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Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von therapeutischen
Polypeptiden. Im Spezielleren betrifft die Erfindung gereinigte
von Willebrand-Faktor-Fragmente, die z. B. bei der Behandlung von
Gefäßerkrankungen
wie z. B. einer Thrombose verwendet werden können.
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Der
Begriff „Hämostase" bezieht sich auf
jene Vorgänge,
die den Abwehrmechanismus des Körpers gegen
einen durch eine Gefäßverletzung
verursachten Verlust von zirkulierendem Blut umfassen. Die vorliegende
Erfindung betrifft die Bereitstellung von therapeutisch nützlichen
Formen von Polypeptiden auf der Basis des von Willebrand-Faktors
(„vWF"), eines der Proteine
des hämostatischen
Mechanismus.
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Vorgänge, die
als physiologische Reaktion auf eine Gefäßverletzung normal sind, können bei
pathologischen Zuständen,
z. B. bei einem Patienten, der an einer atherosklerotischen Gefäßerkrankung
oder einer chronischen kongestiven Herzinsuffizienz leidet, zu der
Bildung von unerwünschten
Thromben (Gerinnseln) mit einem daraus resultierenden Gefäßverschluss
führen.
Eine Beeinträchtigung
des Blutflusses zu den Organen unter solchen Umständen kann
zu schweren pathologischen Zuständen,
unter anderen zu einem Myokardinfarkt, einer der Haupttodesursachen
in entwickelten Ländern,
führen.
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Die
Einschränkung
oder das Einstellen der Durchblutung im Kreislaufsystem als Reaktion
auf eine Wunde oder als ein Ergebnis eines Gefäßerkrankungszustands schließt eine
komplexe Reihe von Reaktionen ein, die in zwei Vorgänge unterteilt
werden können,
die primäre
Hämostase
und die sekundäre
Hämostase. Die
primäre
Hämostase
bezieht sich auf den Vorgang der Throm bozytenpfropfbildung oder
Bildung eines weichen Gerinnsels. Thrombozyten sind nicht nukleierte,
scheibenförmige
Strukturen mit einem Durchmesser von ca. 2–5 Mikron, die sich von megakaryozytären Zellen
herleiten. Die effektive primäre
Hämostase
wird durch eine Thrombozytenadhäsion,
die Wechselwirkung zwischen Thrombozyten und der Oberfläche eines
verletzten Gefäßendothels,
auf der darunter liegende Kollagenfasern und/oder andere klebende
Markomoleküle
wie z. B. Proteoglykane und Glykosaminoglykane frei liegen, an die
die Thrombozyten binden, bewerkstelligt.
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Die
sekundäre
Hämostase
beinhaltet die Verstärkung
oder Vernetzung des weichen Thrombozytengerinnsels. Dieser sekundäre Vorgang
wird durch im Plasma zirkulierende Proteine (Gerinnungsfaktoren)
eingeleitet, die während
der primären
Hämostase
entweder als Reaktion auf eine Wunde oder einen Gefäßerkrankungszustand
aktiviert werden. Die Aktivierung dieser Faktoren führt schließlich zur
Produktion einer Polymermatrix des Proteinfibrinogens (danach als „Fibrin" bezeichnet), die
das weiche Gerinnsel verstärkt.
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Es
gibt jedoch Umstände,
unter denen es erwünscht
ist, die Ablagerungen von Thrombozyten in Blutgefäßen zu verhindern,
z. B. in der Prävention
und Behandlung einer Thrombose oder eines Schlaganfalls, und um
einen Verschluss von Arterientransplantaten zu verhindern. Eine
Thrombozyten-Thrombus-Bildung während
chirurgischer Verfahren kann ebenfalls störend bei Versuchen sein, bereits
bestehende Gefäßverstopfungen
zu entfernen.
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Antithrombozyten-Medikamente
umfassen Verbindungen, die die primäre Hämostase unterdrücken, indem
sie die Thrombozyten oder deren Wechselwirkung mit anderen Bestandteilen
des Kreislaufsystems verändern.
Eine Verbindung, die zur Verwendung als ein Antithrombozyten-Medikament
offenbart wurde, ist ein alkyliertes Fragment von vWF mit einem
Molekulargewicht von etwa 52 000, das durch einen tryptischen Aufschluss
von vWF gewonnen wird und ca. 449–728 Reste davon umfasst. Dieses
therapeutische Fragment ist der Gegenstand der
europäischen
Patentanmeldung Nr. 87 304 615 , eingereicht am 22. Mai
1987 und veröffentlicht
unter der Nr. 25 5206 am 3. Februar 1988.
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Prior
et al. offenbaren ein Verfahren zur Herstellung einer wässrigen
Lösung
eines vWF-445-733-Fragments durch säulenchromatografische Reinigung
(Bio/Technology, Band 11 (6), 1993, 709–713 und Bio/Technology, Band
10, 1992, 66–73).
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Die
US 5 238 919 offenbart ein
Polypeptid, das in der Lage ist, die Bindung des von Willebrand-Faktors an
Thrombozyten, Heparin und Kollagen zu verhindern, das im Wesentlichen
aus einer Aminosäuresequenz besteht,
die einem von Willebrand-Faktor-Fragment
mit einem endständigen
Aminorest um die Aminosäure 449
Val und mit einem endständigen
Carboxyrest um die Aminosäure
728 Arg (Säule
5, Linien 34 bis 40) entspricht.
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Des
Weiteren berichten Sugimoto et al. von einem rekombinanten Fragment,
das die Reste 445–733 der
reifen vWF-Untereinheit umfasste, in der die sieben Cysteinreste
in der Sequenz reduziert und alkyliert waren (Biochemistry 1991,
30, 5202–5209).
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Die
WO 92/17 192 offenbart
ein Polypepdid, das auf ein Fragment eines Wildtyps einer reifen
von Willebrand-Faktor-Untereinheit
gemustert ist, die eine modifizierte Aminosäuresequenz und eine erhöhte Bindungsaffinität für Liganden
wie z. B. Kollagen, Glycosaminoglykane, Proteoglykane oder den Gerinnungsfaktor VIII
aufweist.
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Die
WO 93/00 107 offenbart
auch eine wässrige
Lösung
eines Cystein-veränderten
von Willebrand-Faktor-Fragments, das im Wesentlichen frei von Aggregat
und für
therapeutische Zwecke zur Behandlung einer Thrombose geeignet ist.
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Als
Hintergrundinformation wird angemerkt, dass der vWF, auf dem das
zuvor erwähnte
Fragment basiert, ein multimeres Protein mit hohem Molekulargewicht
ist, das im Blut zirkuliert und in die Gerinnung des Blutes involviert
ist. Es ist anerkannt, dass der vWF bewirkt, dass die Thrombozyten
sich an das geschädigte Blutgefäß binden,
indem er eine Brücke
zwischen den Thrombozyten und dem Gefäß bildet. Es ist auch anerkannt,
dass Thrombozyten-Bindungsstellen von vWF in den zuvor erwähnten Resten
449–728
enthalten sind.
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Was
die Funktion des zuvor erwähnten
vWF-Fragments als ein Antithrombozyten-Medikament betrifft, so wird
angenommen, dass das Fragment wirkt, indem es sich an den Glykoprotein
Ibα-Rezeptor der Thrombozyten
bindet und dadurch die Bindung an die Thrombozyten des vWF im Blut
verhindert. In der Tat besetzt das vWF-Fragment den Oberflächenrezeptor
des GPIb, der normalerweise vom vWF des Blutes besetzt würde, da
es jedoch nicht die Brückenbildungsaktivität des größeren vWF-Moleküls aufweist,
von dem es abstammt, leitet es keine Thrombozytenadhäsion oder
eine resultierende Gerinnselbildung ein.
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In
der Praxis ist es schwierig, therapeutisch nützliche Mengen dieses oder
anderer Fragmente von vWF aus Blutplasma zu gewinnen. Die Schwierigkeiten
beinhalten eine wirksame Abtrennung des Rest-449-728-Fragments von
anderen Komponenten, z. B. tryptischen Aufschlüssen, und die Erfordernisse
einer wirksamen Sterilisierung von Blutderivatbestandteilen, die
potentiell mit Humanviren, wie Hepatitis und HIV, kontaminiert sind.
Demgemäß hat es
sich als wünschenswert
erwiesen, dieses Fragment von vWF mithilfe einer rekombinanten DNA
in Wirtszellen, die z. B. bakterielle Wirtszellen umfassen, herzustellen.
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Unglücklicherweise
wurde jedoch festgestellt, dass sich vWF-Fragmente, die durch bakterielle Expressionssysteme
erzeugt werden, in großen
Mengen als unlösliche
Aggregate (Einschlusskörper)
innerhalb der Wirtszellen akkumulieren. Zum Zweck des Gewinnens
von therapeutisch nützliche
Formulierungen des Fragments (der Reste 449–728) ist es notwendig, das
Fragment in löslicher
Form aus den in den Wirtszellen enthaltenen Einschlusskörpern zu
extrahieren.
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Der
Umfang der vorliegenden Erfindung umfasst die Gewinnung eines therapeutisch
nützlichen
Fragments von vWF, das von rekombinanten DNA-Molekülen in Wirtsbakterienzellen
exprimiert wird. Die Erfindung schließt auch die Bereitstellung
dieser Fragmente in reiner und nicht aggregierter Form ein und umfasst
therapeutische Formulierungen, die im Wesentlichen frei von Aggregat
sind.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein Verfahren zur Herstellung einer wässrigen
Lösung
eines Cystein-veränderten
von Willebrand-Faktor-(vWF)-Fragments mit einem endständigen Aminorest
am Aminosäurerest
445 und einem endständigen
Carboxyrest an der Aminosäure
733, welche von Aggregat im Wesentlichen frei ist, bereitgestellt,
umfassend:
- (A) Bereitstellen einer sauren,
wässrigen
Lösung,
welche ein Cystein-verändertes
vWF-Fragment, Denaturierungsmittel und unerwünschte Verunreinigungen enthält;
- (B) Abtrennen der Verunreinigungen aus der Lösung durch Inkontaktbringen
der Lösung
mit einem Affinitätschromatografiemedium,
enthaltend Heparin, an welche sich die vWF-Fragmente binden;
- (C) Eluieren des vWF-Fragments aus dem Affinitätschroma-to-grafiemedium in Gegenwart
des Denaturierungsmittels; und
- (D) Abtrennen des eluierten Fragments aus dem Denaturierungsmittel,
wahrend die wässrige
Lösung
des Fragments bei einem pH von etwa 2,5 bis weniger als etwa 5,5
gehalten wird, um die Monomerisierung des Fragments zu erhöhen und
die Aggregation des Fragments zu verringern, wobei eine wässrige Lösung von vWF-Fragment
ausgebildet wird, welche von Aggregat im Wesentlichen frei ist.
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In
einer bevorzugten Form wird das Cystein-veränderte vWF-Fragment von Schritt (A) als ein alkyliertes
Fragment bereitgestellt, wobei das Denaturierungsmittel, auf das
in den Schritten (A) und (B) Bezug genommen wird, Harnstoff ist,
und der pH bei etwa 3 bis etwa 4 gehalten wird.
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Zusätzlich zu
seiner Rolle als eine Bindungsstelle für Thrombozyten umfasst das
Reste-445-733-Fragment der reifen vWF-Untereinheit eine Domäne der Untereinheit,
die in-vivo für
eine nicht-kovalente und kovalente Bindung der vWF-Untereinheiten
verantwortlich ist, um große
vWF-Multimere auszubilden. Demgemäß besteht eine Tendenz, dieses
Polypeptids zu dimerisieren und/oder Aggregate ausbilden. Dies ist
unerwünscht,
da die biologisch aktivste Form des Fragments die monomere Form
ist. Ein Aspekt der vorliegenden Erfindung beinhaltet daher das
Verhindern der Bildung von Aggregaten in Formulierungen eines Cystein-veränderten
vWF-Fragments, da solche Aggregate einen geringen therapeutischen
Nutzen bei der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen besitzen und
potentiell das Risiko nachteiliger klinischer Konsequenzen mit sich
bringen.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Bereitstellung
eines Verfahrens zum Limitieren der Dimerisierung von monomerem
Cystein-verändertem
von Willebrand-Faktor-Fragment,
isoliert durch Heparin-Affinitätschromatografie,
wobei das Fragment einen endständigen
Aminorest am Aminosäure rest
445 und einen endständigen
Carboxyrest an der Aminosäure
733 aufweist, welche Dimerisierung eine oder mehrere ionische, hydrophobe
oder Wasserstoffbindungen umfasst, welche in vivo die Assozierung
von zwei oder mehreren reifen vWF-Untereinheiten erleichtern, welches
Verfahren das Ausbilden einer wässrigen Lösung von
monomerem Cystein-verändertem
vWF-Fragment umfasst,
welches einen pH von etwa 2,5 bis weniger als etwa 5,5 aufweist
und welches darin bis zu etwa 10 mg/ml des Fragments enthält, und
wobei die Gesamtkonzentration in der Lösung an zusätzlichen Ionenspezies, sofern
vorhanden, weniger als etwa 75 mMol beträgt.
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Die
vorliegende Erfindung kann für
die Bereitstellung einer wässrigen
Formulierung verwendet werden, die ein nicht aggregiertes Cystein-verändertes
vWF-Fragment enthält,
das über
beträchtliche
Zeitspannen effektiv aufbewahrt werden kann, bevor es einem Patienten
verabreicht wird. Demgemäß wird eine
wässrige
Formulierung bereitgestellt, die ein nicht aggregiertes Cystein-veränderte vWF-Fragment
umfasst, das, wenn es lyophilisiert und dann rehydratisiert wird,
danach im Wesentlichen in nicht aggregierter Form bleibt, das heißt, es ist
im Wesentlichen frei von Aggregat.
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Des
Weiteren ist die vorliegende Erfindung nützlich für die Entwicklung der Fähigkeit,
reines, alkyliertes vWF-Fragment aus Einschlusskörpern auf solch eine Weise
zu gewinnen, dass verunreinigende Makromoleküle wie z. B. Wirts-DNA und/oder
ein Protein oder Endotoxin vollständig beseitigt sind. Die Reinigungsschritte,
die besonders nützlich
sind, um dies zu bewerkstelligen, umfassen: (A) Abtrennen des zuvor
erwähnten Typs
von Verunreinigungen aus einer wässrigen
Lösung
von alkyliertem vWF-Fragment und Denaturierungsmittel durch Inkontaktbringen
einer Lösung
davon, die einen alkalischen pH besitzt, mit einem Anionenaustauschermaterial,
an das diese Verunreinigungen gebunden sind; (B) Inkontaktbringen
der wässrigen
Lösung, aus der
die Verunreinigungen entfernt wurden, mit einem Kationenaustauscherharz,
an das sich das alkylierte vWF-Fragment bindet; und (C) Eluieren
des alkylierten vWF-Fragments aus dem Kationenaustauscherharz durch
Inkontaktbringen des Harzes mit einer wässrigen Lösung, die ionisierte Zitronensäure und
ein nicht ionisches Denaturierungsmittel enthält, wobei die Affinität des eluierten
Fragments für
die Citrat-Ionen der mobilen Phase die Solubilisation von der stationären Phase
erleichtert.
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In
noch einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein alternatives
Reinigungsverfahren eingesetzt, das die Affinitätschromatografie verwendet.
Ein Verfahren zur Herstellung einer wässrigen Lösung eines Cystein-veränderten
von Willebrand-Faktor-(vWF)-Fragments mit einem endständigen Aminorest
am Aminosäurerest
445 und einem endständigen
Carboxyrest an der Aminosäure
733, welche von Aggregat im Wesentlichen frei ist, umfassend:
- (A) Bereitstellen einer wässrigen Lösung von Harnstoff und vWF-Fragment,
welches durch rekombinante Mittel hergestellt wird und unerwünschte bakterielle
Verunreinigungen enthält,
welche Lösung
einen pH von weniger als etwa 6,5 besitzt;
- (B) Abtrennen der Verunreinigungen aus der Lösung durch Inkontaktbringen
der Lösung
mit einem Affinitätschromatografiemedium,
welches Heparin enthält,
an welches sich das vWF-Fragment
bindet;
- (C) Eluieren des vWF-Fragments aus dem Affinitätschromatografiemedium
in Gegenwart des Denaturierungsmittels durch Inkontaktbringen des
vWF-Fragments mit einer wässrigen
Salzlösung
mit einer ausreichenden Konzentration, um eine Disoziierung des
vWF-Fragments vom Heparin des Affinitätschromatografiemediums hervorzurufen;
und
- (D) Abtrennen des eluierten Fragments aus dem Denaturierungsmittel
während
die wässrige
Lösung
des Fragments bei einem pH von etwa 2,5 bis weniger als etwa 5,5
gehalten wird, um die Monomerisierung des Fragments zu erhöhen und
die Aggregation des Fragments zu verringern, wobei eine wässrige Lösung von vWF-Fragment
ausgebildet wird, welche von Aggregat im Wesentlichen frei ist.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch nützlich
zur Bereitstellung eines Verfahrens zum Behandeln von Thrombose
bei einem Patienten unter Verwenden einer therapeutischen Formulierung
der Erfindung.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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1 ist
ein Profil eines Monomer/Dimer-Gleichgewichts, das durch eine Gesamtkonzentration
von alkyliertem von Willebrand-Faktor-Fragment beeinflusst ist.
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2 ist
eine Aufzeichnung der Verhinderung der Thrombozyten-Agglutination
(Aggregation), die durch festgelegte Konzentrationen an alkyliertem
von Willebrand-Faktor-Fragment
verursacht wird.
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3 ist
eine Aufzeichnung der vergleichsweisen Fähigkeit von nicht-aggregiertem
und aggregiertem alkyliertem von Willebrand-Faktor-Fragment, um
die Thrombozyten-Agglutination
zu verhindern.
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4 zeigt
das Zirkulardichroismusprofil von nicht alkyliertem vWF-Fragment
bei einem pH von 3,5 und einem pH von 4,5.
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Definitionen
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Wenn
hierin nicht anders angegeben, besitzen die folgenden Begriffe die
angegebene Bedeutung.
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cDNA – Ein/e
DNA-Molekül
oder -Sequenz, das/die enzymatisch aus der/den in einem mRNA-Template
vorhandenen Sequenz/en synthetisiert wurde.
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Expression – Der Vorgang,
dem ein strukturelles Gen unterworfen ist, um ein Produkt zu erzeugen.
Im Fall eines Porteinprodukts ist es eine Kombination aus einer
Transkription und einer Translation.
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Rekombinantes
DNA-Molekül – Ein Molekül, das aus
Segmenten einer DNA aus verschiedenen Genomen besteht, die Ende-an-Ende
verbunden wurden und die Fähigkeit
besitzen, oder modifiziert werden können, um die Fähigkeit
zu besitzen, bestimmte Wirtszellen zu infizieren und darin gehalten
zu werden.
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Klonieren – Der Vorgang,
bei dem eine Population von Organismen oder DNA-Sequenzen oder anderen
Markomolekülen
erhalten wird, die von einem/r solchen Organismus oder Sequenz durch
asexuelle Reproduktion oder DNA-Replikation gewonnen werden.
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Biologische
Aktivität – Eine oder
mehrere Funktionen, Auswirkungen von Aktivitäten, die von einem Molekül in einem
biologischen Zusammenhang ausgeführt
oder bewirkt werden (das heißt,
in einem Organismus oder in einer in-vitro-Nachbildung). Eine charakteristische
biologische Aktivität
des monomeren Rest-445-733-Fragments der reifen von Willebrand-Faktor-Untereinheit
ist die potentielle Fähigkeit,
an die GPIα-Rezeptoren
der Thrombozyten zu binden und dadurch die Thrombozyten-Agglutination
zu verhindern.
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Ein
zusätzlicher
Aspekt der charakteristischen biologischen Aktivität des monomeren Rest-445-733-Fragments
der reifen von Willebrand-Faktor-Untereinheit ist die Fähigkeit,
nur an einen Thrombozyten-GPIbα-Rezeptor
zu binden und dadurch zuzulassen, dass das Molekül eine durch Botrocetin induzierte
Bindung von multimerem vWF an Thrombozyten verhindert. Weitere Effekte,
die sich aus der monomeren Spezies 445–733 ergeben oder damit in
Verbindung stehen, umfassen, dass eine Aktivierung der Thrombozyten
oder deren Haftung an Oberflächen
verhindert wird. Daher besitzt ein solches Fragment einen therapeutischen
Nutzen als Antithrombosemittel.
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Reduzierende
Bedingungen – Beziehen
sich auf das Vorhandensein eines „reduzierenden" Mittels in einer
Lösung,
die von Willebrand-Faktor oder daraus gewonnene Polypeptide enthält, welches
Mittel das Aufbrechen von Disulfidbrücken des vWF verursacht.
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von
Willebrand-Faktor (vWF) – Es
versteht sich, dass alle Verweise auf den von Willebrand-Faktor hierin
sich auf vWF im Menschen beziehen. Der Begriff „von Willebrand-Faktor" soll in seinem Umfang
den untenstehend definierten Begriff „reifer vWF" umfassen.
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Reifer
vWF – Zirkulierender
vWF wie im Plasma vorliegend oder wie an das Subendothel gebunden. Er
besteht aus einer Polpulation von Polypeptidmonomeren, die typischerweise
zu zahlreichen Spezies aus Multimeren davon zusammengeschlossen
sind, wobei jede Untereinheit (Monomer) davon eine Länge von
2 050 Resten besitzt. Zusätzlich
ist der reife vWF üblicherweise
glykosyliert, wenn er in Säugetierzellen
exprimiert wird. Der von Willebrand-Faktor liegt als eine Komponente
der Subendothel-Matrix, als eine Komponente der α-Granules, die durch die aktivierten
Thrombozyten abgesondert werden, und als ein zirkulierendes Blutplasmaprotein
vor.
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Monomer – Wenn der
Ausdruck in Bezug auf ein Cysteinverändertes vWF-Fragment verwendet
wird, bezieht sich „monomer" auf ein einziges
Polypeptid, das weder kovalent noch nicht-kovalent mit einem anderen
Polypeptid verbunden ist. „Dimer" bezieht sich auf
einen nicht-kovalenten Zusammenschluss von zwei Monomeren. „Aggregiertes" Cystein-verändertes
vWF-Fragment bezieht sich auf Strukturen, die größer sind, als Dimere.
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Gereinigt
oder im Wesentlichen in reiner Form – Wenn der Ausdruck in Bezug
auf aus vWF gewonnene Polypeptide verwendet wird, bedeuten dieser
und ähnliche
Begriffe, dass die Zusammensetzung im Wesentlichen frei vom Großteil des
zellulären
Protoplasmas, nicht-vWF-Proteins oder extrazellulären Materials ist,
mit dem das Polypeptid normalerweise im Körper vorliegt.
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Affinitätschromatografie – Bezieht
sich auf chromatografische Verfahren, die die Fähigkeit der Proteine nutzen,
an spezifische Moleküle
fest, jedoch nicht-kovalent zu binden. Um eine Affinitätschromatografie
durchzuführen,
wird ein als Ligand bezeichnetes Molekül, z. B. Heparin, kovalent
an ein chromatografisches Material, üblicherweise eine poröse, inerte
Matrix befestigt. Eine Lösung,
die das zu reinigende Protein, in diesem Fall vWF, und verschiedene
weitere unerwünschte
Substanzen enthält,
wird durch das chromatografische Material geleitet. Das gewünschte Protein
wird selektiv an den an dem chromatografischen Material angebrachten Liganden
gebunden und wird festgehalten, während die anderen Substanzen
eluiert werden. Die vWF-Fragmente können dann in hoch gereinigter
Form gewonnen werden, indem die Elutionsbedingungen geändert wer den,
um das Protein von seiner bindenden Wechselwirkung mit den Liganden
zu lösen.
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Heparin – Bezieht
sich auf ein verschieden sulfatisiertes Glykosaminglykan, das hauptsächlich aus
abwechselnden α(1→4)-gebundenen Resten
aus D-Glukuronat-2-sulfat und N-Sulfo-D-glukosamin-6-sulfat besteht.
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Tabelle
1 zeigt die in der Anmeldung verwendeten Standardbezeichnungen aus
drei Buchstaben für die
Aminosäuren. Tabelle
I
Alanin | Ala |
Cystein | Cys |
Asparginsäure | Asp |
Glutaminsäure | Glu |
Phenylalanin | Phe |
Glycin | Gly |
Histidin | His |
Isoleucin | Ile |
Lysin | Lys |
Leucin | Leu |
Methionin | Met |
Asparagin | Asn |
Prolin | Pro |
Glutamin | Gln |
Arginin | Arg |
Serin | Ser |
Threonin | Thr |
Valin | Val |
Tryptophan | Trp |
Tyrosin | Tyr |
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Das
antithrombotische Polypeptid, mit dem sich die vorliegende Erfindung
befasst, ist ein Cystein-verändertes
vWF-Fragment, das die Aminosäuresequenz-Domäne der reifen
vWF-Untereinheit umfasst, welche mit dem Rest 445 (Serin) davon
beginnt und mit dem Rest 733 (Valin) davon endet und ein scheinbares
Molekulargewicht von ca. 33 000 aufweist, und in der die Cysteinreste
davon (Positionen 459, 462, 464, 471, 474, 509 und 695) auf eine
Weise verändert
sind, dass ihre Tendenz, mit anderen Cysteinresten in Wechselwirkung zu
treten, auf eine Weise verhindert ist, dass die auf Cystein basierenden
Bindungen innerhalb eines einzelnen Fragments oder zwischen Fragmenten
nicht gebildet werden können,
wobei die Bildung solcher Bindungen dazu neigt, Materialien zu bilden,
die die Tendenz zeigen, unlöslich
oder biologisch aktiv zu sein. Der Einfachheit halber wird solche
ein Fragment hierin als ein „Cystein-verändertes
vWF-Fragment" bezeichnet.
Dieser Begriff umfasst in seinem Umfang Fragmente, die die Sequenz
der Reste 445–733
einschließen
oder diese überlappen
und die gesamten oder einen Teil der an GPIbα bindenden Domänen davon
enthalten. Der Begriff „Cysteinverändertes
vWF-Fragment" umfasst
auch Polypeptide, die mutante Aminosäuresequenzen der Domäne der Reste
445–733
darstellen, welche einen antithrombotischen Nutzen besitzen. Solche
mutanten Sequenzen können
Cysteinreste enthalten oder nicht.
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Es
wird vorweggenommen, dass Formen des Polypeptids, die aus einer
Expression einer geeigneten cDNA oder eines anderen rekombinanten
DNA-Moleküls
in einer eukaryotischen Wirtszelle resultieren, gemäß der Praxis
der Erfindung auch effektiv monomerisiert und formuliert werden
können.
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Insofern
als das Cystein-veränderte
vWF-Fragment auf einem Fragment von vWF basiert, wird nachstehend
die Information in Bezug auf dieses Protein und seine Rolle in der
Hämostase
und Thrombose fortgesetzt. Der von Willebrand-Faktor liegt im Menschen
als eine Reihe von Multimeren mit hohem Molekulargewicht von bis
zu 30 glykosilierten Untereinheiten pro Multimer vor, in denen die
Untereinheiten als identisch angenommen werden, wobei jede ein ungefähres Molekulargewicht
von 270 000 (270 kDa) aufweist. Jede zirkulierende „reife" humane Untereinheit
besteht aus 2 050 Aminosäureresten.
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Es
wird angenommen, dass die Bildung einer ersten Monoschicht aus Thrombozyten,
die die verletzten Endotheloberfläche bedecken, eine Brückenbildungsfunktion
einschließt,
in der oberflächengebundener, multimerer
vWF auf der einen Seite an Komponenten des Subendothels wie z. B.
Kollagen oder Proteoglykane bindet und auf der anderen Seite an
den GPIb-IX-Rezeptor einer Thrombozytenmembran bindet. Angenommen
wird, dass die Wechselwirkung von multimerem vWF mit dem Glykoprotein
Ib-IX-Komplex (bei GPIb(α)) zu
einer Thrombozytenaktivierung führt
und die Rekrutierung zusätzlicher
Thrombozyten erleichtert, die dazu dienen, einen wachsenden Thrombus
zu bilden. Die sich schnell akkumulierenden Thrombozyten werden durch
die Bindung von Fibrinogen auch vernetzt. Von besonderer Bedeutung
bei diesem Vorgang ist der multimere und multivalente Charakter
des zirkulierenden vWF, der es dem Makromolekül ermöglicht, seine Bindungs- und
Brückenbildungsfunktionen
effektiv auszuführen.
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Das
Cystein-veränderte
vWF-Fragment, das in der vorliegenden Erfindung verwendet wird,
konkurriert in der Tat mit dem vWF-Faktor um die GPIbα-Rezeptoren und inaktiviert
die Rezeptoren, so dass sie für
die Wechselwirkung mit dem vWF nicht verfügbar sind, wobei das Ergebnis
darin besteht, dass die Bildung von Gerinnseln verhindert wird.
Was das Wesen des Fragments betrifft, so hat vorausgehende Forschungsarbeit ergeben,
dass die Domäne
des 2 050-Rests der reifen von Willebrand-Faktor-Untereinheit, die an den Thrombozytenmembran-Glykoprotein
Ib- IX-Rezeptor (GPIb(α)) bindet,
das Fragment davon ist, das sich von ungefähr dem Rest 449 (Valin) der
zirkulierenden Untereinheit bis zu ungefähr dem Rest 728 (Lysin) davon
erstreckt. Dieses Fragment weist ein scheinbares Molekulargewicht
von ca. 52 000 auf und kann durch Trypsin-Aufschluss gefolgt von
einer Disulfid-Reduktion des vWF erzeugt werden. Die an GPIb(α) bindende
Domäne
des vWF umfasst Reste, die in zwei unterbrochenen Sequenzen Cys474-Pro488 und Leu694-Pro708 innerhalb des
Fragments enthalten sind; Mohri, H. et al., J. Biol. Chem., 263
(34), 17901–17904
(1988). Typischerweise wird das Fragment mit dem Molekulargewicht
von 52 000 als ein „52/48"-Fragment bezeichnet,
was die Tatsache zum Ausdruck bringt, dass humane Enzymsysteme das
Fragment glykosilieren, was zu dessen Molekulargewicht beiträgt. Das
Ausmaß der
Glykosilierung variiert von Molekül zu Molekül, wobei zwei Gewichte, 52 000
und 48 000, am häufigsten
sind. Wie von rekombinanten Wirtsbakterienzellen exprimiert, ist
bei dem Fragment die Glykosilierung nach der Translation, die mit
der Expression desselben in Säugetierzellen
verbunden ist, nicht vorhanden. Ohne das durch Glykosilierung hinzugefügte zusätzliche
Gewicht weist das Polypeptid ein Molekulargewicht von ca. 33 000
auf. Sowohl das „52/48"- als auch das „33"-Fragment verhindern
kompetitiv die Bindung von von Willebrand-Faktor an die Thrombozyten.
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Wie
obenstehend erwähnt,
ist es schwierig, therapeutisch nützliche Mengen des vWF-Fragments
aus Blutplasma zu gewinnen. Demgemäß hat es sich als wünschenswert
herausgestellt, dieses Fragment von vWF unter Verwendung einer rekombinanten
DNA in Wirtszellen herzustellen. Es ist eine breite Vielfalt von
rekombinanten Systemen zur Expression einer das Fragment codierenden
DNA-Sequenz verfügbar.
Beispiele für
drei Systeme sind untenstehend beschrieben. Diese Systeme wurden
erfolgreich verwendet und verwenden Wirtsbakterienzellen und codieren
das etwas größere Rest
445-733-Fragment. Es wurde festgestellt, dass die Sequenzen mit
einem zusätzlichen
endständigen
Amino- und Carboxyrest
keinen wesentlichen Effekt auf die Nützlichkeit des Fragments als
ein Antithrombotikum besitzen.
- (I) ein als
pMMB3 bezeichneter Vektor, der einen hochwirksamen PR-Promotor
aus bakteriophagem Lambda enthält.
Die Induktion einer vWF-Fragment-Expression in E. coli wurde durch
Aufwachsen der Zellen auf eine mid-log-Phase bei 30°C und dann
Verschieben der Temperatur auf 42°C
erreicht.
- (II) ein als pMMB5 bezeichneter Vektor, der ein Hybrid-trp-lac
(tac)-Promotorsystem umfasst, das durch den lac-Repressor reguliert
wird. Die Induktion in diesem System wurde durch Aufwachsen der
Zellen auf eine mid-log-Phase bei 37°C gefolgt von der Zugabe von
Laktose-Analog-IPTG erreicht.
-
Die
mit pMMB3 und pMMB5 erhaltenen Ergebnisse waren sehr ähnlich.
Kurz gesagt wurden E. coli-Zellen, die mit jedem der obigen Plasmide
transformiert wurden, auf die mid-log-Phase aufgewachsen, 1–16 Stunden
lang induziert, abgeerntet und in lösliche und unlösliche Komponenten
fraktioniert. Das vWF-Fragment
zeigte eine extreme Unlöslichkeit
nach der Lyse jeder Zellpopulation.
- (III) ein
dritter Vektor (Plasmid), der für
die Expression des vWF-Fragments verwendet wird und Resistenz gegen
Kanamycin (KmR) verleiht, enthält einen
Promotor von dem Bakteriophagen T7. Der Vektor wurde von Dr. F.
William Studier von den Brookhaven National Laboratories erhalten
und war, wie folgt, hergestellt. Das Plasmid wurde hergestellt,
indem das Ampicillin-Resistenz-Gen von pET-8c durch einen Ausschluss eines
BspHI-EcoRI-Fragments (pBR322 bp 3195– 4361) entfernt wurde und
Ersetzen desselben durch ein 869-bp-Fragment,
das eine Kanamycin-Resistenz (KmR) codiert,
wobei das KmR-Gen in dem Vektor im Uhrzeigersinn
orientiert ist. Das KmR-Gen stammt von Tn903
(Oka et al., J. Mol. Biol., 147: 217–226 (1981)) und wurde unter
Verwendung der Polymerase-Kettenreaktion mit pUC4KISS, Barany F.,
Gene, 37: 111–123 (1985))
als Matrize erhalten. Das Fragment, welches das KmR-Gen
trägt,
beginnt 50 Nukleotide vor dem KmR-Startcodon
und endet genau bei dem Stopcodon.
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Ein
Plasmid, welches das vWF-Fragment exprimiert und Resistenz gegenüber Kanamycin
verleiht, wurde aus einem mit pET-8c52K bezeichneten Vektor und
pET-8c (KmR) hergestellt. Kurz gesagt wurde
ein XBaI/BamI-Fragment, welches das vWF-Fragment codiert, aus pET-8c52K
ausgeschlossen und in XbaI/BamHI-gespaltenes
pET-8c (KmR) ligiert. Die erhaltene Plasmid-DNA
(pET-8c52K9 (KmR)) wurde in E. coli-DH-1 Zellen
transformiert und ein einzelnes Isolat wurde identifiziert, welches
das Fragment mit geeigneter Größe durch
Aufschluss mit Xba/BamHI freisetzte. Die DNA von diesem Isolat wurde
dann verwendet, um E. coli BL21 (DE3) pLysS zu transformieren. Ein
einzelnes Isolat aus dieser Transformation wurde dann zur Expression
von vWF-Fragment verwendet.
-
In
diesem System wird die vWF-DNA in einem Vektor angeordnet, der den
Promotor und Translationsinitiationssignale für das TΦ-Protein des Bakteriophagen
T7 enthält.
Die T7-RNA-Polymerase
kann dann entweder durch Induktion oder durch Infektion an die Wirtszelle
geliefert werden. In diesem speziellen Fall wurde der vWF-Expressionsvektor
unter der Kontrolle des lac-UV5-Promotors in einer Zelle angeordnet,
die einen Prophagen trägt,
der das Gen für
die T7-RNA-Polymerase enthält.
Die Zugabe des Laktose-Analogs-IPTG an eine wachsende Zellkultur
induzierte eine T7-RNA-Polymerase, die wiederum die Target-DNA in
dem Plasmid transkribierte. Die Transkription durch die T7-RNA-Polymerase
war so aktiv, dass sich die Target-RNA in Mengen akkumuliert, die
mit ribosomaler RNA vergleichbar sind, und das Target-Protein bildet
eine Hauptfraktion des zellulären
Proteins. Als eine erste Charakterisierung der Synthese von vWF-Fragment
wurden die Zellen induziert und Proben zu Zeitpunkten zwischen 0,5
und 16 Stunden nach der Induktion genommen. Diese Daten wiesen darauf
hin, dass 4 Stunden nach der Induktion vWF-Fragment ca. 25% des
gesamten zellulären Proteins
bildete. Dieser Wert ist viel größer als
jener, der entweder durch das tac- oder das PR-Vektorsystem erzeugt
wird.
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Von
besonderer Bedeutung für
die Bereitstellung von therapeutischen Polypeptiden aus rekombinanten
Systemen ist die Möglichkeit,
eine Expression von pharmakologisch nützlichen Mengen des Therapeutikums
zu bewirken. Von den drei Systemen, auf die obenstehend Bezug genommen
wurde, wird das System (III) bevorzugt, da es eine größere Ausbeute
von Fragment liefert.
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Unglücklicherweise
neigen vWF-Fragmente, die durch ein bakterielles Expressionssystem
wie z. B. das System (III) hergestellt werden, dazu, sich in großen Mengen
als unlösliche
Aggregate (Einschlusskörper) innerhalb
der Wirtszellen zu akkumulieren, wobei in den Wirtszellen kein Mechanismus
verfügbar
ist, um ihre effektive Sekretion davon auszulösen. Zum Beispiel würde ein
Säugetier-Signalpeptid
im Allgemeinen in dem bakteriellen System nicht erkannt werden.
Solche unlöslichen
Aggregate von exprimiertem Polypeptid (Einschlusskörper) sind
ein gut bekanntes Ergebnis des Versuchs, große Mengen von nützlichem
Protein aus rekombinanten bakteriellen Systemen herzustellen, Williams,
D. C. et. al., Science, 215, 687–689, (1982) und können falsch
gefaltete Polypeptide widerspiegeln.
-
Eine
Theorie besagt, dass die Bildung der Einschlusskörper mit dem Vorhandensein
einer hochwirksamen Konzentration von Cysteinresten darin im Zusammenhang
steht. Es wird angenommen, dass fehlerhafte Disulfidbrücken dazu
angeregt werden, sich entweder innerhalb der Einschlusskörper oder
bei Versuchen, die Polypeptide davon zu lösen, auszubilden und dies tun.
Wenn solche Brücken
innerhalb eines Fragments (eine Intrakettenbrücke) gebildet werden, können sie
zu einer biologisch inaktiven Konformation des Moleküls führen. Wenn
solche Brücken
zwischen Fragmenten gebildet werden (eine Interkettenbrücke), können sie
zu unlöslichen
oder biologisch inaktiven Dimeren oder Aggregaten führen. Das
vWF-Fragment, das die Reste 445–733
umfasst, enthält
sieben Cysteinreste an den Positionen 459, 462, 464, 471, 474, 509
und 695. Daher hat eine erfolgreiche Verarbeitung von Säugetierproteinen,
die aus rekombinanten bakteriellen Systemen exprimiert werden, im
Allgemeinen erfordert, dass die Cysteinreste davon verändert werden,
sodass sie nicht mit anderen Cysteinresten reagieren können. Ohne
diese Behandlung erfolgt typischerweise eine unerwünschte Reaktion
der Cysteinreste davon, die zu der Bildung von unlöslichen
oder biologisch inaktiven Polypeptid-Aggregaten führt, welche
für eine
effektive Nutzung als Therapeutika ungeeignet sind.
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Es
sind zahlreiche gut bekannte Verfahren verfügbar, die verwendet werden
können,
um Cysteinreste erfolgreich zu verändern. Ein solches Verfahren
beinhaltet die Behandlung von Cysteinresten mit einem Reduktionsmittel
wie z. B. 6-Mercaptoethanol oder Dithiothreitol „DTT" gefolgt von einer permanenten Alkylierung (z.
B. mit Iodacetamid) der sieben Cysteinresten des Fragments. Zahlreiche
weitere kovalente Markierungen können
an den Target-Cysteinresten angebracht werden, wobei die einzige
Voraussetzung jene ist, dass die Markierung unter pH-Bedingungen
angebracht werden kann, die das Zielprotein nicht irreversibel denaturieren,
wobei die Anbringung von einer Art ist, die unter den Bedingungen,
denen das Fragment während
der weiteren Verarbeitung oder Lagerung ausgesetzt ist, keine chemische
Reaktion mit den anderen Cysteinresten zulassen wird. Solche kovalenten
Markierungsverfahren sind in der Technik im Allgemeinen bekannt
und umfassen auch z. B. eine Reaktion mit (A) Iodessigsäure oder
(B) Iodierungsmittel, wie Iodfluorescein. Zudem können Cysteinreste
chemisch verändert werden,
wie durch eine Sulfitisierung. Die Veränderung kann auch über eine
seitengerichtete Mutagenese einer codierenden DNA, Ersetzen der
Cysteinreste durch „inerte" Reste wie z. B.
Glycin oder Alanin oder durch Löschen
von Sequenzpositionen, die Cystein entsprechen, bewerkstelligt werden.
Es wird eine ausreichende Anzahl der Cysteinreste verändert, um
die durch ihr Vorhandensein verursachten Probleme zu vermeiden.
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Wie
in dem untenstehenden Beispiel 1 beschrieben, wird bevorzugt, dass
die durch eine fehlerhafte Disulfid-Brückenbildung verursachten Aggregationseffekte
in Bezug auf die therapeutischen Formulierungen der Erfindung durch
chemische Reduktion (mit Dithiothreitol „DTT") gefolgt von einer permanenten Alkylierung (mit
Iodacetamid) eliminiert werden. Trotz dieser Behandlung wurde festgestellt,
dass das resultierende Polypeptid (nachstehend als das „alkylierte" vWF-Fragment der
Erfindung bezeichnet) in einer aggregierten und somit therapeutisch
nutzlosen Form akkumuliert bleibt. Andere Typen von Cysteinveränderten
Fragmenten können
gleichermaßen
gegenüber
einer Solubilisierung für
die therapeutische Formulierung resistent sein, wobei das dafür verantwortliche
Aggregationsverhalten in keiner Beziehung zu den Cysteinen steht.
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Demgemäß stellt
die Erfindung Behandlungsschritte bereit, die beim Solubilisieren
des aggregierten Cystein-veränderten
Fragments effektiv sind, und sie stellt wässrige Lösungen des Fragments bereit,
die annehmbar sind, um z. B. Patienten injiziert zu werden, wobei
solche Lösungen
das gelöste
Fragment enthalten, das in nicht aggregierter und therapeutisch
nützlicher
Form vorliegt.
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Somit
gestattet die vorliegende Erfindung eine Identifikation von Bedingungen,
unter denen das exprimierte vWF-Fragment, das Einschlusskörper umfasst,
zuerst als ein nicht aggregiertes Cystein-verändertes Fragment, welches in
einer ein Denaturie rungsmittel enthaltenden Lösung stabilisiert ist, und
zweitens als ein nicht aggregiertes Fragment, welches in einer Lösung stabilisiert
ist, die nur therapeutisch akzeptable Substanzen enthält, welche
für Injektionen
an Menschen verträglich
sind, bereitgestellt werden kann.
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Beliebige
geeignete Mittel können
verwendet werden, um das vWF-Fragment aus dem rekombinanten System,
in dem das Fragment hergestellt wird, zu gewinnen. Als ein erster
Schritt werden die unlöslichen
Aggregate des Fragments, das heißt die Einschlusskörper, von
den anderen zellulären
Komponenten abgetrennt. Dies beinhaltet ein Aufschließen der
Wirtszellen und eine Abtrennung des aufgeschlossenen Zellenmaterials von
dem insolubilisierten Protein (als Einschlusskörper). Beispiele für verfügbare Mittel,
um dies zu bewerkstelligen, sind Verfahren, die die Verwendung von
Ultraschallbehandlung und Homogenisierung beinhalten. Repräsentative
Verfahren umfassen jene, die in den
US-Patenten
Nr. 4 828 929 und
4
673 641 beschrieben sind.
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Ein
bevorzugtes Verfahren zum Extrahieren der Einschlusskörper aus
Wirtszellen ist in dem untenstehenden Beispiel 1 beschrieben und
beinhaltet wiederholte Zyklen der Verwendung einer mechanischen
Homogenisierung zum Bewirken eines Zellaufschlusses in Gegenwart
eines oder mehrerer Detergenzien und die Abtrennung der aufgeschlossenen
Zellenmaterialien von den vWF-Fragmenten
durch Zentrifugation. Es versteht sich, dass auch andere verfügbare Verfahren
verwendet werden können.
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Das
aus dem rekombinanten System gewonnene aggregierte vWF-Fragment umfasst
ein breites Spektrum von Polypeptiden, das von löslichen Trimeren des Fragments
zu makroskopischen unlöslichen Strukturen
reicht, in denen tausende von derartigen einzelnen Polypeptidfragmente
gebunden sind. Typischerweise sind diese Aggregate, die aus ca.
10 bis 20 oder weniger Frag menten bestehen und ein Molekulargewicht
von 200 000 bis 400 000 aufweisen, jedoch löslich. Solche Fragmente, die
hierin als „lösliches
Aggregat" bezeichnet
werden, besitzen einen relativ geringen therapeutischen Nutzen,
wie in in-vitro-Assays
gemessen wurde (siehe Beispiel 3 und 3). Bestimmte
sogar noch größere Komplexe
sind ebenfalls löslich,
wenngleich ebenfalls von relativ geringem therapeutischem Nutzen.
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Die „nicht
aggregierten Fragmente" (oder
Fragmente, die „im
Wesentlichen frei von Aggregat" sind), die
sich aus dem hierin beschriebenen Verfahren ergeben, umfassen eine
Population, die aus monomerem Fragment und auch aus nicht-kovalent
verbundenem dimerem Fragment zusammengesetzt ist. Auf der Grundlage
von Versuchen unter Verwendung der Hochleistungs-Flüssigkeitschromatografie
(HPLC) ist die Menge an „löslichem
Aggregat", die in
solchen Proben vorliegt, kleiner als etwa 0,5%. Tatsächlich wird
für die
meisten Präparate
erwartet, dass die prozentuelle Verunreinigung geringer ist und
in großem
Maß ein
Artefakt der Salzumgebung des HPLC-Systems ist. Wie untenstehend
erläutert
wird, liegen die so isolierten Dimere im Gleichgewicht (1)
mit dem Monomer vor, und es wurde festgestellt, dass sie im Durchschnitt
die halbe Antithrombozyten-Agglutinationsaktivität von Monomeren bezogen auf
das Gewicht besitzen. Dies legt nahe, eine der zwei Bindungsstellen
innerhalb des Dimers zu maskieren. In Verbindung mit der Herstellung
von therapeutisch nützlichen
Proben von nicht aggregiertem Fragment wird die Zubereitung von
Proben, die eine große
Menge an Momomer und eine kleine Menge an Dimer enthalten, bevorzugt.
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Bei
der Ausführugn
der Erfindung beginnt das Verfahren für die Herstellung von solubilisiertem
und nicht aggregiertem Fragment mit einem Schritt, der unlösliches
Aggregat in lösliches
Aggregat umwandelt. Dies beinhaltet die Zubereitung einer wässrigen
Lösung,
die das Cystein-veränderte
von vWF-Fragment und Denaturierungsmittel enthält.
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Die
bevorzugte Form der Erfindung beinhaltet die permanente Alkylierung
des Fragments in einer wässrigen
Lösung
unter Bedingungen, unter denen ein Denaturierungsmittel die Bildung
von löslichen
Aggregaten von Fragment erleichtert. Die Dissoziation des aggregierten
Materials kann mit einer beliebigen von verschiedenen gut bekannten
Techniken, einschließlich
Gelchromatografie auf Größenausschlussbasis
und Ultrazentrifugation überwacht
werden.
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Der
Alkylierung des Fragments geht die Reduktion der Intra- und Interketten-Disulfidbrücken in
dem Einschlusskörperaggregat
voraus. Darauf folgt die permanente Alkylierung der reduzierten
Cysteinreste. Sowohl die Reduktion als auch die Alkylierung des
Fragments können
durch ein beliebiges geeignetes Mittel bewirkt werden, wobei solche
Behandlungsschritte für
Proteine bekannt sind.
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Die
Reduktion beinhaltet im Allgemeinen, dass eine wässrige Lösung des Aggregats mit einem
geeigneten Reduktionsmittel unter Bedingungen, welche die Disulfidbrücken des
Proteinaggregats zu Thiolgruppen umwandeln, umgesetzt wird. Beispiele
für Reduktionsmittel,
die verwendet werden können,
sind 6-Mercaptoethanol und Dithiothreitol, wobei das zuletzt erwähnte bevorzugt
wird.
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Das
Reduktionsprodukt kann dann einer Alkylierung unter Bedingungen
unterworfen werden, sodass das Alkylierungsmittel dazu dient, die
freien Sulfhydrylgruppen des Fragments auf eine Weise permanent
und kovalent zu markieren, dass sie inaktiv sind und bleiben, wenn
das Proteinfragment einer weiteren Verarbeitung oder Aufbewahrung
unterworfen wird. Es kann jedes beliebige geeignete Alkylierungsmittel
verwendet werden. Bei spiele für
solche Mittel umfassen Iodacetsäure
und Iodacetamid, wobei das zuletzt erwähnte bevorzugt wird.
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Gemäß der Erfindung
werden das Cystein-veränderte
vWF-Fragment, das
die alkylierte Form davon enthält,
und die nachfolgende Herstellung von nicht aggregiertem Fragment
bewirkt, indem das Fragment in einer wässrigen Lösung behandelt wird, die ein
Denaturierungsmittel enthält.
Der Begriff „Denaturierungsmittel", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf Substanzen, die in entsprechenden Konzentrationen
in der Lage sind, die Konformation von Fragmenten typischerweise über einen
oder mehrere der folgenden repräsentativen
Mechanismen zu verändern:
Verändern
der Lösungsmittelumgebung,
das heißt,
des Hydratisierungszustands bestimmter Gruppen des Fragments, durch
Bereitstellen bestimmter Lösungsmittel-Oberflächen-Wechselwirkungen
oder durch Aufbrechen von ionischen oder Wasserstoffbrückenkontakten
oder anderen Wechselwirkungen innerhalb von oder zwischen Fragmenten.
Im Allgemeinen sind die Effekte eines Denaturierungsmittels reversibel.
Zum Beispiel wird bei einer Dialyse gegen eine Lösung, die kein Denaturierungsmittel
enthält,
der durch das Denaturierungsmittel induzierte Effekt umgekehrt.
Das Wesen des in der Ausführung
der vorliegenden Erfindung verwendeten Denaturierungsmittels und
die Behandlungsbedingungen sind derart, dass die Effekte der Verwendung
des Denaturierungsmittels reversibel sind. Demgemäß sollte die
Verwendung von Materialien oder Bedingungen, die einen irreversiblen
Effekt bewirken, vermieden werden, z. B. die Verwendung einer hohen
Temperatur oder die Anwendung von Substanzen, die mit einer so hohen
Affinität
an das Fragment binden, dass es praktisch unmöglich ist, sie zu entfernen.
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Die
Begriffe „Denaturierungsmittel" und „Detergens", wie hierin verwendet,
sind als gleichwertig zu betrachten, so lange die obenstehenden
Kriterien erfüllt
sind. Beispiele für
geeignete Materialien zur Verwendung als Denaturierungsmittel in der
vorliegenden Erfindung umfassen Harnstoff und Guanidin-Hydrochlorid und Detergenzien
wie z. B. Polyoxyethylen (9) p-tert-Oktylphenol (Nonidet® P40),
Polyoxyethylen (9–10)
p-tert-Oktylphenol (Triton-X-100) und Natriumdeoxicholat.
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Das
am meisten bevorzugte Denaturierungsmittel zur Verwendung in der
vorliegenden Erfindung ist Harnstoff. Er ist sehr gut löslich in
wässrigen
Lösungen
und er kann durch Dialyse schnell aus der Lösung entfernt werden. Da Harnstoff
eine nicht ionische Substanz ist, stört er, wie untenstehend beschrieben,
Ionenaustauschermaterialien nicht, die in dem Verfahren verwendet
werden können,
um Verunreinigungen bakteriellen Ursprungs wie z. B. DNA und Endotoxin
zu entfernen. Ein empfohlener Konzentrationsbereich von Harnstoff beträgt etwa
4 Mol bis etwa 8 Mol.
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Die
Ausführung
der vorliegenden Erfindung kann auch Schritte umfassen, die sich
als besonders nützlich
erwiesen haben, um von dem Cystein-veränderten vWF-Fragment Verunreinigungen
bakteriellen Ursprungs wie z. B. bakterielle DNA, bakterielles Endotoxin
(Lipopolysaccharid) und bakterielle Proteine zu entfernen. Die Entfernung
solcher Verunreinigungen gestattet es, das Fragment in therapeutischen
Formulierungen zu verwenden. Allgemein gesagt, beinhaltet das Verfahren,
dass eine wässrige
Lösung
aus dem unreinen alkylierten vWF-Fragment und Denaturierungsmittel
einem Anionenaustauschermaterial und dann einem Kationenaustauschermaterial
ausgesetzt wird.
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Die
Behandlung der die Verunreinigung enthaltenden Lösung mit dem Anionenaustauschermaterial wird
bei einem alkalischen PH durchgeführt und ist effektiv bei der
Entfernung von bakterieller DNA und Endotoxin, die an das Anionenaustauschermaterial
gebunden sind, aus der Lösung.
Zu diesem Zweck sollte die Lösung
eine Menge von Salz in einer derartigen Größe enthalten, dass die bakteriellen
Komponenten sich an das Anionenaustauschermaterial binden und die
vWF-Fragmente nicht.
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Die
Lösung
wird dann bei einem sauren pH mit einem Kationenaustauschermaterial
in Kontakt gebracht, an das die Fragmente binden, wodurch das Fragment
von dem bakteriellen Protein abgetrennt wird. Der saure pH der Lösung sollte
derart sein, dass einige der Carboxylgruppen des Kationenaustauschermaterials
ionisiert werden und einige der Carboxylgruppen an dem Fragment
protonisiert werden, um eine Aggregation zu vermeiden. Die Elution
des Fragments aus dem Kationenaustauschermaterial kann mit einem
geeigneten Elutionspuffer, z. B. und vorzugsweise einer wässrigen
Lösung,
die ionische Zitronensäure
und nicht ionisches Denaturierungsmittel enthält, durchgeführt werden.
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Das
untenstehende Beispiel 1 beschreibt eine Reihe von Schritten, die
repräsentativ
für Verfahren sind,
welche bakterielle Verunreinigungen von dem Fragment unter Bedingungen
wirksam abtrennen, unter denen das Gesamtziel des Verfahrens – die Umwandlung
der Population von Cystein-veränderten
vWF-Fragmenten in nicht aggregierte Fragmente – erreicht wird.
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Wenngleich
Guanidinhydrochlorid als ein bevorzugtes Denaturierungsmittel angesehen
wird, stört
es Ionenaustauschermaterialien und muss im Wesentlichen vor jeglichen
Ionenaustausch-Schritten
entfernt werden, die Verunreinigungen der zuvor erwähnten Art
entfernen. Eine empfohlene Konzentration an Guanidinhydrochlorid
beträgt
etwa 4 bis etwa 8 Mol.
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Das
untenstehende Beispiel 5 ist illustrativ für eine besonders bevorzugte
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung, in der das Fragment von bakteriellen
Verunreinigungen durch ein Affinitätschromatografie-Verfahren
abgetrennt wird. Dieses Verfahren stellt eine schnelle, effiziente
Reinigung von vWF in großem Maßstab auf
der Basis der Affinität
von vWF für
Heparin bereit.
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Diese
Ausführungsform
beruht zum Teil auf der Erkenntnis, dass die in den vorliegenden
Verfahren gereinigten vWF-Fragmente eine Sequenz von 23 Aminosäureresten
(Tyr565 bis Ala587)
umfassen, von der bekannt ist, dass sie Heparin bindet. Die Affinität des Fragments
für Heparin
erleichtert die Verwendung eines Affinitätschromatografie-Verfahrens,
das die Co-Isolierung von ähnlichen
Proteinen vermeidet, die bei Ionenaustauschchromatografie-Verfahren
oft beobachtet wird.
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Die
in dieser Ausführungsform
verwendeten Affinitätschromatografiemedien
umfassen an eine chromatografischen Matrix gebundene Heparinmoleküle. Wenn
vWF-Fragmente auf eine Chromatografiesäule aufgebracht werden, die
dieses Medium enthält,
binden die Fragmente reversibel an die Heparinmoleküle und werden
selektiv zurückgehalten,
während
unerwünschte
Verunreinigungen durch die Chromatografiesäule laufen. Die vWF-Fragmente können dann
mit einer Salzlösung
eluiert werden, die eine ausreichende Ionenstärke aufweist, um die nicht-kovalente
Assoziierung von vWF und den Heparinmolekülen zu überwinden. Der eluierte vWF
kann dann unter Verwenden zusätzlicher
Chromatografieschritte weiter gereinigt werden.
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Das
bei der Ausführung
dieser Ausführungsform
verwendete Affinitätschromatografiemedium
kann leicht unter Verwenden von in der Technik bekannten Verfahren
zubereitet werden oder ist im Handel erhältlich. Falls gewünscht, kann
Heparin unter Verwenden von in der Technik bekannten Vorschriften
an eine gewünschte
Chromatografiematrix wie z. B. Sepharose oder Agarose gebunden werden,
wobei diese Vorschriften Cyanogenbromid verwenden. Alternativ können handelsübliche Affinitätschromatografimedien
verwendet werden wie z. B. Heparin-Sepharose CL-6B, vertrieben von Pharmacia. In bevorzugten
Ausführungsformen wird
ein handelsübliches
Affinitätschromatografie-Material
eingesetzt.
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Wenngleich
die Affinitätschromatografie-Verfahren
der vorliegenden Erfindung über
einen Bereich von pH-Werten ausgeführt werden können, werden überlegene
Ergebnisse erzielt, wenn diese Verfahren bei einem pH unterhalb
von etwa 6 ausgeführt
werden. Es wurde festgestellt, dass die Kombination aus einem Denaturierungsmittel,
wie Harnstoff, und niedrigen pH-Bedingungen zu einer hochselektiven
Bindung von vWF an das Affinitätschromatografie-Medium
führt und
unspezifische Wechselwirkungen minimiert sind. Es scheint, dass
die Anwendung niedriger pH-Bedingungen nicht nur zu der selektiven
Bindung des Fragments beiträgt, sondern
die vWF-Fragmente auch in einem nicht aggregierten Zustand bewahrt
und dadurch eine nachfolgende Renaturierung der Fragmente ermöglicht.
Demgemäß werden
die vorliegend beanspruchten Affinitätschromatografie-Verfahren
in bevorzugten Ausführungsformen
bei einem niedrigen pH unterhalb von etwa 6 in Gegenwart eines Denaturierungsmittels,
wie Harnstoff, ausgeführt.
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Anschließend an
die hierin obenstehend beschriebenen entweder Ionenaustausch- oder
Affinitätschromatografie-Verfahren,
ist es wichtig, dass das Fragment während der weiteren Solubilisierung
in Gegenwart von Denaturierungsmittel bei einem pH von etwa 2,5
bis unterhalb von etwa 5,5 gehalten wird. Die Titration der Aminosäureseitenketten
des alkylierten vWF-Fragments mit Säure zeigt, dass das Fragment
bei pH 3,5 vollständig
protoniert wird, wobei das Polypeptidfragment dann eine Nettoladung
von (+)41 trägt.
Es wird angenommen, dass es wichtig ist, das Fragment in einer Umgebung
zu halten, welche die Nettoladung maximiert, um die Solubilität des Fragments
aufrechtzuerhalten, die Dissoziation der löslichen Aggregate zu kleineren
Aggregaten und zu nicht aggregiertem Material zu erleichtern und
auch die Reassoziation von Fragmenten zu verhindern. Ein pH-Wert
von etwa 3 bis etwa 4 wird bevorzugt. Die Solubilisierung in Gegenwart
von Denaturierungsmittel bei pH 3,5 wird am stärksten bevorzugt. Es kann eine
beliebige geeignete Säure
verwendet werden, um den pH einzustellen. Beispiele für Säuren, die
verwendet werden können,
umfassen Salzsäure oder
Milchsäure.
Allerdings wird die Verwendung einer Säure bevorzugt, die eine Pufferkapazität im pH-Bereich
von etwa 3 bis etwa 5 bereitstellt. Die Verwendung von Zitronensäure wird
am stärksten
bevorzugt.
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Wenngleich
viele Verfahren zum Solubilisieren von aggregierten Einschlusskörperproteinen
in Gegenwart von Denaturierungsmittel bekannt sind, erfordert jedwede
klinische Verwendung des erhaltenen Produkts, dass das darin enthaltene
Denaturierungsmittel durch klinisch akzeptable Materialien ersetzt
wird, die nicht toxisch und nicht reizend sind, sodass die erhaltene
Lösung
gesetzlichen Anforderungen, um Menschen injiziert zu werden, entspricht.
Versuche, Cystein-verändertes
vWF-Fragment und sogar Fragment in alkylierter Form, das aus Einschlusskörpern rekonstituiert
wird, in einer Lösung
zu formulieren, die einen physiologischen pH oder eine Konzentration
an Ionen besitzt, die den Salzgehalt von Blut widerspiegelt, haben
nur zu Produkten geführt,
die unlösliches
aggregiertes Protein enthalten.
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Daher,
wenngleich die Monomerisierung des Cystein-veränderten Fragments mit Denaturierungsmitteln
eine Zusammensetzung erzeugt, in der die Fragmente im Wesentlichen
dissoziiert werden, hat sich eine erfolgreiche Formulierung des
Polypeptids für
die klinische Verwendung ohne Denaturierungsmittel vordem als unmöglich erwiesen.
Wenngleich eine Nettoladung von +41 an dem vWF-Fragment bei einem
pH von 3,5 erzielt wird und wenngleich diese Ladung repräsentativ
für, oder
sogar wesentlicher als, die Nettoladung ist, die an vielen Proteinen
mit vergleichbarer Größen erzeugt
werden kann, bildeten monomere Mo leküle so Reaggregat bei Abwesenheit
von Denaturierungsmittel. Es folgt nun eine Erläuterung von Verfahrensschritten,
die es gestatten, eine klinische Formulierung einer löslichen
Form des Cystein-veränderten
vWF-Fragments herzustellen und es aufzubewahren und zu verabreichen.
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Ein
wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Erkenntnis,
dass die Löslichkeit
von Cystein-verändertem
vWF-Fragment in
einer Lösung
mit saurem pH verbessert ist, wenn die Lösung eine relativ niedrige
Konzentration an ionischen Substanzen enthält. Solche Substanzen können die
Form von organischen oder anorganischen Salzen, Puffern, Aminosäuren oder
anderen geladenen Molekülen
besitzen. Wie untenstehend erarbeitet, wird angenommen, dass das
Halten des Cysteinveränderten
Fragments in solch einer wässrigen
Lösung
die Solubilisierung von semipolaren oder hydrophoben Gruppen des
Fragments durch die wässrige
Lösung
relativ zu Lösungen
mit physiologischen Werten des pH und ionischer Salzkonzentration erleichtert.
Demgemäß werden
solche Lösungen
als Ersatz für
die oben beschriebenen, Denaturierungsmittel enthaltenden Lösungen für die Lagerung
von klinischen Formulierungen verwendet.
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Bei
der Ausführung
der Erfindung sollte die Konzentration der ionischen Substanzen,
definiert als die Gesamtsumme der Konzentration der positiven und
der negativen Ionen, die zusätzlich
zu dem Beitrag der durch das Fragment bereitgestellten geladenen
Gruppen vorhanden ist, etwa 75 mMol in einer wässrigen Lösung des Fragments nicht überschreiten.
Wenn diese Konzentration überschritten
wird, ist die Aggregation des Cystein-veränderten vWF-Fragments in Abwesenheit
von Denaturierungsmittel von einer derart bedeutenden Größenordnung,
dass das Material für
eine längere
Lagerung zur klinischen Verwendung ungeeignet ist, unabhängig davon,
ob in Lösung
oder wenn es aus der tiefgefrorenen Lagerung aufgetaut wird oder wenn
es aus gefriergetrockneter Form rekonstituiert wird, und, wie untenstehend
dargelegt, kann es ferner ungeeignet für eine vorübergehende Lagerung vor einer
weiteren Verarbeitung sein.
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Die
Konzentration, bei der das Cystein-veränderte vWF-Fragment im Wesentlichen
frei von Aggregat in den wässrigen
Formulierungen der Erfindung vorliegt, kann über einen relativ weiten Bereich
variieren, z. B. von etwa 1 bis etwa 30 mg/ml. Daher kann das Cystein-veränderte Fragment
z. B. in den bevorzugten Formulierungen bei bis zu wenigstens etwa
30 mg/ml ohne die Ausbildung von löslichem Aggregat löslich gemacht werden.
Auf Grund des zwischen Monomeren und Dimeren bestehenden Gleichgewichts
des „nicht
aggregierten" Cystein-veränderten
Fragments und auf Grund der höheren
spezifischen inhibitorischen Aktivität des Monomers (siehe Beispiel
2 und 1) werden Konzentrationsbereiche, die das Monomer
begünstigen,
wie bis zu etwa 15 mg/ml, bevorzugt, wobei etwa 5 bis etwa 10 mg/ml,
eine Konzentration, die besonders für eine wirksame Dosierung geeignet
ist, am stärksten
bevorzugt wird.
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Bei
der Ausführung
der Erfindung wird eine therapeutische Formulierung bevorzugt, die
bis zu etwa 10 mMol anorganisches Salz, bis zu etwa 15 mMol einer
zusätzlichen
ionischen Verbindung, wie z. B. ein Aminosäurehydrochlorid, und bis zu
etwa 10 mMol eines Puffers enthält.
Mit Bezug auf die Erläuterung
bevorzugter Konzentrationsbereiche der obenstehend angeführten oder ähnlicher
Verbindungen versteht sich, dass sich „mMol" auf die Konzentration der Verbindung
bezieht, nicht auf die einzelnen Ionen, deren Gesamtsumme 75 mMol
nicht überschreiten
sollte.
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Zusätzlich kann
den Formulierungen der vorliegenden Erfindung, entweder vor der
Lagerung in flüssiger
Form oder vor ihrer Gefriertrocknung, ein nicht-ionisches Tonizitäts-Modifizierungsmittel,
wie Zucker oder ein Zuckerderivat, ein schließlich z. B. Mannitol, Saccharose
oder Maltose, zugesetzt werden. Die Menge davon kann etwa 0 bis
etwa 15% (Gew./Vol.) umfassen. Solche Präparate können eingefroren und dann zur
therapeutischen Verwendung aufgetaut werden.
-
Eine
bevorzugte wässrige
Formulierung umfasst NaCl oder ein anders anorganische Salz zu etwa
0,5 bis etwa 10 mMol, Zitronensäure
oder einen anderen geeigneten Puffer zu etwa 0,5 bis etwa 5 mMol
und Lysinmonohydrochlorid oder eine andere Aminosäure zu etwa
0,5 bis etwa 15 mMol.
-
Stark
bevorzugt ist in der vorliegenden Erfindung eine Lösung mit
einem pH von etwa 3,5, die etwa 1,5 mNol NaCl, etwa 1 mMol Zitronensäure und
etwa 1 mMol Lysinmonohydrochlorid umfasst. Die Zugabe eines nicht-ionischen
Tonizitäts-Modifizierungsmittels
wie z. B. Mannitol zu etwa 5% (Gew./Vol.) macht die Formulierungen
der Erfindung isotonisch annähernd
wie physiologische Lösungen.
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Den
hierin beschriebenen Verarbeitungsschritten folgend ist es möglich, eine
wässrige
Lösung
aus Cystein-verändertem
vWF-Fragment herzustellen,
welche im Wesentlichen frei von Aggregat ist. Der Ausdruck „im Wesentlichen
frei von Aggregat" umfasst
eine therapeutische Lösung
oder eine andere pharmazeutische Zusammensetzung aus Cystein-verändertem
vWF-Fragment, die eine Menge an löslichem Aggregat und/oder unlöslichem
Aggregat enthält,
die nicht ausreicht, um nachteilige klinische Folgen bei Patienten
auszulösen, wenn
sie in therapeutischen Dosen verabreicht wird.
-
Die
Ausführung
der vorliegenden Erfindung kann verwendet werden, um wässrige Lösungen aus
Cystein-veränderten
Fragmenten herzustellen, die im Wesentlichen frei von Aggregat sind,
wobei die Konzentration des Fragments darin zwischen etwa 1 und etwa
30 mg/ml, vorzugsweise zwischen etwa 5 und etwa 15 mg/l und am stärksten bevorzugt
bei etwa 10 mg/ml liegt.
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Die
Ausführung
der Erfindung kann auch verwendet werden, um wässrige Lösungen aus Cystein-veränderten
Fragmenten herzustellen, die im Wesentlichen frei von Aggregat sind,
wobei die Gewichtsprozent an Monomer wenigstens 40 bis etwa 100%,
vorzugsweise wenigstens etwa 65 bis etwa 80 Gew.-% und am stärksten bevorzugt
etwa 75 Gew.-% betragen.
-
Cystein-verändertes
vWF-Fragment kann zur Lagerung in nicht aggregierter Form in pyrogenfreiem, deionisiertem
Wasser formuliert werden, wobei der resultierend pH ohne zusätzliche
Puffer, Salze oder ionische Verbindungen, außer wie es notwendig ist, um
so das Präparat
zu titrieren, auf etwa 3,5 eingestellt wird. In solch einem Fall
ist die Zugabe eines nichtionischen Tonizitäts-Modifizierungsmittels bevorzugt.
Solche Präparate
können
auch gefriergetrocknet oder eingefroren und dann zur therapeutischen
Verwendung aufgetaut werden. Somit stellt die Erfindung therapeutische
Lösungen
bereit, die solch eine Stabilität
besitzen, dass sie gefriergetrocknet oder eingefroren und dann rekonstituiert
oder aufgetaut werden können,
sodass bei solch einer Behandlung die ursprüngliche Aktivität zurückkehrt.
-
Zusammensetzungen,
die gemäß der Ausführung der
Erfindung hergestellt werden, können
wenigstens einen Monat bei 4°C
aufbewahrt werden, wobei die Zusammensetzung im Wesentlichen frei
von Aggregat bleibt.
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In
Bezug auf die Auswahl eines bevorzugten pH zum Aufbewahren einer
Lösung
oder für
solch eine Lösung
vor dem Gefriertrocknen oder Einfrieren derselben wird angemerkt,
dass eine Titration mit Säure
der Aminosäureseitenketten
des Cystein veränderten
Fragments, wobei das Fragment mit der vollen Ladung (+)41 erzeugt
wird, bei einem pH von ca. 3,5 zu Ende ist. Demgemäß werden
Formulierungen im pH-Bereich von etwa 3 bis etwa 5 bevorzugt. Eine
höhere
Acidität
kann das Protein denaturieren, wohingegen höhere pH-Werte zu nahe an den
isoelektrischen pH (5,5) des Proteins herankommen, bei dem eine
Aggregation stattfinden würde.
-
Es
wird angemerkt, dass Formulierungen, die einen pH außerhalb
des bevorzugten Bereiches besitzen, oder die eine Konzentration
an Ionen außerhalb
des bevorzugten Bereiches enthalten nichtsdestoweniger zur Lagerung
einer wässrigen
Lösung
aus alkyliertem Fragment über
mittlere Zeitspannen (z. B. vor einer weiteren Verarbeitung) vor
einer Lagerung über
längere
Zeit geeignet sein können.
-
Cystein-verändertes
vWF-Fragment, bereitgestellt aus vWF, wie es aus dem Kreislaufsystem
oder aus einem rekombinanten Säugetiersystem
isoliert wird, kann gemäß der Ausführung der
Erfindung auch mit verbesserten Lösungs- und Stabilitätseigenschaften
formuliert werden. Die so hergestellte Formulierung kann isotonisch
mit dem Blut oder kann hypertonisch oder hypotonisch gegenüber diesem
sein.
-
Es
wird angenommen, dass die Monomerisierungs- und Formulierungsverfahren
dieser Erfindung zumindest zum Teil effektiv sind, da es die hierin
offenbarten Behandlungsbedingungen gestatten, Nutzen aus den Eigenschaften
bestimmter hydrophober und hydrophiler Aminosäurereste und resultierender
Domänen
innerhalb der Sequenz von Cystein-verändertem vWF-Fragment zu ziehen.
Es wurde zuvor erwähnt,
dass das Halten des Cysteinveränderten
Fragments bei pH 3,5 dem Polypeptid eine Nettoladung von +41 verleiht, von der angenommen wird, dass
sie seinen hydrophilen Charakter und somit seine Löslichkeit
erhöht.
Eine Titration (Protonisierung) von Glutamin- und Asparginsäuresei tenketten
bei oder unterhalb von einem pH von etwa 4,5 ist ein potentiell
bedeutender Modulator der Proteinstruktur, was auch die dem vWF-Fragment
verliehene Stabilisierung gegen eine Aggregation durch Lagerung
bei pH 3,5 erklären
kann.
-
Es
ist gut bekannt, dass geladene Seitenketten von Aminosäure-Homopolymeren α-Helices
destabilisieren können.
Ungeladene/s Poly-L-glutaminsäure
und Poly-L-lysin z. B. bilden stabile α-Helix-Strukturen, während ihre geladenen Formen
davon nur als Random-Coil-Regionen stabil sind. Urnes, P. und Dozy,
P., Adv. Protein Chem., 16, 401 (1961), Lehninger, A. L., Biochemistry,
S. 113, Worth Publishing Company (1970). Es ist zu erwarten, dass
auch entsprechend positionierte Glutamin- und Asparginsäurereste,
wenn sie negativ geladen sind, α-Helix-Regionen
innerhalb des vWF-Cystein-veränderten
Fragments destabilisieren werden. In protonierter Form jedoch, z.
B. bei pH 3,5, ist es wahrscheinlicher, dass sie sich anpassen und
in geordneten strukturellen Regionen eingeschlossen werden oder
eine benachbarte Ausbildung oder Ausbreitung dieser zulassen.
-
Es
wird angenommen, dass in dem Ausmaß, in dem solche geordneten
strukturellen Bereiche durch eine Aspartat- oder Glutamat-Protonisierung bei
pH 3,5 vergrößert oder
gebildet werden, sie die Fähigkeit
einschränken
werden, mit der jede dieser Regionen (die zuvor bei einem pH von
ca. 7,0 als eine Random Coil vorlag, welche hydrophobe Reste enthält) binden
kann. Es wird vorweggenommen, dass diese Effekte durch eine Erhöhung der
Aktivierungsenthalpie gemessen werden können, die zur hydrophoben Assoziierung
notwendig ist.
-
Es
ist auch zu erwarten, dass solche Assoziierungen in wässrigen
Lösungen
minimiert sind, die im Vergleich zu physiologischen Lösungen eine
wesentlich niedrigere Konzentration an gelösten ionischen Substanzen enthalten.
-
Es
ist zu erwarten, dass ein Halten bei pH 3,5, unabhängig davon
ob die Monomerisierung eines bestimmten Proteins erleichtert und
die Aggregation desselben verhindert wird oder nicht, abhängig ist
von der Gesamtanzahl der Aspartat- und Glutamatreste in der Polypeptidstruktur
und von ihrem Abstand in Bezug auf Subdomänen bestimmter Aminosäurereste,
deren Potential, an einer geordneten Struktur teilzunehmen, zum Teil
von dem Protonisierungszustand des proximalen Glutamats und Aspartats
abhängig
ist. Es ist daher offensichtlich, dass, ob ein Anordnen von Cystein-veränderten
rekombinant hergestellten Polypeptiden bei pH 3,5 die Monomerisierung
derselben erleichtert oder stabilisiert, eine Frage ist, die auf
der Grundlage der Spezies für
eine Polypeptidspezies gestellt werden muss.
-
Bestimmte
Faktoren, die bei der Bewertung des potentiellen Nutzens einer Formulierung
bei niedrigem pH nützlich
sind, um ein Aggregationsverhalten zu vermeiden, das andernfalls
unter Lagerbedingungen bei einem physiologischen pH 7,0 zutage tritt,
sind hierin nachstehend unter Verwendung eines Cysteinveränderten vWF-Fragments
als ein Modell dargestellt.
- (A) Das Cystein-veränderte Rest-445-733-vWF-Fragment
enthält
21 Glutamat- und 15 Aspartatreste aus einer Gesamtheit von 289 Sequenzpositionen,
was anzeigt, dass eine beträchtliche
Zahl von Stellen, an denen eine geordnete Sekundärstruktur bei pH 7,0 gestört wird,
bei einer Protonisierung bestimmter Glutaminsäure- oder Asparginsäurereste
geordnet werden kann.
- (B) Viele klassisch hydrophobe Reste sind bekannt dafür α-Helix oder β-Faltblatt-Domänen zu bevorzugen oder
zuzulassen und infolge einer Sequestrierung in einer geordneten
strukturellen Subdomäne
bei pH 3,5 weniger in der Lage sein können, bei einer hydrophoben
Aggregation mitzuwirken. Solche Reste umfassen Alanin, Leucin, Phenylalanin, Tyrosin,
Tryptophan, Cystein, Methionin, Aspargin, Glutamin und Valin. Ob eine
bestimmte Subregion benachbart zu einem Asp- oder Glu-Rest hydrophob
ist, sodass sie von Nutzen wäre,
um ihr eine geordnete Sekundärstruktur
zu verleihen, wie es durch eine Glutamat- oder Aspartat-Protonisierung zugelassen
würde,
kann zum Teil durch Bezugnahme auf das Modell von Kyte, J. et al.,
J. Mol. Biol., 157, 105–132
(1982) beantwortet werden. Das Kyte-Modell sagt das Ausmaß des hydrophoben
(oder hydrophilen) Charakters vorher, das eine bestimmte Peptidsequenz
aufweisen wird, wenn sie in größeren Polypeptiden
vorhanden ist. Ein Gesamt-Hydrophobizitäts/Hydrophilizitäts-Index
wird auf der Basis der Beiträge
einzelner Reste und der Position bestimmter Aminosäuren in
Bezug zueinander in der Target-Sequenz zugeordnet.
- (C) Innerhalb des Rest-445-733-Fragments gibt es zahlreiche
Sequenzen aus 5 oder mehr Resten, wo erwartet wird, dass eine geordnete
Struktur durch Protonisierung von Glutamin- oder Asparginsäure in dem pH-Bereich zwischen
3,5 und 4,0 in Bezug auf die bei einem pH nahe 7,0 erreichte Ordnung
verbessert werden kann. Repräsentative
Domänen,
deren α-Helix-Charakter bei
pH 3,5 verbessert werden kann, umfassen die folgenden (unter Verweis
auf die veröffentlichte
Sequenz):
(1) Cys464 – Leu469 (enthält
Asp bei 465);
(2) Cys471 – Glu476 (enthält
auch Glu bei 472);
(3) Leu494 – Ile499 (enthält
Glu und Asp bei 497 bzw. 498);
(4) Leu512 – Asp520 (enthält
auch Asp bei 514);
(5) Glu527 – Leu533 (enthält
auch Glu bei 529, 531);
(6) Val537 – Glu542 (enthält
auch Asp bei 539);
(7) Val553 – Tyr558 (enthält
Glu bei 557);
(8) Val680 – Gln686 (enthält
Asp bei 681 und Glu bei 682, 684); und
(10) Tyr693 – Ala698 (enthält
Asp bei 696).
-
Die
Zunahme der geordneten Struktur, die in einem nicht aggregierten
Cystein-veränderten
vWF-Fragment durch eine pH-Verschiebung von 4,5 auf 3,5 erzeugt
werden kann, ist in Beispiel 4 und 4 davon
beschrieben.
-
Mit
Bezug auf die therapeutische Verwendung von Formulierungen aus Cystein-verändertem vWF-Fragment,
die im Wesentlichen frei von Aggregat sind, wird die Menge zur Verabreichung
für die
Prävention
oder Verhinderung einer Thrombose von der Schwere, mit welcher der
Patient an der Thrombose leidet abhängen, kann aber problemlos
für jedweden
bestimmten Patienten ermittelt werden. Die Formulierungen, die in
der vorliegenden Erfindung verwendet werden, welche Lösungen oder
resuspendiertes gefriergetrocknetes Material umfassen, können Patienten
direkt injiziert werden oder mit weiteren physiologisch verträglichen
Substanzen, wie nicht-ionischen Tonizitäts-Modifizierungsmitteln, unmittelbar
vor einer Injektion vermischt werden.
-
Beispiele
-
Referenz 1 – Herstellung von alkyliertem
von Willebrand-Faktor-Fragment
in nicht aggregierter Form
-
Das
folgende Verfahren ist gestattet, um (1) lösliche Aggregate (typischerweise
200 kDa oder mehr), die aus einem Einschlusskörper-Pellet aus vWF-Fragment
aufgelöst
wurden, in Lösung
zu bringen, wie untenstehend beschrieben; (2) Verunreinigungen zu
entfernen, die in therapeutischen Formulierungen inakzeptabel sind
(wie z. B. bakterielle DNA oder Endotoxine); (3) eine „Monomerisierung" des Fragments in
einer Reihe von Schritten einzuleiten, die zu immer kleineren Aggregaten
führen;
und (4) das erhaltene nicht aggregierte Material in einem Formulierungspuffer
bereitzustellen, der das Fragement gegenüber einer Reaggregation stabilisiert.
-
Das
Einschlusskörper-Pelletmaterial
wurde aus einer entsprechenden Kultur von E. coli BL21 (DE3) pLysS,
wie folgt, erhalten. Die Zellen wurden aus 50 Liter belüfteter Kultur
geerntet und unter Verwenden von Hohlfaser-Mikrofiltermembran-Patronen
aufkonzentriert. Zwei Amicon H5MPO1-43 Filterpatronen wurden in einem
Rezirkulationsmodus verwendet. Die Zellen wurden auf den Amicon-Filtern
auf ein Volumen von 2 bis 4 Liter aufkonzentriert, wonach die Zellen
durch Diafiltration in der Amicon-Filtrierapparatur mit 5 Volumenteilen,
ca. 10 bis 20 Liter, Tris-gepufferter Salzlösung (0,025 Mol Tris, 3,03
g/l H2O, 0,2 Mol NaCl, 11,7 g/l H2O, End-pH 7,5 ±0,2, 25°C; hierin nachfolgend als A-1
bezeichnet) gewaschen wurden.
-
Die
Zellen wurden aus Filtration in 4 Liter Tris-gepufferter Salzlösung (A-1)
gewonnen. Bei der Vorbereitung zum Aufschließen der Zellen wurde Natrium-Deoxycholat
der Zellsuspension zugesetzt, um eine Endkonzentration von 0,5 g/l
zu erreichen. Die Zellen wurden mechanisch aufgeschlossen, indem
sie unmittelbar nach dem Sammeln durch einen Microfluidizer® (Microfluidics
Corp., M-110Y Microfluidizer®) geleitet wurden. Nachdem
die Zellen ein Mal durch den Microfluidizer® gelaufen
waren, wurde ein zweites Detergens, Tween 80, der Suspension lysierter
Zellen zugesetzt, um eine Endkonzentration von 0,025% zu erreichen,
wobei 25 ml von 2,5% Tween 80 (Vol./Vol.), in einem Liter TBS gelöst, verwendet
wurden. Dies geschieht indem der Puffer A-1 erwärmt und das Tween 80 tropfenweise
der Lösung
zugesetzt und gemischt wird, bis die Lösung sichtbar homogen ist.
Die Lösung
wurde auf Raumtemperatur abgekühlt
und dann der Suspension aufgeschlossener Zellen zugesetzt, um eine
Endkonzentration von 0,025% (Vol./Vol.) zu erreichen; (hierin nachfolgend
A-2). Wenn das Tween in dem ersten Durchlauf vorhanden ist, kann
der Microfluidizer® verstopft werden und
dies wird es erfordern den Strömungsweg
zu reinigen, bevor die Zellen aufgeschlossen werden können. Nachdem die
Zellen aufgeschlossen wurden, wurde die Suspension zentrifugiert
(10 000 × g;
35 min, 4°C),
um die Einschlusskörper
abzutrennen, die ein Primärprodukt
aus den löslichen
Zelttrümmern
sind. In diesem Stadium können
die Einschlusskörper über Nacht
bei –20°C aufbewahrt
werden.
-
Die
Einschlusskörper
wurden in 35 ml Tris-Puffer A-3 pro Gramm Einschlusskörper-Nassgewicht,
bestimmt durch die Gewichtsdifferenz des Zentrifugenröhrchens
(A-3 – 0,05
Mol Tris, 6,06 g/l H2O, 1,21 mMol Natrium-Deoxycholat,
0,5 g/l H2O, 2 mMol Dithiothreitol (DTT),
0,31 g/l H2O, 2 mMol EDTA, 0,74 g/l H2O, 5% (Vol./Vol.) Glycerin, 50 ml/l H2O, 0,025% (Vol./Vol.) Tween 80, 10 ml 2,5%
Tween 80 (A-2)/l H2O, End-pH 9,0 ± 0,2,
25°C), resuspendiert.
Die Einschlusskörper-Pellets
wurden routinemäßig in einem
Puffer unter Verwenden eines Polytron-Homogenisators (Brinkmann) resuspendiert.
Die resuspendierten Einschlusskörper
wurden durch den Microfluidizer® geleitet,
um ein sorgfältiges
Mischen mit dem Puffer sicherzustellen. Nach dem Durchgang durch
den Microfluidizer® wurden die Einschlusskörper durch
Zentrifugation gesammelt. Die Waschprozedur wurde insgesamt drei
Mal mit Tris-Puffer A-3 durchgeführt.
Am Ende des dritten Waschens werden die pelletierten Einschlusskörper in
Tris-Puffer A-4 resuspendiert, der die Detergentien Deoxycholat oder
Tween nicht enthält
(A-4 – 0,05
Mol Tris, 6,06 g/l H2O, 2 mMol Dithiothreitol
(DTT), 0,31 g/l H2O, 2 mMol EDTA, 0,74 g/l
H2O, 5% (Vol./Vol.) Glycerin, 50 ml/l H2O, End-pH 9,0 ± 0,2, 25°C). Das vierte und letzte Waschen
wurde mit Tris-Puffer
A-4 durchgeführt.
Das Rohprodukt wurde nach der Zentrifugation gesammelt, zum Trocknen
entwässert
und kann bei –70°C aufbewahrt
werden.
-
Jedes
Gramm Einschlusskörper-Pellet
wurde in einem Volumen von 7,5 ml Puffer gelöst, der 6 Mol Harnstoff, 0,05
Mol Tris·HCl und
1 Mol Natriumchlorid, pH 8,8, umfasst. Das erhaltene „solubilisierte" vWF-Material stellt
eine heterogene Population von löslichen
Aggregaten mit einem Molekulargewicht von typischerweise ca. 200
kDa oder mehr dar.
-
Das
Gemisch wurde unter eine Stickstoffatmosphäre gebracht und Dithiothreitol
(DTT) wurde bis zu einer Endkonzentration von 0,01 Mol unter sanftem
Rühren
zugesetzt, um die Disulfid-Brücken des
Fragments zu reduzieren. Das Rühren
des Gemisches wurde im Dunkeln eine Stunde lang bei 37°C fortgesetzt.
Jodacetimid (Sigma Chemical Co., St. Louis, MO) wurde bis zu einer
Endkonzentration von 0,05 Mol zugesetzt. Die Inkubation im Dunkeln
wurde eine Stunde lang bei 37°C
fortgesetzt. Dann wurde weiteres DDT zugesetzt, um die Endkonzentration
von DDT auf 0,03 Mol anzuheben. Die alkyliertes vWF-Fragment enthaltende
Lösung wurde
dann durch einen 0,2 Mikron-Filter geleitet und in einen kalten
Raum überführt, der
bei 4°C ± 2°C gehalten
wurde. Anschließende
Reinigungsverfahren wurden in einem kalten Raum bei 4°C unter Verwendung von
Reagenzien durchgeführt,
die bei dieser Temperatur voräquilibriert
wurden.
-
Das
alkylierte Material wurde 5-fach durch Zugabe eines Puffers umfassend
6 Mol Harnstoff, 0,05 Mol Tris·HCl,
5 mMol Dinatrium-EDTA bei pH 8,0 verdünnt. Die erhaltene Lösung enthält auch
0,2 Mol NaCl, das von der Alkylierungslösung mitgebracht wurde. Das
verdünnte
vWF-Präparat
wurde auf einer 252 mm × 150 mm-Säule aus
45–165
Mikron perlförmigen
Agarose-Partikeln mit für
einen Anionenaustausch geeigneten quarternären Ammoniumseitenketten (Q-Sepharose®,
Pharmacia, Uppsala, Schweden), welche mit einem Puffer mit 6 Mol
Harnstoff, 25 mMol Tris·HCl,
0,02 Mol Kaliumchlorid, 0,1 mMol Dinatrium-EDTA, 0,1 mMol DTT, pH
8,0 voräquilibriert
wurde, chromatografiert. Unter diesen Bedingungen erfolgte keine
Bindung des von Willebrand-Faktor-Fragments an die Q-Sepharose®;
hingegen wurden Verunreinigun gen wie z. B. negativ geladene DNA
und bakterielles Endotoxin einschließlich Lipopolysaccharid gebunden.
-
Die
Nettoladung an jeder monomeren Einheit von Polypeptid innerhalb
der löslichen
Aggregate beträgt unter
diesen Bedingungen ca. (–2).
Es wird angenommen, dass diese geringe Nettoladung in Verbindung
mit der hohen Salzkonzentration der aufgebrachten Probe verhindert,
dass Aggregat an die stationäre
Phase bindet. Die Fraktion, die das ungebundene vWF-Fragment, primär als eine
Population von löslichen
Aggregaten, enthielt, wurde dann durch ein 0,2 Mikron-Filter gefiltert,
wonach das Filtrat durch Zusatz eines Puffers mit 6 Mol Harnstoff,
0,01 Mol Natriumcitrat, pH 3,5 10-fach verdünnt wurde. Das daraus erhaltene
Präparat
wurde dann ungefähr
eine Stunde lang bei 4°C
gehalten. Während
dieser Zeit setzte die Dissoziation der löslichen Aggregate ein, wodurch
die Fragmentpopulation zu kleineren Aggregaten und zu monomeren
und dimeren Molekülen
verschoben wurde.
-
Der
pH des Präparats
wurde dann durch die Zugabe eines ausreichenden Volumens von ungepuffertem
1,0-molarem Natriumcitrat auf 4,8 eingestellt, wonach das Präparat über ein
perlförmiges,
aus 45–165
Mikron Partikeln gebildetes Agarose-Gel, das Carboxymethyl-Seitenketten
enthält,
welche zu einem Kationenaustausch in der Lage sind, geleitet wurde
(CM-Sepharose®,
Pharmacia, Uppsala, Schweden), das in einem Puffer mit 6 Mol Harnstoff,
0,01 Mol Natriumcitrat, pH 4,8 voräquilibriert wurde, wobei der
pH als ein Kompromiss zwischen der Notwendigkeit, die Harz-Carboxylgruppen
in nicht protonierter Form zu halten und zu verhindern, dass sich
die Fragmentpopulation zurück
zu dem aggregierten Zustand verschiebt, indem man zu nahe an den
isoelektrischen pH (ca. 5,5) des Fragments herankommt, gewählt wird.
Andererseits wäre
ein pH von 3,0 zu bevorzugen, um die Fragmentpopulation zu Dimeren
und Monomeren hin zu bringen.
-
Wenn
es auf diese Weise beladen wurde, erfolgte eine Bindung von ca.
80–100%
des Produkt-vWF-Fragments an die CM-Sepharose®. Die
Säule wurde
dann mit einem Puffer mit pH 4,8 gewaschen, der 6 Mol Harnstoff
und 0,01 Mol Natriumcitritat enthielt, bis kein weiteres UV-absorbierendes
Material (gemessen bei 280 nm) im Ablauf detektiert wurde. Der Elutionspuffer
wurde dann gewechselt auf 6 Mol Harnstoff, 0,01 Mol Natriumcitrat,
0,15 Mol Natriumchlorid, pH 4,8. Eine geringe Menge von zusätzlichem
UV-absorbierendem Material wurde detektiert, das von der Säule in dieser
Lösung
eluierte. Auf diese Weise wurden beträchtliche Mengen von restlichem
bakteriellem Endotoxin entfernt. Die Elution wurde fortgesetzt,
bis kein weiteres derartiges UV-absorbierendes Material detektiert
wurde. Die an die CM-Sepharose gebundene Fraktion wurde dann mit
einem Puffer mit 6 Mol Harnstoff, 0,01 Mol Natriumcitritat, pH 4,8
gewaschen, bis das in dem vorhergehenden Puffer vorhandene Natriumchlorid
vollständig
verdrängt
war.
-
Die
gereinigte, gebundene vWF-Fraktion wurde schließlich mit einem Puffer mit
6 Mol Harnstoff, 0,01 Mol Natriumcitritat, pH 3,0 gewaschen, was
bewirkte, dass eine zusätzliche
geringe Menge von UV-absorbierendem Material eluiert wurde. Das
Waschen wurde fortgesetzt, bis dieses Material nicht mehr detektiert
werden konnte. Obwohl der pH 3,0 deutlich unter dem pKa der unbesetzten
Säulencarboxylgruppen
liegt, bleiben die vorgeformten Komplexe zwischen positiv geladenem
vWF-Fragment und negativ geladenem Harz bei diesem niedrigen pH
für die
angegebene Zeit im Wesentlichen intakt. Das Halten der vWF-Fragmente
bei diesem pH fördert
weiterhin die Monomerisierung der Fragmentpopulation, wobei Monomere
und Dimere nun vorherrschen und lösliches Aggregat deutlich reduziert
ist. Der prozentuelle Anteil an Monomer, Dimer und Aggregat kann
gemäß der Assay-Prozedur von Beispiel
2 bestimmt werden.
-
Schließlich wurde
das rekombinante vWF-Faktor-Fragment von der CM-Sepharose®-Säule mit
einem Puffer mit pH 3,0 mit 6 Mol Harnstoff und 0,02 Mol Zitronensäure eluiert.
Der Elutionspeak wurde als ein Pool von UV-absorbierenden Fraktionen
gesammelt und durch ein 0,2 Mikron-Filter gefiltert. Die eluierte
Population der Fragmente stellt 50% dimeres und 50% monomeres Material
dar, wobei praktisch kein lösliches
Aggregat detektiert wird. Es wird festgestellt, dass die Citrationen
bei pH 3,0 im Durchschnitt eine negative Nettoladung von –0,5 tragen
und im Durchschnitt 2,5 protonierte Carboxylgruppen besitzen (der
pKa1 von Citrat beträgt 3,08). Es wird angenommen,
dass die Citrationen das Aufbrechen der Fragment-Harz-Komplexe erleichtern, indem
sie um positiv geladene Fragmente konkurrieren und schließlich die
Rolle einer zusätzlichen „stationären" Phase einnehmen.
-
Das
eluierte Produkt wurde durch Ultrafiltration auf ca. 10 mg/ml Protein
aufkonzentriert. Das konzentrierte Produkt wurde ein weiteres Mal
durch ein entsprechend dimensioniertes 0,2 Mikron-Wegwerffilter
gefiltert, wonach das Material gegen 50 Volumenanteile „Formulierungspuffer" dialysiert wurde,
der 1 mMol Lysin-Monohydrochlorid, 1,5 mMol Natriumchlorid, 1 mMol
Zitronensäure,
5% (Gew./Vol.) Mannitol, mit pH 3,5 umfasst. Der Dialysepuffer wurde über eine
Dauer von 2–3
Tagen 3 Mal gewechselt, wobei dann die Monomerisierung auch vollständig ist.
Das erhaltene Produkt (das ca. 70% Monomer und 30% Dimer enthält, siehe
Beispiel 2) wurde durch ein geeignet dimensioniertes 0,2 Mikron-Filter
filtriert und bei 4°C
aufbewahrt, bis es in die Vials gefüllt wurde.
-
Rest-DNA
und -Endotoxin in der gereinigten vWF-Lösung wurden mit etwa 0,94 Eu/mg
Protein bzw. etwa 0,15 pg/mg Protein bestimmt. Die DNA-Analyse wurde
durch Hybridisierung gegen E. coli-DNA-Proben durchgeführt. Endotoxin
wurde mit dem Limulus Amebocyte Lysate-Assay analysiert.
-
Die
sterile Bulk-Lösung
wurde in ein Typ-I-Flintglas-Vial (Wheaton Scientific, Millville,
NJ) auf ca. die 4 ml-Marke eines 20 ml-Vials gefüllt, wonach silikonisierte
graue Butylkautschuk-Gefriertrocknungsstopfen (West Co.) an den
gefüllten
Vials angebracht wurden. Die Vials wurden dann in einen Vakuumgefriertrockner (Null
Corporation, Hatboro, PA) plaziert und bei –42°C tiefgefroren, wonach sie 12
Stunden lang einem Vakuum von 60 Mikron ausgesetzt wurden. Nach
12 Stunden wurde die Temperatur der Probe schrittweise auf ca. 30°C erhöht (über 24 Stunden).
Diese/s Temperatur und Vakuum wurden für weitere 16 Stunden aufrechterhalten. Der
Atmosphärendruck
in der Kammer wurde unter Verwenden von sterilem, trockenem Stickstoff
wiederhergestellt, wonach die Vials verschlossen wurden. Die Vials
wurden bis zur Verwendung bei 4°C
aufbewahrt, wobei sie dann unter Verwenden eines Volumens von 4
ml pyrogenfreiem Wasser rekonstituiert werden können.
-
Referenz 2 – Nachweis, dass Präparate von
nicht aggregiertem alkyliertem vWF-Fragment ein Gleichgewicht zwischen
Dimer und Monomer widerspiegeln
-
Proben
von nicht aggregiertem, alkyliertem vWF-Fragment, die verschiedene
Gesamtfragmentkonzentrationen enthalten, wurden gemäß der Prozedur
von Beispiel 1 hergestellt und in einen Standardformulierungspuffer
(1 mMol Lysinmonohydrochlorid, 1,5 mMol Natriumchlorid, 1 mMol Zitronensäure, 5%
Mannitol (Gew./Vol.) bei pH 3,5) eingebracht und dann bei 4°C über Nacht
inkubiert. Die Proben wurden dann auf eine Säule, die ein vernetztes Dextran-Gel
enthält
(Sephadex® G-100,
Pharmacia, Uppsala, Schweden), zur Chromatografie auf der Basis
des Molekulargewicht-(Größen)-Ausschlusses
aufgebracht, sodass der prozentuelle Anteil von Monomer und von
Dimer, die zusammen das nicht aggregierte Produkt umfassen, bestimmt
werden könnte.
-
Im
Allgemeinen können
jegliche Mengen von löslichem
Aggregat in Fragmentproben durch Detektion im Leervolumen einer
G-100-Säule bestimmt
werden. In Bezug auf die Mengen von kleinen Aggregaten (d. h. Trimere,
Tetramere) kann eine G-50-Säule
verwendet werden.
-
Proben
von zwei ml (1–11
mg/ml) wurden auf die 1,5 × 88
cm G-100-Säule
bei 4°C
aufgebracht. Eluentenfraktionen von drei ml wurden gesammelt und
bei 280 nm auf die Proteinkonzentration untersucht. Die Mitte des
Peaks des monomeren Fragments lag ca. bei der Fraktion 24 und des
Dimers bei der Fraktion 31.
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1 zeigt
eine grafische Darstellung von % Monomer, das in den Proben nach
Inkubation über
Nacht in Formulierungspuffer detektiert wurde als eine Funktion
der Gesamt-mg/ml Fragment in den Proben. Durch Extrapolieren des
in 1 dargestellten linearen Bereiches ergibt die
Lagerung von vWF-Fragment bei einer Konzentration von ca. 20 mg/ml
ein Produkt, das hauptsächlich
ein Dimer ist. Ein therapeutisches Produkt, das hauptsächlich monomer
ist, kann aus Proben mit einer Fragment-Aufbewahrungskonzentration von 2 mg/ml erzeugt
werden. Eine Verschiebung des Monomer/Dimer-Gleichgewichts wird
somit erzeugt, indem die Konzentration an nicht aggregiertem, alkyliertem
Fragment in Aufbewahrungslösungen,
die zur Verabreichung an Patienten geeignet sind, verringert wird. Ähnliche
Ergebnisse wurden erhalten, unabhängig davon, ob die getesteten
Lösungen
mit einem entsprechenden Volumen von pyrogenfreiem Wasser nach vorheriger
Aufbewahrung in gefriergetrockneter Form rekonstituiert wurden oder
nicht.
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Da
ein monomeres Fragment, auf Gewichtsbasis, eine größere Fähigkeit
besitzt, eine Thrombozyten-Aggregation zu verhindern, als ein dimeres
Fragment, kann der therapeutische Nutzen von vWF-Fragment, das zur
Injektion in Formulierungspuffer herge stellt wird, durch Aufbewahren
bei oder Rekonstitution zu einer verdünnten Konzentration an Fragment,
wie 2 mg/ml, erhöht
werden. Es wird angemerkt, dass die Formulierung des Fragments in
den bevorzugten Aufbewahrungslösungen
der Erfindung ein Produkt bereitstellt, in dem der prozentuelle
Anteil von Monomer und von Dimer in dem Produkt durch Gefriertrocknung
und Rehydratisierung im Wesentlichen unbeeinflusst ist.
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Referenz 3 – Effekt der Aggregation auf
die biologische Aktivität
des alkylierten vWF-Fragments
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Botrocetin,
ein aus dem Gift der Bothrops jararaca (Jararace-Lanzenotter) extrahiertes Protein, ermöglicht die
in-vitro-Bindung
von multimerem von Willebrand-Faktor an Thrombozyten (Read, et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 75, 4514–4518 (1978). Die Bindungsstelle
für Botrocetin
in der reifen vWF-Untereinheit
wurde in deren Region lokalisiert, die die Aminosäuresequenzpositionen
445–733
und somit die GPIb-bindende Domäne
enthält.
Andrews, R. K. et al., Biochemistry, 28, 8317–8326 (1989). Es wird angenommen,
dass die Bindung von Botrocetin an vWF in dem vWF-Molekül eine Konformationsänderung
induziert, die andernfalls in vivo durch ein Signal in Verbindung
mit einer Beschädigung
des Gefäßsystems
induziert werden würde.
Demgemäß wurde
der Effekt der Aggregation des alkylierten Fragments auf seine Fähigkeit
die Agglutinationen von Thrombozyten zu verhindern, die durch multimeren
vWF vermittelt wird, in einem durch Botrocetin ausgelösten Assay
getestet.
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Nicht
aggregiertes, alkyliertes vWF-Fragment stellt die kombinierte Konzentration
des Monomers und Dimers dar. Der tatsächliche prozentuelle Dimer-Anteil
wurde nicht berechnet. Die Bezugnahme auf 1 verdeutlicht,
dass Proben von nicht aggregiertem, alkyliertem von Willebrand-Faktor-Fragment,
die gemäß dem Verfahren
von Beispiel 1 gereinigt wurden, wenn sie in Formulierungspuffer
bei zwischen 2 und 8 mg/ml aufbewahrt wer den, ca. 70% an Monomer
und 30% an dimerem, alkyliertem von Willebrand-Faktor-Fragment enthalten.
Das dimere Fragment ist auf Gewichtsbasis etwa halb so wirksam beim
Verhindern der Thrombozyten-Agglutination wie das Monomer, obwohl
das Dimer unter den in den Assays dieses Beispiels verwendeten Bedingungen
ebenso vollständig
löslich
ist wie das Monomer.
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Die
Verhinderung der Agglutination durch alkyliertes Fragment wurde
daher als eine Funktion der Monomer- und Dimer-Konzentration (aus
Präparaten,
die kein aggregiertes Material enthielten) gemessen und wurde mit
dem durch aggregierte Präparate
bereitgestellten Ansprechen verglichen. Das Agglutinationsprotokoll
wurde von den Verfahren Brinkhous, K. M. und Read, M. S., Blood,
55(3), 517–520
(1980) und Fugimura, et al., J. Biol. Chem., 261, 381–385 (1986)
angepasst.
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In
diesem Assay wurden festgelegte Mengen von Botrocetin und multimerem
vWF verwendet, um eine festgelegte Menge von Thrombozyten zu agglutinieren
(aggregieren), um dadurch einen Referenzwert von 100% Aggregation
zu definieren. Festgelegte Mengen von alkyliertem vWF-Fragment wurden
verwendet, um Reaktionsgemische zu erzeugen, die auch Multiuntereinheit-vWF,
Botrocetin und Thrombozyten umfassen, sodass die IC50 (Konzentration
an vWF-Fragment, die wirksam ist, um 50% einer Botrocetin-induzierten Thrombozyten-Agglutination
zu verhindern) bestimmt werden konnte.
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Die
Thrombozyten für
den Assay wurden unter Verwenden eines Gelfiltrationsverfahrens
gemäß dem Verfahren
von Marguerie, et al., J. Biol. Chem., 254, 5357–5363 (1979) hergestellt und
dann unter Befolgung einer modifizierten Form des Verfahrens von
Allain, et al., J. Lab. Clin. Med., 85, 318–328 (1975) fixiert, wobei die
Modifikationen umfassen: (1) Aufbringen von 0,5% Paraformaldehyd
als Fixiermittel; (2) wonach die Fixierung nach 30 Minuten bei Raumtemperatur
erfolgt war. Zusätz lich
wurden die Thrombozyten behandelt, um die Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorstellen
durch Behandeln (während
30 Minuten bei 37°C)
einer Suspension der Thrombozyten mit 5 mMol EDTA bei pH 8,5, um
eine Dissoziation der intakten IIb/IIIa-Rezeptor-Komplexe zu bewirken, unwirksam
zu machen. Die Verhinderung der Thrombozyten-Agglutination(-Aggretation)
wurde in silikonisierten Glasküvetten überwacht,
die unter konstantem Rühren
(1000 U/min) bei 37°C
in einem Platelet Aggregation Profiler, Model PAP-4 (BioData Co.,
Hatboro, PA) gehalten wurden, der gemäß den Anleitungen des Herstellers
betrieben wurde.
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Die
Assays wurden wie folgt durchgeführt.
Die Assay-Komponenten wurden auf Eis gehalten, bevor sie bei 37°C in den
Assay-Inkubationen verwendet wurden. Um den Assay zu beginnen, wurden
0,4 ml von fixierten menschlichen Thrombozyten (2 × 108 ml) in die Küvette gefüllt und bei 37°C 4 Minuten
lang inkubiert. Eine kleine μl-Menge
von in Formulierungspuffer (der auch 0,1% Humanserumalbumin enthielt)
oder einem äquivalenten
Volumen von Formulierungspuffer-HSA (zur Kontrolle) gelöstem vWF-Fragment
wurde dann für eine
Inkubation bei 37°C
für eine
Minute in die Küvette
gefüllt.
In Bezug auf die in 2 dargestellten Agglutinationsprofile
wurde eine 30 μl
Formulierungspuffer-HSA-Probe als eine Kontrolle verwendet und 30 μl-Mengen
von Serienverdünnungen
von gereinigtem, alkyliertem Fragment (was 17,0, 8,5 und 4,3 μg/ml Assay-Endkonzentrationen
an Fragment ergab) wurden verwendet. Multimerer nativer vWF, der
gemäß dem Verfahren von
Newman et al., Br. J. Hematol., 21, 1–20 (1971) hergestellt wurde,
wurde dann in jede Küvette
zugesetzt und bei 37°C
eine Minute lang inkubiert. Ein entsprechendes Aliquot von vWF wurde
dem Reaktionsgemisch zugesetzt, um eine vWF-Endkonzentration von
6,3 μg/ml
bereitzustellen. Schließlich
wurden 12,5 μl
einer entsprechend konzentrierten Botrocetin-Lösung (gereinigt gemäß dem Verfahren
von Read et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 75, 4514–4518 (1978))
zugesetzt, um eine Endkonzentration an Botrocetin von 8,2 μg/ml in dem
Reaktionsgemisch bereitzustellen, das dann zum Schluss eine Minute
lang bei 37°C
inkubiert wurde. Die Agglutinationsreaktion wurde dann über eine
Dauer von zwei Minuten überwacht.
Wie in 2 verdeutlicht, ist das gereinigte und nicht aggregierte,
alkylierte vWF-Fragment (das eine Population von ca. 70% Monomer/30%
Dimer darstellt) dosisabhängig
als ein Inhibitor einer Thrombozyten-Aggregation wirksam.
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3 zeigt
einen ähnlichen
Versuch, in dem das nicht aggregierte Fragment (das ca. 70% Monomer/30%
Dimer umfasst) mit dem aggregierten Fragmentmaterial für die Wirksamkeit
der Agglutinationsverhinderung verglichen wurde. Die Assays wurden
wie obenstehend durchgeführt,
wobei 30 μl-Mengen
von vWF-Fragment
mit einer Konzentration, die 7,3 μg/ml
als die Endkonzentration an potentiell agglutinationsverhinderndem
Material bereitstellt, verwendet wurden. Das nicht aggregierte Material
war im Wesentlichen wirksam, um eine Thrombozyten-Agglutination zu
verhindern, während
dies bei dem aus aggregiertem vWF gewonnenen Material nicht der
Fall war. Die Bezugnahme auf 3 zeigt,
dass unter den Assay-Bedingungen dieses Beispiels 50% Verhinderung
der Agglutination bei einer Fragmentkonzentration (IC50)
von ca. 7,3 μg/ml von
nicht aggregiertem Material (entsprechend 0,22 μMol davon) erhalten wird, während die
aggregierte Form unter diesen Bedingungen nicht mehr als 5% Verhinderungswirkung
zeigt.
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Referenz 4 – Effekt des kombinierten α-Helix- und β-Blatt-Gehalts auf die Solubilität von nicht
aggregiertem, alkyliertem vWF-Fragment
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4 zeigt
einen Vergleich des Zirkulardichroismusprofils von alkyliertem vWF-Fragment
(bei pH 3,5 vs. 4,5) in einer Lösung,
die Standardformulierungspuffer ohne Mannitol umfasst. Spektren
wurden für
identisch konzentrierte Proben bei 25°C in einem Spektrometer Modell
500A von Jasco, Inc. (Easton, MD) durch Herunterscannen von ca.
350 nm hergestellt.
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Das
Spektrum des alkylierten Fragments konnte in einem 1 mMol Phosphatpuffer,
pH 7,5, auf Grund des Ausfallens des Fragments nicht bestimmt werden.
Die jeweiligen Beiträge
der Komponente α-Helix, β-Faltblatt
und Random Coil-Regionen zu der Gesamtdrehung nahe bei 222 nm wurden
nicht bestimmt; es ist jedoch offensichtlich, dass das alkylierte
Fragment bei pH 3,5 eine geordnetere Struktur besitzt als bei 4,5.
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Beispiel 5 – Herstellung von alkyliertem
von Willebrand-Faktor-Fragment
in nicht aggregierter Form mithilfe der Affinitätschromatografie
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Dieses
Verfahren verwendet die Heparin-Affinitätschromatografie, um die vWF-Fragmente
zu reinigen und sie von verunreinigenden/r Proteinen und DNA zu
isolieren. Das Verfahren ist gestaltet, um: (1) lösliche Aggregate
(typischerweise 200 kDa oder mehr), die aus einem Einschlusskörper-Pellet
aus vWF-Fragment aufgelöst wurden,
in Lösung
zu bringen, wie untenstehend beschrieben; (2) Verunreinigungen zu
entfernen, die in therapeutischen Formulierungen inakzeptabel sind
(wie z. B. bakterielle DNA und Endotoxine); (3) eine „Monomerisierung" des Fragments in
einer Reihe von Schritten einzuleiten, die zu immer kleineren Aggregaten führen; und
(4) das resultierende nicht aggregierte Material in einem Formulierungspuffer
bereitzustellen, der das Fragment gegenüber einer Reaggregation stabilisiert.
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Das
Einschlusskörper-Pelletmaterial
wurde aus einer entsprechenden Kultur von E. coli BL21 (DE3) pLysS,
wie folgt, erhalten. Die Zellen wurden aus 50 Liter belüfteter Kultur
geerntet und unter Verwenden von Hohlfaser-Mikrofiltermembran-Patronen
aufkonzentriert. Zwei Amicon H5MPO1-43 Filterpatronen wurden in einem
Rezirkulationsmodus verwendet. Die Zellen wurden auf den Amicon-Filtern
auf ein Volumen von 2 bis 4 Liter aufkonzentriert, wonach die Zellen
durch Diafiltration in der Amicon-Filtrierapparatur mit 5 Volumenteilen,
ca. 10 bis 20 Liter, Tris-gepufferter Salzlösung (0,025 Mol Tris, 3,03
g/l H2O, 0,2 Mol NaCl, 11,7 g/l H2O, End-pH 7,5 ± 0,2, 25°C; hierin nachfolgend als A-1
bezeichnet) gewaschen wurden.
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Die
Zellen wurden aus Filtration in 4 Liter Tris-gepufferter Salzlösung (A-1)
gewonnen. Bei der Vorbereitung zum Aufschließen der Zellen wurde Natrium-Deoxycholat
der Zellsuspension zugesetzt, um eine Endkonzentration von 0,5 g/l
zu erreichen. Die Zellen wurden mechanisch aufgeschlossen, indem
sie unmittelbar nach dem Sammeln durch einen Microfluidizer® (Microfluidics
Corp., M-110Y Microfluidizer®) geleitet wurden. Nachdem
die Zellen ein Mal durch den Microfluidizer® gelaufen
waren, wurde ein zweites Detergens (Tween 80) der Suspension lysierter
Zellen zugesetzt, um eine Endkonzentration von 0,025% zu erreichen,
wobei 25 ml von 2,5% Tween 80 (Vol./Vol.), in 1 Liter TBS gelöst, verwendet
wurden. Dies geschah indem der Puffer A-1 erwärmt und das Tween 80 tropfenweise
der Lösung
zugesetzt und gemischt wurde, bis die Lösung sichtbar homogen war.
Die Lösung
wurde auf Raumtemperatur abgekühlt
und dann der Suspension aufgeschlossener Zellen zugesetzt, um eine
Endkonzentration von 0,025% (Vol./Vol.) zu erreichen; (hierin nachfolgend
A-2). Wenn das Tween oder ein ähnliches
Detergens in dem ersten Durchlauf vorhanden ist, kann der Microfluidizer® verstopft
werden und dies wird es erfordern, den Strömungsweg zu reinigen, bevor
die Zellen aufgeschlossen werden können.
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Nachdem
die Zellen aufgeschlossen waren, wurde die Suspension zentrifugiert
(10 000 × g;
35 min, 4°C),
um die Einschlusskörper
abzutrennen, die ein Primärprodukt
aus den löslichen
Zelltrümmern
sind. Falls erforderlich können
die Einschlusskörper vor
dem nächsten
Schritt im Reinigungsverfahren über
Nacht bei –20°C aufbewahrt
werden.
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Die
Einschlusskörper
wurden in 35 ml Tris-Puffer A-3 pro Gramm Einschlusskörper-Nassgewicht,
bestimmt durch die Gewichtsdifferenz des Zentrifugenröhrchens
(A-3 – 0,05
Mol Tris, 6,06 g/l H2O, 1,21 mMol Natrium-Deoxycholat,
0,5 g/l H2O, 2 mMol Dithiothreitol (DTT),
0,31 g/l H2O, 2 mMol EDTA, 0,74 g/l H2O, 5% (Vol./Vol.) Glycerin, 50 ml/l H2O, 0,025% (Vol./Vol.) Tween 80, 10 ml 2,5%
Tween 80 (A-2)/l H2O, End-pH 9,0 ± 0,2,
25°C), resuspendiert.
Die Einschlusskörper-Pellets
wurden routinemäßig in einem
Puffer unter Verwenden eines Polytron-Homogenisators (Brinkmann) resuspendiert.
Die resuspendierten Einschlusskörper
wurden durch den Microfluidizer® geleitet,
um ein sorgfältiges
Mischen mit dem Puffer sicherzustellen. Nach dem Durchgang durch
den Microfluidizer® wurden die Einschlusskörper durch
Zentrifugation gesammelt. Die Waschprozedur wurde insgesamt drei
Mal mit Tris-Puffer A-3 durchgeführt.
Am Ende des dritten Waschens werden die pelletierten Einschlusskörper in
Tris-Puffer A-4 resuspendiert, der die Detergentien Deoxycholat oder
Tween nicht enthält
(A-4 – 0,05
Mol Tris, 6,06 g/l H2O, 2 mMol Dithiothreitol
(DTT), 0,31 g/l H2O, 2 mMol EDTA, 0,74 g/l
H2O, 5% (Vol./Vol.) Glycerin, 50 ml/l H2O, End-pH 9,0 ± 0,2, 25°C). Das vierte und letzte Waschen
wurde mit Tris-Puffer
A-4 durchgeführt.
Das Rohprodukt wurde nach der Zentrifugation gesammelt, zum Trocknen
entwässert
und kann bei –70°C aufbewahrt
werden.
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Jedes
Gramm Einschlusskörper-Pellet
wurde in einem Volumen von 7,5 ml Puffer gelöst, der 6 Mol Harnstoff, 0,05
Mol Tris·HCl
und 1 Mol Natriumchlorid, pH 8,8, umfasst. Das erhaltene „solubilisierte" vWF-Material stellt
eine heterogene Population von löslichen
Aggregaten mit einem typischen Molekulargewicht von ca. 200 kDa
oder mehr dar.
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Das
Gemisch wurde unter eine Stickstoffatmosphäre gebracht und Dithiothreitol
(DTT) wurde bis zu einer Endkonzentration von 0,01 Mol unter sanftem
Rühren
zugesetzt, um die Disulfid-Brücken des
Fragments zu reduzieren. Das Rühren
des Gemisches wurde im Dunkeln 1 Stunde lang bei 37°C fortgesetzt.
Jodacetimid (Sigma Chemical Co., St. Louis, MO) wurde bis zu einer
Endkonzentration von 0,05 Mol zugesetzt. Die Inkubation im Dunkeln
wurde eine Stunde lang bei 37°C
fortgesetzt. Dann wurde weiteres DDT zugesetzt, um die Endkonzentration
an DDT auf 0,03 Mol anzuheben. Die alkyliertes vWF-Fragment enthaltende
Lösung
wurde dann durch einen 0,2 Mikron-Filter geleitet und in einen kalten
Raum überführt, der
bei 4°C ± 2°C gehalten wurde.
Anschließende
Reinigungsverfahren wurden in einem kalten Raum bei 4°C unter Verwendung
von Reagenzien durchgeführt,
die bei dieser Temperatur voräquilibriert
wurden.
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Das
alkylierte Material wurde 5-fach mit einer Lösung umfassend 6 Mol Harnstoff,
10 mMol Natriumcitrat, pH 5,5 auf eine Leitfähigkeit verdünnt, die
der von 150 mMol NaCl entspricht. Falls erforderlich, wurde dann
der pH mit Natriumcitrat auf 5,5 eingestellt. Das Material wurde
dann auf eine Heparin-Sepharose-Säule (Heparin
Sepharose CL-6B, vertrieben von Pharmacia, Produktnummer 17-0467-01)
aufgebracht, welche in 6 Mol Harnstoff, 10 mMol Natriumcitrat, 100
mMol Natriumchlorid mit einem pH von 5,5 äquilibriert wurde. Die Säule wurde
mit einer Lösung
umfassend 6 Mol Harnstoff, 10 mMol Natriumcitrat, 250 mMol Natriumchlorid mit
einem pH von 5,5 gewaschen. Das Produkt wurde mit einer Lösung umfassend
6 Mol Harnstoff, 10 mMol Natriumcitrat, 700 mMol Natriumchlorid
mit einem pH von 5,5 eluiert.
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Das
Eluat wurde dann ca. 7-mal mit einer Lösung umfassend 6 Mol Harnstoff,
10 mMol Zitronensäure, pH
3,5, verdünnt.
Nach dem Einstellen des pH auf 3,5 wurde diese Lösung 1 Stunde lang bei 4°C gehalten. Dann
wurde der pH mit 1 Mol Zitronensäure auf
4,8 eingestellt und das Produkt wurde auf eine CM-Spherodex-Säule (CM
Spherodex M, vertrieben von IBF, Katalog Nr. 262010) aufgebracht,
die in 6 Mol Harnstoff, 10 mMol Natriumcitrat, 150 mMol Natriumchlorid,
pH 4,8, äquilibriert
wurde. Die Säule
wurde mit 6 Mol Harnstoff, 500 mMol Zitronensäure, pH 3,0, gewaschen. Das
Produkt wurde dann mit 6 Mol Harnstoff, 700 mMol Zitronensäure, pH
3,0, eluiert.
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Das
eluierte Produkt wurde durch Ultrafiltration auf ca. 10 mg/ml Protein
aufkonzentriert. Das konzentrierte Produkt wurde ein weiteres Mal
durch ein entsprechend dimensioniertes 0,2 Mikron-Wegwerffilter
gefiltert, wonach das Material gegen 50 Volumenanteile „Formulierungspuffer" dialysiert wurde,
der 1 mMol Lysin-Monohydrochlorid, 1,5 mMol Natriumchlorid, 1 mMol
Zitronensäure,
5% (Gew./Vol.) Mannitol, mit pH 3,5 umfasst. Der Dialysepuffer wurde über eine
Dauer von 2–3
Tagen 3 Mal gewechselt, wobei dann die Monomerisierung auch vollständig ist.
Das erhaltene Produkt (das ca. 70% Monomer und 30% Dimer enthält, siehe
Beispiel 2) wurde durch einen geeignet dimensionierten 0,2-Mikron-Filter
gefiltert und bei 4°C
aufbewahrt, bis es in die Vials gefüllt wurde.
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Rest-DNA
und -Endotoxin in der gereinigten vWF-Lösung wurden mit etwa 0,94 Eu/mg
Protein bzw. 0,15 pg/mg Protein bestimmt. Die DNA-Analyse wurde
durch Hybridisierung gegen E. coli-DNA-Proben durchgeführt. Endotoxin wurde mit dem
Limulus Amebocyte Lysate-Assay analysiert.
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Die
sterile Bulk-Lösung
wurde in ein Typ-I-Flintglas-Vial (Wheaton Scientific, Millville,
NJ) auf ca. die 4 ml-Marke eines 20 ml-Vials gefüllt, wonach silikonisierte
graue Butylkautschuk-Gefriertrocknungsstopfen (West Co.) an den
gefüllten
Vials angebracht wurden. Die Vials wurden dann in einen Vakuumgefriertrockner (Null
Corporation, Hatboro, PA) platziert und bei –42°C tiefgefroren, wonach sie 12
Stunden lang einem Vakuum von 60 Mikron ausgesetzt wurden. Nach
12 Stunden wurde die Temperatur der Probe schrittweise auf ca. 30°C erhöht (über 24 Stunden).
Diese/s Temperatur und Vakuum wurden für weitere 16 Stunden aufrechterhalten.
Der Atmosphärendruck
in der Kammer wurde unter Verwenden von sterilem, trockenem Stickstoff
wiederhergestellt, wonach die Vials verschlossen wurden. Die Vials
wurden bis zur Verwendung bei 4°C
aufbewahrt, wobei sie dann unter Verwenden eines Volumens von 4
ml pyrogenfreiem Wasser rekonstituiert werden können.
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Hinterlegung von Stämmen, die für die praktische Umsetzung
der Erfindung nützlich
sind
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Hinterlegungen
von biologisch reinen Kulturen der nachfolgenden Stämme erfolgten
in Übereinstimmung
mit dem Vertrag von Budapest bei der American Type Culture Collection,
12301 Parklawn Drive, Rockville, Maryland. Die angegebenen Hinterlegungsnummern
wurden nach erfolgreichem Lebensfähigkeitstest zugeteilt und
die zu entrichtenden Gebühren
wurden bezahlt.
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Zugang
zu den Kulturen ist während
der Anhängigkeit
der Patentanmeldung einem durch den Bevollmächtigten des United States
Patent and Trademark Office möglich,
der hierzu unter 37 C.F.R §1.14
und 35 U.S.C. §122
ermächtigt
ist, oder, falls und wenn solch ein Zugang entsprechend dem Vertrag
von Budapest erforderlich ist. Sämtliche
Einschränkungen
in Bezug auf die Verfügbarkeit
dieser Kulturen für
die Öffentlichkeit werden
unwiderruflich durch die Erteilung eines Patents auf der Basis der
Anmeldung aufgehoben und die Kulturen werden für eine Dauer von wenigstens
fünf Jahren
nach der letzten Anfrage für
die Bereitstellung von Proben und in jedem Fall für eine Dauer
von wenigstens 30 Jahren nach dem Datum der Hinterlegungen dauerhaft
verfügbar
bleiben. Sollten die Kulturen nicht lebensfähig oder versehentlich aufgeschlossen
werden, werden sie durch (eine) lebensfähige Kultur/en derselben taxonomischen
Beschreibung ersetzt.
Stamm/Plasmid | ATCC
Nr. | Hinterlegungsdatum |
BL21(DE3) | | |
pLysS/pET-8c52(KmR) | 68306 | 17.
April 1990 |