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Die vorliegende Erfindung bezieht
sich im allgemeinen auf die Verwendung von Cyclodextrinen, um optische
Isomere durch Kapillarelektrophorese zu trennen.
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Hintergrund der Erfindung
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Viele chemische Verbindungen, die
in pharmazeutischen Formulierungen verwendet werden, verfügen über ein
asymmetrisches Zentrum, das für
die optische Aktivität
verantwortlich ist, die deren pharmakologische Eigenschaften stark
beeinflussen kann. Beispiele von synthetischen Arzneimitteln, bei
denen ein von zwei Enantiomeren verschiedene pharmakologische Eigenschaften
besitzt, sind allgemein bekannt. Beispielsweise ist (–)-Propanolol
100-fach wirksamer als (+)-Propanolol. Außerdem kann eins von zwei Enantiomeren desselben
Arzneimittels toxischer sein, beispielsweise Thalidomid, Ketamin.
Folglich werden analytische Verfahren, die Enantiomere mit hohem
Auflösungsvermögen und
hoher Wirksamkeit trennen, immer wichtiger. Die Notwendigkeit für stereochemische
reine Arzneimittel und das sorgfältige
Testen bestehender Racemate macht die Entwicklung von wirksamen,
schnellen, empfindlichen und genauen chiralen Analyseverfahren erforderlich.
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Chromatographietechniken, insbesondere
Hochleistungsflüssigchromatographie
(HPLC), werden gewöhnlich
zur Analyse von Enantiomeren verwendet. Kürzlich ist die Kapillarelektrophorese
(CE) zur Verwendung in Verbindung mit chiralen Selektoren angepaßt worden.
Die häufigst
eingesetzte Strategie ist die Verwendung von Cyclodextrinen zur
differenziellen Einschlußkomplexierung
von Enantiomerpaaren [Fanali, S., J., Chromafogr., 735: 77–121 (1996);
Nishi, H., und Terabe, S., J., Chromatogr., 694: 245–276 (1995);
Guttman, A., "Capillary
Electrophoresis Separation of Enantiomers by Cyclodextrin Array
Chiral Analysis",
S. 75–100
im Handbook of Capillary Electrophoresis, 2. Auflage, J. Landers,
Ed., 1997, CRC Press Inc., Boca Ra ton, FL]. Im Gegensatz zu den
HPLC-Trennungen, bei denen man aus der breiten Vielzahl erhältlicher
Säulen,
die das Auftrennungsmittel, das an den Feststoffträger gebunden
ist, enthalten, sorgfältig
auswählen
muß, werden
chirale CE-Analysen stark vereinfacht, weil sie chirale Selektoren,
wie Cyclodextrin, das in dem Trennungspuffer gelöst ist, aufweisen.
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Cyclodextrine (CD) sind cyclische
Oligosaccharide, bestehend aus sechs, sieben oder acht Glucoseeinheiten,
die den Namen α-, β- oder γ-Cyclodextrin
entsprechen. CD's
bilden einen Kegelstumpf mit einem Rand sekundärer Hydroxygruppen an der Öffnung mit
dem größeren Durchmesser.
Der Innernhohlraum enthält
keine Hydroxyfunktionen und weist einen hydrophoben Charakter auf.
Diese hydrophobe Beschaffenheit ermöglicht es den CD's, hochselektive
Einschlußkomplexe
mit aromatischen oder Alkylgruppen zu bilden. Unterschiede in den
Komplexbildungskonstanten eines CD und seiner Gastmoleküle können sich
auf die relativen elektrophoretischen Mobilitäten von strukturell ähnlichen
optischen Isomeren auswirken, was zu einer klaren Trennung von Enantiomeren
führt.
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Bei den chiralen Trennungen von sauren
und basischen Verbindungen migriert der CD-Komplex unter dem Einfluß der Ladung
ionischer Analyten. Jedoch sind für neutrale Analyten ungeladene
Cyclodextrine nicht anwendbar, da der Analyt, das Cyclodextrin und
der Komplex keine elektrophoretischen Mobilitäten aufweisen. Die Verwendung
von geladenen Cyclodextrinen wurde daher entwickelt, um das Problem
der chiralen Trennung von neutralen Verbindungen zu lösen.
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Mayer et al. [J. Microcol. Sep.,
6: 43–48
(1994)] und Tait et al. [Anal. Chem., 66: 4013– 41018 (1994)] berichteten
als erste über
die Verwendung eines Sulfobutylether-β-cyclodextrins
(SBE-βCD)
für CE-Chiraltrennungen.
Nachfolgende Berichte beschrieben die Analyse von Aminen und neutralen
Verbindungen unter Verwendung von SBECD als chiralen Selektor [Dette
et al., Electrophoresis, 15: 799–803 (1994); Chankvetadze of
al., Electrophoresis, 15: 804–807
(1994); Lurie et al., Anal. Chem., 66: 4019–4026 (1994)]. Vincent et al.
("A family of novel,
single-isomer chiral resolving agents for capillary electrophoresis" Teil 2: Heptakis-6-sulfato-β-cylodextrin,
eingereicht bei Analytical Biochemistry, 15. April 1997) paßten die
selektiven Schutz- und
Entschützungsverfahren
von Moriya et al. [J. Med. Chem., 36: 1674–1677 (1993)] an, um ein β-CD mit hohem
Sulfatanteil (7SβCD),
das Sulfatester ausschließlich
an den 6-Positionen am schmalen Ende des becherförmigen Cyclodextrinmoleküls aufweist,
zu synthetisieren. Dieses synthetische Schema wurde gestaltet, um
die Geometrie des Hohlraums und die Komplexierungseigenschaften
von natürlichem β-Cyclodextrin
zu erhalten. Stalcup und Kollegen (Stalcup, A., et al., Anal. Chem.,
68: 1360–1368
(1996); Wu, W., et al., Chromatogr., 18: 1289–1315 (1995)] berichteten kürzlich über die
Verwendung eines Gemisches aus Cyclodextrinsulfatestern zur Trennung
von Racematen neutraler Verbindungen und Aminen in unbehandelten
Quarzglaskapillaren, was für
40 untersuchte Verbindungen wirkungsvoll war.
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Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse
gibt es kein einheitliches System zur Durchführung chiraler Trennung durch
CE. Dies ist so, weil die CE-Trennungen von dem Umfang der Komplexierung
mit einem speziellen Cyclodextrin stark abhängig sind. Zusätzlich zu
der Größe des CD-Hohlraums
können
Wechselwirkungen zwischen dem gelösten Stoff und den funktionellen
Gruppen an dem CD-Rand die chirale Selektivität beeinflussen. Folglich läßt die Auswahl
eines partikulär
geladenen oder neutralen Cyclodextrins, das am besten zur Trennung
eines partikulären
chiralen Paars geeignet ist, ein empirisches Versuchs- und Fehlerverfahren übrig.
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Aus den vorstehenden Gründen besteht
eine Notwendigkeit für
einen neuen Satz geladener Cylodextrine, die verwendet werden können, um
einen breiten Bereich von chiralen Verbindungen durch Kapillarelektrophorese
zu trennen. Die neuen Cyclodextrine können ideal unter Verwendung
einer einfachen Verfahrensweise synthetisiert werden, und ergeben
reproduzierbare Trennungen von Enantiomeren.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung ist auf
einen Satz geladener Cyclodextrine gerichtet, die der Notwendigkeit genügen, einen
breiten Bereich von chiralen Verbindungen durch Kapillarelektrophorese
zu trennen. Die bevorzugten chiralen Selektoren sind α-, β- und γ-Cyclodextrine
mit hohem Sulfatanteil. Diese geladenen Cyclodextrine weisen einen
höheren
Sulfatierungsgrad und engere Heterogenität als herkömmlich erhältli che Cyclodextrine auf.
CE-Analysen unter Verwendung von Cyclodextrinen mit hohem Sulfatanteil
können
die Auflösung
einer breiten Vielzahl an chiralen Arzneimitteln im Vergleich zu
anderen chiralen Selektoren verbessern. Außerdem erzeugen α-, β- und γ-Cyclodextrine
mit hohem Sulfatanteil Trennungen, die sich gegenseitig ergänzen, was
die Auflösung
eines noch breiteren Bereiches von neutralen und basischen Arzneimitteln
ermöglicht.
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Die erfindungsgemäßen geladenen Cyclodextrine
können
ein α-Cyclodextrin,
ein β-Cyclodextrin
oder ein γ-Cyclodextrin
sein, die einen geladenen Substituenten an der 6-Position von jeder
Glucoseeinheit des Cyclodextrins, mindestens eine Modifikation einer
sekundären
Hydroxylgruppe an der 2-Position und eine unmodifizierte sekundäre Hydroxylgruppe
an der 3-Position aufweisen. Bevorzugte geladene Cyclodextrine weisen die
folgende allgemeine Formel auf:
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Für
ein Cyclodextrin, in dem n 6 oder 8 ist, ist mindestens eine Gruppe
R1 eine modifizierte Hydroxylgruppe, und
weniger als n Gruppen R1 sind Hydroxylgruppen.
Für ein
Cyclodextrin, in dem n 7 ist, sind mindestens 5 Gruppen R1 modifizierte Hydroxylgruppen, und weniger
als 3 Gruppen R1 sind Hydroxylgruppen. Die modifizierte
Hydroxylgruppe ist eine Hydroxylgruppe, in der das Wasserstoffatom
durch eine Sulfat-, eine Carboxylat-, eine Phosphat- oder eine quartäre Ammoniumgruppe
substituiert ist. Der am stärksten
bevorzugte Substituent ist Sulfat.
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Bevorzugte alpha-Cyclodextrine mit
hohem Sulfatanteil besitzen mindestens 7 Sulfatsubstituenten; bevorzugte
beta-Cylodextrine mit hohem Sulfatanteil besitzen mindestens 12
Sulfatsubstituenten; und bevorzugte gamma-Cyclodextrine mit hohem
Sulfatanteil besitzen mindestens 9 Sulfatsubstituenten.
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Die erfindungsgemäßen geladenen Cyclodextrine
können
in einem Verfahren zum Trennen von Enantiomeren eines kleinen Moleküls durch
Kapillarelektrophorese verwendet werden. Das Verfahren umfaßt die Schritte:
a) Füllen
einer Kapillare mit einem Elektrophoresepuffer, der ein geladenes
Cyclodextrin und einen Elektrolyt umfaßt; b) Injizieren einer Probe,
die Enantiomere einer chiralen Verbindung enthält, in die Kapillare; c) Durchführen einer
elektrophoretischen Trennung der Enantiomere; und d) Detektieren
der Enantiomere der chiralen Verbindung. Vorzugsweise wird die elektrophoretische
Trennung im Zustand der Unterdrückung
des elektroendoosmotischen Flusses durchgeführt. Beispielsweise kann eine
beschichtete Kapillare verwendet werden, oder der Elektrophoresepuffer
kann sauer sein. Die Probe ist im allgemeinen ein kleines chirales
Molekül
(MW < 5.000), das
vorzugsweise eine neutrale oder basische Verbindung ist. Gegebenenfalls
wird ein interner Standard, wie ein Salz von 1,3,6,8-Pyrentetrasulfonsäure, zu
der Probe gegeben, um das Normalisieren bezüglich der Zeit zu ermöglichen.
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Die erfindungsgemäßen Reagenzien können in
einem Kit zur Verwendung bei der Trennung chiraler Verbindungen
durch Kapillarelektrophorese vereinigt werden. Die Kits werden mindestens
zwei Cyclodextrine mit hohem Sulfatanteil enthalten, ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus: a) einem alpha-Cyclodextrin, das mindestens
7 Sulfatsubstituenten besitzt; b) einem beta-Cyclodextrin, das mindestens
12 Sulfatsubstituenten besitzt; und c) einem gamma-Cyclodextrin,
das mindestens 9 Sulfatsubstituenten besitzt. Außerdem können die Kits gegebenenfalls
einen Elektrophoresepuffer, ein pH-Einstellungsmittel, einen internen
Standard und/oder ein Kapillarröhrchen
enthalten.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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Diese und weitere Merkmale, Aspekte
und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden bezüglich der folgenden
Beschreibung, der anhängenden
Ansprüche
und der begleitenden Zeichnungen besser verstanden, wobei:
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1 Elektropherogramme
von 7SβCD
(A), HSαCD
(B) und einem Gemisch von 7SβCD
und HSαCD zeigt;
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2 Elektropherogramme
von 7SβCD
(A), HSβCD-CD
(B) und einem Gemisch von 7SβCD
und HSβCD-CD
zeigt;
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3 Elektropherogramme
von 7SβCD
(A), HSγCD
(B) und einem Gemisch von 7SβCD
und HSγCD zeigt;
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4 Elektropherogramme
von einigen geladenen Cyclodextrinen einschließlich ABI SBECD (A) und die
Cyclodextrine mit Sulfatanteil von Cerestar (B) und Aldrich (C)
zeigt;
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5 die
elektrophoretischen Trennungen von Amphetamin zeigt, das unter Verwendung
von HSαCD (A),
HSβCD (B)
und HSγCD
(C) erhalten wurde; und
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6 die
elektrophoretischen Trennungen von racemischem Thalidomid zeigt,
das unter Verwendung von HSαCD
(A), HSβCD
(B) und HSγCD
(C) erhalten wurde.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die hierin beschriebenen Verfahren
und Reagenzien bringen eine einfache verallgemeinerte Verfahrensweise
zur Trennung von Enantiomeren von neutralen und basischen Arzneimitteln
mit sich. Ein neuer Satz geladener Cyclodextrine wird verwendet,
um zwischen den Enantiomerpaaren zu unterscheiden. Unterschiedliche
Komplexierung mit den Enantiomeren führt zu veränderten elektrophoretischen
Mobilitäten
und zur Trennung des Paars während
der Kapillarelektrophorese.
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CD's sind Ringe aus Oligosacchariden, bestehend
aus Glucoseeinheiten, die durch α(1,4)-Glycosidbindungen
miteinander verbunden sind. Obwohl CD's aus 6 bis zu 12 Glucoseeinheiten isoliert
worden sind, werden diese mit sechs, sieben bzw. acht Einheiten, α-, β- bzw. γ-Cyclodextrin
genannt, bevorzugt. Die Form der CD's ist ähnlich der eines Kegelstumpfes
mit einem relativ hydrophoben Hohlraum, der in der Lage ist, Analyten
aufzunehmen. Natürliche
CD's weisen einen
hydrophilen Außenbereich
auf, der Hydroxylgruppen an den 2-, 3- und 6-Positionen der Glucopyranosemoleküle aufweist.
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Die erfindungsgemäßen CD's weisen modifizierte Hydroxylgruppen
auf, die einen geladenen Substituenten an der 6-Position jeder Glucoseeinheit
an dem Cyclodextrin umfassen. Außerdem wird mindestens eine
der sekundären
Hydroxylgruppen an der 2-Position ebenfalls durch eine geladene
Gruppe substituiert. Dies bedeutet, daß zusätzlich zu den geladenen Gruppen
an der schmalen Öffnung
des Kegelstumpfes, ebenfalls geladene Gruppen am Rand der breiten Öffnung des
Cyclodextrinbechers auftreten. Da der breitere Rand der Teil ist,
der sich um das "Gast"molekül während der
Komplexierung wickelt, wird das aufnehmende Ende des Bechers relativ
zu dem des natürlichen
Cyclodextrins gestört.
Diese Störung
des Bechers weist aufgrund der Veränderung der sekundären Hydroxylgruppen
den nachgewiesenen Nutzen des selektiven Komplexierungsverfahrens
auf, und führt
unerwartet zur besseren chiralen Unterscheidung durch CE.
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Die Strukturformel für bevorzugte
Versionen des HSCD ist wie folgt:
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Für
ein Cyclodextrin, in dem n 6 oder 8 ist, ist mindestens eine Gruppe
R1 eine modifizierte Hydroxylgruppe, und
weniger als n Gruppen R1 sind Hydroxylgruppen.
Für ein
Cyclodextrin, in dem n 7 ist, sind mindestens 5 Gruppen R1 modifizierte Hydroxylgruppen, und weniger
als 3 Gruppen R1 sind Hydroxylgruppen. Die modifizierte
Hydroxylgruppe ist eine Hydroxylgruppe, in der das Wasserstoffatom
durch eine geladene Gruppe substituiert ist. Vorzugsweise ist der
geladene Substituent eine negativ geladene Gruppe, beispielsweise
eine Carboxylat-, Phosphat- oder Sulfatgruppe. Alternativ kann der
geladene Substituent eine positiv geladene Gruppe, wie beispielsweise
eine quartäre
Ammoniumgruppe, sein. Die am stärksten
bevorzugte modifizierte Gruppe R1 ist eine
Sulfatgruppe.
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Für α-CD's werden mindestens
7 Hydroxylgruppen substituiert, und vorzugsweise werden etwa 10
bis 12 substituiert. Ein am stärksten
bevorzugtes α-CD
weist 11 Hydroxylgruppen auf, die mit Sulfatsubstituenten modifiziert
werden.
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Für β-CD's werden mindestens
12 Hydroxylgruppen des CD mit einem geladenen Substituenten modifiziert,
und vorzugsweise werden 12 bis 15 substituiert. Ein am stärksten bevorzugtes β-CD weist
12 Hydroxylgruppen auf, die mit Sulfatsubstituenten modifiziert
wurden.
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Für γ-CD's werden mindestens
9 Hydroxylgruppen substituiert, und vorzugsweise werden 12 bis 16 substituiert.
Ein am stärksten
bevorzugtes γ-CD
weist 13 Hydroxylgruppen auf, die mit Sulfatsubstituenten modifiziert
wurden.
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Die Synthese der bevorzugten CD's mit Sulfatanteil
beinhaltet eine Reaktion zwischen getrocknetem α-, β- oder γ-Cyclodextrin und 19 Moläquivalenten
vom Schwefeltrioxid-Trimethylamin-Komplex in DMF ohne jeden Schutz
der funktionellen Gruppen. Diese Reaktion stellt konsequent ein
Cyclodextrin mit einem hohen Sulfatierungsgrad her. Folglich wird
das Produkt dieser Synthese α-, β- oder γ-Cyclodextrin
mit hohem Sulfatanteil (HSαCD,
HSβCD bzw.
HSγCD) genannt.
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Eine breite Vielzahl an Analyten
kann gemäß der vorliegenden
Erfindung bewertet werden. Geeignete Analyten können jeden "Gast" umfassen,
beispielsweise optische Isomere, Enantiomerpaare, racemische Arzneigemische,
die einen Komplex mit einem geladenen CD-"Wirt" bilden
können.
Es kann praktisch jedes chirale Paar, das unterschiedliche Komplexierungs-Gleichgewichtskonstanten
mit den geladenen CDs aufweist, wie hierin beschrieben, analysiert
werden. Die Proben sind im allgemeinen kleine Moleküle (MW < 5.000) mit einem
optisch aktiven, chiralen Zentrum. In erfindungsgemäßen bevorzugten
Ausführungsformen
sind die Proben pharmazeutische Verbindungen, wie diese, die in
den Beispielen der vorliegenden Anmeldung aufgelistet werden. Die
am stärksten
bevorzugten Proben sind neutrale Verbindungen oder Amine.
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Es kann mindestens eine interne Markierungssubstanz
zu der Probe zugegeben werden, um das Normalisieren bezüglich der
Zeit zu ermöglichen.
Vorzugsweise migriert die Markierungssubstanz vor den Versuchsbestandteilen,
was einen Nullpunkt zum Vergleichen der relativen Migrationszeiten
der Enantiomere bereitstellt. Pyren-1,3,6,8-tetrasulfonat-(PTS-)-Tetranatriumsalz
ist ein bevorzugter interner Standard, der als eine zuverlässige Markierungssubstanz
für die
meisten Trennungen dient. Unter sauren Bedingungen erzeugt PTS einen
Peak mit kurzer Migrationszeit, die in erster Linie von dessen elektrophoretischer
Mobilität
abhängt. Aufgrund
seiner großer
Molekülgröße und seiner
vier negativen Ladungen, weist es keine Wechselwirkungen mit den
Cyclodextrinen mit Sulfatanteil auf.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird die Kapillarelektrophorese (CE) verwendet, um die Trennung der
chiralen Verbindungen zu vermitteln. Im allgemeinen enthält CE die
Einführung
von Probenbestandteilen in ein Kapillarröhrchen, d. h. ein Röhrchen mit
einem inneren Durchmesser von 2 bis 2.000 Mikron (μm), und die
Anlegung eines elektrischen Feldes auf das Röhrchen. Das elektrische Potential
des Feldes zieht die Probenbestandteile durch das Rohr und trennt
sie gemäß ihrer
einzelnen elektrophoretischen Mobilitäten.
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Das erfindungsgemäße CE-Verfahren wird vorzugsweise
in dem Zustand durchgeführt,
bei dem der elektroendoosmotische Fluß (EOF) unterdrückt ist.
Wenn ein "offenes" CE-Format verwendet
wird, wird ein Quarzglas-Kapillarröhrchen mit einem elektrisch
leitenden Puffer ohne Polymer und Gel gefüllt. Die Quarzglaskapillare
wird signifikant negativ geladen, bei einem pH größer als
etwa 5,0, was eine Schicht aus positiven Ionen aus dem Puffer anzieht.
Wenn diese Ionen unter dem Einfluß des elektrischen Potentials
zu der Kathode fließen,
werden die Pufferlösung
und die zu analysierende Probe in dieselbe Richtung getragen. Der
resultierende EOF stellt eine fixierte Geschwindigkeitskomponente
bereit, die trotz der Ladung sowohl neutrale Arten als auch ionische
Arten zu der Kathode schiebt. Dadurch wird unter Bedingungen, die
den elektroendoosmotischen Fluß nicht
unterdrücken,
die Migrationsgeschwindigkeit der Probenbestandteile in erster Linie
dadurch bestimmt, dass sie dem EOF unterliegen, was die elektrophoretischen
Mobilitäten
der Probenbestandteile überwältigen kann.
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Es gibt eine Vielzahl an Verfahren,
die den EOF ausreichend unterdrücken
können,
um Trennungen, bezogen auf die elektrophoretischen Mobilitäten der
Probenbestandteile, zu ergeben. Der einfachste Versuch ist die Verwendung
von Elektrophoresepuffern mit einem sauren pH. Folglich weisen die
erfindungsgemäßen Puffer
einen pH von weniger als 7 auf. Am stärksten bevorzugte Puffer weisen
einen pH zwischen 1 und 5 auf, der für die meisten Anwendungen bei
pH 2,5 bis 4 optimiert wird.
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Ein Elektrolyt mit einer geeigneten
Pufferkapazität
innerhalb des bevorzugten pH-Bereiches wird als Komponente des Elektrophoresepufters
aufgenommen. Geeignete Elektrolyten zur Verwendung bei einem sauren
pH umfassen organisches oder anorganisches Phosphat, Acetat oder
Citrat. Ein bevorzugter Elektrolyt des Elektrophoresepuffers ist
Triethylammoniumphosphat. Die Molarität des Elektrolyts in dem Puffer
beträgt im
allgemeinen 5 bis 200 mM, vorzugsweise 10 bis 100 mM, und am stärksten bevorzugt
25 bis 50 mM. Die Ionenstärke
von Puffern mit höheren
Konzentrationen an Elektrolyten kann zu unerwünschten Joule-Erwärmungseffekten
führen.
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Ein alternatives Verfahren zur Unterdrückung des
EOF ist die Verwendung von beschichteten Kapillarröhrchen.
Die Oberfläche
der Kapillare kann dynamisch durch Einschließen von Hilfsmitteln, wie oberflächenaktiven
Stoffen, zwitterionischen Salzen oder hydrophilen linearen Polymeren,
in das Puffersystem beschichtet werden. Jedoch würde eine bevorzugte Kapillarbeschichtung
ein Polymer sein, wie eine Polyacrylamid-, Polyethylenglykol- oder
Diol-Epoxy-Beschichtung, das chemisch an die Kapillaroberfläche gebunden
ist. Eine am stärksten
bevorzugte Polymerbeschichtung ist Poly(vinylalkohol), einfach bekannt
als PVA.
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Die Kapillarröhrchen, die in der Praxis der
Erfindung verwendet werden, weisen im allgemeinen einen inneren
Durchmesser auf, der in der Größe zwischen
10 μm und
etwa 200 μm
liegt. Am stärksten
bevorzugt werden die Kapillarröhrchen
mit einem inneren Durchmesser von etwa 25 μm zur CE-Trennung von Enantiomeren
verwendet. Die bevorzugte Länge
des Kapillarröhrchens
beträgt
10 bis 100 cm, am stärk sten
bevorzugt etwa 27 cm. Ein Nachweisfenster ist vorzugsweise in dem
Kapillarröhrchen
ungefähr
6,5 cm von dem Säulenauslaß angebracht.
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Die Auswahl eines α-, β- oder γ-Cyclodextrin-"Wirts" zur Verwendung mit
einem speziellen Analyt-"Gast" ist im allgemeinen
eine empirische Angelegenheit. Eine grobe Richtlinie zur Auswahl
von CD-Derivaten ist, daß die
Trennung mit α-CD
für Verbindungen
mit einem aromatischen Ring bevorzugt wird, β-CD für Verbindungen mit einem substituierten
aromatischen Ring bevorzugt wird, und γ-CD für Verbindungen mit mehreren
Ringen bevorzugt wird. Jedoch können
die aktuellen Ergebnisse, wie in den 4 und 5 gezeigt, im wesentlichen
von der allgemeinen Faustregel abweichen.
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Ebenso kann die Konzentration von
geladenen α-, β- oder γ-Cyclodextrinen
in der Kapillare während der
elektrophoretischen Trennung in einer empirischen Weise für jede chirale
Verbindung optimiert werden. Im allgemeinen sollte die Konzentration
des geladenen Cyclodextrins im molaren Überschuß relativ zu den Probenbestandteilen
sein. Ein geeigneter CD-Konzentrationsbereich zur Optimierung liegt
zwischen 1 und 20 Gew.-%, bezogen auf das Volumen, vorzugsweise
eingeengt auf 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Volumen. Die am stärksten bevorzugte
Konzentration von geladenem CD beträgt etwa 5 Gew.-%, bezogen auf
das Volumen.
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Die CD's werden vorzugsweise zu dem Elektrophoresepuffer
zugegeben und in das Kapillarröhrchen eingebracht.
Ein Trennungspuffer kann durch Mischen von 1 Teil 20%igem HSCD in
Wasser, 2 Teilen einer zweifachen Lösung aus Elektrophoresepuffer
(beispielsweise 50 mM Trethylammoniumphosphat, pH 2,5) und 1 Teil
Wasser hergestellt werden. Die Kapillare wird mit dem Trennungspuffer
1 min durch Druck bei 137 kPa (20 psi) ausgespült. Nach der Probeninjektion
wird der Kapillareneinlaß und
-auslaß in
den Trennungspuffer eingetaucht und dann wird eine Spannung angelegt,
um die Elektrophorese zu initiieren. Weniger bevorzugte Alternativen
umfassen das Binden der CD's
an die Kapillarwand oder das Einschließen der CD's in eine Gelmatrix.
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Die Proben werden durch Auflösen eines
Analyts in 0 bis 50 Mol-% Methanol in Wasser bei einer detektierbaren
Konzentration, im allgemeinen 0,1 bis 10 mM und vorzugsweise etwa
1 mM hergestellt. Außerdem kann
ein interner Standard, wie PTS, bei einer Konzentration von etwa
der Hälfte
von der des Analyts, vorzugsweise etwa 0,5 mM, zu der Probe zugegeben
werden. Die Probe kann dann durch elektrokinetische Injektion, hydrodynamischen
Druck, Vakuum oder eine Spritzpumpe eingebracht werden. Vorzugsweise
werden die Proben durch Druckinjektion bei Druckbereichen von 3
bis 103 kPa (0,5 bis 15 psi), am stärksten bevorzugt etwa 3 kPa
(0,5 psi), und während
einer Zeit von 1 bis 99 s, am stärksten
bevorzugt 2 bis 5 s, in die Kapillarsäule eingebracht.
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In der Praxis der Erfindung können ein
Kapillar-Elektrophorese-System der Serien P/ACE 2000, P/ACE 5000
oder P/ACE MDQ (Beckman Instruments, Inc., Fullerton, Calif.); außerdem Beckmann
System Gold.TM. Software, Beckmann P/ACE-TM. Software oder Beckman
P/ACE.TM. Datenstationssoftware, die durch einen IBM PS/2-, IBM
350 466 DX2- oder IBM 350-P90-PC gesteuert wird, verwendet werden.
Die Probe wird bei einer Spannung zwischen 1 kV und 100 kV, vorzugsweise
5 kV und 20 kV, und am stärksten
bevorzugt 7,5 kV und 12 kV, der Elektrophorese unterworfen.
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Die Detektion wird vorzugsweise durch
UV-Absorbanz, vorzugsweise bei einer Wellenlänge, die den Probenbestandteil
und den internen Standard, aber nicht das geladene CD detektiert,
durchgeführt.
Bevorzugte Wellenlängen
zur Detektion liegen zwischen 180 nm und 380 nm, mit einer am stärksten bevorzugten
Detektionswellenlänge
von etwa 214 nm.
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Wenn CE unter Bedingungen des Unterdrückens des
elektroendoosmotischen Flusses, beispielsweise bei einem sauren
pH, durchgeführt
wird, wird die CE vorzugsweise unter Verwendung umgekehrter Polarität, mit der
Anode, die dem Nachweisfenster am nächsten angebracht ist, durchgeführt. Unter
diesen Bedingungen werden die Analyten durch Komplexierung mit einem
negativ geladenen Cyclodextrin, das zu der Anode migriert, zu der
Anode geschleppt. Wenn jedoch das Ende eines schneller migrierenden
Hauptpeaks einen Nebenpeak verhüllt,
wäre es
wünschens wert,
die Migrationsreihenfolge der Peaks umzukehren. Im allgemeinen ist
die bevorzugte Trennungsbedingung eine, wo eine geringere Verunreinigung
vor der Hauptkomponente migriert. Die Umkehr der Migrationsreihenfolge
kann durch Erhöhen
des pHs des Puffers auf mehr als 7, vorzugsweise etwa pH 8, und
durch Verändern
der Polarität
erreicht werden, so daß die
Kathode dem Nachweisfenster am nächsten
ist. Unter derartigen Bedingungen ist der EOF stark genug, um die
gesamten Verbindungen zu der Kathode zu spülen, einschließlich der
freien und Analyt-gebundenen
geladenen Cyclodextrine.
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Um ein systematisches Schema zur
Optimierung chiraler Analysen durch CE zu erleichtern, können die
erfindungsgemäßen Reagenzien
leicht in einem Kit vereinigt werden. Um bei der Auswahl des am
stärksten geeigneten
Cyclodextrin-"Wirts" behilflich zu sein,
werden die Kits mindestens zwei Cyclodextrine mit hohem Sulfatanteil
enthalten, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus: a) einem alpha-Cyclodextrin, das
mindestens 7 Sulfatsubstituenten besitzt; b) einem beta-Cyclodextrin,
das mindestens 12 Sulfatsubstituenten besitzt: und c) einem gamma-Cyclodextrin,
das mindestens 9 Sulfatsubstituenten besitzt.
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Außerdem können die Kits gegebenenfalls
mindestens einen Elektrophoresepuffer, vorzugsweise bei einem sauren
pH, enthalten. Jedoch kann ein weiterer Puffer zur Verwendung bei
einem höheren
pH enthalten sein, sowie ein pH-Einstellungsmittel, wie NaOH oder
Phoshporsäure.
Die Veränderung
der Zusammensetzung und/oder des pH des Puffers kann die Auflösung und/oder
Umkehr der Mirgrationsreihenfolge des der Analyse unterliegenden
chiralen Paars verbessern. Weitere Zugaben zu dem Kit können einen
internen Standard, wie PTS, und beschichtete oder nicht beschichtete
Kapillarröhrchen
umfassen.
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Die vorher beschriebenen Versionen
der Erfindung weisen viele Vorteile auf, einschließlich eines
einfachen Ein-Schritt-Verfahrens der Synthese, reproduzierbarer
Trennungen einer breiten Vielzahl an optischen Isomeren und verbesserte
Auflösung
für eine
Anzahl von neutralen und basischen chiralen Verbindungen. Das Verfahren
ist preisgünstig
und wird vielmals mit den Verfahren der chiralen Analyse verglichen,
die HPLC verwendet, das eine Vielzahl unterschiedlicher stationärer Pha sensäulen erfordert,
um die Leistung zu optimieren. Die erfindungsgemäßen Reagenzien, Verfahren und
Kits können
ohne weiteres einem System der Qualitätskontrolle angepaßt werden,
um die stereochemische Reinheit von pharmazeutischen Arzneimitteln,
Nahrungsstoffen, Umweltschadstoffen, Pestiziden oder jedem weiteren
racemischen Gemisch zu kontrollieren.
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Die erfindungsgemäßen Materialien und Verfahren
können
hinsichtlich der folgenden Beispiele besser verstanden werden.
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Beispiel 1
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Synthese von HSCDs
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Dieser erste Satz an Beispielen zeigt
die einfachen Einzelschrittverfahren, die verwendet werden können, um
die α-, β- und γ-Cyclodextrine
mit Sulfatanteil zu synthetisieren, sowie den konsistenten hohen
Sulfatierungsgrad der resultierenden Produkte.
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Die Synthese eines α-Cyclodextrins
mit hohem Sulfatanteil wurde durch Zugabe von 100 Gramm ofengetrocknetem α-Cyclodextrin
(102,8 mMol) und 900 ml wasserfreiem Dimethylformamid (DMF) zu einem
trockenen 2-Liter-Reaktor, der mit einem mechanischen Rührer ausgestattet
war, durchgeführt.
Der Behälter
wurde in einem Ölbad
bei 50°C
unter Rühren
erwärmt,
um das meiste des Feststoffes zu lösen. Ein teilweise gelöstes Gemisch
eines Schwefeltrioxid-Trimethylamin-Komplexes (272 g, 1.953 mMol)
in 300 ml DMF wurde langsam in den Reaktor gegossen und bei 50°C kräftig gerührt. Nach
35 min wurde ein gummiartiges Produkt gebildet und das Rühren unterbrochen.
Nach dem Abkühlen
auf Raumtemperatur wurde das Lösungsmittel abgegossen,
das gummiartige Produkt zweimal mit 300 ml Reagensalkohol ausgespült und das
Lösungsmittel erneut
abgegossen.
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Ebenso wurde die Synthese eines β-Cylodextrins
mit hohem Sulfatanteil durch Zugabe von 100 Gramm ofengetrocknetem β-Cyclodextrin
(88,1 mMol) und 500 ml wasserfreiem Dimethylformamid (DMF) zu einem
trockenen 2-Liter-Reaktor, der mit einem mechanischen Rührer ausgestattet
war, durchgeführt.
Der Behälter
wurde in einem Ölbad
bei 50°C
unter Rühren
erwärmt,
um das meiste des Feststoffes zu lösen. Ein teilweise gelöstes Gemisch
eines Schwefeltrioxid-Trimethylamin-Komplexes (240 g, 1.724 mMol)
in 300 ml DMF wurde langsam in den Reaktor gegossen und 1 h bei
50°C kräftig gerührt. Es
wurde ein gummiartiges Produkt gebildet und das Rühren unterbrochen.
Das Lösungsmittel
wurde, so lange es noch heiß war,
abgegossen, das gummiartige Produkt zweimal mit 300 ml Reagensaikohol
ausgespült
und das Lösungsmittel
erneut abgegossen.
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Ein vergleichbares Syntheseschema
zur Herstellung eines γ-Cylcodextrins
mit hohem Sulfatanteil wurde durch Zugabe von 100 Gramm ofengetrocknetem γ-Cyclodextrin
(77,1 mMol) und 900 ml wasserfreiem Dimethylformamid (DMF) zu einem
trockenen 2-Liter-Reaktor, der mit einem mechanischen Rührer ausgestattet
war, durchgeführt.
Der Behälter
wurde in einem Ölbad
bei 50°C
unter Rühren
erwärmt,
um das meiste des Feststoffes zu lösen. Ein teilweise gelöstes Gemisch
eines Schwefeltrioxid-Trimethylamin-Komplexes (204 g, 1.460 mMol)
in 300 ml DMF wurde langsam in den Reaktor gegossen und bei 50°C kräftig gerührt. Nach
35 min wurde ein gummiartiges Produkt gebildet und das Rühren unterbrochen.
Nach dem Abkühlen
auf Raumtemperatur wurde das Lösungsmittel
abgegossen, das gummiartige Produkt zweimal mit 300 ml Reagensaikohol
ausgespült
und das Lösungsmittel
erneut abgegossen.
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Die gummiartigen Produkte aus den
oben beschriebenen Syntheseschemen wurden in 375 ml 4 N Natriumhydroxid
gelöst
und gerührt.
Die Lösungen
wurden bei einem pH von etwa 10 gehalten, in einen 2-Liter-Rundkolben übertragen
und der Rotationsverdampfung unterworfen, um Trimethylamin sowie
etwas Wasser unter reduziertem Druck zu entfernen. Die Kolben wurden
dann über
Nacht in einen kalten Raum gestellt. Die Feststoffe aus den übrig gebliebenen
Lösungen
(etwa 600 ml) wurden durch Filtration gesammelt. Etwa 800 ml Aceton
wurden zu jedem der Filtrate zugegeben und jedes bildete einen weichen
Gummi. Die Gemische wurden 10 min kräftig gerührt und das Aceton abgegossen.
Weitere 800 ml Aceton wurden dann zugegeben, 10 min gerührt und
abgegossen. Die gummiartigen Produkte wurden jeweils in 500 ml deionisiertem Wasser
gelöst,
und die Lösungen
wurden unter kräftigem
Rühren
langsam in 2 l Methanol gegossen. Die erhaltenen grauweißen Feststoffe
wurden mittels Filtration gesammelt, dreimal mit 300 ml Methanol
gewaschen und bei 110°C über Nacht
unter Hochvakuum getrocknet.
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Wenn sie in Wasser resuspendiert
wurden, wiesen die Lösungen
von allen HSCD eine hellbraune Farbe aufgrund einer Verunreinigung
auf, die aus dem Schwefeltrioxid-Trimethylamin-Komplex stammt. Die
Lösungen
wurden durch Behandlung mit entfärbender
Aktivkohle (Aldrich Kat.-Nr. 16, 155-1) entfärbt und dann durch Zentrifugation
und Filtration durch einen 0,45-μm-Spritzenfilter
gereinigt.
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Vier verschiedene Chargen von HSβCD, eine
Charge von HSαCD
und eine Charge von HSγCD
wurden der Elementaranalyse unterworfen und mit einer Charge von
7SβCD verglichen,
das gemäß der Verfahren von
Moriya et al., wie durch Vincent et al. angepaßt, synthetisiert wurde. Der
Sulfatierungsgrad wurde für
jede Charge bestimmt, wie in Tabelle 1 zusammengefaßt.
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Tabelle
1. Sulfatierung von Cyclodextrinen
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Wie in Tabelle 1 gezeigt, ergab das
Syntheseverfahren, das verwendet wurde, um erfindungsgemäße HSCDs
herzustellen, konsistent einen hohen Sulfatierungsgrad (> 11) mit einem Durchschnitt
von mindestens etwa 1,6 Sulfatmolekülen pro Glucosemolekül.
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Beispiel 2
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Charakterisierung
von β-CDs
mit Sulfatgehalt durch indirekte UV-Detektion
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Dieses Beispiel zeigt die erfindungsgemäßen HSCDs,
die höheren
Sulfatanteil aufweisen als das CD mit Sulfatanteil von Vincent et
al., und weniger heterogen sind als einige herkömmlich erhältliche CDs mit Sulfatanteil.
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Sulfobutylether-β-Cyclodextrine (SBE-βCD) wurden
von Perkin-Elmer/ABI (Foster City, CA) mit einem durchschnittlichen
Sulfatierungsgrad von 4 pro Cyclodextrin erworben. Außerdem stellt
Cerestar (Hammond, Indiana) ein Gemisch von β-CDs mit Sulfatanteil (durchschnittlicher
Grad an Sulfat = 4) bereit, und Cyclodextrin mit Sulfatanteil mit
einem durchschnittlichen Sulfatierungsgrad von 7 bis 10 pro β-CD wurde
von Aldrich (Milwaukee, Wisconsin) erhalten. Diese herkömmlich erhältlichen
geladenen CD's wurden
mit einem C-6-Sulfatester von b-Cyclodextrin (7SβCD, 7 Sulfatgruppen pro b-CD)
von Vincent et al. und α-, β- und γ-HSCDs, die gemäß Beispiel
1 synthetisiert wurden, verglichen.
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Die CE-Analyse mit indirekter UV-Detektion
wurde auf einem P/ACE 5000-System von Beckman Instruments Inc. (Fullerton,
CA) durchgeführt,
das mit einer UV-Detektion
bei 254 nm unter Verwendung einer 50 μm × 27 cm PVA-kovalent beschichteten
Kapillare, erhalten von Beckman Instruments Inc. (P/N 2232111), ausgestattet
war. Der Trennungspuffer bestand aus 40 mM p-Toluolsulfon-(TSA-)-säure, die
mit Tris auf pH 8,0 eingestellt wurde. In diesem Verfahren ersetzen
die nicht-absorbierenden
Cyclodextrine mit Sulfatanteil den ionischen Chromophor TSA, der
elektrophoretisch zu der Anode migriert, um die Zonen niedriger
UV-Absorbanz herzustellen. Das Ergebnis ist, daß die anionischen Analyten
Signale negativer Absorbanz erzeugen, wenn sie den Detektor passieren.
Die Peaks sind breiter als die, die mit der direkten UV-Absorbanzdetektion vermutlich
aufgrund einer mangelhaften Übereinstimmung
der Mobilitäten
zwischen den sulfatierten Cyclodextrinanalyten und des TSA-Hintergrundchromophors
erhalten wurden.
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Die resultierenden Elektropherogramme
für HSαCD, HSβCD und HSγCD werden
in den 1, 2 bzw. 3 gezeigt. Alle α-, β- und γ-HSCDs erzeugen Peaks mit kürzeren Migrationszeiten
als 7SβCD,
was zeigt, daß der
Sulfatierungsgrad für
jedes HSCD höher
als sieben ist. Die Tatsache, daß Gemische eines HSCD und 7SβCD zwei unterschiedliche
Peaks erzeugen, ist ein Zeichen, daß die HSCDs von Beckman keine
Ausgangsgemische von vollständig
zufällig-sulfatierten
Arten sind. Wenn die Gemische außerdem HSCD-Moleküle mit 8,
9 oder 10 Sulfaten enthalten, würden
die erwarteten Elektropherogramme keine unterschiedlichen Trennungen
zwischen den HSCD- und 7SβCD-Peaks
zeigen. Folglich bestätigen
die Ergebnisse, daß der
durchschnittliche Sulfatisierungsgrad der HSCDs größer als
10 ist.
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Die Tatsache, daß die Peaks von HSCDs nicht
viel breiter als die von 7SβCD
sind, zeigt, daß die
molekulare Heterogenität
der HSCDs nicht breit ist. Im Vergleich dazu sind die Elektropherogramme
des SBE-βCD,
Cerestar-Sulfatcyclodextrins und β-CD
mit Sulfatanteil von Aldrich (4)
viel komplizierter, die aus einigen unterschiedlichen Peaks bestehen.
Im Vergleich dazu ist HSCD ein Gemisch aus Cyclodextrinen mit höherem Sulfatierungsgrad
und schmalerer Heterogenität
als das der anderen herkömmlich
erhältlichen
Cyclodextrine mit Sulfatanteil.
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Beispiel 3
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Chirale Trennungen unter
Verwendung des β-Cyclodextrins
mit hohem Sulfatanteil (HSβCD)
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Der wichtigste Faktor bei der Auswahl
eines chiralen Selektors zur CE ist dessen Fähigkeit, die größte Vielzahl
an Analyten aufzulösen.
Folglich führten
wir eine vergleichende Studie durch, um zu zeigen, daß sich die
Enantiotrennung von neutralen und basischen Arzneimitteln unter
Verwendung von HSβCD
günstig
mit den chiralen Trennungen unter Verwendung von SBECD von ABI (Durchschnitt
von 4 Sulfobutylethergruppen pro β-CD), β-CDs mit
Sulfatanteil von Cerestar (variable Anzahl von Sulfatgruppen pro β-CD), und
des C-6-Sulfatesters von β-Cyclodextrin
(7SβCD,
7 Sulfatgruppen pro β-CD)
von Vincent et al. vergleichen läßt.
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Phosphatpuffer wurden durch Titrieren
von Phosphorsäure
mit der entsprechenden Base, wie Triethylamin oder NaOH-Lösung, hergestellt. β-CD mit Sulfatanteil
wurde in 25 mM Triethylammoniumphosphat, pH 2,5, gelöst. Aufgrund
der ungenauen Beschaffenheit des Sulfatanteils, wurden die Konzentrationen
der β-CD mit
Sulfatanteil in Gewicht, bezogen auf die Volumengrundlage, ausgedrückt. Die
Proben von neutralen Racematen wurden in 50% Methanol in Wasser
gelöst,
während
die Amino-basierenden
Racemate in Wasser gelöst wurden.
Alle Proben wurden in die Kapillare injiziert, die 1 mM des racemischen
Gemisches und 0,5 mM 1,3,6,8-Pyrentetrasulfonsäure-Natriumsalz (PTS) als interner
Standard enthält.
PTS migriert wegen seiner vier negativen Ladungen vor jeder Verbindung
in das Gemisch.
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Eine große Anzahl von Racematen neutraler
Verbindungen und Aminen wurden der Kapillarelektrophorese unter
praktisch denselben Trennungsbedingungen unterworfen. Die Trennungen
wurden auf einem P/ACE 5000-CE-System von Beckman Instruments Inc.
(Fullerton, CA), das mit UV-Detektion ausgestattet war, bei 214
nm unter Verwendung einer 25 μm × 27 cm
unbehandelten Quarzglaskapillare durchgeführt. Die Konzentrationen von
Cyclodextrinen mit Sulfatanteil wurden verändert (siehe Tabellen 2A und
2B). Die Elektrophorese wurde bei 10 oder 12 kV angelegter Spannung
unter Bedingungen umgekehrter Polarität durchgeführt. Die Ergebnisse werden
in den Tabellen 2A und 2B zusammengefaßt. Die in Klammern gezeigten
Prozentwerte zeigen die Konzentration von Cyclodextrin mit Sulfatanteil
in den Trennungspuffern, die optimale Trennungen erzeugen.
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Tabelle
2A. Trennung von neutralen, chiralen, racemischen Gemischen (Unterschiedliche
Konzentrationen von β-Cyclodextrin
mit Sulfatanteil)
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Tabelle
2B. Trennung von basischen, chiralen, racemischen Gemischen (Unterschiedliche
Konzentration von β-Cyclodextrin
mit Sulfatanteil)
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Die gesamten Amine und sieben der
getesteten neutralen Verbindungen sind bekannte Arzneimittel. Zwei
der analysierten Amine, Fluoxetin und Verapamil, wurden aus Kapseln
von herkömmlichen
Arzneimitteln erhalten (Prozac® bzw. Verelan®).
Die Ergebnisse in den Tabellen 2A und 2B zeigen die Auflösung R der Peaks,
die als Quotient des Abstandes zwischen den Peakmitten ?x und 4σ, das Mittel
der zwei Standardabweichungen der Peaks, definiert wird. Die Ergebnisse
zeigen, daß HSβCD, das in
einer einfachen Ein-Schritt-Synthese hergestellt wurde, gute Auflösung (> 1) für 18 neutrale
Racemate und 11 Amin-Enantiomerpaare bereitstellt. Einige der Racemate
(Glutethimid, Lorazepam, Praziquantel, Hydrobenzoin, α-Cyclopropylbenzylalkohol
und 1,1'-Bi-2-naphtol)
erzeugten ungewöhnlich
große
Auflösungswerte
(> 7) unter Verwendung
des HSβCD.
Im Vergleich dazu erzeugte 7SβCD
ausreichende Trennung für
eine größere Anzahl
von chiralen Paaren (8 neutrale und 8 Amine).
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Eine Beobachtung aus den Elektropherogrammen
der neutralen Racemate, wenn HSβCD
verwendet wurde, war, daß die
Migrationszeiten im allgemeinen kleiner als die entsprechenden Zeiten
für die 7SβCD-Trennungen
waren. Dies legt nahe, daß die
Komplexierungs-Gleichgewichtskonstante zwischen dem 7SβCD und den
meisten neutralen Verbindungen höher
als die entsprechenden Werte für
HSβCD ist.
Diese höhere
Affinität
ist vermutlich der Hauptgrund, daß 7SβCD schlechte Trennungen für eine Mehrheit
von getesteten neutralen Verbindungen erzeugte, d. h. die Komplexbildung
ist für
beide Enantiomere zu stark, was zu keiner chiralen Unterscheidung
führt.
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Für
die chiralen Amine wurde der entgegengesetzte Verlauf beobachtet.
Die Migrationszeiten, die durch HSβCD erzeugt wurden, waren fast
alle kürzer
als die, die unter Verwendung des 7SβCD erhalten wurden. Ein Grund
für dieses
Ergebnis ist, daß der
höhere
Sulfatierungsgrad des HSβCD
höhere
elektrophoretische Mobilitäten
zur Anode hin aufgrund von mehr negativen Ladungen erzeugt. Es ist
wahrscheinlich, daß die
erhöhten
negativen Ladungen ebenfalls höhere
elektrostatische Anziehung zwischen dem Cyclodextrin mit Sulfatanteil
und den protonierten Aminen erzeugten. Im Gegensatz zu neutralen
Analyten, bei denen höhere Komplexierungskonstanten
niedrigere Auflösung
zu produzieren scheinen, erzeugte die scheinbar höhere Affinität von Beckman's HSβCD für Amine
eine größere Anzahl
erfolgreicher chiraler Amintrennungen als das 7SβCD.
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Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede
in dem Auflösungsvermögen unter
den verschiedenen geladenen CD's.
Die CD's mit einem
durchschnittlichen Sulfatierungsgrad von mehr als 7 zeigten wesentlich
bessere chirale Auflösung
mit einem größeren Bereich
von molekularen Arten (siehe Tabelle 2A und 2B). In dieser Hinsicht
läßt sich
das HSβCD,
das unter Verwendung der hierin beschriebenen einfachen Ein-Schritt-Synthese mit
hoher Ausbeute hergestellt wurde, günstig mit jedem der verschiedenen
getesteten Cyclodextrine mit Sulfatanteil vergleichen.
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Beispiel 4
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Wirkung von verschiedenen
Synthesechargen auf die Reproduzierbarkeit der CE-Trennung
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Ein weiteres wichtiges Kriterium
für einen
chiralen Selektor ist die Reproduzierbarkeit der Leistung unter
verschiedenen Synthesechargen. Da von der direkten Sulfatierung
von drei verschiedenen Arten von Hydroxylgruppen (2-, 3- und 6-Positionen
an jeder Glucoseeinheit) erwartet wurde, eine zufälligere
Substitution als die Fünf-Schritt-Synthese
der 7SβCD-Verbindung
zu erzeugen, war die Veränderung
innerhalb verschiedener Chargen von HSCD eine Möglichkeit, die berücksichtigt
werden mußte.
Hinsichtlich dessen wurden die fünf
verschiedenen Chargen von HSCD (GS4747-65, GS4747-70, GS4747-82,
GS4747-85 und GS4747-90), die aus den fünf Synthesen resultieren, hinsichtlich
der Trennung von 5-(4-Methylphenyl)-5-phenylhydantoin-, α-Methyl-α-phenylsuccinimid- und Thalidomid-Racematen
getestet. Die Ergebnisse in Tabelle 3 zeigen, daß die Reproduzierbarkeit in
der Migrationszeit und die Auflösung
für vier
der synthetischen Chargen sehr gut ist. Nur Charge 85 unterschied
sich etwas von den anderen, die schnellere Migration und niedrigere
Auflösung erzeugten.
Diese Ergebnisse zeigen, daß wiederholte
Synthesen unter Verwendung der einfachen Verfahrensweise der direkten
Sulfatierung von ungeschützten β-HSCD ein
konsistentes Produkt mit reproduzierbarer besonders guter Leistung
als chiralen Selektor für
CE ergibt.
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Tabelle
3: Reproduzierbarkeit der Auflösung
unter verschiedenen β-HSCD-Chargen
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Beispiel 5
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Chirale Trennungen unter Verwendung
von α-, β- und γ-Cyclodextrinen
mit hohem Sulfatanteil Dieses Beispiel zeigt, daß der Bereich von chiralen
Verbindungen, die getrennt werden können, durch das Einschließen von α- und γ-Cyclodextrinen
mit hohem Sulfatanteil (HSαCD
bzw. HSγCD)
in die CE-basierenden chiralen Trennungen erweitert wird. Die Ergebnisse
in Tabelle 4 zeigen, daß sich
die Trennungen, die durch drei verschiedene HSCDs erzeugt wurden,
gegenseitig ergänzen,
um eine breite Vielzahl an neutralen und basischen Arzneimitteln
abzudecken. Es wurde herausgefunden, das HSγCD beim Trennen von Enantiomeren
von pharmazeutisch wichtigen Phenethylaminen besonders wirksam ist.
Beispiele der chiralen CE-Analyse von Amphetamin und Thalidomid
werden in den 5 bzw.
6 dargestellt. Die optimale Auflösung
für Amphetamin
(R = 21,68) wurde unter Verwendung von HSγCD erhalten, wobei HSβCD die beste
Trennung von Thalidomid (R = 3,37) ergab.
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Tabelle
4. Auflösung
von racemischen Verbindungen mit α-, β- und γ-Cyclodextrinen
mit Sulfatanteil (5% in TEA-Phosphat pH 3,0)
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Obwohl die vorliegende Erfindung
in beträchtlichen
Einzelheiten in Bezug auf bestimmte bevorzugte Versionen davon beschrieben
worden ist, sind weitere Versionen möglich. Beispielsweise können Cyclodextrine
mit anderen negativ geladenen Bestandteilen, wie Phosphat, oder
einem positiv geladenen Bestandteil, wie ein quartäres Amin,
modifiziert werden. Außerdem
können
CE-Trennungen unter Ver wendung verschiedener Puffer oder pH-Bedingungen
durchgeführt
werden, um die Auflösung
der geladenen CD-Komplexe zu verbessern. Daher sollte der Umfang
der anhängenden
Ansprüche
nicht auf die Beschreibung der hierin enthaltenden bevorzugten Versionen
begrenzt werden.