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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft die Behandlung einer HIV-Infektion und von assoziierten
Erkrankungen. Insbesondere werden katalytische (proteolytische) Antikörper oder
Derivate davon bereitgestellt, welche die Hydrolyse des HIV-gp120-Proteins
katalysieren.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
Hüllglykoproteine
von HIV-1 werden anfangs als einzelner 160-kD-Vorläufer, gp160,
synthetisiert, der an der Arg511-Ala512-Bindung durch eine zelluläre Protease
gespalten wird, sodass gp120 und das integrale Membranprotein gp41
produziert werden (N. Kido et al., J. Biol. Chem. 268, 13406–13416 (1993)).
Die biologische Aktivität
von gp120 ist ein Schlüsselbestandteil
der anfänglichen
Bindung von Wirtszellen durch HIV-1, der Vermehrung des Virus und
seiner toxischen Wirkungen auf nichtinfizierte Neuronen und andere
Zellen (T. Kieber-Emmons et al., Biochim. Biophys. Acta 989, 281–300 (1987);
Capon et al., Ann. Rev. Immunol. 9, 649–678). Somit ist gp120 ein
Target von passiver und aktiver Immunisierung gegen AIDS (J.O. Kahn
et al., J. Infec. Dis. 170, 1288–1291 (1994); D.L. Birx et
al., Curr. Opin. Immunol. 5, 600–607 (1993); P.W. Berman et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85, 5200-5204 (1988)). Die Bindung eines Konformationsepitops
von gp120 an CD4-Rezeptoren
auf Wirtszellen ist der erste Schritt der HIV-1-Infektion. Einzelne
Aminosäuren,
die dieses Epitop darstellen, scheinen sich im zweiten (C2), dritten
(C3) und vierten (C4) konservierten gp120-Segment zu befinden (T.J.
Olshevsky et al., J. Virol. 64, 5701–5705 (1990)). Dies sind die gp120-Reste
256, 257, 368–370,
421–427
und 457. Monoklonale Antikörper,
welche die CD3-Bindugnsstelle binden, wurden schon beschrieben (M.
Thali et al., J. Virol. 65, 6188–6193 (1991); M. Thali et al.,
J. Virol. 66, 5635–5641
(1992)). Da die CD4-Bindungsstelle ein Konformationsepitop ist,
können
entfernte Reste, die selbst nicht Bestandteil des Epitops sind, wichtig
für die
Aufrechterhaltung der Fähigkeit,
an CD4 zu binden, sein. gp120-Wechselwirkungen mit anderen Wirtszellproteinen
sind ebenfalls essentiell für
die Virusvermehrung. Die Bindung von gp120 durch Calmodulin kann
beispielsweise an der HIV-1- Infektiösität beteiligt
sein, wie durch die Hemmwirkung von Calmodulin-Antagonisten aufgezeigt
wird (R.V. Srinivas et al., AIDS Res. Hum. Retroviruses 108, 1489–1496 (1994)).
Asp180, das sich zwischen der V1- und V2-Region von gp120 befindet, ist
entscheidend für
die Virusreplikation (W-K. Wang et al., J. Virol. 69, 538–542 (1995)).
Auf ähnliche
Weise ist die V3-Schleife wesentlich für die Infektiösität (L.A.
Ivanoff et al., Virology 187, 423–432 (1992)). Es ist somit
klar, dass andere strukturelle Determinanten in gp120 als jene,
welche die CD4-Bindungsstelle darstellen, wahrscheinlich für die Virusgenomreplikation,
Hüllproteinsynthese
und Virusteilchenverpackung erforderlich sind.
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Die
Ablösung
(„shedding") von gp120 durch Virusteilchen
und infizierte Zellen wurde als Faktor der Pathogenese von AIDS
vorgeschlagen (H.R. Gelderblom et al., Lancett ii, 1016–1017 (1985)).
Gereinigtes gp120 ist toxisch für
kultivierte Neuronen (D.E. Brenneman et al., Nature 335, 639–642 (1988); W.E.G.
Muller et al., Eur. J. Pharmacol. 226, 209–214 (1992)). Nichtinfizierte
T-Lymphozyten, die mit gp120 beschichtet sind, können durch antikörperabhängige Monozyten
lysiert werden (D. Hober et al., FEMS Immunol. Med. Microbiol. 10,
83–92
(1995)). Nichtinfizierte CD4+-Zellen
können
absterben, weil die Bindung des gp120-gp41-Komplexes Apoptose induziert
(A.G. Laurent-Crawford et al., Res. Virol. 146, 5–17 (1995)).
gp120 bindet auch Komplement-Komponenten (H. Stoiber et al., AIDS
9, 19–26
(1995)).
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Es
bestand großes
Interesse an der Möglichkeit,
dass gp120 zur neuralen Schädigung
beiträgt, die
bei AIDS-Patienten zu beobachten ist (I.P. Everall et al., J. Neuropathol.
Exp. Neurol. 52, 561–566 (1993)).
Eine produktive Infektion im Hirn findet in einer relativ kleinen
Zahl von Zellen statt, die Mikroglia, mehrkernige Riesenzellen und
vom Blut stammende Makrophagen umfassen (L.G Epstein et al., Ann. Neurol.
33, 429–436
(1993)). Und doch gibt es weit verbreitete Hirnschädigungen
in Bereichen, die nicht mit dem Virus infiziert sind. Dies hat zum
Vorschlag geführt,
dass vom Virus abgegebenes lösliches gp120
und durch die infizierten Zellen produzierte Cytokine für die Schäden verantwortlich
sein könnten (S.A.
Lipton, Brain Pathol. 1, 193–199
(1991), D. Giulian et al., Science 250, 1593–1595 (1990); D.J. Benos et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 494–498 (1994)). Die neurotoxischen
Wirkungen von gp120 können
indirekt sein und eine Stimulierung des NMDA-Rezeptors (D.J. Benos
et al., Proc. Natl. Acad. USA 91; 494–498 (1994)) oder eine Induktion von
Cytokinen umfassen (M.C. Yeung et al., AIDS 9, 137–143 (1995)).
gp120 stimuliert auch die Neurotoxin-Freisetzung aus Monozyten (D.
Giulian et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 2769–2773 (1993)), was
darauf hinweist, dass seine neurotoxischen Wirkungen die Teilnahme
dieses Zelltyps erfordern. Beweise für die Neurotoxizität von löslichem
gp120 umfassen Folgendes:
- (a) transgene Mäuse, die
gp120 im Hirn exprimieren, weisen weit ausgebreitete neuronale Schädigungen
auf (S.M. Toggas et al., Nature 367, 188–193 (1994));
- (b) reines gp120 in subpikomolaren Konzentrationen tötet kultivierte
Astrozyten und Großhirnrindenzellen
ab (D.E. Brenneman et al., Nature 335, 639–642 (1988); W.E.G. Muller
et al., Eur. J. Pharmacol. 226, 209–214 (1992));
- (c) Injektionen von reinem gp120 in vivo führen zu Hirnschäden (J.M.
Hill et al., Brain Res. 603, 222–223 (1993));
- (d) gp120-artige neurotoxische Aktivität in der Rückenmarksflüssigkeit wurde beschrieben
(J. Buzy et al., Brain Res. 598, 10–18 (1992));
- (e) Peptid-T, ein Octapeptid, das einem Segment von gp120 entspricht
und einen gewissen Grad an Homologie zum Neuropeptid VIP aufweist,
kann neuronale Dysfunktionen in AIDS-Patienten lindern (T.P. Bridge
et al., Psychopharmacol. Bull. 27, 237–245 (1991)).
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gp120
exprimiert zahlreiche lineare und konformationelle Antigenepitope,
gegen die Antikörper gebildet
werden. Diese umfassen neutralisierende Antikörper, die von HIV-infizierten
Individuen gegen die V3-Schleife gebildet werden (E.B. Dreyer et
al., Science 248, 364–367
(1990); P.R. Meylan et al., AIDS 6, 128–130 (1992); S. Pollard et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 11320–11324 (1991)). Da die V3-Schleife
eine hypervariable Region ist, sind diese Antikörper typspezifisch, wobei ihre
neutralisierende Aktivität
nur gegen HIV-Varianten mit V3-Sequenzen gerichtet ist, die dem
Virusstamm ähneln,
der für
die anfängliche
Infektion verantwortlich ist. Andererseits können Antikörper, die in der späteren Phase
der Erkrankung gebildet werden, breiteren Schutz bieten, wie durch
die Hemmung der Fähigkeit
verschiedener HIV-1- Stämme, anfällige Zelllinien
und primäre Lymphzellkulturen
in vitro zu infizieren, gemessen wird. Eine Untergruppe diese schützenden
Antikörper
ist gegen konservierte Regionen von gp120 gerichtet, die essentiell
für die
Bindung des CD4-Rezeptors und für
die Virusvermehrung sind (T. Hattori et al., FEBS Lett. 248, 48–52 (1989);
T. Schulz et al., AIDS Res. Hum. Retroviruses 9, 159–166 (1993); G.J.
Clements et al., AIDS Res. Hum. Retroviruses 7, 3–16 (1991)).
Die Ansicht, dass die Nutzung von Reaktionen neutralisierender Antikörper auf
die konservierten Regionen von gp120 für eine wirksame Impfung gegen
AIDS erforderlich sein wird, ist weit verbreitet. Auf ähnliche
Weise hängt
der Erfolg einer passiven Immunisierung mit Antikörpern von
ihrer Fähigkeit
ab, konservierte gp120-Regionen zu erkennen.
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Andere
Forscher haben beobachtet, dass in Patienten mit systemischem Lupus
erythematodes gefundene Autoantikörper in der Lage sind, gp120
zu binden (R. Gu et al., AIDS Res. Hum. Retroviruses 9, 1007–1015 (1993);
C Callebaut et al., Science 262, 2045–2050 (1993)). Kreuzreaktivität zwischen
Antikörpern
gegen gp120 und gegen HLA-Klasse-I-Schwerketten (H-Ketten) wurde
vorgeschlagen (Q.J. Sattentau et al., J. Virol. 67, 7383–7393 (1993)). Außerdem wurde
beschrieben, dass AIDS-Patienten DNA-hydrolysierende
katalytische Antikörper
exprimieren (D.W. Woolley et al., John Wiley & Sons, Inc., S. 82 (1952)).
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Spekulationen,
dass Antikörper
katalytische Aktivität
entwickeln könnten,
gehen auf Woolley zurück
(Q.S. Gao et al., J. Biol. Chem. 269, 32389–32393 (1994)), der 1952 meinte,
dass das Immunsystem, wenn es einem Antigen ausreichend lange ausgesetzt
wird, katalytische Antikörper
synthetisieren könnte.
Zwischen Antikörper-L-Ketten und Serinproteasen
ist eine Sequenzhomologie nachweisbar (M. Sun et al., J. Biol. Chem.
269, 734–738
(1994)). Kohen et al. berichteten, dass eine Immunisierung mit Steroiden
oder Dinitrophenol, die an Trägerproteine
konjugiert waren, die Bildung von Antikörpern mit Esterasefähigkeiten
auslöste
(M. Sun et al., J. Immunol. 153, 5121–5126 (1994); S. Paul et al.,
Appl. Biochem. Biotechnol. 47, 241–255 (1994)). Menschliche Autoantikörper, die
das Neuropeptid VIP hydrolysieren, wurden nachgewiesen (L. Li et
al., Mol. Immunol., im Druck (1996)). Eine durch Autoantikörper katalysierte
Hydrolyse von VIP wurde reproduziert (L. Li et al., J. Immunol.
154, 3328–3332 (1995)).
Andere Gruppen haben eine durch Autoantikörper vermittelte Hydrolyse
von DNA gezeigt (S. Tyutyulkova et al., Biochimica Biophysica Acta,
im Druck (1996); R. Kalaga et al., J. Immunol. 155, 2695–2702 (1995)).
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Antikörper mit
enzymatischer Aktivität
bieten die Möglichkeit
einer spezifischen, äußerst wirksamen
katalytischen chemischen Überführung von
Liganden. Viele biologische Mediatoren sind Peptide oder Proteine,
einschließlich
der Antigene von pathogenen Organismen, Hormonen, Neurotransmittern und
tumorspezifischen Antigenen. Es ist möglich, das große Repertoire
an Spezifitäten,
die das Immunsystem bereitstellt, zu nutzen, um chemische Reaktionen
zu katalysieren, die nicht im Rahmen natürlich vorkommender Enzyme liegen.
Die Kombination von Antikörperspezifität mit der
katalytischen Kraft von Enzymen hat das Potenzial, starke therapeutische
Wirkstoffe, d.h. katalytische Antikörper, die in der Lage sind,
Schlüssel-Virushüllproteine
zu hydrolysieren, zu bilden.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Eine
Heilung für
HIV-Infektionen wurde bisher noch nicht entwickelt. Die bisher verfügbaren Behandlungen
sind auf die Hemmung von Virusreplikation ausgerichtet, um die Latenzzeit
der Krankheit zu verlängern.
Die vorliegende Erfindung stellt Verfahren und Zusammensetzungen
bereit, die an AIDS-Patienten angewendet werden können, um
die Konzentration an HIV und löslichem
gp120 im Körper zu
verringern. Die Verabreichung dieser Zusammensetzungen an Patienten
kann die neurologischen Symptome von Patienten lindern, die an AIDS-bezogener
Demenz leiden.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst hydrolytische Anti-gp120-Antikörper und
L-Ketten-Antikörperkomponenten,
die aus Patientenseren isoliert wurden, die gp120 wirksam in inaktiven
Subfragmente spalten. Verfahren zur Isolation und Reinigung von katalytischen
Antikörpern
und Antikörperkomponenten,
welche die Hydrolyse von gp120 vermitteln, werden bereitgestellt.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung sind Antikörper
und Antikörperkomponenten, die
unter Einsatz von Rekombinationsverfahren hergestellt werden. Nach
dem Screenen von Seren auf gp120-Spaltungsaktivität werden
Peripherblut-Lymphozyten
isoliert und als Quelle von mRNA verwendet, die für die Aktivität zur Bildung
einer cDNA-Bibliothek kodiert. Die Isolation von Genen, die für die katalytischen
Antikörper
und Antikörperkomponenten der
Erfindung kodieren, erfolgt mithilfe von Verfahren, die Fachleuten
auf dem Gebiet der Erfindung wohlbekannt sind. Phagendisplay der
L-Ketten der Erfindung zur Isolation von L-Ketten-exprimierenden Klonen
wird in Betracht gezogen. Auch die Klonierung des Immunrepertoires
aus Lymphozyten, die aus HIV-1- und SLE-Patienten isoliert wurden,
unter Verwendung von Primern an konservierte Regionen von IgG-Genen
ist vorgesehen.
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Nach
der Isolation, Expression und Reinigung von rekombinanten gp120-Hydrolysierungsantikörpern oder
-antikörperkomponenten
wird ein Verfahren zur Verabreichung an HIV-infizierte Patienten bereitgestellt.
Der katalytische gp120-Spaltungsantikörper oder Komponenten davon
können
in einem geeigneten pharmazeutischen Präparat i.v. verabreicht werden.
Alternativ dazu können
die hydrolytischen gp120-Antikörper der
Erfindung mithilfe einer Kanüle
in das intraventrikuläre
Kompartiment des Hirns verabreicht werden. Die katalytischen L-Ketten der
Erfindung können
auch translational an Transferrin fusioniert werden, um die Passage
der Blut-Hirn-Schranke
in mit HIV-1 infizierte Patienten zu vermitteln.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 ist
ein silbergefärbtes
Gel von Bence-Jones-Proteinen und ihren VL-Domänen unter reduzierenden
(A) und nichtreduzierenden (B) Bedingungen.
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2A ist
ein Autoradiogramm, das die Hydrolyse von radioaktiv markiertem
gp120 veranschaulicht, das 6 Stunden lang bei 37 °C mit einer Lay2-L-Kette
inkubiert worden war.
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2B ist
ein silbergefärbtes
SDS-Page-Gel, das die Hydroylse von unmarkiertem gp120 durch die
Lay2-L-Kette zeigt.
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3 ist
eine graphische Darstellung der fortschreitenden Verarmung eines
radioaktiv markierten gp120-Substrats in Gegenwart von steigenden Konzentrationen
der Lay2-L-Kette.
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4 ist
eine graphische Darstellung der pH-Abhängigkeit von Lay2-L-Ketten-katalysierter Hydrolyse
von radioaktiv markiertem gp120.
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5 ist
eine graphische Darstellung der Reduktion von Neurotoxizität von gp120
auf Nervenzellen nach einer Behandlung mit einer Lay2-L-Kette.
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6 ist
eine graphische Darstellung der Hemmung von HIV-1-Infektiösität durch
Vorbehandlung mit einer Lay2-L-Kette.
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7 ist
ein Gel, das die Größe der cDNA zeigt,
die für
die Lay2-VL-Domäne kodiert, synthetisiert durch
rekursive PCR.
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8 ist
ein Autoradiogramm, das die Hydrolyse von radioaktiv markiertem
gp120 durch aus einem SLE-Patienten isolierte L-Ketten zeigt.
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9 ist
ein Autoradiogramm, das die Hydrolyse von radioaktiv markiertem
gp120 durch aus einem HIV-Patienten isolierte L-Ketten zeigt.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
unerwartete Entdeckung, dass ein normales menschliches Protein in
der Lage ist, gp120 spezifisch zu erkennen und die Lyse einer Peptidbindung
in gp120 zu katalysieren, eröffnet
die Möglichkeit,
einen neuen therapeutischen Eingriff in das erworbene Immundefektsyndrom
(AIDS) zu entwickeln. Ein hydrolytischer Anti-gp120-Antikörper kann pharmakologisch
bei der Behandlung von AIDS-Patienten einge setzt werden, beispielsweise
bei der Behandlung von AIDS-bezogener Demenz. Vorläufige Daten
haben gezeigt, dass eine Anti-gp120-Proteolyse gp120-vermittelte
Neurotoxizität
eliminiert. Eine weitere und direktere Anwendung wäre als injizierbare
Proteinlösung,
die durch Bindung an und Spaltung von gp120 die HIV-Infektiösität verringern
würde,
entweder durch Zerstörung
der gp120-Rezeptorbindungsstelle oder durch Destabilisierung der
Virusrezeptorbindungsstelle. Der hydrolytische gp120-Antikörper kann
als Immunsystemverstärker
eingesetzt werden, um die Fähigkeit
der natürlichen
Mechanismen eines Körpers,
die Krankheit zu kontrollieren, zu steigern. Eine der L-Ketten mit
der gp120-Hydrolyseaktivität,
die in dieser Anmeldung als Beispiel angeführt wird, wurde aus einem Patienten
mit multiplem Myelom (Lay2) isoliert. Der ursprüngliche Antigenstimulus, der
für die
Spezifität
der Myelom-L-Kette verantwortlich ist, ist nicht bekannt. Die Reaktion
der L-Kette mit gp120 könnte
ein Kreuzreaktivitätsphänomen aufgrund
einer zufälligen
strukturellen Übereinstimmung
zwischen der Bindungsstelle und gp120 widerspiegeln. Bis zum Zeitpunkt
des Todes des Patienten war AIDS nicht als Krankheitsbild erkannt worden,
und es ist nicht bekannt, ob der Patient HIV-1-Antikörper aufwies.
Multiple Myelome können bei
AIDS-Patienten häufiger vorkommen
(S. Erhan et al., Nature 251, 353-355 (1974)), aber es gibt keine Beweise
dafür,
dass der Spender der katalytische L-Kette AIDS hatte.
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Neuere
Berichte haben gezeigt, dass eine HIV-Infektion ein Gleichgewicht
zwischen rascher HIV-Replikation und hohem Umsatz von CD4-T-Zellen
einschließt
(Wei et al., Nature 373, 117–122 (1995);
Ho et al. Nature 373, 123–126
(1995)). Eine aggressive virusspezifische proteolytische Behandlung
in der Phase, in der das Immunsystem immer noch stark ist und die
Infektion eindämmt,
würde die Möglichkeit,
die Infektion zu eliminieren oder die Latenzzeit zu verlängern, steigern.
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Die
folgenden Beispiele dienen zur genaueren Beschreibung der Erfindung.
Sie sind in keinster Weise als Einschränkung der Erfindung zu verstehen.
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Beispiel 1
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Antikörper-L-Ketten-vermittelte Hydrolyse
von gp120
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29
monoklonale Antikörper-L-Ketten,
die aus Patienten mit multiplen Myelomen gereinigt worden waren,
wurden schon beschrieben (A. Solomon, Meth. Enzym. 116, 101–121 (1985);
Proben bereitgestellt von Dr. Solomon, University of Tennessee, USA),
eine rekombinante L-Kette mit VIP-Hydrolyseaktivität (Q-S.
Gao et al., J. Biol. Chem. 269, 32389–32393 (1994)) und polyklonale
Anti-VIP-Antikörper
(S. Paul et al., J. Biol. Chem. 266, 16128–16134 (1991)) wurden auf ihre
Fähigkeit
gescreent, 125I-markiertes gp120 zu hydrolysieren. Die radioaktive
Markierung von elektrophoretisch reinem gp120 (IIIB; AIDS Research
and Reference Reagent Program, NIH) erfolgte durch das Chloramin-T-Verfahren,
gefolgt von einer Reinigung von 125I-gp120 durch
Gelfiltration. Eine einzelne Bande von radioaktiv markiertem gp120
bei 120 kD wurde durch SDS-PAGE und Autoradiographie erhalten. 1 ist ein
silbergefärbtes
SDS-PAGE-Gel, das
die Reinheit des L-Ketten-Präparats
zeigt. Die L-Ketten wurden mit 125I-gp120
inkubiert, und die Reaktionsgemische wurden durch SDS-Polyacrylamid-gelelektrophorese und
quantitative Autoradiographie analysiert (C. Brugger et al., J.
Biol. Chem. 266, 18358–18362 (1991)).
Eine menschliche monoklonale L-Kette mit gp120-Hydrolyseaktivität wurde
identifiziert (Lay2). Die restlichen L-Ketten und Anti-VIP-Antikörper wiesen
keine Aktivität
auf. Die gp120-Hydrolyseaktivität coeluierte
aus einer Gelfiltrationssäule
mit dem L-Ketten-Protein-Peak. Fast die gleiche Spaltung von gp120
durch Lay2 wurde in physiologischen Puffern und Nährmedien
(phosphatgepufferte Kochsalzlösung
(PBS), Hanks gepufferte Kochsalzlösung (HBSS) und RPMI 1640)
beobachtet. Vier radioaktiv markierte gp120-Spaltprodukte mit einer
Masse von etwa 80 kD, einem Schmier bei etwa 50 kD, 20 kD und <6 kD wurden durch
nichtreduzierende Elektrophorese nachgewiesen. Siehe 2A.
Die 80-kD-Bande scheint unter reduzierenden Bedingungen eine Fragmentierung
zu durchlaufen, was darauf hinweist, dass es disulfidgebundene Fragmente
enthielt. Identische Produktprofile wurden unter Einsatz von 125I-gp120-Präparaten aus den HIV-1-Stämmen IIIB,
SF2 und MN erhalten. Die radioaktiv markierte 80-kD-Bande schien
bei verlängerter
Inkubation bis zu 36 Stunden einen weiteren Verdau zu durchlaufen.
Die Spaltungsprofile von unmarkiertem gp120 und radioaktiv markier tem
gp120 waren ähnlich,
mit der Ausnahme, dass die Intensität der einzelnen Banden unterschiedlich
war, was wahrscheinlich die zur Detektion der zwei Arten von Substraten
verwendeten Verfahren widerspiegelt (Silberfärbung bzw. 125I-Makeriung
an Tyr-Resten, gefolgt von Autoradiographie). Aus den HIV-1-Stämmen IIIB,
SF2 und MN isoliertes unmarkiertes gp120 wurde durch Lay2 (250 nM,
6 h) ähnlich
stark hydrolysiert (50, 44 bzw. 60 %) und durch quantitatives Scanning
der Bandenintensität
geschätzt.
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Immun-Blotting
von reduzierenden Gelen mit einem Anti-gp120-Antikörper, der
proteolytische Abbauprodukte des Proteins erkennt (S. Pollard et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 11320–11324 (1991)), ergab gut abgegrenzte
Produktbanden, die durch Lay2 erzeugt wurden. Siehe 2B.
Eine steigende Hydrolyse von gp120 war bei zunehmenden Lay2-Konzentration
zu erkennen, wie in 3 dargestellt ist, was als Reduktion
der Intensität
der 120-kD-Substratbande geschätzt
wurde. Dies war begleitet von einer steigenden Akkumulation der 80-kD-
und anderer Spaltprodukte.
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Vorläufige Schätzungen
der Kinetik der Reaktion, die durch Inkubation von 20 nM Lay2 mit
steigenden Konzentrationen von Lay2 (10–300 nM) erreicht wurde, ergab
anfängliche
Raten, die in die Michaelis-Menten-Gleichung eingesetzt werden konnten.
Der scheinbare Km-Wert der Reaktion war 30 nM, und Vmax betrug 0,06
nmol gp120/nmol Lay2/h. Diese vergleichsweise hohe Affinität von gp120
für Lay2
wurde durch die Beobachtung aufgezeigt, dass in parallelen Reaktionen
analysierte Trypsin-katalysierte Hydrolyse bei Konzentrationen von
bis zu 1 μM nichtsättigbar
war, was vermuten lässt,
dass die Km von Trypsin für
gp120 wesentlich größer ist
als die von Lay2.
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Es
gab keine Hydrolyse von 125I-Albumin durch
Lay2, was darauf hinweist, dass die beobachtete gp120-Hydrolyse
nicht ein nichtspezifisches Phänomen
ist, 2A. Steigende Konzentrationen von VIP hemmten
die Hydrolyse von 125I-gp120 durch Lay2
(scheinbare Ki von VIP, 620 nM). Lay2 hydrolysiert auch radioaktiv
markiertes VIP mit einer Km von 144 nM. Ausgehend von einem Vergleich
seiner Km für
gp120 mit Ki/Km für
VIP scheint Lay2 gp120 etwa 5- bis 21-mal stärker zu binden als VIP.
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gp120
weist zwei kurze Homologieregionen mit VIP auf (G.J. LaRosa et al.,
Science 149, 932–935
(1990); M. Gorny et al., J. Immunol. 150, 635–643 (1993)), was der Reaktivität beider
Polypeptide mit Lay2 zugrunde liegen könnte.
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Der
optimale pH für
die gp120-Hydrolyse durch Lay2 lag im neutralen Bereich, wie in 4 dargestellt
ist, was die Beteiligung von Aminosäureresten mit neutralen pKa-Werten als katalytische Reste
(Ser, Thr, Tyr, His) vermuten lässt.
In Gegenwart eines Serinproteaseinhibitors (0,3 mM Diisopropylfluorphosphat)
wurde die Lay2-katalysierte
Hydrolyse im Wesentlichen vollständig
gehemmt. Im Vergleich dazu hatten Inhibitoren von Metalloproteasen, Cysteinproteasen
und Säureproteasen
(EDTA, Iodacetamid, Pepstatin A) keine Auswirkung auf die Reaktion.
Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass ein Ser-Rest an der gp120-Hydrolyse
beteiligt sein könnte.
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Die
Sequenz von Lay2 wurde bestimmt. Lay2 ist ein Mitglied der k-IIc-Untergruppe.
Die Anzahl an Ser/Thr-Resten in den CDRs dieser L-Kette ist unüblich hoch.
Eine ortsgerichtete Mutagenese einer katalytischen Anti-VIP-L-Kette
hat gezeigt, dass ihr Ser27a und His93 die katalytischen Reste sind. Ein
Ser-Rest ist auch an Position 27a in Lay2 vorhanden. Position 93
in Lay2 wird von Glu eingenommen (anstelle von His in der Anti-VIP-L-Kette).
In einem vorläufigen
Modell von Lay2, das mithilfe des Computerprogramms AbM erzeugt
wurde (A.C.R. Martin et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 9268–9272 (1989)),
sind Ser27a und Glu93 in Wasserstoff-Brückenbindungsreichweite (2,9 Ångström). Wenn
diese Reste über
Wasserstoffbrücken
gebunden sind, kann die resultierende Steigerung der Nucleophilität des Ser-Rests
seine Teilnahme an der Peptidbindungshydrolyse durch einen Mechanismus
erlauben, der analog zu dem bei Serinproteasenkatalyse ist.
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Die
Wirkungen von Kontroll-gp120 und mit Lay2 behandeltem gp120 (10 μM, 30 h)
auf die Lebensfähigkeit
von kultivierten Maus-Großhirnrindenzellen
wurden verglichen. Wie schon früher
berichtet (D.E. Brenneman et al., Nature 335, 639–642 (1988)) sind
subpikomolare Konzentrationen von Kontroll-gp120 für diese
Zellen toxisch. Kurz gesagt wurden Großhirnrindenzellen von neugeborenen
Wistar-Ratten mit 0,25 % Trypsin vorbereitet, um das Gewebe zu dissoziieren.
Die Zellen wurden in MEM-Medium kultiviert, das mit 10 % fötalem Kälberserum
ergänzt
war. Nach 2 Tagen sind etwa 80 % der Zellen Neuronen und etwa 20
% saure Gliafaserproteinpositive Astrozyten. Nach einer Behandlung
mit Lay2 war die Wirksamkeit von gp120 um mehr als das 10fache verringert,
was direkt dem Hydrolysegrad entspricht. Siehe 5.
Eine Elektrophorese und Silberfärbung des
Lay2-behandelten gp120 zeigten, dass etwa 85 % des Proteins verdaut
wurden. Kontroll-Lay2 ohne gp120 wies keine neurotoxische Wirkung
auf.
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Lay2
wurde auf seine Fähigkeit
getestet, HIV-1-Infektiösität zu hemmen.
Unter serumfreien Bedingungen hemmte eine Vorbehandlung mit dieser katalytischen
L-Kette tatsächlich die
Infektion von MT-2-Zellen, einer T-Zelllinie, durch HIV-1 (IIIB),
wie durch eine Mikroskopuntersuchung auf zytopathische Wirkungen
(Synzytium-Bildung)
und den Mikrokultur-Tetrazolium-Test (MTA) unter Einsatz von 2,3-Bis(2-methoxy-4-nitro-5-sulfophenyl)-5-[(phenylamino)-2N-tetrazoliumhydroxid
gezeigt wurde. Siehe 6. Die Infektionsmultiplizität (MOI)
in diesem Experiment betrug 3,2. Bei niedrigeren MOI-Werten ist die
Wahrscheinlichkeit groß,
dass die L-Kette noch größere Wirksamkeit
aufweist. Eine Behandlung der Zellen mit der L-Kette in Abwesenheit
von HIV-1 führte
zu keiner zytopathischen Wirkung. Diese Ergebnisse zeigen, dass
die L-Kette in der Lage ist, natives gp120 zu erkennen und zu spalten.
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Beispiel II
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Herstellung von rekombinanter
Lay2-VL
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Wie
schon erwähnt,
wurde das menschliche Bence-Jones-Protein mit Namen Lay2 von Dr.
Alan Solomon, University of Tennessee, USA, bereitgestellt und stammte
von einem Patienten, der mittlerweile verstorben ist. Der Notwendigkeit
einer wiederauffüllbaren
Versorgung mit dem Katalysator wurde Rechnung getragen, indem eine
rekombinante Form von Lay2 in einem bakteriellen Expressionssystem konstruiert
wurde. Es ist zu erwarten, das dies die Herstellung von Derivaten
von Lay2 mit verbesserten katalytischen Eigenschaften ermöglicht.
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Eine
erfolgreiche Klonierung und Isolation einer katalytischen L-Kette
mit Aktivität
gegen vasoaktives Intestinalpeptid wurde im US-Patent Nr. 5.229.272
beschrieben, dessen gesamte Offenbarung durch Verweis hierin aufgenommen
ist.
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Die
Sequenz der variablen Domäne
der Lay2-L-Kette wurde schon früher
im Labor von Dr. Solomon bestimmt. Der V-Exon-kodierte Abschnitt unterscheidet
sich von jenem der drei Keimbahngene (011-01) (R. Klein et al.,
Eur. J. Immunol. 23, 3248–3271
(1993)), die für
die Human-II-L-Ketten-Familie kodieren, an sechs Positionen. Von
diesen Unterschieden, die vermutlich somatische Mutationen widerspiegeln,
betrifft einer eine CDR-Position. An Position 92 in CDR2 weist Lay2
einen Leu-Rest und kein IIe auf. Die restlichen fünf Unterschiede
zwischen dem Lay2-Protein und dem Keimbahngen 011-01 betreffen FR-Stellen,
die von den CDR-Segmenten entfernt positioniert sind; Lay2 weist
außerdem
einen zusätzlichen
Rest, Glu, an Position 0 auf, der einen siebten Varianz mit unbekannter
Signifikanz darstellt. Die Ähnlichkeit
zwischen der Lay2-Sequenz und der 011-01-Keimbahnsequenz ist beachtenswert,
da sie die Fähigkeit
anderer von diesem Keimbahngen abgeleiteter VL-Domänen widerspiegeln
könnte,
gp120 zu binden und zu hydrolysieren.
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Die
für das
Lay2-VL-Domänenprotein kodierende cDNA
wurde durch rekursive PCR synthetisiert. Siehe 7.
Die vollständige
funktionelle rekombinante Form des Proteins kann wie nachstehend
beschrieben exprimiert werden. Diese Verfahren wurden schon früher eingesetzt,
um erfolgreich Gene zu konstruieren, die für menschliche variable Domänen kodieren
(P. Wilkins-Stevens et al., Prot. Science 4, 421–432 (1995)). Kurz gesagt umfasst
die Konstruktion der VL-Domänen-cDNA
die Verwendung von rekursiver PCR (C. Prodromou et al., Prot. Eng.
5, 827-829 (1992)), um acht überlappende
synthetische Oligonucleotide zu verbinden, die Codons bereitstellen,
welche die gesamte VL-Domäne, eine N-terminale
Signalsequenz und flankierende Sequenzen, die Sfil- und Notl-Restriktionsstellen
enthalten, überspannen,
um eine Insertion in den Expressionsvektor zu ermöglichen.
Die cDNA umfasst außerdem
ein kurzes C-terminales Linkersegment zur Verwendung bei der Konstruktion
eines Fv.
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Beispiel III
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Isolation von katalytischen
gp120-Antikörpern
aus AIDS- und SLE-Patienten und rekombinante Produktion davon
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Die
im vorangegangenen Abschnitt beschriebene L-Kette wurde durch Zufallsscreening von
Patienten mit multiplen Myelomen isoliert. Es ist bekannt, dass
katalytische Antikörper
bei Autoimmunerkrankungen wie Lupus in großen Mengen gebildet werden,
und in SLE-Patienten wurden gp120-bindende Antikörper gefunden. Diese Beobachtung
bewegte die Erfinder dazu, die Seren von HIV-1-positiven Patienten
und Lupus-Patienten auf die Gegenwart von katalytischen Antikörpern gegen
gp120 zu analysieren.
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Die
aus dem Serum isolierte IgG-Fraktion (~0,5 ml) von AIDS-Patienten
und SLE-Patienten wurde
durch DEAE-Cellulose-Chromatographie (DE52-Matrix, Whatman) oder
Protein-G-Sepharose (Pharmacia) in 50 mM Tris-HCl, pH 7,5, 0,002
% Natriumazid gereinigt. Die IgG-Fraktionen wurden als ungebundenes
Material aus der DEAE-Cellulosesäule
und als säureeluiertes
Protein aus der Protein-G-Säule
erhalten. Die Elution wurde unter Einsatz von 100 mM Glycin, pH
2,7, durchgeführt,
gefolgt von einer Neutralisierung der Lösung mit 1 M Tris-Base, pH
9,0. Da IgG-Präparate bekannterweise
kleine Mengen freie L-Ketten enthalten, wurde das DEAE-Cellulose-gereinigte
IgG einer weiteren Chromatographie auf einer Hochleistungs-Gelfiltrationssäule (Superose-12,
Pharmacia) in 50 mM Tris-HCl, 100 mM Glycin, 150 mM NaCl, 0,025
% Tween-20, 0,02 % Natriumazid, pH 7,5 (Durchflussgeschwindigkeit
0,5 ml/min; Fraktionsgröße 0,5 ml)
unterzogen. L-Ketten, die im DEAE-Cellulose-gereinigten IgG vorhanden
waren, wurden als Fraktion identifiziert, die bei einer Masse von
25 kD eluierte, basierend auf einer Säulenkalibration mit Standard-Proteinen mit bekannter
Masse. Proteinkonzentrationen wurden durch Messung von Ultraviolettlicht-Absorptionsvermögen bei
280 nm bestimmt (0,8 mg/ml Proteinlösung ergibt eine Ablesung einer
optischen Dichte von 1,0 bei 280 nm bei Verwendung einer Küvette mit
einer Weglänge
von 1 cm). gp120-Spaltung wurde durch SDS-Elektrophorese und Autoradiographie
gemessen, wie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben wurde.
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Die
oben beschriebenen Seren sind polyklonal. Die Auflösung von
einzelnen L-Ketten
kann mithilfe von zweidimensionaler Gelelektrophorese, gefolgt von
einer Elektroelution von einzelnen L-Ketten, erfolgen. Sobald Monomer-L-Ketten
isoliert sind, würde
eine Sequenzierung des aminoterminalen Peptids erfolgen, um spezifische
Oligonucleotidsonden für
Klonierungszwecke zu erzeugen.
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8 zeigt,
dass eine Inkubation von 125I-gp120 (2 nM)
mit Protein-G-Sepharose-gereinigtem
IgG (3 μM)
aus einem SLE-Patienten (Laborcode Nr. 530) für 18 Stunden bei 37 °C im Auftreten
von Spaltprodukten von gp120 resultierten, die einem Schmier bei
etwa 110 kD und aufgelösten
Banden bei einer Masse von 37 kD, 24 kD und 10 kD resultierten. Das
intakte gp120 ist als 120-kD-Bande erkennbar. Der 110-kD-Schmier kann ein
Gemisch aus Polypeptiden oder ein einzelnes Produkt sein, dessen
Masse zu nah an der von intaktem gp120 liegt, um seine saubere Trennung
durch die in diesem Versuch eingesetzten experimentellen Verfahren
zu ermöglichen.
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9 zeigt
die Inkubation von 125I-gp120 (2 nM) mit
L-Ketten, die aus einem HIV-positiven
Patienten (Laborcode Nr. 005) gereinigt worden waren, für 17 Stunden
bei 37 °C,
die zum Auftreten von Spaltprodukten von gp120 führte, die 90 kD, 25 kD, 12
kD und <10 kD entsprachen. Ähnliche
L-Ketten-Fraktionen von HIV-negativen Kontrollen wiesen keine gp120-Spaltungsaktivität auf. Es
ist bekannt, dass die Konzentrationen von L-Ketten in IgG-Präparaten,
wie sie beispielsweise in diesem Experiment für die Gelfiltration eingesetzt
wurden, sehr gering sind. Eine SDS-Elektrophorese und Silberfärbung zeigen,
dass die L-Ketten-Konzentration in dieser IgG-Fraktion <1,5 % war. Die spezifische Aktivität (% Spaltung
von gp120/Proteinkonzentration) der als Katalysatoren verwendeten
L-Ketten kann berechnet werden und ist zumindest 112-mal größer als
die der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen L-Kette des katalytischen
Lay2-Antikörpers.
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Diese
Beobachtungen zeigen, dass die Synthese von L-Ketten mit gp120-Spaltungsaktivität eine relativ
häufige
Komponente der Immunantwort bei HIV-1- und SLE-Patienten darstellen könnte. Eine wiederauffüllbare Versorgung
mit L-Ketten kann er reicht werden, indem das Immunrepertoire der
oben genannten Patienten unter Einsatz von Verfahren kloniert wird,
die erfolgreich bei der Isolation von VIP-spaltenden L-Ketten von
einem Asthma-Patienten eingesetzt wurden, wie in Gao et al., Antibody
Engineering Protocols 51, 286–291,
Hrsg. S. Paul, Humana Press, Totowa, NJ, USA (1995), beschrieben ist.
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Seltene
Antikörper
können
rasch durch ligandenspezifische Affinitätschromatographie von Phagenteilchen
isoliert werden, die rekombinante Antikörperfragmente auf ihrer Oberfläche als
GenIII-Fusionsproteine aufweisen. Eine VL-Ketten-Phagendisplay-Bibliothek
wurde aus den Peripherblut-Lymphozyten eines Asthma-Patienten hergestellt
(S. Tyutyulkova et al., Appl. Biochem. Biotech. 47, 191–198 (1994);
S. Tyutyulkova et al., Antibody Engineering Protocols 5121, 377–394, Hrsg.
S. Paul, Humana Press, Totowa, NJ, USA (1995)). In diese Experimenten
wurden Phagenteilchen mit VIP-Bindungsaktivität durch Affinitätschromatographie
auf immobilisiertem VIP angereichert. Zwei VIP-bindende L-Ketten
wurden in löslicher
Form in E. coli exprimiert, wobei ihre Primärstruktur durch cDNA-Sequenzierung
abgeleitet wurde, und die Proteine wurden durch Metallchelat- und
Protein-L-Affinitätschromatographie
bis zur elektrophoretischen Homogenität gereinigt.
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Die
proteolytische Aktivität
der L-Ketten wurde mithilfe eines (Tyr10-125I)-VIP-Substrats
gemessen. Bei steigenden Konzentrationen der rekombinanten L-Ketten
war eine lineare Steigerung der VIP-Hydrolyse zu erkennen. Die Reaktion
für beide L-Ketten wies Sättigungskinetik
in Bezug auf die Substratkonzentration auf. Die kinetische Wirksamkeit (kcat/Km)
unter Verwendung von VIP als Substrat war besser als die oder vergleichbar
mit der von Trypsin, einer hochentwickelten Protease. Die L-Ketten katalysierten
nicht die Spaltung von Resorufin, ein nichtspezifisches Proteasesubstrat.
Die Monomerform der L-Kette war verantwortlich für die Hydrolyse von VIP, was
durch die Elution der Aktivität
bei ~26 kD aus einer Gelfiltrationssäule gezeigt wurde.
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Ähnliche
Verfahren können
angepasst werden, um die L-Ketten der oben beschriebenen HIV- und
SLE-Patienten zu klonieren und zu exprimieren. Peripherblut- Lymphozyter würden gesammelt,
und L-Ketten-cDNA würde
durch das Umkehrtranskriptase-PCR-Verfahren hergestellt. Die PCR-Produkte würden dann
in den Phagemid-Vektor pCANTABhis6 kloniert, der eine Präsentation
der L-Ketten auf der Oberfläche
von Phagenteilchen oder ihre Expression als lösliche Proteine ermöglicht.
Nach der Elektroporation von kompetenten E.-coli-TG1-Zellen mit
der Phagemid-DNA wurden Phagenteilchen, die an Protein 3 fusionierte
L-Ketten präsentierten,
durch Superinfektion mit einem VCSM13-Helferphagen gerettet, mit
Polyethylenglykol gefällt
und einer Affinitätschromatographie
auf einer gp120-Sepharosesäule unterzogen.
Klone werden durch Elution bei niedrigem pH isoliert und durch eine
Radioimmuntest und/oder ELISA auf gp120-Bindung getestet. Die Klone
würden
dann in E.-coli-Zellen gezüchtet
und die Kulturen mit IPTG (1 mM) 24 Stunden lang induziert, um eine
Sekretion von löslichen
L-Ketten in den Überstand
zu erlauben. L-Ketter können
auch im periplasmatischen Raum exprimiert werden, indem die Induktionsperiode
mit IPTG von 24 auf 3 Stunden verkürzt wird.
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Wie
schon erwähnt,
werden katalytische Antikörper
als Reaktion auf eine Immunisierung mit einem Substrat synthetisiert.
Eine Antikörper-L-Ketten-Bibliothek
wurde aus einer mit VIP immunisierten Maus kloniert. Die proteolytische
Aktivität
von L-Ketten-Klonen,
die zufällig
ausgewählt
oder aufgrund ihrer Antigenbindungsaktivität ausgewählt wurden, wurde bestimmt.
Die Selektion erfolgt durch Chromatographie von Phagen auf immobilisiertem
VIP. Wirksame Katalysatoren, die zur Hydrolyse von (Tyr10-125I)-VIP und generischen Proteasesubstraten (Peptidmethylcumarinamide)
in der Lage sind, wurden isoliert. Die aufgrund ihrer VIP-Bindungsaktivität selektierten
Klone wiesen eine um 1–2
Größenordnungen
verbesserte Katalyse auf. Die Steigerung der katalytischen Aktivität war auf
die gesteigerte VIP-Bindungsaffinität zurückzuführen. Umsatzzahlen bei Verwendung
von VIP als Substrat reichten von 0,1–2,2/min. Etwa 20 % der gereinigten
L-Ketten von 156 zufällig
ausgewählten
Klonen, die bei 10 nM Protein getestet wurden, wiesen bei Verwendung
eines synthetischen Peptids als Substrat katalytische Aktivität auf. Die
variable Region der zwölf
L-Ketten-Klone wurde
sequenziert, und mit katalytischer Aktivität assoziierte Consensus-Sequenzen
und Raummotive werden nun gesucht. Diese Beobachtungen zeigen eine
häufige
Katalyse durch das natürliche
Antikörper-L-Kettenrepertoire
und die Entwicklung von antigenspezifischer katalytischer Aktivität durch
Immunisierung mit einem Polypeptid auf. Dies kann durch eine De-novo-Entwicklung
von katalytischer Aktivität aufgrund
einer Sequenzdiversifikation von variablen Regionen oder seiner
Vererbung als Keimbahnaktivität
und Aufrechterhaltung während
der Reifung von hoher Affinität
für das
Immunogen erfolgen.
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Eine
Infektion mit HIV-1 induziert eine starke Immunreaktion. Die Klonierung
einer L-Ketten-Bibliothek
aus den Lymphozyten des oben beschriebenen Patienten unter Verwendung
des hierin beschriebenen Verfahrens für VIP-L-Ketten-Klonierung wäre auch
bei der Isolation einer wiederauffüllbaren Versorgung mit Anti-gp120-Hydrolyseantikörper-L-Ketten
erfolgreich.
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Beispiel IV
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Behandlung von Patienten
mit den gp120-hydrolysierenden L-Ketten der Erfindung
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Die
katalytischen Anti-gp120-L-Ketten-Antikörper können in einem geeigneten pharmazeutischen
Exzipienten an Patienten verabreicht werden, um die Werte von löslichen
gp120-Antigenen im Körper
zu senken.
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Über die
klinische Verwendung von Immunglobulin zur intravenösen Verabreichung
(IVIG) wurde steht ein detaillierter Überblick zur Verfügung (siehe
beispielsweise Dietrich et al., Blood 9, 2946–51 (1992); Rossi et al., Immunol.
Rev.110, 135–149 (1989);
J.M. Dwyer, New Eng. J. Med. 326, 107–16, (1992); S.A. Schwartz,
J. Clin. Immunol. 10, 81 (1990)).
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Die
gereinigtes gp120 hydrolysierenden L-Ketten der vorliegenden Erfindung
würden
i.v. an Patienten verabreicht, um die Werte an HV-1 und löslichem
gp120 im Körper
zu senken. Die Dosierungen würden
je nach Virusbelastung im Patienten angepasst und variieren zwischen
1/100 der Virusbelastung bis zu stöchiometrischen (1:1) Werten.
Da die L-Ketten katalytisch sind, können für eine Virusneutralisation
gegebenenfalls wesentlich geringere Dosen erforderlich sein. Es
ist bekannt, dass Dosierungen von IgG im Bereich von 0,25–1 g/kg
Körpergewicht
sicher sind. Die Wirksamkeit wür de
durch eine ELISA-Analyse der Werte an löslichem gp120 vor und nach
einer Behandlung gemessen.
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Alternativ
dazu würde
die Anti-gp120-Hydrolyseantikörper
der Erfindung direkt in das Hirn von Patienten verabreicht, die
an AIDS-bezogener Demenz leiden. Die Verabreichung von Therapeutika
in das Hirn wurde in der Literatur beschrieben. Siehe beispielsweise
R.E. Harbaugh, Biomed. Pharmacother. 43, 483–485 (1989); Johnson et al.,
J. Neurosurg. 70, 240–248
(1989); L. Giannone et al., J. Clin. Oncol. 4, 68–73 (1986).
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Die
gp120 hydrolysierenden Leichtketten können direkt mithilfe einer
Kanüle
in das intraventrikuläre
Kompartiment verabreicht oder alternativ dazu an ein Transferrin-Molekül konjugiert
und i.v. verabreicht werden. Die Konstruktion von Fusionsproteinen
ist auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt. Die Gensequenzen,
die für
die katalytische L-Kette der Erfindung kodieren, würden operabel
an die für
Transferrin kodierenden Gensequenzen gebunden. Es wurde gezeigt,
dass Transferrin in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden,
sodass es die L-Kette der Erfindung effektiv in das Hirn transportieren
könnte
(Shin et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 92, 2820–2824 (1995).