfassen, die eine kovalente Quervernetzung mit Biomolekülen mittels
Aminosäureresten
des His-Tags der Biomoleküle
berücksichtigen
und die klein genug sind, um nicht zu präzipitieren. Dennoch kann durch
einen Quervernetzungsvorgang zwischen solchen Partikeln ein Vorgang,
wie z.B. eine Präzipitation,
noch stattfinden, womit beispielsweise ein Werkzeug für diagnostische
Zwecke bereitgestellt wird. Wird der Begriff „Träger" auf diese weitgefaßte Weise interpretiert, so
betrifft die vorliegende Erfindung ebenso ein Verfahren zur kovalenten
Verknüpfung
zwischen zwei Biomolekülen,
von denen wenigstens eines ein His-Tag enthält. Diese Biomoleküle können natürlicherweise
dazu neigen, miteinander auf nichtkovalente Weise wechselzuwirken.
Die vorliegende Erfindung betrifft daher ebenso ein Verfahren zur
kovalenten Stabilisierung von Oligomeren. Solche Oligomere sind
beispielsweise die Dimere, die zwischen zwei Leucin-Zipper-Proteinen
oder zwischen Myc- und Max-Proteinen ausgebildet werden. In einer
typischen Situation werden beide Partner solcher Dimere mit einem
His-Tag, z.B. aminoterminal vom Leucin-Zipper, versehen. Nach der
Oligomerisierung sind beide His-Tags einander nahe genug, um eine kovalente
Verknüpfung,
beispielsweise mittels photooxidativer Quervernetzung mit Rose Bengal,
zu gestatten. Einer der Partner kann ebenso eine Zuckergruppierung
enthalten, die nach Oxidation Aldehydgruppen bereitstellt, die eine
kovalente Verknüpfung mit
den Histidinresten des His-Tags
berücksichtigen.
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Es
versteht sich, daß die
Erfindung ebenso alle Kombinationen der Verfahren, wie sie in den
verschiedenen Ausführungsformen
dargelegt sind, betrifft.
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Es
versteht sich ebenso, daß die
Erfindung ebenso alle Produkte betrifft, die durch eine der Ausführungsformen,
wie sie oben dargelegt sind, erhalten wurden, sowie die Verwendung
davon.
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Die
Verwendung immobilisierter Enzyme und insbesondere von Enzymen,
die unlöslich
gemacht wurden, hat zunehmende Bedeutung in den großtechnischen
Prozessen, beispielsweise der Fermentationsindustrie, der Produktion
von Antibiotika und in chemischen und/oder biologischen Synthesen,
erhalten. Zu den Anwendungsgebieten gehören darüber hinaus, ohne darauf beschränkt zu sein,
metabolische Untersuchungen, vor allem für diagnostische Zwecke, wobei
Antigene immobilisiert werden, sowie die Verwendung als Medikamente,
insbesondere nach topischer, jedoch auch mit oraler und parenteraler
Verabreichung, wobei die fixierten Biomoleküle vorzugsweise in Form von
Mikrokapseln verabreicht werden. Innerhalb dieses Gebiets sollte
man ebenso die wachsende Bedeutung der Verwendung von Oligomeren,
beispielsweise in Form bispezifischer Antikörper mit erhöhter Avidität, oder
von Oligomeren mit einer enzymatischen Eigenschaft einerseits und
einer Zielfunktion andererseits in Betracht ziehen.
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Da
diese Biomoleküle
in immer größerer Anzahl
durch rekombinante Techniken erhalten werden, lassen sich viele
Proteine und Peptide leicht in einem Ein-Schritt-Reinigungsverfahren mittels eines fusionierten
His-Tags, das eine
Metall-Immunaffinitätschromatographie
berücksichtigt,
gewinnen. Die vorliegende Erfindung zeigt, daß das Vorhandensein solcher
His-Tags direkt für
eine kovalente Immobilisierung ausgenutzt werden kann, eine Möglichkeit, die
mehr als ein Jahrzehnt vernachlässigt
worden ist. Eine solche Strategie berücksichtigt gerichtete kovalente
Immobilisierungen mittels kovalenter Bindungen leicht erhältlicher
Biomoleküle,
wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Inaktivierung des Biomoleküls nach
Immobilisierung abnimmt. Die Wahrscheinlichkeit einer Inaktivierung
wird weiter dadurch reduziert, daß das His-Tag als Abstandhalter
fungiert. Eine solche Form von Immobilisierung optimiert ebenso
die Präsentation
des Biomoleküls,
wenn auf Wechselwirkungen mit anderen Biomolekülen abgezielt wird, wie im
Fall von DNA-DNA-Wechselwirkungen,
DNA-RNA-Wechselwirkungen, DNA- oder RNA-Protein-Wechselwirkungen
und Epitop-Antikörper-Wechselwirkungen.
Gleichzeitig wird durch das His-Tag ein universelles Tag zum Nachweis
mittels Verwendung von Anti-His-Antikörpern und/oder Mikroproteinen
bereitgestellt, gleichgültig
ob es chemisch oder mittels rekombinanten Mitteln eingeführt wurde.
Wird es chemisch eingeführt,
so können
Fluoreszenzfarbstoffe eingebaut werden. Die vorliegende Erfindung
berücksichtigt
ebenso die kovalente Quervernetzung zwischen zwei Biomolekülen mittels eines
His-Tags. Dies berücksichtigt
die Synthese hochstabiler Oligomere, die für die Diagnose und Therapie
extrem geeignet sein können,
wie beispielsweise im Fall von bispezifischen Antikörpern. Darüber hinaus
weisen die Polyhistidinsequenzen eine sehr niedrige Immunogenität auf, die
sie vor allem für therapeutische
Verwendungen geeignet macht.
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Diese
und weitere Verwendungen der Erfindung sollen im Umfang der Erfindung
liegen. Die unten angegebenen Beispiele sind lediglich zu Veranschaulichungszwecken
beigefügt
und sollten nicht so verstanden werden, daß sie die vorliegende Erfindung
in irgendeiner Weise einschränken.
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Beispiel 1: Quervernetzung
von (His)6-Proteinen in Gegenwart von Rose
Bengal in Lösung
-
- a) (His)6-p24 als Antigen:
Eine Lösung
von 10 mg/ml p24(His) wurde in luftgesättigtem Phosphat-Puffer bei
pH 7 gelöst
und Rose Bengal bis zu einer Endkonzentration von 0,01% zugegeben. Die
Lösung
wird bei 25°C
temperiert und mit einem 300-Watt-Strahler 60 Minuten beleuchtet. Nach
der Bestrahlung wird die Probe im Dunklen gehalten und der Bengalrosa-Farbstoff
durch Dialyse gegen den Phosphat-Puffer entfernt.
- b) (His)6-ScFv-Antikörper: Anti-IFN-g-ScFv-D9D10
(His) wird über
Ni2+-IMAC gereinigt und an Sephadex-G25
auf 50 mM MES, 150 mM NaCl, pH 6,5 entsalzt. Die ScFv-Quervernetzung
wird wie unter a) beschrieben durchgeführt. Die quervernetzten oligomeren ScFv-D9D10
werden vom monomeren und Rose Bengal durch Chromatographie in PBS
an Superdex G75 getrennt.
-
Beispiel 2: Immobilisierung
von Peptiden mit His-Tag an Polymeren
-
- a) Kovalente Bindung durch die His-reiche Sequenz,
wobei das His-Tag als Abstandhalter fungiert:
Nicht voraktivierte
Nylonmembranen werden mit 2,9 M HCl 60 min. bei 40°C inkubiert
und die Membranen nacheinander mit Wasser und 0,1 M K2HPO4, pH 8 gespült.
Die Membranen werden
mit 5% (v/v) Glutaraldehyd in 100 mM K2HPO4, pH 8,0 bei 40°C 60 min. inkubiert. Die Membranen
werden wiederum mit Wasser sowie 50 mM Phosphat-Puffer, pH 6,5 gewaschen.
Das Peptid 315 (enthält
ein C-terminales His-Tag) wird über
Nacht mit der Aldehyd-aktivierten Membran in 50 mM Phosphat bei
pH 6,5 inkubiert, und die nichtreaktiven Gruppen werden nach Waschen
mit 100 mM Tris-HCl, pH 8,0 blockiert.
- b) Nichtkovalente Bindung an nichtaktivierten Mikrokügelchen
nach kovalenter Quervernetzung durch die His-Tags.
Peptid 315
(5 mg/ml) wird mit dem wie in Beispiel 1 beschriebenen Verfahren
quervernetzt. Das quervernetzte Material wird von dem Rose Bengal und
monomerem Peptid durch Gelfiltration in PBS getrennt, und die oligomeren
Fraktionen werden nach Konzentration auf 1 mg/ml mit 10% Mikrokügelchen
(Polystyrol K030, Prolabo), die wie vom Hersteller beschrieben vorbehandelt
wurden, gemischt. Nach Lagerung über
Nacht bei 4°C
wird die Lösung
von Antigen-Mikropartikel-Komplexen zentrifugiert und mit PBS gewaschen.
Die Mikropartikel werden danach durch Inkubation in Puffern mit
2% Gelatine blockiert. Die kovalente Quervernetzung erhöht die Antigendichte
ebenso wie die Stärke
der Bindung auf den Mikropartikeln.
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Beispiel 3: Kovalente
Immobilisierung von Peptid mittels eines Histidin-Tags auf voraktivierten
Membranen durch Einschluß eines
zugegebenen Abstandhalters zur Verwendung in LIA-Anwendungen.
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Aminoaktivierte
Nylonmembranen (Pall Biodyne A) werden mit 250 μg/ml heterobifunktionellem Sulfosuccinimidyl
(4-Iodacetat) Aminobenzoat (sulfoSlAB, Pierce) in 100 mM Phosphat,
150 mM NaCl, pH 7,5 1 h bei Raumtemperatur behandelt. Die Membran
wird mit dem Wasser gewaschen, und 100 μg/ml Peptid 315 wird in 25 mM
Phosphat-Puffer bei pH 6,2 auf die aktivierte Membran gesprüht.
-
Die
nichtreagierten aktiven Gruppen werden nach Waschen mit einem Überschuß von Cystein
in 100 mM Carbonatpuffer pH 8,2 blockiert, und die Membran wird
mit menschlichem Serum Nr. IG 17 758 inkubiert, um die Reaktion
mit dem Antigen zu verifizieren.
-
Der
Nachweis wird durchgeführt,
indem der Streifen mit alkalischer Phosphatase markiertem Anti-Mensch-IgG
in Tris-Puffer, pH 9,5 in Gegenwart von NBT/BCIP inkubiert und die
Farbreaktion durch Zugabe von 10 mM EDTA gestoppt wird.
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Beispiel 4: Kovalente
Immobilisierung von Protein mittels eines Histidin-reichen Tags
auf voraktivierten Polymeren durch Einschluß eines zugegebenen Abstandhalters
für ELISA-Anwendungen.
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Durch
Modifikation von aminoaktivierten Mikrotiterplatten erhaltene thiolaktivierte
Mikrotiterplatten werden im Dunkeln mit dem bifunktionellen bis-Halogenacetyl-dibromaceton
inkubiert, und der Überschuß an Reagens
wird durch Waschen der Polystyrolplatten entfernt. Gereinigtes sulfoniertes H6TPN15
(5 μg/ml)
wird 2 h in 50 mM Phosphat-Puffer, pH 6,3 inkubiert und anschließend mit
dem gleichen Puffer gewaschen.
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Die
verbliebenen reaktiven Gruppen werden mit 5 mM Cys in Phosphat-Puffer,
pH 7,5 blockiert, und die Vertiefung wird mit menschlichem Serum
Nr. IG 12537 inkubiert, um die Reaktion mit dem Antigen zu verifizieren.
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Der
Nachweis wird durch Inkubation mit Pferd-Peroxidase markiertem Anti-Mensch-IgG
in Gegenwart von TMB geführt
und die Farbreaktion durch Zugabe von 1 N Schwefelsäure gestoppt.
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Beispiel 5: „His"-Tag-vermittelte
gerichtete kovalente Immobilisierung in Gegenwart eines „His"-Tag-Komplexierungsmittels.
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Gereinigte
Anti-(His)6-Antikörper (1 mg/ml in Borat-Puffer, pH 9,0) werden
kovalent mit MiniLeak-Harz (Kem En-Tec, Dänemark) verknüpft. Die nichtreagierten
Antikörper
werden durch Waschen abgetrennt und die verbliebenen aktiven Gruppen durch
Inkubation in 100 mM Ethanolamin, pH 9 blockiert. Gereinigtes HCV-Els.His
(0,1 mg/l) wird mit dem Harz gemischt und das freie Els(His) durch
Waschen mit PBS abgetrennt. Der Els(His)-anti(His)-Antikörper-Komplex
wird durch Zugabe von 5 mM sulfoBSOCOES in Borat-Puffer pH 9,0 kovalent
quervernetzt. Nichtkovalent gebundenes Antigen wird durch Waschen
der Vertiefung mit 100 mM Glycin-HCl abgetrennt.
-
Die
quervernetzte Antigen-Antikörper-Säule wird
zur Reinigung von E1s bindenden Proteinen, wie etwa des Rezeptors,
verwendet.
-
Als
Alternative wird die Antikörper-Antigen-Quervernetzung sowie
die Trennung von freiem Antigen vor der Präsentation an das Harz durchgeführt.
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Beispiel 6: His-Tag-vermittelte
gerichtete kovalente Immobilisierung monoklonaler Antikörper für Immunaffinitätsreinigung.
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Der
monoklonale Anti-Interferon-g-Antikörper F1 wird mit Periodat versetzt,
um die glyzidischen Gruppierungen zum Aldehyd zu oxidieren. Nach
Entfernung von überschüssigem Reagens
wird der modifizierte Antikörper
mit Poly(His) bei pH 6,5 inkubiert. Das nichtreagierte Poly(His)
wird durch Gelfiltration abgetrennt und der Poly(His)-modifizierte
MAb bei pH 6,5 zu einem Polysaccharidträger, der zuvor durch Periodatbehandlung
aktiviert wurde, gegeben.
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Interferon-gamma
enthaltendes CHO-Medium wird auf die Antikörpersäule geladen und das Harz mit
einem 25 mM Phosphat-Puffer, pH 7,5, 150 mM NaCl gewaschen. Das
IFN-g wird durch Auftragen von 100 mM Trinatriumphosphat-Puffer,
pH 11 eluiert und das Eluat sofort danach durch Zugabe von 1 M Essigsäure neutralisiert.
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Beispiel 7: Antigen-Oligomerisierung
durch kovalente Quervernetzung zur Immunisierung und Antikörperproduktion.
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- a) Das vierfach verzweigte Peptid 315 mit einem (His)6-Tag als Startsequenz wird in MES-Puffer, pH
6,5 solubilisiert und im Dunkeln in Gegenwart von 0,01% Rose Bengal
inkubiert. Die Photooxidation wird wie in Beispiel 1 beschrieben
durchgeführt.
Die quervernetzten Formen des Peptids werden durch Gelfiltration
an Superdex G75 in PBS getrennt und in Tiere (z.B. Kaninchen für polyklonale
Antikörper,
Mäuse für monoklonale
Antikörper)
nach Mischen mit komplettem Freundschem Adjuvans (CFA) injiziert.
- b) Als Alternative wird das Rose Bengal für die Quervernetzung durch
das bifunktionelle Reagens 1,3-Dibromaceton ersetzt und die Quervernetzung
in einem MES-Puffer pH 6,5 durchgeführt. Die quervernetzten Antigene
werden durch Gelfiltration in PBS getrennt und nach Mischen mit
dem CFA in Tiere injiziert.
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Beispiel 8: Beseitigung
störender
reaktiver Gruppen vor der kovalenten Immobilisierung des Biomoleküls durch
die Histidin-reiche Sequenz.
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- a) Reversible Blockierung des enzymatischen
aktiven Zentrums
Das gereinigte Papain(His)6-Protein
wird durch Behandlung mit einem 70fachen Überschuß an Methylmethanthiosulfonat
(gegenüber
dem Thiol von Papain) in Phosphat-Puffer, pH 7,0, bei 4°C 4 h modifiziert,
um das Cystein im aktiven Zentrum des Thiolenzyms zu modifizieren.
Die Lösung
wird auf pH 4,5 angesäuert
und der Überschuß an Blockierungsreagens
durch Gelfiltration an Sephadex G25 abgetrennt. Das Papain-(His)-Fusionsprotein wird
in 50 mM MES-Puffer, pH 6,5, durch Inkubieren einer Polysaccharidstütze, die
zuvor mit Periodat aktiviert wurde, immobilisiert. Das immobilisierte
Enzym wird durch Behandlung in 35 mM Tris-HCl-Puffer, pH 8, der
einen Überschuß einer
Thiolverbindung, z.B. 10 mM Cystein, zur Abtrennung des Blockierungsmittels
enthält,
reaktiviert.
- b) Beseitigung störender
Gruppen auf Antigenen
Das gereinigte rekombinante TPNp15(His)-Fusionsprotein
wird in 50 mM Borat-HCl, 6 M Harnstoff, pH 8,5, 2 mM DTT solubilisiert.
Citraconsäureanhydrid
wird nach und nach über
1 h unter ständigem
Rühren
zu der Lösung
gegeben, bis ein 100facher molarer Überschuß an Lysinen im Protein erhalten
wird. Der pH-Wert wird mit 1 N NaOH unter Verwendung eines pH-Titrators
bei pH 8,5 gehalten. Nach 2 h Inkubation bei Raumtemperatur wird
festes Natriumphosphat bis zum Erreichen einer Endkonzentration
von 50 mM zugegeben und der pH-Wert mit 2 N HCl auf pH 7 eingestellt.
Unter ständigem
Rühren
werden festes Na2S4O6 und Na2SO3 bis zum Erreichen einer Endkonzentration
von 65 mM bzw. 130 mM zugegeben und 6 h bei Raumtemperatur inkubiert.
Die Lösung
wird auf PBS an Sepharose G25 entsalzt und die Proteinlösung auf
100 μg/ml
in MES-Puffer, pH 6,5, unmittelbar vor dem Aufsprühen auf die
LIA-Membran, die
mit Glutaraldehyd wie in Beispiel 2a beschrieben aktiviert wurde,
verdünnt. Die
nichtreaktiven Gruppen auf der Membran werden mit 50 mM Ethanolamin-Puffer
pH 9, blockiert. Die citraconylierten und Sulfonierungsgruppen werden
durch aufeinanderfolgende Inkubation der Membran bei pH 4 über 2 h
und in 50 mM Tris-HCl, pH 8,5 mit 1 mM DTT und 1 mM EDTA über 30 min.
abgetrennt.
-
Beispiel 9: Auf dem His-Tag
beruhender gleichzeitiger Antigennachweis unterschiedlicher Erkrankungen.
-
- a) Die in E.coli exprimierten Antigene Syphilis-(His)6-p15,
HIV-O(His)6-p24 und HCV-(His)6-E2s
werden durch IMAC an IDA-Sepharose FF gereinigt und nach dem Entsalzen und
Verdünnen
auf eine Endkonzentration von 1 μg/ml
in Hydrogencarbonat-Puffer
auf die ELISA-Polystyrolplatten geschichtet.
-
Zweitens
wird HRP (10 mg/ml) in 10 mM Phosphat-Puffer, pH 7,2, 150 mM NaCl
solubilisiert und im Dunkeln 30 min. durch Behandlung mit 8 mM Periodat
oxidiert. Das aldehydaktivierte HRP wird in PBS entsalzt und die
vereinigten HRP-Fraktionen werden 2 h bei Raumtemperatur in 100
mM Borat-Puffer pH 8,2 mit einem 2fachen molaren Überschuß an Poly(His)
inkubiert. Die nichtreagierten aktiven Gruppen werden mit 50 mM
Ethanolamin, pH 8,5 blockiert, und das Enzym wird vom Peptid durch Gelfiltration
in 50 mM MES-Puffer, pH 6,5, 150 mM NaCl getrennt. Die HRP-Peptid-Lösung wird
jeweils mit einer equimolaren Menge der (His)6-Antigene
gemischt und durch Behandlung mit Rose Bengal wie in Beispiel 1
beschrieben quervernetzt. Die kovalent photoquervernetzten Antigen-HRP-Komplexe
werden vom freien (His)6-Antigen durch Chromatographie
an Con A Sepharose getrennt und die gebundenen Komplexe durch PBS
mit 0,5 M a-Methylmanosid eluiert.
-
Das
menschliche Serum wird im Probenverdünnungs-Puffer verdünnt und
nach 2stündiger
Inkubation bei 37°C
gewaschen, um die freien Serumproteine abzutrennen.
-
Der
HRP-Antigen-Komplex wird im Brücken-ELISA
verwendet, wobei TMB als Nachweisreagens eingesetzt wird.
-
Beispiel 10: Die Bindung
von His-haltigem Oligo an aktivierte Nylonmembran
-
- a) Kovalente Bindung ohne Quervernetzung:
1,25
mg 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)-carbodiimid.HCl (EDC.HCl) wird in einem
Eppendorf-Röhrchen eingewogen.
7,5 μl Oligonukleotid
(~100 μg
oder ~10 nmol), das eine 5'-Phosphatgruppe
enthält,
sowie 5 μl 0,25
M bis-Hydrazid-Verbindung in 0,1 M Imidazol, pH 6, werden zugegeben
und vermischt. Nach 5 min. werden zusätzliche 20 μl 0,1 M Imidazol zugegeben und
die Lösung
30 min. bei Raumtemperatur inkubiert.
Ein 5facher molarer Überschuß an NH2-(Gly)2-(His)4-Peptid
wird zu der Nukleinsäurelösung gegeben
und 1 h bei 50°C
inkubiert.
Die Sonde wird an Sephadex G25 in Phosphat-Puffer,
pH 7,2, 10 mM EDTA entsalzt.
Das „His"-markierte Oligo wird in Gegenwart von EDC.HC1
aktiviert und an die Pal-Nylon-Biodyne-A-Membran (Nylon-NH2)
präsentiert.
- b) Die Bindung von (His)6-haltigen Oligos
an die Membran nach Quervernetzung
Das Verfahren ist identisch
zu dem im vorhergehenden Beispiel beschriebenen, und zwar bis zur Bindung
der His-reichen Sequenz an das Oligo.
Der kovalente Oligo-His-Komplex
wird durch Sephadex G25 in Phosphat-Puffer, pH 7,0, entsalzt und
im Dunkeln gehalten, wenn Rose Bengal zu der Lösung gegeben wird. Die Lösung wird
mit Sauerstoff gesättigt,
gerührt
und mit einem Strahler von 300 W 30 min. beleuchtet. Die Lösung wird im
Dunkeln gehalten, und die Produkte werden durch Chromatographie
an Sephadex G25 in Phosphat-Puffer,
pH 7,0, getrennt.
-
Beispiel 11:
-
Maleinsäureanhydrid-aktivierte
Nylonstreifen ABC (LIA-Streifen)
werden bei pH 9,0 mit Peptid 315, das einen hohen Anteil an Histidin,
Tyrosin und Tryptophan enthält
und in Carbonat-Puffer pH 9 gelöst
ist, umgesetzt. Nach einer 5minütigen
Reaktion, wird das überschüssige Peptid
mit Carbonat-Puffer mit 5% DMSO weggewaschen.
-
Der
Ni2+-Komplex des rekombinanten Antigens
Ro60, enthaltend einen Histidin-Schwanz, wird durch Inkubation des
Proteins in 6 M Guadinin oder Harnstoff mit einer Konzentration
von 2 mg/ml mit 5 mM NiCl2 präpariert.
Nach einer 5minütigen
Equilibrierung bei Raumtemperatur wird der Komplex gegen Carbonat-Puffer
oder PBS dialysiert und anschließend auf 100 μg/ml, wobei
es sich um die Sprühkonzentration
handelt, verdünnt.
-
Unmittelbar
vor dem Sprühen
wird die Lösung
mit 100 μM
Monoperoxyphthalsäure
(MMPP) supplementiert und der Streifen 5 Minuten bei Raumtemperatur
stehengelassen. Als Alternative wird die Lösung ohne Zugabe von MMPP versprüht, doch wird
nach dem Sprühen
der Streifen in 100 μm MMPP
inkubiert. Das Quenchen der Streifen wird durch Reaktion mit 0,1
M Tris-Puffer bei pH 9,0 durchgeführt.
-
Der
Rest des Verfahrens entspricht etablierten LIA-Verfahren, wie sie beispielsweise in
der WO 96/13590 offenbart sind.
-
Beispiel 11b
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Nylonstreifen
werden mit Peptid 315, das 6 terminale Histidine enthält, inkubiert.
Anschließend wird
die Membran mit Nickelchlorid inkubiert, um die Histidine abzusättigen. Überschüssiges NiCl2 wird durch Waschen entfernt.
-
Die
Membran wird mit SmD-Antigen-Lösung in
der üblichen
Konzentration, die MMPP zur Quervernetzung enthält, besprüht. Die weitere Entwicklung
der Membran wird wie im für
LIA beschriebenen Standardverfahren durchgeführt.
-
Beispiel 12
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Maleinsäureanhydrid-aktivierte
Nylonstreifen ABC_ werden mit Peptid 315 (mit 6C-terminalen Histidinen)
in Carbonat-Puffer bei pH 9 5 Minuten reagiert und danach mit Carbonat-Puffer
gewaschen. Nach Blockierung des Streifens mit 100 mM Tris-HCl, pH
8,5, sowie Waschen mit Wasser wird der Streifen mit 5 mM CrCl3 oder NiCl2 bei
Raumtemperatur in Wasser inkubiert. Die Streifen werden zur Abtrennung überschüssiger Metallionen
gründlich
gewaschen.
-
Der
Streifen wird dann mit einer Oligonukletidsonde zum Nachweis der
HIV-Resistenz in 6 × SSC über 60 min.
inkubiert, wonach der Streifen getrocknet und blockiert wird.
-
Das
PCR-Produkt wird danach in Puffer mit 0,4 μM NaOH und 100 μM EDTA aufgetragen.
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Die
Hybridisierung wird wie für
Nitrozellulosemembranen beschrieben durchgeführt.
-
Beispiel 13
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Es
werden Polyphosphazen-Mikropartikel präpariert, die das Peptid 315
(Histidin-Schwanz, 6 H) aufgepfropft auf dem Polymer, mit dem die
Mikropartikel hergestellt werden, enthalten und in 0,1 M Natriumphosphat-Puffer
mit pH 7,4 suspendiert. Rekombinantes E1 HCV-Protein mit einem Histidinabschnitt
wird im gleichen Puffer mit 0,05% Chaps gelöst. Das Gemisch wird luftgesättigt und
mit Rose Bengal in einer Endkonzentration von 25 μM versetzt. Das
Gemisch wird 2 Stunden bei 25°C
an der Luft gerührt
und mit Breitbandlicht bei fixiertem Lichtenergiefluß beleuchtet.
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Das
Reaktionsgemisch wird gesammelt, entlüftet, und überschüssiges nichtreagiertes E1 und quervernetztes
E1 von den E1-haltigen Partikeln mittels Größenausschlußchromatographie getrennt.
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Die
Partikel wurden ebenso wie quervernetzte E1-Fraktionen zur Immunisierung von Mäusen verwendet,
wobei die immunstimulierende Aktivität von Phosphazen mit komplettem
Freundschem Adjuvans (CFA) verglichen wurde.
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Andererseits
werden die Partikel auf ELISA-Platten zur Verwendung in unserem
E1-Überwachungstest
geschichtet. Die OD-Antworten und Leistung dieser Partikel werden
mit E1s Oligomeren verglichen.
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Beispiel 13b
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In
einem Parallelexperiment wird E1 verwendet, das keinen Histidin-Schwanz
enthält.
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Beispiel 13c
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In
einem weiteren Parallelexperiment werden die rekombinanten Proteine
E1 und NS3, die beide eine His-Tag-Sequenz
enthalten, in equimolaren Mengen gemischt und in der Lösung mit
dem Partikel inkubiert, um nach Quervernetzung durch Rose Bengal
ein multifunktionelles Nachweissystem zu erzeugen.
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Beispiel 13d
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Verwendung
der gleichen Phosphazen-Mikropartikel mit Peptid 315, jedoch mit
Verwendung des wie in Beispiel 11 beschriebenen Verfahrens zur Kopplung
von Histidinhaltigen rekombinanten Proteinen.
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Beispiel 14:
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- a) Glasstreifen (SiO2 mit
Silanolen) werden gereinigt. Zur Silanisierung mit 2-(3,4-Epoyecyclohexyl)ethyl-trimethoxysilan
werden die Streifen in einer inerten Atmosphäre in eine 2%-Lösung des Epoxyalkoxyds in trockenem
Toluol über
einen Zeitraum von 2 Stunden gelegt. Der Streifen wird aus der Lösung genommen,
in trockenem Toluol gespült
und an der Luft trocknen gelassen. Auf diese Weise wird ein Silanfilm
aufgetragen. Die Streifen werden dann mit den in Phosphat-Puffer pH 6,0 mit
0,1% CHAPS gelösten
rekombinanten Hüllproteinen
E1 (mit His-Tag) oder E2 gesprüht. Verbliebene
Epoxygruppen werden danach durch Inkubation in 1% Ethanolamin über 2 h
bei Raumtemperatur blockiert.
- b) Maleinsäureanhydrid-aktivierte
Nylonmembranen werden mit 2-(3,4-Epoxycyclohexylethyl)-Amino zur
Erzeugung ringgespannter Epoxycyclohexylgruppen reagiert. Die Membranen werden
mit NS3 mit His-Tag bei pH 6,0 inkubiert und durch Behandlung mit
Ethanolamin blockiert.
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Beispiel 15:
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- a) Der neutrale Nylonstreifen wird mit einer 1%igen
Lösung
eines hydrophoben Siliziums, vorzugsweise mit Epoxy-cyclohexly-ethyl)methylsiloxan-dimethylsiloxan-copolymer,
behandelt und bei Raumtemperatur getrocknet. NS3 mit His-Tag wird
mit 100 μg/ml
in Phosphat-Puffer pH 6,0 gesprüht
und getrocknet.
- b) Aminoaktivierte Nylonmembranen werden mit einem Überschuß des hydrophoben
Silikons wie in a) beschrieben behandelt. Die weitere Behandlung
mit Proteinen mit His-Tag erfolgt wie unter a beschrieben.