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Die
vorliegende Erfindung betrifft Vogelzelllinien und ihre Derivate.
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Die
Etablierung von Vogelzelllinien ausgehend von Organen, die Vogelarten
entnommen wurden, kann nicht spontan erreicht werden, wie es mit bestimmten
Organen, die aus Säugerarten
stammen, der Fall ist.
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Die
einzigen bis jetzt verfügbaren
Zelllinien wurden unter Verwendung der transformierenden Eigenschaften
von bestimmten Geflügelviren
mit oncogenen Eigenschaften, wie die Retroviren der Gruppe Vogelleukosen,
oder das Virus der Marek'schen Krankheit,
oder bestimmter chemischer Moleküle, wie
Methylcholanthren und Diethylnitrosamin, erhalten.
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Diese
Zelllinien weisen größtenteils
einen bedeutenden Transformationscharakter auf, der sie für die Vermehrung
von Impfstoffviren ungeeignet macht.
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Autoren
haben sich für
einen neuen Weg eingesetzt, bestehend aus dem Einbringen in die
Zellen eines Vektors, der keinen oncogenen Charakter aufweist, sondern
in der Lage ist, in diese Zellen ein Gen zu integrieren, das aufgrund
seiner Fähigkeit,
die Immortalisation zu induzieren, ausgewählt wird.
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Die
ersten Versuche wurden mit Hilfe von Vektoren durchgeführt, die
Vogel-Retrovirusgene
integrieren, wie erbA, erbB.
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Die
französische
Patentanmeldung FR-A-2 596 770 schlägt ein Verfahren zur Immortalisierung vor,
wobei eine Kultur von Vogelzellen oder Säugerzellen mit einem Vektor
oder einem System infiziert wird, das für diese Zellen keinen oncogenen
Charakter zeigt, aber in der Lage ist, in diese Zellen ein Gen, ausgewählt aus
v-myb, v-ets und v-erbA, zu integrieren. Geeignete Vektoren können die
Viren AMV, E26 und XJ12 sein, wobei letzteres ein Virus ist, das
von dem AEV-Virus abgeleitet ist, in dem das Gen v-erB, das oncogen
ist, unterdrückt
wurde.
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In
der Praxis erlaubten diese Versuche, ausgehend von Zellen der hämatopoietischen
Linie, etablierte Zelllinien zu erhalten, jedoch ergaben sie nicht die
Resultate, die für
die Hühnerembryo-Zellen
in adhärenter
Kultur erwartet wurden, wie Fibroblasten oder epitheliale Zellen.
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Nicht
transformierte Vogelzelllinien vom myeloblastoiden Typ (Blutzellen)
konnten mit Hilfe des Oncogens myb erhalten werden (internationale
Patentanmeldung WO 91/18971).
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Gleichzeitig
haben Autoren die frühen
Gene t und T des Affenvirus SV40 zur Immortalisierung von Zellen,
die aus verschiedenen Säugergeweben stammen,
vorgeschlagen (D.S. Neufeld et al., Molecular and Cellular Biology,
August 1987, 2794-2802, O. Kellermann und F. Kelly, Differentiation
1986, 32: 74-81 und französische
Patentanmeldung FR-A-2 649 721).
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Die
französische
Patentanmeldung FR-A-2 649 721 schlägt ihrerseits ein Verfahren
zur konditionellen Immortalisierung vor, das für alle Zelltypen und in sämtlichen
Arten anwendbar wäre,
wobei die Aufgabe hier darin besteht, den Nachteil der großen Spezifität der klassischen
Wege (Beschränkung
auf bestimmte Arten und/oder Zelltypen) zu beheben: die Transformation
der Zellen durch ein transformierendes Virus (Adenovirus, Epstein-Barr-Virus,
bestimmte Papovaviren, wie das SV40-Virus oder das Polyoma Virus;
beispielsweise ist angegeben, dass das SV40-Virus nur die Nagerzellen
und die menschlichen Zellen transformiert); Transfektion mit Konstrukten,
die ein transformierendes Gen enthalten, das mit einem viralen Promotor
verknüpft
ist; Transfektion mit einem transformierenden Gen, das mit einem
zellulären
Promotor verknüpft
ist. Die Wahl dieser Patentanmeldung betrifft ein Konstrukt, das
ein DNA-Fragment der regulatorischen Sequenz von Vimentin und ein
DNA-Fragment assoziiert, das ein immortalisierendes Gen codiert,
das das T-Antigen
des SV40-Virus unter der Kontrolle des induzierbaren Promotors des
Vimentins sein kann. Die Vogelarten werden in diesem Dokument nie
erwähnt.
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Bei
den Vogelarten wurde die tatsächliche Verwendung
von solchen viralen Oncogenen noch niemals beschrieben, mit Ausnahme
der Verwendung der 12S-Form
des E1A-Proteins des menschlichen Adenovirus 5, die die Immortalisierung
von epithelioiden Wachtelzellen ermöglichte (Guilhot et al. (1993),
Oncogene 8: 619-624).
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Wider
allen Erwartungen gelang es den Erfindern, unsterbliche und nicht
transformierte Vogelzelllinien zu produzieren.
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Allgemein
haben die Erfinder festgestellt, dass es möglich war, unsterbliche, nicht
transformierte und apoptoseresistente Vogelzelllinien herzustellen,
sogar ausgehend von Geflügelgewebezellen,
d. h., von anderen als den im Blut zirkulierenden Zellen oder den
hämatopoietischen
Zellen.
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Gegenstand
der Erfindung sind demnach immortalisierte, nicht transformierte,
apoptoseresistente Vogelzellen, insbesondere solche, die von Geflügelgeweben
abstammen, d. h., von anderen als Blutzellen oder hämatopoietischen
Zellen, insbesondere Fibroblasten und epitheliale Zellen, beispielsweise von
Embryonen.
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Die
vorliegende Erfindung hat insbesondere eine unsterbliche, nicht
transformierte Vogelzelllinie zum Gegenstand, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus:
- – der Linie TDF-2A bcl-2, hinterlegt
bei der CNCM (Collection Nationale de Cultures de Microorganismes
de I'Institut Pasteur)
unter der Hinterlegungsnummer I-1709,
- – der
Linie TCF-4.10, hinterlegt bei der CNCM unter der Hinterlegungsnummer
I-1710,
- – der
Linie TCF-4.10 bcl-2, hinterlegt bei der CNCM unter der Hinterlegungsnummer
I-1711.
bcl-2 bedeutet, dass die Zellen der Linie das bcl-2-Gen
funktionell integrieren, das ihnen eine Resistenz gegenüber der
Apoptose verleiht (WO-A-93/20200, hier durch Bezugnahme eingeschlossen).
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Natürlich umfasst
die Erfindung die Zellen, die aus diesen Linien hervorgehen. Darunter
muss verstanden werden, dass nicht nur die Zellen umfasst sind,
die bei der CNCM unter den angegebenen Hinterlegungsnummern hinterlegt
sind, sondern auch die Zellen, die die Nachkommenschaft der Vorläufer darstellen,
einerseits diejenigen, die durch einfache Vermehrung erhalten werden
und Mutationen während
der Vermehrung erfahren können,
und andererseits Zellen, die nach beabsichtigten Modifikationen erhalten
werden, die demnach abgeleitete Zellen („Derivate") genannt werden, und natürlich diejenigen,
die die beide Typen von Modifikationen erfahren haben.
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Die
Erfindung umfasst demnach auch abgeleitete Zellen („Derivate"), die durch Modifikationen der
obigen Zellen erhalten werden. Diese Modifikationen können umfassen:
- – Insertion
von einer oder mehreren Expressionskassetten, umfassend jeweils
eine oder mehrere Nucleotidsequenzen, die ein Molekül von industriellem
Interesse codieren, wobei diese Expressionskassetten dazu geeignet
sind, dieses Molekül nach
Insertion in die erfindungsgemäßen Zellen zu
produzieren. Die Technik ist dem Fachmann wohlbekannt. Als Moleküle von industriellem
Interesse können
insbesondere die viralen Untereinheiten von der Art Peptid, Protein,
Glycoprotein, insbesondere zur Verwendung als Impfstoff oder diagnostisches
Reagens, Proteinmoleküle
wie Hormone, etc., genannt werden.
- – Chronische
Infektion durch ein Virus, das dazu geeignet ist, sich in diesen
Zellen zu Zwecken viraler Produktion oder Impfstoffproduktion, mit oder
ohne vorherige Modifikation der Empfindlichkeit gegenüber diesem
Virus, zu vermehren. Die Infektion kann auch nicht chronisch sein,
sondern auf einer zur viralen Vermehrung ausgewählten Zellcharge realisiert
werden.
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(Die
folgenden Modifikationen verstehen sich vorzugsweise in vorteilhafter
Kombination mit den beiden vorherigen Typen).
- – Einbau
von Überlebensgenen
oder Anti-Apoptose-Genen, die andere sind als bcl-2, wie die Gene,
die die Proteine p19E1B des humanen Adenovirus (Rao et al. (1992),
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 7742-7746), LMP-1 (Gregory et al. (1991),
Nature 349: 612-614) und BHRF1 (Pearson et al. (1987), Virology
160: 151-161) des Epstein-Barr-Virus, ICP34.5 des Herpes-simplex-Virus
(Chou und Roizman (1992), Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 3266-3270)
und p35 des Baculovirus (Clem et al. (1991), Science 254: 1388-1390)
codieren, um diese Linien gegenüber
Kulturbedingungen, insbesondere Aufrechterhalten der Konfluenz,
resistenter zu machen.
- – Überexpression
von Genen, die an der Kontrolle des Zellzyklus beteiligt sind, durch
Vektoren, die zur Steigerung der Proliferationsgeschwindigkeit geeignet
sind. In der Tat wurde gezeigt, dass in bestimmten Fällen die Überexpression
von Genen, die Cycline codieren, eine Verkürzung des Zellzyklus und daher
einen Anstieg der Proliferationsgeschwindigkeit zur Folge hatte
(Rosenberg et 995), al. (1Oncogene 10: 1501-1509; Quelle et al.
(1993), Genes and Dev. 7: 1559-1571).
- – Modifikation
des viralen Empfindlichkeitsspektrums der Zelllinien durch Integration
von Genen, die Rezeptoren von Viren von Interesse codieren, im Hinblick
auf ihre Vermehrung. Bezug genommen werden kann auf Säugerarten,
wo die Expression des Rezeptors des Masern-Virus (CD46) durch murine
Zellen, die normalerweise für
das Virus nicht permissiv sind, eine Sensibilisierung dieser Zellen
gegenüber
diesem Virus und die Fähigkeit,
es zu replizieren, zur Folge hat (Naniche et al. (1993), J. Virol.
67: 6025-6032). Das Interesse besteht normalerweise darin, die Zellen
gegenüber
einem Virus empfindlich zu machen, um es in diesen zu produzieren.
- – Integration
von Oncogenen, die zur Beschleunigung des Zellwachstums geeignet
sind.
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Es
versteht sich von selbst, dass die erfindungsgemäßen abgeleiteten Zellen („Derivate") eine oder mehrere
der vorstehend angegebenen Modifikationen einschließen können.
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Die
Erfindung hat außerdem
ein Verfahren zur Herstellung von Molekülen von industriellem Interesse
oder von Viren zum Gegenstand, das die Kultur der vorstehend beschriebenen
Zellen umfasst.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wird insbesondere auf die Produktion
von Molekülen
oder von Viren zur Realisierung diagnostischer Reagenzien oder Impfstoffe
oder auch von Molekülen
von therapeutischem Interesse eingegangen.
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Die
Erfindung wird nun detaillierter mit Hilfe von Ausführungsformen
beschrieben, die als nicht einschränkende Beispiele dienen und
sich auf die beigefügte
Zeichnung beziehen, in welcher:
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1 die
Struktur des Vektors pDAMT zeigt, der zur Herstellung der Linien
TDF-2A dient, wobei folgendes gilt:
- LTR:
- direkt wiederholte
Sequenz (Long Terminal Repeat)
- δLTR:
- deletiertes LTR
- MTI:
- muriner Metallothionein-I-Promotor
- SV40T+t:
- frühe SV40-Region
- SV40:
- SV40-Promotor
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2 die
Struktur des Vektors pphMT zeigt, der zur Herstellung der Linie
TCF-4.10 dient, wobei folgendes gilt:
- LTR:
- direkt wiederholte
Sequenz (Long Terminal Repeat)
- Phleo:
- Pfleomycinresistenzgen
- SV40pA:
- polyASV40
- MTI:
- muriner Metallothionein-I-Promotor
- SV40T+t:
- frühe SV40-Region
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BEISPIEL 1: Herstellung
der Zelllinie TDF-2A
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I. Beschreibung ihres
Ursprungs und ihrer Merkmale
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1.1 Beschreibung des verwendeten
Vektors: pDAMT-Vektor
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Er
umfasst die frühe
Region des SV40-Virus (codiert die Antigene T und t) (HindIII/BamHI-Fragment)
(Fiers et al. (1978), Nature 273: 113-120) unter der Kontrolle des
Metallothionein I-Promotors der Maus (EcoRI/BgIII-Fragment, transformiert
an der HindIII-Schnittstelle) (Durnam et al. (1980), Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 77: 6511-6515; Brinster et al. (1982), Nature 296:
39-42).
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Das
EcoRI/EcoRI-Fragment, das diese transkriptionelle Einheit enthält, die
aus dem Vektor pMTSVneo stammt (Peden et al. (1989), Exp. Cell. Res.
185: 60-72), wurde in die XbaI-Stelle des pDA1-Vektors (Aubert et
al. (1991), J. Cell. Biol. 113: 497-506) inseriert. Dieser letztere
leitet sich im Wesentlichen von dem Genom des Rous-Sarcoma-assoziierten
Virus-2 (RAV-2) ab, nach Modifikation des LTR, das 3' liegt. In der Tat
wurde die U3-Region des LTR3' von
RAV-2 deletiert und mit den Regionen R und U5 verbunden, die aus
dem LTR des Rous-Sarcoma-assoziierten Virus-1 (RAV-1) isoliert wurden. Er
trägt auch
eine transkriptionelle Einheit, die das Neomycinresistenzgen enthält, unter
der Kontrolle des SV40-Promotors, die aus dem Vektor pSV2neo stammt
(Southern und Berg (1982), J. Mol. Appl. Genet. 1: 327-341). Siehe 1.
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1.2 Etablieren der Linie
und Zeigen des Unsterblichkeitscharakters
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Zellen,
die aus 14 Tage alten Embryonen von Barbarie-Enten stammen, wurden
mit dem pDAMT-Vektor durch das Verfahren transfiziert, das Dimethylsulfoxid
(DMSO) verwendet und bereits von Kawai und Nishizawa (1984), Mol.
Cell. Biol. 4: 1172-1174,
beschrieben wurde. Die transfizierten Zellen werden anschließend durch
Anwendung von Geneticin G418 (150 µg/ml) während 15 Tagen selektioniert.
Die resistenten Klone werden nun regelmäßig mit 1 bis 2 Passagen pro
Woche subkultiviert. Nach diesem 3 Monate währenden Zeitraum der aktiven
Proliferation traten die Zellen in einen Krisenzeitraum ein, während dessen
der größte Teil
der Zellen abstirbt. Nach diesem Zeitraum, der etwa 2 Monate währte, haben
mehrere Klone wieder eine aktive Proliferation aufgenommen, was
ihre Immortalisierung nahe legt.
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Die
Zelllinie TDF-2A geht somit aus zwei Kulturen hervor. Sie wurde
näher untersucht.
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Die
TDF-2A-Zellen haben 200 Passagen erfahren, das heißt ca. 460
Generationen, und wurden somit während
mehr als 600 Tagen kontinuierlich in Kultur gehalten. Vergleichsweise
können
Kontrollzellen, die die frühe
Region des SV40-Virus nicht exprimieren, nicht für mehr als 20 Passagen in Kultur
gehalten werden.
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1.3 Proliferationsmerkmale
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Die
immortalisierten Zellen werden bei 38 °C in Rollerflaschen kultiviert,
in einem Medium, das 6 % HAM F-10 10X, 4 % 199 HANKS 10X, 2,95 %
bis 4 % Tryptose-Phosphat
Bouillon, 5,6 % bis 2,5 % Natriumbicarbonat, 0,1 % Vitamin BME 100X,
3 % fötales
Kälberserum,
5 % bis 1 % Kanamycin, 0,5 % bis 1 % Vancomycin enthält.
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Unter
diesen Bedingungen beträgt
ihre Verdoppelungsrate 1 pro 24 Stunden.
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1.4 Expression des T-Antigens
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Durch
Immunfluoreszenz oder indirekte Immunphosphatase unter Verwendung
eines spezifischen Antikörpers
für das
T-Antigen (Pab 101: Santa Cruz Biotechnology Ref. sc147) wurde verifiziert, dass
sämtliche
Zellen das T-Antigen in ihrem Kern exprimieren, was anzeigt, dass
sie alle den Vektor integriert haben.
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Diese
Integration wurde zudem durch Southern Blot gezeigt. Die genomische
DNA der immortalisierten Fibroblasten wurde mit den Restriktionsenzymen
XbaI, BstXI verdaut. Durch die Hybridisierung mit einer für das T-Antigen
spezifischen Sonde (NdeI/NdeI-Fragment von 1018 bp) lässt sich
bestätigen,
dass die transkriptionelle Einheit, die die Expression des immortalisierenden
Gens erlaubt und in die TDF-2A-Zellen
inseriert war, keine größeren Umlagerungen
erfahren hatte. In der Tat ist die Größe der erhaltenen Hybidisierungsfragmente
mit derjenigen, die erwartet wird, konform.
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1.5 Abwesenheit eines
tumorigenen Potentials
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Die
immortalisierten Zellen zeigen kein tumorigenes Potentials. Sie
sind nicht in der Lage, Kolonien in halbfestem Medium oder Tumore
auf Chorioallantoismembran von Hühner-
oder Enteneiern zu bilden. Sie sind ferner nicht in der Lage, Tumore
auf Nacktmäusen
(„nude" Mäuse) oder
auf 1 Tag alten SPF (ohne pathogene Organismen)-Küken von
Hühnern
und Enten zu bilden.
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1.6 Karyotyp
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Der
Karyotyp der TDF-2A-Zellen wurde in der 114. und 135. Passage untersucht.
Es ließ sich verifizieren,
dass die Zellen durchaus aviären
Ursprungs waren, mit dem Vorliegen von Mikrochromosomen, die für diese
Art charakteristisch sind. Ferner sind die beobachteten Chromosomen
für Chromosomen
repräsentativ,
die in primären
Zellen von Enten-Embryonen festgestellt werden, was somit den Ursprung
der Zelllinie bestätigt.
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II. Eigenschaften
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Die
TDF-2A-Zellen zeigen insbesondere eine Empfindlichkeit gegenüber spezifischen
Viren der Ente, wie Adenovirus, Parvovirus und Reovirus, die üblicherweise
auf primären
Zellen von Enten-Embryonen repliziert werden. Somit können diese
Viren auf dieser Linie produziert werden.
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BEISPIEL 2: Charakterisierung
der TDF-2A-Zelllinie durch Identifizierung der Integrationsstellen
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Die
genomische DNA der TDF-2A-Zellen, hergestellt aus Zellen, die aus
der 114. und der 135. Passage stammen, wurde mit den Restriktionsenzymen
BgIII und KpnI verdaut. Die so behandelte DNA wird nun durch Gelelektrophorese
aufgetrennt, auf Nylonmembran übertragen
und dann mit einer T-Antigen-spezifischen Sonde hybridisiert (NdeI/NdeI-Fragment
von 1018 bp). Derart lassen sich nach Verdau mit BgIII zwei Hybridisierungsbanden
von großer
Größe (etwa
15 und 23 kb) erhalten, was die Existenz von zwei Integrationsstellen
nahe legt. Der Verdau mit KpnI hat den Erhalt einer Hauptbande von
großer
Größe (etwa
20 kb) und mindestens einer kleineren Bande zur Folge, was die Existenz
von mindestens zwei Integrationsstellen bestätigt.
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BEISPIEL 3: Herstellung
der Zelllinie TCF-4.10
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1. Beschreibung ihres
Ursprungs und ihrer Merkmale
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1.1 Beschreibung des verwendeten
Vektors: pphMT-Vektor
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Er
umfasst die frühe
Region des SV40-Virus (codiert die Antigene T und t) (HindIII/BamHI-Fragment)
(Fiers et al. (1978), Nature 273: 113-120) unter der Kontrolle des
Metallothionein I-Promotors der Maus (EcoRI/BgIII-Fragment, transformiert
an der HindIII-Schnittstelle) (Durnam et al. (1980), Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 77: 6511-6515; Brinster et al. (1982), Nature 296:
39-42).
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Das
EcoRI/EcoRI-Fragment, das diese transkriptionelle Einheit enthält, die
aus dem Vektor pMTSVneo stammt (Peden et al. (1989), Exp. Cell. Res.
185: 60-72), wurde in die EcoRI-Stelle des pUT507-Vektors (erhältlich von
der Firma CAYLA-FRANCE) inseriert, die 3' von der Region liegt, die die Expression
des Phleomycinresistenzgens erlaubt (2). Die
Struktur des pUT507-Vektors ist bei Mulsant et al. (1988), Somatic
Cell and Molecular Genetics 14: 243-252, beschrieben.
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1.2 Etablierung der Linie
und Zeigen des Unsterblichkeitscharakters
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Fibroblasten,
die von Hühner-Embryonen stammen,
wurden mit dem pphMT-Vektor durch das Verfahren transfiziert, das
Dimethylsulfoxid (DMSO) verwendet und von Kawai und Nishizawa (1984), Mol.
Cell. Biol. 4: 1172-1174, beschrieben ist. Anschließend werden
die transfizierten Zellen durch progressive Anwendung (10 µg/ml bis
50 µg/ml)
von Phleomycin während
15 Tagen selektioniert. Die resistenten Klone werden nun regelmäßig mit
1 bis 2 Passagen pro Woche subkultiviert. Nach einem etwa 2 Monate
währenden
Zeitraum der aktiven Proliferation traten die Zellen in einen Krisenzeitraum
ein, in dem das Zellwachstum sehr schwach ist und die Mortalität sehr hoch
ist. Nach einem Zeitraum, der 3 bis 4 Monate währte, haben einige Zellen des
Klons TCF-4.10 eine aktive Proliferation wieder aufgenommen, was
ihre Immortalisierung nahe legt.
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Die
TCF-4.10-Zellen haben somit 200 Passagen in Kultur erfahren, d.
h. etwa 400 Generationen, und wurden 3 Jahre lang in Kultur gehalten.
Vergleichsweise können
Kontrollfibroblasten, die die frühe
Region des SV40-Virus nicht exprimieren, nicht für mehr als 20 bis 30 Passagen
in Kultur gehalten werden.
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1.3 Proliferationsmerkmale
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Die
immortalisierten Fibroblasten werden in einem Medium, das 6 % HAM
F-10 10X, 4 % 199 HANKS 10X, 2,95 % bis 4 % Tryptose-Phosphat Bouillon,
5,6 % bis 2,5 % Natriumbicarbonat, 0,1 % Vitamin BME 100X, 3 % fötales Kälberserum,
5 % bis 1 % Kanamycin, 0,5 % bis 1 % Vancomycin enthält, bei
38 °C kultiviert.
Unter diesen Bedingungen beträgt
ihre Verdoppelungsrate 0,7 pro 24 Stunden.
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2.2 Expression des T-Antigens
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Durch
Immunfluoreszenz oder indirekte Immunphosphatase unter Verwendung
eines spezifischen Antikörpers
für das
T-Antigen (Pab 101: Santa Cruz Biotechnology Ref. sc147), wurde
verifiziert, dass sämtliche
Zellen das T-Antigen in ihrem Kern exprimieren, was anzeigt, dass
sie alle den Vektor integriert haben.
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2.3 Fehlen eines tumorigenen
Potentials
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Die
immortalisierten Fibroblasten zeigen kein tumorigenes Potential.
Sie sind nicht in der Lage, Tumore auf Chorioallantoismembran von
Hühner-
oder Enteneiern zu bilden.
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3. Eigenschaften
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Die
TCF-4.10-Zellen zeigen insbesondere eine Empfindlichkeit gegenüber Geflügelviren.
Insbesondere können
die Geflügel-Pockenviren,
wie Kanarienpockenvirus, Geflügelpockenvirus,
oder auch die Viren der Marek'schen
Krankheit (Serotypen 1, 2 und 3 (HVT)), das Virus der Gumboro-Krankheit
genannt werden. Somit können
diese Viren auf dieser Linie produziert werden.
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BEISPIEL 4: Vermehrung
des Kanarienpockenvirus auf TCF-4.10-Zellen
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Die
TCF-4.10-Zellen werden in Rollerflaschen überimpft. Das Kanarienpockenvirus
wird auf einen entwickelten Zellrasen überimpft. Wenn die durch das
Virus erzeugte zytopathische Wirkung generalisiert ist, wird die
Ernte durch Schütteln
vorgenommen, so dass sich der Zellrasen löst. Diese besteht nun aus dem
Zellrasen und dem Kulturüberstand.
Die Gesamtheit wird durch eine Ultraturrax-Behandlung während 1
Minute bei 13500 Umdrehungen/Minute (IKA-Gerät Typ T25) homogenisiert.
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Die
Bestimmung des Titers an infektiösen
Viren wird mit der Mikromethode auf einer 96-Well-Platte vorgenommen.
Die Virusverdünnungen
werden auf einen entwickelten Zellrasen von sekundären Zellen
von Hühner-Embryonen überimpft.
Jede Virusverdünnung
wird in 6 Vertiefungen überimpft.
Die Platten werden zur Inkubation in einen CO2-Inkubator für 8 Tage
verbracht. Die Gegenwart von Virus in den Vertiefungen wird mikroskopisch
kontrolliert, indem der charakteristische zytopathische Effekt (ECP)
beobachtet wird. Der Titer an infektiösen Viren wird nach der Methode
von KARBER berechnet und wird durch den Logarithmus der Umkehr der
Virusverdünnung
ausgedrückt,
die 50 % ECP ergibt [Titer = d + r/Nx(n + N/2)], wobei d der Verdünnung, ausgedrückt in log,
entspricht, für
die 100 % positive Vertiefungen vorhanden sind, und r dem Verdünnungsverhältnis, N der
Anzahl von Vertiefungen pro Verdünnung
und n der Anzahl von positiven Vertiefungen zwischen 0 und 100 %
entsprechen.
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Ergebnisse:
Die erhaltenen Virus-Titer entsprechen denjenigen, die auf primären Zellen
von Enten-Embryonen erhalten werden.
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BEISPIEL 5: Integration
des bcl-2-Gens
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Ein
Vektor, der die Expression des bcl-2-Gens unter der Kontrolle des
CMV (humanes Cytomegalovirus)-Promotors gestattet, wird in die TDF-2A
und TCF-4.10-Zellen
durch die klassischen Transfektionsverfahren (DMSO-Verfahren, beschrieben
von Kawai und Nishizawa (1984), Mol. Cell. Biol. 4: 1172-1174, oder
Lipofectamin nach den Empfehlungen des Herstellers (GIBCO-BRL))
transfiziert.
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Nach
Selektion der transfizierten Zellen wird die Expression des bcl-2-Proteins
durch Western Blot nachgewiesen.
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Die
Zellen, die das Bcl-2-Protein exprimieren, werden nun auf ihre Fähigkeit
getestet, unter Kulturbedingungen zu überleben, bei dem ein Apoptose-Prozess
festgestellt wird (Aufrechterhaltung der Zellen bei Konfluenz).
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Somit
wird im Falle der TDF-2A bcl-2-Zellen der Apoptose-Prozess, der
durch die Ankunft von Zellen bei Konfluenz ausgelöst wird,
im Vergleich zu den TDF-2A-Zellen um 3 bis 4 Tage verschoben. Im Falle
der TCF-4.10 bcl-2-Zellen wird eine Erhöhung der Zelldichte bei Konfluenz
im Vergleich zu den TCF-4.10-Zellen beobachtet.