-
1. EINFÜHRUNG
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Element zur Implantierung von
Produzentenzellen in das Säugergehirn.
Die Produzentenzellen werden gentechnisch mit einem retroviral basierten
rekombinanten Vektor verändert,
der einen tumorizidalen Faktor oder Anfälligkeitsfaktor codiert, der
den Tumorzellen eine Empfänglichkeit
für chemotherapeutische
oder radiotherapeutische Mittel verleiht. Vor der Transplantation
in das Säugergehirn
werden die Produzentenzellen zunächst
in vitro an einer Trägermatrix
kultiviert, um die langfristige Lebensfähigkeit der transplantierten
Zellen zu erhöhen
und einen langfristigen funktionalen Nutzen zu bieten.
-
2. HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
-
Gehirntumore
stellen die Hauptursache von Krebstodesfällen bei Menschen unter 35
Jahren dar. Das Auftreten von Tumoren des zentralen Nervensystems
ist mehr als doppelt so hoch wie das der Hodgkin-Krankheit, mehr
als die Hälfte
dessen von Melanom, und bei Frauen ist die Häufigkeit der durch Tumoren
des zentralen Nervensystems verursachten Mortalität nahezu
gleich der, die durch Eierstockkrebs hervorgerufen wird. Bei Kindern
stellen Gehirntumoren den häufigsten
festen Tumor dar und kommen an zweiter Stelle lediglich nach Leukämie als
einer Gesamtursache von Krebs bei Kindern. (Dale, D.C. und Federman,
D.D., 1995, Scientific American Medicine, Scientific American, Inc.,
New York, Kapitel 7). Die meisten Gehirntumoren sind inoperabel;
und selbst bei jenen Gehirntumoren, die operabel sind, ist der chirurgische
Eingriff extrem schwierig und führt häufig zu
neurologischen Störungen.
-
Die
in vivo-Anwendung der durch einen retroviralen Vektor vermittelten
Gentherapie ist auf die Behandlung von Gehirntumoren angewendet
werden (Oldfield et al., 1993, Hum. Gene Ther.; 4:39–69; Culver
et al., 1992 Science 256:1550–2).
Die möglicherweise
am breitesten untersuchte Anwendung der Gentherapie nützt Retroviren
aus, die gentechnisch verändert
werden, um Proteine zu exprimieren, die eine relativ nicht-toxische
Prodrug aktivieren, um ein hochgradig toxisches Agens zu bilden.
Zum Beispiel sind retrovirale Produzentenzellen, die Anfälligkeitsfaktoren
exprimieren, in das Gehirngewebe von Patienten transplantiert worden,
um die Tumorzellen abzutöten
(Barba, D. et al., WO 93/04167). Eine spezielle Anwendung des Systems
nützt das
Thymidinkinase-Gen des Herpes simplex-Virus aus, welches eine Empfindlichkeit
gegenüber
antiviralen Wirkstoffen wie Ganciclovir und Acyclovir verleiht (Barba
et al., WO 93/04167; Moolten, F. L. et al., 1986, Cancer Research
46:5276–5281).
Das HSV-TK-Genprodukt katalysiert die Phosphorylierung einer Anzahl
von Nukleosid-Analoga, die schlechte Substrate für die TK der Säugerzellen
sind. Zum Beispiel weist der Antiherpes-Wirkstoff Acyclovir eine
minimale Toxizität gegenüber Zellen
auf, denen die HSV-TK-Aktivität fehlt,
wird aber in Zellen, die HSV-TK exprimieren, zu einer toxischen
Form aktiviert, die zur Hemmung der DNA-Synthese fähig ist
und von der gezeigt worden ist, dass sie eine selektive Zytotoxizität gegenüber Zellen
aufweist, die das HSV-TK-Gen exprimieren.
-
Eine
Sorge in Verbindung mit der Anwendung der durch einen retroviralen
Vektor vermittelten Gentherapie ist die, dass die implantierten
Produzentenzellen möglicherweise
nicht fortgesetzt überleben und/oder
die therapeutischen Gene für
die Zeiträume exprimieren
könnten,
die zur Erzielung des maximalen therapeutischen Nutzens benötigt werden.
Es ist allgemein bekannt, dass Zellen, die direkt in das Gehirn
implantiert werden, innerhalb eines Zeitraums von etwa 2 bis 4 Wochen
absterben (siehe zum Beispiel Itukura, T. et al., 1988, J. Neurosurg. 68:955–959). In
einigen Fällen
ist vom Heften der Zellen an Mikroträger vor der Implantation in
vivo gezeigt worden, dass es die langfristige Lebensfähigkeit
der transplantierten Zellen erhöht
(Cherskey et al.; WO 9206702), doch ist diese Methode bis heute nicht
erfolgreich auf retrovirale Produzentenzelllinien angewendet worden.
-
3. ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Elemente zum Übertragen von Genen, die einen
tumorizidalen Faktor oder Anfälligkeitsfaktor
codieren, auf Gehirntumorzellen. Das Element umfasst das Implantieren von
Produzentenzellen, die mit einem retroviral basierten rekombinanten
Vektor gentechisch hergestellt sind, der einen tumorizidalen Faktor
oder Anfälligkeitsfaktor
codiert, in das Säugergehirn.
Die gentechnisch veränderten
Produzentenzellen erzeugen infektiöse retrovirale Partikel, die
zum Infizieren der benachbarten Gehirntumorzellen fähig sind
und dabei die Tumorzellen empfindlich gegenüber chemotherapeutischen oder
radiotherapeutischen Agenzien machen. Da das Gentransfersystem mit
dem retroviralen Vektor eine proliferierende Zielzelle für die Integration
und Genexpression im Gehirn erfordert, weist die Anwendung dieses
Systems auf Gehirntumoren den Vorteil auf, dass die Retroviren auf
die proliferierenden Zellen des Gehirntumors gezielt werden, während die
normalen nicht-proliferierenden Gehirnzellen uninfiziert bleiben.
-
Eine
Anzahl von Genen, die tumorizidale oder Anfälligkeitsfaktoren codieren,
kann bei der Ausführung
der Erfindung verwendet werden. Solche Gene codieren Enzyme, die
eine relativ nicht-toxische Prodrug zu einem hochgradig toxischen
Agens umwandeln können.
Zellen, die gentechnisch verändert
worden sind, um solche Gene zu exprimieren, begehen im Wesentlichen
einen metabolischen Selbstmord in Gegenwart der entsprechenden Prodrug.
-
Bei
einer Ausführungsform
der Erfindung kann das Herpes simplex-Thymidinkinase (HSV-TK)-Gen
in die rekombinanten retroviralen Vektoren eingebaut werden. Jegliche
Zellen, die anschließend
mit den rekombinanten Retroviren infiziert werden, und die das HSV-TK-Gen
exprimieren, würden
gegenüber
chemotherapeutischen Agenzien wie Acyclovir und Ganciclovir empfindlich
werden. Bei einer anderen Ausführungsform
der Erfindung kann das Cytosindeaminase (CD)-Gen in rekombinante
retrovirale Vektoren eingebaut werden. Zellen, die das CD-Gen exprimieren,
metabolisieren die relativ nicht-toxische Prodrug 5-Fluorocytosin
zu dem hochgradig toxischen 5-Fluorouracil (Mullen, CA et al., 1994,
Cancer Res. 54.1503–6).
-
Die
vorliegende Erfindung umfasst ferner das Kultivieren der Produzentenzellen
in vitro an einer Trägermatrix
vor der Implantation in das Säugergehirn.
Die vorherige Anheftung der Zellen an Mikroträger vor der Implantation in
das Gehirn ist so designed, dass sie die langfristige Lebensfähigkeit
der transplantierten Zellen erhöht
und einen langfristigen funktionalen Nutzen bietet.
-
Die
Erfindung basiert zum Teil auf dem Nachweis, dass die vorherige
Anheftung der Produzentenzellen an Mikroträger vor der Transplantation
in das Säugergehirn
die Lebensfähigkeit
der transplantierten Zellen erhöht.
Bei einer speziellen, hierin beschriebenen Ausführungsform wurden Produzentenzellen
in das Gehirn von Ratten transplantiert. Die transplantierten Produzentenzellen
erzeugen infektiöse
Retroviruspartikel, die gentechnisch verändert worden sind, um das Alkalische
Phosphatase-Gen zu exprimieren. Die Ergebnisse weisen die erfolgreiche
langfristige Expression des Alkalische Phosphatase-Gens im Gehirn
der transplantierten Tiere nach.
-
4. BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
-
1.
Mikroskopische Schnitt aus den Gehirnen von Ratten, implantiert
mit nicht-transfizierten Zellen
auf Mikroträger-Kügelchen
(20-fache Vergrößerung).
Wenig oder keine Färbung
ist in der Umgebung der Kügelchen
erkennbar.
-
2.
Schnitt aus den Gehirnen von Ratten, implantiert mit transfizierten
Zellen, keine Mikroträger (20-fache
Vergrößerung).
Keine Färbung
ist in der Sektion erkennbar.
-
3.
Schnitt aus den Gehirnen von Ratten, 30 Tage vorher mit Zellen implantiert,
die mit Alkalische Phosphatase-Gen-Plasmid auf Mikroträger-Kügelchen
transfiziert sind (10-fache Vergrößerung). Eine hohe Dichte des
dunkel gefärbten
Materials (Zellen) ist erkennbar.
-
5. AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für die Behandlung von Gehirntumoren,
umfassend die Implantation in das Säugergehirn von Produzentenzellen,
die mit einem retroviral basierten rekombinanten Vektor, der einen
tumorizidalen Faktor oder Anfälligkeitsfaktor
codiert, gentechnisch verändert
worden sind. Die Produzentenzellen erzeugen infektiöse retrovirale
Partikel, die zum Infizieren von Gehirntumorzellen fähig sind,
wodurch diese Tumorzellen empfindlich gegenüber chemotherapeutischen Agenzien
gemacht werden. Die langfristige Lebensfähigkeit der Produzentenzellen
kann durch die in vitro-Kultivierung der Produzentenzellen auf einer
Trägermatrix
vor der Implantation erhöht
werden.
-
Insbesondere
ist nachgewiesen worden, dass die DNA von Interesse wirksam und
stabil in "Produzentenzellen" eingeführt werden
kann, die anschließend
auf eine Trägermatrix übertragen
werden, die in ein Säugergehirn
transplantiert oder implantiert werden kann. Die Produzentenzellen
produzieren infektiöse
Retroviruspartikel, die das Gehirngewebe infizieren können, das
in dichter Nähe
zu den implantierten Produzentenzellen lokalisiert ist. Von dem
infizierten Gehirngewebe wurde gezeigt, dass es das Gen von Interesse
bis zu 30 Tage nach der Transplantation exprimiert.
-
5.1. RETROVIRALE VEKTOREN
-
Um
tumorizidale oder Anfälligkeitsfaktoren zu
exprimieren, werden die Nukleotidsequenzen, die für solche
Faktoren codieren, in einen geeigneten retroviralen Expressionsvektor
inseriert. Methoden, die den Fachleuten des Gebiets wohlbekannt
sind, können
zur Konstruktion von rekombinanten retroviralen Vektoren angewendet
werden, die Nukleotid-codierende Sequenzen des tumorizidalen oder
Anfälligkeitsfaktors
enthalten, die mit entsprechenden Transkriptions/Translations-Kontrollsignalen
operativ verknüpft
sind. Die Konstruktion der rekombinanten retroviralen Vektoren,
die die codierenden Sequenzen des tumorizidalen oder Anfälligkeitsfaktors
enthalten, können
unter Anwendung standardmäßiger Ligations-
und Restriktionstechniken generiert werden, die im Fachgebiet gut
verstanden sind. Siehe zum Beispiel die Techniken, beschrieben bei
Sambrook et al., in Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Laboratory, New York, 2. Aufl., 1989, und Auselbel et al.,
1989, Current Protocols in Molecular Biology, Greene Publishing
Associates & Wiley Interscience,
N.Y.
-
Eine
Vielzahl retroviral basierter rekombinanten Vektoren kann von Fachleuten
des Gebiets ebenso gut verwendet werden. Die rekombinanten Vektoren
können
variierende Mengen an retroviralen Sequenzen enthalten, einschließlich retroviraler
Long Terminal Repeats (LTRs), die für die Integration in das Wirtsgenom
erforderlich sind, und Verpackungssignalen (psi), die für die Einkapselung
der rekombinanten RNA-Transkripte
des Provirus in reife Viruspartikel erforderlich sind. Zu besonders
geeigneten retroviralen Vektoren zählen, ohne darauf beschränkt zu sein,
solche, die in den folgenden Literaturstellen beschrieben sind,
von denen jede durch Bezugnahme mitaufgenommen ist: SAX-Vektoren
(Kantoff P.W. et al., 1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83:6563); N2-Vektoren
(D. Armentano et al., 1987, J. Virology 61:1647); LXSNA-Vektoren
(Miller A.D. et al., 1989, Biotechnique 7:980–990); und LASN-Vektoren (Blood 72:876–81).
-
Die
rekombinanten Vektoren können
auch bakterielle Plasmidsequenzen enthalten, die zur Verleihung
einer Resistenz gegenüber
Antibiotika wie Ampic Ilin und Tetracyclin erforderlich sind, und
Sequenzen, die für
die Replikation in Bakterien erforderlich sind. Außerdem können die
rekombinanten Vektoren selektierbare Markergene enthalten, die zum Identifizieren
stabil transfizierter Zellen verwendet werden können. Der selektierbare Marker
in den rekombinanten Vektoren verleiht Resistenz gegenüber der
Selektion und ermöglicht
den Zellen die stabile Integration des rekombinanten retroviralen
Expressionsvektors in ihre Chromosomen. Diese Methode kann in vorteilhafter
Weise zur Identifizierung erfolgreich transifizierter Produzentenzelllinien
angewendet werden, die anschließend
infektiöse
Retroviruspartikel produzieren werden.
-
Eine
Reihe von Selektionssystemen kann verwendet werden, einschließlich, doch
nicht beschränkt
auf Hypoxanthin-Guaninphosphoribosyltransferase (Szybalska & Szybalski, 1962,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 48:2026), und Adeninphosphoribosyltransferase-(Lowy,
et al. 1980, Cell 22:817)-Gene können
in HGPRT- bzw. APRT- Zellen
verwendet werden. Auch kann die Antimetabolit-Resistenz als der
Grundlage der Selektion für
DHFR verwendet werden, welche eine Resistenz gegenüber Methotrexat
verleiht (Wigler, et al., 1980, Natl. Acad. Sci. USA 77:3567; O'Hare, et al., 1981,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78:1527); GPT, welche eine Resistenz
gegenüber
Mycophenolsäure
verleiht (Mulligan & Berg, 1981,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78:2072); neo, welches eine Resistenz
gegenüber
Aminoglykosid G-418 verleiht (Colberre-Garapin, et al., 1981, J.
Mol. Biol. 150:1); und hygro, welches eine Resistenz gegenüber Hygromycin-(Santerre,
et al., 1984, Gene: 30:147)-Genen
verleiht. Vor kurzem sind weitere selektierbare Gene beschrieben
worden, nämlich
trpB, welches den Zellen die Nutzung von Indol anstelle von Tryptophan
erlaubt; hisD, welches den Zellen die Nutzung von Histinol anstelle
von Histidin erlaubt (Hartman & Mulligan,
1988, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85:8047); und ODC (Ornithindecarboxylase), welche
eine Resistenz gegenüber
Ornithin-Decarboxylase-Inhibitor verleiht, 2-(Difluormethyl)-DL-Ornithin,
DFMO (McConlogue L., 1987, in: Current Communications in Molecular
Biology, Cold Spring Harbor Laboratory Hrsg.).
-
Eine
Anzahl tumorizidaler oder Anfälligkeitsfaktoren
kann bei der Ausführung
der Erfindung verwendet werden. Diese Faktoren sind als solche definiert,
die Zellen eine Empfindlichkeit gegenüber chemotherapeutischen Agenzien
verleihen. Bei einer besonderen Ausführungsform der Erfindung wird
das HSV-TK-Gen in einen rekombinanten retroviralen Vektor eingeführt. Die
HSV-TK-Codierungsregion kann von einer Vielzahl von öffentlich
verfügbaren Klonen
abgeleitet sein (Wigler et al., 1977, Cell 11:223). Die Infektion
der Tumorzellen mit solchen retroviralen Vektoren verleiht diesen
Zellen eine Empfindlichkeit gegenüber Wirkstoffen wie Acyclovir
und Ganciclovir.
-
Gemäß der Erfindung
können
Nukleotidsequenzen, die tumorizidale oder Anfälligkeitsfaktoren codieren,
mit retroviralen LTR-Promotor-Enhancer-Signalen operativ verknüpft werden.
Eine operative Verknüpfung
ist eine solche, in der die LTR-Promotor/Enhancer-Sequenzen
und das tumorizidale oder Anfälligkeitsgen
in solcher Weise assoziiert sind, dass die Genexpression ermöglicht wird.
Alternativ können
ebenso gut andere Promotor/Enhancer-Sequenzen durch Fachleute des
Gebiets genützt werden,
um für
die Transkription der inserierten Sequenzen zu sorgen.
-
Zum
Beispiel können
Promotor/Enhancer-Elemente, die aus dem Genom von Säugerzellen isoliert
sind, von Viren, die für
das Wachstum in Säugerzellen
permissiv sind, oder die durch rekombinante DNA- oder Synthesetechniken
erzeugt sind, verwendet werden, um für die Transkription des Gens
zu sorgen, das den tumorizidalen oder Anfälligkeitsfaktor codiert. Jegliches
aus einer Anzahl geeigneter Promotor/Enhancer-Elemente, einschließlich konstitutiver
und induzierbarer Promotoren, kann in den Expressionsvektoren verwendet
werden.
-
Spezifische,
für eine
effiziente Translation des inserierten Gens erforderliche Initiationssignale können ebenso
in den retroviralen Expressionsvektoren aufgenommen werden. Diese
exogenen Translationskontrollsequenzen, die ein ATG-Initiationscodon und
angrenzende Sequenzen umfassen können, können von
einem vielfältigen
Ursprung sein, also sowohl natürlich
als auch synthetisch. In Fällen,
in denen das gesamte tumorizidale oder Anfälligkeitsgen, einschließlich seines
eigenen Initiationscodons und angrenzenden Sequenzen, in den entsprechenden Expressionsvektor
inseriert wird, brauchen keine zusätzlichen Translationssignale
erforderlich zu sein. In Fällen
allerdings, bei denen lediglich ein Abschnitt der tumorizidalen
oder Anfälligkeits-codierenden
Sequenz inseriert wird, müssen
exogene Translations-Kontrollsignale,
einschließlich
des ATG-Initiationscodons, in Phase mit dem Leserahmen der tumorizidalen
oder Anfälligkeits-codierenden
Sequenz sein, um die Translation des gesamten Inserts zu gewährleisten.
Die Effizienz der Expression kann durch die Aufnahme geeigneter
Transkriptions-Enhancerelemente, Transkriptionsterminatoren etc.
erhöht
werden (siehe Bitter et al., 1987, Methods in Enzymol. 153:516–544).
-
In
einer spezifischen, hierin beschriebenen Ausführungsform wurden die Produzentenzellen
mit einem retroviralen Vektor transfiziert, der gentechnisch so
konstruiert worden ist, dass er das Alkalische Phosphatase codierende
Gen, unter der Kontrolle des Vektor-LTR und der G418-Resistenz und gesteuert über den
SV40-Promotor, enthält.
Die transfizierten Produzentenzellen wurden an Collagen-beschichtete
Dextran-Mikroträger
gebunden, gefolgt durch die Transplantation in das Rattengehirn.
Histologische Studien, die 30 Tage nach der Implantation vorgenommen
wurden, zeigten die langfristige Expression des Alkalische Phosphatase-Gens
in retroviral infizierten Zellen.
-
Obschon
rekombinante retrovirale Vektoren die bevorzugten Vektoren zur Verwendung
bei dem Verfahren der vorliegenden Erfindung sind, können auch
andere virale Vektoren zum Exprimieren der tumorizidalen oder Anfälligkeits-Gene
verwendet werden. Zum Beispiel können
Adenovirus, Adeno-assoziiertes Virus, Epstein-Barr-Virus, Papilloma-Virus, Vaccinia-Virus,
Herpes-Virus und weitere humane und animale Viren zur Expression
von tumorizidalen oder Anfälligkeitsfaktoren
in Zellen verwendet werden, die in das Säugergehirn transplantiert werden sollen.
In Fällen
beispielsweise, bei denen ein Adenovirus als ein Expressionsvektor
verwendet wird, kann die tumorizidale oder Anfälligkeitsfaktor-codierende
Sequenz an einen Adenovirus-Transkriptions/Translations-Kontrollkomplex,
z.B. den späte Promotoren
und die Tripartit-Leader-Sequenz, ligiert werden. Dieses chimäre Gen kann
dann in das Adenovirus-Genom durch in vitro- oder in vivo-Rekombination
eingeführt
werden. Die Insertion in eine nicht-essenzielle Region des viralen
Genoms (z.B. Region E1 und E3) wird zu einem rekombinanten Virus
führen,
das lebensfähig
und zum Exprimieren tumorizidaler oder Anfälligkeitsgene in infizierten
Wirtszellen fähig
ist (z.B. siehe Logan & Shenk,
1984, Proc. Natl. Acad. Sci. (USA) 81:3655–3659).
-
5.2. VERPACKUNGSZELLLINIEN
-
Um übertragbare
Retroviruspartikel zu erzeugen, werden die rekombinanten retroviralen
Expressionsvektoren in stabile "Produzenten"-Zelllinien transfiziert.
Produzentenzelllinien enthalten ein stabil integriertes Provirus,
das alle der retroviralen Funktionen exprimiert, die in trans zur
Verpackung der viralen Transkripte in reife Viruspartikel erforderlich
sind. Zu diesen zählen
die gruppenspezifisches Antigen (gag), Envelope (env) und Polymerase
(pol)-Gene. Das gag-Gen codiert die inneren Struktur-(Nukleocapsid)-Proteine;
das pol-Gen codiert die RNA-gerichtete DNA-Polymerase (Reverse Transkriptase); und
das env-Gen codiert virale Hüllglykoproteine.
Ein wesentliches Merkmal des stabil integrierten Provirus ist das
Fehlen von Verpackungssequenzen (den psi-Sequenzen), die normalerweise
die erforderlichen Signale in cis zur Verpackung der virale Transkripten
liefern. Daher sind Transkripte, die aus der Expression des Provirus
entstehen, nicht in virale Partikel verpackt, sondern liefern vielmehr
in trans die Genprodukte, die für
die Verpackung der viralen Partikel erforderlich sind.
-
Da
retrovirale Vektoren die Zellteilung und DNA-Synthese für eine effiziente
Infektion, Integration und Genexpression erfordern, sind die "Produzenten"-Zellen vorzugsweise
aktiv wachsende Zellen. Solche Produzentenzellen können Fibroblasten, Neuronen,
Gliazellen, Keratinozyten, Hepatozyten oder jegliche andere Säugerzelle
umfassen, die unter Anwendung der Verfahren der vorliegenden Erfindung
transfizierbar und implantierbar sind.
-
Eine
Vielzahl von Produzentenzelllinien kann zur Anwendung bei dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden. Zum Beispiel können bereits
bestehende retrovirale Produzentenzelllinien in der Ausführung der
Erfindung verwendet werden. Zu solchen Zelllinien können die
BOSC23-(Pear, W.S. et al., 1993, Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 90:8392–8396),
Psi2-(Cone, R.D. et al., 1984, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 81:6349–6353),
Psi am-(Hartley, J.W. et al., 1976, Journal of Virology 19:19–25)-Zelllinie
oder jegliche andere funktional äquivalente
Produzentenzelllinie zählen,
die Genprodukte in trans ergeben, die für die virale Verpackung erforderlich
sind.
-
Alternativ
können
weitere neuartige Produzentenzelllinien generiert werden. Um weitere
Produzentenzelllinien zu schaffen, werden retrovirale Vektoren,
die alle der Proteine synthetisieren, die in trans für den viralen
Zusammenbau erforderlich sind, in aktiv wachsende Zellen transfiziert.
Eine Vielfalt von Transfektionstechniken, die den Fachleuten des
Gebiets wohlbekannt sind, kann zum Übertragen der retroviralen
Expressionsvektoren in Produzentenzelllinien genützt werden. Zu diesen Techniken
zählen
die Calciumphosphat-DNA-Präzipitation,
die DEAE-Dextran-Transfektion, die Elektroporation oder der Liposomen-vermittelte
DNA-Transfer.
-
Die
Produzentenzellen werden anschließend mit den rekombinanten
retroviralen Vektoren transfiziert, die die tumorizidalen oder Anfälligkeitsgene und,
wahlweise, die DNA, die für
einen selektierbaren Marker codiert, enthalten. In Fällen, bei
denen die rekombinanten Vektoren einen selektierbaren Marker enthalten,
kann eine Selektion für
transfizierte Zellen vor der Implantation durchgeführt werden.
-
5.3 IN VITRO-KULTIVIERUNG
VON VERPACKUNGSZELLLINIEN
-
Um
die langfristige Lebensfähigkeit
der transplantierten Produzentenzellen zu erhöhen, wurden die Produzentenzellen
zunächst
in vitro an eine Trägermatrix
gebunden. Zu Materialien, aus denen sich die Trägermatrix zusammensetzen kann,
zählen solche
Materialien, an denen Zellen nach einer in vitro-Inkubation haften,
oder an denen Zellen wachsen können,
und die in das Säugergehirn
implantiert werden können,
ohne eine toxische Reaktion oder eine entzündliche Reaktion hervorzurufen,
die die implantierten Zellen zerstören oder anderweitig ihre biologische
oder therapeutische Aktivität
beeinträchtigen könnte. Solche
Materialien können
synthetische oder natürliche
chemische Substanzen oder Substanzen mit einem biologischen Ursprung
sein. Zu den Matrixmaterialien zählen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Glas und andere Siliziumoxide, Polystyrol, Polypropylen,
Polyethylen, Polyvinylidenfluorid, Polyurethan, Polyalginat, Polysulfon,
Polyvinylalkohol, Acrylonitril-Polymere, Polyacrylamid, Polycarbonat,
Polypenten, Nylon, Amylasen, Gelatine, Collagen, natürliche und
modifizierte Polysaccharide, einschließlich Dextranen und Cellulosen
(z.B. Nitrocellulose), Agar und Magnetit. Es können entweder resorbierbare
oder nicht-resorbierbare
Materialien verwendet werden. Ebenso umfasst sind extrazelluläre Matrixmaterialien,
die im Fachgebiet wohlbekannt sind. Extrazelluläre Matrixmaterialien können kommerziell
erhalten werden oder durch Züchten
von Zellen präpariert werden,
die eine solche Matrix sekretieren, Entfernen der sekretierenden
Zellen und Ermöglichen,
dass die zu transplantierenden Zellen mit der Matrix interagieren
und daran haften. Das Matrixmaterial, an dem die zu implantierenden
Zellen wachsen, oder mit dem die Zellen gemischt werden, kann ein
innewohnendes Produkt der implantierten Produzentenzellen selbst sein.
So kann das Matrixmaterial beispielsweise ein extrazelluläres Matrix-
oder Basalmembranmaterial sein, welches durch die zu implantierenden
Produzentenzellen produziert oder sekretiert wird.
-
Um
die Zellhaftung, das Überleben
und die Funktion zu verbessern, kann die feste Matrix wahlweise
an ihrer äußeren Oberfläche mit
im Fachgebiet bekannten Fakto ren beschichtet sein, um die Zellhaftung,
das Wachstum oder Überleben
zu fördern.
Zu solchen Faktoren zählen
Zelladhäsionsmoleküle, extrazelluläre Matrix,
wie zum Beispiel Fibronektin, Laminin, Collagen, Elastin, Glykosaminoglykane,
oder Proteoglykane oder Wachstumsfaktoren, wie zum Beispiel Nervenwachstumsfaktor
(NGF). Wird alternativ die feste Matrix, an die die implantierten
Zellen geheftet sind, aus porösem
Material konstruiert, so kann der wachstums- oder überlebensfördernde
Faktor oder Faktoren in das Matrixmaterial aufgenommen werden, aus
dem er/sie nach der Implantation in vivo langsam freigesetzt werden
würde.
-
Wenn
an den Träger
gemäß der vorliegenden
Erfindung gebunden, so befinden sich die für die Transplantation verwendeten
Zellen allgemein an der "äußeren Oberfläche" des Trägers. Der
Träger
kann fest oder porös
sein. Allerdings sind die Zellen selbst in einem porösen Träger in direktem
Kontakt mit der Außenumgebung
ohne eine dazwischenliegende Membran oder andere Barriere. Somit
werden die Zellen gemäß der vorliegenden
Erfindung als an der "äußeren Oberfläche" des Trägers befindlich
erachtet, obschon die Oberfläche,
an der sie haften, in Form von Innenfaltungen oder Windungen des
porösen
Trägermaterials
vorliegen kann, die sich nicht an der Außenseite der Partikel oder
Kügelchen
selbst befinden.
-
Die
Konfiguration des Trägers
ist vorzugsweise kugelförmig,
wie bei einem Kügelchen,
kann aber auch zylindrisch, elliptisch, eine Flachschicht oder ein
Streifen, in Nadel- oder Keilform und ähnliches sein. Eine bevorzugte
Form der Trägermatrix
ist die eines Glaskügelchens.
Ein anderes bevorzugtes Kügelchen
ist ein Polystyrolkügelchen.
Die Kügelchengrößen können im
Bereich von etwa 10 μm
bis 1 cm im Durchmesser, vorzugsweise von etwa 90 bis 150 μm, liegen.
Für eine
Beschreibung der verschiedenen Mikroträger-Kügelchen, siehe zum Beispiel Fisher
Biotech Source 87–88,
Fisher Scientific Co., 1987, S. 72–75; Sigma Cell Culture Catalog,
Sigma Chemical Co., St. Louis, 1991, S. 162–163; Ventrex Product Catalog,
Ventrex Laboratories, 1989; diese Literaturnachweise sind hierin
durch Bezugnahme mitaufgenommen. Die Obergrenze der Kügelchengröße wird
durch die Stimulierung durch die Kügelchen von unerwünschten
Wirtsreaktionen, wie etwa einer Gliose, vorgegeben, welche die Funktion
der transplantierten Zellen beeinträchtigen oder eine Schädi gung des
umgebenden Gehirngewebes verursachen können. Diese Grenzen sind durch
einen Fachmann des Gebiets ohne weiteres bestimmbar.
-
5.4 TRANSPLANTIERUNG VON
VERPACKUNGSZELLEN
-
Die
Produzentenzellen, die die tumorizidalen oder Anfälligkeitsgene
exprimieren, werden in vitro gezüchtet
und an eine Trägermatrix
geheftet. Das Verfahren der vorliegenden Erfindung umfasst die Intrazerebral-Implantation
von Produzentenzellen, die das therapeutische Gen von Interesse
enthalten, in den Bereich des Gehirns, der von dem Tumor betroffen
ist. Verfahren für
die Transplantierung von Zellen in das Gehirn sind beschrieben in
Neural Grafting in the Mammalian CNS, 1985, Bjorklund und Stenevi, Hrsg.
und Gage et al., Brain Research, die jeweils hierin durch Bezugnahme
mitaufgenommen sind. Zu den Verfahren für die Transplantierung von
Zellen in das Gehirn zählen:
- 1) Injizieren der Produzentenzellen in das
Wirtsgehirn oder
- 2) Erzeugen einer Höhle
mittels operativer Maßnahmen
zur Einlagerung der Produzentenzellen.
-
Die
Produzentenzellen können
in ausgewählte
Regionen innerhalb des Gehirns in dichte Nähe zu dem Bereich des Gehirntumors
injiziert werden. Die Produzentenzellen werden in einer Spritze aufgezogen
und dem Patienten verabreicht. Mehrfache Injektionen können in
den Bereich des Tumors vorgenommen werden. Alternativ kann eine
Höhle nahe
des Bereichs des Gehirns, der vom Tumor betroffen ist, operativ
hergestellt werden und die Produzentenzellen in diese Höhle eingelagert
werden.
-
Die
Anzahl von Zellen, die zur Erzielung der Zwecke der vorliegenden
Erfindung erforderlich ist, ist in Abhängigkeit von der Größe, Alter,
Gewicht des Patienten und Größe des Gehirntumors
variabel. Die Zahl der Zellen kann von einem Fachmann des Gebiets
ohne übermäßiges Experimentieren
bestimmt werden. Bei einer hierin beschriebenen Ausführungsform
der Erfindung wurden genetisch modifizierte Produzentenzellen in
Bindung an eine Trägermatrix in
die Gehirne von Ratten implantiert. Histologische Untersuchungen
zeigten, dass die Retrovirus-vermittelte Genex pression 30 Tage nach
der Transplantation nachgewiesen werden konnte, was die erfolgreiche
langfristige Expression der Retrovirus-Gene anzeigt.
-
Nachdem
die Erfindung, nun allgemein beschrieben worden ist, wird diese
nun unter Bezugnahme auf die folgenden Beispiele, die als Veranschaulichung
dienen sollen, nicht aber die vorliegende Erfindung einschränken sollen,
außer,
wo spezifiziert, besser verständlich
werden.
-
6. BEISPIEL: LANGFRISTIGE
RETROVIRAL VERMITTELTE GENEXPRESSION IM SÄUGERGEHIRN
-
Der
nachstehende Unterabschnitt beschreibt die Transplantation von Produzentenzellen
in Bindung an eine Trägermatrix
in das Gehirn von Ratten. Die transplantierten Produzentenzellen
produzieren infektiöse
Retroviruspartikel, die gentechnisch verändert worden sind, um das Alkalische
Phosphatase-Gen zu exprimieren. Die Ergebnisse demonstrieren die
erfolgreiche langfristige Expression des Alkalische Phosphatase-Gens
im Gehirn des transplantierten Tiers.
-
6.1. MATERIALIEN UND METHODEN
-
6.1.1. TIERE UND ZELLPRÄPARIERUNG
-
Männliche
Spraque-Dawley-(SD)-Ratten wurden von Taconic Farms (Germantown,
NY) mit einem Gewicht von 120 – 150
g erhalten. Die Bing-Zelllinie stellt ein amphotropes Gegenstück zu der BOSC23-Zelllinie
dar (W. Pear, et al., Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), 90, 8392–8396, 1993),
isoliert aus der 293T (293tsa1609neo) humanen embryonalen Nierenzelllinie
(R.B. DuBridge, et al., Mol. Cell Biol. 7, 379–387, 1987), die retrovirale Überstände produzierte,
die zum Infizieren von NIH3T3-Zellen bei Titern größer als
106/ml nach einer vorübergehenden Transfektion fähig sind.
In der Bing-Zelllinie wurden amphotrope Retrovirus-Konstrukte eingeführt, um Replikationsdefekte
retrovirale Vektoren, wie etwa die LXSN-basierten retroviralen Vektoren,
zu verpacken. Die Zelllinien wurden in Hochglucose-DMEM-Medium,
ergänzt
mit 10 % fötalem
Kälberserum
(Hyclone) und Antibiotika (Penicillin-Streptomycin-Lösung, Sigma)
gehalten.
-
Der
Alkalische Phosphatase-Vektor basiert auf einem retroviralen LNSX-Konstrukt
(A. D. Miller, Human Gene Ther., 1, 5–14, 1990). Er enthält Alkalische
Phosphatasecodierende Gene, unter der Kontrolle des Vektor-LTR und
der G418-Resistenz und gesteuert über den SV40-Promotor.
-
Um
die Transfektion durchzuführen,
wurden 107 Bing-Zellen, ausplattiert auf
einer p100-Petrischale, mit 10 μg
des Alkalische Phosphatase-Plasmids (gereinigt an einer Quiagen
Maxi-prep-Säule gemäß den Anleitungen
des Herstellers) unter Anwendung des standardmäßigen Calcium-Phosphat-Transfektionsprotokolls
transfiziert (J. Sambrook, et al., Molecular Cloning, 2. Aufl.).
-
Zweiundsiebzig
Stunden nach Transfektion wurden die Zellen geerntet, in fötales Kälberserum mit
10 % DMSO (Sigma) aufgeteilt und bei –70°C für eine Langzeitlagerung platziert.
Ein Anteil der transfizierten Zellen wurde auf Glasträger übertragen,
mit 2 % Paraformaldehyd fixiert und für 1 Stunde mit Nitro Blue Tetrazolium
(Sigma) bei pH 8,5 angefärbt.
Eine positive Färbung
für Alkalische
Phosphatase wurde bei 30 % der Bing-Zellen, die mit dem Alkalische Phosphatase-Vektor
transfiziert waren, beobachtet; keine spezifische Färbung wurde
in den uninfizierten Kontroll-Bing-Zellen beobachtet.
-
6.1.2. HEFTUNG DER ZELLEN
AN MIKROTRÄGER
-
Vor
der Heftung an Mikroträger
wurden die Zellen dreimal in PC-1 (Hycor), einem serumfreien Medium,
gewaschen und in PC-1 resuspendiert. Collagen-beschichtete Dextran-Mikrokügelchen
(Cytodex® 3,
100–200 μm) wurden
durch Platzieren der Kügelchen
in 10 ml sterilem destilliertem Wasser pro 1 Gramm Kügelchen
und Erhitzen auf 121 °C
für 15 min.
sterilisiert. Die Lösung
durfte sich auf Raumtemperatur abkühlen und das Wasser wurde weggegossen.
Die Mikrokügelchen
wurden dann in ein kleines Volumen des Kulturmediums suspendiert
und für
30 min. stehen gelassen. Das Medium wurde entfernt, und die Kügelchen
(etwa 0,21 g) wurden dem zu vor beschriebenen Zellpräprarat zugegeben.
Das resultierende Gemisch wurde für 2 Stunden geschüttelt, und
weitere 4 ml an PC-1 wurden zugegeben. Der Kulturkolben wurde dann
unter periodischem Mischen über
Nacht inkubiert, um den Zellen das Haften an den Mikrokügelchen
zu ermöglichen.
Nach der Inkubation und vor der Implantation wurde eine Teilmenge
entnommen und mit Trypan Blau umgesetzt, um die Zelllebensfähigkeit
zu bestimmen, und die Anzahl von Zellen, die an den Mikrokügelchen
haftete, wurde durch mikroskopische Untersuchung bestimmt. Diese
Verfahrensweise führte
zur Bindung von etwa 5 bis 7 Zellen an jeden Mikroträger bei
einer Zelllebensfähigkeit
von 95 % oder besser.
-
6.1.3. VERABREICHUNG DER
ZELLEN
-
Die
Tiere wurden unter Verwendung von Natriumpentobarbital (40 mg/kg,
ip) anästhesiert,
und die Operation wurde unter aseptischen Bedingungen vorgenommen.
Die Zellen wurden in die Caudat/Putamen-Region des Gehirns unter
Anwendung einer stereotaktischen Injektion injiziert. Vier Gruppen
von jeweils drei Tieren wurden implantiert mit 1) nicht-transfizierten
Zellen alleine, 2) nicht-transfizierten Zellen an Mikroträgern, 3)
transfizierten Zellen alleine, und 4) transfizierten Zellen an Mikroträgern. Das
Implantat wurde (nach Korrektur) bei 1,5 mm vor dem Bregma, 2,0
mm seitlich und 5,0 mm unterhalb der Oberfläche der Dura platziert. Der
Kieferknochen befand sich bei –3,3
mm. Die stereotaktischen Koordinaten wurden für jedes einzelne Tier unter
Verwendung der Position direkt über
dem Bregma als den Nullwert-Koordinaten
korrigiert. Die dorsal-ventralen Werte waren von der Oberfläche der
Dura mater aus bemessen. Sobald die Nadel korrekt platziert war, wurden
die Zellen bei einer Rate von 1 μl/min.
injiziert, bis ein Endvolumen von 5 μl injiziert worden war. Ein
dicht sitzendes Stilett wurde in die Bohrung der Nadel eingeführt, um
restliche Kügelchen
durchzudrücken,
die an der Nadel haften geblieben sein konnten. Die Operationsstelle
wurde unter Verwendung von Clay-Adams 9 mm-Wundklammern geschlossen.
-
6.1.4. HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNG
-
Die
Ratten wurden mit Natriumpentobarbital, 60 mg/kg i.p., anästhesiert
und die Tiere mit 400 ml heparinisierter Phosphat-gepufferter Salzlösung perfundiert,
gefolgt von einer Perfussion mit 400 ml an 1 % Glutaraldehyd/4 %
Paraformaldehyd/0,1 M Na-Phosphat, pH 7,2. Die Gehirne wurden entfernt und
in 30 % Sucrose in PBS eingebracht, und gefrorene Schnitte von 28 μm oder 50 μm wurden
präpariert.
Die Schnitte wurden in nummerierte Reagenzröhrchen übertragen, die PBS enthielten,
auf Gelatine-beschichtete Träger
platziert und für
Alkalische Phosphatase durch Reaktion für 30 Minuten bei Raumtemperatur
mit 5-Bromo-4-chloro-3-indolylphosphat/Iodonitrotetrazolium (BCIP/INT)
(Biomedia, Foster City, CA) angefärbt, was ein braunes Reaktionsprodukt
erbrachte. Eine routinemäßige Histologie
wurde an 10 μm-Paraffinsschnitten,
angefärbt mit
Hämatoxylin
und Eosin, vorgenommen.
-
6.2. ERGEBNISSE
-
Die
Tiere wurden 30 Tage nach der Implantation geopfert und histologische
Untersuchungen wurden vorgenommen. 1–3 veranschaulichen die
in diesen Studien erhaltenen Ergebnisse.
-
Schnitte
aus den Gehirnen der Ratten, die mit nicht-transfizierten Zellen
ohne Mikroträger
implantiert waren, zeigten kein BCIP/INT-positives Material. Schnitte,
die an der Transplantatstelle entnommen waren, der Gehirne von Ratten,
denen transfizierte Zellen verabreicht worden waren, die ohne Mikroträger implantiert
waren, zeigten wenig oder kein BCIP/INT-positives Material (2).
-
Um
die Möglichkeit
auszuschließen,
dass die Mikroträger
selbst ein färbendes
Artefakt produzierten, wurden nicht-transfizierte Zellen, die an
Mikroträgern
implantiert wurden, ebenfalls untersucht. 1 zeigt
einen typischen Schnitt, der an der Implantatstelle entnommen war.
Das Fehlen einer Färbung durch
das Chromogen BCIP/INT zeigt, dass die Cytodex®-Mikroträger nicht
zum in 3 erkennbaren Färbungsmuster beitragen.
-
Wurden
Zellen mit Cytodex®-Mikroträgern implantiert
und die Histologie 30 Tage später
vorgenommen, so zeigte sich ein unterschiedliches Muster. 3 zeigt
einen Schnitt bei 20-facher Vergrößerung aus dem Gehirn einer
Ratte, die 30 Tage vorher mit CaK8p7-Zellen, transfiziert mit Alkalische
Phosphatase-Gen-Plasmid, implantiert worden war. Die Färbung mit
BCIP/INT lässt
zahlreiche Zellen an oder nahe der Kügelchenoberfläche erkennen,
die für
Alkalische Phosphatase positiv sind. Dies steht in scharfem Kontrast
zu Zellen, die ohne die Mikroträger
implantiert sind (2).
-
Die
in diesen Studien erhaltenen Ergebnisse weisen nach, dass die vorherige
Adhäsion
der Zellen an Mikroträger
vor der Implantation die Lebensfähigkeit
der implantierten Zellen erhöht
und das therapeutische Fenster der Gentherapie vergrößert. Bei Anwendung
auf die Produzentenzell-Methodologie sollte diese verlängerte Reaktion
ihre therapeutische Wirksamkeit durch einen erhöhten Gentransfer an das ZNS
maximieren.