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Die
vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Verfahren und Zusammensetzungen
zum Dirigieren von mesenchymalen, in vitro-gezüchteten Progenitorzellen zur
Differenzierung zu spezifischen Zellabstammungslinien und insbesondere
zu einer derartigen Abstammungslinieninduktion vor oder gleichzeitig
mit ihrer Implantation in einen Empfänger oder Wirt zur therapeutischen
Behandlung von pathologischen Zuständen bei Menschen und anderen
Spezies.
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Mesenchymale
Stammzellen (MSCs) sind die formativen, pluripotenten Blasten oder
embryoartigen Zellen, die in Knochenmark, Blut, Dermis und Periosteum
auftreten und zur Differenzierung zu speziellen Typen von Mesenchym-
oder Bindegeweben, einschließlich
adipösen,
knochenartigen, knorpelartigen, elastischen, muskelartigen und faserigen
Bindegeweben, befähigt
sind. Der spezifische Differenzierungsweg, den diese Zellen einschlagen,
hängt von
verschiedenen Einflüssen
ab, und zwar von mechanischen Einflüssen und/oder endogenen, bioaktiven
Faktoren, wie Wachstumsfaktoren, Cytokinen und/oder lokalen Mikroumgebungsbedingungen,
die sich durch das Wirtsgewebe ergeben. Obgleich diese Zellen normalerweise
im Knochenmark nur in sehr geringer Häufigkeit auftreten, wird in
den US-Patenten 5 197 985, 5 226 914 und 5 486 359 (Caplan et al.)
und in Mesenchymal stem cells, J. Orthoped. Res., Bd. 9 (1991),
S. 641–650, über ein
Verfahren zur Isolierung, Reinigung und mitotischen Expansion der
Population dieser Zellen in Gewebekultur berichtet.
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In
pränatalen
Organismen ist die Differenzierung von MSCs zu spezialisierten Bindegewebszellen
gut belegt; beispielsweise differenzieren embryonale Hühner-, Mäuse- oder
humane Gliedmaßen-Knospen-Mesenchymzellen
zu Knorpel-, Knochen und anderen Bindegeweben (A. I. Caplan, Mesenchymal
stem cells, J. Orthoped. Res., Bd. 9 (1991), S. 641–650; 39th
Annual Symposium of the Society for Developmental Biology, Hrsg.
S. Subtelney und U. Abbott, New York, Alan R. Liss Inc., (1981),
S. 3768; Elmer et al., Teratology, Bd. 24 (1981), S. 215–223; S.
D. Hauschka, Dev. Biol., Bd. 37 (1974), S. 345–368; Solursh et al., Dev.
Biol., Bd. 83 (1981), S. 9–19;
Swalla et al., Dev. Biol., Bd. 116 (1986), S. 31–38). Ferner wurde gezeigt,
dass eine kalvariale, klonale Rattenfötus-Zelllinie zu Muskeln, Fett,
Knorpel und Knochen differenziert (Goshima et al., Clin. Orthop.
Rel. Res., Bd. 269 (1991), S. 274–283). Das Auftreten von MSCs
in postnatalen Organismen wurde nicht eingehend mit dem Ziel untersucht,
die Differenzierung von postembryonalen Zellen zu verschiedenen mesodermalen
Phänotypen
zu belegen. Die wenigen Untersuchungen, die bisher durchgeführt wurden,
betreffen die Bildung von Knochen und Knorpel durch Knochenmarkzellen
unter anschließendem
Einbau in Diffusionskammern sowie die in vivo-Transplantation (Ashton
et al., Clin. Orthop. Rel. Res., Bd. 151 (1980), S. 294–307; Bruder
et al., Bone Mineral, Bd. 11 (1990), S. 141–151). Kürzlich wurden Zellen aus Hühner-Periosteum
isoliert und in Kultur expandiert. Unter Bedingungen hoher Dichte
wurde in vitro gezeigt, dass sie zu Knorpel und Knochen differenzieren
(Nakahara et al., Exp. Cell. Res., Bd. 195 (1991), S. 492–503). Von
Mesenchymzellen, die von Ratten-Knochenmark abgeleitet waren, wurde
gezeigt, dass sie zur Differenzierung zu Osteoblasten und Chondrozyten
befähigt
sind, wenn sie in vivo implantiert werden (Dennis et al., Cell Transpl., Bd.
1 (1991), S. 2332; Goshima et al., Clin. Orthop. Rel. Res., Bd.
269 (1991), S. 274–283).
Von den in Kultur befindlichen Phänotypen von Chondrozyten wurde
berichtet, dass sie durch die Konzentrationen von für die Glycolyse
und den Citronensäurezyklus
verfügbaren
Zuckern beeinflusst werden (P. Otte, "Basic cell metabolism of articular cartilage.
Manometric studies",
Z. Rheumatol., Bd. 50 (1991), S. 304–12; und J. M. Lane, C. T. Brighton
und B. J. Menkowitz, "Anaerobic
and aerobic metabolism in articular cartilage", J. Rheumatol., Bd. 4 (1977), S. 334–42).
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Kürzlich beschrieben
Johnstone et al. (Trans. Orthop. Res. Soc., Bd. 42 (1996), S. 65,
In vitro chondrogenesis of bone marrow-derived mesenchymal cells,
Transactions of the Orthopaedic Research Society, Bd. 21 (1996),
S. 65) die Kulturbedingungen, unter denen Ratten-MSCs in vitro einen
chondrozytenartigen Phänotyp
entwickeln. Die Zellen werden unter minimalen Kulturbedingungen
in Abwesenheit von Serum, jedoch in Gegenwart von Dexamethason,
ITS und Ascorbinsäurephosphat
gezüchtet.
Wenn die Zellen bei niedriger Geschwindigkeit zentrifugiert wurden,
entstand eine Schicht, die innerhalb von 1 bis 2 Tagen ein frei
fließendes Pellet
bildete. Innerhalb von Wochen beginnen die Zellen mit der Synthese
und Sekretion von Kollagen vom Typ II, was den ursprünglichen
Beobachtungen unter Verwendung von humanen Zellen entspricht.
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Eine
Schädigung
von artikulären
Oberflächen
von synovialen Gelenken kann durch Trauma, Krankheiten, wie Osteoarthritis,
und als Folge des Alterungsvorgangs auftreten. Die sozialen und
wirtschaftlichen Kosten von Gelenkschädigungen sind hoch und wirksame
Therapien, die die Gelenkfunktion wiederherstellen können, wären hochwillkommen.
Gelenkknorpel wird während
des pränatalen
und postnatalen Wachstums durch Mesenchymzellen, die zu artikulären Chondrozyten
differenziert sind, erzeugt und aufrechterhalten. Individuen können mit
zunehmender Reife die Fähigkeit
zur Reparatur von größeren Synovialdefekten
verlieren, da ihren Gelenken eine ausreichende Anzahl an Zellen
fehlt, die in entsprechender Weise differenziert sind, um Gelenkknorpel
zu regenerieren. Somit besteht ein großes Interesse an der Hypothese,
dass geschädigte Gelenkoberflächen durch
Implantation von autologen Zellen, die eine geeignete extrazelluläre Matrix
rekonstituieren, repariert werden können. Eine Untersuchung, die
die Einführung
von gezüchteten
Chondrozyten in das Knie beinhaltet, erschien sehr vielversprechend1. Der Orthopäde Joseph Buckwalter betonte
in einem kürzlich
erschienenen Artikel, dass diesen und ähnlichen Anstrengungen ein
widersprüchlicher
Langzeiterfolg beschieden ist (J. A. Buckwalter, "Regenerating articular
cartilage: Why the sudden interest?", Orthopedics Today, 12. April 1996).
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Somit
bestehen weiterhin Bedürfnisse
und Chancen in bezug auf Knorpel-Regenerationstherapien.
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WO-96/23059
beschreibt Dulbecco-modifiziertes Eagle-Medium mit einem niedrigen
Glucosegehalt zur Züchtung
von humanen, mesenchymalen Stammzellen.
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Zusammenfassende Darstellung
der Erfindung
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Bisher
war es nicht möglich,
eine große
Anzahl von hMSCs in einheitlicher Weise auf die Bildung von Chondrozyten-Linien
festzulegen. Mit der Zusammensetzung, die gemäß dem Verfahren von Anspruch
1 oder 12 verwendet wird, gelingt es, dieses Ziel zu erreichen.
Somit stellt die vorliegende Erfindung einen wichtigen Schritt bei
der Entwicklung einer Technologie, d. h. der autologen, auf MSC
basierenden Reparatur von Gelenkknorpel dar, deren Anwendungsmöglichkeiten
ausgedehnt und von großer
Bedeutung sind.
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Die
Erfinder haben festgestellt, dass humane mesenchymale Stammzellen
(hMSCs) ihre Lebensfähigkeit
behalten und dazu veranlasst werden können, in verbesserter weise
festgelegt und differenziert zu werden, wenn sie in vitro mit bestimmten
chondroinduktiven Medienzusammensetzungen in Kontakt gebracht werden,
die erhöhte
Konzentrationen an einfachen Zuckern oder anderen Faktoren enthalten,
die zur Bildung von ATP durch den Citronensäurezyklus beitragen, wobei
diese Zusammensetzungen den Angaben in den Ansprüchen 1 oder 12 entsprechen.
Die hMSCs sind im Verfahren gemäß Anspruch
10 oder 12 in einem dreidimensionalen Format, z. B. einem Zellpellet,
assoziiert. Das dreidimensionale Format trägt zur erfindungsgemäßen in vitro-Chondrogenese
bei und die Zellen sind vorzugsweise verdichtet, z. B. als eine
gepackte oder pelletisierte Zellmasse. Es wird angenommen, dass
dieses in vitro-Verfahren den Vorgang wiederholt, der in vivo abläuft, und
zur Definition der molekularen Ereignisse, die im Vorgang der Chondrogenese
von Bedeutung sind, herangezogen werden kann.
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Somit
wird bei einem Aspekt der Erfindung ein verfahren gemäß Anspruch
1 oder 12 bereitgestellt, bei dem eine Zusammensetzung für die in
vitro-Chondrogenese
von humanen, mesenchymalen Vorläuferzellen und
für die
von diesen ausgehende in vitro-Bildung von humanen Chondrozyten
verwendet, wobei die Zusammensetzung isolierte, humane, mesenchymale
Stammzellen (in einem dreidimensionalen Format) und mindestens ein
chondroinduktives Mittel in einem Medium mit einer Konzentration
an einem einfachen Zucker von mindestens 3 g/Liter, vorzugsweise
von etwa 3 g/Liter bis etwa 7 g/Liter, im Kontakt damit umfasst.
Bei den mesenchymalen Stammzellen handelt es sich vorzugsweise um
isolierte, in Kultur expandierte, humane, mesenchymale Stammzellen
in einer chemisch definierten, serumfreien Umgebung, die in enger
Nachbarschaft zueinander verdichtet sein können, wie in Form einer dreidimensionalen
Zellmasse, z. B. in Form von gepackten Zellen oder eines Zentrifugen-Zellpellets.
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Gemäß einem
weiteren erfindungsgemäßen Aspekt
wurde festgestellt, dass TGF-β3
ein wirksameres chondroinduktives Mittel ist, als die bisher verwendeten
Mittel, wie (i) ein Glucocorticoid, z. B. Dexamethason; (ii) weitere
Mitglieder der Oberfamilie transformierender Wachstumsfaktor β, z. B. morphogenes
Knochenprotein (vorzugsweise BMP-2 oder BMP-4), TGF-β1, Inhibin
A oder chondrogener, stimulierender Aktivitätsfaktor; (iii) eine Komponente
der kollagenen, extrazellulären
Matrix, wie Kollagen I; oder (iv) ein Vitamin A-Analoges, wie Retinoesäure. Das
TGF-β3 wird
dem Medium in einer Menge zugesetzt, die eine Differenzierung von MSCs
vorwiegend in Chondrozyten herbeiführt. Eine derartige Konzentration
beträgt
mindestens etwa 5 ng/ml Medium und vorzugsweise 5–15 ng/ml
Medium.
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Die
Erfindung stellt ferner ein Verfahren von Chondrozyten aus mesenchymalen
Stammzellen bereit, indem man mesenchymale Stammzellen in vitro
mit einem chondroinduktiven Mittel im vorstehend beschriebenen verbesserten
Medium gemäß Anspruch
1 in Kontakt bringt, vorzugsweise bei einer Glucose- oder Lactosekonzentration,
die höher
ist als die bisher bei der Induktion der chondrogenen Differenzierung
angewandte Konzentration.
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Die
Erfindung stellt ferner ein Verfahren zur Induktion der Chondrogenese
in mesenchymalen Stammzellen bereit, indem man mesenchymale Stammzellen
in vitro mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung gemäß Anspruch
12 in Kontakt bringt.
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Ferner
werden in vitro-Züchtungsbedingungen
beschrieben, die eine weitere Differenzierung und Reifung von hMSC-abgeleiteten
Chondrozyten zu hypertrophen Chondrozyten ermöglichen. Dies ist unter anderem
für folgende
Zwecke wertvoll: (i) Untersuchungen über Faktoren, die bei der Chondrozytenreifung
beteiligt sind, (ii) Untersuchungen von Veränderungen der Genexpression,
die während
der Chondrogenese ablaufen, (iii) Identifizierung und Untersuchung
von Faktoren, die durch reifende Chondrozyten erzeugt werden, (iv)
Bewertung der Wirkungen von pharmakologischen Mitteln auf reifende
Chondrozyten, (v) Bestimmung der Empfindlichkeit von reifenden Chondrozyten
gegenüber
Matrix-Metalloproteinasen und andere abbauende Enzyme, die bei Gelenkkrankheiten,
wie Osteoarthritis, üblich
sind, und (vi) Untersuchungen über
die Expression von Genen, die in hMSCs mit dem Ziel zur Besserung
von Gelenkkrankheiten eingeführt
werden.
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Die
Fähigkeit
von hMSCs, einer hypertrophen Differenzierung zu unterliegen, ist
von direkter Bedeutung für
die Reparatur von die volle Dicke erreichenden Defekten von Gelenkknorpeln
durch implantierte hMSCs. Das Implantat wird im benachbarten Gewebe
besser "verankert" und die Reparatur
wird dauerhafter, wenn hypertropher Knorpel, mineralisierter Knorpel
und Knochen durch das implantierte Material in die tiefen Bereiche
des Defekts implantiert werden. Die hier vorgelegten in vitro-Ergebnisse
stellen einen wichtigen Hinweis dafür dar, dass ein derartiger
Ersatz eine wertvolle klinische Option darstellt. Somit besteht
ein Teil dieses Aspekts der Erfindung darin, den chondrogenen Differenzierungsprozess
zu modulieren, indem man Bedingungen identifiziert, die einen spezifischen
Phänotyp
fördern,
d. h. die Zellen zu veranlassen, sich zu hypertrophen Chondrozyten
zu entwickeln, da dieser Phänotyp
ausgeprägt
ist und die Reifung der Zellen über
das Chondroblastenstadium hinaus anzeigt.
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Bei
den vorstehenden Verfahren handelt es sich bei den mesenchymalen
Stammzellen vorzugsweise um isolierte, in Kultur expandierte, humane,
mesenchymale Stammzellen in einer chemisch definierten, serumfreien
Umgebung, die in enger Nachbarschaft zueinander kondensiert sind,
z. B. in Form einer dreidimensionalen Zellmasse, wie gepackten Zellen
oder einem zentrifugalen Zellpellet. Ferner umfasst das Kontaktieren vorzugsweise
die Züchtung
eines Pellets von humanen, mesenchymalen Vorläuferzellen in einem chemisch definierten,
serumfreien Medium gemäß der Definition
in Anspruch 1 oder 12. Die vorstehenden Verfahren können vorzugsweise
auch Stufen umfassen, bei denen die Zellen mit der chondroinduktiven
Zusammensetzung gezüchtet
werden und anschließend
in ein starres, poröses
Gefäß, z. B.
ein keramisches Rohr, gebracht werden.
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Ferner
ist es möglich,
ein isoliertes, nicht-gezüchtetes,
nicht-homogenes, humanes, mesenchymales Stammzellenpräparat in
der Zusammensetzung und den Verfahren der Erfindung einzusetzen.
MSCs können als
nicht-gezüchtete,
nicht-homogene Präparate isoliert
werden, z. B. durch Dichtegradientenfraktionierung aus Geweben,
wie Knochenmark, Blut (einschließlich peripheres Blut), Periosteum
und Dermis, und anderen Geweben, die mesodermalen Ursprungs sind.
Diesbezüglich
wurde festgestellt, dass diese mesenchymalen Stammzellen zwar normalerweise
beispielsweise im Knochenmark in sehr geringen Mengen vorhanden
sind, dass diese Mengen im Alter stark abnehmen (d. h. etwa 1/10
000 Zellen bei einem relativ jungen Patienten bis nur 1/2 000 000
bei einem älteren
Patienten) und dass jedoch humane mesenchymale Stammzellpräparate aus
Gewebe, insbesondere Knochenmark, so isoliert werden können, dass
sie im wesentlichen frei von anderen Typen von Zellen im Knochenmark
sind. Es kommt in Betracht, dass das isolierte Fraktionierungspräparat Zellen
umfasst, von denen mindestens etwa 90 % und vorzugsweise mindestens
etwa 95 % humane, mesenchymale Stammzellen sind.
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Ferner
werden in vitro-Züchtungsbedingungen
beschrieben, die die weitere Differenzierung und Reifung von hMSC-abgeleiteten
Chondrozyten zu hypertrophen Chondrozyten ermöglichen und fördern. Dies
erweist sich als wertvoll bei Untersuchungen von Faktoren, die an
der Chondrozytenreifung beteiligt sind, bei Untersuchungen von Veränderungen
der Genexpression, die während
der Chondrogenese ablaufen, bei der Identifizierung und Untersuchung
von Faktoren, die durch reifende Chondrozyten erzeugt werden, bei
der Bewertung der Einflüsse
von pharmakologischen Mitteln auf reifende Chondrozyten, bei der
Bestimmung der Empfindlichkeit von reifenden Chondrozyten gegenüber Matrix-Metalloproteinasen
und anderen abbauenden Enzymen, die bei Gelenkkrankheiten, wie Osteoarthritis, üblich sind,
und bei Untersuchungen über
die Expression von Genen, die in hMSCs mit dem Ziel der Besserung
von Gelenkkrankheiten eingeführt
werden.
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Die
Abfolge von Ereignissen, die bei der Induktion der Chondrogenese
und bei der Erzeugung von Chondrozyten bei den vorstehenden in vitro-Verfahren
auftreten, gleicht den Ereignissen bei der Chondrogenese bei der
Bildung von embryonalen Gliedmaßen.
Da alle Komponenten des Systems definiert sind, kann das System
als wertvolles Forschungswerkzeug für Untersuchungen der Einflüsse von
Wachstumsfaktoren und dergl. auf den Fortschritt der Chondrogenese
eingesetzt werden. Ferner ist es auch einsetzbar, um die molekulare
Steuerung der Säugetier-Chondrogenese
aus Progenitorzellen zu untersuchen.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnung
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Nachstehend
wird die Erfindung unter Bezugnahme auf eine kurze Beschreibung
der einzelnen Figuren näher
erläutert,
wobei diese Ausführungen
aber keinesfalls den Schutzumfang der Erfindung beschränken.
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1:
Veränderungen
der Größe von hMSC-Pellets
spiegeln das Ausmaß der
Synthese von extrazellulären
Matrixkomponenten wider. Die einzelnen Pellets wurden durch Übertragung
einer Aliquotmenge von 200 000 Zellen in 1/2 ml chondrogenes Medium
mit 1 g/Liter (5,5 mM) Glucose (links) oder 4,5 g/Liter (25 mM) Glucose
(rechts) gebildet.
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2A:
8 μm-Schnitte
von hMSC-Pellets bei Züchtung
in chondrogenem Medium mit 1 g/Liter Glucose nach 1-wöchiger Züchtung.
Schnitte wurden einer Immunofärbung
auf die Anwesenheit von Kollagen vom Typ II unterworfen und entwickelt,
zeigten aber nicht das braune Reaktionsprodukt, das im Pellet bei
Züchtung mit
hohem Glucosegehalt sichtbar ist, wie in 2B dargestellt.
Schnitte wurden auch mit Hämatoxylin
gefärbt.
Vergrößerung:
125×.
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2B:
8 μm-Schnitte
von hMSC-Pellets bei Züchtung
in chondrogenem Medium mit 4,5 g/Liter Glucose nach 1-wöchiger Züchtung.
Schnitte wurden einer Immunofärbung
auf die Anwesenheit von Kollagen vom Typ II unterzogen und entwickelt.
Ein braunes Reaktionsprodukt ist nur im Pellet, das bei hohem Glucosegehalt
gezüchtet
worden ist, sichtbar. Schnitte wurden auch mit Hämatoxylin gefärbt. Vergrößerung:
125×.
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3A:
Dünnschnitte
von hMSC-Pellets bei 2-wöchiger
Züchtung
in Medium mit niederem Glucosegehalt. Die Immunofärbung zeigt,
dass das Pellet unter Bedingungen mit niedrigem Glucosegehalt weniger Kollagen
vom Typ II angereichert hat, als das Pellet unter Bedingungen mit
hohem Glucosegehalt gemäß Darstellung
in 3B. Vergrößerung:
125×.
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3B:
Dünnschnitte
von hMSC-Pellets bei 2-wöchiger
Züchtung
in Medium mit hohem Glucosegehalt. Die Immunofärbung zeigt, dass das Pellet
unter Bedingungen mit hohem Glucosegehalt mehr Kollagen vom Typ
II angereichert hat, als das Pellet unter Bedingungen mit niedrigem
Glucosegehalt gemäß Darstellung in 3A.
Vergrößerung:
125×.
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4A:
Dünnschnitte
von hMSC-Pellets nach 3-wöchiger
Züchtung
bei Färbung
mit Toluidinblau O. Die purpurfarbene "metachromatische" Färbecharakteristik
einer extrazellulären
knorpelartigen Matrix ist weniger deutlich als im Pellet mit hohem
Glucosegehalt gemäß der Darstellung
in 4B. Vergrößerung:
125×.
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4B:
Dünnschnitte
von hMSC-Pellets nach 3-wöchiger
Züchtung
bei Färbung
mit Toluidinblau O. Die purpurfarbene "metachromatische" Färbecharakteristik
einer extrazellulären
knorpelartigen Matrix ist im Pellet mit hohem Glucosegehalt (B)
deutlicher als im Pellet mit geringem Glucosegehalt gemäß 4A.
Vergrößerung:
125×.
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5A:
Lebensfähigkeitsfärbung von
21 Tage alten hMSC-Pellets. Gezüchtete
Pellets wurden mit 2 μM
homodimerem Ethidium-Farbstoff 72 Stunden inkubiert, anschließend fixiert,
geschnitten und mit einem zweiten Farbstoff, nämlich DAPI, nachgefärbt. Die
Kerne von nicht-lebensfähigen
Zellen nehmen das Ethidium-Homodimere auf und fluoreszieren damit
rot. Lebensfähige
Zellen fluoreszieren blau, da bei ihnen nach Fixierung und Schnitt
DAPI eingebaut ist. Der Zelltod ist ein wichtiges Merkmal von Pellets
mit geringem Glucosegehalt, wie hier ersichtlich ist. Vergrößerung:
125×.
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5B:
Lebensfähigkeitsfärbung von
21 Tage alten hMSC-Pellets. Gezüchtete
Pellets wurden mit 2 μM
homodimerem Ethidium-Farbstoff 72 Stunden inkubiert, anschließend fixiert,
geschnitten und mit einem zweiten Farbstoff, nämlich DAPI, nachgefärbt. Die
Kerne von nicht-lebensfähigen
Zellen haben Ethidium-Homodimeres aufgenommen und fluoreszieren
somit rot. Lebensfähige
Zellen fluoreszieren blau, da nach Fixierung und Schnitt DAPI eingebaut
ist. Der Zelltod stellt ein wichtiges Merkmal von Pellets mit niedrigem
Glucosegehalt dar und ist durch Züchtung unter Bedingungen von
hohem Glucosegehalt im Vergleich zu 5A erheblich
verringert. Vergrößerung:
125×.
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6 zeigt
Pellets von hMSCs, die gemäß den Angaben
von Beispiel 4 in chondrogener Kultur hergestellt worden sind, die
Regionen von Zellen mit einer hypertrophen Morphologie enthielt.
Die hMSCs können somit
unter Züchtungsbedingungen
für eine
chondrogene Differenzierung einer Hypertrophie unterliegen. Wie dargestellt,
unterlag ein hMSC-Pellet nach 21-tägiger Züchtung einer unvollständigen chondrogenen
Differenzierung. DMEM mit hohem Glucosegehalt wurde mit TGF-β3, Dexamethason
und anderen Mitteln (wie beschrieben) ergänzt. Der Schnitt wurde einer
Immunofärbung
auf Kollagen vom Typ II unterzogen. Die unvollständige braune Färbung zeigte,
dass nur ein Teil des Pellets Zellen enthielt, die diesen Knorpelmarker
sezernierten. Jedoch enthielt diese Typ II-Kollagen-positive Region
Zellen innerhalb großer
Lakunen. Eine derartige Morphologie ließ darauf schließen, dass
hMSCs in Pelletkultur dazu befähigt
sind, einer hypertrophen Differenzierung zu unterliegen. Endvergrößerung:
150×.
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7A und 7B zeigen
ebenfalls Pellets von Zellen, die gemäß Beispiel 5 hergestellt worden
sind. Sie zeigten eine größere Hypertrophizität als Zellen
von 6. Diese Figuren zeigen, dass die aufeinanderfolgende
Behandlung von hMSCs in Pelletkultur mit zwei Medien Hypertrophie
induziert. Nach 14-tägiger
Züchtung
im chondrogenen Medium wurde das Pellet von 7A abgeändert in
ein Medium mit Mangel an TGF-β3 und
mit einem Gehalt an 10–9 M Dexamethason, 50
nM Thyroxin und 20 mM β-Glycerinphosphat.
Das Pellet von 7B blieb im ursprünglichen
Medium. Nach 28 Tagen wurden beide Pellets geerntet, geschnitten
und mit Antikörper
gegen Kollagen vom Typ II gefärbt.
Kollagen vom Typ II ist in beiden Pellets vorherrschend. Die große Anzahl
an Zellen mit vergrößerten Lakunen
im Pellet von 7A zeigte an, dass eine hypertrophe
Differenzierung von hMSCs den vorwiegenden Weg bei diesem 2-stufigen
Züchtungsvorgang
darstellt. Im Gegensatz dazu wies das Pellet von 7B nur
relativ wenige hypertrophe Chondrozyten auf. Endgültige Vergrößerung:
60x.
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Ausführliche Beschreibung von bevorzugten
Ausführungsformen
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Nachstehend
wird die Erfindung unter Bezugnahme auf zahlreiche Ausführungsformen
und Beispiele näher
beschrieben.
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Mesenchymale
Stammzellen (MSCs) sind die formativen, pluripotenten Blasten oder
embryoartigen Zellen, die in Knochenmark, Blut, Dermis und Periosteum
auftreten und zur Differenzierung zu speziellen Typen von Mesenchym-
oder Bindegeweben, einschließlich
adipösen,
knochenartigen, knorpelartigen, elastischen, muskelartigen und faserigen
Bindegeweben, befähigt
sind. Der spezifische Differenzierungsweg, den diese Zellen einschlagen,
hängt von
verschiedenen Einflüssen
ab, und zwar von mechanischen Einflüssen und/oder endogenen, bioaktiven
Faktoren, wie Wachstumsfaktoren, Cytokinen und/oder lokalen Mikroumgebungsbedingungen,
die sich durch das Wirtsgewebe ergeben. Obgleich diese Zellen normalerweise
im Knochenmark nur in sehr geringer Häufigkeit auftreten, wird in
den US-Patenten 5 197 985, 5 226 914 und 5 486 359 (Caplan et al.)
und in Mesenchymal stem cells, J. Orthoped. Res., Bd. 9 (1991),
S. 641–650, über ein
Verfahren zur Isolierung, Reinigung und mitotischen Expansion der
Population dieser Zellen in Gewebekultur berichtet.
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Humane,
mesenchymale Stammzellen sind zur Erzeugung mehrfacher Typen von
mesenchymalen Zellen und insbesondere von Knorpel befähigt. Dieses
Merkmal macht sie zusammen mit zwei weiteren Merkmalen zu attraktiven
Kandidaten zum Einsatz in der autologen Zelltherapie zur Reparatur
von Gelenkoberflächen.
Erstens ist es relativ einfach, humane MSCs aus abgesaugtem Knochenmark
zu erhalten. Zweitens weisen diese Zellen eine nachgewiesene Fähigkeit
auf, in Kultur einer 1000-fachen Expansion zu unterliegen (S. P.
Bruder, N. Jaiswal und S. E. Haynesworth, "Growth kinetics, self-renewal and the
osteogenic potential of purified human mesenchymal stem cells during
extensive subcultivation and following cryopreservation", Journal of Cellular
Biochemistry, 1996, im Druck).
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Hier
wird eine Verbesserung gegenüber
herkömmlichen
Verfahren beschrieben, die derzeit zur in vitro-Induktion der chondrogenen
Differenzierung von primären
und passagierten, humanen, mesenchymalen Stammzellen (hMSCs) herangezogen
werden. Diese Verbesserung baut auf dem "Pelletkultur"-Gewebekulturverfahren
auf, das zur Förderung
der Redifferenzierung von gezüchteten
Chondrozyten entwickelt wurde (Y. Kato, M. Iwamoto, T. Koike, F.
Suzuki und Y. Takano, "Terminal
differentiation and calcification in rabbit chondrocyte cultures
grown in centrifuge tubes: regulation by transforming growth factor
beta and serum factors", Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 85 (1988), S. 9552–9556; R. T. Ballock und A.
H. Reddi, "Thyroxine
is the serum factor that regulates morphogenesis of columnar cartilage
from isolated chondrocytes in chemically defined medium", J. Cell. Biol.,
Bd. 126 (1994), S. 1311–1318;
und C. Xu, B. O. Oyajobi, A. Frazer, L. D. Kozaci, R. G. G. Russell
und A. P. Hollander, "Effects
of growth factors and interleukin-1α on proteoglycan and type II
collagen turnover in bovine nasal and articular chondrocyte pellet
cultures", Endocrinology,
Bd. 137 (1996), S. 3557–3565).
Wir beschreiben ferner einen Test zur Bestimmung der Zelllebensfähigkeit,
der die Eignung unseres Züchtungsverfahrens
belegt. Diese Verbesserungen ermöglichen
weitere Entdeckungen bezüglich
der Differenzierung von hMSCs, einschließlich der Identifizierung von
Genen, die mit neuen therapeutischen Ansätzen in Beziehung stehen.
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Mit
den hier wiedergegebenen Versuchen zeigen wir, dass eine Erhöhung der
Glucosekonzentration des chondrogenen Mediums von der standardmäßigen Konzentration,
die in "DMEM mit
niedrigem Glucosegehalt" (1
g/Liter, 5 mM) vorliegt, auf die Menge, die in "DMEM mit hohem Glucosegehalt" (4,5 g/Liter, 25
mM) vorliegt, die Differenzierung von gezüchteten hMSCs drastisch verändert. Der
Einfluss von hohen Konzentrationen anderer Zucker auf die Chondrogenese
wurde ebenfalls untersucht. Eine Ergänzung von Medium mit geringem
Glucosegehalt entweder mit 3,5 g/Liter Fructose oder mit 6 g/Liter
Glucose ergibt die gleiche Verbesserung der in vitro-chondrogenen
Differenzierung wie Medium mit hohem Glucosegehalt (4,5 g/Liter
Glucose).
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Die
Erfindung weist mehrfache Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile auf.
Ein derartiger Vorteil liegt in der Fähigkeit, die MSC-Differenzierung
vor der Rückimplantation
in autologe Wirte zu dirigieren und zu beschleunigen. Beispielsweise
synthetisieren MSCs, die in vitro zur Bildung von chondrogenen Zellen
dirigiert worden sind, Knorpelmatrix an einer Implantationsstelle
rascher und gleichmäßiger als
MSCs, die zunächst
in die Abstammungslinie gebracht werden müssen und anschließend die
Schlüssel-Differenzierungsstufen durchlaufen.
Eine derartige ex vivo-Behandlung sorgt auch für eine gleichmäßige und
kontrollierte Anwendung von bioaktiven Faktoren auf gereinigte MSCs,
was zu einer gleichmäßigen Abstammungslinien-Festlegung und
-Differenzierung führt.
Eine in vivo-Verfügbarkeit
von endogenen, bioaktiven Faktoren kann nicht ebenso leicht gewährleistet
oder gesteuert werden. Eine Vorbehandlungsstufe, wie sie hier beschrieben
wird, umgeht diesen Sachverhalt. Ferner werden durch Vorbehandlung
der MSCs vor ihrer Implantation mögliche schädliche Nebenwirkungen, die
mit einer systemischen oder lokalen Verabreichung von exogenen,
bioaktiven Faktoren verbunden sind, vermieden. Ein weiteres Einsatzgebiet
dieser Technik liegt in ihrer Fähigkeit
zum Dirigieren der Geweberegeneration auf der Basis des Stadiums
der Differenzierung, in dem sich die Zellen zum Zeitpunkt der Implantation
befinden. Dies bedeutet in Bezug auf Knorpel, dass der Zustand der
Zellen bei der Implantation den letztendlich gebildeten Gewebetyp
steuern kann.
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Der
hier verwendete Ausdruck "einfacher
Zucker" bezieht
sich auf Aldosen, wie D-Glucose, D-Mannose und D-Galactose, sowie
auf Ketosen, wie D-Fructose.
-
Die
hier verwendeten Ausdrücke "chondroinduktives
Mittel" oder "chondroinduktiver
Faktor" beziehen sich
auf beliebige natürliche
oder synthetische, organische oder anorganische, chemische oder
biochemische Verbindungen oder Kombinationen oder Gemische von Verbindungen
oder beliebige mechanische oder andere physikalische Vorrichtungen,
Behälter,
Einflüsse
oder Kräfte,
die auf humane, mesenchymale Stammzellen, die sich in einem dreidimensionalen
Format befinden, so einwirken, dass ihre chondrogene in vitro-Induktion herbeigeführt oder
Chondrozyten gebildet werden. Zu bekannten chondroinduktiven Mitteln
gehören
beispielsweise (i) ein Glucocorticoid, wie Dexamethason; (ii) ein
Mitglied der Oberfamilie des transformierenden Wachstumsfaktors β, wie ein
morphogenes Knochenprotein (vorzugsweise BMP-2 oder BMP-4), TGF-β1, Inhibin
A oder der chondrogene, stimulierende Aktivitätsfaktor (CSA); (iii) eine
Komponente der kollagenen, extrazellulären Matrix, wie Kollagen I
(insbesondere in Form eines Gels); und (iv) ein Vitamin A-Analoges,
wie Retinoesäure.
-
Der
hier verwendete Ausdruck "chemisch
definiertes Medium" bezieht
sich auf ein Aufrechterhaltungs-, Züchtungs- oder Kulturmedium,
in dem die erfindungsgemäße Zusammensetzung
einer in vitro-Chondrogenese unterliegen kann, insbesondere bei
den erfindungsgemäßen Verfahren.
Das Medium umfasst ein Minimalmedium (MEM), Ascorbat, eine Eisenquelle,
Insulin oder einen insulinartigen Wachstumsfaktor, mindestens ein
chondroinduktives Mittel oder Faktor und einen einfachen Zucker,
wobei der einfache Zucker im Medium in einer Menge von 3 g/Liter
bis 7 g/Liter vorhanden ist.
-
Der
hier verwendete Ausdruck "minimales
essentielles Medium" bezieht
sich auf ein beliebiges, serumfreies, Tierzellen-Kulturpräparat oder
-Medium bekannter Zusammensetzung, das die in vitro-Lebensfähigkeit
von humanen, mesenchymalen Stammzellen unterstützt. Zu Beispielen hierfür gehören Medien
auf der Basis von Eagle, d. h. Dulbecco-modifiziertes Eagle-Medium
(DMEM); Iscove-modifiziertes
Eagle-Medium, alpha-modifiziertes Eagle-Medium und ferner McCoy
5A und BGJb (Fitton-Jackson-Modifikation).
-
Der
hier verwendete Ausdruck "Eisenquelle" bezieht sich auf
beliebige Spezies, die die reduzierte Form von Eisen in das Medium
freisetzen, wozu (ohne Beschränkung
hierauf) Transferrin, FeSO4 oder Ferritin gehören.
-
Der
hier verwendete Ausdruck "Insulin" bezieht sich auf
beliebige Arten der verschiedenen Insuline, die bekannt sind. Insuline
werden je nach Schnelligkeit, Dauer und Intensität der Wirkung im Anschluss
an eine subkutane Verabreichung in drei Kategorien eingeteilt, d.
h. rasche, mittlere und lang anhaltende Wirkung. Kristallines, normales
Insulin wird durch Fällung
in Gegenwart von Zinkchlorid hergestellt. Modifizierte Formen wurden
zur Veränderung
des Wirkungsmusters entwickelt. Protamin-zink-insulin (PZI) ergibt
sich durch Umsetzung von Insulin und Zink mit dem basischen Protein
Protamin unter Bildung eines Proteinkomplexes, der sich im Vergleich
zu kristallinem, normalem Insulin langsamer löst und langsamer resorbiert
wird, jedoch sich als hochgradig zuverlässig für die Resorption mit einer
stetigen Geschwindigkeit eignet. Isophan ist ein modifiziertes,
kristallines Protamin-zink-insulin, dessen Wirkungen vergleichbar
mit einem Gemisch aus vorwiegend normalem Insulin mit einem geringeren
Anteil an Protamin-zink-insulin ist. Ferner kommen zur erfindungsgemäßen Verwendung
auch die Insulin-Zink-Suspensionen mit verlängerter und rascher Wirkung
in Frage. Das Insulin kann beispielsweise von Menschen, Rindern,
Schafen oder anderen Tieren stammen oder es kann sich um ein rekombinantes
Produkt handeln.
-
Humanes
Insulin ist heutzutage in großem
Umfang verfügbar,
was auf dessen Bildung durch rekombinante DNA-Techniken zurückzuführen ist.
In der Theorie sollte es geringfügig
weniger immunogen sein als gereinigtes Schweineinsulin, das wiederum
weniger stark immunogen als Rinderinsulin sein sollte. Rinderinsulin
unterscheidet sich von humanem Insulin durch drei Aminosäurereste,
während
sich Schweineinsulin von humanem Insulin nur durch einen Aminosäurerest
am Carboxylterminus der β-Kette
unterscheidet. Jedoch weisen bei hochgradiger Reinigung alle drei
Insuline eine relativ niedrige, jedoch messbare Fähigkeit
zur Stimulation einer Immunreaktion auf.
-
Bei
kurzzeitig oder rasch wirkenden Insulinen handelt es sich einfach
um Lösungen
von normalem, kristallinem Zink-Insulin (Insulin-Injektion) in Lösung in
einem Puffer von neutralem pH-Wert. Diese Insuline weisen ein besonders
rasches Einsetzen ihrer Wirkung auf, zeigen jedoch die kürzeste Wirkungsdauer,
d. h. die Glucosespiegel erreichen innerhalb von 20 bis 30 Minuten
einen niederen Wert und kehren innerhalb von etwa 2–3 Stunden
zur Basislinie zurück.
-
Insuline
mit mittlerer Wirkung werden so zubereitet, dass sie sich bei subkutaner
Verabreichung nur allmählich
lösen.
Ihre Wirkungsdauer ist somit länger.
Bei den am häufigsten
verwendeten Präparaten
handelt es sich um neutrales Protamin-Hagedorn (NPH)-Insulin (Isophan-Insulin-Suspension)
und um Lente-Insulin (Insulin-Zink-Suspension). NPH-Insulin ist
eine Suspension von Insulin in einem Komplex mit Zink und Protamin
in einem Phosphatpuffer. Lente-Insulin
ist ein Gemisch aus kristallisiertem (Ultralente) und amorphem (Semilente)
Insulin in Acetatpuffer, der die Löslichkeit von Insulin auf ein
Minimum bringt. Die Präparate
weisen ähnliche
pharmakokinetische Profile auf.
-
Ultralente-Insulin
(erweiterte Insulin-Zink-Suspension) und die Protamin-Zink-Insulin-Suspension
stellen Insuline mit langer Wirkungsdauer dar. Ihre Wirkung setzt
sehr langsam ein und sie zeigen einen längeren ("flachen") Wirkungspeak. Es wird angegeben, dass
diese Insuline während
des gesamten Tages eine niedere Grundkonzentration an Insulin bereitstellen.
-
Der
hier verwendete Ausdruck "Insulin" soll auch Insulin-Analoge
umfassen. Neuere Insulin-Entwicklungen mit veränderten Resorptionsgeschwindigkeiten
sind auf Interesse gestoßen.
Insulin, bei dem Aspartat und Glutamat in den Positionen B9 bzw.
B27 substituiert sind, kristallisiert schlecht und wird als "monomeres Insulin" bezeichnet. Dieses
Insulin wird rascher aus subkutanen Depots resorbiert und kann sich
somit zur Befriedigung der nach Mahlzeiten bestehenden Bedürfnisse
als wertvoll erweisen. Im Gegensatz dazu neigen andere Insulin-Analoge
zur Kristallisation an der Injektionsstelle und werden langsamer
resorbiert. Insuline mit erhöhter
Wirkungsstärke
wurden hergestellt, indem man Histidin in Position B10 durch Aspartat
ersetzt und die carboxyterminalen Reste der β-Kette modifiziert.
-
Ein
Beispiel für
die Komponenten des erfindungsgemäßen chondrogenen Mediums ist
in Tabelle 1 aufgeführt.
-
Tabelle
1 Zusammensetzung
des bei diesen Experimenten verwendeten chondrogenen Mediums
-
Beispiel 1
-
Medium mit hohem Glucosegehalt
verstärkt
die Bildung von extrazellulärer
Matrix während
der chondrogenen Differenzierung
-
Wenn
hMSCs einer Differenzierung entlang der chondrogenen Abstammungslinie
unterliegen, verändert
sich der Zellmetabolismus und die anabolen Aktivitäten der
Zelle werden verändert.
Ein Erscheinungsmerkmal hierfür
ist der Anstieg der Bildung an extrazellulärer Matrix. Die extrazelluläre Matrix
ist für
die besonderen Eigenschaften von Chondrozyten verantwortlich und
ermöglicht
es diesen, als ein gewichtstragendes, schmierendes Gewebe zwischen
benachbarten Knochen zu dienen. Diese Oberfläche ist bei Osteoarthritis
erkrankt. Die extrazelluläre
Matrix ist aus Proteinen und sulfatierten Proteoglycanen zusammengesetzt,
die in temporaler Weise während
der Entwicklung der Zelle zu einem Chondrozyten exprimiert werden.
Die Proteine und Proteoglycane umfassen Aggrecan, Knorpel-Oligomatrix-Protein
(COMP), Hyaluronsäure,
Keratansulfat, Verknüpfungsprotein
und Kollagen vom Typ II sowie andere Bestandteile. Diese Moleküle sind
extrazellulär
angeordnet und umgeben den Zellkörper.
-
Die
hMSCs in Pelletkultur, die einer chondrogenen Differenzierung unterliegen,
exprimieren die vorerwähnten
extrazellulären
Matrix-Proteoglycane. In der Beschreibung zeigen wir, dass das Medium
mit einem Gehalt an 4,5 g/Liter Glucose zu einer stärkeren Lebensfähigkeit
der Zelle und zu einer stärkeren
Bildung der aufgeführten
extrazellulären
Matrixkomponenten führt.
In 1 ist die Zunahme der Größe des Zellpellets klar ersichtlich,
wenn das Medium einen hohen Glucosegehalt aufweist. Veränderungen
der Größe von hMSC-Pellets
spiegeln das Ausmaß der
Synthese von extrazellulären
Matrixkomponenten wider. Jedes Pellet wurde gebildet, indem man
eine Aliquotmenge von 200 000 Zellen in 1/2 ml chondrogenes Medium
mit 1 g/Liter (5,5 mM) Glucose (links) oder 4,5 g/Liter (25 mM)
Glucose (rechts) übertrug.
Das chondrogene Medium bestand aus DMEM mit der angegebenen Glucosekonzentration
und den folgenden Ergänzungen:
100 nM Dexamethason, 10 ng/ml transformierender Wachstumsfaktor β, 1 mM Natriumpyruvat,
5 μg/ml
Ascorbinsäure-2-phosphat
und 40 μg/ml
Prolin. Eine 1:99-Verdünnung
von "ITS+" lieferte 6,25 μg/ml Rinderinsulin,
6,25 μg/ml
Transferrin, 6,25 μg/ml
selenige Säure,
5,33 μg/ml
Linolsäure
und 1,25 mg/ml Rinderserumalbumin. Endkonzentrationen von 100 U/ml
Penicillin, 100 μg/ml
Streptomycin und 250 ng/ml Amphotericin B wurden durch eine 1:99-Verdünnung einer
konzentrierten Antibiotikalösung
bereitgestellt.
-
Die
Zellen und das Medium wurden in ein 15 ml fassendes Polypropylen-Zentrifugenröhrchen mit
konischem Boden gegeben und leicht zentrifugiert (500 × g für 5 Minuten).
Anschließend
wurden die Röhrchen mit
locker aufgesetzten Verschlüssen
in einen befeuchteten Inkubator mit 5 % CO2 von
37 °C gebracht.
Während
der folgenden 12 Stunden reorganisierten sich die Zellen am Boden
des Röhrchens
selbst zu einem kugelförmigen
Pellet mit einem Durchmesser von etwa 1 mm.
-
Die "Pelletkulturen" wurden aufrechterhalten,
indem man die Zellen mit frischem Medium versorgte. 3-mal wöchentlich
wurde das Medium aus den Röhrchen
abgesaugt und durch 0,5 ml frisches Medium ersetzt. Das Röhrchen wurde
leicht geschüttelt,
um zu gewährleisten,
dass das Pellet frei schwamm und nicht an der Seite des Röhrchens
haftete. Bei 1 wurden die Pellets nach 2-wöchigem Wachstum
60 Minuten in phosphatgepufferter Kochsalzlösung mit 4 % Paraformaldehyd
fixiert und vor dem Einbetten und Einfrieren photographiert. Das
durch hMSCs in chondrogenem Medium mit 1 g/Liter Glucose gebildete
Pellet wies einen Durchmesser von 0,8 mm auf (links). Das mit 4,5
g/Liter Glucose gezüchtete
Pellet wies einen Durchmesser von 1,6 mm auf (rechts). Die Größenzunahme
des hMSC-Pellets im Medium mit einem Gehalt an 4,5 g/Liter Glucose
ist auf die große
Menge an gebildeter extrazellulärer
Matrix zurückzuführen und
nicht auf die verstärkte
Zellproliferation. Die endgültige
Vergrößerung beträgt 40×. Zur Prüfung verschiedener
chondrogener Zustände
wurden die Zellpellets fixiert, auf 5–8 μm geschnitten und einer histologischen
und immunohistologischen Färbung
unterzogen.
-
Wie
in 2 dargestellt, erfolgte der Expressionsbeginn
von Kollagen vom Typ II, das für
Knorpel charakteristisch ist, in Zellen, die in chondrogenem Medium
mit einem Gehalt an 4,5 g/Liter Glucose (hoher Glucosegehalt) gezüchtet worden
waren, um 1 Woche früher.
Beispielsweise zeigten hMSCs geringe Anzeichen für die Expression dieses Proteins
nach der ersten Züchtungswoche
in chondrogenem Medium mit 1 g/Liter Glucose (2A).
Im Gegensatz dazu ließ sich
der Beginn der Synthese von Kollagen vom Typ II in Pellets leicht
nachweisen, die im chondrogenen Medium mit 4,5 g/Liter Glucose gezüchtet wurden
(2B). Nach 2 Wochen war Kollagen vom Typ II in
beschränkten
Bereichen in Pellets, die im Medium mit 1 g/Liter Glucose gezüchtet worden
waren, vorhanden (3A), während die Anzeichen für die Synthese
von Kollagen vom Typ II in den Pellets, die mit 4,5 g/Liter Glucose
gezüchtet
wurden, klar überall
nachgewiesen wurde (3B).
-
Die
Bildung von extrazellulärer
Matrix mit einer hohen Konzentration an sulfatierten Proteoglycanen wurde
durch Färbung
mit Safranin O (nicht dargestellt) und Toluidinblau O nachgewiesen.
Bei Färbung
mit Toluidinblau O weisen Pellets mit einer knorpelartigen extrazellulären Matrix
Metachromasie auf, d. h. einen purpurstichigen statt eines blauen
Farbtons, was die Anwesenheit von negativ geladenen Matrixelementen
beweist, wie sie in Knorpel auftreten und vorstehend erwähnt wurden.
Während
hMSC-Pellets in chondrogenem Medium mit 1 g/Liter Glucose Anzeichen
dieser purpurfarbenen metachromatischen Färbung beim Schneiden und Färben nach
2-wöchiger
Züchtung
zeigten (4A) war das Ausmaß dieser
Färbung
wesentlich stärker ausgeprägt, wenn
das Kulturmedium 4,5 g/Liter Glucose enthielt (4B).
-
Beispiel 2
-
Ein hoher
Glucosegehalt erhöht
die hMSC-Lebensfähigkeit
während
der Chondrogenese.
-
Es
gibt eine Anzahl von möglichen
Erklärungen
für die
verbesserte chondrogene Differenzierung von hMSCs bei Züchtung in
einem Medium mit einem Gehalt an 4,5 g/Liter Glucose. Dieses Beispiel
zeigt jedoch, dass dieses Medium mit höherem Glucosegehalt das Überleben
der Zelle wesentlich stärker
als Medium mit 1 g/Liter Glucose fördert. Eine hochgradige Lebensfähigkeit
kann zu einer stärkeren
Chondrogenese einfach aufgrund der Tatsache führen, dass eine größere Anzahl
an lebenden Zellen dazu befähigt
ist, knorpelartige, extrazelluläre
Matrixkomponenten zu sezernieren. Ferner scheint der höhere Grad
der Überlebensfähigkeit
der Zellen eine robustere Zellenpopulation widerzuspiegeln, bei
der die einzelnen lebenden Zellen einen Beitrag zu größeren Mengen
an extrazellulärem
Matrixprotein, Proteoglycan und Kohlenhydraten in ihrer Nachbarschaft
leisten. Da es sich beim Knorpel um ein avaskuläres Organ handelt, kann dieses
Erfordernis einer relativ hohen Zuckerkonzentration im Kulturmedium
die unüblichen
metabolischen Eigenschaften von Chondrozyten in vivo widerspiegeln.
-
Die
Lebensfähigkeit
von hMSCs in Pelletkultur wurde durch Modifikation des von Poole
et al. (C. A. Poole, N. H. Brookes, R. T. Gilbert, B. W. Beaumont,
A. Crowther, L. Scott und M. J. Merrilees, "Detection of viable and non-viable cells
in connective tissue explants using the fixable fluoroprobes 5-chloromethylfluorescein
diacetate and ethidium homodimer-1", Connective Tissue Research, Bd. 33
(1996), S. 233–241)
entwickelten Farbstoff-Ausschlusstests zur Prüfung des Überlebens von Zellen in Organkultur
getestet. 72 Stunden vor der Zellernte wurde homodimerer Ethidium-Farbstoff
(1 mM Vorratslösung
in DMSO) dem Medium in einer Endkonzentration von 2 μM zugesetzt.
Die Pellets wurden sodann wieder auf übliche Inkubationsbedingungen gebracht.
Bei der Ernte wurden die Pellets 4 × 30 Minuten in phosphatgepufferter
Kochsalzlösung
gespült,
sodann 1 Stunde in 4 % Paraformaldehyd fixiert, in Gefrierschnitt-Einbettungslösung eingebettet,
in einem Bad mit flüssigem
Stickstoff gekühlt
und in gefrorenem Zustand geschnitten. 8 μm-Schnitte wurden mit 500 ng/ml 4,6-Diamidino-2-phenylindol (DAPI)
gegengefärbt,
bevor eine Montage unter wässrigen
Bedingungen und eine Betrachtung durch Fluoreszenzmikroskopie vorgenommen
wurden.
-
Unter
diesen Bedingungen der Inkubation mit homodimerem Ethidium-Farbstoff
erlaubten nur Zellen ohne intakte Plasmamembranen den Eintritt von
Farbstoff in ihre Kerne. Diese Kerne fluoreszieren bei Anregung
mit Licht von 490 nm rot. Eine Inkubation der fixierten Schnitte
mit blau fluoreszierendem DAPI (1 μg/ml) erlaubt die Interkalation
dieses zweiten Farbstoffes in die DNA sämtlicher übriger Kerne, wo die Intrahelix-Bindungsstellen
nicht durch homodimeres Ethidium besetzt sind. Somit leuchten Kerne
von Zellen, die bei der Inkubation mit homodimerem Ethidium und
bei der Fixierung lebensfähig
waren, rot, während
lebensfähige
Zellen bei Betrachtung mit dem Epifluoreszenzmikroskop blau leuchten.
-
Eine
Prüfung
von Schnitten von Pellets, die mit homodimerem Ethidium behandelt
worden sind, ergibt, dass die rötlichen
Kerne von nicht-lebensfähigen
Zellen in Pellets, die mit 1 g/Liter Glucose gezüchtet worden sind, vorherrschen
(5A). In ausgeprägtem Gegensatz dazu enthalten
gleichwertige Pellets, die mit 4,5 g/Liter Glucose gezüchtet worden
sind, nur wenige rötliche
Kerne (5B).
-
Beispiel 3
-
TGF-β3 stellt ein überlegenes
chondrogenes Mittel für
MSCs dar.
-
Mit
den hier vorgestellten Experimenten wurde die Chondrogenese von
MSCs aus einer relativen großen
Anzahl von Kaninchen (etwa 16) unter verschiedenen Bedingungen untersucht.
-
Es
ist seit langem bekannt, dass TGF-β1 ein starker Promotor der Knorpelbildung
ist (vergl. beispielsweise den Übersichtsartikel
von Kato [2]). Tatsächlich
wird TGF-β1
gemäß einer
Reihe von Studien in Implantaten verwendet, um eine Knorpelreparatur
zu bewirken; vergl. z. B. O'Driscoll
[3], wo gezeigt wird, dass eine Chondrogenese in Geweben mesenchymalen
Ursprungs (wie Periosteum und Muskeln) ausgelöst wird. Es gibt auch andere
Berichte über
die Verwendung von TGF-β1
in osteochondralen Implantaten [4, 5]. Kürzlich berichtete Brian Johnstone
darüber,
dass TGF-β1
bei Zugabe zu primären
Zellen in Pelletkultur das Problem der mangelnden Konsistenz überwand
und zu besser reproduzierbaren Ergebnissen führte. Dies stellte eine wichtige
Entwicklung dar und stützte
die ursprünglichen
Befunde.
-
Es
wurde festgestellt, dass TGF-β3
einen ausgeprägten
Einfluss auf Uterus-Leiomyomzellen
ausübt [6].
Leiomyome sind gutartige Tumoren der glatten Muskulatur, die durch
die Bildung von großen
Mengen an extrazellulärer
Matrix durch hypertrophe Zellen mit einem geringen mitotischen Index
gekennzeichnet sind. Es gibt mindestens einen Bericht über einen
Fall von Leiomyom, das einen Knorpel-Phänotyp aufwies. Auf der Grundlage
dieser Beobachtungen untersuchten wir den Einfluss von TGF-β3 auf die
chondrogene Differenzierung von mesenchymalen Stammzellen.
-
Humane,
von Knochenmark abgeleitete, mesenchymale Stammzellen wurden unter
standardmäßigen Bedingungen
in Gegenwart von 10 % FBS bis zur Konfluenz gezüchtet. Die Zellen wurden trypsiniert,
2-mal mit chondrogenem Medium gewaschen und in einer Dichte von
200 000 Zellen/ml in 15 ml fassenden Polypropylen-Röhrchen in
chondrogenem Medium mit einem Gehalt an 10 ng/ml TGF-β1, TGF-β3 oder keinem dieser Bestandteile
resuspendiert. Die Zellen wurden zur Bildung einer Schicht zentrifugiert
und das Medium wurde alle 3 bis 4 Tage ersetzt und Zellen wurden
nach 7, 14 und 21 Tagen geerntet. Gefrorene Schnitte (8 μm) wurden
mit Toluidinblau gefärbt.
Sie wurden ferner unter üblichen
immunozytochemischen Verfahren auf die folgenden Bestandteile gefärbt: Kollagen
vom Typ II, Kollagen vom Typ I und oligomeres Knorpel-Matrix-Protein (COMP).
-
Zellen
des gleichen Spenders wurden im chondrogenen Medium mit oder ohne
TGF-β1 oder
TGF-β3 gezüchtet. Am
Tag 0 (d. h. vor der Zentrifugation der Zellen zur Bildung einer
Schicht) wurde die Expression von Kollagen vom Typ I in enger Nachbarschaft
zu den Zellen beobachtet, wobei aber eine Färbung auf Kollagen vom Typ
II und COMP unterblieb. Nach 8 Tagen in Pelletkultur in Abwesenheit
von zugesetzten Wachstumsfaktoren ergab sich eine reichliche COMP-Expression
in der extrazellulären
Matrix, wobei aber Kollagen vom Typ II nicht erkennbar war. In Gegenwart
von TGF-β1
gab es immer noch keine Expression von Kollagen vom Typ II. Bei
Anwesenheit von TGF-β3
wurde ein kleiner Bereich des Pellets azellulär und einige Zellen exprimierten
Kollagen vom Typ II. Nach 14 Tagen gab es Anzeichen für eine gewisse
chondrogene Differenzierung in Gegenwart von TGF-β1, wie durch
die lokalisierte Expression von Kollagen vom Typ II ersichtlich
ist. Bei Züchtung
in Gegenwart von TGF-β3
zeigten die Pellets jedoch ein drastisch unterschiedliches Erscheinungsbild.
In diesem Fall waren die Pellets aufgrund der Anwesenheit einer
reichlichen extrazellulären
Matrix größer. Ein
großer
Anteil der Zellen war hypertroph und es erfolgte überall eine
Expression von Kollagen vom Typ II, ausgenommen ein zentraler Bereich,
in dem die Zellen noch undifferenziert waren. Entlang des Umfangs
der Pellets nahmen die Zellen eine längliche Konfiguration unter
intensiver Typ II-Färbung ähnlich wie bei
Perichondrium an.
-
Nach
21-tägiger
Züchtung
in Gegenwart von TGF-β1
erfolgte eine Färbung
im gesamten Pellet mit Ausnahme des Umfangs, der negativ war. Mit
TGF-β3 ergab
sich eine sehr starke Färbung,
insbesondere in der interterritorialen Matrix. Die Färbung mit
COMP war ähnlich,
jedoch mit verringerter perizellulärer Färbung und verstärkter interterritorialer
Färbung.
-
Dies
zeigt, dass TGF-β3
in vitro einen drastischen Einfluss auf die chondrogene Differenzierung
von humanen MSCs ausübt
und die Entwicklung von reichlicher, knorpelartiger, extrazellulärer Matrix
stimuliert. Nach 21-tägiger
Züchtung
wies das Gewebe eine Morphologie auf, die ähnlich der von reifem Gelenkknorpel war.
Die spezifische Expression von COMP in der interterritorialen Matrix
erinnert besonders stark an reifen Knorpel. Ferner lässt die
reichliche Expression von Kollagen vom Typ II darauf schließen, dass
bei diesen Zellen eine Differenzierung in einer chondrogenen Abstammunslinie
erfolgt ist. Die Wirkung ist in Gegenwart von TGF-β3 ausgeprägter als
bei TGF-β1.
-
Beispiel 4
-
Pelletkultur-Experiment
-
hMSC-Haftkultur
-
Humane
MSCs wurden gemäß Literaturangaben
isoliert und expandiert (Bruder et al., 1997), Growth kinetics,
self-renewal and the osteogenic potential of purified human mesenchymal
stem cells during extensive subcultivation and following cryopreservation,
Journal of Cellular Biochemistry, Bd. 64 (1997), S. 278–294) und als
anhaftende Zellen gezüchtet.
Beim Wachstumsmedium handelte es sich um Dulbecco-modifiziertes
Eagle-Medium (DMEM) mit einem Gehalt an 1 g/Liter Glucose unter
Zusatz von 10 % fötalem
Kälberserum
aus ausgewählten
Chargen (Lennon et al. (1996), S. E. Haynesworth, S. P. Bruder,
N. Jaiswal und A. I. Caplan, Human and animal mesenchymal progenitor
cells from bone marrow: identification of serum for optimal selection
and proliferation, In Vitro Cell. Dev. Biol.-Animal, Bd. 32 (1996),
S. 602–611)
und 100 U/ml Penicillin, 100 mg/ml Streptomycin und 250 ng/ml Amphotericin
B. Zellen wurden in einer 5 % CO2-Atmosphäre bei 37 °C gezüchtet. Die
Zellen wurden in der Passage 1 entsprechend etwa 13 Populationsverdopplungen
verwendet (Bruder et al., (1997), Growth kinetics, self-renewal
and the osteogenic potential of purified human mesenchymal stem
cells during extensive subcultivation and following cryopreservation,
Journal of Cellular Biochemistry, Bd. 64 (1997), 5. 278–294.
-
hMSC-Pelletkultur
-
Die
Chondrogenese wurde durch Umstellen von hMSCs zu einem dichten,
dreidimensionalen Kulturformat gefördert, so dass 250 000 Zellen
ein sphäroidales
Pellet von 1 mm anfänglichem
Durchmesser bildeten. Zur Bildung dieser Pellets wurden die anhaftenden
hMSCs trypsiniert, in serumhaltigem Medium gewaschen und sodann
in serumfreiem, chondrogenem Medium resuspendiert, wobei man sich
standardmäßiger Gewebekulturtechniken
bediente. Dieses Medium entsprach den Angaben der Provisional Application
Nr. 640100–129
(Osiris) [DMEM mit hohem Glucosegehalt, ergänzt mit 10 ng/ml transformierendem
Wachstumsfaktor beta-3 (TGF-β3,
Oncogene Research Products, Cambridge, MA), 100 nM Dexamethason
(Sigma, St. Louis, MO), 50 μg/ml
Ascorbinsäure-2-phosphat
(WAKO Pure Chemicals, Tokyo, Japan), 100 μg/ml Natriumpyruvat, 40 μg/ml Prolin
und 6,25 μg/ml
Rinderinsulin, 6,25 μg/ml
Transferrin, 6,25 μg/ml
selenige Säure,
5,33 μg/ml
Linolsäure,
1,25 mg/ml Rinderserumalbumin (ITS-plus, Collaborative Biomedical
Products, Cambridge, MA)).
-
Chondrogene
Pellets von hMSCs wurden auf folgende Weise erzeugt. Aliquotmengen
von 250 000 Zellen, die in 0,5 ml serumfreiem, chondrogenem Medium
suspendiert waren, wurden auf 15 ml fassende, konische Polypropylen-Zentrifugenröhrchen (VWR)
verteilt. Die Zellen wurden 5 Minuten mit 600 × g zentrifugiert und am Boden
des Röhrchens
belassen. Die Röhrchen
wurden sodann in einen Inkubator gestellt, wobei die Verschlüsse gelockert
waren, um einen Gasaustausch zu ermöglichen. Die sedimentierten
Zellen bildeten innerhalb von 24 Stunden ein sphärisches Pellet am Boden des
Röhrchens.
Das Medium wurde 3-mal
pro Woche ersetzt. Die Zellen wurden auf diese Weise bis zu 4 Wochen
gezüchtet.
-
Induktion von Hypertrophie
-
Eine
hypertrophe Differenzierung wurde eingeleitet, nachdem die Pellets
7 oder 14 Tage unter standardmäßigen chondrogenen
Bedingungen gezüchtet
worden waren. Zu diesem Zeitpunkt wurde das chondrogene Medium durch
ein Reifungsmedium mit einem Gehalt an 50 ng/ml Thyroxin (Sigma)
ersetzt. Um die Hypertrophie zusätzlich
zu induzieren, wurde die Konzentration an Dexamethason auf 10–9 M
gesenkt (Quarto et al., 1992) und 20 mM β-Glycerinphosphat (Sigma) wurden
zugegeben (Dieudonne et al., C. M. Semeins, S. W. Goei, S. Vukicevic,
J. K. Nulend, T. K. Sampath, M. Helder und E. H. Burger, Opposite
effects of osteogenic protein and transforming growth factor -b
on chondrogenesis in cultured long bone rudiments, J. Bone Min. Res.,
Bd. 9 (1994), S. 771–780.
-
Weitere
vorläufige
Experimente zeigen, dass T3 und Thyroxin beide eine Induktion von
Hypertrophie bewirken. Mittel, wie Retinoesäure und deren Derivate, können ebenfalls
in dieser Weise wirksam sein.
-
Analyse von Pellets
-
Zellpellets
wurden durch 1-stündige
Fixierung mit 4 % Paraformaldehyd in PBS geerntet. Proben wurden
sodann in 70 % Ethanol übertragen,
in Ethanol und Xylolen dehydratisiert und in Paraffin eingebettet.
5 μm-Schnitte
wurden durch das Zentrum eines jeden Pellets ausgeführt.
-
Monospezifische
Antikörper
wurden zum Nachweis von extrazellulären Matrixproteinen, die für die chondrogene
Differenzierung charakteristisch sind, verwendet. Schnitte wurden
30 Minuten mit 50 mU/ml Chondroitinase ABC (Seikagaku America, Ijamsville,
MD) in 100 mM Tris-acetat, pH-Wert 7,6, 0,1 % Rinderserumalbumin,
verdaut. Kollagen vom Typ II wurde mit monoklonalem Mäuse-Antikörper C4F6,
der in einer Konzentration von 2 mg/ml eingesetzt wurde, identifiziert
(Srinivas et al. (1993), G. R. Srinivas, H. J. Barrach und C. O.
Chichester, Quantitative immunoassays for type II collagen and its
cyanogen bromide peptides, J. Immunol. Methods, Bd. 159 (1993),
S. 53–62).
Kollagen der Typen X und IX wurde mit monoklonalen Mäuse-Antikörpern X53
nach Pepsinverdau (Quartett, Berlin, Deutschland, Girkontaite et
al., (1996), S. Frischholz, P. Lammi, K. Wagner, B. Swoboda, T.
Aigner und K. Von der Mark, Immunolocalization of type X collagen
in normal fetal and adult osteoarthritic cartilage with monoclonal
antibodies, Matrix Biology, Bd. 15 (1996), S. 231–238) bzw. αCIX (C. O.
Chichester et al., Manuskript in Vorbereitung) identifiziert. Vor
Behandlung mit Chondroitinase wurden Schnitte mit 2 mg/ml Pepsin
(Sigma) in 0,5 M Essigsäure
1 Stunde bei 22 °C
inkubiert.
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Bei
sämtlichen
Immunofärbungen
wurde die Reaktivität
durch serielle Inkubation von Schnitten mit biotinylierten Ziegen-anti-Maus-
oder -anti-Kaninchen-Antikörpern nachgewiesen,
wonach die Zugabe von Streptavidin- Meerrettich-peroxidase gemäß der Angaben
des Herstellers folgte (Kirkegaard & Perry Labs, Gaithersburg, MD). Ein
Signal entwickelte sich als das Peroxidase-Reaktionsprodukt von 3,3'-Diaminobenzidin (DAB)
und H2O2.
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Anionische,
sulfatierte Proteoglycane wurden durch Safranin O-Färbung und
Toluidinblau-Metachromasie nachgewiesen. Diese Färbungen charakterisieren die
Abscheidung von knorpelartiger Matrix (Sheehan und Hrapchak (1980),
D. C. Sheehan und B. B. Hrapchak, Theory and Practice of Histochemistry,
2. Auflg., Battelle Press, Columbus, OH (1980), S. 481ff.
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Beispiel 5
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Sequenzielle
Behandlung von hMSCs in Pelletkultur mit zwei Medien induziert Hypertrophie.
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Humane
MSCs, die einer chondrogenen Differenzierung unterliegen, können zu
hypertrophen Zellen reifen, entweder aufgrund eines internen Programms
der Genexpression oder in Reaktion auf Umweltbedingungen. Zur Induktion
von Hypertrophie wurden die in vitro-Züchtungsbedingungen nach 2 Wochen
der chondrogenen Differenzierung verändert. Durch Entziehen von
TGF-β3 (Serra
et al. (1997), Johnson, E. H. Filvaroff, J. LaBorde, D. M. Sheehan,
R. Derynck und H. L. Moses, Expression of a truncated, kinase-defective TGF-β type II
receptor in mouse skeletal tissue promotes terminal chondrocyte
differentiation and osteoarthritis, J. Cell Biol., Bd. 139 (1997),
S. 541–552)
und durch Zugabe von 50 nM Thyroxin (Ballock und Reddi (1994), Thyroxine
is the serum factor that regulates morphogenesis of columnar cartilage
from isolated chondrocytes in chemically defined medium, J. Cell
Biol., Bd. 126 (1994), 5. 1311–1318)
zum Medium wird eine ausgeprägte hypertrophe
Wirkung nach weiterer 2-wöchiger
Züchtung
erzielt. Die Hypertrophie war ausgeprägter, wenn diese Bedingungen
mit der Zugabe von 20 mM β-Glycerinphosphat
und einer Verringerung der Konzentration an Dexamethason auf 10–9 M
kombiniert wurden. Diese Pellets enthielten Bereiche mit hypertrophen
Zellen, die von ausgedehnten perizellulären Anreicherungen von ECM
umgeben waren (2). Im Vergleich zu
Pellets, die 28 Tage in standardmäßigem chondrogenem Medium gehalten
wurden, zeigten die behandelten Pellets eine intensive Färbung auf
Kollagene vom Typ II und Typ IX sowie eine irreguläre, jedoch
ausgeprägte Zunahme
der Abscheidung von Kollagen vom Typ X, die durch Antikörper X53
nachgewiesen wurde (2).